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Untersuchung der Ursachen von Aromaveränderungen an einem ...

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<strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> <strong>Ursachen</strong> <strong>von</strong> Aromaverän<strong>der</strong>ungen <strong>an</strong> <strong>einem</strong><br />

alkoholischen Heilkräuterdestillat während einer Reifeperiode<br />

Identifizierung und Genese <strong>von</strong> Fehlgeruchsstoffen<br />

vorgelegt vom<br />

staatlich geprüften Lebensmittelchemiker<br />

Marc Lucas<br />

aus Berlin<br />

Von <strong>der</strong> Fakultät III – Fakultät für Prozesswissenschaften -<br />

<strong>der</strong> Technischen Universität Berlin<br />

zur Erl<strong>an</strong>gung des akademischen Grades<br />

Doktor <strong>der</strong> Naturwissenschaften<br />

- Dr. rer. nat. -<br />

genehmigte Dissertation<br />

Promotionsausschuss:<br />

Vorsitzen<strong>der</strong>: Prof. Dipl.-Ing. Dr. U. Stahl<br />

Berichter: Prof. Dr. rer. nat. L. W. Kroh<br />

Berichter: Dr. rer. nat. H. Miething<br />

Berichter: Prof. Dr. rer. nat. R. Hänsel<br />

Tag <strong>der</strong> wissenschaftlichen Aussprache:<br />

19.09.2000<br />

Berlin 2000<br />

D 83


Die vorliegende Arbeit ist im Internet unter www.tu-berlin.de veröffentlicht.


D<strong>an</strong>ksagung<br />

D<strong>an</strong>ksagung<br />

Die vorliegende Arbeit entst<strong>an</strong>d <strong>von</strong> November 1996 bis September 1999 in<br />

den Laboratorien <strong>der</strong> Abteilung Qualitätssicherung <strong>der</strong> Firma Divapharma-<br />

Knufinke GmbH.<br />

Mein beson<strong>der</strong>er D<strong>an</strong>k gilt<br />

Herrn Dr. Holger Miething, Kontrollleiter <strong>der</strong> Firma Divapharma-Knufinke<br />

GmbH, für die Überlassung des Themas, für Betreuung, stete Unterstützung<br />

und Motivation,<br />

<strong>der</strong> Geschäftsführung <strong>der</strong> Firma Divapharma-Knufinke GmbH, hier beson<strong>der</strong>s<br />

Herrn Rainer G. Jahn, für die Ermöglichung und Fin<strong>an</strong>zierung <strong>der</strong> Arbeit und<br />

m<strong>einem</strong> Doktorvater, Herrn Professor Lothar W. Kroh, für die stete Gesprächsbereitschaft,<br />

fachliche wie instrumentelle Hilfe und das in mich gesetzte<br />

Vertrauen.<br />

Ich d<strong>an</strong>ke den Mitarbeitern <strong>der</strong> Abteilungen Qualitätssicherung und Liquida I<br />

<strong>der</strong> Firma Divapharma-Knufinke GmbH, vor allem Frau Kerstin Gienger, Frau<br />

Annette Kettner, Frau Rita Mahn, Herrn Dr. Andreas Meier, Herrn Dr. Holger<br />

Miething, Herrn Peter Schamal, Herrn Dr. Ralph Schmitt, Frau Di<strong>an</strong>a Schulz<br />

und Frau Britta Wellnitz für ihre Mitarbeit bei den sensorischen <strong>Untersuchung</strong>en<br />

und Herrn M<strong>an</strong>fred Bausemer, Herrn Joachim Flehmer und Herrn Peter<br />

Köhler für die Bereitstellung des <strong>Untersuchung</strong>smaterials.<br />

Für die stets konstruktive Beratung und Hilfe bei allen EDV-technischen Fragestellungen<br />

bin ich Herrn Steph<strong>an</strong> Anger zu großem D<strong>an</strong>k verpflichtet.<br />

Herrn Bob Hatton (Institut für Lebensmittelchemie, TU Berlin) d<strong>an</strong>ke ich für die<br />

Hilfe und Unterstützung bei <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> hochauflösenden massenspektrometrischen<br />

Messungen. Herrn Dr. Markus Fuchs (Firma Knauer)<br />

d<strong>an</strong>ke ich für die Durchführung <strong>der</strong> Aminosäurenbestimmung in den Ausg<strong>an</strong>gsdrogen.<br />

Ich d<strong>an</strong>ke m<strong>einem</strong> Freundeskreis: Jochen Gottfriedsen, Matthias Koch und<br />

Sabine Mathews für die mir entgegengebrachte Hilfe und Unterstützung sowie<br />

Herrn Jonas Fischer und s<strong>einem</strong> Team.<br />

Ich d<strong>an</strong>ke meinen Eltern, meiner Schwester und m<strong>einem</strong> Schwager für die liebevolle<br />

Unterstützung, ihre Toler<strong>an</strong>z und ihr Verständnis.<br />

- II -


Zusammenfassung / Abstract<br />

<strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> <strong>Ursachen</strong> <strong>von</strong> Aromaverän<strong>der</strong>ungen <strong>an</strong> <strong>einem</strong><br />

alkoholischen Heilkräuterdestillat während einer Reifeperiode<br />

Identifizierung und Genese <strong>von</strong> Fehlgeruchsstoffen<br />

- III -<br />

M. Lucas<br />

Zusammenfassung:<br />

An <strong>einem</strong> aus offizinalen Öldrogen gewonnenen, wässrig-alkoholischen Heilkräuterdestillat<br />

wurden erstmals <strong>Ursachen</strong> <strong>von</strong> Aromaverän<strong>der</strong>ungen untersucht. Dabei st<strong>an</strong>den<br />

das Auftreten und das Verschwinden eines störenden, un<strong>an</strong>genehmen Geruchseindrucks<br />

während einer Reifeperiode im Zentrum des Interesses.<br />

Der Fehleindruck k<strong>an</strong>n auf die Gegenwart <strong>der</strong> Fehlgeruchsstoffe Schwefelwasserstoff<br />

und Methylmercapt<strong>an</strong> zurückgeführt werden. Beide Verbindungen kommen direkt<br />

nach <strong>der</strong> Herstellung des Destillats in Konzentrationen <strong>von</strong> 10 bis 50 µg/l vor. Ihre<br />

Geruchsschwelle im Produkt liegt bei 5 µg/l.<br />

Das Auftreten bei<strong>der</strong> Verbindungen k<strong>an</strong>n durch thermische Abbauprozesse <strong>der</strong> im<br />

eingesetzen Pfl<strong>an</strong>zenmaterial vorkommenden Aminosäuren L-Cystein und<br />

L-Methionin bei <strong>der</strong> Herstellung des Destillats erklärt werden. Es werden drei Mech<strong>an</strong>ismen<br />

<strong>der</strong> Freisetzung dargestellt: Abbau in Gegenwart einer α-Dicarbonylverbindung<br />

(Maillard-Reaktionen), Abbau in Gegenwart einer Base (ß-Eliminierung) und <strong>der</strong><br />

intramolekulare Abbau über Lacton-Bildung.<br />

Es wird gezeigt, dass die Konzentration <strong>der</strong> beiden Fehlgeruchsstoffe im Destillat<br />

während einer Reifeperiode abnimmt. Beide Verbindungen können zudem durch Aktivkohlefiltration,<br />

Zusätze metallischen Kupfers und Erhöhung des Wasser<strong>an</strong>teils<br />

nachhaltig aus dem Dampfraum über dem <strong>Untersuchung</strong>sobjekt entfernt werden.<br />

Das produkttypische Aroma wird durch die Verbindungen 1,8-Cineol, Linalool und<br />

Eugenol geprägt. Für eine Zunahme <strong>der</strong> Konzentration dieser als <strong>an</strong>genehm empfundenen<br />

o<strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>er, den Geruch aktiv verbessern<strong>der</strong> Stoffe während <strong>der</strong> Reifung<br />

konnten keine Hinweise gefunden werden.<br />

Es wird beschrieben, wie mit Hilfe <strong>der</strong> Gaschromatographie-Olfaktometrie (GCO) und<br />

<strong>der</strong> Aromaextraktverdünnungs<strong>an</strong>alyse (AEVA) sensorisch relev<strong>an</strong>te Verbindungen<br />

aus dem Vielstoffgemisch des Destillats identifiziert und Geruchszuständen zugeordnet<br />

werden. Gehaltsunterschiede dieser geruchsaktiven Verbindungen zwischen unterschiedlichen<br />

Geruchszuständen des Heilkräuterdestillats werden instrumentell<strong>an</strong>alytisch<br />

ermittelt und dienen <strong>der</strong> Bestätigung <strong>der</strong> Geruchsstoffzuordnung.<br />

Die Vorzüge <strong>der</strong> artefaktarmen Headspace-Analyse in Kombination mit GC/MS und<br />

GCO für die <strong>Untersuchung</strong> leichtest flüchtiger Verbindungen werden gegenüber <strong>an</strong><strong>der</strong>en<br />

Anreicherungstechniken und <strong>der</strong> Flüssiginjektion <strong>von</strong> Aromaextrakten dargestellt<br />

und erläutert.<br />

Es wird ein Verfahren beschrieben, mit dem sich auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Kontaktkatalyse mit<br />

metallischem Kupfer die beiden schwefelhaltigen Fehlgeruchssubst<strong>an</strong>zen während<br />

<strong>der</strong> industriellen Fertigung aus dem Produkt entfernen lassen.


Zusammenfassung / Abstract<br />

Analysis of odour improving ch<strong>an</strong>ges to a medical, herbal formulation<br />

during a storage period<br />

Identification <strong>an</strong>d genesis of unpleas<strong>an</strong>t odour<br />

by M. Lucas<br />

Abstract:<br />

The first ever study of the causes of ch<strong>an</strong>ges in odour of <strong>an</strong> aqueous-alcoholic distillate<br />

obtained from dried medical ethereal herbal pl<strong>an</strong>ts was un<strong>der</strong>taken. The study<br />

centered on the appear<strong>an</strong>ce <strong>an</strong>d subsequent disappear<strong>an</strong>ce of a disturbing <strong>an</strong>d unpleas<strong>an</strong>t<br />

odour during a maturing process of the distillate.<br />

The odour is linked to the presence of hydrogen sulphide <strong>an</strong>d meth<strong>an</strong>thiol. Both<br />

compounds occur immediately after the distillation in concentrations of 10-50 µg/l. It<br />

was found that the minimum concentration at which the odour c<strong>an</strong> be detected by<br />

hum<strong>an</strong>s is 5 µg/l (threshold) of either compound.<br />

The occurrence of the compounds c<strong>an</strong> be explained by the thermic decomposition<br />

during the distillation process of the amino acids L-cysteine <strong>an</strong>d L-methionine, which<br />

were found in the raw pl<strong>an</strong>t material.<br />

The study mentions three paths of decomposition: decomposition in the presence of<br />

<strong>an</strong> α–dicarbonyl compound, the break down in the presence of a base (ß-elimination)<br />

<strong>an</strong>d the intra-molecular break down un<strong>der</strong> formation of a lacton.<br />

It c<strong>an</strong> be observed that the concentration of both disturbing <strong>an</strong>d unpleas<strong>an</strong>t odour<br />

compounds decreased during the process of maturing. In addition, both compounds<br />

could effectively be eliminated out of the headspace of the distillate by using charcoalfilters,<br />

metallic copper or higher amounts of water.<br />

The typical odour of the examined product is characterised by the compounds 1,8-<br />

Cineol, Linalool <strong>an</strong>d Eugenol. During the maturing period <strong>an</strong> increase in the concentration<br />

of these or other coumpounds with a pleas<strong>an</strong>t odour was shown not to occur.<br />

The study describes the use of gaschromatography-olfactometry (GCO) <strong>an</strong>d aroma<br />

extract dilution <strong>an</strong>alysis (AEDA) for the identification of olfactory relev<strong>an</strong>t compounds<br />

in the distillate. Ch<strong>an</strong>ges in concentration of these selected odour compounds<br />

between different olfactory states of the distillate is shown by objective, instrumental<br />

<strong>an</strong>alytical methods <strong>an</strong>d confirms their contribution to the odour.<br />

The adv<strong>an</strong>tages of headspace-sampling in the examination of volatile compounds as<br />

opposed to other techniques to increase the concentration of these compounds or to<br />

the liquid-injection of aroma extracts are described <strong>an</strong>d explained.<br />

A procedure is described which removes the sulphur containing compounds with<br />

metallic copper.<br />

- IV -


Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Abkürzungen.......................................................................................................................IX<br />

1. Einleitung ............................................................................................................ 10<br />

1.1 Geruchsstoffe und Geruchssinn........................................................................... 10<br />

1.2 Geruchsstoffe und Arzneimittel ............................................................................ 12<br />

1.3 Geruchsstoffe als pharmazeutische Qualitätskriterien......................................... 14<br />

2. Problemstellung ................................................................................................. 15<br />

2.1 Beschreibung des <strong>Untersuchung</strong>smaterials......................................................... 15<br />

2.2 Beschreibung des olfaktorischen Fehleindrucks.................................................. 15<br />

2.3 Beschreibung <strong>der</strong> Wahrnehmbarkeit des Fehleindrucks ..................................... 16<br />

2.4 Beeinflussung des Fehleindrucks ........................................................................ 17<br />

2.5 Aufgabenstellung.................................................................................................. 19<br />

3. Theoretischer Teil .............................................................................................. 20<br />

3.1 Geruchswahrnehmung und <strong>der</strong>en stoffliche <strong>Ursachen</strong>........................................ 20<br />

3.2 Geruchsverbesserung und <strong>der</strong>en stoffliche <strong>Ursachen</strong>......................................... 23<br />

3.2.1 Physikochemie des Phasenüberg<strong>an</strong>gs flüssig - gasförmig.................................. 23<br />

3.2.2 Das Chemische Potential in offenen Systemen................................................... 25<br />

3.3 Erkenntnisse über die stoffliche Zusammensetzung und sensorische Aspekte <strong>der</strong><br />

Inhaltsstoffe <strong>von</strong> P................................................................................................ 26<br />

3.4 Fehlgeruchsstoffe in Lebensmitteln ..................................................................... 29<br />

3.4.1 Faktoren <strong>der</strong> Entstehung <strong>von</strong> Fehlgerüchen........................................................ 30<br />

3.4.2 Aromabildung in alkoholischen Getränken........................................................... 31<br />

3.4.3 Reifungstechniken bei alkoholischen Getränken ................................................. 32<br />

3.4.3.1 Alterungsverfahren durch Wärmeeinwirkung....................................................... 32<br />

3.4.3.2 Alterungsverfahren durch Oxidationsmittel und durch Bewegung....................... 33<br />

3.4.3.3 Alterungsverfahren durch Ultraschall ................................................................... 33<br />

3.4.3.4 Alterungsverfahren durch Einfluss <strong>von</strong> Chemikalien und Katalysatoren ............. 33<br />

3.5 Zusammenfassung <strong>der</strong> Kenntnisse über Aromaverän<strong>der</strong>ungen in P .................. 34<br />

3.6 Analytik <strong>von</strong> Geruchsstoffen................................................................................. 36<br />

3.6.1 Gaschromatographie-Olfaktometrie (GCO) ......................................................... 36<br />

3.6.2 Hinreichende Bedingungen <strong>der</strong> Identifizierung <strong>von</strong> Geruchsstoffen mittels GCO38<br />

3.6.3 Aromaextraktverdünnungs<strong>an</strong>alyse (AEVA).......................................................... 40<br />

3.6.4 Hinreichende und notwendige Bedingungen <strong>der</strong> Identifizierung <strong>von</strong><br />

problemrelev<strong>an</strong>ten Geruchsstoffen in P............................................................... 41<br />

- V -


Inhaltsverzeichnis<br />

4. Experimenteller Teil ........................................................................................... 43<br />

4.1 Material................................................................................................................. 43<br />

4.1.1 Herstellungsschema des <strong>Untersuchung</strong>sobjekts P.............................................. 43<br />

4.1.2 Probenvorbereitung: Anreicherungsverfahren ..................................................... 44<br />

4.1.2.1 Destillative Anreicherungen <strong>von</strong> P ....................................................................... 44<br />

4.1.2.2 Extraktive Anreicherungen ................................................................................... 45<br />

4.1.2.3 Kondensationen in Kühlfallen............................................................................... 45<br />

4.1.2.4 Festphasen-Mikroextraktion (SPME) ................................................................... 47<br />

4.1.2.5 Headspace-Analyse (HS)..................................................................................... 48<br />

4.1.3 Verfahren zur Beeinflussung des Fehleindrucks <strong>an</strong> P......................................... 48<br />

4.2 Methoden ............................................................................................................. 50<br />

4.2.1 Sensorische <strong>Untersuchung</strong>smethoden ................................................................ 50<br />

4.2.1.1 Verkostungen ....................................................................................................... 50<br />

4.2.1.2 Profil<strong>an</strong>alyse und R<strong>an</strong>gordnungsprüfung............................................................. 51<br />

4.2.2 Gaschromatographie-Olfaktometrie (GCO) ......................................................... 51<br />

4.2.2.1 Sniffing-Port.......................................................................................................... 52<br />

4.2.2.2 Trennsäulen in <strong>der</strong> GCO ...................................................................................... 54<br />

4.2.2.3 Anwendung des Sniffing-Ports............................................................................. 54<br />

4.2.3 Aromaextraktverdünnungs<strong>an</strong>alyse (AEVA) ......................................................... 56<br />

4.2.4 Geruchsschwellenwertermittlung ......................................................................... 57<br />

4.2.5 Instrumentelle <strong>Untersuchung</strong>smethoden ............................................................. 58<br />

4.2.5.1 Hochauflösende Gaschromatographie/Massenspektrometrie (HRGC/MS) ........ 58<br />

4.2.5.2 Hochauflösende Gaschromatographie/hochauflösende Massenspektrometrie<br />

(HRGC/HRMS)..................................................................................................... 59<br />

4.2.5.3 Headspace-Gaschromatographie (HS/HRGC) .................................................... 61<br />

5. Ergebnisse .......................................................................................................... 64<br />

5.1 Makro-olfaktorische Verän<strong>der</strong>ungen des Fehlgeruchs durch äußere Einflüsse.. 64<br />

5.1.1 Verän<strong>der</strong>ungen durch Lagerzeit........................................................................... 64<br />

5.1.2 Verän<strong>der</strong>ungen durch Aktivkohle......................................................................... 65<br />

5.1.3 Verän<strong>der</strong>ungen durch pH-Wert-Verschiebungen................................................. 65<br />

5.1.4 Verän<strong>der</strong>ungen durch Wasserzusatz................................................................... 68<br />

5.1.5 Einfluss tiefer Lagertemperaturen........................................................................ 68<br />

5.1.6 Einflüsse <strong>von</strong> Unterdruck, Gaswäsche, Ultraschall ............................................. 68<br />

5.1.7 Sensorische <strong>Untersuchung</strong> <strong>von</strong> Destillationsfraktionen....................................... 69<br />

5.1.8 Zusammenfassung: Definition <strong>von</strong> makro-olfaktorischen Zuständen.................. 70<br />

5.1 Bewertung <strong>von</strong> Anreicherungsverfahren.............................................................. 72<br />

5.2.1 Destillative Anreicherung ..................................................................................... 72<br />

5.2.2 Extraktive Anreicherung ....................................................................................... 73<br />

5.2.3 Kondensation in Kühlfallen................................................................................... 73<br />

5.2.4 Festphasen-Mikroextraktion (SPME) ................................................................... 75<br />

5.2.5 Headspace/GC -Kopplungen und <strong>der</strong>en Einfluss auf die Probenaufgabe........... 76<br />

5.2.5.1 Temperatur und Dampfdruck ............................................................................... 77<br />

5.2.5.2 Trägergasdruck, Trägergasgeschwindigkeit und Injektionszeit ........................... 78<br />

5.2.5.3 Einfluss <strong>der</strong> Probentemperatur in <strong>der</strong> HS-Analyse .............................................. 79<br />

5.2.5.4 Einfluss des Probenvolumens in <strong>der</strong> HS-Analyse................................................ 80<br />

5.2.5.5 Indirekte HS/GC/MS-Kopplung ............................................................................ 81<br />

5.2.5.6 Direkte HS/GC-Kopplung ..................................................................................... 82<br />

- VI -


Inhaltsverzeichnis<br />

5.3 Mikro-olfaktorische Merkmale <strong>von</strong> P .................................................................... 85<br />

5.3.1 Ergebnisse <strong>der</strong> GCO ............................................................................................ 85<br />

5.3.1.1 Marker-Subst<strong>an</strong>zen bei <strong>der</strong> Gaschromatographie-Olfaktometrie ........................ 87<br />

5.3.1.2 Headspace/GCO .................................................................................................. 87<br />

5.3.2 Ergebnisse <strong>der</strong> Aromaextraktverdünnungs<strong>an</strong>alyse ............................................. 88<br />

5.4 Ergebnisse <strong>der</strong> instrumentellen Analytik .............................................................. 91<br />

5.4.1 HRGC/MS-<strong>Untersuchung</strong>en................................................................................. 91<br />

5.4.2 Stoffliche Verän<strong>der</strong>ungen während <strong>der</strong> Lagerzeit................................................ 96<br />

5.4.3 Stoffliche Verän<strong>der</strong>ungen durch die Filtration über Aktivkohle ............................ 99<br />

5.4.4 Stoffliche Verän<strong>der</strong>ungen durch pH-Wert-Senkung........................................... 100<br />

5.4.5 Stoffliche Verän<strong>der</strong>ungen durch Wasserzusatz................................................. 101<br />

5.4.6 Stoffliche Verän<strong>der</strong>ungen bei tiefen Temperaturen ........................................... 103<br />

5.5 Instrumentelle <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> Destillationsübergänge ................................. 107<br />

5.6 Methylmercapt<strong>an</strong> und Dimethylsulfid ................................................................. 111<br />

5.6.1 Gehaltsbestimmung mittels HS/GC/MS ............................................................. 111<br />

5.6.2 Geruchsschwelle <strong>von</strong> Methylmercapt<strong>an</strong> ............................................................ 112<br />

5.6.3 Geruchsschwelle <strong>von</strong> Dimethylsulfid.................................................................. 113<br />

5.6.4 Zusammenfassung: Methylmercapt<strong>an</strong> und Dimethylsulfid und ihre Rolle als<br />

Fehlgeruchsstoffe............................................................................................... 114<br />

5.7 Schwefelwasserstoff........................................................................................... 116<br />

5.7.1 Zur Analytik <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff................................................................ 117<br />

5.7.2 Identifizierung <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff in P mittels HRMS.............................. 118<br />

5.7.3 Simulation <strong>der</strong> Freisetzung <strong>von</strong> schwefelhaltigen Subst<strong>an</strong>zen aus den<br />

eingesetzten Drogen im Labor ........................................................................... 120<br />

5.7.4 Stabilität <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff..................................................................... 122<br />

5.7.5 Korrelation sensorischer Daten mit dem Auftreten <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff ... 122<br />

5.7.5.1 Einfluss <strong>der</strong> Lagerzeit......................................................................................... 122<br />

5.7.5.2 Einfluss <strong>der</strong> Filtration.......................................................................................... 123<br />

5.7.5.3 Einfluss des pH-Wertes...................................................................................... 123<br />

5.7.5.4 Einfluss <strong>von</strong> Wasser........................................................................................... 123<br />

5.7.5.5. Einfluss tiefer Lagertemperaturen ...................................................................... 123<br />

5.7.6 Gehaltsbestimmung <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff................................................... 124<br />

5.7.7 Geruchsschwelle <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff ....................................................... 126<br />

5.7.8 Schwefelwasserstoff als Fehlgeruchssubst<strong>an</strong>z.................................................. 127<br />

6. Herkunft und Genese <strong>der</strong> Fehlgeruchsstoffe................................................ 128<br />

6.1 Zur Rolle des Schwefels im Pfl<strong>an</strong>zenreich......................................................... 128<br />

6.2 Nachweis und Bestimmung <strong>von</strong> L-Cystein und L-Methionin im Drogenmaterial129<br />

6.3 Bestimmung des Gesamtschwefelgehaltes in den Drogen ............................... 129<br />

6.4 Zur Genese <strong>von</strong> Methylmercapt<strong>an</strong> und Schwefelwasserstoff............................ 130<br />

6.3 Thermische Abbaureaktionen <strong>von</strong> L-Cystein und L-Methionin .......................... 132<br />

7. Verfahren zur Schnellreifung <strong>von</strong> P ............................................................... 135<br />

- VII -


Inhaltsverzeichnis<br />

8. Diskussion ........................................................................................................ 138<br />

8.1 Wertung <strong>der</strong> <strong>Untersuchung</strong>sergebnisse und -verfahren.................................... 138<br />

8.2 Herkunft und Genese <strong>der</strong> Fehlgeruchsstoffe..................................................... 142<br />

8.3 Abbau <strong>der</strong> Fehlgeruchssubst<strong>an</strong>zen ................................................................... 144<br />

9. Zusammenfassung........................................................................................... 145<br />

Anh<strong>an</strong>g I............................................................................................................................ 146<br />

Verkostungsprotokoll A, Trio-Vergleichstest...................................................................... 146<br />

Verkostungsprotokoll B...................................................................................................... 148<br />

Verkostungsprotokoll C...................................................................................................... 149<br />

Anh<strong>an</strong>g II .......................................................................................................................... 150<br />

Massenspektrum <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff ...................................................................... 150<br />

Massenspektrum <strong>von</strong> Methylmercapt<strong>an</strong>............................................................................ 150<br />

Massenspektrum <strong>von</strong> Dimethylsulfid................................................................................. 151<br />

Massenspektrum <strong>von</strong> 1,8-Cineol ....................................................................................... 151<br />

Massenspektrum <strong>von</strong> Linalool........................................................................................... 152<br />

Massenspektrum <strong>von</strong> Eugenol .......................................................................................... 152<br />

Literaturverzeichnis......................................................................................................... 153<br />

Lebenslauf........................................................................................................................ 162<br />

- VIII -


Abkürzungen<br />

Abkürzungen<br />

AEVA Aromaextraktverdünnungs<strong>an</strong>alyse (aroma extract dilution <strong>an</strong>alysis)<br />

AMG Arzneimittelgesetz<br />

CIC Geruchstyp prägende Verbindung (character impact compound)<br />

EI Elektronenstoß (electron impact)<br />

EM Emission (emission)<br />

EX Anregung (excitation)<br />

FID Flammionisationsdetektor (flame-ionisation <strong>an</strong>alyser)<br />

FPD Flammphotometrischer Detektor (flame-photometric detector)<br />

HRGC Hochauslösende Gaschromatographie (highresolution gaschromatography)<br />

HRMS Hochauflösende Massenspektrometrie (highresolution massspectrometrie)<br />

HS Dampfraum (Headspace)<br />

GCO Gaschromatographie-Olfaktometrie (gaschromatography – olfactometrie)<br />

LMBG Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetz (vgl. food safty act)<br />

MS Massenspektrometrie (mass spectrometrie)<br />

PTFE Polytetrafluorethylen (Polytetrafluorethylene)<br />

SIM Singel Ionen Monitoring (Single Ion Monitoring)<br />

SPME Festphasen-Mikroextraktion (solid phase micro extraction)<br />

SSI Split/splitlos Injektor (split/splitless injection)<br />

TIC Totalionenstrom (total Ion current)<br />

TK Tiefkühlung (deep-freezing)<br />

REV Faktor <strong>der</strong> umgekehrten Übereinstimmung (reverse fit factor)<br />

RT Raumtemperatur (room temperature)<br />

- IX -


Einleitung: Geruchsstoffe und Geruchssinn<br />

1. Einleitung<br />

1.1 Geruchsstoffe und Geruchssinn<br />

Der Geruchssinn, <strong>der</strong> zusammen mit dem Geschmackssinn als „chemischer<br />

Sinn“ bezeichnet wird, zählt stammesgeschichtlich wahrscheinlich zu den<br />

ältesten <strong>der</strong> menschlichen Sinne. Obwohl die Wahrnehmung im heutigen alltäglichen,<br />

bewussten Leben vor allem <strong>von</strong> optischen und akustischen Informationen<br />

beherrscht wird, bestehen wesentliche Beziehungen zwischen <strong>einem</strong><br />

wahrgenommenen Geruch und vegetativen sowie emotionalen Reaktionen.<br />

So können Gerüche zum Beispiel die Sekretion <strong>von</strong> Speichel und Magensaft<br />

beeinflussen. Sie sind aber auch maßgeblich für Empfindungen wie Sympathie<br />

und Antipathie ver<strong>an</strong>twortlich. Nicht zuletzt können olfaktorische Reize<br />

dem Menschen in einzigartiger Weise Informationen über Identität und Zusammensetzung<br />

<strong>von</strong> Materie vermitteln (KUMPMANN, 1998, S. 267;<br />

SCHEPPER und DANIELS, 1997, S. 246), weshalb dem Geruchssinn bis<br />

heute eine erhebliche Kontroll- und Schutzfunktion zufällt. Eine Voraussetzung<br />

hierfür ist mit <strong>der</strong> teilweise beeindruckend hohen Selektivität und Sensitivität<br />

des menschlichen Geruchssinns gegeben (HATT, 1997, S. 757).<br />

Olfaktorische Reize entstehen,<br />

wenn flüchtige<br />

Verbindungen mit speziellen<br />

Strukturen, den<br />

sogen<strong>an</strong>nten Rezeptoren,<br />

<strong>der</strong> Sinneszellmembr<strong>an</strong><br />

regia olfactoria<br />

im oberen Bereich<br />

<strong>der</strong> menschlichen Nasenmuschelinteragieren<br />

(TIPPMANN, 1998,<br />

S. 59, BUCHBAUER<br />

und SELOS, 1997,<br />

S. 82; OHLOFF, 1990,<br />

S. 3).<br />

Der Mensch k<strong>an</strong>n unzählig viele, verschiedene Gerüche wahrnehmen und<br />

Schätzungen zufolge etwa 10.000 verschiedene olfaktorische Reize unterscheiden<br />

(HATT, 1997, S. 757, OHLOFF, 1990, S. 2).<br />

- 10 -<br />

Bedeutung <strong>von</strong><br />

Geruchssinn und<br />

Geruchsreizen für<br />

den Menschen<br />

Abb. 1-1:<br />

Querschnitt durch<br />

den menschlichen<br />

Kopf, Lokalisation<br />

<strong>der</strong> regio olfactoria<br />

Struktur-Wirkung-<br />

Beziehung ist sehr<br />

komplex


Einleitung: Geruchsstoffe und Geruchssinn<br />

Abb. 1-2:<br />

Strukturformeln <strong>von</strong><br />

Duftstoffen mit<br />

gleichem Geruch<br />

Duftstoffe sind<br />

wesentliche<br />

Qualitätsparameter<br />

<strong>von</strong> Verzehrsmitteln<br />

Die Selektivität <strong>der</strong> Interaktionen zwischen Duftstoffmolekül und Rezeptor und<br />

O damit die Struktur-Wirkung-Beziehung<br />

k<strong>an</strong>n dabei sehr unterschiedlich sein.<br />

So können einerseits ca. 75 Subst<strong>an</strong>zen<br />

unterschiedlichster chemischer<br />

HC N<br />

Struktur, Cy<strong>an</strong>wasserstoff o<strong>der</strong> die<br />

aromatische Verbindung Benzaldehyd<br />

Cy<strong>an</strong>wasserstoff<br />

Benzaldehyd zählen zu den bek<strong>an</strong>ntesten Vertre-<br />

“bittere M<strong>an</strong>deln” “bittere M<strong>an</strong>deln” tern dieser Gruppe (Abb. 1-2), den<br />

Geruchseindruck <strong>von</strong> „bitteren M<strong>an</strong>deln“<br />

erzeugen, <strong>an</strong><strong>der</strong>erseits bereits<br />

O<br />

O kleinste Än<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Molekülstruktur<br />

eines Duftstoffes zu drastischen<br />

Unterschieden im Geruchsempfinden<br />

führen. So riechen die En<strong>an</strong>tiomere<br />

des Car<strong>von</strong>s in <strong>der</strong> (-)-Form<br />

(-)-Car<strong>von</strong><br />

“Minze”<br />

(+)-Car<strong>von</strong><br />

“Kümmel”<br />

nach Minze, in <strong>der</strong> (+)-Form nach<br />

Kümmel (vgl. Abb: 1-3; TAURIN,<br />

1996, S. 783; OHLOFF, 1990, S. 41).<br />

Ergänzend zum Spektrum <strong>der</strong> unterschiedlichen Selektivität <strong>der</strong> Wahrnehmung<br />

kommt, dass sich Geruchseindrücke im Allgemeinen aus einer Kombination<br />

mehrerer olfaktorischer Reize zusammensetzen. Gerade diese enorme<br />

stoffliche Vielfalt und strukturelle Komplexität unserer Geruchswelt mögen<br />

Gründe dafür sein, dass über die molekularen Prozesse <strong>der</strong> Duftwahrnehmung<br />

und die oben beschriebenen Variationen <strong>der</strong> Struktur-Wirkung-Beziehungen<br />

bei Duftstoffen auch heute noch relativ wenig Erkenntnisse vorliegen<br />

(TAURIN, 1996, S. 773, BUCHBAUER und SELOS, 1997, S. 81, HATT, 1997,<br />

S. 757).<br />

Neben dem Interesse <strong>der</strong> Neurophysiologie <strong>an</strong> Duftstoffen sind diese seit jeher<br />

Gegenst<strong>an</strong>d <strong>der</strong> lebensmittelchemischen Forschung, zählen sie doch zusammen<br />

mit den Geschmacksstoffen zu den wesentlichsten Qualitätsparametern<br />

unserer Nahrung (ZERVOS und ALBERT, 1992, S. 676 ff.; NEUMANN<br />

und MOLNÁR, 1991; ACREE, 1990, S. 1 ff.). Sie spielen daher in <strong>der</strong> sensorischen<br />

Analytik, in <strong>der</strong> Qualitätssicherung bei <strong>der</strong> Produktion <strong>von</strong> Lebensmitteln,<br />

aber auch bei <strong>der</strong> Feststellung <strong>von</strong> Verbraucherpräferenzen (hedonischen<br />

<strong>Untersuchung</strong>en) eine zentrale Rolle (FLIEDNER, 1989, S. 10).<br />

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit <strong>der</strong> Suche nach Duftstoffen, die <strong>einem</strong><br />

Verzehrsmittel temporär einen untypischen, un<strong>an</strong>genehmen Geruchseindruck<br />

verleihen. Allerdings wird hier die lebensmittelchemisch vertraute Fragestellung<br />

auf eine pfl<strong>an</strong>zliche, arzneiliche Formulierung übertragen, was im<br />

Folgenden näher erläutert wird.<br />

- 11 -


Einleitung: Geruchsstoffe und Arzneimittel<br />

1.2 Geruchsstoffe und Arzneimittel<br />

Der Begriff des Arzneimittels ist im Arzneimittelgesetz (AMG) definiert. Das<br />

Gesetz, das zum Zwecke <strong>der</strong> Sicherheit im Verkehr mit Arzneimitteln, insbeson<strong>der</strong>e<br />

ihrer Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit erlassen worden ist,<br />

beschreibt in § 2 Abs. 1 AMG „Arzneimittel als Stoffe und Zubereitungen aus<br />

Stoffen, die dazu bestimmt sind, durch Anwendung am o<strong>der</strong> im menschlichen<br />

Körper Kr<strong>an</strong>kheiten, Leiden, Körperschäden o<strong>der</strong> kr<strong>an</strong>khafte Beschwerden zu<br />

heilen, zu lin<strong>der</strong>n, zu verhüten o<strong>der</strong> zu erkennen“. In § 2 Abs. 3 Nr. 1 AMG<br />

grenzt <strong>der</strong> Gesetzgeber das Arzneimittel vom Lebensmittel ab: „Arzneimittel<br />

sind nicht Lebensmittel im Sinne des § 1 des Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetzes“.<br />

Zentrale Merkmale eines Arzneimittels sind die therapeutische Wirksamkeit<br />

und Unbedenklichkeit. Die Aspekte „Ernährung“ und „Genuß“, die nach § 1<br />

des Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetzes Kennzeichen eines Lebensmittels<br />

sind, entfallen per definitionem. HÄNSEL (1991, S. 3) weist auch<br />

darauf hin, dass bei <strong>der</strong> heutigen Arzneimittelprüfung die Wirkung chemischer<br />

Reize auf Erlebnisqualitäten als bloße Störfaktoren im Allgemeinen bewusst<br />

ausgeschaltet werden.<br />

Daher müssten Aromaeigenschaften bei <strong>der</strong> Entwicklung, Produktion und Anwendung<br />

<strong>von</strong> Arzneimitteln eine nebensächliche Rolle spielen und die Berechtigung<br />

<strong>der</strong> Beachtung <strong>von</strong> Aromakomponenten in einer arzneilichen Formulierung,<br />

insbeson<strong>der</strong>e die Fragestellung nach <strong>der</strong> Natur <strong>von</strong> un<strong>an</strong>genehmen<br />

Gerüchen, in Zweifel gezogen werden.<br />

Dass jedoch Aromakomponenten auch bei Arzneimitteln nicht ohne Grund<br />

beachtet werden, wird durch die <strong>Untersuchung</strong>en <strong>von</strong> KAEMMERER (1978,<br />

S. 77) verdeutlicht. Er stellte die These auf, dass mit <strong>der</strong> Einnahme <strong>von</strong> Medikamenten<br />

tiefverwurzelte Instinkth<strong>an</strong>dlungen beim Patienten verbunden seien.<br />

Dies schloss er aus seinen Beobachtungen, dass Patienten häufig erst einmal,<br />

wie das Tier <strong>an</strong> <strong>der</strong> Nahrung, am Medikament riechen, bevor sie es zu<br />

sich nehmen.<br />

Dieses instinktive Verhalten, das in <strong>der</strong> mehr o<strong>der</strong> weniger bewusst ablaufenden<br />

Geruchskontrolle Ausdruck findet, führt allerdings bei <strong>der</strong> Einnahme <strong>von</strong><br />

Arzneimitteln selbst im Falle un<strong>an</strong>genehmer sensorischer Eindrücke im Allgemeinen<br />

nicht zur Verweigerung <strong>der</strong> Aufnahme. Die Schutzfunktion des Geruchssinns<br />

k<strong>an</strong>n beim Verzehr <strong>von</strong> Medikamenten bewusst unterdrückt werden,<br />

da <strong>der</strong> Patient das Medikament zur Erzielung einer therapeutischen Wirkung<br />

zu sich nehmen will und mit <strong>einem</strong> Genuss gar nicht rechnet bzw. auf ihn<br />

vorsätzlich verzichten k<strong>an</strong>n. Dennoch laufen diese olfaktorischen Kontrollen<br />

ab und es ist da<strong>von</strong> auszugehen, dass die sensorischen Eindrücke gespeichert<br />

werden und bei einer wie<strong>der</strong>holter Applikation des Medikamentes abrufbar<br />

sind. Als Folge k<strong>an</strong>n <strong>der</strong> Patient bei erneuter Anwendung eben diese gewohnten<br />

sensorischen Merkmale erwarten. Er prüft die Identität des Arznei-<br />

- 12 -<br />

Definition des<br />

Arzneimittels<br />

...und sie riechen<br />

doch ...


