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Frank Hüesker Kommunale Daseinsvorsorge in der ...

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6 Leistungen <strong>der</strong> Wasserbetriebe des Landes Berl<strong>in</strong><br />

tung des Wassers als Umweltgut (die Ressource Wasser) und als Netzwerkgut (die Infrastrukturen<br />

zur Verteilung und Entsorgung des Wassers). 698<br />

Wasser als Umweltgut betrachtet das materiell und regional vorrätige, d. h. das dauerhaft verfügbare<br />

Gut Tr<strong>in</strong>kwasser. Wasser als Netzwerkgut betrachtet ist e<strong>in</strong> Infrastrukturthema. 699 Die<br />

erste von <strong>der</strong> Wasserwirtschaft zur Erfüllung <strong>der</strong> Kriterien des <strong>Dase<strong>in</strong>svorsorge</strong>staates zu erbr<strong>in</strong>gende<br />

Leistung ist also die dauerhafte Bereitstellung e<strong>in</strong>es qualitativ hochwertigen Gutes<br />

Tr<strong>in</strong>kwasser – <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> hat dies über die Erhaltung e<strong>in</strong>es ausreichenden (aber auch siedlungsverträglichen)<br />

Grundwasserpegels zu geschehen. Als zweites gehört hierzu e<strong>in</strong>e dauerhaft<br />

leistungsfähige, flächendeckende und von <strong>der</strong> Größe her angemessene arbeitende Infrastruktur<br />

zur Verteilung und Säuberung des Wassers. Wasser<strong>in</strong>frastrukturen erfüllen zudem weitere<br />

gesellschaftliche Funktionen und fungieren als Geme<strong>in</strong>wohlträger, etwa im gesundheitspolitischen<br />

o<strong>der</strong> sozialpolitischen S<strong>in</strong>n. Deswegen ist nach <strong>der</strong> hier vertretenen Auffassung e<strong>in</strong> hoher<br />

Anschlussgrad an zentrale 700 Ver- und Entsorgungsnetze anzustreben. 701 Die beson<strong>der</strong>en<br />

Bed<strong>in</strong>gungen für e<strong>in</strong>e nachhaltige Leistungserbr<strong>in</strong>gung <strong>der</strong> Tr<strong>in</strong>kwasserwirtschaft beschreibt<br />

die Studie für das Umweltbundesamt:<br />

282<br />

„Im Vergleich zu an<strong>der</strong>en Handlungsfel<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>er nachhaltigen Entwicklung weist die<br />

Wasserversorgung e<strong>in</strong>e Reihe von Unterschieden und Beson<strong>der</strong>heiten auf. Zuallererst<br />

ist die ausgesprochen hohe Bedeutung e<strong>in</strong>er sicheren und qualitativ hochwertigen<br />

Tr<strong>in</strong>kwasserversorgung für die Gesundheit <strong>der</strong> Menschen und die enge Verknüpfung<br />

dieser Leistung <strong>der</strong> <strong>Dase<strong>in</strong>svorsorge</strong> mit dem Umweltschutz zu nennen. Da Ausweichmöglichkeiten<br />

zur öffentlichen Wasserversorgung nicht o<strong>der</strong> nur begrenzt beste-<br />

698 Moss, Timothy et al.: Zum Verhältnis von Geme<strong>in</strong>schaftsgütern und Geme<strong>in</strong>wohl – Überlegungen aus raumwissenschaftlicher<br />

Perspektive (Work<strong>in</strong>g Paper des Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung),<br />

Erkner 2007, S. 37.<br />

699 Vergleiche hierzu umfassend: Bernhardt, Christoph/Kilper, Hei<strong>der</strong>ose/Moss, Timothy (Hrsg.): Im Interesse<br />

des Geme<strong>in</strong>wohls. Regionale Geme<strong>in</strong>schaftsgüter <strong>in</strong> Geschichte, Politik und Planung, <strong>Frank</strong>furt/M. 2009.<br />

700 Die Leistungserbr<strong>in</strong>gung des klassischen <strong>Dase<strong>in</strong>svorsorge</strong>staates im Wassersektor ist eng verknüpft mit dem<br />

sogenannten mo<strong>der</strong>nen Infrastrukturideal. Dieses Ideal, welches sich historisch <strong>in</strong> den Versorgungssystemen<br />

vieler OECD-Staaten durchgesetzt hat, beruht auf e<strong>in</strong>em großen zentralen Versorgungsnetz pro Gebietse<strong>in</strong>heit<br />

sowie dem sogenannten Gebietsmonopol. Dies hat beispielsweise f<strong>in</strong>anzielle Gründe, weil sich <strong>der</strong>art aufwendige<br />

Investitionen wie <strong>der</strong> Aufbau e<strong>in</strong>er Abwasserkanalisation nur dann lohnen, wenn <strong>der</strong> Investor dann auch das<br />

Betriebsmonopol erhält. Dezentrale Systeme werden zurückgedrängt, um die Gesamtversorgung solidarischer zu<br />

machen, obwohl sie im E<strong>in</strong>zelfall günstiger und an<strong>der</strong>weitig vorteilhafter se<strong>in</strong> können. Technische Neuerungen<br />

haben immer wie<strong>der</strong>, wie auch heute, dezentrale Systeme <strong>in</strong> die wasserpolitische Debatte gebracht. Für e<strong>in</strong>en<br />

ersten Überblick zur Thematik siehe beispielsweise: Wissen, Markus/Naumann, Matthias: Raumdimensionen<br />

des Wandels technischer Infrastruktursysteme. E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>leitung, <strong>in</strong>: Timothy Moss/Matthias Naumann/Markus<br />

Wissen (Hrsg.): Infrastrukturnetze und Raumentwicklung. Zwischen Universalisierung und Differenzierung,<br />

München 2008, S. 17-34.<br />

701 Vgl. hierzu systematisch: Lux, Alexandra: Wasserversorgung im Umbruch, <strong>Frank</strong>furt/M. 2009, S. 237 ff;<br />

siehe auch: Moss, Timothy/<strong>Hüesker</strong>, <strong>Frank</strong>: Wasser<strong>in</strong>frastrukturen als Geme<strong>in</strong>wohlträger zwischen globalem<br />

Wandel und regionaler Entwicklung – <strong>in</strong>stitutionelle Erwi<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Brandenburg (Diskussionspapier<br />

3/2010 <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften), Berl<strong>in</strong> 2010.

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