Ausgabe lesen - Rheinkiesel
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Natur<br />
Leben am Limit<br />
Sie ist eine kleine Kämpferin, die sich vom Frühjahr bis zum<br />
Spätsommer vor allem um eins kümmert: um reichlich Nachwuchs.<br />
Kein Wunder, denn die Kaulquappen der Kreuzkröte<br />
wachsen in einer äußerst riskanten Kinderstube auf.<br />
Das kämpferische Amphib hat<br />
viele Gemeinsamkeiten mit der<br />
Wechselkröte (rheinkiesel Juli<br />
2009), kommt jedoch deutlich<br />
häufiger vor. Dennoch gilt die<br />
Kreuzkröte in Nordrhein-Westfalen<br />
wie in Rheinland-Pfalz als<br />
gefährdet. Neben der allseits bekannten<br />
und weit verbreiteten<br />
Erdkröte und der nahe verwandten<br />
Wechselkröte ist die Kreuzkröte<br />
die dritte Vertreterin der<br />
echten Kröten in unserer Heimat.<br />
Übrigens trägt die Kreuzkröte<br />
ihren Namen nicht etwa wegen<br />
eines Kreuzes auf ihrem olivgrünen<br />
Körper. Stattdessen kennzeichnet<br />
ein schmaler, schwefelgelber<br />
Streifen ihren Rücken, also das<br />
Kreuz. Ansonsten laufen die Tiere<br />
lieber, statt zu hüpfen, und zeigen<br />
sich sogar als äußerst begabte<br />
Kletterer.<br />
Faible für<br />
Katastrophen<br />
Während die Erdkröte (fast) allerorten<br />
vorkommt und das häufigste<br />
Amphib in Deutschland ist, stellt<br />
die Kreuzkröte weitaus höhere<br />
Ansprüche an ihren Lebensraum.<br />
War der „Warzenkittel“, wie das<br />
Tierchen einst tituliert wurde, vor<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
arbeiten<br />
10 September 2011<br />
60 Jahren noch überall in Europa<br />
weit verbreitet“, ist es heutzutage<br />
nur noch selten anzutreffen: Die<br />
Kreuzkröte gilt als akut gefährdet.<br />
Kein Wunder, denn andere Amphibien<br />
fühlen sich in Wäldern,<br />
Waldrandgebieten sowie Feldlandschaften<br />
wohl und besiedeln verschiedentlich<br />
sogar Dörfer und<br />
Städte. Die Kreuzkröte dagegen<br />
bevorzugt sogenannte Pionierstandorte,<br />
etwa an Küsten, in<br />
Flußtälern oder in waldarmen,<br />
offenen Steppen- bzw. Bördelandschaften.<br />
Dabei handelt es sich jedoch<br />
um die mit am stärksten gefährdeten<br />
Biotope in Mitteleuropa.<br />
Ihr besonderes Kennzeichen<br />
sind periodische „katastrophale“<br />
Ereignisse, etwa Hochfluten,<br />
Abschwemmungen oder<br />
Windwurf oder Vegetationsbrände.<br />
Das Ergebnis dieser „lokalen<br />
Katastrophen“ ist immer gleich:<br />
offene, vegetationsarme beziehungsweise<br />
kahle Flächen mit<br />
kleinen Stehgewässern. Dies konnten<br />
beispielsweise flache Altarme<br />
Unter Wissenschaftlern trägt die Kreuzkröte den Namen Bufo calamita<br />
Richard Gruber<br />
Im Sand 63<br />
53619 Rheinbreitbach<br />
Tel: 0 22 24 / 43 18<br />
Fax: 0 22 24 / 90 11 49 5<br />
r.gruber@gruber-garten.de<br />
www.gruber-garten.de<br />
in Flußauen, Brackwassertümpel<br />
in Küstennähe oder mit Regenwasser<br />
gefüllte Senken des Flachlandes<br />
sein. Doch wenn man bedenkt,<br />
wie eingeengt heutzutage<br />
der Rhein und seine Nebenflüsse<br />
fließen, wie stark die Ufer befestigt<br />
und die Flußebenen bebaut sind,<br />
wundert man sich nicht mehr, daß<br />
die Kreuzkröte dort kaum mehr<br />
ein Plätzchen für ihre Bedürfnisse<br />
findet.<br />
Kreuzritter der<br />
Quappen<br />
Anpassen oder aussterben hieß die<br />
Devise: Die Kreuzkröte mußte<br />
sich umstellen. Dabei lassen ihre<br />
beachtlichen Leistungen durchaus<br />
auch Assoziationen an Kreuzzüge<br />
und Kreuzfahrten aufkommen:<br />
Die etwa sechs bis sieben Zentimeter<br />
große Kröte versteht es,<br />
neue Gebiete zu erobern, und wie<br />
Kreuzfahrer zeigt sie einen unentbehrlichen,<br />
geradezu phänomenalen<br />
Orientierungssinn.<br />
In Ermangelung natürlicher Lebensräume<br />
nimmt die Kreuzkröte<br />
inzwischen mit Ersatzlebensräumen<br />
vorlieb. Zur „zweiten Wahl“ bei<br />
ihren Wohngebieten zählen Abbaugebiete<br />
wie Sand- und Kiesgruben,<br />
Steinbrüche, Kultur- beziehungsweise<br />
Feldlandschaften,<br />
manchmal sogar Industriebrachen<br />
oder Mülldeponien. Typisch ist<br />
ein hoher Anteil vegetationsfreier<br />
Flächen mit flachen Stehgewässern<br />
und Sand oder ähnlichem Boden,<br />
in den die Tiere sich gut eingraben<br />
können. Entsprechende Verbreitungsschwerpunkte<br />
liegen in den