Einleitung: Geruchsstoffe und Arzneimittel<br />

Phytopharmaka<br />

enthalten häufig<br />

geruchsaktive<br />

Stoffe<br />

Die äußere Qualität ist<br />

auch bei Phytopharmaka<br />

ein wesentliches<br />

Merkmal<br />

mittels und leitet die gleichbleibende Qualität <strong>von</strong> den gleichbleibenden, gewohnten<br />

sensorischen Eigenschaften ab. Aus diesem Grund sollten arzneiliche<br />

Formulierungen, die <strong>von</strong> Natur aus sensorische Merkmale besitzen und<br />

die in Darreichungsformen, die <strong>der</strong> Patient schmecken o<strong>der</strong> riechen k<strong>an</strong>n,<br />

<strong>an</strong>geboten werden, gleichbleibende sensorische Merkmale aufweisen.<br />

Die Hersteller <strong>von</strong> Arzneimitteln aus Pfl<strong>an</strong>zen, Pfl<strong>an</strong>zenteilen o<strong>der</strong> Pfl<strong>an</strong>zeninhaltsstoffen<br />

(Phytopharmaka), die in Form <strong>von</strong> peroral zu applizierenden Mixturen,<br />

Elixieren, Tinkturen o<strong>der</strong> Säften zu den traditionellen Heilmitteln zählen,<br />

stehen im beson<strong>der</strong>en Maße sensorischen Ansprüchen gegenüber. Zum einen,<br />

weil ihre Produkte im Gegensatz zu vielen synthetischen Medikamenten<br />

definierte sensorische Merkmale besitzen können, zum <strong>an</strong><strong>der</strong>en, weil <strong>der</strong> Patient,<br />

vielleicht sogar aus Kenntnis des Geruchs o<strong>der</strong> Geschmacks <strong>der</strong> ursprünglichen<br />

Arzneipfl<strong>an</strong>ze o<strong>der</strong> durch vorherige Anwendungen des Produktes<br />

bedingt, definierte sensorische Anfor<strong>der</strong>ungen stellen k<strong>an</strong>n. Gerade die<br />

traditionellen Elemente <strong>der</strong> Phytotherapie zeigen sich am deutlichsten in <strong>der</strong><br />

großen Zahl <strong>an</strong> Arzneidrogen mit Wirkung auf die Sinnesorg<strong>an</strong>e (HÄNSEL,<br />

1991, S. 3).<br />

Nicht zuletzt hat <strong>der</strong> Patient bei pfl<strong>an</strong>zlichen Arzneien, die häufig freiverkäuflich<br />

<strong>an</strong>geboten werden, die Möglichkeit des Produktvergleichs und damit auch<br />

die <strong>der</strong> freien Produktwahl. In <strong>einem</strong> solchen Fall k<strong>an</strong>n neben <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung<br />

nach gleichbleibenden sensorischen Eigenschaften, resultierend aus einer<br />

gleichbleibenden „inneren“ Qualität, die Gestaltung einer <strong>an</strong>sprechenden<br />

„äußeren“ Qualität des Produktes die Kaufentscheidung beeinflussen.<br />

Die „äußere“ Qualität umfasst wie bei <strong>einem</strong> Lebensmittel die Gesamtheit aller<br />

Merkmale und Eigenschaften, die <strong>der</strong> Verbraucher/Patient mit seinen Sinnen<br />

erfassen k<strong>an</strong>n. Merkmale wie Aussehen, Geruch o<strong>der</strong> Geschmack zählen zu<br />

den wesentlichen Qualitätskriterien für Verzehrsprodukte und müssen daher<br />

auch für Arzneimittel im Allgemeinen und für peroral zu applizierende Phytopharmaka<br />

im Speziellen gelten (vgl. HARNISCHFEGER, 1985, Seite 15).<br />

Obwohl es bei Arzneimitteln primär nicht um die Frage geht, ob das Medikament<br />

sensorisch positv o<strong>der</strong> negativ vom Patienten empfunden wird, k<strong>an</strong>n es<br />

sich als sinnvoll herausstellen, die Präferenz des Produktes im Rahmen <strong>der</strong><br />

Rezeptur zu steigern. Hieraus allerdings die Notwendigkeit abzuleiten, die<br />

Medikamenteneinnahme zusätzlich <strong>an</strong> einen Genuss zu koppeln, wäre aus<br />

ethischen Gesichtspunkten in den meisten Fällen nicht nur überflüssig, son<strong>der</strong>n<br />

auch ver<strong>an</strong>twortungslos. Der Wahrung einer geschaffenen, sensorischen<br />

Identität kommt jedoch heutzutage in Hinblick auf Wettbewerbsituationen verstärkte<br />

Bedeutung zu (NEUMANN und MOLNÁR, 1991, S. 14).<br />

- 13 -


Einleitung: Geruchsstoffe und Arzneimittel<br />

1.3 Geruchsstoffe als pharmazeutische Qualitätskriterien<br />

Nach den bisherigen Ausführungen wird es nicht verwun<strong>der</strong>n, dass sensorische<br />

Tests bei <strong>der</strong> Produktentwicklung und <strong>der</strong> pharmazeutischen Qualitätssicherung<br />

<strong>von</strong> Phytopharmaka eine bedeutende Rolle spielen. Neben <strong>der</strong> Kontrolle<br />

<strong>von</strong> Fertigarzneimitteln erl<strong>an</strong>gten aber auch Vorschriften zur sensorischen<br />

Prüfung <strong>von</strong> pharmazeutischen Rohstoffen normativen Charakter. So<br />

sind zum Beispiel Vorschriften zur Geruchsprüfung im Allgemeinen und zur<br />

Geruchs- und Geschmacksprüfung <strong>von</strong> ätherischen Ölen im Speziellen im<br />

Europäischen Arzneibuch (Europäisches Arzneibuch, Kennung 2.8.8) erlassen<br />

und damit maßgebend für die Hersteller pharmazeutischer Produkte in<br />

Europa. HARNISCHFEGER (1985, S. 15) gibt <strong>an</strong>, dass sensorische <strong>Untersuchung</strong>en<br />

<strong>von</strong> arzneilichen Rohstoffen o<strong>der</strong> Fertigwaren hauptsächlich <strong>der</strong><br />

Kontrolle einer vorgegebenen Qualität dienen. Zwar müssen die mit den Sinnen<br />

erfassbaren Merkmale mit den pharmazeutisch wichtigsten Kriterien [den<br />

wirksamkeitsbestimmenden] in Beziehung stehen, dennoch schmälert diese<br />

sinnvolle Einschränkung die Bedeutung sensorischer Tests keineswegs.<br />

Obwohl objektive chemische, physikalische o<strong>der</strong> biologische Kennzahlen <strong>von</strong><br />

pharmazeutischen Rohstoffen o<strong>der</strong> Fertigarzneimitteln durch leistungsfähige<br />

und validierte Prüfmethoden zugänglich geworden sind, werden sensorische<br />

Methoden sowohl bei <strong>der</strong> Produktentwicklung als auch bei <strong>der</strong> produktionsbegleitenden<br />

pharmazeutischen Qualitätssicherung <strong>von</strong> Phytopharmaka <strong>an</strong>gewendet.<br />

Dabei ist vor allem die im Vergleich zu vielen chemischen <strong>Untersuchung</strong>sprinzipien<br />

sehr schnelle Ergebnisfindung <strong>von</strong> Vorteil. Außerdem können<br />

sensorische Tests bei definierten Rezepturen umfassen<strong>der</strong>e Aussagen<br />

über die "innere" Zusammensetzung des Produktes o<strong>der</strong> einer Vorstufe hier<strong>von</strong><br />

gestatten, da die kontrollierte "äußere Qualität" im Allgemeinen als Funktion<br />

<strong>der</strong> "inneren Zusammensetzung" aufzufassen ist (vgl. HARNISCHFEGER,<br />

1985). Aus diesem Grund sind sensorische Tests z.B. bei fast allen Stabilitätsprüfungen<br />

<strong>von</strong> Fertigarzneimitteln in den Prüfplänen zu finden.<br />

Auch die Problemstellung <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit basiert auf Beobachtungen,<br />

die bei solchen Tests im Rahmen <strong>der</strong> pharmazeutischen Qualitätssicherung<br />

aufgefallen waren.<br />

- 14 -<br />

Bedeutung<br />

sensorischer<br />

Analysenmethoden


Problem- und Aufgabenstellung<br />

Das <strong>Untersuchung</strong>sobjekt<br />

P<br />

Der Geruch <strong>von</strong> P<br />

Die Verän<strong>der</strong>ung<br />

2. Problemstellung<br />

Um die Aufgabe <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit zu beschreiben, werden zunächst<br />

das <strong>Untersuchung</strong>sobjekt selbst sowie die dar<strong>an</strong> auffällig gewordenen sensorischen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen dargelegt. Die Darlegung <strong>der</strong> Beobachtungen zu Beginn<br />

<strong>der</strong> <strong>Untersuchung</strong>en ist Voraussetzung zur Eingrenzung des Problems<br />

und zur Festlegung <strong>der</strong> Zielrichtung <strong>der</strong> Arbeit.<br />

2.1 Beschreibung des <strong>Untersuchung</strong>smaterials<br />

Das in <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit zu untersuchende Material, im Folgenden aus<br />

Markenschutzgründen mit „P“ bezeichnet, zählt zu <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Phytopharmaka<br />

und besteht aus <strong>einem</strong> wässrig-alkoholischen Destillat verschiedenster<br />

offizinaler, ätherischer Öldrogen. Der Gehalt <strong>an</strong> ätherischen Ölen ist<br />

mit 650 mg/l spezifiziert, <strong>der</strong> Alkoholgehalt im Endprodukt beträgt ca. 80 %<br />

(v/v).<br />

Direkt nach <strong>der</strong> Herstellung <strong>von</strong> P fiel bei sensorischen Routineuntersuchungen<br />

ein produktuntypischer Geruchseindruck auf, <strong>der</strong> überdies als un<strong>an</strong>genehm<br />

empfunden wurde. Das Auftreten dieses geruchlichen Fehleindrucks<br />

war in k<strong>einem</strong> Fall mit bestimmten Merkmalen des eingesetzten Heilpfl<strong>an</strong>zenmaterials,<br />

wie z.B. <strong>der</strong>en Anbaubedingungen, Ölgehalt o<strong>der</strong> ihrer Lagerdauer<br />

korrelierbar. So traten bei <strong>der</strong> Gewinnung des reinen, ätherischen Öls<br />

aus den gleichen Öldrogen durch Wasserdampfdestillation keine <strong>der</strong>artigen<br />

Geruchseindrücke auf.<br />

Zudem wurde beobachtet, dass <strong>der</strong> <strong>an</strong>fängliche, direkt nach <strong>der</strong> Produktion<br />

einmal stärker, einmal schwächer wahrzunehmende Geruchseindruck im alkoholischen<br />

Destillat nicht stabil war. Vielmehr verän<strong>der</strong>te er sich innerhalb<br />

weniger Wochen nach Herstellung und ein <strong>an</strong>genehmes, produkttypisches<br />

olfaktorisches Gesamtbild <strong>von</strong> P entst<strong>an</strong>d. Diese Beobachtung führte sowohl<br />

zur Einführung einer mehrwöchigen Reifeperiode, Anwendung verschiedener<br />

Verfahren <strong>der</strong> Kellereitechnik und einer sensorischen Endkontrolle je<strong>der</strong><br />

Charge als auch zur Formulierung <strong>der</strong> Frage nach den <strong>Ursachen</strong> und Konsequenzen<br />

<strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen für die Produktqualität.<br />

2.2 Beschreibung des olfaktorischen Fehleindrucks<br />

Trotz einer hohen Erkennungsrate des un<strong>an</strong>genehmen Geruchseindrucks im<br />

Vergleich mit älteren, sensorisch einw<strong>an</strong>dfreien Chargen, fiel es selbst erfahrenen<br />

Verkostern schwer, eine verbale Beschreibung des olfaktorischen Eindrucks<br />

zu geben.<br />

- 15 -


Problem- und Aufgabenstellung<br />

Das am häufigsten gebrauchte Attribut für den Fehleindruck war "muffig". Aber<br />

auch Adjektive wie "brenzlig", "kohlig", "dumpf", "trocken", "leicht fruchtig",<br />

"rauchig", "erdig", "kaffeeartig", "süßlich", "kloakig", "schweflig" o<strong>der</strong> "hart"<br />

wurden benutzt, konnten aber den für junge Chargen <strong>von</strong> P so typisch empfundenen<br />

Geruch nur unzureichend charakterisieren. Es ist hervorzuheben,<br />

dass die aufgeführten Attribute alle Beschreibungsversuche für ein und dasselbe<br />

Phänomen darstellten. Es waren keine assoziativen Vergleiche, die unterschiedliche<br />

Geruchzustände klassifizierten, son<strong>der</strong>n lediglich Beschreibungen,<br />

die den tatsächlich empfundenen, untypischen Geruchseindruck eingrenzten.<br />

2.3 Beschreibung <strong>der</strong> Wahrnehmbarkeit des Fehleindrucks<br />

Bei <strong>der</strong> Wahrnehmung des bei den sensorischen Routineprüfungen auffällig<br />

gewordenen, un<strong>an</strong>genehmen Geruchseindrucks konnten bestimmte Beobachtungen<br />

gemacht werden, die zur Eingrenzung des Problems wesentlich<br />

waren.<br />

So empf<strong>an</strong>den die Verkoster den Geruchseindruck <strong>der</strong> ersten Sekunde <strong>an</strong><br />

einer originären Probe in <strong>einem</strong> Verkostungsglas (Abbildung S. 50) stets als<br />

die sicherste Identifizierungsmöglichkeit des für frisch produzierte Chargen so<br />

typischen, un<strong>an</strong>genehmen Geruchs.<br />

Eine Unterscheidung zwischen An- und Hauptgeruch fiel schwer, da <strong>der</strong> trigeminale<br />

Reiz des Alkohols, <strong>der</strong> in dem originären Destillat etwa 80 % ausmacht,<br />

die Geruchswahrnehmung auf wenige Sekunden begrenzte (vgl.<br />

MATHEIS, 1995, S. 72-73). Der Fehleindruck schien aber eher <strong>der</strong> Kopfnote<br />

zuordenbar zu sein.<br />

Überraschen<strong>der</strong>weise stellte sich heraus, dass die Wahrnehmbarkeit des<br />

Fehleindrucks <strong>von</strong> <strong>der</strong> Zeitsp<strong>an</strong>ne zwischen Füllung <strong>der</strong> Gläser und Verkostung<br />

sowie <strong>von</strong> <strong>der</strong> Dauer des geschlossenen Zust<strong>an</strong>des des Glases zwischen<br />

zwei Geruchsprüfungen abhing. Vor allem wenn das Verkostungsglas<br />

gerade geöffnet und "abgerochen" worden war, wurde die Wahrnehmbarkeit<br />

des Fehleindrucks <strong>an</strong>schließend als schlechter bis nur noch schwach vorh<strong>an</strong>den<br />

beschrieben.<br />

Eine Adaptation während <strong>der</strong> Verkostungen konnte als Grund für diese verringerte<br />

Wahrnehmbarkeit des Geruchs nicht nachgewiesen werden. So war die<br />

Detektion des Fehlgeruchs durchaus auch <strong>an</strong> mehreren Verkostungsgläsern<br />

hinterein<strong>an</strong><strong>der</strong> möglich, die in unregelmäßig alternieren<strong>der</strong>, direkter Abfolge<br />

un<strong>an</strong>genehm und einw<strong>an</strong>dfrei riechende Proben gleich l<strong>an</strong>ge enthalten hatten.<br />

Weiterhin för<strong>der</strong>te ein Schwenken des verschlossenen Glases, gelegentlich<br />

unter Einwirkung <strong>der</strong> H<strong>an</strong>dwärme auf das Verkostungsgut, die Intensität des<br />

olfaktorisch negativen Eindrucks bzw. dessen „Regeneration“ nach dem Ab-<br />

- 16 -<br />

Fehleindruck wird<br />

<strong>der</strong> Kopfnote zugeschrieben<br />

Fehleindruck scheint<br />

relativ flüchtig zu sein


Problem- und Aufgabenstellung<br />

Filtration<br />

Lagerzeit<br />

riechen. Grundsätzlich schien sich aber auch in <strong>einem</strong> verschlossenen Verkostungsglas<br />

die Geruchsqualität kleiner Volumina (z.B. bei etwa 30 ml) des<br />

<strong>Untersuchung</strong>smaterials innerhalb nur weniger Stunden zu verbessern.<br />

Diese Beobachtungen gaben bereits zu Beginn <strong>der</strong> <strong>Untersuchung</strong>en erste<br />

Hinweise darauf, dass am Zust<strong>an</strong>dekommen des un<strong>an</strong>genehmen Geruchseindrucks<br />

eine o<strong>der</strong> mehrere Subst<strong>an</strong>zen (Fehlgeruchsstoffe) beteiligt sein<br />

konnten, die zudem in <strong>der</strong> <strong>Untersuchung</strong>smatrix eine relativ hohe Flüchtigkeit<br />

aufweisen müssten.<br />

2.4 Beeinflussung des Fehleindrucks<br />

Wesentliche, zusätzliche Erkenntnisse, die die zuvor gemachte Annahme über<br />

die leichtest flüchtigen Fehlgeruchsstoffe zu bestätigen und eine erste Eingrenzung<br />

<strong>der</strong> <strong>Ursachen</strong> des <strong>an</strong>fänglich wahrzunehmenden Geruchseindrucks<br />

auf konkret, subst<strong>an</strong>tiell vorliegende Subst<strong>an</strong>zen zuzulassen schienen, ergaben<br />

sich durch folgende Beobachtungen:<br />

Schon frühzeitig war festgestellt worden, dass Umwälz- und Filtrationstechniken,<br />

wie sie bei <strong>der</strong> Reifung <strong>von</strong> alkoholischen Getränken nicht ungewöhnlich<br />

sind (vgl. WÜSTENFELD und HAESELER, 1964, S. 365ff.), zu einer beschleunigten<br />

Verbesserung des Gesamtgeruchs führten. Beson<strong>der</strong>s durch die<br />

Filtration <strong>von</strong> P über Aktivkohle, nicht so sehr durch alleiniges Umwälzen, war<br />

eine signifik<strong>an</strong>te, subjektive Verbesserung des Geruchseindrucks zu erzielen.<br />

Die olfaktorische Erkennungsrate des <strong>der</strong>art verbesserten Geruchs eines filtrierten<br />

Musters im Vergleich zu seiner unfiltrierten Vari<strong>an</strong>te lag in praxi bei<br />

100 % (vgl. Kapitel 5.1.2, S. 65).<br />

Bei <strong>einem</strong> weiteren Versuch mit drei erfahrenen Verkostern sollten 6 aufein<strong>an</strong><strong>der</strong>folgende,<br />

im Abst<strong>an</strong>d <strong>von</strong> nur etwa einer Woche produzierte Chargen<br />

aufgrund ihres Geruchs ihrem Alter nach sortiert werden. Obwohl dieser Test<br />

nur exemplarisch durchgeführt wurde und wegen <strong>der</strong> geringen Anzahl <strong>von</strong><br />

Prüfergebnissen keine statistisch abgesicherte Aussage zuließ, war bemerkenswert,<br />

dass etwa zwei Drittel aller Proben richtig, d.h. zwischen die jeweils<br />

zuvor und d<strong>an</strong>ach produzierte Charge eingeordnet worden waren. Dies war<br />

zum einen ein weiterer Hinweis darauf, wie reproduzierbar <strong>der</strong> beschriebene<br />

Fehleindruck in s<strong>einem</strong> Charakter bei den unterschiedlichen Chargen auftrat,<br />

zum <strong>an</strong><strong>der</strong>en führte dies zu <strong>der</strong> Annahme, dass sich <strong>der</strong> Geruchseindruck<br />

während <strong>der</strong> Reifeperiode innerhalb weniger Wochen mehr o<strong>der</strong> weniger stetig<br />

verän<strong>der</strong>t.<br />

- 17 -


Problem- und Aufgabenstellung<br />

Abbildung 2-1 deutet diesen Sachverhalt graphisch <strong>an</strong>. Durch die erste Filtra-<br />

tion erfolgt zunächst die sprunghafte<br />

Verbesserung des Geruchs.<br />

Für den Fall, dass das Niveau des<br />

produkttypischen Geruchs zu l<strong>an</strong>gsam<br />

erreicht worden wäre, hätte<br />

eine zweite Filtration diesen Vorg<strong>an</strong>g<br />

wie<strong>der</strong>um beschleunigen<br />

können. Die Darstellung darf allerdings<br />

nicht suggerieren, dass mit<br />

dem Verlauf eine ebenfalls abnehmende<br />

Konzentration eines o<strong>der</strong><br />

mehrerer potentieller Fehlgeruchsstoffe zw<strong>an</strong>gsläufig korreliert sein muss.<br />

Würde <strong>an</strong>alog dazu die Verbesserung des Geruchs über <strong>der</strong> Zeit aufgetragen,<br />

müsste <strong>der</strong> reziproke, positive Wert <strong>der</strong> Steigung <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Abbildung <strong>an</strong>gedeuteten<br />

stetigen Verän<strong>der</strong>ung gewählt werden (vgl. Kapitel 3.2, S. 23).<br />

Kurioserweise verschw<strong>an</strong>d das Phänomen zudem schlagartig, wenn P mit<br />

Wasser verdünnt wurde. Selbst geringe Mengen Wasser nivellierten alle<br />

wahrnehmbaren Geruchsunterschiede und <strong>der</strong> gewohnt <strong>an</strong>genehm würzige<br />

Geruch des Produktes trat altersunabhängig zutage.<br />

Die nebenstehende Abbildung 2-2<br />

stellt den Einfluss <strong>der</strong> zugesetzten<br />

Wassermenge auf die subjektive<br />

Wahrnehmbarkeit des Fehleindrucks<br />

dar. Aus ihr geht hervor,<br />

dass bereits ein Zusatz <strong>von</strong> 1 ml<br />

Wasser zu 5 ml Probe (20 % des<br />

Probevolumens) eine drastische<br />

Reduktion <strong>der</strong> Fehlgeruchsempfindung<br />

zur Folge hat.<br />

- 18 -<br />

subjektive Intensität des Fehleindrucks<br />

subjektive Intensität des Fehleindrucks<br />

100<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10<br />

Wasserzusatz in ml<br />

Bei den Routineverkostungen wurde das Probevolumen sogar um etwa 200 %<br />

durch Wasserzugabe vergrößert. An solchen auf Trinkstärke mit Wasser verdünnten<br />

Mustern des Heilkräuterdestillates konnten damit auch keine signifik<strong>an</strong>ten<br />

Geruchsunterschiede mehr wahrgenommen werden. Aber auch geschmackliche<br />

Abweichungen o<strong>der</strong> optische Unterschiede, wie Farbe, Opaleszens<br />

o<strong>der</strong> Trübung konnten <strong>an</strong> P unterschiedlichen Reifegrades nicht festgestellt<br />

werden. An<strong>der</strong>e Parameter als <strong>der</strong> Geruch <strong>der</strong> originären Proben spielten<br />

daher bei den <strong>Untersuchung</strong>en <strong>der</strong> auffälligen Verän<strong>der</strong>ungen keine Rolle.<br />

1<br />

0<br />

1. Filtration<br />

0 1<br />

Lagerzeit<br />

2. Filtration<br />

Geruchsniveau <strong>von</strong> P<br />

Abb. 2-1:<br />

Darstellung <strong>der</strong> prognostizierten,<br />

stetigen<br />

Abnahme des un<strong>an</strong>genehmenGeruchseindrucks<br />

während <strong>der</strong><br />

Reifeperiode.<br />

Wasser<br />

Abb 2-2:<br />

Abnahme des<br />

un<strong>an</strong>genehmen<br />

Geruchseindrucks<br />

nach Wasserzusatz<br />

Erste<br />

Eingrenzung<br />

des Problems


Problem- und Aufgabenstellung<br />

Neben <strong>der</strong> Beobachtung <strong>der</strong> offenbar hohen Flüchtigkeit (Kapitel 2.3) wies <strong>der</strong><br />

geschil<strong>der</strong>te Einfluss <strong>der</strong> Filtration auf den Geruchseindruck wie<strong>der</strong>um auf<br />

subst<strong>an</strong>ziell vorh<strong>an</strong>dene Fehlgeruchsstoffe hin, die überdies einen relativ polaren<br />

Charakter besitzen mussten.<br />

Gerade die Geruchsverän<strong>der</strong>ung nach Wasserzugabe schien zunächst mit<br />

<strong>der</strong> <strong>an</strong>genommenen hohen Flüchtigkeit potentieller Fehlgeruchsstoffe im Wi<strong>der</strong>spruch<br />

zu stehen. Neben <strong>der</strong> Unerklärlichkeit <strong>der</strong> Herkunft, <strong>der</strong> Schwierigkeit<br />

vorab eine Eingrenzung auf bestimmte Subst<strong>an</strong>zen vorzunehmen und <strong>der</strong><br />

möglichen Instabilität arzneilich wirksamer Komponenten im Produkt führte<br />

dieser Wi<strong>der</strong>spruch zur Formulierung <strong>der</strong> Frage nach den <strong>Ursachen</strong> des<br />

„Phänomens Fehlgeruch“.<br />

2.5 Aufgabenstellung<br />

Aufgabe <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit ist, die während <strong>der</strong> Reifeperiode ablaufenden,<br />

olfaktorisch auffälligen Aromaverbesserungen <strong>an</strong> P auf objektive, stoffliche<br />

Vorgänge zurückzuführen.<br />

Hierfür müssen verschiedene Geruchszustände <strong>von</strong> P definiert bzw. gezielt<br />

erzeugt werden und umfassend durch olfaktorische und instrumentell-<strong>an</strong>alytische<br />

Methoden charakterisiert werden.<br />

Die <strong>Untersuchung</strong>en sollen die geruchsaktiven Komponenten aus dem Vielstoffgemisch<br />

P selektieren und die aromaprägenden Verbindungen den jeweiligen<br />

Geruchszuständen zuordnen. Die subjektive Zuordnung <strong>der</strong> sensorischen<br />

Merkmale zu einzelnen Geruchszuständen hat dabei Voraussetzungen<br />

und Bedingungen <strong>der</strong> unterschiedlichen Geruchswahrnehmung zu entsprechen,<br />

die mit geeigneten, objektiven Verfahren überprüfbar sein müssen. So<br />

müssen für die selektierten Geruchsstoffe Gehaltsän<strong>der</strong>ungen zwischen den<br />

unterschiedlichen Geruchszuständen objektiv nachweisbar sein, die überdies<br />

den Konzentrationsbereich <strong>der</strong> Geruchs- bzw. Erkennungsschwelle miterfassen.<br />

Die Identifizierung <strong>der</strong> für die aromaverbessernden Prozesse ver<strong>an</strong>twortlichen<br />

Subst<strong>an</strong>z(en) soll als Voraussetzung für eine Eingrenzung <strong>der</strong> Herkunft und<br />

<strong>Ursachen</strong> für das Phänomen dienen. Die Bewertung <strong>der</strong> <strong>Ursachen</strong> soll Aussagen<br />

über die Stabilität des Produktes erweitern.<br />

Zusätzliches Ziel <strong>der</strong> Arbeit ist, Maßnahmen aufzuzeigen bzw. zu entwickeln,<br />

die bei Wahrung <strong>der</strong> Produktqualität die durch das Auftreten des un<strong>an</strong>genehmen<br />

Geruchseindrucks erhöhten Produktions- und Lagerkosten senken helfen.<br />

- 19 -


Theoretischer Teil: Stoffliche <strong>Ursachen</strong> <strong>der</strong> Geruchswahrnehmung<br />

3. Theoretischer Teil<br />

Wie in <strong>der</strong> Einleitung bereits dargestellt, beschäftigt sich die vorliegende Arbeit<br />

mit den stofflichen <strong>Ursachen</strong>, die zur Ausprägung zweier verschiedener, olfaktorischer<br />

Eindrücke am <strong>Untersuchung</strong>sobjekt P führen. Dabei liegt <strong>der</strong> Unterschied<br />

in <strong>der</strong> Präferenz des Geruchs: Vor <strong>der</strong> Lagerung wird er als subjektiv<br />

un<strong>an</strong>genehmer empfunden als nach <strong>der</strong> Lagerung.<br />

Im Folgenden werden die theoretischen Grundlagen und Voraussetzungen,<br />

die für die Ausprägung eines Geruchseindrucks ver<strong>an</strong>twortlich sind, beschrieben.<br />

Dabei soll es zunächst unerheblich sein, ob es sich um positiv o<strong>der</strong> negativ<br />

empfundene Eindrücke h<strong>an</strong>delt. Erst in Kapitel 3.2 auf S. 23 werden die<br />

Überlegungen zur „Geruchswahrnehmung“ um die hedonischen Komponenten<br />

zur „Geruchsverbesserung“ erweitert.<br />

3.1 Geruchswahrnehmung und <strong>der</strong>en stoffliche <strong>Ursachen</strong><br />

Da P ein Vielstoffgemisch darstellt, können am Zust<strong>an</strong>dekommen jedes <strong>der</strong><br />

beiden wahrgenommenen Geruchseindrücke theoretisch ein o<strong>der</strong> mehrere<br />

olfaktorische Reize (Geruchsstoffe) beteiligt sein. Im ersten Modellfall wäre<br />

<strong>der</strong> Charakter eines <strong>der</strong> beiden zu untersuchenden olfaktorischen Zustände<br />

<strong>von</strong> nur <strong>einem</strong> einzigen Duftstoff dominiert. Solche aromaprägenden, typischen,<br />

unverkennbaren Verbindungen werden auch „character impact compounds/components“<br />

(CICs) gen<strong>an</strong>nt (ZIEGLER UND ZIEGLER, 1998,<br />

S. 353). Bek<strong>an</strong>nte Beispiele für <strong>der</strong>artige Aromastoffe sind 4-Hydroxy-3-methoxybenzaldehyd<br />

(V<strong>an</strong>illin, CAS-NR. 121-33-5, Vorkommen: V<strong>an</strong>illeschote), 4-<br />

Allyl-2-methoxyphenol (Eugenol, CAS-NR. 97-53-0, Vorkommen: Nelke), 1-(4-<br />

Hydroxyphenyl)-3-but<strong>an</strong>on (Himbeerketon, CAS-NR. 5471-51-2, Vorkommen:<br />

Himbeere) o<strong>der</strong> Octahydro-4,8a-dimethyl-4a(2H)-naphthol (Geosmin, CAS-<br />

NR. 23333-91-7, Vorkommen: Rote Beete). Bei diesen Verbindungen ist es<br />

leicht verständlich, dass ihre Bildung bzw. ihr Verschwinden in einer Matrix<br />

zw<strong>an</strong>gsläufig zu unterschiedlichen Geruchseindrücken führen muss.<br />

Damit aber ein olfaktorischer Reiz durch eine solche CIC o<strong>der</strong> einen <strong>an</strong><strong>der</strong>en<br />

Duftstoff erzeugt werden k<strong>an</strong>n, muss gewährleistet sein, dass die Konzentration<br />

<strong>der</strong> wahrzunehmenden Subst<strong>an</strong>z in <strong>der</strong> (das <strong>Untersuchung</strong>sobjekt) umgebenden<br />

Luft über <strong>der</strong> sogen<strong>an</strong>nten Reiz-, Wahrnehmungs- o<strong>der</strong> Geruchsschwelle<br />

für den Menschen liegt. Als Reizschwelle wird diejenige Konzentration<br />

einer Subst<strong>an</strong>z definiert, die bei 50 % <strong>der</strong> Prob<strong>an</strong>den einer Testgruppe<br />

gerade noch einen Reiz und damit eine Geruchswahrnehmung auslöst<br />

(LAND, 1989, S. 17).<br />

Hier wird bereits die Abhängigkeit dieser Grenze und damit <strong>der</strong> Geruchswahrnehmung<br />

<strong>von</strong> Verteilungsgleichgewichten deutlich (vgl. Kapitel 3.2.1, S. 23).<br />

Die Geruchsschwelle <strong>von</strong> definierten Duftstoffen wird üblicherweise in Luft<br />

- 20 -<br />

character impact<br />

compounds<br />

Reizschwelle


Theoretischer Teil: Stoffliche <strong>Ursachen</strong> <strong>der</strong> Geruchswahrnehmung<br />

Aromawert<br />

Konzentrationsabhängigkeit<br />

<strong>der</strong><br />

Geruchswahrnehmung<br />

Erkennungsschwelle<br />

Aromen sind meist<br />

komplex zusammengesetzt<br />

Geruchsprofile<br />

bestimmt, da Luft die eigentliche Matrix während <strong>der</strong> Reizerzeugung darstellt.<br />

Eine Größe, die die Duftstoffeigenschaften unter <strong>an</strong><strong>der</strong>en Matrixeinflüssen als<br />

die <strong>der</strong> Luft zu beschreiben versucht, ist <strong>der</strong> Aromawert.<br />

Der Aromawert einer Subst<strong>an</strong>z ist als Quotient aus <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Probe vorh<strong>an</strong>denen<br />

Konzentration des Duftstoffes und seiner Geruchsschwelle definiert<br />

(BELITZ und GROSCH, 1992, S. 305, MAARSE und VAN DER BERG, 1989,<br />

S. 1-15). Obwohl die Größe des Aromawertes üblicherweise schwer zu bestimmen<br />

ist (vgl. auch ACREE, 1993, S. 2, PIGGOTT, 1990, S. 266, ABBOTT<br />

et al., 1993, S. 1698) und nur eine Kenngröße in Abhängigkeit des zu betrachtenden<br />

<strong>Untersuchung</strong>smaterials darstellt (ZIEGLER und ZIEGLER, 1998,<br />

S. 402ff.; NEUMANN und MOLNÁR, 1991, S. 79), können mit Hilfe des Aromawertes<br />

die wirklich geruchsprägenden Subst<strong>an</strong>zen aus <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong><br />

flüchtigen Stoffe selektiert werden. Mit ihm k<strong>an</strong>n die Geruchsintensität und <strong>der</strong><br />

tatsächliche Anteil des Duftstoffes <strong>an</strong> <strong>der</strong> Gesamtkomposition des Aromas<br />

abgeschätzt werden.<br />

Erschwerend kommt in diesem ersten Modellfall bereits hinzu, dass die Qualität<br />

<strong>der</strong> Wahrnehmung eines Aromastoffes eine Funktion <strong>der</strong> Konzentration<br />

sein k<strong>an</strong>n. Der Geruch <strong>von</strong> Maltol (C6H6O3) z. B. erinnert<br />

in niedrigsten Konzentrationen <strong>an</strong> Fleischbrühe, bei<br />

steigenden Konzentrationen <strong>an</strong> Fleisch, in noch größeren<br />

Mengen wird er fruchtig nach Erdbeeren riechend<br />

O<br />

CH3 beschrieben, um letztendlich als malzig empfunden zu<br />

OH<br />

werden (KUMPMANN, 1998, S. 269). Derartige Abhän- O<br />

gigkeiten sind auch <strong>von</strong> den wenigen Parfümgrundstoffen<br />

tierischen Ursprungs wie Moschus, Ambra o<strong>der</strong><br />

Zibet bek<strong>an</strong>nt, die in konzentrierter Form extrem un<strong>an</strong>-<br />

Maltol<br />

genehm, in hohen Verdünnungen dagegen sehr positiv im Geruch empfunden<br />

werden können.<br />

Diesem Tatbest<strong>an</strong>d wird Rechnung getragen, indem zusätzlich zur Reizschwelle<br />

eine Erkennungsschwelle definiert wird. Diese soll die Minimalkonzentration<br />

eines Stoffes kennzeichnen, <strong>an</strong> <strong>der</strong> sein charakteristischer Geruch<br />

tatsächlich auch erk<strong>an</strong>nt und beschrieben werden k<strong>an</strong>n. Im Allgemeinen liegt<br />

die Erkennungsschwelle über <strong>der</strong> Geruchsschwelle und fällt nur in Ausnahmefällen<br />

mit dieser zusammen (vgl. z. B. TAMURA, 1996, S. 290).<br />

Meist werden Geruchseindrücke aber durch mehr als nur eine Aromakomponente<br />

bedingt. Die Vielzahl <strong>von</strong> Nu<strong>an</strong>cen eines Aromas wird stets durch das<br />

Vorh<strong>an</strong>densein mehrer Aromastoffe und <strong>der</strong>en Zusammenspiel erzeugt<br />

(PIGGOTT, 1990, S. 263-264; ZIEGLER und ZIEGLER, 1998, S. 352-353).<br />

Dieser zweite Fall ist in <strong>der</strong> Geruchswelt damit weit öfter <strong>an</strong>zutreffen. Der Geruchseindruck,<br />

<strong>der</strong> durch das Zusammenspiel nicht eines, son<strong>der</strong>n mehrerer<br />

olfaktorischer Reize bedingt wird, muss präziser als Geruchsmuster o<strong>der</strong> –<br />

- 21 -


Theoretischer Teil: Stoffliche <strong>Ursachen</strong> <strong>der</strong> Geruchswahrnehmung<br />

profil verst<strong>an</strong>den werden (HATT, 1997, S. 762). So setzt sich <strong>der</strong> Geruch z.B.<br />

<strong>von</strong> Rosenöl, Kaffee o<strong>der</strong> Wein aus mehreren hun<strong>der</strong>t verschiedenen, geruchsaktiven<br />

Komponenten zusammen. Aus diesen Gruppen können zwar<br />

einige wenige Verbindungen aufgrund ihrer hohen Aromawerte als beson<strong>der</strong>s<br />

aromaprägend ausgemacht werden, dennoch ist die Anzahl <strong>der</strong> für ein wahrnehmbares<br />

Aroma ver<strong>an</strong>twortlichen Komponenten meist größer als 10<br />

(OHLOFF, 1990, S. 156; BELITZ und GROSCH, 1992, S. 854; TÄUFEL et al.,<br />

1993, Bd. 1, S. 127, NEUMANN und MOLNÁR, 1991, S. 79).<br />

Weiter erschwerend für das stoffliche Verständnis am Zust<strong>an</strong>dekommen <strong>von</strong><br />

Geruchsmustern ist neben <strong>der</strong> Vielzahl <strong>der</strong> beteiligten Subst<strong>an</strong>zen die Möglichkeit,<br />

dass Komponenten in Mehrstoffgemischen interagieren können. Solche<br />

physiko-chemischen/chemischen Einflüsse spielen sich vor allem auf <strong>der</strong><br />

Ebene <strong>der</strong> eigentlichen Reizerzeugung ab (ZIEGLER und ZIEGLER, 1998,<br />

S. 389 ff.). So können Aromakomponenten die Interaktion <strong>an</strong><strong>der</strong>er Subst<strong>an</strong>zen<br />

mit den Rezeptoren <strong>der</strong> Sinneszelle inhibieren und damit unterdrücken<br />

(ACREE, 1990, S. 2) bzw. synergistische Effekte zu Variationen in <strong>der</strong> Wahrnehmung<br />

<strong>von</strong> Gerüchen führen (NEUMANN und MOLNÁR, 1991, S. 79).<br />

Mögliche Folgen dieser Interaktionen <strong>der</strong> unterschiedlichen Geruchsstoffe<br />

sind, dass entwe<strong>der</strong> die <strong>Untersuchung</strong> eines bestimmten Geruchsprofils durch<br />

gängige Analysentechnik, bei <strong>der</strong> das Duftstoffgemisch z. B. aufgetrennt, fraktioniert<br />

olfaktorisch untersucht wird, nicht erfolgreich sein k<strong>an</strong>n o<strong>der</strong> dass sich<br />

die bei den <strong>Untersuchung</strong>en als wesentliche Duftstoffe gezeigten Verbindungen<br />

nachträglich nicht in vollem Umf<strong>an</strong>g zu dem erhofften sensorischen Gesamtbild<br />

zusammenfügen lassen. Zudem muss bei <strong>der</strong> Analyse <strong>von</strong> Geruchsprofilen<br />

berücksichtigt werden, dass Geruchsverän<strong>der</strong>ungen auch durch die<br />

Abwesenheit bzw. Konzentrationsabnahme eines o<strong>der</strong> mehrerer Aromastoffe<br />

verursacht werden können. Grundsätzlich muss <strong>der</strong> Kreis <strong>der</strong> <strong>Ursachen</strong> <strong>der</strong><br />

Wahrnehmung <strong>von</strong> definierten Geruchsmustern im Gegensatz zur Wahrnehmung<br />

einzelner Gerüche um die Beachtung fehlen<strong>der</strong> olfaktorischer Reize<br />

sowie möglicher Interaktionen bei <strong>der</strong> Wahrnehmung selbst erweitert werden.<br />

- 22 -<br />

Interaktionen <strong>von</strong><br />

Geruchsstoffen können<br />

zu unterschiedlichen<br />

Geruchswahrnehmungen<br />

führen<br />

Grenzen <strong>der</strong> fraktionellen<br />

Geruchsstoff<strong>an</strong>alytik<br />

<strong>von</strong> Geruchsprofilen


Theoretischer Teil: Geruchsverbesserungen<br />

Abb. 3-1:<br />

Stoffliche Verän<strong>der</strong>ungen<br />

bei Geruchsverbesserungen<br />

3.2 Geruchsverbesserung und <strong>der</strong>en stoffliche <strong>Ursachen</strong><br />

Das zu untersuchende olfaktorische Phänomen zeichnete sich dadurch aus,<br />

dass es sich nach Zugabe <strong>von</strong> Wasser zu P in seiner Wahrnehmung än<strong>der</strong>te<br />

und als <strong>an</strong>genehmer empfunden wurde.<br />

Analog zu den geruchsverbessernden Vorgängen, die während <strong>der</strong> Reifeperiode<br />

ablaufen, können hierfür zwei Prozesse grundsätzlich <strong>von</strong>ein<strong>an</strong><strong>der</strong> unterschieden<br />

werden:<br />

Die geruchlichen Verbesserungen basieren auf:<br />

1. <strong>der</strong> Gehaltsabnahme <strong>von</strong> <strong>einem</strong> o<strong>der</strong> mehreren Fehlgeruchsstoff(en)<br />

in <strong>der</strong> Gasphase über P<br />

und/o<strong>der</strong><br />

2. <strong>der</strong> Gehaltszunahme <strong>von</strong> <strong>einem</strong> o<strong>der</strong> mehreren Geruchsstoff(en) in<br />

<strong>der</strong> Gasphase über P mit <strong>an</strong>genehmen Geruchseindrücken.<br />

Die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Zusammensetzung <strong>der</strong> Gasphase über P k<strong>an</strong>n nur<br />

durch Verän<strong>der</strong>ungen des Verteilungsgleichgewichtes zwischen flüssiger und<br />

gasförmiger Phase bzw. durch Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> stofflichen Zusammensetzung<br />

<strong>der</strong> flüssigen Phase hervorgerufen werden.<br />

Da das Verständnis <strong>der</strong> Beeinflussung <strong>der</strong> Zusammensetzung <strong>der</strong> Gasphase<br />

über P <strong>von</strong> zentraler Bedeutung für das Verständnis <strong>von</strong> Geruchseindrücken<br />

ist, werden die theoretischen physiko-chemischen Grundlagen im Folgenden<br />

kurz vorgestellt.<br />

3.2.1 Physikochemie des Phasenüberg<strong>an</strong>gs flüssig - gasförmig<br />

Über einer idealen Lösung aus zwei Komponenten A und B gibt das<br />

RAOULTsche Gesetz den Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen den Partial-Dampfdrükken<br />

pA und pB und <strong>der</strong> Zusammensetzung <strong>der</strong> Lösung wie<strong>der</strong>:<br />

A<br />

A<br />

*<br />

A<br />

p = x p bzw.<br />

- 23 -<br />

B<br />

B<br />

*<br />

B<br />

p = x p . (Gl.1)<br />

„x“ ist dabei <strong>der</strong> Molenbruch <strong>der</strong> Subst<strong>an</strong>z in <strong>der</strong> flüssigen Phase und p* <strong>der</strong><br />

Dampfdruck <strong>der</strong> reinen Subst<strong>an</strong>z A bzw. B.


Theoretischer Teil: Zum Phasenüberg<strong>an</strong>g flüssig - gasförmig<br />

Der Gesamtdampfdruck p <strong>der</strong> Mischung setzt sich nach dem DALTONschen<br />

Gesetz additiv aus den einzelnen Partialdrücken zusammen, so dass gilt:<br />

A<br />

B<br />

A<br />

*<br />

A<br />

B<br />

- 24 -<br />

*<br />

B<br />

*<br />

B<br />

p = p + p = x p + x p = p + ( p − p )x<br />

(Gl. 2)<br />

Aus <strong>der</strong> Gleichung ist ersichtlich, dass <strong>der</strong> Gesamtdampfdruck bei konst<strong>an</strong>ter<br />

Temperatur linear <strong>von</strong> <strong>der</strong> Zusammensetzung abhängt. Würde die Konzentration<br />

einer Subst<strong>an</strong>z in <strong>der</strong> flüssigen Phase steigen, würde sich ohne Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>ten Matrixeinflüsse auch ihre Konzentration in <strong>der</strong><br />

Gasphase erhöhen. Analoges gilt für abnehmende Konzentrationen.<br />

Stehen flüssige und gasförmige Phase im Gleichgewicht, so muss ihre Zusammensetzung<br />

aber nicht notwendigerweise übereinstimmen. Es ist vielmehr<br />

zu erwarten, dass die Komponente mit <strong>der</strong> höheren Flüchtigkeit sich im<br />

Dampfraum relativ zur Komponente mit <strong>der</strong> geringeren Flüchtigkeit <strong>an</strong>reichert.<br />

Nach dem DALTONschen Gesetz lassen sich die Molenbrüche y für die Komponenten<br />

A und B in <strong>der</strong> Gasphase wie folgt definieren:<br />

pA yA = bzw.<br />

p<br />

*<br />

A<br />

p B<br />

*<br />

B<br />

A<br />

y B =<br />

(Gl. 3)<br />

p<br />

Setzt m<strong>an</strong> Gleichung 1 und 2 in Gleichung 3, lässt sich <strong>der</strong> Molenbruch <strong>der</strong><br />

Komponente A bzw. B unter Berücksichtigung ihrer Dampfdrücke in Abhängigkeit<br />

<strong>der</strong> Zusammensetzung <strong>der</strong> flüssigen Phase ableiten:<br />

y<br />

A<br />

=<br />

p<br />

*<br />

B<br />

x<br />

+ ( p<br />

A<br />

*<br />

A<br />

Wenn A die flüchtigere<br />

Komponente und damit ihr<br />

Dampfdruck p*A>p*B ist, ist<br />

<strong>der</strong> Molenbruch yA in <strong>der</strong><br />

Gasphase größer als <strong>der</strong><br />

Molenbruch xA in <strong>der</strong> flüssigen<br />

Phase. Dieser Sachverhalt<br />

wird durch die nebenstehende<br />

Graphik (Abb. 3-2)<br />

verdeutlich.<br />

p<br />

*<br />

A<br />

*<br />

B<br />

− p ) x<br />

A<br />

bzw. yB 1−<br />

y A<br />

= (Gl. 4)<br />

Je flüchtiger A ist, umso mehr verschiebt sich das Gleichgewicht zu größeren<br />

Molenbrüchen yA in <strong>der</strong> Gasphase. Der hier dargestellte Zusammenh<strong>an</strong>g stellt<br />

<strong>an</strong>schaulich u.a. die Grundlage <strong>der</strong> destillativen Stofftrennung dar. Duftstoffe,<br />

die sich aufgrund ihrer Flüchtigkeit im Dampfraum eines <strong>Untersuchung</strong>smus-<br />

Abb. 3-2:<br />

Verschiebungen<br />

<strong>der</strong> Zusammensetzung<br />

flüssige -<br />

gasförmige Phase<br />

in Abhängigkeit<br />

des Dampfdrucks


Theoretischer Teil: Zum Phasenüberg<strong>an</strong>g flüssig - gasförmig<br />

ters <strong>an</strong>reichern, können somit das Aroma wesentlich beeinflussen, obwohl sie<br />

in <strong>der</strong> Matrix unter Umständen nur in Spuren nachzuweisen sind.<br />

Abschließend bleibt die Frage zu klären, wie sich die Än<strong>der</strong>ung des Dampfdrucks<br />

einer Subst<strong>an</strong>z in <strong>einem</strong> Mehrkomponentensystem in Abhängigkeit <strong>der</strong><br />

Zusammensetzung, also z.B. bei Wasser- o<strong>der</strong> Säurezusatz, verständlich machen<br />

lässt.<br />

3.2.2 Das Chemische Potential in offenen Systemen<br />

Eine wesentliche Größe zur Charakterisierung des Dampfdruckes einer Sub-<br />

st<strong>an</strong>z ist ihre Verdampfungsenthalpie ΔHverd. Nach <strong>der</strong> TROUTONschen Regel<br />

ist die molare Verdampfungsenthalpie näherungsweise proportional dem Siedepunkt<br />

Ts <strong>der</strong> Subst<strong>an</strong>z.<br />

- 25 -<br />

Δ ,<br />

HVerd<br />

m<br />

≈<br />

T<br />

s<br />

konst<strong>an</strong>t<br />

(Gl. 5)<br />

Eine Subst<strong>an</strong>z A mit einer niedrigen Siedetemperatur besitzt demnach eine<br />

niedrigere Verdampfungsenthalpie als eine Subst<strong>an</strong>z B mit einer höheren Siedetemperatur.<br />

Die Verdampfungsenthalpie H ist eine extensive physiko-chemische Größe<br />

und als solche wie die GIBBsche Freie Enthalpie G <strong>von</strong> <strong>der</strong> Zusammensetzung<br />

des betrachteten Systems abhängig. Extensive Größen sind im Gegensatz<br />

zu intensiven Größen vom Umf<strong>an</strong>g <strong>der</strong> Probe (System) abhängig. G ist<br />

damit nicht nur eine Funktion <strong>von</strong> p und T, son<strong>der</strong>n auch <strong>von</strong> den Komponenten<br />

ni. In offenen Systemen erhält m<strong>an</strong> für allgemeine Än<strong>der</strong>ungen dG:<br />

G<br />

G<br />

G<br />

G<br />

dG<br />

dp dT dn1<br />

.... dnj<br />

p<br />

T p,<br />

n1,<br />

n2,...<br />

n1<br />

nj<br />

⎟ ⎛∂<br />

⎞ ⎛ ∂ ⎞ ⎛ ∂ ⎞<br />

⎛ ∂ ⎞<br />

= ⎜<br />

⎟ + ⎜ ⎟ +<br />

⎟<br />

⎜<br />

+ + ⎜ (GL. 6)<br />

⎝ ∂ ⎠ ⎝ ∂ ⎠ ⎝ ∂ ⎠<br />

⎝ ∂ ⎠<br />

T,<br />

n1,<br />

n2,...<br />

p,<br />

T,<br />

n2,...<br />

p,<br />

T,<br />

ni,...<br />

Der Anteil einer Komponente i eines Systems <strong>an</strong> solchen extensiven Größen<br />

wird auch als chemisches Potential µi definiert:<br />

⎛ ∂G<br />

⎞<br />

μ ⎟<br />

i = ⎜<br />

n ⎟<br />

(Gl. 7)<br />

⎝ ∂ i ⎠<br />

p,<br />

T,<br />

n j ...<br />

Setzt m<strong>an</strong> Gleichung 7 in Gleichung 6 ein, so erhält m<strong>an</strong> bei konst<strong>an</strong>tem<br />

Druck p und Temperatur T:<br />

dG = μ dn + μ dn + μ dn + ....<br />

(Gl. 8)<br />

1<br />

1<br />

2<br />

2<br />

3<br />

3


Theoretischer Teil: Zum Phasenüberg<strong>an</strong>g flüssig - gasförmig<br />

Da die GIBBsche Freie Enthalpie G eine Funktion <strong>von</strong> H ist, k<strong>an</strong>n <strong>an</strong>alog definiert<br />

werden:<br />

⎛ ∂H<br />

⎞<br />

μ i =<br />

⎜<br />

n ⎟<br />

(Gl. 9)<br />

⎝ ∂ i ⎠<br />

- 26 -<br />

p,<br />

S,<br />

nj,...<br />

Diese Überlegungen zeigen, dass sich Zust<strong>an</strong>dsgrößen wie G o<strong>der</strong> H in offenen<br />

Systemen bei <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Zusammensetzung zw<strong>an</strong>gsläufig än<strong>der</strong>n<br />

müssen. Da die chemischen Potentiale µ zwischen zwei sich im Gleichgewicht<br />

befindenden Systemen gleich sind, muss eine Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Zusammensetzung<br />

in <strong>einem</strong> System zu einer Än<strong>der</strong>ung des chemischen Potentials und damit<br />

zu <strong>einem</strong> Ungleichgewicht führen.<br />

Von welcher Qualität die Än<strong>der</strong>ungen sind, lässt sich dagegen theoretisch nur<br />

schwer vorhersagen, da das chemische Potential sowohl <strong>von</strong> <strong>der</strong> Subst<strong>an</strong>z<br />

als auch <strong>von</strong> dem System abhängig ist. Beson<strong>der</strong>s deutlich wird diese Abhängigkeit<br />

bei nicht idealen, realen Systemen. So k<strong>an</strong>n <strong>der</strong> Zusatz ionischer Verbindungen<br />

zu Wasser zu einer Siedepunktserhöhung des Wassers führen<br />

(Dampfdruck des Wassers wird herabgesetzt). Die Löslichkeit <strong>von</strong> nicht ionogenen<br />

Gasen nimmt aber aufgrund <strong>von</strong> Störungen <strong>der</strong> Hydratisierung gleichzeitig<br />

ab und <strong>der</strong> Dampfdruck dieser Verbindungen steigt (vgl. Aussalzeffekt,<br />

ATKINS, 1990, S. 216).<br />

Der Dampfdruck über <strong>der</strong> Mischung zweier chemisch unterschiedlicher Verbindungen<br />

k<strong>an</strong>n sowohl größer als die Summen <strong>der</strong> einzelnen Partialdrücke<br />

sein (z.B. in <strong>einem</strong> Gemisch aus Aceton und Schwefelkohlenstoff) als auch<br />

kleiner (Prinzip <strong>der</strong> Wasserdampfdestillation). Die eigentliche Qualität <strong>der</strong> Verschiebung<br />

des Gleichgewichts ist also im hohen Maße <strong>von</strong> <strong>der</strong> chemischen<br />

Natur <strong>der</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Zusammensetzung beteiligten Subst<strong>an</strong>zen<br />

abhängig.<br />

Um die beobachteten Geruchsverbesserungen bei P bei Wasserzusatz und<br />

vielleicht auch die durch die Lagerzeit bedingten zu verstehen, sind weiterreichende<br />

Erkenntnisse über die Zusammensetzung <strong>von</strong> P notwendig. Vorhersagen<br />

und Einschränkungen des vorliegenden Problem auf bestimmte Stoffklassen<br />

sind aus diesen theoretischen Überlegungen noch nicht abzuleiten.<br />

3.3 Erkenntnisse über die stoffliche Zusammensetzung und<br />

sensorische Aspekte <strong>der</strong> Inhaltsstoffe <strong>von</strong> P<br />

P stellt ein wässrig-alkoholisches Destillat aus einer Reihe verschiedener<br />

ätherischer Öldrogen dar. Aufgrund des Herstellungsverfahrens <strong>von</strong> P werden<br />

aus den eingesetzten Drogen vor allem die ätherischen Öle gewonnen.<br />

Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Zusammensetzung<br />

<strong>der</strong> flüssigen Phase<br />

führen zw<strong>an</strong>gsläufig<br />

auch zu Verän<strong>der</strong>ungen<br />

in <strong>der</strong> Gasphase<br />

Ätherische Öle


Theoretischer Teil: Zur stofflichen Zusammensetzung <strong>von</strong> P<br />

Sensorische Aspekte<br />

offizinaler, ätherischer<br />

Öle sind selten<br />

Gegenst<strong>an</strong>d ihrer<br />

Charakterisierung<br />

Sensorische Aspekte<br />

ätherischer Öldrogen<br />

basieren meist auf<br />

<strong>der</strong> Charakterisierung<br />

unpolarer Extrakte<br />

In <strong>der</strong> Medizin und <strong>der</strong> Pharmazie zählen zu den ätherischen Ölen flüchtige,<br />

stark riechende Stoffgemische <strong>von</strong> meist flüssiger, ölartiger, selten fester Konsistenz.<br />

Sie sind in unpolaren Lösemitteln wie Alk<strong>an</strong>en, chlorierten Kohlenwasserstoffen<br />

o<strong>der</strong> Alkoholen gut, in Wasser nur schlecht löslich<br />

(STEINEGGER und HÄNSEL, 1992, S. 262). Die hohe Flüchtigkeit <strong>der</strong> „ätherischen“<br />

Öle stellt sich im Gegensatz zu den „fetten“ Ölen dadurch dar, dass<br />

sie innerhalb <strong>von</strong> 24 Stunden nach Auftragen auf ein Filterpapier, ohne einen<br />

durchscheinenden o<strong>der</strong> fettartigen Fleck zu hinterlassen, verdunsten (Anfor<strong>der</strong>ung<br />

Europäisches Arzneibuch 1997, Prüfmethode 2.8.7).<br />

Aus chemischer Sicht sind ätherische Öle Gemische aus leichtflüchtigen<br />

Kohlenwasserstoffen, Alkoholen, Aldehyden, Ketonen, Estern, Lactonen,<br />

Schwefel- und/o<strong>der</strong> Stickstoffverbindungen. 1995 umfasste die Gruppe etwa<br />

8000 Verbindungen. (RÖMPP LEXIKON CHEMIE, 1995, S. 1248, TÄUFEL,<br />

1993, S. 135).<br />

Die natürlichen ätherischen Öle sind überwiegend Subst<strong>an</strong>zgemische mit einer<br />

relativ kleinen Zahl <strong>von</strong> verschiedenen Majorkomponenten und bestehen<br />

häufig nur aus 5 bis 20, seltener aus 50 Einzelsubst<strong>an</strong>zen (RÖMPP LEXIKON<br />

LEBENSMITTELCHEMIE, 1995, S. 257; STEINEGGER und HÄNSEL, 1992,<br />

S. 262). Die <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> Zusammensetzung und die Charakterisierung<br />

des ätherischen Öls <strong>von</strong> Arzneipfl<strong>an</strong>zen beschränkt sich daher zumeist auf<br />

diese Majorkomponenten. (vgl. z.B. Hagers H<strong>an</strong>dbuch <strong>der</strong> Pharmazeutischen<br />

Praxis, 1995, WICHTL, Teedrogen, 1989)<br />

Sensorische Aspekte zur Charakterisierung <strong>der</strong> ätherischen Öldrogen bzw.<br />

<strong>der</strong> aus ihnen ableitbaren arzneilichen Formulierungen sind in <strong>der</strong> Fachliteratur<br />

nur d<strong>an</strong>n zu erwarten, wenn sie charakteristisch für die Qualität, arteigen,<br />

typisch und damit im Allgemeinen positiv bewertet werden. Die <strong>Untersuchung</strong>en<br />

folgen aber üblicherweise nicht aromachemischen Aspekten. Bei <strong>der</strong> Erforschung<br />

<strong>von</strong> offizinalen Öldrogen steht meist die Zusammensetzung <strong>der</strong><br />

ätherischen Öle im Zentrum des Interesses, gelegentlich mit <strong>der</strong> Maßgabe <strong>der</strong><br />

Korrelation therapeutischer Wirksamkeit bzw. <strong>der</strong> Stabilitätsuntersuchung. Bei<br />

diesen Stabilitätsuntersuchungen werden jedoch meistens qualitätsabbauende<br />

Prozesse verfolgt, die im Allgemeinen wenn überhaupt mit sensorischen<br />

Qualitätseinbußen einhergehen. Im vorliegenden Fall sind aber qualitätsverbessernde<br />

Verän<strong>der</strong>ungen aufzuklären. Selbst die chemische Charakterisierung<br />

<strong>von</strong> Heilkräutern, die den Gewürzpfl<strong>an</strong>zen zuordenbar sind, erfolgt üblicherweise<br />

unter <strong>der</strong> Fragestellung <strong>der</strong> Identifizierung <strong>der</strong>, das typische, bevorzugte<br />

Aroma, prägenden Verbindungen bzw. ausschließlich <strong>der</strong> Aufklärung<br />

<strong>der</strong> stofflichen Zusammensetzung ohne Berücksichtigung sensorischer Relev<strong>an</strong>zen.<br />

Hinzu kommt, dass bei <strong>der</strong> Charakterisierung <strong>der</strong> Inhaltsstoffe ätherischer Öle<br />

bzw. <strong>der</strong> Öldrogen meist Extrakte mit unpolaren Lösemitteln gewonnen werden.<br />

Auch bei destillativen Anreicherungsverfahren (nach dem Europäischen<br />

Arzneibuch o<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> KARLSRUHER APPARATUR) werden unpolare Lö-<br />

- 27 -


Theoretischer Teil: Zur stofflichen Zusammensetzung <strong>von</strong> P<br />

semittel wie Xylol o<strong>der</strong> n-Pent<strong>an</strong> <strong>an</strong>gewendet (DORNER, 1988, S. 93-106).<br />

Selbst wenn die Aufklärung sensorischer Aspekte bei den <strong>Untersuchung</strong>en<br />

pharmazeutisch relev<strong>an</strong>ter Heilkräuter und ihrer ätherischen Öle <strong>von</strong> Interesse<br />

wäre, wäre dieser Tatbest<strong>an</strong>d dafür ver<strong>an</strong>twortlich, dass die im vorliegenden<br />

Fall zur Frage stehenden Geruchsstoffe möglicherweise nicht miterfasst würden<br />

(vgl. Beschreibung des Einfluss des Wassers, S. 17 ff.).<br />

An<strong>der</strong>e, für die Aromastoffchemie interess<strong>an</strong>te Angaben, über mögliche Vorstufen<br />

<strong>von</strong> Aromastoffen wie z.B. den Proteingehalt o<strong>der</strong> die Zusammensetzung<br />

<strong>der</strong> Kohlenhydratfraktion <strong>der</strong> entsprechenden Pfl<strong>an</strong>zenteile o<strong>der</strong> allgemein<br />

über sensorische Eigenschaften einzelner Inhaltsstoffe <strong>der</strong> eingesetzten<br />

Drogen, sind so gut wie nicht veröffentlicht. Nur bei bek<strong>an</strong>ntermaßen auch küchentechnisch<br />

verwendeten Kräutern und Gewürzen lassen sich vereinzelt<br />

Anhaltspunkte für das Zust<strong>an</strong>dekommen des Aromas finden (STEINEGGER<br />

und HÄNSEL, 1988, Seite 313; FARRELL, 1985, Part II).<br />

Das Auftreten artfrem<strong>der</strong>, unerwünschter Gerüche bei pfl<strong>an</strong>zlichen Arzneizubereitungen<br />

ist zwar bek<strong>an</strong>nt, ihre Herkunft o<strong>der</strong> ihr Ursprung aber so gut wie<br />

nicht erforscht (STEINEGGER und HÄNSEL , 1992, S. 259).<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Medizin ist die phytotherapeutische Heilmittelgruppe inhomogen,<br />

die Wirkung <strong>von</strong> Arzneipfl<strong>an</strong>zen o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en offizinalen Zubereitungen<br />

bek<strong>an</strong>ntermaßen selten einer definierten Subst<strong>an</strong>z bzw. –gruppe zuzuschreiben.<br />

So k<strong>an</strong>n die Gesamtheit <strong>der</strong> Inhaltsstoffe einer Heilpfl<strong>an</strong>ze, die die<br />

Gruppe <strong>der</strong> sekundären Pfl<strong>an</strong>zeninhaltsstoffe mit einschließt, Wirkungen zeigen,<br />

die mit Wirkstoffpräparaten definierter chemischer Konstitution nicht zu<br />

erzielen sind (HÄNSEL, 1991, S. 6; SCHADEWALDT, 1977, S. 15; VON<br />

KRUEDENER, 1993, S. 14). Analog zur Vielfalt <strong>der</strong> oft nur unzureichend verst<strong>an</strong>denen<br />

medizinisch-physiologischen Wirkungen <strong>von</strong> Phytopharmaka können<br />

die <strong>Ursachen</strong> <strong>der</strong> hier zu untersuchenden olfaktorisch-physiologischen<br />

Wirkungen unterschiedlichster chemischer Natur sein. Eine problembezogene<br />

Eingrenzung <strong>der</strong> Inhaltsstoffe <strong>von</strong> P aufgrund <strong>der</strong> bek<strong>an</strong>nten Literaturdaten<br />

<strong>der</strong> Zusammensetzung ist damit nicht möglich.<br />

So k<strong>an</strong>n vorab nur ein unzureichen<strong>der</strong> Überblick über die theoretischen Inhaltsstoffe<br />

<strong>von</strong> P und <strong>der</strong>en olfaktorische Relev<strong>an</strong>z gewonnen werden. Zwar<br />

k<strong>an</strong>n die Gegenwart geruchsaktiver Subst<strong>an</strong>zen innerhalb <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong><br />

ätherischen Öle als gesichert gelten, über die genaue chemische Zusammensetzung<br />

des <strong>Untersuchung</strong>smaterials liegen aber nur wenige Daten vor. Die<br />

einzige Veröffentlichung über die Inhaltstoffe <strong>von</strong> P stammt <strong>von</strong> WAGNER und<br />

SPRINKMEYER (1973, S. 749). Sie haben 1973 mittels DC, Kapillar-GC, Infrarot-<br />

und Massenspektroskopie ca. 100 einzelne Terpenverbindungen nachgewiesen<br />

und 16 <strong>von</strong> ihnen identifiziert:<br />

- 28 -<br />

Angaben zu<br />

aromarelev<strong>an</strong>ten<br />

Pfl<strong>an</strong>zeninhaltsstoffen<br />

bei Heilpfl<strong>an</strong>zen sind<br />

kaum vorh<strong>an</strong>den<br />

Phytopharmaka sind<br />

komplexe Systeme<br />

St<strong>an</strong>d <strong>der</strong><br />

Erkenntnisse zu<br />

Inhaltsstoffen <strong>von</strong> P


Theoretischer Teil: Fehlgeruchsstoffe in Lebensmitteln<br />

Fehlgerüche bei<br />

Lebensmitteln sind<br />

häufig subst<strong>an</strong>ziell<br />

bedingt<br />

Terpenoide Verbindungen in P<br />

α-Pinen Limonen Linalool Eugenol<br />

β-Pinen Caryophyllen Terpinen-4-ol Eugenolacetat<br />

Camphen Zingiberen α-Terpineol Zimtaldehyd<br />

Myrcen p-Cymol Cineol Citral<br />

Für das zu untersuchende Phytopharmakon sind bisher keine instrumentell<strong>an</strong>alytischen<br />

/ sensorischen Daten erhoben bzw. veröffentlicht worden, die zur<br />

Klärung des temporären Auftretens des beschriebenen olfaktorischen Fehleindrucks<br />

hätten beitragen können. Die in <strong>der</strong> Arbeit zu untersuchenden „Vorstufen“<br />

<strong>der</strong> konfektionierten Fertigware <strong>von</strong> P, die alleine das olfaktorisch abweichende<br />

Merkmal tragen, waren bisher nicht Gegenst<strong>an</strong>d chemisch-<strong>an</strong>alytischer<br />

bzw. sensorischer <strong>Untersuchung</strong>en.<br />

3.4 Fehlgeruchsstoffe in Lebensmitteln<br />

Das Auftreten artfrem<strong>der</strong> Gerüche bei Lebensmitteln ist nichts Ungewöhnliches<br />

und die <strong>Ursachen</strong> hierfür sind so vielfältig wie die dar<strong>an</strong> beteiligten Verbindungen.<br />

Obwohl nicht sicher ist, dass das bei P zu untersuchende, un<strong>an</strong>genehme<br />

Geruchsphänomen durch subst<strong>an</strong>zielle Fehlgeruchsstoffe verursacht<br />

wird, könnte die Betrachtung <strong>von</strong> ähnlichen Fehlgerüchen bei Lebensmitteln<br />

helfen, mögliche <strong>Ursachen</strong> bzw. vergleichbar ablaufende Entwicklungsprozesse<br />

aufzuzeigen.<br />

Ver<strong>an</strong>twortlich für das Auftreten <strong>von</strong> Fehlgerüchen können bei <strong>der</strong> Erzeugung<br />

pfl<strong>an</strong>zlicher Lebensmittel Umweltverschmutzungen und Pestizideinsatz<br />

(BEMELMANS und TEN NOEVER DE BRAUW, 1975, S. 85), bei <strong>der</strong> Lagerung<br />

mikrobieller Ver<strong>der</strong>b o<strong>der</strong> Reaktionen <strong>von</strong> Inhaltsstoffen (Oxidation,<br />

nichtenzymatische Bräunung), <strong>der</strong> Überg<strong>an</strong>g <strong>von</strong> Aromastoffen aus o<strong>der</strong> in<br />

Packstoffe o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Lebensmittelverarbeitung thermische Beh<strong>an</strong>dlungen<br />

o<strong>der</strong> Fermentationsreaktionen sein (MOLNÁR und NEUMANN, 1991, S. 77).<br />

BELITZ und GROSCH (1992, S. 304) weisen darauf hin, dass viele Fehlgerüche<br />

auf subst<strong>an</strong>zielle „character impact compounds" zurückgeführt werden<br />

können, da ihr "fälschliches" Auftreten in Konzentrationen über <strong>der</strong> Geruchsschwelle<br />

zw<strong>an</strong>gsläufig zu artfremden Gerüchen führen muss. Beispiele für<br />

<strong>der</strong>artige Verbindungen sind Schwefelwasserstoff (typischer Geruch nach<br />

faulen Eiern, Eiweißabbauprodukt, Ver<strong>der</strong>bnis<strong>an</strong>zeiger <strong>von</strong> proteinreichen Lebensmitteln),<br />

Geosmin (erdiger Geruch, im Erdreich ubiquitär vorkommen<strong>der</strong><br />

Metabolit <strong>von</strong> Streptomyces-Arten, Kontamin<strong>an</strong>te <strong>von</strong> vielen Rhizomen), 2-<br />

Methylisoborneol (muffig, erdig, mikrobieller Metabolit) o<strong>der</strong> 3-Methylindol<br />

(faekalischer Geruch, Eiweißabbauprodukt, Verwesungsindikator). Neben diesen<br />

CICs, die auch in alkoholischen Getränken wie Bier o<strong>der</strong> Wein als Ursa-<br />

- 29 -


Theoretischer Teil: Fehlgeruchsstoffe in Lebensmitteln<br />

che für Fehlgerüche nachgewiesen worden sind (vgl. CANTAGREL und<br />

VIDAL, 1989, S. 141; NYKÄNEN und SUOMALAINEN, 1983, S. 236 ff.;<br />

LEMPERLE, 1981, S. 129), können, dem Charakter des Fehleindrucks <strong>an</strong> P<br />

nahekommend, auch <strong>der</strong> muffig-schimmelige Geruch <strong>von</strong> vermutlich mikrobiell<br />

erzeugten Alkyl- und Methoxypyrazinen bei weißem und schwarzem Pfeffer<br />

(JAGELLA und GROSCH, 1998, S. 101; MAGA, 1987, 269-284) o<strong>der</strong> die<br />

Ausprägung <strong>von</strong> rauchig-harten Aromen durch Monoterpene wie Phell<strong>an</strong>drene,<br />

Limonen, Sabinen und Pinene (WITTKOWSKI, 1987, S. 110) <strong>an</strong>geführt<br />

werden.<br />

Nach BELITZ und GROSCH (1992, S. 307) k<strong>an</strong>n ein olfaktorischer Fehleindruck<br />

<strong>an</strong> Lebensmitteln 1.) durch geruchsaktive Subst<strong>an</strong>zen, die in dem Verzehrsprodukt<br />

für gewöhnlich nicht vorkommen und somit einen artfremden<br />

Geruch vermitteln (Fehlgeruchsstoffe, engl. Off-Flavour), 2.) durch den Verlust<br />

bzw. die verzögerte Bildung <strong>von</strong> charakteristischen, produkteigenen Aromakomponenten<br />

o<strong>der</strong> 3.) durch Verän<strong>der</strong>ungen im Konzentrationsverhältnis einzelner<br />

Aromastoffe bedingt sein.<br />

Wie bereits in den Kapiteln 3.1 und 3.2 (S. 20 bzw. 23) dargestellt, muss damit<br />

da<strong>von</strong> ausgeg<strong>an</strong>gen werden, dass die geruchlichen Verbesserungen <strong>an</strong> P<br />

durch eine Abnahme <strong>der</strong> Konzentration <strong>an</strong> Fehlgeruchsstoffen, durch die Bildung<br />

<strong>von</strong> positiv empfundenen Aromakomponenten bzw. durch eine Kombination<br />

aus beiden Prozessen bedingt sein können. Sowohl die ersten Beobachtungen<br />

<strong>der</strong> Beinflussung des Fehleindrucks <strong>an</strong> P (vgl. Kapitel 2.3, S. 16<br />

und 2.4, S. 17) als auch die Betrachtung <strong>der</strong> Fehlgeruchsbildung im Lebensmittelbereich<br />

lassen subst<strong>an</strong>zielle <strong>Ursachen</strong> des Phänomen wahrscheinlich<br />

erscheinen. Da <strong>der</strong> zu untersuchende Geruchseindruck aber nur vage mit den<br />

typischen Gerüchen oben beschriebener Off-Flavour-Subst<strong>an</strong>zen assoziiert<br />

werden k<strong>an</strong>n und in <strong>der</strong> Literatur - wie bereits dargelegt - keine konkreten Angaben<br />

zum vorliegenden sensorischen Problem zu finden sind, sind Aussagen<br />

über potentiellen Fehlgeruchsstoffe bzw. Spekulationen über mögliche <strong>Ursachen</strong><br />

we<strong>der</strong> <strong>an</strong>gezeigt noch möglich.<br />

3.4.1 Faktoren <strong>der</strong> Entstehung <strong>von</strong> Fehlgerüchen<br />

Analog zu pfl<strong>an</strong>zlichen Lebensmitteln können für das vorliegende Produkt P<br />

eine Vielzahl <strong>von</strong> äußeren Faktoren und Prozessen ben<strong>an</strong>nt werden, die die<br />

Entstehung <strong>von</strong> möglichen Fehlgeruchssubst<strong>an</strong>zen beeinflussen können.<br />

Als potentielle Quellen <strong>von</strong> Fehlgeruchsstoffen in phytotherapeutischen Arzneizubereitungen<br />

müssen zunächst alle natürlich in den eingesetzten Pfl<strong>an</strong>zen<br />

vorkommenden Verbindungen <strong>an</strong>gesehen werden, die flüchtig sind o<strong>der</strong> Vorstufen<br />

flüchtiger Verbindungen darstellen und die durch das Herstellungsverfahren<br />

in das Arzneimittel gel<strong>an</strong>gen können. Diese Grundzusammensetzung<br />

k<strong>an</strong>n nun beeinflusst bzw. verän<strong>der</strong>t werden während<br />

- 30 -


Theoretischer Teil: Aromabildung in alkoholischen Getränken<br />

<strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong><br />

Aromaverän<strong>der</strong>ungen<br />

sind auf den<br />

Herstellungsprozess<br />

und die Lagerung zu<br />

konzentrieren<br />

1. des Wachstums <strong>der</strong> Arzneipfl<strong>an</strong>ze durch beson<strong>der</strong>e Boden- o<strong>der</strong> klimatische<br />

Verhältnisse, Umwelteinflüsse, Einsatz <strong>von</strong> Düngemitteln o<strong>der</strong><br />

Pfl<strong>an</strong>zenschutzmitteln,<br />

2. <strong>der</strong> Ernte und Einlagerung durch die Wahl des Erntezeitpunktes, durch<br />

chemische o<strong>der</strong> mikrobiologische Prozesse, Trocknungsbedingungen,<br />

o<strong>der</strong> den Zerkleinerungsgrad,<br />

3. <strong>der</strong> Lagerung <strong>der</strong> getrockneten Drogen durch Lagerdauer, Temperatur,<br />

Luftfeuchte, Licht o<strong>der</strong> Packmittel,<br />

4. <strong>der</strong> Destillation durch thermisch bedingte chemische Reaktionen, physikalische<br />

Prozesse, Einflüsse <strong>von</strong> Drogenkomponenten auf das Feisetzungsverhalten<br />

<strong>an</strong><strong>der</strong>er Pfl<strong>an</strong>zeninhaltsstoffe o<strong>der</strong><br />

5. <strong>der</strong> Produktlagerzeit durch physikalische o<strong>der</strong> chemische Prozesse,<br />

Umwälzungen, Filtrationen.<br />

Da bei <strong>der</strong> Überprüfung <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> eingesetzten Drogen keine sensorische<br />

Anzeichen auftraten, die mit dem Fehlgeruch <strong>von</strong> P hätten in Einkl<strong>an</strong>g<br />

gebracht werden können und da das durch Wasserdampfdestillation gewonnene,<br />

ätherische Gesamtöl aus den Drogen den Fehlgeruch nicht trägt (vgl.<br />

Kapitel 2.1, S. 15), können die interessierenden Aromaverän<strong>der</strong>ungen nur<br />

durch Vorgänge während <strong>der</strong> Destillation (Punkt 4) bzw. während <strong>der</strong> Reifezeit<br />

(Punkt 5) bedingt sein.<br />

Gerade Punkt 5 erlaubt es, zu Lebensmitteln, die ihr Aroma erst während einer<br />

Reifung entfalten, Parallelen zu ziehen. Erkenntnisse über Reifungsprozesse<br />

alkoholischer Getränke werden daher im Folgenden betrachtet.<br />

3.4.2 Aromabildung in alkoholischen Getränken<br />

Die Aromastoffchemie während <strong>der</strong> Herstellung, des Ausbaus und <strong>der</strong> Reifung<br />

alkoholischer Getränke wie Bier, Wein o<strong>der</strong> Spirituosen ist Gegenst<strong>an</strong>d zahlreicher<br />

Publikationen. Auch über Fehlaromen in diesen Getränken ist publiziert<br />

worden (z.B. RAPP et al. 1992, S. 485ff.; HOFFMANN et al., 1998;<br />

LINSKENSEN und JACKSON, 1988; NYKÄNEN, 1986, S. 84–96; NYKÄNEN<br />

und SUOMALINEN, 1983; LEMPERLE, 1981, S. 129-132). Dabei wird allerdings<br />

ein Großteil <strong>der</strong> aroma- und fehlaromabildenden Prozesse auf fermentative<br />

Reaktionen zurückgeführt (SUOMALAINEN und LETHONEN, 1980, S.<br />

49).<br />

Fermentative Prozesse sind aber bei P aufgrund des Herstellungsverfahrens<br />

und des sehr hohen Eth<strong>an</strong>olgehalts <strong>von</strong> über 70 % nachweislich auszuschließen.<br />

Ebenso findet kein Aromaausbau z.B. durch Fasslagerung statt. Chemische<br />

Verän<strong>der</strong>ungen, die wie Oxidations- und/o<strong>der</strong> Veresterungsreaktionen<br />

bek<strong>an</strong>ntermaßen <strong>an</strong> <strong>der</strong> Bukettbildung <strong>von</strong> Wein während <strong>der</strong> Reifung eine<br />

- 31 -


Theoretischer Teil: Aromabildung in alkoholischen Getränken<br />

Rolle spielen, sind dagegen bei P durchaus denkbar, ihre Aromarelev<strong>an</strong>z<br />

muss aber erst noch untersucht werden.<br />

Eine weitere Hürde beim Vergleich <strong>von</strong> P mit alkoholischen Getränken stellt<br />

die Tatsache dar, dass <strong>der</strong> Fehleindruck bei <strong>der</strong> Verdünnung <strong>von</strong> P auf in <strong>der</strong><br />

Getränkeindustrie gängige Alkoholkonzentrationen <strong>von</strong> im Allgemeinen unter<br />

50 Vol% gar nicht auffällig ist.<br />

Da das Wasserdampfdestillat aus den eingesetzten Drogen keinen Fehlgeruch<br />

trägt, können auch Erkenntnisse über Fehlgeruchsstoffe in Spirituosen,<br />

die mit Gewürzessenzen aromatisiert sind, nur mit Vorbehalt auf die vorliegende<br />

Arbeit übertragen werden.<br />

Daher sind Erkenntnisse <strong>der</strong> Aromabildung in alkoholischen Getränken auf die<br />

vorliegende Situation nur eingeschränkt übertragbar, da beim zu untersuchenden<br />

Phytopharmakon viele Grundvoraussetzungen (wie Art und Einsatz<br />

<strong>der</strong> Rohstoffe, Herstellungsverfahren, resultierende Alkoholkonzentration, Lagerungsbedingungen)<br />

fehlen, die die Aromabildung in den erwähnten Lebensmitteln<br />

beeinflussen.<br />

Obgleich eine stoffliche Korrelation bzw. Übertragung <strong>der</strong> Kenntnisse aus <strong>der</strong><br />

Getränkeherstellung aufgrund <strong>der</strong> geringen Vergleichbarkeit nicht <strong>an</strong>gezeigt<br />

ist, bleibt doch die generelle Übereinstimmung mit dem vorliegenden Problem,<br />

dass es sich bei den zu alkoholischen Getränken publizierten aromarelev<strong>an</strong>ten<br />

Sachverhalten meist auch um geruchsverbessernde Prozesse h<strong>an</strong>delt.<br />

Aus diesem Grunde werden Erkenntnisse über önologische Verfahren <strong>der</strong><br />

Brau- und Getränkeindustrie, die mögliche Einflussnahmen auf das vorliegende<br />

Problem aufzeigen, mit her<strong>an</strong>gezogen.<br />

3.4.3 Reifungstechniken bei alkoholischen Getränken<br />

Der Wunsch, die Reifung alkoholischer Getränke zu beschleunigen, hatte<br />

vielfältige Entwicklungen zur Folge. So hat es <strong>an</strong> Versuchen, die mit oft beträchtlichen<br />

Material- und Zinsverlusten verbundene Fasslagerung <strong>von</strong> Spirituosen<br />

durch Maßnahmen einer „künstlichen Reifung“ zu beschleunigen o<strong>der</strong><br />

gar zu ersetzen, nie gefehlt (WÜSTENFELD und HAESELER, 1964, S. 365).<br />

Folgende Verfahren <strong>von</strong> Alterungstechniken lassen sich hierbei <strong>an</strong>führen:<br />

3.4.3.1 Alterungsverfahren durch Wärmeeinwirkung<br />

Der Erhitzung <strong>von</strong> alkoholischen Getränken in Druckbehältern auf Temperaturen<br />

über ihren Siedepunkt liegt <strong>der</strong> Ged<strong>an</strong>ke zugrunde, dass die bei gewöhnlicher<br />

Temperatur l<strong>an</strong>gsam verlaufenden Prozesse <strong>der</strong> Bukettbildung beschleunigt<br />

werden. Zudem wird da<strong>von</strong> ausgeg<strong>an</strong>gen, dass bei geeigneter<br />

- 32 -<br />

Der Vergleich <strong>von</strong> P<br />

mit alkoholischen<br />

Getränken ist<br />

schwierig


Theoretischer Teil: Reifungstechniken bei alkoholischen Getränken<br />

Prozessführung Br<strong>an</strong>ntweine <strong>von</strong> leichtest flüchtigen, „unreinen“ Nebenbest<strong>an</strong>dteilen<br />

befreit werden können (WÜSTENFELD und HAESELER, 1964, S.<br />

366).<br />

3.4.3.2 Alterungsverfahren durch Oxidationsmittel und durch Bewegung<br />

Bei Alterungsverfahren dieser Art liegen neben den oxidativen Einflüssen <strong>von</strong><br />

in das Reifungsgut eingeleitetem Sauerstoff o<strong>der</strong> Ozon, <strong>der</strong>en Wirkung nur<br />

schlecht spezifischen, definierten Stoffklassen zugeordnet werden können,<br />

wie<strong>der</strong>um Prozesse vor, die bei Vergrößerung <strong>der</strong> Produktoberfläche durch<br />

starke Bewegung bis hin zur Zerstäubung zu erhöhten Überg<strong>an</strong>gsraten leichtest<br />

flüchtiger, u.U. sensorisch stören<strong>der</strong> Verbindungen in die Gasphase führen.<br />

3.4.3.3 Alterungsverfahren durch Ultraschall<br />

Die Anwendung <strong>von</strong> Ultraschallwellen k<strong>an</strong>n zum einen im Produkt zu einer<br />

Temperaturerhöhung, zum <strong>an</strong><strong>der</strong>en zu einer Stabilisierung <strong>von</strong> Flüssigkeit-<br />

Gas-Gemischen führen. Letzteres k<strong>an</strong>n sowohl die Löslichkeit <strong>von</strong> eingeleiteten<br />

Gasen durch eine „Zerstäubung“ <strong>der</strong> Gasperlen temporär verbessern und<br />

so z.B. die oxidative Wirkung oben beschriebener Zusätze erhöhen als auch<br />

das Ausgasen leichtest flüchtiger Verbindungen begünstigen.<br />

Da die Dosierung <strong>von</strong> Ultraschallwellen, die eine oft drastische Wirkung auf<br />

das Gesamtaroma besitzen, schwer fällt, hat sich dieses eigentlich potente<br />

Reifungsverfahren nicht etablieren können (WÜSTENFELD und HAESELER,<br />

1964, S. 369).<br />

3.4.3.4 Alterungsverfahren durch Einfluss <strong>von</strong> Chemikalien und Kataly-<br />

satoren<br />

Nach WÜSTENFELD und HAESELER (1964, S.370) sind unter dem Begriff<br />

„Chemikalien“ Subst<strong>an</strong>zen zu verstehen, die eine Reifung durch Sauerstoffabspaltung<br />

bzw. aufgrund ihres oxidativen Potentials beschleunigen können. Es<br />

werden Verbindungen wie M<strong>an</strong>g<strong>an</strong>-, Barium- o<strong>der</strong> Wasserstoffperoxid, aber<br />

auch Perm<strong>an</strong>g<strong>an</strong>atsalze und Schwefelsäure aufgeführt.<br />

Des Weiteren werden Metallpulver und –späne (Aluminium, Nickel, Blei) bzw.<br />

Metalloxide (Eisen, Kupfer, Blei) zur Beschleunigung <strong>der</strong> Reifung <strong>von</strong> Spirituosen<br />

o<strong>der</strong> des eingesetzten Prima Sprits vorgeschlagen. Silberkatalysatoren<br />

(„Oxy-Esterator“ ® ) führen nachweislich zu einer leichten Erhöhung des<br />

Ester<strong>an</strong>teils und zu einer geringen Abnahme des Säurewertes, was sich positiv<br />

auf den Gesamteindruck des Produktes auswirkt. (FREY, 1934, S. 419;<br />

KATADYN GmbH, 1979, S. 82-83).<br />

- 33 -


Theoretischer Teil: Zusammenfassung <strong>der</strong> Erkenntnisse<br />

3.5 Zusammenfassung <strong>der</strong> Kenntnisse über Aromaverän<strong>der</strong>ungen<br />

in P<br />

Über das zu untersuchende Phänomen <strong>der</strong> Geruchsverän<strong>der</strong>ung <strong>von</strong> P sind<br />

vor dieser Arbeit keine <strong>Untersuchung</strong>en durchgeführt worden, die zur Eingrenzung<br />

o<strong>der</strong> gar Klärung <strong>der</strong> Fragestellung hätten her<strong>an</strong>gezogen werden<br />

können. Da zudem keine Aussagen in <strong>der</strong> einschlägigen Fachliteratur über<br />

aromarelev<strong>an</strong>te Aspekte <strong>der</strong> im vorliegenden Fall beteiligten Arzneipfl<strong>an</strong>zen<br />

und Heilkräutern vorliegen, ist es im Vorfeld nicht möglich, konkrete Ansatzpunkte<br />

und mögliche Erklärungen für die <strong>Ursachen</strong> des Zust<strong>an</strong>dekommens<br />

<strong>der</strong> beiden olfaktorischen Geruchszustände und <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen während<br />

<strong>der</strong> Lagerzeit zu finden. Analogieschlüsse zu Lebensmitteln im Allgemeinen<br />

und alkoholischen Getränken im Speziellen sind nur eingeschränkt möglich.<br />

Wie im Kapitel 3.2 (S. 23) erläutert, muss da<strong>von</strong> ausgeg<strong>an</strong>gen werden, dass<br />

die geruchlichen Verbesserungen <strong>an</strong> P durch eine Abnahme <strong>der</strong> Konzentration<br />

<strong>an</strong> Fehlgeruchsstoffen, durch die Bildung <strong>von</strong> positiv empfundenen Aromakomponenten<br />

bzw. durch eine Kombination aus beiden Prozessen bedingt<br />

sein können. Beobachtungen bei <strong>der</strong> Wahrnehmung und <strong>der</strong> Beeinflussung<br />

ähnlich gelagerter Fälle im Lebensmittelbereich lassen Vermutungen zu, dass<br />

<strong>der</strong> <strong>an</strong>fängliche Geruchszust<strong>an</strong>d durch leichtest flüchtige Fehlgeruchssubst<strong>an</strong>zen<br />

bedingt sein k<strong>an</strong>n.<br />

Da <strong>der</strong> Geruchseindruck im verdünnten Zust<strong>an</strong>d bei jungen wie gelagerten<br />

Proben gleich ist, muss eine Gehaltszunahme <strong>von</strong> positiv bewerteten Geruchsstoffen<br />

als Grund für die Geruchsverbesserung als eher unwahrscheinlich<br />

<strong>an</strong>gesehen werden. Hierfür spricht auch <strong>der</strong> bereits frühzeitig erk<strong>an</strong>nte<br />

Einfluss <strong>von</strong> Aktivkohle auf den Fehlgeruch.<br />

Die Geruchsverbesserung nach Wasserzusatz wäre z.B. somit durch die<br />

Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Überg<strong>an</strong>gsraten relativ polarer Verbindungen in den<br />

Dampfraum über P erklärbar (vgl. auch „Fugazität“ bei realen Gasen, ATKINS,<br />

1990, S. 134; BRDICKA, 1985, S. 433).<br />

Die offenbar relativ hohe Polarität muss aber zunächst im Wi<strong>der</strong>spruch zu <strong>der</strong><br />

beobachteten hohen Flüchtigkeit gesehen werden. Die Geruchsverbesserung<br />

ließe sich nämlich auch mit <strong>der</strong> Verschiebung des Verteilungsgleichgewichts<br />

<strong>von</strong> unpolaren, olfaktorisch positiv empfundenen, ätherischen Ölkomponenten<br />

in den Gasraum über P deuten (ZIEGLER und ZIEGLER, 1998, S. 402-406).<br />

Zu Beginn <strong>der</strong> <strong>Untersuchung</strong>en können daher sowohl eine Beteiligung aromabilden<strong>der</strong><br />

Prozesse als auch eine Kombination aus sinkenden wie steigenden<br />

Gehalten <strong>an</strong> Geruchsstoffen als Ursache des zu untersuchenden Phänomens<br />

nicht ausgeschlossen werden.<br />

- 34 -<br />

Mögliche <strong>Ursachen</strong><br />

<strong>der</strong> Aromaverän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>an</strong> P sind<br />

schwer eingrenzbar<br />

Hinweise für die<br />

Gegenwart <strong>von</strong><br />

Fehlgeruchsstoffen<br />

Aromabildene Prozesse<br />

können nicht ausgeschlossen<br />

werden


Theoretischer Teil: Zusammenfassung <strong>der</strong> Erkenntnisse<br />

Letztendlich können<br />

die <strong>Ursachen</strong> <strong>der</strong><br />

Verän<strong>der</strong>ungen sehr<br />

vielfältig sein<br />

Alle Prozesse, die geruchsverbessernden, aromabildenden Verän<strong>der</strong>ungen<br />

zuzuordnen sind, können einschränkend „nur“ aus <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Subst<strong>an</strong>zen<br />

generiert werden, die durch die Destillation in das <strong>Untersuchung</strong>smaterial<br />

P gel<strong>an</strong>gen. Diese Verän<strong>der</strong>ungen sind aber maßgeblich für die Bewertung<br />

<strong>der</strong> Stabilität des Produktes <strong>von</strong> Bedeutung. Aus diesem Grund muss allen<br />

Hinweisen nachgeg<strong>an</strong>gen werden, die "<strong>an</strong>abolen", aromaverbessernden Prozessen<br />

zugeordnet werden können.<br />

Die nicht einheitliche Wirkcharakteristik <strong>von</strong> Phytopharmaka ist eine Funktion<br />

ihrer komplexen Zusammensetzung. Da die Anzahl <strong>an</strong> potentiellen Aromaverbindungen<br />

im eingesetzten Drogenmaterial noch größer ist als in P selbst,<br />

können Aussagen über mögliche stoffliche <strong>Ursachen</strong> des Geruchsphänomens<br />

nur spekulativer Art sein. Eingrenzend k<strong>an</strong>n lediglich vermutet werden, dass<br />

die geruchlichen Verän<strong>der</strong>ungen durch chemische und/o<strong>der</strong> physikalische<br />

Prozesse verursacht werden müssen. So könnten z.B. Oxidationen, Hydratisierungen<br />

<strong>von</strong> ungesättigten Bindungen, Cyclisierungsreaktionen, Hydrolysen<br />

o<strong>der</strong> Veresterungen, wie sie beispielsweise CLARK und CHAMBLEE (1992,<br />

S. 229-285) o<strong>der</strong> OHLOFF (1990) beschreiben, bzw. adsorptive Effekte o<strong>der</strong><br />

das bloße Ausgasen flüchtiger Verbindungen maßgeblich <strong>an</strong> den beobachteten,<br />

olfaktorischen Verän<strong>der</strong>ungen beteiligt sein.<br />

Die Fragestellung dieser Arbeit erfor<strong>der</strong>t daher eine umfassende experimentelle<br />

Analyse <strong>der</strong> chemischen Inhaltsstoffe des Destillats sowie eine Bewertung<br />

<strong>der</strong> ablaufenden Verän<strong>der</strong>ungen vor dem Hintergrund ihrer sensorischen<br />

Bedeutung.<br />

- 35 -


Theoretischer Teil: Analytik <strong>von</strong> Geruchsstoffen<br />

3.6 Analytik <strong>von</strong> Geruchsstoffen<br />

Um die in P ablaufenden olfaktorischen Verän<strong>der</strong>ungen auf stoffliche Prozesse<br />

zurückführen zu können, muss neben den instrumentell-<strong>an</strong>alytischen<br />

Daten vor allem die sensorische Relev<strong>an</strong>z <strong>der</strong> einzelnen, flüchtigen Stoffe<br />

untersucht werden. Obgleich in den letzten Jahren die Entwicklung <strong>von</strong> Gassensoren,<br />

sogen<strong>an</strong>nten "künstlichen Nasen", große Fortschritte gemacht hat<br />

(SCHEPPER und DANIELS, 1997, S. 245-255; KELLER und MEYER, 1997;<br />

KEDING und HÖGER, 1996, PHARMAZEUTISCHE INDUSTRIE, 1997,<br />

S. 779; HORNER, 1998, S. 538-542; KUMPMANN, 1998, S. 267-273), können<br />

diese Systeme bisher nur mehr o<strong>der</strong> weniger detaillierte Analysenprofile<br />

<strong>von</strong> Gasgemischen aufzeichnen (vgl. BRUHN, 1990, 213 ff.). Hedonische Informationen,<br />

also subjektive Wertungen <strong>von</strong> Geruchseindrücken im Sinne <strong>von</strong><br />

„gut“ o<strong>der</strong> „schlecht“ (Beliebtheitsprüfungen), wie sie das Verfahren <strong>der</strong> Gaschromatographie-Olfaktometrie<br />

(GCO, vgl. Kapitel 3.6.1, S. 36) liefern k<strong>an</strong>n,<br />

können solche Geräte z.Zt. nur sehr bedingt erzeugen. Rein instrumentelle<br />

<strong>Untersuchung</strong>en, die stoffliche Verän<strong>der</strong>ungen belegen, zeigen nur notwendige<br />

R<strong>an</strong>dbedingungen <strong>der</strong> eigentlich für die Aromaverän<strong>der</strong>ung ver<strong>an</strong>twortlichen<br />

Konzentrationsverschiebungen auf. Da aber die Unterschiede zwischen<br />

<strong>einem</strong> <strong>an</strong>genehmen und <strong>einem</strong> un<strong>an</strong>genehmen Geruchszust<strong>an</strong>d aufgedeckt<br />

werden sollen, ist es unumgänglich, den olfaktorischen Charakter <strong>der</strong> geruchsaktiven<br />

Komponenten in P bewerten zu können. Nur die Kenntnis <strong>der</strong><br />

Geruchsaktivität und –charakteristik <strong>der</strong> einzelnen Verbindungen in P k<strong>an</strong>n zur<br />

Lösung <strong>der</strong> gestellten Aufgabe beitragen. Die Analysentechnik <strong>der</strong> Wahl zur<br />

Klärung dieser Frage, welche Subst<strong>an</strong>zen <strong>an</strong> <strong>der</strong> Ausprägung eines Aromas<br />

beteiligt sind, stellt daher die Kombinationstechnik GCO dar, die zu den effektivsten<br />

Analysenmethoden auf dem Gebiet <strong>der</strong> <strong>Untersuchung</strong> spezieller Fragestellungen<br />

<strong>der</strong> Aromastoffchemie zählt (vgl. MATSUI et al., 1998, S. 51 ff.;<br />

GUTH, 1997, S. 3022, 3024; KERSCHER und GROSCH, 1997, S. 3-6;<br />

MASANETZ et al., 1998, S. 108, GUTH und GROSCH, 1993, S. 173).<br />

3.6.1 Gaschromatographie-Olfaktometrie (GCO)<br />

Bei <strong>der</strong> GCO, auch „Sniffing-Analyse“ gen<strong>an</strong>nt, wird die große Trennleistung<br />

<strong>der</strong> hochauflösenden Kapillargaschromatographie mit <strong>der</strong> menschlichen Nase<br />

als <strong>an</strong>alytischer Detektor kombiniert (Abb 3-3).<br />

- 36 -<br />

„Künstliche Nasen“<br />

GCO


Theoretischer Teil: Analytik <strong>von</strong> Geruchsstoffen<br />

Abb. 3-3:<br />

Schematische<br />

Darstellung einer<br />

Sniffing<strong>an</strong>alyse<br />

Aromagramme<br />

mikro- und makroolfaktore<br />

Merkmale<br />

Systemsynchronie<br />

und Marker-<br />

Subst<strong>an</strong>zen<br />

Injektor<br />

Nase<br />

Sniffingport<br />

FID<br />

Die aus den GCO-<strong>Untersuchung</strong>en resultierenden Geruchsassoziationen werden<br />

in sogen<strong>an</strong>nten „Aromagrammen“ o<strong>der</strong> „Olfaktogrammen“ (RÖMPP<br />

LEBENSMITTELLEXIKON, 1995, S. 72; SCHIEBERLE et al., 1990, S. 193;<br />

ULRICH, 1999) über die Zeit aufgetragen. Aromagramme weisen aus, ob und<br />

wie eine <strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>an</strong>alytischen Trennsäule eluierte Subst<strong>an</strong>z geruchlich wahrgenommen<br />

wird. Die dabei auftretenden Geruchsassoziationen werden im<br />

Folgenden auch als "mikro-olfaktorische Merkmale" bezeichnet. Diese sind<br />

<strong>von</strong> den „makro-olfaktorischen Geruchsmerkmalen" zu unterscheiden, die die<br />

Gesamtheit <strong>der</strong> Geruchswahrnehmungen <strong>von</strong> P während einer Verkostung<br />

beschreiben.<br />

Zweckmäßigerweise werden die wahrgenommenen Geruchsassoziationen auf<br />

ein simult<strong>an</strong> aufgezeichnetes Chromatogramm übertragen. Meist h<strong>an</strong>delt es<br />

sich hierbei um ein konventionelles, im vorliegenden Fall mit <strong>einem</strong> Flammionisationsdetektor<br />

(FID) aufgezeichnetes Chromatogramm. Dabei k<strong>an</strong>n die<br />

Beobachtung gemacht werden, dass aufgrund <strong>der</strong> unterschiedlichen Sensitivität<br />

<strong>der</strong> beiden „Detektorsysteme“ z.B. ein Geruch am Sniffingport wahrgenommen<br />

wird, ohne dass ein FID ein Signal erzeugt. Umgekehrt können Majorkomponenten<br />

im Chromatogramm für die menschliche Nase nicht wahrnehmbar<br />

sein.<br />

Zur Prüfung <strong>der</strong> Synchronie bei<strong>der</strong> Detektorsysteme sind Subst<strong>an</strong>zen beson<strong>der</strong>s<br />

geeignet, <strong>der</strong>en Geruch im Aromagramm und <strong>der</strong>en Auftreten im Chromatogramm<br />

eindeutig erk<strong>an</strong>nt werden k<strong>an</strong>n. Die Verteilung solcher „Marker-<br />

Subst<strong>an</strong>zen" über weite Teile des Retentionsbereiches ist <strong>an</strong>zustreben, um<br />

die einw<strong>an</strong>dfreie Funktionalität des Sniffing-Ports zu gewährleisten.<br />

Zur orientierenden Identifizierung <strong>der</strong> geruchlich aktiven Subst<strong>an</strong>zen dienen<br />

Massenspektren, die <strong>von</strong> den <strong>Untersuchung</strong>smustern mittels Gaschromatographie/Massenspektrometrie<br />

(GC/MS) aufgenommen werden.<br />

- 37 -<br />

Aromagramm<br />

Chromatogramm


Theoretischer Teil: Analytik <strong>von</strong> Geruchsstoffen<br />

Die Spezifität <strong>der</strong> den Geruchswahrnehmungen zugeordneten Massenspektren<br />

gibt in Verbindung mit Spektrenbibliotheken erste Hinweise auf die Identität<br />

<strong>der</strong> geruchlich interess<strong>an</strong>ten Verbindungen.<br />

Eine simult<strong>an</strong> arbeitende GCO-MS-Verbindung ist wegen des am Sniffing-Port<br />

herrschenden Luftdrucks und dem Hochvakuum in <strong>der</strong> Ionenquelle des Massenspektrometers<br />

aus drucktechnischen Gründen nicht möglich. Um die Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> Sniffing-Analyse den Massenspektren sicher zuzuordnen, sind<br />

FID-Chromatogramme daher üblicherweise unerlässlich.<br />

Der Vergleich <strong>der</strong> Retentionszeit, des Massenspektrums und des Geruchs mit<br />

einer Referenzsubst<strong>an</strong>z führt letztendlich zu einer eindeutigen Identifizierung<br />

<strong>der</strong> im Aromagramm ausgewiesenen Aromakomponenten.<br />

3.6.2 Hinreichende Bedingungen <strong>der</strong> Identifizierung <strong>von</strong> Geruchsstoffen<br />

mittels GCO<br />

Um die GCO-Technik erfolgreich <strong>an</strong>wenden zu können, müssen zwei Voraussetzungen<br />

erfüllt sein:<br />

1. Die für das zu untersuchende Phänomen ver<strong>an</strong>twortlichen Subst<strong>an</strong>zen<br />

müssen bei <strong>der</strong> GCO-<strong>Untersuchung</strong> über <strong>der</strong> Geruchsschwelle für den<br />

Menschen liegen<br />

und<br />

2. <strong>der</strong> bei <strong>der</strong> GCO registrierte Geruch muss dem gesuchten Geruchseindruck<br />

zuordenbar sein.<br />

Die erste Voraussetzung k<strong>an</strong>n theoretisch beeinflusst werden. So können verschiedene<br />

Anreicherungstechniken wie z.B. flüssig-flüssig Extraktionen, Destillationen<br />

o<strong>der</strong> Purge-<strong>an</strong>d-Trap-Techniken <strong>an</strong>gewendet werden, um zu gewährleisten,<br />

dass die Konzentration <strong>der</strong> geruchsaktiven Subst<strong>an</strong>z(en) am<br />

Sniffing-Port über <strong>der</strong> Erkennungsschwelle liegt.<br />

Allerdings müssen bei <strong>der</strong> <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> vorliegenden Geruchsprofile die<br />

Kriterien für eine fehlerfreie Isolierung und Anreicherung <strong>von</strong> Aromakomponenten<br />

g<strong>an</strong>z beson<strong>der</strong>s beachtet werden. Nur wenn <strong>der</strong> un<strong>an</strong>genehme o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>an</strong>genehme produkttypische Geruch im Aromakonzentrat erhalten bleiben,<br />

k<strong>an</strong>n <strong>von</strong> einer Anreicherung gesprochen werden und können grobe Verän<strong>der</strong>ungen<br />

des jeweiligen Geruchsprofils ausgeschlossen werden.<br />

Grobe Verän<strong>der</strong>ungen bei Geruchsprofilen können zum einen Verschiebungen<br />

in <strong>der</strong> Zusammensetzung <strong>der</strong> Aromakomponenten unter Ausschluss (Dis-<br />

- 38 -<br />

Abb. 3-4:<br />

Hinreichende<br />

Bedingungen <strong>der</strong><br />

Identifizierung <strong>von</strong><br />

Geruchsstoffen<br />

mittels GCO<br />

Anreicherungen <strong>von</strong><br />

Aromastoffen:<br />

notwendig, aber<br />

verfälschend ?


Theoretischer Teil: Analytik <strong>von</strong> Geruchsstoffen<br />

kriminierung) wesentlicher Aromafraktionen, zum <strong>an</strong><strong>der</strong>en Artefaktbildungen<br />

darstellen (vgl. REINECCIUS und LIARDON, 1985, S. 130; CHIN und<br />

LINDSAY, 1993, S. 835 ff., SPANIER et al., 1994, S. 49-62). Da Verschiebungen<br />

in <strong>der</strong> Zusammensetzung eine Grundvoraussetzung je<strong>der</strong> Anreicherungstechnik<br />

und Artefaktbildungen bei keiner Konzentrierungstechnik auszuschließen<br />

sind (vgl. PEISELER-SUTTER, 1995, S.7), müssen stets verschiedene<br />

Anreicherunsgtechniken <strong>an</strong>gewendet werden, um falsch positive o<strong>der</strong><br />

falsch negative Ergebnisse zu vermeiden (BELITZ und GROSCH, 1992,<br />

S. 309).<br />

Bei beson<strong>der</strong>s flüchtigen Subst<strong>an</strong>zen können heute in <strong>der</strong> Aromastoffchemie<br />

automatisierte Strip-<strong>an</strong>d-Trap- o<strong>der</strong> Closed-Loop-Stripping-Techniken <strong>an</strong>gewendet<br />

werden. Bei diesen Techniken werden vor allem die Komponenten im<br />

Gasraum über <strong>der</strong> Probe konzentriert. Meist werden die Konzentrate direkt<br />

nach Erzeugung <strong>der</strong> gaschromatographischen Analyse zugeführt (Thermodesorption<br />

nach Adsorption <strong>an</strong> porösen Trägerstoffen wie Aktivkohle o<strong>der</strong><br />

Kunststoffpolymere [z.B. Tenax ® , Chromosorb ® u.a.] bzw. in Kühlfallen; vgl.<br />

BURMEISTER et al., 1992, S. 56; MacLEOD und AMES, 1986, S. 393 ff.).<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Flüchtigkeit <strong>der</strong> interessierenden Verbindungen und <strong>der</strong> zumeist<br />

gestellten Frage nach Aromastoffen und nicht nach Aromaprofilen wird das<br />

Konzentrat in den seltensten Fällen „makro-sensorisch“ untersucht. Deuterierte<br />

Isotope bek<strong>an</strong>nter Aromastoffe können als interne St<strong>an</strong>dardsubst<strong>an</strong>zen<br />

hierbei zwar Verluste bei <strong>der</strong> Qu<strong>an</strong>tifizierung <strong>der</strong> betreffenden Aromakomponente<br />

aufdecken (MASANETZ und GROSCH, 1998, S. 114-120;<br />

ZEHENTBAUER und GROSCH, 1997, S. 262; SEN et al., 1991, S. 757), bei<br />

<strong>der</strong> Charakterisierung <strong>von</strong> Geruchsprofilen können aber unbemerkt auftretende<br />

Verluste o<strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen <strong>von</strong> Aromakomponenten das Ergebnis<br />

<strong>der</strong> GCO-<strong>Untersuchung</strong> verfälschen (z.B. FORNEY et al., 1991, S. 2258;<br />

REINECCIUS und LIARDON, 1985, S. 130; CHIN und LINDSAY, 1993,<br />

S.835, 836). Aus diesem Grund ist die Anreicherungstechnik bei <strong>der</strong> <strong>Untersuchung</strong><br />

<strong>von</strong> definierten sensorischen Merkmalen wie im vorliegenden Fall nicht<br />

zwingend geeignet.<br />

Zu hohe Anreicherungsraten können überdies zu Schwierigkeiten <strong>der</strong> chromatographischen<br />

Trennung führen. Die Trennleistung des Systems muss ausreichend<br />

sein, um <strong>an</strong> konzentrierten Aromaextrakten diskrete Geruchswahrnehmungen<br />

zu gewährleisten.<br />

Die Frage, ob ein <strong>Untersuchung</strong>smaterial optimal für die GCO-<strong>Untersuchung</strong><br />

<strong>von</strong> Geruchsprofilen <strong>an</strong>gereichert worden ist, k<strong>an</strong>n also vorab nie wirklich be<strong>an</strong>twortet<br />

werden. Wesentlicher ist, ob die GCO-<strong>Untersuchung</strong>en <strong>an</strong> einer<br />

bestimmten Extraktstufe überhaupt Lösungen für die vorliegende Problemstellung<br />

<strong>an</strong>bieten können. Grundsätzlich muss bei <strong>der</strong> <strong>Untersuchung</strong> <strong>von</strong> konkreten<br />

Geruchsprofilen Anreicherungstechniken mit Vorsicht begegnet werden,<br />

wenn <strong>der</strong> Erhalt des Charakters des Geruchsmusters nach <strong>der</strong> Konzentrierung<br />

<strong>an</strong>zuzweifeln ist. Nur wenn das Konzentrat den sensorischen Identi-<br />

- 39 -


Theoretischer Teil: Analytik <strong>von</strong> Geruchsstoffen<br />

tätsvergleich mit dem Ausg<strong>an</strong>gsmuster besteht, ist eine weitere GCO- und<br />

GC/MS-<strong>Untersuchung</strong> <strong>an</strong>gezeigt und sinnvoll (NEUMANN und MOLNÁR,<br />

1991, S. 83).<br />

Die zweite Voraussetzung für die erfolgreiche Anwendung <strong>der</strong> GCO, die Zuordenbar-<br />

und Bewertbarkeit <strong>der</strong> Geruchseindrücke, ist <strong>von</strong> <strong>der</strong> Natur <strong>der</strong> Duftstoffe<br />

abhängig und damit nicht beeinflussbar. Zur Be<strong>an</strong>twortung <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Fragestellung müssen theoretisch die mikro-olfaktorischen Merkmale<br />

potentieller Geruchsstoffe im Aromagramm den entsprechenden makro-olfaktorischen<br />

Zuständen zugeordnet werden können, d.h. die Wahrnehmung<br />

<strong>der</strong> mikro-olfaktorischen Merkmale muss eine Wertung und eine Einteilung in<br />

<strong>an</strong>genehme und un<strong>an</strong>genehme Reize zulassen. Da dabei mögliche Aromavariationen<br />

durch eine gegenseitige Beeinflussung <strong>von</strong> Aromastoffen während<br />

<strong>der</strong> makro-olfaktorischen Reizerzeugung sowie die Abhängigkeit <strong>der</strong> subjektiven<br />

Geruchswahrnehmung <strong>von</strong> <strong>der</strong> Konzentration nicht berücksichtigt werden<br />

können, könnte eine sichere Auswahl <strong>der</strong> für die Fragestellung relev<strong>an</strong>ten<br />

Duftstoffe alleine durch die GCO nur bedingt o<strong>der</strong> gar nicht möglich sein.<br />

Aufgrund dieser Schwierigkeiten bei <strong>der</strong> <strong>Untersuchung</strong> <strong>von</strong> Geruchsmustern<br />

müssen <strong>an</strong><strong>der</strong>e Verfahren helfen, die Unwägbarkeiten <strong>der</strong> Zuordnung und<br />

Verknüpfung subjektiv olfaktorischen Merkmale zu objektivierbaren stofflichen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen zu minimieren.<br />

Ein <strong>der</strong>artiges Verfahren ist mit <strong>der</strong> Aromaextraktverdünnungs<strong>an</strong>alyse gegeben,<br />

ein <strong>an</strong><strong>der</strong>es mit <strong>der</strong> Festlegung bzw. „Erzeugung“ <strong>von</strong> definierten makroolfaktorischen<br />

Zuständen, zwischen denen stoffliche Verän<strong>der</strong>ungen gezielt<br />

sensorisch wie instrumentell untersucht werden können.<br />

3.6.3 Aromaextraktverdünnungs<strong>an</strong>alyse (AEVA)<br />

Eine Technik, die die aromaprägenden Komponenten eines olfaktorisch aktiven<br />

Vielstoffgemisches aus <strong>der</strong> Gesamtzahl <strong>der</strong> Aromastoffe selektieren k<strong>an</strong>n,<br />

stellt die Aromaextraktverdünnungs<strong>an</strong>alyse (AEVA) dar (vgl. ACREE, 1993,<br />

S. 9, GROSCH, 1987, S. 277; SCHIEBERLE, 1990, S. 193; ETIÈVANT et al.,<br />

1994, S. 179; REINERS und GROSCH, 1998, S. 2754-2763; TRIQUI und<br />

REINECCIUS, 1995, S. 453-458).<br />

Bei diesem Verfahren werden Verdünnungen <strong>von</strong> Aromaextrakten mit Hilfe<br />

<strong>der</strong> GCO untersucht. Die Extrakte werden dabei in immer größeren Verdünnungen<br />

injiziert und "abgerochen". Die Verdünnungsschritte werden so l<strong>an</strong>ge<br />

fortgesetzt, bis nur noch wenige und schließlich keine Aromakomponenten im<br />

Aromagramm mehr wahrgenommen werden können. Mit diesem Verfahren<br />

lassen sich in einfacher Weise die am meisten aromaintensiven Subst<strong>an</strong>zen<br />

eines Duftstoffgemisches ermitteln. Die Theorie besagt, dass diejenigen Subst<strong>an</strong>zen,<br />

die die höchsten Verdünnungsfaktoren in <strong>einem</strong> Gemisch besitzen,<br />

auch den Charakter eines Geruchszust<strong>an</strong>des am stärksten prägen.<br />

- 40 -<br />

Geruchsprofiluntersuchungen<br />

durch fraktionelle<br />

Geruchsstoff<strong>an</strong>alytik<br />

müssen nicht unbedingt<br />

erfolgreich sein<br />

AEVA ermittelt prägende<br />

Geruchsstoffe


Theoretischer Teil: Analytik <strong>von</strong> Geruchsstoffen<br />

Problemrelev<strong>an</strong>te<br />

Stoffe müssen<br />

Gehaltsverän<strong>der</strong>un<br />

gen erleiden<br />

Problemrelev<strong>an</strong>te<br />

Stoffe müssen in<br />

P über ihrer<br />

Geruchsschwelle<br />

enthalten sein<br />

Problemrelev<strong>an</strong>te<br />

Stoffe müssen sich<br />

selektiv beeinflussen<br />

lassen und<br />

Geruchsverän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>an</strong> P<br />

bedingen<br />

Eine <strong>der</strong> Schwierigkeit <strong>der</strong> GCO-Anwendung auf das vorliegende Problem<br />

stellt die Verknüpfung und Zuordnung <strong>der</strong> mikro-olfaktorischen Merkmale <strong>der</strong><br />

Probe P mit den beiden makro-olfaktorischen Zuständen „mit“ und „ohne<br />

Fehlgeruch“ dar. Mit Hilfe <strong>der</strong> AEVA-Technik sollte es möglich sein, die Ursache<br />

<strong>der</strong> Geruchsverbesserung auf die Zunahme positiv o<strong>der</strong>/und die Abnahme<br />

negativ empfundener Geruchsstoffe einzugrenzen.<br />

3.6.4 Hinreichende und notwendige Bedingungen <strong>der</strong> Identifizierung<br />

<strong>von</strong> problemrelev<strong>an</strong>ten Geruchsstoffen in P<br />

Grundsätzlich müssen zunächst alle mikro-olfaktorischen, aber auch instrumentell<br />

detektierbaren Subst<strong>an</strong>zen als potentielle Lösungen für die zu untersuchende<br />

Fragestellung <strong>an</strong>gesehen werden. Die sensorische Identifikation einer<br />

möglicherweise für das zu untersuchende Phänomen ver<strong>an</strong>twortlichen<br />

Subst<strong>an</strong>z ist allerdings nur eine hinreichende Bedingung.<br />

Eine notwendige Voraussetzung stellt hingegen die Verän<strong>der</strong>ung des detektierbaren<br />

Reizes/Signals dar, die mit den variablen makro-olfaktorischen Geruchszuständen<br />

originärer Proben verschiedener Chargen korrelierbar sein<br />

muss. Nur wenn auch die sensorische o<strong>der</strong> stoffliche Verän<strong>der</strong>ung zwischen<br />

diesen Zuständen objektiv für eine potentielle Geruchssubst<strong>an</strong>z nachweisbar<br />

ist, k<strong>an</strong>n die Subst<strong>an</strong>z als Teil <strong>der</strong> Lösung <strong>der</strong> gestellten Aufgabe <strong>an</strong>gesehen<br />

werden. Dass P als Naturprodukt natürlichen Schw<strong>an</strong>kungen <strong>der</strong> Zusammensetzung<br />

unterliegen k<strong>an</strong>n, bedarf bei <strong>der</strong> Feststellung <strong>der</strong> makro- und mikroolfaktorischen<br />

bzw. instrumentell-<strong>an</strong>alytischen Merkmale <strong>der</strong> Beachtung.<br />

Eine weitere notwendige Bedingung für die Identifizierung eines prägenden<br />

Duftstoffes stellt sein Geruchsschwellenwert im <strong>Untersuchung</strong>smaterial dar.<br />

Nur wenn die in <strong>der</strong> Probe nachgewiesene Konzentration des selektierten Geruchsstoffes<br />

über <strong>der</strong> Geruchsschwelle liegt, k<strong>an</strong>n die Subst<strong>an</strong>z überhaupt einen<br />

Beitrag zum Aroma leisten (Aromawert > 1). Bei <strong>der</strong> Feststellung <strong>der</strong> Geruchsschwelle<br />

wird das bei Raumtemperatur in <strong>einem</strong> verschlossenen Verkostungsglas<br />

sich einstellende Verteilungsgleichgewicht des Duftstoffes zwischen<br />

Matrix und Atmosphäre berücksichtigt. Nur diese Daten lassen Aussagen<br />

über das bei gleichen Bedingungen auffällig gewordene Geruchsphänomen<br />

zu.<br />

Ferner sollten sich die auf diese Weise selektierten Verbindungen durch gezielte<br />

Maßnahmen beeinflussen lassen. Durch solche Einflüsse geschaffene<br />

makro-olfaktorisch unterscheidbare Zustände müssen sich d<strong>an</strong>n instrumentell<strong>an</strong>alytisch,<br />

objektiv in <strong>der</strong> stofflichen Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> selektierten Subst<strong>an</strong>z<br />

o<strong>der</strong> Subst<strong>an</strong>zen unterscheiden lassen, wobei die Verän<strong>der</strong>ungen die Konzentrationsbereiche<br />

<strong>der</strong> Geruchs- bzw. Erkennungsschwelle <strong>der</strong> betrachteten<br />

Subst<strong>an</strong>z „t<strong>an</strong>gieren“ o<strong>der</strong> „überstreichen“ müssen. Der bereits erwähnte Einfluss<br />

<strong>von</strong> Wasser bzw. die Anwendung önologischer Verfahren zur Beschleunigung<br />

o<strong>der</strong> Maßnahmen zur Verl<strong>an</strong>gsamung <strong>der</strong> zu untersuchenden Prozesse<br />

gehören so zu probaten Mitteln, neue Zustände und Vergleiche <strong>an</strong> P zu<br />

- 41 -


Theoretischer Teil: Analytik <strong>von</strong> Geruchsstoffen<br />

schaffen (vgl. Kapitel 4.1.3, S. 48). Die dadurch eröffnete Möglichkeit, aus<br />

einer Charge mehrere olfaktorische Zustände vergleichen zu können, reduziert<br />

die natürlicherweise möglichen Chargenunterschiede <strong>der</strong> Zusamensetzung<br />

auf ein Minimum. Je mehr Verknüpfungen zwischen makro-olfaktorischen<br />

Zuständen und objektiv <strong>an</strong>alytischen Verän<strong>der</strong>ungen auf diese Weise<br />

hergestellt werden können, um so größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es<br />

sich bei den subjektiv olfaktorisch selektierten Verbindungen um die für die zu<br />

untersuchenden Verän<strong>der</strong>ungen <strong>an</strong> P tatsächlich ver<strong>an</strong>twortlichen Aromastoffe<br />

h<strong>an</strong>delt.<br />

Im Idealfall müssen sich die während <strong>der</strong> Reifeperiode beobachteten Verän<strong>der</strong>ungen<br />

gezielt durch Zugabe o<strong>der</strong> Entfernung <strong>der</strong> selektierten Verbindung(en)<br />

sowohl in die Richtung des besseren sowie des schlechteren olfaktorischen<br />

Zust<strong>an</strong>des steuern lassen.<br />

- 42 -


Experimenteller Teil: Material<br />

4. Experimenteller Teil<br />

4.1 Material<br />

In den folgenden Kapiteln wird schematisch dargestellt, wie das <strong>Untersuchung</strong>smaterial<br />

P hergestellt und für die instrumentell-<strong>an</strong>alytischen bzw.<br />

instrumentell-olfaktorischen <strong>Untersuchung</strong>en aufgearbeitet wird. Die zur Klärung<br />

<strong>der</strong> Frage <strong>an</strong>gewendeten Methoden und Analysenverfahren werden in<br />

Kapitel 4.2 ab S. 50 erläutert.<br />

4.1.1 Herstellungsschema des <strong>Untersuchung</strong>sobjekts P<br />

Vorbereitung <strong>der</strong> Ausg<strong>an</strong>gsdrogen:<br />

Einzeldrogen Einwaage Drogenmühle Drogenmischung<br />

Destillation:<br />

Drogenmischung<br />

Alkohol<br />

Wasser<br />

1. Destillation 2.Destillation<br />

- 43 -<br />

P<br />

Urteil positiv<br />

P<br />

Urteil negativ<br />

Vorlaget<strong>an</strong>k<br />

Verkostung<br />

Verkostung<br />

Konfektionierung<br />

Wasserkühlung<br />

1. Filtration<br />

1. Lagerung<br />

2. Filtration<br />

2. Lagerung


Experimenteller Teil: Probenvorbereitung, Anreicherungsverfahren<br />

4.1.2 Probenvorbereitung: Anreicherungsverfahren<br />

Die Charakterisierung und Identifizierung <strong>von</strong> Geruchsstoffen stellt hohe Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>an</strong> die Analysentechnik. Dies ist zum einen in <strong>der</strong> hohen Flüchtigkeit<br />

<strong>der</strong> Verbindungen, zum <strong>an</strong><strong>der</strong>en durch die teilweise vorliegenden, geringen<br />

Stoffkonzentrationen bedingt. Um sicherzustellen, mikro-olfaktorisch relev<strong>an</strong>te<br />

Unterschiede des <strong>Untersuchung</strong>smaterials voll erfassen zu können,<br />

wurden verschiedene Anreicherungstechniken <strong>an</strong>gewendet. Neben <strong>der</strong> relativ<br />

artefaktarmen, wenn auch unempfindlichen Headspace-Probenaufgabe-technik<br />

wurden weitere, unterschiedliche Anreicherungstechniken auf ihre Eignung<br />

für den vorliegenden Fall überprüft.<br />

4.1.2.1 Destillative Anreicherungen <strong>von</strong> P<br />

Die naheliegendste Aufarbeitung <strong>von</strong> P stellte die erneute Destillation des<br />

Destillats dar.<br />

Für die Konzentrierung <strong>von</strong> Duftstoffen aus Proben „mit“ und „ohne“ Fehleindruck<br />

wurde eine Labordestille gemäß dem Europäischen Arzneibuch 2.2.11<br />

verwendet. Aufgrund <strong>der</strong> vermuteten hohen Flüchtigkeit potentieller Fehlgeruchsstoffe<br />

wurden Destillationsgeschwindigkeiten <strong>von</strong> ca. 1 ml/min und kurze<br />

Destillationszeiten zwischen 10 und 30 Minuten gewählt, um die <strong>an</strong>gereicherten<br />

Verbindungen möglichst schnell <strong>an</strong>alysieren zu können. Die Anreicherungsfaktoren<br />

lag dabei zwischen 2 und 50. Der Probeneinsatz <strong>an</strong> P mit verschiedenen<br />

makro-olfaktorischen Merkmalen betrug 50 bis 500 ml. Bei <strong>der</strong><br />

Aufarbeitung zweier olfaktorischer Zustände <strong>von</strong> P musste reproduzierbar gearbeitet<br />

werden, um die Nivellierung <strong>von</strong> Geruchsunterschieden aufgrund unterschiedlicher<br />

Wassermengen im Destillat vernachlässigen zu können.<br />

Destillate aus den eingesetzten Drogen<br />

wurden mit einer Apparatur nach<br />

dem Europäischen Arzneibuch<br />

2.9.10 gewonnen, wobei zusätzlich<br />

eine 50 cm l<strong>an</strong>gen Vigreux-Kolonne<br />

zwischen Rundkolben und Überg<strong>an</strong>g<br />

eingesetzt wurde. Diese Modifikation<br />

diente sowohl <strong>der</strong> Unterstützung <strong>der</strong><br />

Anreicherung leichtest flüchtiger<br />

Komponenten als auch <strong>der</strong> Verlängerung<br />

<strong>der</strong> Destillationszeiten. Bei allen<br />

Drogendestillationen wurde darauf<br />

geachtet, dass das in <strong>der</strong> Produktion<br />

eingehaltene Verhältnis Drogen :<br />

Destillat um mindestens eine<br />

Größenordnung übertroffen wurde.<br />

- 44 -<br />

Abb. 4-1:<br />

Destillationsapparatur<br />

gemäß Ph. Eur. 2.9.10


Experimenteller Teil: Probenvorbereitung, Anreicherungsverfahren<br />

Auch wurde <strong>der</strong> Wasser<strong>an</strong>teil während <strong>der</strong> Destillation zur Verlängerung <strong>der</strong><br />

Erhitzungsdauer erhöht. Eine St<strong>an</strong>dardisierung des Alkoholgehaltes <strong>der</strong> Drogendestillate<br />

erfolgte bei vergleichbaren Anreicherungsbedingungen nicht.<br />

Bei den destillativen Anreicherungen wurde beson<strong>der</strong>s auf die Kühlung <strong>der</strong><br />

Vorlage und die direkte Einleitung des Kondensats in 50%igen Eth<strong>an</strong>ol geachtet.<br />

Der höhere Wasser<strong>an</strong>teil in <strong>der</strong> Vorlage sollte den möglicherweise<br />

vorh<strong>an</strong>denen „retardierenden“ Einfluss <strong>von</strong> Wasser auf potentielle Fehlgeruchssubst<strong>an</strong>zen<br />

verstärken. Während bei <strong>der</strong> Produktion <strong>von</strong> P Kühlwassertemperaturen<br />

<strong>von</strong> bis zu 40 °C toleriert werden können, wurde im Labor stets<br />

unter 0 °C mit Eis/Kochsalz-Gemischen bzw. bei –75 °C mit Isoprop<strong>an</strong>ol/Trockeneis<br />

gekühlt. Diese Maßnahmen sollten vor allem helfen, leichtest<br />

flüchtige Verbindungen mit größeren Ausbeuten zu kondensieren. Als Wärmequelle<br />

bei den Destillationen diente ein elektrisch beheizbares Wasserbad.<br />

Die auf diese Weise gewonnenen Konzentrate wurden sowohl makro- und mikro-olfaktorisch<br />

mittels GCO und AEVA als auch instrumentell-<strong>an</strong>alytisch<br />

(HRGC/MS, HRGC/HRMS) untersucht. Die genauen Analysenparameter und<br />

Geräteeinstellungen während <strong>der</strong> <strong>Untersuchung</strong>en werden ab S. 51, beschrieben.<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>Untersuchung</strong>en werden in Kapitel 5.2.1, S. 72,<br />

aufgeführt.<br />

4.1.2.2 Extraktive Anreicherungen<br />

Durch flüssig-flüssig Extraktion können Subst<strong>an</strong>zen aus einer flüssigen Matrix<br />

durch die Wahl eines geeigneten, mit <strong>der</strong> flüssigen Probe nicht mischbaren,<br />

Extraktionsmittels durch Ausschütteln <strong>an</strong>gereichert werden.<br />

Hierbei wurden 100 ml einer un<strong>an</strong>genehm riechenden, jungen Probe in <strong>einem</strong><br />

Scheidetrichter mit 20 ml n-Pent<strong>an</strong> überschichtet und <strong>an</strong>schließend kräftig geschüttelt.<br />

Nach 20-minütiger Phasentrennung wurde die untere, alkoholische<br />

Phase in ein Verkostungsglas gefüllt und die Pent<strong>an</strong>-Phase bei Atmosphärendruck<br />

und Raumtemperatur eingeengt.<br />

Sowohl die extrahierte Phase als auch <strong>der</strong> extrahierte Rückst<strong>an</strong>d wurden einer<br />

makro-olfaktorischen Bewertung. Das Ergebnis <strong>der</strong> <strong>Untersuchung</strong> ist in<br />

Kapitel 5.2.2, S. 73, zu finden.<br />

4.1.2.3 Kondensationen in Kühlfallen<br />

Die Kondensation <strong>der</strong> Dampfraumphase in Kühlfallen (dynamische Headspace-Analyse)<br />

stellt eine Zwischenstufe zwischen <strong>der</strong> Destillation und <strong>der</strong><br />

reinen statischen Dampfraum<strong>an</strong>alyse dar. Theoretisch eignet sich diese Methode<br />

gut, um größere Dampfmengen zu konzentrieren. Hinsichtlich eines<br />

- 45 -


Experimenteller Teil: Probenvorbereitung, Anreicherungsverfahren<br />

möglichen Artefaktbildungspotentials, z.B. hervorgerufen durch Reaktionen<br />

mit dem W<strong>an</strong>dmaterial <strong>der</strong> Kühlfalle, ist diese Technik aber <strong>der</strong> destillativen<br />

Anreicherung ähnlicher als <strong>der</strong> statischen Headspace-Analyse, da das Konzentrat<br />

ebenfalls in kondensierter Form vorliegt.<br />

Purge-<strong>an</strong>d-Trap bzw. Strip-<strong>an</strong>d-Trap-Versuche wurden mit <strong>einem</strong> 6-Port-Ventil<br />

durchgeführt (dynamische Headspace-Analyse), <strong>an</strong> das eine Leitung für die<br />

Trägergasversorgung und die <strong>an</strong>alytische Trennsäule <strong>an</strong>geschlossen wurden.<br />

Als Probenschleifen wurden verschiedene Materialien verw<strong>an</strong>dt, um Einflussnahmen<br />

des W<strong>an</strong>dmaterials auf möglicherweise reaktive, aromarelev<strong>an</strong>te<br />

Verbindungen in <strong>der</strong> kondensierten Phase zu variieren und vergleichen zu<br />

können. Neben Polytetrafluorethylenkapillaren (PTFE, 800 µl) wurden Poly-<br />

etheretherketon- (PEEK ® , 450 µl) und Edelstahlkapillaren (SS304 Hamilton,<br />

320 µl) verwendet.<br />

Gekühlt wurde mit Trockeneis/Isoprop<strong>an</strong>ol bei ca. –75 °C. Bei Kondensationsexperimenten,<br />

bei <strong>der</strong> die Probenschleife mit flüssigem Stickstoff (-195 °C) gekühlt<br />

worden war, überwogen Probleme mit kondensiertem Trägergas die<br />

Vorteile <strong>der</strong> Tieftemperatur-Kondensation. Techniken <strong>der</strong> präparativen GC<br />

(Kryofokussierung) konnten aus apparativen Gründen nicht <strong>an</strong>gewendet werden.<br />

Bei diesen Versuchen wurde versucht, möglichst große Volumina des Dampfraumes<br />

über P zu konzentrieren. Dabei wurden 100 ml <strong>der</strong> Probe mit <strong>einem</strong><br />

definierten makro-olfaktorischen Zust<strong>an</strong>d in einer Gaswaschflasche über eine<br />

Glassinterfritte (Porosität No.1) mit Argon durchspült bzw. <strong>der</strong> Dampfraum<br />

über <strong>der</strong> Probe abgeleitet. Die Durchflussvolumina des Spülgases lagen zwischen<br />

5-10 ml/min, die „Ladezeiten“ <strong>der</strong> Kühlschleifen zwischen 10-60 min.<br />

Laden<br />

Einlass<br />

Auslass<br />

DEWAR-Gefäß<br />

kalt<br />

Trägergas<br />

Trennsäule<br />

Probenschleife<br />

- 46 -<br />

Injizieren<br />

Einlass<br />

Auslass<br />

DEWAR-Gefäß<br />

warm<br />

Trägergas<br />

Trennsäule<br />

Probenschleife<br />

Abb. 4-2:<br />

Schema <strong>der</strong> Ventilschaltung<br />

beim Gebrauch<br />

<strong>von</strong> Kühlschleifen,<br />

dynamische<br />

Headspace-Analyse


Experimenteller Teil: Probenvorbereitung, Anreicherungsverfahren<br />

Abb. 4-3:<br />

SPME-Aufgabegerät<br />

links:<br />

Gesamt<strong>an</strong>sicht,<br />

rechts: vergrößerter<br />

Querschnitt<br />

In Abbildung 4-2 werden <strong>der</strong> Versuchsaufbau <strong>der</strong> dynamischen Headspace-<br />

Analyse und die beiden Ventilstellungen während <strong>der</strong> „Beladung“ <strong>der</strong> Probenschleife<br />

und <strong>der</strong> Injektionsphase dargestellt.<br />

Die Kondensate wurden direkt mittels HRGC/MS untersucht, die Ergebnisse<br />

sind in Kapitel 5.2.3 auf S. 73 dargestellt.<br />

4.1.2.4 Festphasen-Mikroextraktion (SPME)<br />

Eine weitere Technik zur <strong>Untersuchung</strong> <strong>von</strong> flüchtigen Subst<strong>an</strong>zen in flüssigen<br />

wie gasförmigen Proben stellt die Festphasen-Mikroextraktion (SPME) dar.<br />

Hierbei werden flüchtige Subst<strong>an</strong>zen <strong>an</strong> einer Fused-Silica-Faser, die mit<br />

Phasen unterschiedlichster chemischer Konstitution, Schichtung sowie<br />

Filmdicken belegt sind, ad- bzw. absorbiert und damit <strong>an</strong>gereichert.<br />

Bei den <strong>Untersuchung</strong>en wurde eine speziell für schwefelhaltige Verbindungen<br />

entwickelte Carboxen-Phase (100 µm FD) verwendet. Nachdem sie bei<br />

250 °C ausgeheizt und konditioniert worden war, wurde sie ausschließlich im<br />

Dampfraum bei Raumtemperatur über un<strong>an</strong>genehm riechenden Proben ein<br />

gesetzt. Die Equilibrier-(Belade-)zeiten lagen zwischen 10 und 120 min.<br />

Die Anreicherung, die theoretisch auch aus <strong>der</strong> flüssigen Phase erfolgen<br />

k<strong>an</strong>n, wurde nur in <strong>der</strong> Gasphase <strong>an</strong>gewendet, da die hohe Alkoholkonzentration<br />

in P den Kleber <strong>der</strong> SPME-Faserhalterung <strong>an</strong>gegriffen hätten. Die<br />

Desorption <strong>der</strong> Verbindungen erfolgte thermisch direkt im Injektor des GCs.<br />

Hierfür wurde die SPME-Faser innerhalb <strong>der</strong> Schutznadel durch das Septum<br />

- 47 -


Experimenteller Teil: Verfahren zur Beeinflussung des Fehleindrucks<br />

des Injektors gestochen. Durch Herausschieben <strong>der</strong> Faser beg<strong>an</strong>n bei 220 °C<br />

und geschlossenem Split die Desorptionsphase für 30 bis 60 s. Längere<br />

Desorptionszeiten <strong>von</strong> bis zu 5 min hätten nur mit Hilfe einer Kryofokussierung<br />

realisiert werden können.<br />

Da bei dieser Anreicherungsart weniger die Konzentrierung als die Matrixausblendung<br />

im Vor<strong>der</strong>grund steht, wurden mit dieser Aufgabetechnik keine<br />

GCO-, son<strong>der</strong>n nur HRGC/MS-<strong>Untersuchung</strong>en durchgeführt.<br />

4.1.2.5 Headspace-Analyse (HS)<br />

Nicht zuletzt stellt auch die statische Headspace-(Dampfraum-)<strong>an</strong>alyse ein<br />

Anreicherungsverfahren für leichtest flüchtige Verbindungen dar. Sie wird im<br />

Kapitel 4.2.5.3, S. 61, Headspace-Gaschromatographie, näher erläutert.<br />

4.1.3 Verfahren zur Beeinflussung des Fehleindrucks <strong>an</strong> P<br />

Beh<strong>an</strong>dlungsverfahren, die es erlaubten innerhalb einer Charge <strong>von</strong> P unterschiedliche<br />

olfaktorische Zustände zu erzeugen, spielten bei <strong>der</strong> Überprüfung<br />

<strong>der</strong> Richtigkeit <strong>der</strong> Zuordnung und Identifizierung olfaktorischer Reize eine<br />

wesentliche Rolle.<br />

Zu diesen Beh<strong>an</strong>dlungsverfahren <strong>von</strong> P zählten 1.) <strong>der</strong> Zusatz <strong>von</strong> unterschiedlichen<br />

Mengen Wasser zu P, 2.) die Beh<strong>an</strong>dlung mit Aktivkohle während<br />

eines Filtrationsprozesses, wobei das Massenverhältnis Adsorbens : Filtrat<br />

bei etwa 1 : 5000 lag, 3.) die Variation des pH-Wertes zwischen pH 1 und<br />

10 durch Zusatz <strong>von</strong> eth<strong>an</strong>olischen Laugen bzw. Säuren, die Anwendung <strong>von</strong><br />

4.) Unterdruck, 5.) Spülgasen wie Argon o<strong>der</strong> 6.) <strong>von</strong> Ultraschall, 7.) die Variation<br />

<strong>der</strong> Lagerdauer in T<strong>an</strong>ks mit <strong>einem</strong> Volumen <strong>von</strong> mehreren tausend Litern<br />

bzw. in Glasflaschen mit Nennfüllmengen <strong>von</strong> 200 – 1000 ml <strong>von</strong> Stunden bis<br />

mehreren Wochen, 8.) die Variation <strong>der</strong> Lagertemperatur <strong>von</strong> Raumtemperatur<br />

(ca. 20 °C) bis zur Tiefkühlung bei - 21 °C sowie 9.) die Filtration über Metallkatalysatoren<br />

bei Massenverhältnissen Adsorbens : Filtrat <strong>von</strong> etwa 1 :<br />

1000 (vgl. hierzu Kapitel 7., S. 135).<br />

Um den Einfluss <strong>von</strong> Unterdruck auf die makro-olfaktorischen Merkmale <strong>von</strong> P<br />

zu überprüfen, wurden 100 ml einer jungen, un<strong>an</strong>genehm riechenden Probe in<br />

einen 250 ml Rundkolben bei 600 hPa bei Raumtemperatur <strong>an</strong> <strong>einem</strong> Rotationsverdampfer<br />

bei 120 rpm 5 Minuten l<strong>an</strong>g evakuiert und <strong>an</strong>schließend mit<br />

<strong>der</strong> Ausg<strong>an</strong>gslösung geruchlich verglichen.<br />

Der Einfluss <strong>von</strong> Spülgas wurde ebenfalls <strong>an</strong> 100 ml unfiltrierter Probe getestet,<br />

die in einer 250 ml Gaswaschflasche 5 Minuten mit Argon unter gleichzei-<br />

- 48 -


Experimenteller Teil: Verfahren zur Beeinflussung des Fehleindrucks<br />

tigem Rühren mit <strong>einem</strong> Magnetrührer durchspült wurde. Der Gasdurchsatz<br />

betrug etwa 1 l/min.<br />

Die Wirkung <strong>von</strong> Ultraschallwellen wurde <strong>an</strong> 100 ml unfiltrierter Probe getestet,<br />

die in einer 250 ml Gaswaschflasche 10 Minuten in <strong>einem</strong> Ultraschallbad<br />

(Sonorex RK106S, Firma B<strong>an</strong>delin) beh<strong>an</strong>delt wurden. Sowohl nach <strong>der</strong> Gasspülung<br />

als auch nach <strong>der</strong> Ultraschallbeh<strong>an</strong>dlung wurden <strong>der</strong> Geruch <strong>der</strong> beh<strong>an</strong>delten<br />

Probe mit dem <strong>der</strong> Ausg<strong>an</strong>gslösung verglichen.<br />

Der Vorteil <strong>der</strong> beschriebenen Verfahren lag darin, u.U. signifik<strong>an</strong>te, olfaktorische<br />

Verän<strong>der</strong>ungen innerhalb kürzester Zeit <strong>an</strong> einer Charge <strong>von</strong> P provozieren<br />

zu können, die einen Vergleich <strong>von</strong> Zuständen zuließen, ohne möglicherweise<br />

nicht auszuschließende Chargenunterschieden in <strong>der</strong> Zusammensetzung<br />

<strong>von</strong> vornherein mitberücksichtigen zu müssen. Anh<strong>an</strong>d dieser Vergleiche<br />

war es möglich, das Verhalten olfaktorisch relev<strong>an</strong>ter Verbindungen gezielt zu<br />

überprüfen und Bedingungen aufzustellen, <strong>der</strong>en Einhaltung die notwendigen<br />

Voraussetzungen für ihre tatsächliche Beteiligung am Fehleindruck bzw. den<br />

zu untersuchenden Aromaververän<strong>der</strong>ungen <strong>von</strong> P bilden. Die Ergebnisse <strong>der</strong><br />

olfaktorischen Beurteilungen <strong>der</strong> Verfahren finden sich im Kapitel 5.1 ab S. 64,<br />

die <strong>der</strong> instrumentellen Analyse in den Kapitel 5.4.2 bis 5.4.6 ab S. 96.<br />

- 49 -


Experimenteller Teil: Sensorische <strong>Untersuchung</strong>smethoden<br />

4.2 Methoden<br />

Die zur Klärung des gestellten Problems <strong>an</strong>gewendeten Verfahren werden im<br />

Folgenden getrennt nach sensorischen und instrumentellen Methoden beschrieben.<br />

Wesentliche Analysenparameter sind in tabellarischer Form am<br />

Ende des betreffenden Verfahrens zusammengefasst aufgeführt.<br />

4.2.1 Sensorische <strong>Untersuchung</strong>smethoden<br />

Um die geruchlichen Verän<strong>der</strong>ungen <strong>an</strong> P mit mikro-olfaktorischen und instrumentell-<strong>an</strong>alytischen<br />

Daten vergleichen zu können, wurden zunächst unterschiedliche<br />

makro-olfaktorische Zustände definiert und festgelegt. Ermittelt<br />

wurden diese Zustände <strong>von</strong> P in Verkostungen durch Vergleich <strong>der</strong> olfaktorischen<br />

Merkmale <strong>von</strong> unbeh<strong>an</strong>delten Proben mit denen, die aus unterschiedlichen<br />

Verfahren zur Beeinflussung des Fehleindrucks <strong>an</strong> P resultierten (vgl.<br />

Kapitel 4.1.3, S. 48).<br />

4.2.1.1 Verkostungen<br />

Die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> sensorischen Merkmale des <strong>Untersuchung</strong>smusters<br />

während <strong>der</strong> Lagerzeit wurden<br />

routinemäßig im Trio-Vergleichstest (Amtliche Sammlung<br />

<strong>von</strong> <strong>Untersuchung</strong>sverfahren nach § 35 LMBG<br />

00.90.7) in speziellen Verkostungsgläsern (nach<br />

DIN 10 956) <strong>von</strong> jeweils vier Verkostern ermittelt und<br />

protokolliert. Verglichen wurden dabei <strong>der</strong> Geruch <strong>der</strong><br />

originären sowie einer 1 : 3 mit Wasser verdünnten<br />

Probe. Das Füllvolumen bei den Geruchsuntersuchungen<br />

betrug 30 ml. An den verdünnten Mustern wurden<br />

auch geschmackliche Merkmale verglichen. Als Verkostungsst<strong>an</strong>dards<br />

wurden zwei ältere, als St<strong>an</strong>dards<br />

zugelassene und freigegebene Produktionschargen<br />

verwendet.<br />

Bei <strong>der</strong> <strong>Untersuchung</strong> des Einflusses verschiedener Maßnahmen auf das Geruchsphänomen<br />

wurden die makro-olfaktorischen Merkmale auf ähnliche<br />

Weise ermittelt. Im Unterschied zu den Routineverkostungen wurden bei den<br />

Überprüfungen <strong>der</strong> chemischen wie physikalischen Beeinflussungen des <strong>Untersuchung</strong>smaterials<br />

die beh<strong>an</strong>delten mit den nicht beh<strong>an</strong>delten Proben verglichen.<br />

Verkostungsst<strong>an</strong>dards, wie sie in den Dreiecksprüfungen verwendet<br />

wurden, wurden dabei nicht her<strong>an</strong>gezogen.<br />

- 50 -<br />

Abb. 4-4:<br />

Verkostungsglas<br />

nach DIN 10956


Experimenteller Teil: Sensorische <strong>Untersuchung</strong>smethoden<br />

4.2.1.2 Profil<strong>an</strong>alyse und R<strong>an</strong>gordnungsprüfung<br />

Die Schwierigkeit, eine verbale Beschreibung des zu untersuchenden Geruchsphänomens<br />

zu geben, trat bereits frühzeitig auf. Schon die verbale Beschreibung<br />

des würzigen, produkttypischen Geruchs erwies sich als schwierig.<br />

Bei den Routineverkostungen waren zur Charakterisierung des Geruchs <strong>der</strong><br />

originären Probe die vier Deskriptoren "krautig", "mild", "abgerundet" und<br />

"muffig" gewählt worden (vgl. Protokoll in Anh<strong>an</strong>g I A, S. 146). Diese Deskriptoren<br />

hätten jedoch bei einer Profil<strong>an</strong>alyse des produkttypischen Geruchs nur<br />

schwer ungeschulten Prüfern vermittelt werden können, da definierte Vergleichsst<strong>an</strong>dards<br />

kaum zu finden gewesen wären (vgl. LAWLESS und<br />

HEYMANN, 1998, S. 341 ff.; WIDDER, 1998, S. 102).<br />

An<strong>der</strong>e Deskriptoren für den Fehlgeruch, um im Zuge einer Profil<strong>an</strong>alyse<br />

möglicherweise detailliertere sensorische Informationen mit instrumentell<strong>an</strong>alytischen<br />

Daten vergleichen zu können, wurden nicht festgelegt: Die Zustände<br />

des <strong>Untersuchung</strong>smaterials "mit Fehleindruck" und "ohne Fehleindruck"<br />

waren <strong>der</strong>art ausgeprägt und typisch, wenn auch schwer beschreibbar,<br />

dass eine Profil<strong>an</strong>alyse o<strong>der</strong> auch ein „Free choice Profiling“ (vgl. LAWLESS<br />

und HEYMANN, 1998, S. 368) zur Klärung <strong>der</strong> Fragestellung als nicht notwendig<br />

erachtet wurde.<br />

Die geruchlichen Auswirkungen <strong>von</strong> pH-Wert-Än<strong>der</strong>ungen wurden dagegen in<br />

<strong>einem</strong> R<strong>an</strong>gfolge-Test nach KRAMER (1974, S. 121-133) <strong>an</strong>alog dem amtlichen<br />

<strong>Untersuchung</strong>sverfahren nach § 35 LMBG „R<strong>an</strong>gordnungsprüfung“ (L<br />

00.90.4) ermittelt. Hierbei wurden gleichzeitig die Unterschiede zwischen verschieden<br />

l<strong>an</strong>g gelagerten Mustern <strong>von</strong> P beurteilt, indem zwei Proben relativ<br />

junger, schlecht riechen<strong>der</strong> Chargen sowie eine Charge einw<strong>an</strong>dfreier sensorischer<br />

Qualität mit 10%iger eth<strong>an</strong>olischer NaOH-Lösung beziehungsweise<br />

10%iger eth<strong>an</strong>olischer Schwefelsäure auf pH 10 bzw. auf pH 1 eingestellt und<br />

jeweils zusammen mit <strong>der</strong> unbeh<strong>an</strong>delten Ausg<strong>an</strong>gslösung <strong>einem</strong> Geruchstest<br />

unterzogen wurden.<br />

Die vier Tester sollten den Geruch <strong>der</strong> neun Proben jeweils in pH- bzw. Altersgruppen<br />

geordnet unterein<strong>an</strong><strong>der</strong> vergleichen und Noten zwischen 1 bis 3<br />

verteilen, wobei 1 die beste und 3 die schlechteste geruchliche Qualität darstellte<br />

(vgl. Verkostungsprotokoll, Anh<strong>an</strong>g I C, S. 149). Doppelbenotungen<br />

waren zugelassen. Ergebnisse sind in Kapitel 5.1.3, S. 65, einzusehen.<br />

4.2.2 Gaschromatographie-Olfaktometrie (GCO)<br />

Um die mikro-olfaktorischen Merkmale verschiedener Zustände <strong>von</strong> P zu studieren,<br />

wurde zur Durchführung <strong>der</strong> GCO ein konventioneller Gaschromatograph<br />

mit <strong>einem</strong> „Sniffing-Port“ ausgerüstet.<br />

- 51 -


Experimenteller Teil: Sensorische <strong>Untersuchung</strong>smethoden<br />

4.2.2.1 Sniffing-Port<br />

Als „Sniffing-Port“ wird eine Vorrichtung bezeichnet, die eine gaschromatographische<br />

Trennsäule aus dem GC-Ofenraum herausführt und die <strong>von</strong> <strong>der</strong> GC-<br />

Säule eluierten Subst<strong>an</strong>zen <strong>der</strong> Detektion durch die menschliche Nase zuführt.<br />

Zur nachträglichen Ausrüstung eines Gaschromatographen empfiehlt<br />

sich, eine individuell auf das vorh<strong>an</strong>dene System abgestimmte Lösung zu<br />

wählen.<br />

Im vorliegenden Fall wurde dabei eine GC-Kapillare durch ein 30 cm l<strong>an</strong>ges<br />

Schw<strong>an</strong>enhalsstück so variabel aus dem GC-Ofen geführt, dass <strong>der</strong> Prob<strong>an</strong>d<br />

die Position des "Sniffing-Ports" für seine Bel<strong>an</strong>ge einstellen konnte. Die Fixierung<br />

des Schw<strong>an</strong>enhalsstückes erfolgte in <strong>einem</strong> beheizbaren GC-Body, <strong>einem</strong><br />

vorinstallierten Ofenw<strong>an</strong>d-Durchlass optionaler Detektoren o<strong>der</strong> Injektoren.<br />

Da die Heizleistung des GC-Ofens und des GC-Bodys üblicherweise nicht<br />

ausreicht, um genügend hohe Trägergastemperaturen bis <strong>an</strong>s Ende <strong>der</strong><br />

Tr<strong>an</strong>sferleitung zu gar<strong>an</strong>tieren, muss diese Strecke zur Verhin<strong>der</strong>ung <strong>von</strong><br />

Kondensationen zusätzlich beheizt werden. Weil <strong>an</strong> die GC-Ofentemperatur<br />

gekoppelte temperaturgesteuerte Einheiten technisch nur aufwendig zu realisieren<br />

und daher im Allgemeinen recht teuer sind, wurde während des GC-<br />

Laufes bei gleichbleiben<strong>der</strong> Tr<strong>an</strong>sferleitungstemperatur gearbeitet. Um Kontaminationen<br />

<strong>der</strong> Tr<strong>an</strong>sferkapillare weitgehend zu verhin<strong>der</strong>n, wurde aufgrund<br />

<strong>der</strong> fehlenden Ausheizphase die Tr<strong>an</strong>sferleitung mit einer unbelegten desaktivierten<br />

Tr<strong>an</strong>sferkapillare bestückt. Die Temperatur <strong>der</strong> Tr<strong>an</strong>sferleitung sollte<br />

über <strong>der</strong> Elutionstemperatur des am schwersten flüchtigen Analyten liegen. Zu<br />

hohe Temperaturen können allerdings die Durchflussraten des Trägergases<br />

herabsetzen. Wird <strong>der</strong> Trägergasstrom <strong>der</strong> Trennkapillare wie in den meisten<br />

- 52 -<br />

Abb. 4-5:<br />

Aufbau eines Sniffing-<br />

Ports (Längsschnitt)


Experimenteller Teil: Sensorische <strong>Untersuchung</strong>smethoden<br />

Fällen üblich zwecks destruktiver Paralleldetektion (z.B. über einen FID) mit<br />

<strong>einem</strong> Y-förmigen Glas-Seal-Verbin<strong>der</strong> geteilt, muss da<strong>von</strong> ausgeg<strong>an</strong>gen<br />

werden, dass die Temperierung <strong>der</strong> Tr<strong>an</strong>sferleitung Einfluss auf die<br />

Gasstromteilung ausübt und Empfindlichkeitsverschiebungen zur Folge haben<br />

k<strong>an</strong>n. Um die synchrone Detektion <strong>an</strong> beiden Detektorsystemen zu gewährleisten,<br />

ist zudem zwischen dem Y-förmigen Säulen-Splitter und dem FID eine<br />

ebenso l<strong>an</strong>ge Tr<strong>an</strong>sferkapillare, aus demselben unbelegten, desaktivierten<br />

Material wie die zum Sniffing-Port gefertigte, zu wählen.<br />

Die Temperierung k<strong>an</strong>n mit einer Heizschnur (Heizschnur Tmax. 400 °C, z.B.<br />

Firma C. ROTH, Art-Nr.: C999.1), die Regulierung mit <strong>einem</strong> kommerziellen<br />

Leistungssteller (z.B. Firma C. ROTH, Art-Nr.: E047.1) und <strong>einem</strong> Temperaturfühler<br />

(Thermoelement, z.B. Firma C. ROTH, Art-Nr.: E048.1) realisiert<br />

werden. Zur Befestigung <strong>der</strong> Heizschnur empfiehlt sich Glasgewebeb<strong>an</strong>d, zur<br />

Wärmeisolierung <strong>der</strong> Einheit Aluminiumfolie. Alle, bei höheren Temperaturen<br />

nicht geruchsneutralen Werkstoffe wie z.B. beschichtete Metallteile o<strong>der</strong> Isoliermaterialen<br />

sind zu vermeiden bzw. im Voraus bis zu <strong>einem</strong> geruchsneutralen<br />

Zust<strong>an</strong>d auszuheizen. Der Temperaturfühler zur Regulierung und<br />

Steuerung <strong>der</strong> Heizleistung sollte etwa auf <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Strecke des Schw<strong>an</strong>enhalsstückes<br />

platziert werden.<br />

Die Tr<strong>an</strong>sferkapillare wurde in <strong>einem</strong> dünnen, biegsamen Innenrohr aus Kupfer<br />

durch das Schw<strong>an</strong>enhalsstück geführt. Der Kupferkapillare kamen mehrere<br />

Funktionen zu:<br />

1. Sie führte die Tr<strong>an</strong>sferkapillare und schützte sie vor dem Temperaturfühler,<br />

2. erhöhte die Steifheit und Stabilität <strong>der</strong> Schw<strong>an</strong>enhals-Tr<strong>an</strong>sferleitung, die<br />

bei hohen Temperaturen abnahm,<br />

3. hielt die Stahlkapillare und trug damit den Nasenadapter des Sniffing-Ports<br />

und<br />

4. verbesserte die Temperierung <strong>der</strong> Tr<strong>an</strong>sferkapillare, indem sie ca. 10 cm in<br />

den GC-Ofen hineinreichte und die programmgesteuerte Ofentemperatur<br />

verzögert <strong>an</strong>nahm.<br />

Der Nasenadapter des Sniffing-Ports besaß drei Eigenschaften:<br />

1. Er hatte einen zweiten Anschluss für die Zuleitung befeuchteter Luft,<br />

2. entsprach weitgehend <strong>der</strong> Anatomie <strong>der</strong> menschlichen Nasenregion und<br />

3. ließ sich <strong>an</strong> eingeschmolzenen Haken mit Haltefe<strong>der</strong>n sicher <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />

Tr<strong>an</strong>sferleitung fixieren.<br />

Ein solcher Adapter k<strong>an</strong>n z.B. <strong>von</strong> <strong>einem</strong> Glasbläser nach individuellen Angaben<br />

gefertigt werden.<br />

- 53 -


Experimenteller Teil: Sensorische <strong>Untersuchung</strong>smethoden<br />

Für die Bereitstellung befeuchteter Luft, die beim "Abriechen" zur Verhin<strong>der</strong>ung<br />

des Austrocknens <strong>der</strong> Nasenschleimhäute unerlässlich ist, werden eine<br />

Gasversorgung mit Druckluft inklusive eines Feinregelventils, eine Waschflasche<br />

und entsprechende geruchsneutrale Verbindungsschläuche (z. B. aus<br />

PTFE) benötigt.<br />

4.2.2.2 Trennsäulen in <strong>der</strong> GCO<br />

Die Analytik <strong>von</strong> leichtest flüchtigen Verbindungen stellt hohe Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>an</strong> die Retentionskraft und die Trennleistung <strong>von</strong> GC-Säulen. Kapillarsäulen<br />

zeichnen sich gemeinhin durch hohe Trennleistungen aus. Für Sniffing-Analysen<br />

bewährten sich Kapillarsäulen mit <strong>einem</strong> Innendurchmesser <strong>von</strong> 0,32 mm<br />

(Medium-Bore-Kapillaren). In Säulen dieses Durchmessers konnten zeitweise<br />

sogar bis zu 2 µl <strong>der</strong> Probe splitlos über einen Split/Splitless-Injektor (SSI) injiziert<br />

und am Sniffing-Port abgerochen werden, ohne dass die Säulen beschädigt<br />

wurden. Voraussetzung hierfür war allerdings die kovalente Bindung <strong>der</strong><br />

stationären Phase.<br />

Da die Trennleistung <strong>der</strong> Säule mit steigendem Innendurchmesser abnimmt,<br />

ist die Säulenlänge so groß wie möglich zu wählen, um die für die Applikation,<br />

gerade für leichtest flüchtige Stoffe, notwendige Trennstufenzahl zu gewährleisten.<br />

Bei den MS-Messungen musste überdies die „Verkürzung“ <strong>der</strong> Säule<br />

durch das in die Kapillare reichende Vakuum <strong>der</strong> Ionenquelle berücksichtigt<br />

werden. Bei den verwendeten Medium-Bore-Kapillaren wurde die Säulenlänge<br />

während <strong>der</strong> MS-Messungen dadurch um fast die Hälfte ihrer Länge „verkürzt“.<br />

Die Retentionskraft einer Kapillare wird vor allem durch das Kapazitätsverhältnis<br />

ß charakterisiert. Für leichtest flüchtige Verbindungen müssen daher<br />

die Filmdicken <strong>der</strong> Säule mindestens 1 µm betragen, um eine Trennung <strong>von</strong><br />

Gasmolekülen im Bereich des Luftpeaks <strong>an</strong>satzweise erzielen zu können.<br />

Zur Trennung <strong>von</strong> Aromastoffen, inklusive ätherischer Öle, empfehlen sich<br />

gebundene Polyethylenglycolphasen. Bei allen GCO-<strong>Untersuchung</strong>en wurde<br />

daher z.B. eine 50 m l<strong>an</strong>ge DB-Wax ® -Säule (0,32 mm ID, 1 µm FD) verwendet.<br />

4.2.2.3 Anwendung des Sniffing-Ports<br />

Die Atemtechnik, die beim Abriechen eines Aromagramms entwickelt wird, ist<br />

sicher individuell verschieden. Bei l<strong>an</strong>gen GC-Läufen muss allerdings vorr<strong>an</strong>gig<br />

sichergestellt werden, dass ruhig und regelmäßig durch die Nase ein- und<br />

ausgeatmet werden k<strong>an</strong>n. Beim Einatmen wurde die Nase ca. 3 s l<strong>an</strong>g in den<br />

Adapter gehalten und Gerüche registriert, <strong>an</strong>schließend wurde sie leicht herausgezogen<br />

und ca. 1 s l<strong>an</strong>g am R<strong>an</strong>d des Adapters vorbei durch die Nase<br />

- 54 -


Experimenteller Teil: Sensorische <strong>Untersuchung</strong>smethoden<br />

ausgeatmet. Die Tatsache, dass etwa ein Viertel eines Aromagramms bei jedem<br />

Lauf aufgrund des Ausatmens nicht registriert werden k<strong>an</strong>n, zwingt zu<br />

Wie<strong>der</strong>holungsläufen. Die mikro-olfaktorischen Merkmale eines Zust<strong>an</strong>des<br />

<strong>von</strong> P wurden daher bei <strong>der</strong> GCO mindestens dreimal pro Probe abgerochen.<br />

Die Retentionszeit <strong>von</strong> Geruchsassoziationen wurde mit einer Stoppuhr bestimmt,<br />

mit <strong>der</strong> bis zu zehn Zwischenzeiten während eines GC-Laufes aufgenommen<br />

und <strong>an</strong>schließend abgerufen werden konnten. Eine solche Uhr gestattete<br />

es, ohne Beeinflussung <strong>von</strong> außen, z.B. durch die Anwesenheit <strong>von</strong><br />

protokollierenden Personen, allein durch Drücken des Zwischenzeitenknopfes<br />

in Wie<strong>der</strong>holungsläufen mit befriedigen<strong>der</strong> Objektivität die Detektion eines<br />

olfaktorischen Reizes zeitlich festhalten und somit bestimmen zu können.<br />

Die folgende Tabelle enthält alle Informationen zu den untersuchten Proben,<br />

den Analysenparametern und Geräteeinstellungen <strong>der</strong> beiden meistbenutzten<br />

Aufgabentechniken sowie <strong>der</strong> Detektoreinstellungen.<br />

Analysenparameter GCO<br />

Proben unbeh<strong>an</strong>delte und beh<strong>an</strong>delte<br />

Proben, Destillate dieser<br />

Proben<br />

GC Typ HRGC8060 Fisons<br />

- 55 -<br />

Beh<strong>an</strong>dlungen: Filtration über Aktivkohle,<br />

destillative Anreicherungen <strong>von</strong> P, unterschiedlich<br />

l<strong>an</strong>ge Lagerzeiten.<br />

Säule DB-Wax ® , 50 m 0,32 mm ID, 1 µm FD<br />

Temperaturprogramm 4 min isotherm bei 40 °C, Heizrate:<br />

6 °C/min, 6 min isotherm bei 250 °C<br />

Aufgabesystem 1 Headspace-Autosampler HS 40 (Perkin Elmer)<br />

HS/GCO Injektion automatisch (Gleichdruckdosierung)<br />

Kopplung direkt mittels desaktiviertem Universal<br />

Press-Fit, GC-Injektor: überbrückt<br />

Trägergas vom HS 40 Helium 4.6<br />

Trägergasdruck am HS 40 75 kPa<br />

lin. Trägergasgeschwindigkeit ca. 30 cm/s<br />

Probenkonditionierung 20 min bei 65 °C<br />

Probenvolumen 8 ml/22 ml<br />

Nadel-/Tr<strong>an</strong>sfertemperatur 100 °C/120 °C<br />

Injektortemperatur 120 °C<br />

Aufgabesystem 2 Injektor SSI (Fisons)<br />

GCO Injektion flüssig: automatisch, AS 800 (Fisons)<br />

(Fortsetzung nächste Seite)<br />

Injektortemperatur 180 bis 220 °C<br />

gasförmig: m<strong>an</strong>uell, gasdichte Spritze<br />

(Hamilton)<br />

Injektionsvolumen 1- 2 µl (flüssig), 100 - 300 µl (Headspace)<br />

Split 5 s geschlossen, d<strong>an</strong>n 40 : 15 ml/min<br />

Trägergas GC Helium 4.6<br />

Trägergasdruck 60 kPa<br />

lin. Trägergasgeschwindigkeit ca. 32 cm/s


Experimenteller Teil: Sensorische <strong>Untersuchung</strong>smethoden<br />

Säulen-Splitting ja desaktivierter Y-förmiger Glas-Sealverbin<strong>der</strong><br />

Detektor 1 Sniffing-Port Tr<strong>an</strong>sferleitung: 180 °C<br />

Hilfsgas befeuchtete Luft 5 ml/min<br />

Detektor 2 FID 220°C<br />

Hilfsgase Wasserstoff 30 kPa<br />

synthetische Luft 90 kPa<br />

Auswertung Stopp-Uhr, Integrator Shimadzu C-R6A Chromatotec<br />

4.2.3 Aromaextraktverdünnungs<strong>an</strong>alyse (AEVA)<br />

Die Aromaextraktverdünnungs<strong>an</strong>alyse wurde <strong>an</strong>alog dem Verfahren <strong>der</strong> GCO-<br />

<strong>Untersuchung</strong>en durchgeführt. Allerdings wurden hierbei nur Flüssiginjektionen<br />

<strong>von</strong> originären Produktionschargen <strong>von</strong> P unterschiedlichen Alters bzw.<br />

<strong>der</strong>en Verdünnungen untersucht. Die Verdünnung <strong>der</strong> <strong>Untersuchung</strong>smuster<br />

erfolgte mit <strong>einem</strong> genau auf die Dichte <strong>von</strong> P eingestellten Eth<strong>an</strong>ol/Wassergemisch.<br />

Die Analysenparameter sind in <strong>der</strong> folgenden Übersicht<br />

tabellarisch aufgeführt:<br />

Analysenparameter AEVA<br />

Proben unbeh<strong>an</strong>delte und beh<strong>an</strong>delte<br />

Proben; unfiltrierte, junge<br />

Proben gegen filtrierte, alte<br />

GC Typ HRGC8060 Fisons<br />

- 56 -<br />

Beh<strong>an</strong>dlungen: Verdünnungen, Filtration<br />

über Aktivkohle, unterschiedlich l<strong>an</strong>ge<br />

Lagerzeiten<br />

Säule Säule: DB-Wax ® , 50 m 0,32 mm ID, 1 µm<br />

FD<br />

Temperaturprogramm 4 min isotherm bei 40 °C, Heizrate:<br />

6 °C/min, 6 min isotherm bei 250 °C<br />

Aufgabesystem Injektor SSI (Fisons)<br />

(Fortsetzung nächste Seite)<br />

Injektion flüssig: automatisch, AS 800(Fisons)<br />

Injektortemperatur 200 °C<br />

Injektionsvolumen 1 – 2 µl<br />

Split 5 s geschlossen, 40 : 15 ml/min<br />

Trägergas Helium 4.6<br />

Trägergasdruck 60 kPa<br />

lin. Trägergasgeschwindigkeit ca. 32 cm/s


Experimenteller Teil: Sensorische <strong>Untersuchung</strong>smethoden<br />

Säulen-Splitting nein (aber fakultativ möglich) desaktivierter Y-förmiger Glas-Sealverbin<strong>der</strong><br />

Detektor 1 Sniffing-Port Tr<strong>an</strong>sferleitung: 180 °C<br />

Hilfsgas befeuchtete Luft 15 ml/min<br />

Detektor 2 (fakultativ)<br />

FID 220 °C<br />

Hilfsgase Wasserstoff 30 kPa<br />

synthetische Luft 90 kPa<br />

Auswertung Stopp-Uhr, Integrator (fakultativ)<br />

4.2.4 Geruchsschwellenwertermittlung<br />

- 57 -<br />

C-R6A Shimadzu Chromatotec<br />

Der Geruchsschwellenwert <strong>von</strong> mikro-olfaktorisch aktiven Verbindungen in <strong>der</strong><br />

<strong>Untersuchung</strong>smatrix stellt ein wesentliches Kriterium für den tatsächlichen<br />

Anteil des Betrags des Geruchsstoffes am Gesamtaroma dar (vgl. Kapitel<br />

3.6.4, S. 41). Die Ermittlung erfolgte ähnlich wie die Geruchsprüfungen bei<br />

den Verkostungen.<br />

Hierbei wurden Verkostungsgläser mit kontinuierlich geringer werdenden<br />

Verdünnungen einer olfaktorisch relev<strong>an</strong>ten Subst<strong>an</strong>z in sensorisch einw<strong>an</strong>dfreiem<br />

<strong>Untersuchung</strong>smaterial (Matrixcharge) befüllt. Das Füllvolumen <strong>der</strong><br />

Gläser war dabei innerhalb <strong>der</strong> Reihe konst<strong>an</strong>t zu halten, üblicherweise wurden<br />

30,0 ml eingesetzt.<br />

Die Prob<strong>an</strong>den mussten nachein<strong>an</strong><strong>der</strong> die Reihe <strong>der</strong> Verkostungsgläser in<br />

Richtung steigen<strong>der</strong> Konzentrationen abriechen und dabei <strong>an</strong>geben, bei welchem<br />

Glas eine geruchliche Än<strong>der</strong>ung wahrgenommen wurde und bei welchem<br />

Glas diese Verän<strong>der</strong>ungen beschrieben werden konnten. Dabei durfte<br />

jeweils nur einmal <strong>an</strong> <strong>einem</strong> Verkostungsst<strong>an</strong>dard gerochen werden. Die Ergebnisse<br />

wurden in <strong>einem</strong> Verkostungsprotokoll nach Anh<strong>an</strong>g I B (S. 148)<br />

festgehalten.


Experimenteller Teil: Instrumentelle <strong>Untersuchung</strong>smethoden<br />

4.2.5 Instrumentelle <strong>Untersuchung</strong>smethoden<br />

4.2.5.1 Hochauflösende Gaschromatographie/Massenspektrometrie<br />

(HRGC/MS)<br />

Die HRGC/MS-Kopplung stellt eine potente Kombinationstechnik für die Analytik<br />

<strong>von</strong> Vielstoffgemischen dar. Dabei liefert die massenselektive Registrierung<br />

<strong>an</strong>alytenspezifischer Fragmentierungsprozesse wertvolle Hinweise zur<br />

Identifizierung <strong>von</strong> unbek<strong>an</strong>nten, gaschromatographisch vorgetrennten Verbindungen.<br />

Die <strong>Untersuchung</strong>en wurden mit <strong>einem</strong> HRGC 8060 (Fisons) und <strong>einem</strong> Quadrupol-Massenspektrometer<br />

Modell TRIO 1000 (Fisons) im EI + -<br />

Ionisationsmodus durchgeführt. Die negativ-chemische Ionisation (NCI) mit<br />

Ammoniak war zu selektiv und überdies zu unempfindlich für Screening-<br />

<strong>Untersuchung</strong>en, so dass eine <strong>an</strong><strong>der</strong>e Ionisierungsart als EI+ keine Rolle bei<br />

den MS-<strong>Untersuchung</strong>en spielen sollte.<br />

Als <strong>an</strong>alytische Trennsäulen für die leichtest flüchtigen Komponenten bewährten<br />

sich l<strong>an</strong>ge Medium-bore-Kapillarsäulen mit gebundenen Polyethylenglycolphasen<br />

(PEG) mit relativ dicken Filmen (50 m/60 m DB-WAX ® bzw.<br />

DB-WAXetr ® -Säulen, 0,32 mm ID, 1 µm FD), die schon bei <strong>der</strong> GCO einge-<br />

setzt wurden. Unpolare Säulen wie DB-5 ® - o<strong>der</strong> gar DB-1 ® Säulen waren bei<br />

weitem nicht so universell einsetzbar wie die PEG-Säulen. Daher wurde ausschließlich<br />

mit diesem Typ gearbeitet.<br />

Die Massenkalibrierung des Quadrupols erfolgte mittels Perfluortributylamin.<br />

Im Sc<strong>an</strong>-Bereich bis über 200 Atommasseneinheiten (amus) wurde die Ionenquelle<br />

über die relative Ionenausbeute <strong>der</strong> vier Hauptmassen m/z 69, 264, 502<br />

und 614 des Perfluortributylamins optimiert. Zur Identifizierung leichterer<br />

Fragmente, z. B. mit Massen unter 40 amus, hatte es sich als vorteilhaft erwiesen,<br />

die Ionenausbeute des Geräts auch nur auf den Bereich kleiner Massen<br />

z.B. mit m/z 31, 40, 69 und 100 ebenfalls unter Verwendung des Perfluortributylamins<br />

zu optimieren.<br />

- 58 -


Experimenteller Teil: Instrumentelle <strong>Untersuchung</strong>smethoden<br />

Die Analysenparameter sind in <strong>der</strong> folgenden Tabelle aufgeführt:<br />

Analysenparameter HRGC/MS<br />

Proben unbeh<strong>an</strong>delte und beh<strong>an</strong>delte<br />

Proben, Destillate dieser<br />

Proben, Destillate <strong>von</strong> Drogen,<br />

Destillationsfraktionen<br />

GC Typ HRGC8060 Fisons<br />

- 59 -<br />

Beh<strong>an</strong>dlungen: Filtration über Aktivkohle<br />

und Kupfer, destillative Anreicherungen<br />

<strong>von</strong> P, unterschiedlich l<strong>an</strong>ge Lagerzeiten<br />

und –temperaturen<br />

Säulen DB-Wax ® , 50 m 0,32 mm ID, 1 µm FD<br />

DB-Waxetr ® , 60 m 0,32 mm ID, 1 µm<br />

FD, DB-Waxetr ® , 30 m, 0,25 mm ID,<br />

0,25 µm FD, DB-5, 30 m, 0,25 mm ID,<br />

0,25 µm FD<br />

Temperaturprogramm 4 min isotherm bei 40 °C, Heizrate:<br />

3 °C/min, 10 min isotherm bei 250 °C<br />

Aufgabesystem Injektor SSI (Fisons)<br />

Injektion flüssig: automatisch, AS 800<br />

(Fisons) o<strong>der</strong> SPME<br />

Injektortemperatur 220 °C<br />

Injektionsvolumen 1 µl<br />

Split 2-3 : 1, 30-45 : 15 ml/min<br />

Trägergas Helium 4.6<br />

Trägergasdruck 30 - 50 kPa<br />

lin. Trägergasgeschwindigkeit ca. 30-35 cm/s<br />

Detektor MS TRIO 1000 (Fisons)<br />

Empfindlichkeit 450<br />

Quelle EI + 70 eV, 240 °C<br />

Tuning / Kalibrierung<br />

Ionenenergie 1 kV (Beschleunigungssp<strong>an</strong>nung)<br />

Quellendruck ca. 3 . 10 -5 hPa<br />

Sc<strong>an</strong> TIC, max. 29-250 amu; 0,8 s,<br />

SIR: 33, 34, 47, 48, 62.<br />

Perfluortributylamin 69, 264, 502, 614 (TIC)<br />

31, 40, 69, 100 (SIR)<br />

Auswertung Personal-Computer MASSLAB Ver. 1.33<br />

4.2.5.2 Hochauflösende Gaschromatographie/hochauflösende Massen-<br />

spektrometrie (HRGC/HRMS)<br />

Die Kopplung hochauflösen<strong>der</strong> Kapillarsäulengaschromatographie (HRGC)<br />

mit hochauflösen<strong>der</strong> Sektorfeld-Massenspektrometrie (HRMS) ist weniger für<br />

Screening-<strong>Untersuchung</strong> als vielmehr zum gezielten Nachweis charakteristischer<br />

Ionenspuren geeignet (vgl. PEPPARD, 1988, S. 242), denn die enorme<br />

Massenauflösung bei Sektorfeld-Geräten hat im Vergleich zu Quadrupolinstrumenten<br />

relativ geringe Tr<strong>an</strong>smissionsraten zur Folge. Die dadurch be-


Experimenteller Teil: Instrumentelle <strong>Untersuchung</strong>smethoden<br />

dingten Empfindlichkeitseinbußen können nur durch die gezielte Registrierung<br />

<strong>von</strong> einzelnen Ionenspuren kompensiert werden (Single-Ion-Monitoring, SIM).<br />

Das Auflösungsvermögen A einer massenselektierenden Einheit wird als<br />

Quotient aus <strong>der</strong> Masse m des zu untersuchenden Ions und <strong>der</strong> Massendiffe-<br />

renz Δm zur nächsten, abzutrennenden Nachbarmasse definiert:<br />

m<br />

A = (Gl. 10)<br />

Δm<br />

Für die Messungen wurde ein Kapillargaschromatograph mit <strong>einem</strong> doppelfokussierenden<br />

Massenspektrometer mit NIER-JOHNSON-Geometrie gekoppelt.<br />

Die Analysenparameter sind in <strong>der</strong> folgenden Tabelle aufgeführt:<br />

Analysenparameter HRGC/HRMS<br />

Proben unbeh<strong>an</strong>delte und beh<strong>an</strong>delte<br />

Proben, Destillate <strong>von</strong><br />

Proben und Drogen<br />

GC Typ GC 3700 VARIAN<br />

- 60 -<br />

Beh<strong>an</strong>dlungen: Filtration über Aktivkohle,<br />

Kupfer, destillative Anreicherungen <strong>von</strong> P<br />

Säule Säule: DB-Waxetr ® , 60 m 0,32 mm ID,<br />

1 µm FD<br />

Temperaturprogramm 2 min isotherm bei 40 °C, Heizrate:<br />

3 °C/min,<br />

10 min isotherm bei 250 °C<br />

Aufgabesystem Injektor PAS1 (Gerstel)<br />

Injektortemperatur 200 °C<br />

Injektionsvolumen 1 µl (flüssig), 300 µl (Headspace)<br />

Split 3 : 1<br />

Trägergas Helium 5.0<br />

Trägergasdruck 50 kPa, 10,2 psi<br />

lin. Trägergasgeschwindigkeit ca. 35 cm/s<br />

Detektor MS VG 7070 70 cm Radius, SEV off-axis, EB-Konfiguration<br />

(VG Micromass) EB-Konfiguration<br />

Quelle EI + 70 eV, 240 °C<br />

Ionenenergie 4 kV (Beschleunigungssp<strong>an</strong>nung)<br />

Sc<strong>an</strong> 20 – 60, 5 s/decade<br />

Auflösung 5500 – 6000<br />

Kalibrierung Stickstoff 28,00615<br />

Sauerstoff 31,98984<br />

Argon 39,96238<br />

Auswertung Personal-Computer VG 7070


Experimenteller Teil: Instrumentelle <strong>Untersuchung</strong>smethoden<br />

4.2.5.3 Headspace-Gaschromatographie (HS/HRGC)<br />

Bei <strong>der</strong> <strong>Untersuchung</strong> <strong>von</strong> Aroma- bzw. <strong>von</strong> Geruchsstoffen sind Aussagen<br />

zur stofflichen Zusammensetzung <strong>der</strong> Gasphase über dem <strong>Untersuchung</strong>smaterial<br />

oft wesentlicher als Aussagen zur Probe selbst (WITTKOWSKI, 1987,<br />

S. 93). Die geeignete Technik zur <strong>Untersuchung</strong> <strong>von</strong> Gasphasen ist die<br />

Dampfraum- o<strong>der</strong> Headspace-Gaschromatographie (HS/HRGC). Grundlage<br />

dieser Technik ist das Verteilungsgleichgewicht <strong>von</strong> flüchtigen Stoffen zwischen<br />

einer Gasphase und, im vorliegenden Fall, flüssigen Probe in <strong>einem</strong><br />

geschlossenen Gefäß bei konst<strong>an</strong>ter Temperatur. Dabei kommt es zu einer<br />

relativen Anreicherung leichtflüchtiger Subst<strong>an</strong>zen im Verhältnis zu schwerer<br />

flüchtigeren Probenbest<strong>an</strong>dteilen (vgl. auch Kapitel 3.2.1, S. 23).<br />

Bei <strong>der</strong> statischen Headspace-Analyse wird bei konst<strong>an</strong>ter Temperatur die<br />

Gleichgewichtseinstellung zwischen Probe und <strong>der</strong> sie umgebenden Gasphase<br />

abgewartet. Aus <strong>der</strong> Gasphase wird d<strong>an</strong>n ein Aliquot entnommen und<br />

gaschromatographisch <strong>an</strong>alysiert. Die Entnahme k<strong>an</strong>n durch eine gasdichte<br />

Spritze, eine Probenschleife o<strong>der</strong> nach dem Prinzip <strong>der</strong> Gleichdruckdosierung<br />

erfolgen.<br />

Im Unterschied zur statischen Headspace-Analyse werden bei <strong>der</strong> dynamischen<br />

Arbeitsweise nicht nur einmal ein Aliquot, son<strong>der</strong>n mehrfach bzw.<br />

kontinuierlich größere Gasraumvolumina aus dem Probengefäß abgeleitet und<br />

entwe<strong>der</strong> in Kühlfallen (vgl. Kapitel 4.1.2.3, S. 45) o<strong>der</strong> durch Festphasenadsorption<br />

(vgl. Kapitel 3.6.2, S. 38) konzentriert.<br />

Für die laufenden, automatisierten Headspace-<strong>Untersuchung</strong>en wurde <strong>der</strong><br />

Dampfraum-Injektor HS 40 <strong>der</strong> Firma PERKIN-ELMER verwendet, <strong>der</strong> nach<br />

dem Prinzip <strong>der</strong> Gleichdruckdosierung arbeitet.<br />

Bei <strong>der</strong> statischen Injektionstechnik <strong>der</strong> Gleichdruckdosierung wird <strong>der</strong> nach<br />

<strong>der</strong> Druckaufbauphase (engl. Pressurization) aufgrund <strong>der</strong> erhöhten Temperatur<br />

und des Trägergasdrucks (Säulenvordruck, V1) im Probengefäß sich aufbauende<br />

Druck dazu benutzt, ein Gasraumaliquot aufgrund des Druckgefälles<br />

zur gaschromatograpischen Säule hin zu injizieren (vgl. Abb. 4-6).<br />

- 61 -


Experimenteller Teil: Instrumentelle <strong>Untersuchung</strong>smethoden<br />

Während <strong>der</strong> Injektionsphase (Sampling) wird <strong>der</strong> Trägergasstrom mit Hilfe<br />

<strong>der</strong> Magnetventile V1 und V2 für eine festgelegte Zeit (Injektionszeit) abgestellt,<br />

wodurch ein Aliquot des Gasraums aufgrund des Probenflaschenüberdrucks<br />

in die gaschromatograpische Säule entweicht, bis sich <strong>der</strong> Druck ausgeglichen<br />

hat o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Trägergasstrom wie<strong>der</strong> <strong>an</strong>gestellt wird. Die injizierbare Probenmenge<br />

hängt dabei also lediglich vom erzielten Druckgefälle während <strong>der</strong><br />

Injektionszeit und <strong>von</strong> <strong>der</strong>en Dauer ab.<br />

Da die Injektionszeit ohne Kryofokussierung wegen <strong>der</strong> verschlechterten<br />

Peaktrennung aufgrund <strong>der</strong> l<strong>an</strong>gen Probenaufgabe nicht beliebig l<strong>an</strong>g gewählt<br />

werden k<strong>an</strong>n, ist vor allem auf das zu erzielende Druckgefälle zu optimieren.<br />

Trotzdem wurde auch eine direkte Kopplung <strong>der</strong> Tr<strong>an</strong>sferkapillare mit <strong>der</strong><br />

Trennkapillare ohne Drucksenke mit <strong>der</strong> theoretisch vorteilhafteren Split-<br />

Kopplung verglichen.<br />

Die Parameter <strong>der</strong> verschiedenen, <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dten HS-Aufgabetechniken sind in<br />

folgen<strong>der</strong> Übersicht zusammengefasst:<br />

- 62 -<br />

Abb. 4-6:<br />

Ablauf <strong>der</strong> Gleichdruckdosierung<br />

in <strong>der</strong> statischen<br />

HS-Analyse.<br />

Aus: Perkin-Elmer-<br />

M<strong>an</strong>ual HS 40


Experimenteller Teil: Instrumentelle <strong>Untersuchung</strong>smethoden<br />

Analysenparameter statische HS-<strong>Untersuchung</strong>en<br />

Proben unbeh<strong>an</strong>delte und beh<strong>an</strong>delte<br />

Proben, Destillate dieser<br />

Proben, Destillate <strong>von</strong> Drogen,<br />

Drogen<br />

Aufgabesystem 1 m<strong>an</strong>uell<br />

- 63 -<br />

Beh<strong>an</strong>dlungen: Filtration über Aktivkohle,<br />

Kupfer, Eisen und Zink, destillative<br />

Anreicherungen <strong>von</strong> P und den eingesetzten<br />

Drogen, unterschiedliche Lagerzeiten,<br />

-temperaturen und pH-Werte,<br />

Wasser- und Aminosäurezusätze<br />

Gerät gasdichte Spritze Mikroliterspritze, Serie 1000 Hamilton ®<br />

Trägergas vom GC Helium<br />

Trägergasdruck GC 50 kPa<br />

Säule DB-Waxetr ® , 60 m 0,32 mm ID, 1 µm FD<br />

Injektor SSI Temperatur: 180 °C (Fisons)<br />

Aufgabesystem 2 automatisch<br />

Injektionsvolumen max. 300 µl<br />

Split geschlossen<br />

Gerät Headspace-Autosampler HS 40 (Perkin Elmer)<br />

Kopplung direkt Verbin<strong>der</strong>: GRAPHPACK-Säulenverbin<strong>der</strong><br />

3D/2, Universal Press-Fit o<strong>der</strong> Glas-<br />

Seal-Verbin<strong>der</strong>, desaktiviert.<br />

Probenkonditionierung 20 min bei 65 °C<br />

Probenvolumen 8 ml/22 ml bzw. 6 g/22 ml<br />

Nadel-/Tr<strong>an</strong>sfertemperatur 100 °C/120 °C<br />

Injektionsdauer 0,12 min<br />

Trägergas vom HS Helium<br />

Trägergasdruck GC 0 kPa<br />

HS 40 75 kPa<br />

Säule DB-Waxetr ® , 60 m 0,32 mm ID, 1 µm FD<br />

Injektor SSI: überbrückt Temperatur: 120 °C (Fisons)<br />

Aufgabesystem 3 automatisch<br />

Split geschlossen<br />

Gerät Headspace-Autosampler HS 40 (Perkin Elmer)<br />

Kopplung indirekt<br />

Probenkonditionierung 20 min bei 65 °C<br />

Probenvolumen 8 ml/22 ml bzw. 6 g/22 ml<br />

Nadel-/Tr<strong>an</strong>sfertemperatur 100 °C/120 °C<br />

Injektionsdauer 0,12 min<br />

Trägergas vom HS bzw. GC<br />

(optional)<br />

Helium<br />

Trägergasdruck GC 50 kPa<br />

HS 40 bis zu 100 kPa<br />

Säule DB-Waxetr ® , 60 m 0,32 mm ID, 1 µm FD<br />

Injektor SSI Temperatur: 120 °C (Fisons)<br />

Split offen, stellt Druckdifferenz zwischen HS<br />

40 und GC (Optimum: 50 kPa) her<br />

Der HS 40 wurde als Aufgabesystem sowohl bei <strong>der</strong> HS/GCO als auch bei <strong>der</strong><br />

HS/HRGC/MS eingesetzt.


Ergebnisse: Makro-olfaktorische Zustände <strong>von</strong> P<br />

5. Ergebnisse<br />

Da die Erzeugung, Beschreibung und Klassifizierung unterschiedlicher,<br />

makro-olfaktorischer Geruchszustände <strong>von</strong> P (vgl. Kapitel 5.1.8, S. 70) die<br />

Grundlage für alle sich <strong>an</strong>schließenden mikro-olfaktorischen wie instrumentell<strong>an</strong>alytischen<br />

<strong>Untersuchung</strong>en bildete, werden zunächst die Ergebnisse <strong>der</strong><br />

unterschiedlichen Einflussverfahren auf den Fehleindruck aufgeführt.<br />

Nach <strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong> Erfahrungen mit unterschiedlichen Aroma<strong>an</strong>reicherungstechniken<br />

(Kapitel 5.2, S. 72) und <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> mikro-olfaktorischen<br />

Verfahren GCO, HS/GCO und AEVA (Kapitel 5.3, S. 85) wird die Zuordnung<br />

und Verknüpfung <strong>der</strong> sensorischen Daten mit instrumentell-<strong>an</strong>alytischen<br />

erfolgen (Kapitel 5.4, S. 91).<br />

Die Verifizierung <strong>der</strong> Rolle einzelner, problemrelev<strong>an</strong>t erscheinen<strong>der</strong> Geruchsstoffe<br />

erfolgt ab Kapitel 5.4.2, S. 96.<br />

5.1 Makro-olfaktorische Verän<strong>der</strong>ungen des Fehlgeruchs<br />

durch äußere Einflüsse<br />

Hierbei werden die Einflüsse <strong>der</strong> Lagerdauer, <strong>der</strong> Filtration über Aktivkohle,<br />

<strong>von</strong> pH-Wert-Verschiebungen, Verdünnungen mit Wasser, Lagerung bei tiefen<br />

Temperaturen, Unterdruck, Gaswäsche und Ultraschallbeh<strong>an</strong>dlung (vgl. Kapitel<br />

4.1.3, S. 48) auf wahrzunehmende geruchliche Verän<strong>der</strong>ungen untersucht<br />

und beschrieben.<br />

5.1.1 Verän<strong>der</strong>ungen durch Lagerzeit<br />

Das in <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit vorr<strong>an</strong>gig zu untersuchende Problem best<strong>an</strong>d<br />

in <strong>der</strong> Identifizierung <strong>der</strong> Vorgänge, die bei P während einer mehrere Wochen<br />

dauernden Reifeperiode <strong>von</strong> <strong>einem</strong> un<strong>an</strong>genehmen, muffigen Geruch zu <strong>einem</strong><br />

<strong>an</strong>genehmen, würzigen Produktaroma führen.<br />

In <strong>einem</strong> Zeitraum <strong>von</strong> 12 Monaten wurden bei 59 Verkostungen, bei denen<br />

eine gelagerte Probe im Trio-Vergleichstest gegen zwei sensorisch einw<strong>an</strong>dfreie,<br />

mehrere Monate gelagerte St<strong>an</strong>dards verkostet wurde, <strong>der</strong> Geruch <strong>der</strong><br />

Probencharge in nur 7 <strong>von</strong> insgesamt 236 abgegebenen Urteilen mit dem eines<br />

St<strong>an</strong>dards verwechselt und damit nicht erk<strong>an</strong>nt. Die Erkennungsrate des<br />

produktuntypischen, un<strong>an</strong>genehmen Anf<strong>an</strong>gsgeruchs lag somit selbst bei bereits<br />

mehreren Wochen t<strong>an</strong>kgelagerten Mustern noch bei über 97 %.<br />

Bereits in <strong>der</strong> Einleitung wurde erwähnt, dass erfahrene Verkoster in <strong>der</strong> Lage<br />

waren, Proben innerhalb <strong>der</strong> ersten 6 Wochen nach Produktion nur aufgrund<br />

ihres Geruchs <strong>der</strong> Produktionswoche zuzuordnen. Die geruchlichen Verbesserungen<br />

während <strong>der</strong> ersten Wochen <strong>der</strong> Lagerung wurden daher als stetig<br />

verlaufend <strong>an</strong>genommen (vgl. Kapitel 2.4, S. 17, Abb. 2-1).<br />

- 64 -


Ergebnisse: Makro-olfaktorische Zustände <strong>von</strong> P<br />

Damit wird deutlich, wie stark sich das Aroma während <strong>der</strong> Lagerzeit w<strong>an</strong>delt.<br />

Die relative Rate <strong>der</strong> Verbesserungen scheint erst nach mehreren Wochen<br />

geringer zu werden, um schließlich das Niveau des produkttypischen Geruchs<br />

zu erreichen. Der Zeitraum, in dem dieses sensorische Niveau erreicht wird,<br />

beträgt etwa drei Monate bei T<strong>an</strong>klagerung, drei Wochen bei Flaschenlagerung<br />

und etwa drei Stunden in <strong>einem</strong> Verkostungsglas.<br />

5.1.2 Verän<strong>der</strong>ungen durch Aktivkohle<br />

Im Verlauf <strong>der</strong> <strong>Untersuchung</strong>en wurden zahlreiche olfaktorische Vergleiche<br />

zwischen unfiltrierten, gerade hergestellten Proben und ihren über Aktivkohle-<br />

Cellulose-Filterplatten filtrierten Vari<strong>an</strong>ten <strong>an</strong>gestellt (vgl. Kapitel 4.1.3, S. 48).<br />

Wurden filtrierte und unfiltrierte Proben einer Charge mitein<strong>an</strong><strong>der</strong> verglichen,<br />

stieg die Erkennungsrate des un<strong>an</strong>genehmen Geruchs <strong>der</strong> unfiltrierten Vari<strong>an</strong>te<br />

auf 100 %. Ein maximaler olfaktorischer Unterschied <strong>an</strong> P war damit zunächst<br />

durch den Vergleich unfiltrierter, junger Chargen mit filtrierten, alten<br />

Chargen gegeben.<br />

5.1.3 Verän<strong>der</strong>ungen durch pH-Wert-Verschiebungen<br />

Ausgehend <strong>von</strong> den durch die vier Prüfer während des R<strong>an</strong>gfolge-Tests nach<br />

KRAMER vergebenen Noten (vgl. Kapitel 4.2.1.2., S. 51 und Anh<strong>an</strong>g I C,<br />

S. 149) ließen sich folgende R<strong>an</strong>gsummen ermitteln.<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Benotung sowie die Zuordnung zu R<strong>an</strong>gwerten und die<br />

Auswertung <strong>der</strong> R<strong>an</strong>gsummen werden im Folgenden dargestellt.<br />

Vergleich <strong>der</strong> unterschiedlichen pH-Stufen:<br />

Prüfer 1 Prüfer 2<br />

Beschreibung Nr. Note Nr. Note Nr. Note<br />

pH = 10 31 2 32 1 33 1<br />

pH = 6 21 1 22 2 23 2<br />

pH = 1 11 1 12 3 13 3<br />

Alter 9 Monate 9 Wochen 8 Wochen<br />

Zust<strong>an</strong>d Filtriert unfiltriert unfiltriert<br />

Prüfer 3 Prüfer 4<br />

Beschreibung Nr. Note Nr. Note Nr. Note<br />

pH = 10 31 2 32 2 33 2<br />

pH = 6 21 1 22 1 23 2<br />

pH = 1 11 2 12 3 13 3<br />

Alter 9 Monate 9 Wochen 8 Wochen<br />

Zust<strong>an</strong>d Filtriert unfiltriert unfiltriert<br />

- 65 -<br />

Beschreibung Nr. Note Nr. Note Nr. Note<br />

pH = 10 31 2 32 3 33 3<br />

pH = 6 21 1 22 1 23 1<br />

pH = 1 11 1 12 3 13 3<br />

Alter 9 Monate 9 Wochen 8 Wochen<br />

Zust<strong>an</strong>d filtriert unfiltriert unfiltriert<br />

Beschreibung Nr. Note Nr. Note Nr. Note<br />

pH = 10 31 3 32 3 33 3<br />

pH = 6 21 1 22 2 23 1<br />

pH = 1 11 2 12 1 13 2<br />

Alter 9 Monate 9 Wochen 8 Wochen<br />

Zust<strong>an</strong>d filtriert unfiltriert unfiltriert


Ergebnisse: Makro-olfaktorische Zustände <strong>von</strong> P<br />

R<strong>an</strong>gsummen „pH-Wert“:<br />

Beschreibung Nr. Summe Nr. Summe Nr. Summe<br />

pH = 10 31 9 32 9 33 9<br />

pH = 6 21 4 22 6 23 6<br />

pH = 1 11 6 12 10 13 11<br />

Alter 9 Monate 9 Wochen 8 Wochen<br />

Zust<strong>an</strong>d filtriert unfiltriert unfiltriert<br />

Nach KRAMER liegen die kritischen R<strong>an</strong>gsummen bei <strong>der</strong> <strong>Untersuchung</strong> <strong>von</strong><br />

neun Proben in vier Versuchsreihen (= Anzahl <strong>der</strong> Prüfer) und <strong>einem</strong> Signifi-<br />

k<strong>an</strong>zniveau α <strong>von</strong> 0,05 zwischen 8 und 32.<br />

Bei <strong>der</strong> <strong>Untersuchung</strong> des Einflusses des pH-Wertes auf den Geruch konnten<br />

damit folgende Zustände signifik<strong>an</strong>t unterschieden werden:<br />

1. Die R<strong>an</strong>gsummen <strong>der</strong> alkalisierten Proben liegen alle innerhalb des kritischen<br />

R<strong>an</strong>gsummenbereiches. Unterein<strong>an</strong><strong>der</strong> können <strong>an</strong> diesen Mustern<br />

keine signifik<strong>an</strong>ten Unterschiede festgestellt werden. Die Proben riechen<br />

aber signifik<strong>an</strong>t schlechter als die unbeh<strong>an</strong>delten Vari<strong>an</strong>ten bzw. die <strong>an</strong>gesäuerte,<br />

neun Monate gelagerte Probe. Allerdings hatte dieser als un<strong>an</strong>genehm<br />

empfundene, olfaktorische Eindruck we<strong>der</strong> etwas mit dem typischen<br />

noch mit dem zu untersuchenden, un<strong>an</strong>genehmen Geruch zu tun.<br />

Die starke Ablehnung muss durch einen völlig neuen, produktuntypischen<br />

Geruchseindruck bei pH 10 verst<strong>an</strong>den werden. Der Geruch wurde als<br />

„feucht“, „heuartig“ bis „fischig“ beschrieben.<br />

2. Die relativ jungen, unfiltrierten Proben wiesen bei pH 1 einen signifik<strong>an</strong>t<br />

schlechteren Geruchseindruck auf als das filtrierte, gelagerte Muster bzw.<br />

ihre nicht <strong>an</strong>gesäuerten Vari<strong>an</strong>ten.<br />

3. Das unbeh<strong>an</strong>delte, neun Monate gelagerte Muster erzielte mit dem Wert<br />

4 die kleinst mögliche R<strong>an</strong>gsumme überhaupt und wurde damit am<br />

meisten präferiert.<br />

Beim Vergleich <strong>der</strong> Altersstufen wurden folgende R<strong>an</strong>gwerte ermittel:<br />

- 66 -<br />

innerhalb des kritischen<br />

R<strong>an</strong>gsummenbereichs<br />

nach KRAMER


Ergebnisse: Makro-olfaktorische Zustände <strong>von</strong> P<br />

Vergleich <strong>der</strong> Altersstufen:<br />

Prüfer 1 Prüfer 2<br />

Beschreibung Nr. Note Nr. Note Nr. Note<br />

pH = 10 31 2 32 2 33 2<br />

pH = 6 21 1 22 2 23 2<br />

pH = 1 11 1 12 2 13 2<br />

Alter 9 Monate 9 Wochen 8 Wochen<br />

Zust<strong>an</strong>d Filtriert unfiltriert unfiltriert<br />

Prüfer 3 Prüfer 4<br />

Beschreibung Nr. Note Nr. Note Nr. Note<br />

pH = 10 31 3 32 1 33 2<br />

pH = 6 21 1 22 2 23 3<br />

pH = 1 11 1 12 2 13 3<br />

Alter 9 Monate 9 Wochen 8 Wochen<br />

Zust<strong>an</strong>d Filtriert unfiltriert unfiltriert<br />

R<strong>an</strong>gsummen „Lagerdauer“:<br />

Beschreibung Nr. Summe Nr. Summe Nr. Summe<br />

pH = 10 31 8 32 8 33 10<br />

pH = 6 21 4 22 7 23 9<br />

pH = 1 11 4 12 9 13 11<br />

Alter 9 Monate 9 Wochen 8 Wochen<br />

Zust<strong>an</strong>d filtriert unfiltriert unfiltriert<br />

Bei <strong>der</strong> <strong>Untersuchung</strong> des Einflusses <strong>der</strong> Lagerdauer auf den Geruch zeigte<br />

sich ein ähnliches Bild wie zuvor:<br />

1. Erneut wurde alle alkalisierten sowie die <strong>an</strong>gesäuerten, unfiltrierten, jungen<br />

Vari<strong>an</strong>ten als schlechter riechend abgeleht.<br />

2. Im direkten Vergleich <strong>der</strong> nicht beh<strong>an</strong>delten Muster wird aber die 8 Wochen<br />

alten Probe bereits schlechter riechend als die eine Woche ältere<br />

Charge bewertet.<br />

Die olfaktorischen Vergleiche dieser Versuchsreihen bestätigten erneut die<br />

Beobachtung, dass die Lagerzeit zu einer Verbesserung des Geruchseindrucks<br />

<strong>an</strong> P führt. Zudem ließ sich <strong>der</strong> <strong>an</strong>fängliche Fehleindruck junger Proben<br />

durch Ansäuern verstärken (vgl. Kapitel 5.4.4, S. 100). Eine Alkalisierung<br />

<strong>von</strong> P führte dagegen zu einer vollständigen Charakterän<strong>der</strong>ung des Geruchs<br />

<strong>von</strong> P. Die geringe Präferenz dieses Geruchseindrucks darf daher nicht überbewertet<br />

werden.<br />

- 67 -<br />

Beschreibung Nr. Note Nr. Note Nr. Note<br />

pH = 10 31 1 32 3 33 3<br />

pH = 6 21 1 22 1 23 2<br />

pH = 1 11 1 12 3 13 3<br />

Alter 9 Monate 9 Wochen 8 Wochen<br />

Zust<strong>an</strong>d filtriert unfiltriert unfiltriert<br />

Beschreibung Nr. Note Nr. Note Nr. Note<br />

pH = 10 31 2 32 2 33 3<br />

pH = 6 21 1 22 2 23 2<br />

pH = 1 11 1 12 2 13 3<br />

Alter 9 Monate 9 Wochen 8 Wochen<br />

Zust<strong>an</strong>d filtriert unfiltriert unfiltriert<br />

innerhalb des kritischen<br />

R<strong>an</strong>gsummenbereichs<br />

nach KRAMER


Ergebnisse: Makro-olfaktorische Zustände <strong>von</strong> P<br />

5.1.4 Verän<strong>der</strong>ungen durch Wasserzusatz<br />

Bereits kleine Verschiebungen des Wasser<strong>an</strong>teils in P führten zu einer Nivellierung<br />

<strong>der</strong> un<strong>an</strong>genehmen Geruchsmerkmale (vgl. Kapitel 2.4, S. 17,<br />

Abb. 2-2). Bei den Verkostungen, bei denen eine Verdünnung <strong>von</strong> P im Verhältnis<br />

1 : 3 aufgrund des hohen Alkohol<strong>an</strong>teils erfolgen musste, waren Unterschiede,<br />

die mit den untypischen Geruchsmerkmalen in Verbindung hätten<br />

gebracht werden können, nicht mehr zu registrieren. Der Wasserzusatz führte<br />

zu <strong>einem</strong> <strong>an</strong>genehm würzigen, abgerundeten Geruchsprofil.<br />

5.1.5 Einfluss tiefer Lagertemperaturen<br />

Während <strong>der</strong> <strong>Untersuchung</strong>en verbesserten sich die olfaktorischen Eindrücke<br />

<strong>an</strong> den in Glasflaschen abgefüllten Labormustern sehr viel schneller als <strong>an</strong><br />

den t<strong>an</strong>kgelagerten Produktionschargen. Eine Maßnahme, den Reifungsprozess<br />

<strong>an</strong> den Labormustern zu verl<strong>an</strong>gsamen und den un<strong>an</strong>genehmen Geruchseindruck<br />

zu stabilisieren, wurde durch Lagerung <strong>der</strong> Labormuster bei<br />

-21 °C erreicht.<br />

Durch Tiefkühlung konnten die Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> olfaktorischen Merkmale<br />

entscheidend gehemmt werden. Beim Vergleich <strong>der</strong> im Wasserbad temperierten,<br />

zuvor tiefgekühlt gelagerten Proben mit den normal gelagerten Vari<strong>an</strong>ten<br />

wurden die bei Raumtemperatur gelagerten Muster eindeutig den zuvor<br />

tiefgekühlten vorgezogen. Bereits nach zwei bis vier Wochen waren die tiefgekühlten<br />

Vari<strong>an</strong>ten <strong>von</strong> denen bei Raumtemperatur gelagerten eindeutig zu<br />

unterscheiden, wobei <strong>der</strong> Geruch <strong>der</strong> tiefgekühlten Proben stets als schlechter<br />

empfunden wurde.<br />

Zudem fiel auf, dass <strong>an</strong> tiefgekühlten, nicht temperierten Proben <strong>der</strong> un<strong>an</strong>genehme<br />

Geruch stärker hervortrat als <strong>an</strong> Mustern bei Raumtemperatur, was<br />

erneut ein Indiz für eine offenbar hohe Flüchtigkeit potentieller Fehlgeruchssubst<strong>an</strong>zen<br />

darstellte.<br />

5.1.6 Einflüsse <strong>von</strong> Unterdruck, Gaswäsche, Ultraschall<br />

Um eine hohe Flüchtigkeit des Fehlgeruchs zu bestätigen, mussten sowohl<br />

das Anlegen eines Unterdrucks, das Durchspülen <strong>der</strong> Probe mit Inertgas sowie<br />

die Einwirkung <strong>von</strong> Ultraschallwellen zu einer Verringerung <strong>der</strong> Wahrnehmbarkeit<br />

des Fehlgeruchs führen.<br />

Bei den Versuchen (vgl. Kapitel 4.1.3, Verfahren zur Beeinflussung des Fehleindrucks<br />

<strong>an</strong> P, S. 48), die bewusst auf eine schonende Beh<strong>an</strong>dlung <strong>von</strong> P<br />

abzielten, um bei einer möglichen, großtechnischen Realisierung einen möglichst<br />

geringen Einfluss auf <strong>an</strong><strong>der</strong>e Inhaltsstoffe <strong>von</strong> P auszuüben, ließ sich<br />

nur eine leichte Verringerung des als Fehlgeruch beschriebenen Phänomens<br />

- 68 -


Ergebnisse: Makro-olfaktorische Zustände <strong>von</strong> P<br />

Abb. 5-1:<br />

Geruchliche<br />

Beurteilung <strong>von</strong><br />

Destillationsfraktionen<br />

<strong>der</strong><br />

Herstellung <strong>von</strong> P<br />

und Präferenz <strong>der</strong> beh<strong>an</strong>delten Probe vor <strong>der</strong> unbeh<strong>an</strong>delten feststellen. Da<br />

die erzielten Unterschiede geringer als erwartet waren, wurden <strong>der</strong>art beh<strong>an</strong>delte<br />

Proben nicht für die mikro-olfaktorischen und instrumentell-<strong>an</strong>alytischen<br />

Analysen eingesetzt. Die Intensivierung <strong>der</strong> oben beschriebenen Beh<strong>an</strong>dlungsverfahren<br />

wurde nicht <strong>an</strong>gestrebt, da die Wirkung auf <strong>an</strong><strong>der</strong>e Produktinhaltsstoffe<br />

nicht absehbar war.<br />

5.1.7 Sensorische <strong>Untersuchung</strong> <strong>von</strong> Destillationsfraktionen<br />

Wenn <strong>der</strong> <strong>an</strong>fängliche, un<strong>an</strong>genehme Geruchseindruck durch den Herstellungsprozess<br />

bedingt wäre und die geruchlichen Verän<strong>der</strong>ungen nicht durch<br />

die Ausbildung eines als positiv empfundenen Aromas während <strong>der</strong> Reifeperiode<br />

verursacht werden würden, könnten in einigen Fraktionen des Destillats<br />

potentielle Fehlgeruchsstoffe in größeren Konzentrationen enthalten sein als<br />

im fertigen Endprodukt P.<br />

Bei <strong>der</strong> sensorischen Bewertung <strong>der</strong> Destillationsfraktionen wurden 14 Proben<br />

aus insgesamt 36 Fraktionen olfaktorisch beurteilt. Geordnet nach <strong>der</strong> Entnahmezeit<br />

wurden sie nachein<strong>an</strong><strong>der</strong> abgerochen und ihr Geruch hinsichtlich<br />

des Auftretens des Fehlgeruchs bewertet. Als sensorische Vergleiche wurden<br />

die unfiltrierte und filtrierte Charge <strong>der</strong> Produktion, <strong>der</strong>en Fraktionen gesammelt<br />

worden waren, <strong>an</strong>geboten.<br />

Aus den Beschreibungen <strong>der</strong> 5 Verkoster ließ sich folgendes Geruchsprofil erstellen:<br />

Intensität eines un<strong>an</strong>genehmen Geruchs<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

kohliger Geruch un<strong>an</strong>genehmer Geruch<br />

0<br />

0 1100<br />

Destillationszeit in Zeiteinheiten<br />

- 69 -<br />

süßlicher Geruch<br />

Aus dem Profil (Abb. 5-1) geht hervor, dass Fraktionen aus drei Destillationsphasen<br />

als un<strong>an</strong>genehm bewertet wurden. In <strong>der</strong> Anf<strong>an</strong>gsphase <strong>der</strong> Destillation<br />

wurde ein kohliger, nach Dimethylsulfid riechen<strong>der</strong> Geruch bemängelt,<br />

am Schluss <strong>der</strong> Destillation ein un<strong>an</strong>genehm süßlicher. Aber auch zur<br />

Halbzeit <strong>der</strong> Destillation wurde ein als "gammelig", "schlecht" und "kaffeeartig"<br />

beschriebener Geruch abgelehnt.


Ergebnisse: Makro-olfaktorische Zustände <strong>von</strong> P<br />

Der typische Geruch einer frisch produzierten Charge, unfiltriert o<strong>der</strong> filtriert,<br />

korrelierte dagegen mit keiner Fraktion. Daher wurde <strong>der</strong> sensorischen Beurteilung<br />

<strong>der</strong> atypisch riechenden Destillationsfraktionen keine überragende Bedeutung<br />

beigemessen. Eine Verringerung des un<strong>an</strong>genehmen olfaktorischen<br />

Phänomens <strong>von</strong> P über Än<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Destillationsprozessführung schien<br />

damit aber nicht möglich zu sein.<br />

5.1.8 Zusammenfassung: Definition <strong>von</strong> makro-olfaktorischen Zuständen<br />

Alle unter Punkt 5.1 auf S. 64 ff. beschriebenen Verfahren hatten das Ziel, makro-olfaktorische<br />

Unterschiede <strong>an</strong> P zu erzeugen bzw. zu verstärken. Die Bewertung<br />

dieser Unterschiede führte nun erstmals zur Definition <strong>von</strong> zehn Geruchszuständen<br />

<strong>von</strong> P und zur Einschätzung, wie stark sich diese Geruchszustände<br />

<strong>von</strong>ein<strong>an</strong><strong>der</strong> unterschieden.<br />

Durch die Gegenüberstellung <strong>der</strong> Zustände „mit Fehleindruck“ und „ohne<br />

Fehleindruck“ wurden fünf makro-olfaktorische Zust<strong>an</strong>dspaare festgelegt, zwischen<br />

denen mikro-olfaktorisch bzw. instrumentell-<strong>an</strong>alytisch die stofflichen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen zu untersuchen waren.<br />

Dabei war bei <strong>der</strong> gezielten Suche nach aromarelev<strong>an</strong>ten, stofflichen Unterschieden<br />

zu beachten, ob das Zust<strong>an</strong>dekommen <strong>der</strong> diversen Geruchszustände<br />

möglicherweise durch die Verwendung verschiedener Drogenchargen<br />

mitbeeinflusst sein könnte o<strong>der</strong> nur durch eine mehr o<strong>der</strong> weniger bewusste<br />

Beeinflussung <strong>der</strong> stofflichen Zusammensetzung bei einer <strong>der</strong> beiden Zustände<br />

bedingt worden war.<br />

Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die festgelegten Zust<strong>an</strong>dspaare:<br />

Nr. Zust<strong>an</strong>d<br />

Zust<strong>an</strong>d<br />

Beson<strong>der</strong>heiten des Vergleichs<br />

„mit Fehleindruck“ „ohne Fehleindruck“<br />

1. unfiltriert, nicht gelagert filtriert, nicht gelagert Chargenunterschiede: nein<br />

Zusammensetzung beeinflusst: ja<br />

Geruchsunterschied: mittel<br />

2. unfiltriert, nicht gelagert filtriert, gelagert Chargenunterschiede: ja<br />

Zusammensetzung beeinflusst: ja<br />

Geruchsunterschiede: groß<br />

3. unfiltriert, gelagert bei unfiltriert, gelagert bei Chargenunterschiede: nein<br />

+20 °C im Dunkeln –21 °C im Dunkeln Zusammensetzung beeinflusst: nein<br />

Geruchsunterschiede: mittel<br />

4. unfiltriert, nicht gelagert, unfiltriert, nicht gela- Chargenunterschiede: nein<br />

ohne Wasserzusatz gert, mit Wasserzusatz Zusammensetzung beeinflusst: ja<br />

Geruchsunterschiede: groß<br />

5. unfiltriert, nicht gelagert unfiltriert, nicht gela- Chargenunterschiede: nein<br />

ohne Säurezusatz gert mit Säurezusatz Zusammensetzung beeinflusst: ja<br />

Geruchsunterschiede: mittel<br />

- 70 -


Ergebnisse: Makro-olfaktorische Zustände <strong>von</strong> P<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> mikro-olfaktorischen bzw. instrumentell-<strong>an</strong>alytischen Vergleichsuntersuchungen<br />

müssen sowohl qualitativ als auch in ihrer Intensität<br />

mit den oben beschriebenen Zust<strong>an</strong>dspaaren in Einkl<strong>an</strong>g gebracht werden<br />

können. Die instrumentell-<strong>an</strong>alytische <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> zuvor olfaktorisch<br />

bewerteten Destillationsfraktionen wird zunächst vor allem vor dem Hintergrund<br />

einer möglichen Herstellungsprozessoptimierung und aufgrund des<br />

Konzentrierungseffektes <strong>der</strong> Fraktionierung nur begleitend durchgeführt.<br />

- 71 -


Ergebnisse: Bewertung <strong>von</strong> Anreicherungsverfahren<br />

5.1 Bewertung <strong>von</strong> Anreicherungsverfahren<br />

Die <strong>Untersuchung</strong> flüchtiger Verbindungen wie Aromastoffe stellt hohe Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>an</strong> die Analytik. Dabei ist vor allem stets mit Verlusten bzw. Konzentrationsverschiebungen<br />

<strong>an</strong> Analyten während des <strong>an</strong>alytischen Prozesses<br />

bis zur Detektion zu rechnen.<br />

Den Ergebnissen <strong>der</strong> instrumentellen <strong>Untersuchung</strong>en (vgl. Kapitel 5.4, S. 91)<br />

werden die Ergebnisse <strong>der</strong> Anreicherungsverfahren und die Optimierung <strong>der</strong><br />

Headspace-Probenaufgabetechnik vor<strong>an</strong>gestellt und kurz bewertet.<br />

5.2.1 Destillative Anreicherung<br />

Die destillative Anreicherung <strong>von</strong> P und auch die Darstellung <strong>von</strong> Destillaten<br />

aus den eingesetzten Drogen im Labormaßstab (gem. Kapitel 4.1.2.1, S. 44)<br />

führten zu kaffeeartig, dumpf und hart riechenden Konzentraten, <strong>der</strong>en Geruch<br />

sich allerdings <strong>von</strong> dem <strong>der</strong> originären, unbeh<strong>an</strong>delten, jungen Proben<br />

unterschied.<br />

Die folgende Abbildung 5-2 stellt das Total-Ion-Chromatogramm einer destillativ<br />

<strong>an</strong>gereicherten Probe (A) dem des ursprünglichen Musters (B) gegenüber.<br />

Dabei wurde 1 µl <strong>der</strong> Proben flüssig injiziert und auf einer 50 m DB-Wax ® -Kapillarsäule<br />

(0,32 mm ID, 1 µm FD) getrennt. Weitere Analysenparameter sind<br />

in Kapitel 4.2.5.1, S. 58, beschrieben.<br />

COMP005<br />

100<br />

%<br />

0<br />

COMP007<br />

100<br />

%<br />

0<br />

leichtest<br />

flüchtige<br />

Verbindungen<br />

Eth<strong>an</strong>ol<br />

Monoterpene Sesquiterpene<br />

- 72 -<br />

Eugenol<br />

2.500 5.000 7.500 10.000 12.500 15.000 17.500 20.000 22.500 25.000 27.500 30.000 32.500 35.000 37.500 40.000 42.500 min<br />

Die Anreicherung <strong>der</strong> Monoterpenfraktion und <strong>der</strong> leichtest flüchtigen Verbindungen<br />

im Chromatogramm A im Vergleich zum Chromatogramm B ist erkennbar.<br />

Obwohl die Labordestillationen schwerer flüchtige Inhaltsstoffe <strong>von</strong> P<br />

wie Sesquiterpene o<strong>der</strong> aromatische Verbindungen wie Zimtaldehyd o<strong>der</strong><br />

Eugenol aus <strong>der</strong> zweiten Chromatogrammhälfte nicht miterfassen und damit<br />

bei Screening-Analysen zu Beginn <strong>der</strong> <strong>Untersuchung</strong>en erhebliche stoffliche<br />

wie sensorische Informationsverluste zu akzeptieren waren, scheint die<br />

destillative Anreicherung für leichter flüchtige Verbindungen ein geeignetes,<br />

schonendes Anreicherungsverfahren zu sein (vgl. auch Kapitel 5.7.3, S. 120).<br />

A<br />

B<br />

Sc<strong>an</strong> EI+<br />

TIC<br />

5.00e6<br />

Sc<strong>an</strong> EI+<br />

TIC<br />

5.00e6<br />

Abb. 5-2:<br />

Gegenüberstellung <strong>von</strong><br />

destillativ konzentriertem<br />

(A) und nicht<br />

beh<strong>an</strong>deltem P (B).


Ergebnisse: Bewertung <strong>von</strong> Anreicherungsverfahren<br />

Abb. 5-3:<br />

Chromatogramm<br />

eines Trockeneis-<br />

Kondensats <strong>von</strong> P in<br />

einer PTFE-Probenschleife<br />

5.2.2 Extraktive Anreicherung<br />

Die Extraktion <strong>von</strong> P mit n-Pent<strong>an</strong> und die <strong>an</strong>schließende olfaktorische Bewertung<br />

<strong>der</strong> beiden Phasen ergab, dass die gerade extrahierte eth<strong>an</strong>olische<br />

Phase <strong>von</strong> P neben dem unvermeidbaren Pent<strong>an</strong>geruch nach wie vor den<br />

dumpfen, muffigen Geruch <strong>der</strong> ursprünglichen Probe trug, während <strong>der</strong> Rückst<strong>an</strong>d<br />

<strong>der</strong> Pent<strong>an</strong>phase nach schonendem Verdampfen des Lösemittels bei<br />

Raumtemperatur und Atmosphärendruck die sensorischen Merkmale einer<br />

alten, gelagerten Probe einw<strong>an</strong>dfreien Aromas aufwies.<br />

Dieses Experiment war entscheidend für die Bewertung <strong>der</strong> Eignung <strong>von</strong> flüssig-flüssig<br />

Extraktionen mit unpolaren Lösemitteln zu Anreicherungszwecken<br />

und für die Bewertung <strong>von</strong> Literaturdaten zu ätherischen Ölpfl<strong>an</strong>zen und <strong>der</strong>en<br />

Ölen. Es bewies einerseits, dass diese Methode für eine Anreicherung <strong>der</strong><br />

hinsichtlich <strong>der</strong> vorliegenden Fragestellung interessierenden Aromakomponenten<br />

ungeeignet war, da sie offenbar diese Fraktion <strong>der</strong> Aromastoffe diskriminierte.<br />

Zusammen mit dem Verschwinden des Fehlgeruchs nach Wasserzugabe<br />

war das ein wesentlicher Hinweis auf den polaren Charakter potentieller,<br />

den Fehlgeruch verursachenden Subst<strong>an</strong>zen (vgl. Kapitel 2.4, S. 17).<br />

An<strong>der</strong>erseits versagte es aber auch, Rückschlüsse und Erkenntnisse <strong>von</strong><br />

sensorischen Aspekten ätherischer, offizinaler Öldrogen auf das vorliegende<br />

Problem zu projezieren, die unter Anwendung <strong>der</strong> beschriebenen Extraktionsmethode<br />

gewonnen worden waren (vgl. Kapitel 3.3, S. 26).<br />

5.2.3 Kondensation in Kühlfallen<br />

Die Kondensation in Kühlfallen, die in Kapitel 4.1.2.3 (S. 45) vorgestellt wurde,<br />

führte entgegen den destillativen Anreicherungstechniken auch zur Kondensation<br />

schwerer flüchtiger Verbindungen.<br />

Das folgende TIC-Chromatogramm entst<strong>an</strong>d nach einer 30-minütigen Beladung<br />

einer PTFE-Probenschleife bei - 75 °C mit flüchtigen Verbindungen eines<br />

jungen, un<strong>an</strong>genehm riechenden Musters <strong>von</strong> P. Dabei wurde die Probe<br />

in einer Gaswaschflasche mit Argon durchspült, wobei das Durchflussvolumen<br />

<strong>der</strong> Probenschleife 5 ml/min betrug.<br />

REODYN01<br />

100<br />

%<br />

0<br />

Ausschnitt in<br />

nächster<br />

Abbildung<br />

200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000 2200 2400 2600 2800 3000 3200 3400 3600 3800 4000 4200<br />

- 73 -<br />

Sc<strong>an</strong> EI+<br />

TIC<br />

1.43e8<br />

Sc<strong>an</strong><br />

Nr.


Ergebnisse: Bewertung <strong>von</strong> Anreicherungsverfahren<br />

Wie in Abbildung 5-3 erkennbar, sind auch in <strong>der</strong> zweiten Hälfte des Chromatogramms<br />

Subst<strong>an</strong>zen aus dem Gasraum kondensiert. Damit schien dieses<br />

Verfahren zunächst mehr Informationen als die destillativen Anreicherungstechniken<br />

zu liefern und daher bei Screening-<strong>Untersuchung</strong>en besser geeignet<br />

zu sein.<br />

Allerdings führte diese Technik zu <strong>einem</strong> Verlust und damit zu einer Diskriminierung<br />

<strong>von</strong> Methylmercapt<strong>an</strong>. Diese nachweislich im jungen P vorkommende<br />

Verbindung (vgl. Kapitel 5.4.1, S. 91), die bereits frühzeitig im Verdacht st<strong>an</strong>d,<br />

am Zust<strong>an</strong>dekommen des Fehleindrucks beteiligt zu sein, konnte in den Kondensaten<br />

nicht mehr detektiert werden. Die für diese Verbindung charakteristischen<br />

Massenspursumme m/z 47 und 48 zeigte zur Retentionszeit des Methylmercapt<strong>an</strong>s<br />

keinen Peak (Abb. 5-4, A):<br />

REODYN01 Dimethylsulfid<br />

100<br />

%<br />

0<br />

REODYN01<br />

100<br />

%<br />

0<br />

Methylmercapt<strong>an</strong> ?<br />

80 100 120 140 160 180 200 220 240 260 280 300 320 340 360 380 400 420 440 460 480 500 520 540 560 580 600 620 640 660 680 700 720<br />

- 74 -<br />

A<br />

B<br />

Sc<strong>an</strong> EI+<br />

33+34+47+48<br />

2.16e6<br />

Die Tatsache, dass kein Methylmercapt<strong>an</strong> trotz des festgestellten Konzentrierungseffekts<br />

beim Dimethylsulfid nachgewiesen werden konnte, führte zu dem<br />

Verdacht, dass auch weitere, leichtest flüchtige Schwefelverbindungen wie<br />

z.B. Schwefelwasserstoff sich durch diese Anreicherungstechnik dem Nachweis<br />

entziehen könnten. Ähnliche Schwierigkeiten beschreibt z.B.<br />

BURMEISTER et al. (1992, S. 56), <strong>der</strong> Verluste bei <strong>der</strong> <strong>Untersuchung</strong> <strong>von</strong><br />

schwefelhaltigen Analyten, vor allem Schwefelwasserstoff, beim Kontakt mit<br />

Metallteilen während des Analyseng<strong>an</strong>ges festgestellt hat. Da die Experimente<br />

neben <strong>der</strong> Verwendung einer Stahlkapillare (SS304 K<strong>an</strong>ülenstahl, Fa.<br />

Hamilton) auch mit zwei Kunststoffprobeschleifen durchgeführt worden waren<br />

(PEEK ® und PTFE), mit denen ebenfalls kein Nachweis <strong>von</strong> Methylmercapt<strong>an</strong><br />

o<strong>der</strong> Schwefelwasserstoff möglich war, wurden die <strong>Untersuchung</strong>en mit dieser<br />

Anreicherungstechnik wegen des Verdachts eines zu hohen Artefaktbildungspotentials<br />

nicht weiter verfolgt.<br />

Sc<strong>an</strong> EI+<br />

TIC<br />

2.50e7<br />

Sc<strong>an</strong><br />

Nr.<br />

Abb. 5-4:<br />

Nie<strong>der</strong>molekulare<br />

Schwefelverbindungen<br />

im Trockeneis-Kondensat<br />

<strong>von</strong> P (PTFE-<br />

Probenschleife)<br />

A: Ionenspuren für<br />

Methylmercapt<strong>an</strong> und<br />

Schwefelwasserstoff<br />

B: TIC-Chromatogramm.<br />

(Ausschnitt aus<br />

Abb. 5-3)


Ergebnisse: Bewertung <strong>von</strong> Anreicherungsverfahren<br />

Abb. 5-5:<br />

Vergleich einer<br />

alten, filtrierten<br />

Vari<strong>an</strong>te <strong>von</strong> P (A)<br />

mit einer jungen,<br />

unfiltrierten (B) nach<br />

SPME <strong>an</strong><br />

Carboxen ® . (TIC-<br />

Chromatogramme)<br />

Abb. 5-6:<br />

Vergleich einer alten,<br />

filtrierten Vari<strong>an</strong>te <strong>von</strong><br />

P (A) mit einer jungen,<br />

unfiltrierten (B)<br />

nach SPME <strong>an</strong><br />

Carboxen ® .<br />

(Ionenspuren, Ausschnitt<br />

aus Abb. 5-5)<br />

5.2.4 Festphasen-Mikroextraktion (SPME)<br />

Das Verfahren <strong>der</strong> Festphasen-Mikroextraktion zeichnete sich in erster Linie<br />

durch seine leichte H<strong>an</strong>dhabbarkeit und eine hohe Reproduzierbarkeit aus.<br />

Die folgende Abbildung 5-5 macht die Reproduzierbarkeit durch Vergleich <strong>der</strong><br />

Chromatogramme eines unfiltrierten, jungen mit <strong>einem</strong> 7 Jahre alten, filtrierten<br />

Muster deutlich.<br />

Hierbei wurde eine 100 µm CARBOXEN ® -SPME-Faser verwendet, die<br />

30 Minuten im Gasraum über <strong>der</strong> jeweiligen Probe beladen wurde, um <strong>an</strong>schließend<br />

im SSI-Injektor des Gaschromatographen bei geschlossenem Split<br />

und 220 °C 60 s l<strong>an</strong>g desorbiert zu werden.<br />

MGCB206A<br />

100<br />

%<br />

0<br />

MGCB757U<br />

100<br />

%<br />

0<br />

Ausschnitt<br />

vergrößert in<br />

nächster<br />

Abbildung<br />

200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000 2200 2400 2600 2800 3000 3200 3400 3600 3800 4000 4200<br />

Sc<strong>an</strong><br />

4400<br />

Da die Carboxen ® -Faser speziell für die Analytik flüchtiger Schwefelverbindungen<br />

entwickelt worden war, sollte es möglich sein, diese auch im Dampfraum<br />

über P nachweisen zu können.<br />

Die Abbildung 5-6 zeigt aus den in Abb. 5-5 ersichtlichen Chromatogrammen<br />

lediglich die Summen <strong>der</strong> für die Verbindungen Schwefelwasserstoff, Methylmercapt<strong>an</strong><br />

und Dimethylsulfid wesentlichen Ionenspuren m/z 33, 34, 47 und<br />

48.<br />

MGCB206A<br />

100<br />

%<br />

0<br />

MGCB757U<br />

100<br />

%<br />

0<br />

Dimethylsulfid<br />

Methylmercapt<strong>an</strong> ?<br />

20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 220 240 260 280 300 320 340 360 380 400 420 440 460 480 500 520<br />

- 75 -<br />

A<br />

B<br />

A<br />

B<br />

Sc<strong>an</strong> EI+<br />

TIC<br />

3.98e7<br />

Sc<strong>an</strong> EI+<br />

TIC<br />

4.06e7<br />

Sc<strong>an</strong> EI+<br />

33+34+47+48<br />

9.72e4<br />

Sc<strong>an</strong> EI+<br />

33+34+47+48<br />

1.00e5<br />

Sc<strong>an</strong>


Ergebnisse: Bewertung <strong>von</strong> Anreicherungsverfahren<br />

Die Auswertung ergab ein schwaches Signal <strong>von</strong> Dimethylsulfid (Abb. 5-6, B)<br />

für den Dampfraum über <strong>der</strong> jungen, unfiltrierten Probe. Methylmercapt<strong>an</strong> dagegen,<br />

das eine kürzere Retentionszeit als Dimethylsulfid aufweisen musste,<br />

konnte mit Hilfe dieser Technik erneut nicht nachgewiesen werden. Gleiches<br />

galt für Schwefelwasserstoff. Variationen <strong>der</strong> Beladungsdauer bzw. <strong>der</strong><br />

Desorptionsbedingungen (Dauer/Temperatur) führten zu keiner Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Nachweissituation des Methylmercapt<strong>an</strong>s. Über <strong>der</strong> gelagerten, sensorisch<br />

einw<strong>an</strong>dfrei riechenden Probe konnten keine <strong>der</strong> oben gen<strong>an</strong>nten Verbindungen<br />

detektiert werden (Chromatogramm A).<br />

Laut Mitteilung <strong>von</strong> Herrn Dr. Ingo Haag (Firma SUPELCO) ist bei hohen Alkoholkonzentrationen,<br />

gerade bei <strong>der</strong> auch adsorptiv arbeitenden Carboxen ® -<br />

Faser die Verdrängung <strong>der</strong> zu betrachtenden Schwefelverbindungen durch<br />

Eth<strong>an</strong>ol zu erwarten. Eine empfohlene Verdünnung <strong>der</strong> Probe mit Wasser auf<br />

Alkoholgehalte unter 10 %(v/v) wurde jedoch wegen des verringenden Einflusses<br />

desselben auf den Fehleindruck nicht durchgeführt. Die weitere Anwendung<br />

<strong>der</strong> SPME-Anreicherungstechnik musste daher im vorliegenden Fall<br />

als ungeeignet <strong>an</strong>gesehen werden.<br />

5.2.5 Headspace/GC -Kopplungen und <strong>der</strong>en Einfluss auf die Probenaufgabe<br />

Bei den GCO-<strong>Untersuchung</strong>en (vgl. Kapitel 5.3.1, S. 85) war aufgefallen, dass<br />

die Wahrnehmbarkeit <strong>von</strong> Subst<strong>an</strong>zen, die einen niedrigeren Siedepunkt als<br />

Eth<strong>an</strong>ol besitzen, entscheidend <strong>von</strong> <strong>der</strong> Probenvorbereitung bzw. <strong>von</strong> <strong>der</strong> gewählten<br />

Probenaufgabetechnik abhing.<br />

Die folgende Abbildung 5-7 stellt drei Total-Ionen-Chromatogramme gegenüber,<br />

die sich in <strong>der</strong> Probenvorbereitung bzw. in <strong>der</strong> Aufgabetechnik unterscheiden.<br />

COMP007<br />

100<br />

%<br />

0<br />

COMP005<br />

100<br />

%<br />

0<br />

HS__MS09<br />

100<br />

%<br />

0<br />

leichtest<br />

flüchtige<br />

Verbindungen<br />

Monoterpene<br />

2.500 5.000 7.500 10.000 12.500 15.000 17.500 20.000 22.500 25.000 27.500 30.000 32.500 35.000 37.500 40.000 42.500 45.000<br />

- 76 -<br />

A<br />

B<br />

C<br />

Sesquiterpene<br />

Eugenol<br />

Zimtaldehyd<br />

Sc<strong>an</strong> EI+<br />

TIC<br />

2.50e7<br />

Sc<strong>an</strong> EI+<br />

TIC<br />

2.50e7<br />

Sc<strong>an</strong> EI+<br />

TIC<br />

2.50e7<br />

min<br />

Abb. 5-7:<br />

Vergleich <strong>von</strong><br />

Flüssiginjektion (A),<br />

Destillation (B) und<br />

Headspace-<br />

Analyse (C) mittels<br />

GC/MS.


Ergebnisse: Bewertung <strong>von</strong> Anreicherungsverfahren<br />

Abb. 5-8:<br />

Dampfdruckkurve<br />

<strong>von</strong> P, ermittelt mit<br />

<strong>einem</strong> Einstichm<strong>an</strong>ometer<br />

Das Chromatogramm A gibt den Chromatographieverlauf nach einer normalen<br />

Flüssiginjektion <strong>von</strong> P wie<strong>der</strong>. Deutlich sind die Peaks <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong><br />

Sesquiterpene, Zimtaldehyd und Eugenol im letzten Drittel des Laufes ab <strong>der</strong><br />

32. Minute zu erkennen.<br />

Das Chromatogramm B stellt die Flüssiginjektion <strong>der</strong>selben Probe dar, die<br />

zuvor destillativ im Volumenverhältnis 2:1 <strong>an</strong>gereichert worden war. Hier<br />

macht sich ab Mitte des Chromatogramms bereits ein deutlicher<br />

Informationsverlust bemerkbar, während im Bereich leichtest flüchtiger<br />

Verbindungen keine großen Konzentrierungstendenzen bemerkbar sind.<br />

Eugenol ist überhaupt nicht mehr nachweisbar.<br />

Bei <strong>der</strong> direkt gekoppelten Headspace-Probenaufgabe (Chromatogramm C)<br />

dagegen ist eine sichtbare Anreicherung im ersten Drittel des<br />

Chromatogramms zu erkennen.<br />

Da die Dampfraum<strong>an</strong>alyse, insbeson<strong>der</strong>e die Kopplungsart, einen großen<br />

Einfluss auf die Messergebnisse sowohl <strong>der</strong> instrumentellen als auch <strong>der</strong> mikro-olfaktorischen<br />

Analyse hatte, soll zunächst die Adaptation dieser Analysentechnik<br />

auf das vorliegende Problem beschrieben werden. Ziel war, die<br />

mittels Gleichdruckdosierung auf die Trennsäule zu bringende Probenmenge<br />

zu optimieren. Daher wird das Zusammenspiel zwischen Probentemperatur,<br />

Trägergasdruck, Druckgefälle und <strong>der</strong> Dauer <strong>der</strong> Injektionsphase sowie dessen<br />

Einfluss auf die chromatographische Trennung im Folgenden theoretisch<br />

erläutert, praktisch umgesetzt und ausgewertet.<br />

5.2.5.1 Temperatur und Dampfdruck<br />

Gleichgewichtsdruck p in kPa<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

10 30 50 70 90<br />

Temperatur t in °C<br />

- 77 -<br />

Die nebenstehende Graphik 5-8<br />

zeigt, wie sich <strong>der</strong> Druck in <strong>einem</strong><br />

HS-Vial über 5 ml des untersuchten<br />

Probenmaterials in Abhängigkeit<br />

<strong>der</strong> Temperatur verhält. Gemessen<br />

wurde <strong>der</strong> Druck mit <strong>einem</strong><br />

Einstichm<strong>an</strong>ometer in <strong>der</strong> Probe,<br />

die in <strong>einem</strong> Wasserbad mit einer<br />

Heizrate <strong>von</strong> 2°C/min erwärmt<br />

wurde.<br />

Aus <strong>der</strong> Graphik ist ersichtlich, dass <strong>der</strong> Druck und damit die Menge <strong>an</strong> Verbindungen<br />

in <strong>der</strong> Gasphase mit zunehmen<strong>der</strong> Temperatur <strong>an</strong>steigt. Mit Hilfe<br />

<strong>der</strong> Druckmessung k<strong>an</strong>n somit für den Headspace-Probengeber mit Gleichdruckdosierung<br />

<strong>der</strong> notwendige Säulenvordruck bestimmt werden, <strong>der</strong> bei<br />

gewünschter, offenbar möglichst hoher Probentemperatur mindestens <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />

Injektionsnadel <strong>an</strong>liegen muss, damit es beim Einstechen in das temperierte<br />

Proben-Vial nicht vorzeitig zu <strong>einem</strong> Druckausgleich und damit zu einer unerwünschten<br />

Doppelinjektion kommt.


Ergebnisse: Bewertung <strong>von</strong> Anreicherungsverfahren<br />

Grundsätzlich muss aber bei <strong>der</strong> Maximierung <strong>der</strong> Analytenmenge durch höhere<br />

Probentemperatur auch verstärkt mit Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Analyten (Artefaktbildungen)<br />

gerechnet werden. Ähnliches gilt für die Dauer <strong>der</strong> Thermostatisierung<br />

bzw. Gleichgewichtseinstellung. Bei den <strong>Untersuchung</strong>en dieser<br />

Arbeit wurden die Proben in Anlehnung <strong>an</strong> HILTUNEN et al. (1985, S. 23)<br />

20 Minuten thermostatisiert.<br />

5.2.5.2 Trägergasdruck, Trägergasgeschwindigkeit und Injektionszeit<br />

Wenn sich mit dem durch die Temperaturerhöhung notwendigen, steigenden<br />

Säulenvordruck die lineare Trägergasgeschwindigkeit erhöht, erhöht sich auch<br />

jenseits des optimalen Bereichs <strong>der</strong> Kapillarsäule die theoretisch zu erzielende<br />

Bodenhöhe. Die Folge hier<strong>von</strong> ist eine sinkende Trennleistung.<br />

Die optimale lineare Trägergasgeschwindigkeit lässt sich mit Hilfe <strong>der</strong> VAN<br />

DEEMTER-GOLAYGleichung 1 berechnen. Für die verwendeten DB-WAX ® -<br />

Säulen liegt sie für das Trägergas Helium bei etwa 30 bis 40 cm/s. (vgl. Hersteller<strong>an</strong>gaben<br />

J&W Scientific Installation M<strong>an</strong>ual; HÜBSCHMANN, 1996, S.<br />

97 ff.). Daher sollten durch einen Gassplit vor <strong>der</strong> <strong>an</strong>alytischen Trennkapillare<br />

das Trägergasvolumen und somit dessen Durchflussgeschwindigkeit reduziert<br />

werden.<br />

Für den verwendeten, automatischen Headspace-Probengeber HS 40 (Fa.<br />

Perkin Elmer) wird empfohlen, nach <strong>der</strong> kurzen Gerätetr<strong>an</strong>sferstrecke HS-GC<br />

am GC-Split-Injektor durch Öffnen <strong>der</strong> Splitventile die nötige Reduktion des<br />

Säulenvordrucks und damit <strong>der</strong> linearen Trägergasgeschwindigkeit zu erreichen.<br />

Diese indirekte HS-Kopplung mit einer Drucksenke soll zudem den<br />

Vorteil haben, dass ein steileres Druckgefälle auf <strong>der</strong> kurzen Tr<strong>an</strong>sferstrecke<br />

zwischen Probe und GC-Splitinjektor eingestellt werden k<strong>an</strong>n, was wie<strong>der</strong>um<br />

die während <strong>der</strong> Injektion austretende Probenmenge vergrößern soll.<br />

Da die Injektionsdauer ohne Kryofokussierung nicht beliebig l<strong>an</strong>g gewählt<br />

werden k<strong>an</strong>n, weil die Peaktrennung durch l<strong>an</strong>ge Probenaufgabe leidet, ist bei<br />

<strong>der</strong> HS-Aufgabetechnik vor allem das zu erzielende Druckgefälle zu optimieren.<br />

Als maximale Injektionsdauer hinsichtlich <strong>der</strong> erzeugten Peakform und –<br />

auflösung wurden 7,2 Sekunden (0,12 Minuten) gewählt.<br />

1 H = A – B/u + C · u mit H = Trennstufenhöhe, u = lineare Trägergasgeschwindigkeit<br />

A = Term <strong>der</strong> Streudiffusion, B = Term <strong>der</strong> gewöhnlichen Diffusion,<br />

C = Term <strong>der</strong> Massenaustauschverzögerung<br />

- 78 -


Ergebnisse: Bewertung <strong>von</strong> Anreicherungsverfahren<br />

Abb. 5-9:<br />

Nachweisbarkeit<br />

einiger Monoterpene<br />

in Abhängigkeit<br />

<strong>der</strong> Probentemperatur<br />

bei <strong>der</strong><br />

HS-Probenaufgabe<br />

Abb. 5-10:<br />

Nachweisbarkeit<br />

<strong>von</strong> leich-test<br />

flüchtigen Verbindungen<br />

in Abhängigkeit<br />

<strong>der</strong><br />

Probentemperatur<br />

bei <strong>der</strong> HS-<br />

Probenaufgabe<br />

5.2.5.3 Einfluss <strong>der</strong> Probentemperatur in <strong>der</strong> HS-Analyse<br />

Die folgende Graphik 5-9 stellt den bereits in Kapitel 5.2.5.1, S. 77, erwähnten<br />

Sachverhalt <strong>der</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> injizierbaren Probenmenge am Beispiel einiger<br />

ausgewählter, flüchtiger Monoterpene <strong>von</strong> <strong>der</strong> Probentemperatur bei<br />

HS-Analyse dar.<br />

Flächen abs.<br />

3,50E+08<br />

3,00E+08<br />

2,50E+08<br />

2,00E+08<br />

1,50E+08<br />

1,00E+08<br />

5,00E+07<br />

0,00E+00<br />

35 45 55 65 75<br />

Temperatur t in °C<br />

- 79 -<br />

a-Pinen TIC<br />

Camphen TIC<br />

ß-Pinen TIC<br />

Sabinen TIC<br />

R (+)-Limonen TIC<br />

Die Graphik ver<strong>an</strong>schaulicht den Anstieg <strong>der</strong> mittels GC/MS detektierbaren<br />

Probenmenge mit <strong>der</strong> Probentemperatur, <strong>der</strong> im Falle <strong>von</strong> R(+)-Limonen einen<br />

exponentiellen Verlauf aufweist. Als Konsequenz müsste bei den <strong>Untersuchung</strong>en<br />

die Probentemperatur so hoch wie möglich gewählt werden.<br />

Die Abhängigkeit <strong>der</strong> auf die chromatograpische Säule zu bringenden Methylmercapt<strong>an</strong>menge<br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> Probentemperatur bei <strong>der</strong> Headspace-Analyse<br />

gibt die nächste Graphik wie<strong>der</strong>:<br />

Flächen (abs.)<br />

1800000<br />

1600000<br />

1400000<br />

1200000<br />

1000000<br />

800000<br />

600000<br />

400000<br />

200000<br />

0<br />

35 45 55 65 75<br />

Temperatur t in °C<br />

Methylmercapt<strong>an</strong> 47+48<br />

Dimethylsulfid 47+48<br />

Ameisensäureethylester<br />

47+48


Ergebnisse: Bewertung <strong>von</strong> Anreicherungsverfahren<br />

Wi<strong>der</strong> Erwarten ist die Nachweisbarkeit für Methylmercapt<strong>an</strong> <strong>von</strong> <strong>der</strong> Probentemperatur<br />

fast unabhängig bzw. sinkt sogar etwas bei höheren Temperaturen.<br />

Eine Erklärung hierfür wurde in <strong>der</strong> hohen Flüchtigkeit des Methylmercapt<strong>an</strong>s<br />

(Siedepunkt: + 6 °C) vermutet, die bereits bei Raumtemperatur zum vollständigen<br />

Phasenübertritt aus kleinen Probenvolumina führen könnte. Als<br />

weiterer Grund k<strong>an</strong>n die bek<strong>an</strong>nte hohe Reaktivität <strong>der</strong> Verbindung <strong>an</strong>geführt<br />

werden.<br />

Eine Temperaturerhöhung bei <strong>der</strong> Analytik <strong>von</strong> Methylmercapt<strong>an</strong> zum Zwecke<br />

<strong>der</strong> Steigerung <strong>der</strong> Verfahrensempfindlichkeit war deshalb also nicht mehr<br />

<strong>an</strong>zustreben. Als optimale Probentemperatur sowohl für die Verfolgung weiterer<br />

Probenbest<strong>an</strong>dteile in <strong>der</strong> Gasphase bei Screening-<strong>Untersuchung</strong>en als<br />

auch für die Bestimmung des Methylmercapt<strong>an</strong>s wurde daher 65 °C gewählt.<br />

5.2.5.4 Einfluss des Probenvolumens in <strong>der</strong> HS-Analyse<br />

Für die Headspace-<strong>Untersuchung</strong>en wurden die Proben in spezielle Headspace-Vials<br />

mit <strong>einem</strong> Nennfüllvolumen <strong>von</strong> 22,0 ml gefüllt und gasdicht unter<br />

Verwendung spezieller Septen und Aluminiumkappen verbördelt. Das maximal<br />

zulässige Füllvolumen war aufgrund <strong>der</strong> Einstichtiefe <strong>der</strong> Injektionsnadel<br />

auf 15,0 ml begrenzt. Um die optimalen Dosierbedingungen zu ermitteln, wurden<br />

daher Vials mit unterschiedlichen Volumina <strong>von</strong> P befüllt und bei konst<strong>an</strong>ter<br />

Temperatur <strong>von</strong> 65 °C während 20 Minuten temperiert.<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> ermittelten Peakflächen <strong>von</strong> einigen Terpenkohlenwasserstoffen<br />

in Abbildung 5-11 und <strong>von</strong> den sehr leicht flüchtigen Schwefelverbindungen<br />

Methylmercapt<strong>an</strong> und Dimethylsulfid in Abbildung 5-12 sind exemplarisch<br />

dargestellt.<br />

Fläche<br />

80000000<br />

70000000<br />

60000000<br />

50000000<br />

40000000<br />

30000000<br />

20000000<br />

10000000<br />

0<br />

0 5 10 15<br />

Füllvolumen in ml<br />

- 80 -<br />

y = -177796x 2 + 3E+06x + 6E+07<br />

y = -106506x 2 + 2E+06x + 4E+07<br />

y = -38960x 2 + 692045x + 2E+07<br />

y = -68853x 2 + 856454x + 2E+07<br />

a-Pinen<br />

Camphen<br />

ß-Pinen<br />

Sabinen<br />

Abb. 5-11:<br />

Nachweisbarkeit <strong>von</strong><br />

Monoterpenen in Abhängigkeit<br />

<strong>der</strong> Probenfüllmenge<br />

bei <strong>der</strong> HS-<br />

Analyse.


Ergebnisse: Bewertung <strong>von</strong> Anreicherungsverfahren<br />

Abb. 5-12:<br />

Nachweisbarkeit <strong>von</strong><br />

leichtest flüchtigen<br />

Verbindungen in Abhängigkeit<br />

<strong>der</strong> Proben-Füllmenge<br />

bei<br />

<strong>der</strong> HS-Analyse.<br />

Fläche<br />

1400000<br />

1200000<br />

1000000<br />

800000<br />

600000<br />

400000<br />

200000<br />

0<br />

0 5 10 15<br />

Füllvolumen in ml<br />

- 81 -<br />

Methylmercapt<strong>an</strong><br />

Dimethylsulfid<br />

Ameisensäureethylester<br />

y = -3795,6x 2 + 54427x + 1E+06<br />

y = -3578,6x 2 + 60588x + 512305<br />

y = -13959x + 334753<br />

Wie schon beim Einfluss <strong>der</strong> Probentemperatur festgestellt, verhält sich Methylmercapt<strong>an</strong><br />

auch hinsichtlich des Probenvolumens ebenfalls <strong>an</strong><strong>der</strong>s als<br />

<strong>an</strong><strong>der</strong>e flüchtige Inhaltsstoffe <strong>von</strong> P. Der Gehalt <strong>an</strong> Methylmercapt<strong>an</strong> im dosierten<br />

Dampfraumaliquot nimmt mit steigendem Probenvolumen und sinkendem<br />

Dampfraumvolumen ab. Eine Erklärung hierfür k<strong>an</strong>n nicht gegeben werden.<br />

Für die relative Gehaltskonst<strong>an</strong>z <strong>von</strong> Methylmercapt<strong>an</strong> bei Erhöhung <strong>der</strong><br />

Probentemperaturen (vgl. Kapitel 5.2.5.3, S. 79) k<strong>an</strong>n die hohe Flüchtigkeit<br />

allerdings nicht mehr als Grund <strong>an</strong>geführt werden.<br />

Bei allen übrigen Subst<strong>an</strong>zen steigen zunächst die Gehalte im Dampfraum mit<br />

<strong>der</strong> Probenmenge im Vial <strong>an</strong>, um nach Überschreitung eines optimalen Füllvolumens<br />

wie<strong>der</strong> abzufallen. Dieses Optimum liegt für ß-Pinen bei 6,2 ml/Vial<br />

(Minimum) und für Camphen bei 9,3 ml/Vial (Maximum). Der Durchschnittswert<br />

aller sechs ausgewerteten Verbindungen liegt bei 8,0 ml/Vial, was als<br />

optimale Füllmenge <strong>an</strong>gesehen wurde. Füllvolumina über 10 ml/Vial führten<br />

im oberen Temperaturbereich bei 65 °C mitunter zu unkontrollierten Doppelinjektionen<br />

und wurden daher vermieden.<br />

5.2.5.5 Indirekte HS/GC/MS-Kopplung<br />

Die ersten Versuche mit dem HS 40 zeigten deutlich, dass die Peakflächen<br />

<strong>der</strong> Terpenkohlenwasserstoffe mit steigen<strong>der</strong> Probentemperatur stark zunahmen.<br />

Der damit verbundene hohe Dampfdruck musste, dem HS-Prinzip <strong>der</strong><br />

Gleichdruckdosierung folgend, durch den Trägergasvordruck übertroffen werden,<br />

um Doppelinjektionen zu verhin<strong>der</strong>n. Daher wurde zunächst die Trägergasversorgung<br />

direkt über den HS-Autosampler vorgenommen und die bei<br />

Probentemperaturen zwischen 70 und 80 °C notwendigen Säulenvordrücke<br />

<strong>von</strong> bis zu 100 kPa am GC durch Öffnen <strong>der</strong> Splitventile reduziert. Bei Split-<br />

Raten zwischen 40:20, 30:15 und 21:7 ml/min wurde <strong>der</strong> Vordruck im GC-In-


Ergebnisse: Bewertung <strong>von</strong> Anreicherungsverfahren<br />

jektor auf 50 bis 60 kPa und damit auf eine optimale lineare Trägergasgeschwindigkeiten<br />

zwischen 30 bis 35 cm/s eingestellt.<br />

Die theoretisch ableitbare Verbesserung <strong>der</strong> Empfindlichkeit dieser Aufgabetechnik<br />

durch Maximierung <strong>der</strong> Probentemperatur und Optimierung des<br />

Druckgefälles, die praktisch <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d <strong>der</strong> flüchtigen Terpene bestätigt werden<br />

konnte, galt allerdings nicht für die leichtest flüchtigen Schwefelverbindungen.<br />

Vor allem das Nachweisverhalten des Methylmercapt<strong>an</strong>s war geprägt <strong>von</strong><br />

entgegen diesen Erwartungen ablaufenden Verän<strong>der</strong>ungen, die bereits in den<br />

Kapiteln 5.2.5.3 und 5.2.5.4 (S. 79 und 80) <strong>an</strong>gesprochen wurden und letztendlich<br />

zur Favorisierung <strong>der</strong> direkten HS/GC-Kopplung führten.<br />

5.2.5.6 Direkte HS/GC-Kopplung<br />

Bei splitloser Injektion, bei <strong>der</strong> die Tr<strong>an</strong>sferkapillare mit <strong>der</strong> Trennkapillare direkt<br />

über einen Kapillarsäulenverbin<strong>der</strong> (GRAPHPACK D3/2- o<strong>der</strong> besser<br />

Press-Fit-Säulenverbin<strong>der</strong>) verbunden wurde, konnte die Nachweisbarkeit für<br />

Methylmercapt<strong>an</strong> im Gasraum <strong>der</strong>art erhöht werden, dass in nahezu allen<br />

untersuchten, jungen, unfiltrierten Proben Methylmercapt<strong>an</strong> sensorisch wie<br />

instrumentell nachgewiesen werden konnte.<br />

Die Abbildung 5-13 stellt ein TIC-Chromatogramm mit indirekter HS-Kopplung<br />

(A) dem einer direkten Kopplung (B) gegenüber.<br />

HS30C3<br />

100<br />

%<br />

0<br />

HS__30C3<br />

100<br />

%<br />

0<br />

Ausschnitt in<br />

nächster<br />

Abbildung<br />

5.000 10.000 15.000 20.000 25.000 30.000 35.000 40.000 45.000 50.000 55.000 60.000 65.000 70.000<br />

Im mittleren Bereich des Chromatogramms B, ab <strong>der</strong> 25. Minute, ist bei <strong>der</strong> direkten<br />

Kopplung ein quasi vollständiger Informationsverlust zu verzeichnen.<br />

Im Bereich <strong>der</strong> leichtest flüchtigen, schwefelhaltigen Subst<strong>an</strong>zen ist hingegen<br />

alleine durch die direkte Verbindung <strong>der</strong> Tr<strong>an</strong>sfer- mit <strong>der</strong> Trennkapillare<br />

(Abbildung 5-14, Chromatogramm B) eine Verdopplung <strong>der</strong> Peakflächen <strong>von</strong><br />

Methylmercapt<strong>an</strong> und Dimethylsulfid gegenüber <strong>der</strong> indirekten Kopplung (A)<br />

zu erkennen.<br />

- 82 -<br />

A<br />

B<br />

Sc<strong>an</strong> EI+<br />

TIC<br />

5.00e6<br />

Sc<strong>an</strong> EI+<br />

TIC<br />

5.00e6<br />

min<br />

Abb. 5-13:<br />

Vergleich <strong>von</strong><br />

indirekter (A) und<br />

direkter (B) HS-<br />

Kopplung


Ergebnisse: Bewertung <strong>von</strong> Anreicherungsverfahren<br />

Abb. 5-14:<br />

Ausbeuten <strong>von</strong><br />

schwefelhaltigen<br />

Verbindungen bei<br />

indirekter und<br />

direkter HS-Kopplung.(Ionenspuren,Ausschnitt<br />

aus Abb.<br />

5-13)<br />

Abb. 5-15:<br />

Nachweisverhalten<br />

einiger aromarelev<strong>an</strong>ter<br />

Verbindungen<br />

in P in Abhängigkeit<br />

<strong>der</strong> Aufgabetechnik<br />

HS30C3<br />

100<br />

%<br />

0<br />

HS__30C3<br />

100<br />

%<br />

0<br />

Methylmercapt<strong>an</strong><br />

Dimethylsulfid<br />

3.500 4.000 4.500 5.000 5.500 6.000 6.500 7.000 7.500 8.000 8.500 9.000 9.500 10.000 10.500 11.000<br />

- 83 -<br />

A<br />

Ethylformiat Ethylacetat<br />

B<br />

Sc<strong>an</strong> EI+<br />

47+48+62<br />

1.00e5<br />

Sc<strong>an</strong> EI+<br />

47+48+62<br />

1.00e5<br />

Die folgende Graphik (Abb. 5-15) gibt eine Übersicht über die mittels GC/MS<br />

erzielten absoluten Peakflächen ausgewählter Subst<strong>an</strong>zen in Abhängigkeit<br />

<strong>der</strong> Aufgabetechnik.<br />

Peakfläche<br />

10000000000<br />

1000000000<br />

100000000<br />

10000000<br />

1000000<br />

100000<br />

10000<br />

1000<br />

100<br />

10<br />

1<br />

0,1<br />

0,01<br />

0,001<br />

Methylmercapt<strong>an</strong><br />

Dimethylsulfid<br />

Ethylformiat<br />

a-Pinen<br />

Camphen<br />

ß-Myrcen<br />

Limonen<br />

1,8-Cineol<br />

Linalool<br />

Eugenol<br />

SSI<br />

HS (indirekt)<br />

HS (direkt)<br />

min<br />

Faktor (direkt/indirekt)<br />

Die Erhöhung <strong>der</strong> Nachweisempfindlichkeit durch die Split-Flüssiginjektion<br />

(SSI) ist bei allen Verbindungen mit einer höheren Flüchtigkeit als <strong>der</strong> des<br />

Ethylformiats (Methylmercapt<strong>an</strong> und Dimethylsulfid) deutlich zu erkennen. Bei<br />

1,8-Cineol ist die detektierte Peakfläche durch die HS-Technik bereits um drei<br />

Größenordnungen kleiner als nach einer Flüssiginjektion <strong>der</strong> gleichen Probe.<br />

Für die beiden schwefelhaltigen Verbindungen Methylmercapt<strong>an</strong> und Dimethylsulfid<br />

gilt dies nicht: So führt die HS-Probenaufgabe im Vergleich zur Flüssiginjektion<br />

zu mehr als um zwei Größenordnungen größeren Peakflächen.


Ergebnisse: Bewertung <strong>von</strong> Anreicherungsverfahren<br />

Der Einfluss <strong>der</strong> Kopplungsart auf die Ausbeuten <strong>der</strong> flüchtigen Analyten wird<br />

durch den untersten Graph in Abbildung 5-15 (Faktor direkt/indirekt) verdeutlicht.<br />

Der Graph leitet sich aus dem Quotienten <strong>der</strong> Peakfläche bei direkter<br />

und bei indirekter HS-Kopplung ab. Liegt <strong>der</strong> Wert über 1, ist die direkte<br />

Kopplung <strong>der</strong> indirekten überlegen. Dies ist allerdings wie<strong>der</strong>um nur bei<br />

leichtest flüchtigen Verbindungen <strong>der</strong> Fall. Eugenol und in abgeschwächter<br />

Form bereits 1,8-Cineol und Linalool können durch die direkt gekoppelte<br />

Headspace-Aufgabe so gut wie nicht mehr nachgewiesen werden.<br />

- 84 -


Ergebnisse: Mikro-olfaktorische Merkmale <strong>von</strong> P<br />

Abb. 5-16:<br />

Aromagramm <strong>von</strong> P<br />

Die gerahmten Gerüche<br />

kennzeichnen<br />

un<strong>an</strong>genehm empfundeneAssoziationen.<br />

5.3 Mikro-olfaktorische Merkmale <strong>von</strong> P<br />

5.3.1 Ergebnisse <strong>der</strong> GCO<br />

- 85 -<br />

Während <strong>der</strong> GCO-<strong>Untersuchung</strong>en<br />

und <strong>der</strong> AEVA<br />

wurden die sensorisch relev<strong>an</strong>ten<br />

Verbindungen<br />

des Vielstoffgemisches P<br />

erstmals registriert und<br />

vor dem Hintergrund des<br />

zu untersuchenden Fehleindrucks<br />

bewertet. Hierbei<br />

kamen nur Muster mit<br />

den makro-olfaktorisch<br />

größten Unterschieden<br />

zum Einsatz: unfiltrierte,<br />

junge Muster, filtrierte,<br />

alte Muster und destillativ<br />

<strong>an</strong>gereicherte unfiltrierte,<br />

junge Muster (vgl. Kapitel<br />

5.1.8, S. 70).<br />

Das abgebildete Aromagramm<br />

(Abb. 5-16)<br />

weist alle bei den GCOundAEVA-<strong>Untersuchung</strong>en<br />

wie<strong>der</strong>holt registrierten<br />

Geruchsassoziationen<br />

aus. Sie werden <strong>einem</strong><br />

simult<strong>an</strong> aufgenommenen<br />

FID-Chromatogramm zugeordnet.<br />

Die Aufnahmeund<br />

Analysenparameter<br />

wurden in Kapitel 4.2.2.3,<br />

S. 54 gen<strong>an</strong>nt.


Ergebnisse: Mikro-olfaktorische Merkmale <strong>von</strong> P<br />

In den ersten 6 Minuten des Aromagramms traten drei Geruchsassoziationen<br />

auf, die als „merkwürdig muffig" und „un<strong>an</strong>genehm“ empfunden wurden. Der<br />

erste, bei 3,2 Minuten empfundene Geruch, konnte zunächst olfaktorisch nicht<br />

identifiziert werden (vgl. hierzu Kapitel 5.7, Schwefelwasserstoff, S. 116).<br />

Nach 5 Minuten wurde in destillativ <strong>an</strong>gereicherten Proben bzw. bei <strong>der</strong> direkten<br />

HS-Kopplung als zweite Geruchsassoziation <strong>der</strong> Geruch des Methylmercapt<strong>an</strong>s<br />

erk<strong>an</strong>nt, <strong>der</strong> dem Fehleindruck <strong>an</strong> P ausgesprochen ähnlich zu<br />

sein schien. Die letzte Wahrnehmungen bei 5,6 Minuten wurde aufgrund des<br />

auffälligen, un<strong>an</strong>genehmen Geruchs als Dimethylsulfid identifiziert.<br />

Im weiteren Verlauf wurden noch drei weitere, wenig <strong>an</strong>genehme mikro-olfaktorische<br />

Eindrücke registriert:<br />

Retentionszeit [min] Geruchsassoziation<br />

22,5 feuchter, leicht muffiger Geruch<br />

26,0 Geruch nach kalten, gekochten Kartoffeln<br />

30,3 Geruch nach Schweiß, typisch nach Baldri<strong>an</strong><br />

Die bei Minute 22,5 und 26,0 assoziierten Gerüche konnten mittels MS-Spektren-Vergleich<br />

bisher nicht sicher identifiziert werden. Der Verdacht, <strong>der</strong> kartoffelartige<br />

Geruch bei 26,0 min könnte durch Methional verursacht werden,<br />

konnte instrumentell-<strong>an</strong>alytisch nicht bestätigt werden. Die sensorische Zuordnung<br />

<strong>der</strong> Empfindung bei 30,3 Minuten zur Isovaleri<strong>an</strong>säure konnte dagegen<br />

<strong>an</strong>h<strong>an</strong>d eines Retentionszeitenvergleichs mit <strong>der</strong> Referenzsubst<strong>an</strong>z abgesichert<br />

werden.<br />

Bei <strong>der</strong> praktizierten Injektionstechnik, bei welcher <strong>an</strong>alog zur AEVA ein definiertes<br />

Volumen des <strong>Untersuchung</strong>smaterials flüssig über einen<br />

Split/Splitless-Injektor verdampft und <strong>an</strong>alysiert wurde, konnten zwischen den<br />

definierten, makro-olfaktorischen Zuständen mittels GCO keine sensorischen<br />

Unterschiede sicher erk<strong>an</strong>nt werden. Das Auftreten <strong>der</strong> drei ersten Verbindungen<br />

im Aromagramm war zu uneinheitlich, als dass eine sichere Unterscheidung<br />

zwischen den Mustern möglich gewesen wäre. Grundsätzlich ließ<br />

sich für den Bereich <strong>der</strong> Subst<strong>an</strong>zen mit einer kleineren Retentionszeit als <strong>der</strong><br />

des Eth<strong>an</strong>ols feststellen, dass dieser Bereich bei <strong>der</strong> normalen GCO-Flüssiginjektion<br />

durch relativ schlecht wahrzunehmende Geruchsreize gekennzeichnet<br />

war. Der bereits in Kapitel 5.2.5.6, S. 82, aus instrumentell-<strong>an</strong>alytischen<br />

Daten abgeleitete Vorteil <strong>der</strong> direkten HS-Kopplung für den Nachweis leichtest<br />

flüchtiger Verbindungen wird durch die mikro-olfaktorischen Wahrnehmungen<br />

bestätigt.<br />

- 86 -


Ergebnisse: Mikro-olfaktorische Merkmale <strong>von</strong> P<br />

5.3.1.1 Marker-Subst<strong>an</strong>zen bei <strong>der</strong> Gaschromatographie-Olfaktometrie<br />

Die Subst<strong>an</strong>zen, die im Aromagramm <strong>von</strong> P aufgrund ihres typischen Geruchs<br />

eindeutig identifizierbar waren, werden in dieser Arbeit als Marker-Subst<strong>an</strong>zen<br />

bezeichnet. Sie dienten als Hilfsmittel bei <strong>der</strong> Übertragung olfaktorischer Daten<br />

aus den Aromagrammen auf die FID- und MS-Chromatogramme und zur<br />

Überprüfung <strong>der</strong> zeitlichen Übereinstimmung (Synchronie) zwischen Chromatogramm<br />

und Aromagramm.<br />

Die Subst<strong>an</strong>zen, die sich über den gesamten Retentionszeitenbereich verteilten,<br />

sind in <strong>der</strong> folgenden Tabelle aufgeführt:<br />

Rt [min] Marker-Subst<strong>an</strong>z CAS-Nummer Geruchsassoziation<br />

5,6 Dimethylsulfid 75-18-3 süßlich, schwer, nach saurer Milch<br />

16,0 ß-Myrcen 123-35-3 typisch nach Ger<strong>an</strong>ien<br />

17,8 1,8-Cineol 470-82-6 frisch, nach Eucalyptus<br />

25,3 Essigsäure 64-19-7 typisch nach Essig, sauer<br />

27,3 Linalool 78-70-6 typisch nach PENATEN ® -Creme<br />

30,3 Isovaleri<strong>an</strong>säure 503-74-2 un<strong>an</strong>genehm nach Schweiss, geruchliches<br />

Prinzip des Baldri<strong>an</strong>s<br />

39,9 Zimtaldehyd 104-55-2 süß, nach Zimt<br />

42,0 Eugenol 97-53-0 typisch nach Nelke<br />

Die Registrierung dieser Verbindungen im Aromagramm belegte die fehlerfreie<br />

Funktion des GCO-Systems.<br />

5.3.1.2 Headspace/GCO<br />

Die Intensität <strong>der</strong> olfaktorischen Wahrnehmung im vor<strong>der</strong>en Aromagramm-Bereich,<br />

in dem die Flüchtigkeit <strong>der</strong> Verbindungen größer ist als die des Lösemittels<br />

Eth<strong>an</strong>ol, konnte sowohl durch erneute Destillation als auch durch die<br />

direkte Headspace/GCO-Kopplung verstärkt werden.<br />

So wurde bei den <strong>Untersuchung</strong>en mit dieser Aufgabetechnik stets <strong>der</strong> un<strong>an</strong>genehme<br />

Geruch des Dimethylsulfids registriert. Auch die Identifizierung des<br />

zuvor nur in Destillaten <strong>von</strong> P bereits un<strong>an</strong>genehm aufgefallenen Geruchs des<br />

Methylmercapt<strong>an</strong>s gel<strong>an</strong>g in fast je<strong>der</strong> unfiltrierten, jungen Probe.<br />

Der hinsichtlich <strong>der</strong> Retentionszeit erste, bei den GCO-<strong>Untersuchung</strong>en als<br />

merkwürdig muffig empfundene Geruchseindruck konnte dagegen we<strong>der</strong><br />

identifiziert noch <strong>einem</strong> makro-olfaktorischen Zust<strong>an</strong>d <strong>von</strong> P zugeordnet werden<br />

(vgl. Kapitel 5.7, S. 116).<br />

- 87 -


Ergebnisse: Mikro-olfaktorische Merkmale <strong>von</strong> P<br />

5.3.2 Ergebnisse <strong>der</strong> Aromaextraktverdünnungs<strong>an</strong>alyse<br />

Bei den AEVA-<strong>Untersuchung</strong>en wurden Verdünnungen einer sensorisch wenig<br />

präferierten, unfiltrierten, jungen Probe mit einer sensorisch einw<strong>an</strong>dfreien<br />

verglichen. Während des Abriechens wurden nur Geruchsassoziationen und<br />

die Retentionszeit registriert. Es wurde parallel kein FID-Chromatogramm aufgezeichnet,<br />

was die Empfindlichkeit <strong>der</strong> Analyse verdoppelte. Die Dynamik<br />

und Vari<strong>an</strong>z, die die Geruchsempfindungen beim Abriechen <strong>der</strong> Verdünnungen<br />

aufwiesen, waren wichtige Anhaltspunkte für die Bewertung <strong>der</strong> Wahrnehmung<br />

einer Verbindung im Aromagramm.<br />

Die Ergebnisse werden in Abbildung 5-17 zusammengefasst, die Analysenparameter,<br />

die zu den Geruchsassoziationen führten, wurden in Kapitel 4.2.3<br />

(S. 56) <strong>an</strong>geführt:<br />

Geruchsassoziationen<br />

muffig ?<br />

muffig, gärig<br />

kohlig, nach saurer Milch<br />

medizinisch<br />

würzig, dumpf<br />

alkoholisch<br />

t<strong>an</strong>nig, harzig<br />

frisch, kühl<br />

würzig, trocken<br />

würzig, trocken<br />

würzig, trocken<br />

nach Ger<strong>an</strong>ien<br />

frisch, citrusartig<br />

nach Eucalyptus<br />

nach Benzin, terpenig<br />

erdig, pilzig<br />

nach Klebstoff (UHU)<br />

feucht, leicht muffig, grün<br />

<strong>an</strong>genehm, nach Kakao<br />

nach Gemüse<br />

nach Gemüse<br />

(Fortsetzung nächste Seite)<br />

0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200<br />

- 88 -<br />

Verdünnungsfaktor<br />

Abb. 5-17:<br />

Verdünnungsfaktoren<br />

<strong>von</strong> mikroolfaktorichen<br />

Merkmalen <strong>von</strong> P


Ergebnisse: Aromaextraktverdünnungs<strong>an</strong>alyse AEVA<br />

Abb. 5-17:<br />

Verdünnungsfaktoren<br />

<strong>von</strong> mikroolfaktorischen<br />

Merkmalen <strong>von</strong> P<br />

(Fortsetzung)<br />

nach Zimt, citrusartig<br />

nach Essig, sauer<br />

feucht, gekochte, kalte Kartoffeln<br />

Kr<strong>an</strong>kenhaus, Desinfektionsmittel<br />

Geruchsassoziationen<br />

nach Penaten®-Creme<br />

nussig<br />

Schweiß, typisch<br />

getoastetes Brot<br />

<strong>an</strong>genehm, nach Kakao<br />

Zitrone<br />

süß, Zitrone, Or<strong>an</strong>ge<br />

süß, dumpf, schwer<br />

süß, dumpf, schwer<br />

Zitrone<br />

sauer, kalt, metallisch<br />

sauer, kalt, metallisch<br />

sauer, kalt, metallisch<br />

nach heißem Gummi<br />

nach Or<strong>an</strong>gen, frisch (TIC TAC®)<br />

typisch nach Zimt<br />

nach Nelke<br />

0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200<br />

- 89 -<br />

Verdünnungsfaktor<br />

Bei den <strong>Untersuchung</strong>en konnten 36 verschiedene, olfaktorische Reize registriert<br />

und beschrieben werden. Auf eine getreue Darstellung <strong>der</strong> Zeitachse des<br />

Aromagramms musste aus graphischen Gründen verzichtet werden. Sich<br />

wie<strong>der</strong>holende Geruchsassoziationen, die in <strong>einem</strong> gewissen, kurzen Zeitfenster<br />

<strong>von</strong> etwa 60 Sekunden diskrete Reize auslösten und daher keiner konst<strong>an</strong>ten<br />

Retentionszeit zugeordnet werden konnten, sind in Abbildung 5-17<br />

mehrfach gen<strong>an</strong>nt.


Ergebnisse: Mikro-olfaktorische Merkmale <strong>von</strong> P<br />

Die Verbindungen mit den höchsten Verdünnungsfaktoren zählten zu <strong>der</strong><br />

Gruppe <strong>der</strong> Marker-Subst<strong>an</strong>zen,<br />

<strong>der</strong>en Identität bereits aufgrund ihres<br />

mikro-olfaktorischen Geruchs<br />

mit hoher Sicherheit erk<strong>an</strong>nt wor-<br />

OH<br />

O<br />

den war. Die Identifizierung über<br />

MS-Spektren-Vergleiche und dem<br />

mikro- bzw. makro-olfaktorischen<br />

Vergleich mit Referenzsubst<strong>an</strong>zen<br />

Eth<strong>an</strong>ol 1,8-Cineol<br />

führte schließlich zu dem Ergebnis,<br />

dass <strong>der</strong> Geruch <strong>von</strong> P hauptsächlich<br />

durch die vier Verbindungen<br />

1,8-Cineol, Linalool und Eugenol in<br />

Eth<strong>an</strong>ol geprägt wird.<br />

H3C OH OH<br />

O CH3 Der Geruch je<strong>der</strong> dieser Verbindungen wird als <strong>an</strong>genehm, frisch und harmonisch<br />

beschrieben. Der un<strong>an</strong>genehme Geruchseindruck junger Proben konnte<br />

nicht mit diesen Duftstoffen in Verbindung gebracht werden. Dafür prägen sie<br />

nachweislich das produkttypische Aroma <strong>von</strong> P. So konnte eine Lösung <strong>von</strong><br />

15 mg 1,8-Cineol, 3 mg Linalool und 150 mg Eugenol in 100 ml Eth<strong>an</strong>ol einen<br />

<strong>an</strong> P erinnernden würzigen Geruchseindruck vermitteln und das produkttypische,<br />

olfaktorische Bild <strong>von</strong> P imitieren.<br />

Die Aromaintensität dieser Verbindungen mit Verdünnungsfaktoren zwischen<br />

100 und 160 war im Vergleich zu den als un<strong>an</strong>genehm empfundenen Geruchsassoziationen<br />

wesentlich größer. Bei den eher negativ empfundenen<br />

Geruchseindrücken wurde <strong>der</strong> Isovaleri<strong>an</strong>säure mit 20 <strong>der</strong> höchste Verdünnungsfaktor<br />

in dieser Gruppe zugewiesen.<br />

Obwohl es auch bei den AEV-Analysen nicht gel<strong>an</strong>g, signifik<strong>an</strong>te mikro-olfaktorische<br />

Unterschiede zwischen makro-olfaktorischen Zuständen zu entdekken,<br />

schien dieser Befund mit einer Eindeutigkeit auf die im Geruch <strong>an</strong>genehm<br />

empfundenen Subst<strong>an</strong>zen hinzuweisen, dass aufgrund <strong>der</strong> theoretischen<br />

Überlegungen zur Zielsetzung <strong>der</strong> Aromaextraktverdünnungs<strong>an</strong>alyse<br />

ein Einfluss auf den Fehlgeruch vermutet werden musste. Demnach hätten die<br />

olfaktorischen Verän<strong>der</strong>ungen während <strong>der</strong> Lagerzeit auf <strong>der</strong> Bildung dieser<br />

Verbindungen beruhen müssen (vgl. Kapitel 3.2, S. 23 und 3.6.3, S. 40), was<br />

im Folgenden allerdings nicht bestätigt werden konnte.<br />

- 90 -<br />

Linalool<br />

Eugenol<br />

Abb. 5-18:<br />

Produktaromaprägende<br />

Verbindungen in P


Ergebnisse: Instrumentelle Analytik<br />

Abb. 5-19:<br />

TIC-Chromatogramme<br />

<strong>von</strong> unterschiedlich<br />

l<strong>an</strong>ge gelagertem<br />

P<br />

A: neun Jahre,<br />

B: ein Tag<br />

5.4 Ergebnisse <strong>der</strong> instrumentellen Analytik<br />

5.4.1 HRGC/MS-<strong>Untersuchung</strong>en<br />

Die folgende Graphik zeigt die Total-Ionen-Chromatogramme zweier unterschiedlich<br />

l<strong>an</strong>ge gelagerten und sich makro-olfaktorisch stark unterscheidenden<br />

Chargen <strong>von</strong> P.<br />

Als Trennsäule wurde eine DB-WAXetr ® 60 m Medium-Bore-Säule, Filmdicke<br />

1 µm, verwendet. Weitere Analysenparameter wurden im Kapitel 4.2.5.1,<br />

S. 58, beschrieben.<br />

MG043511<br />

100<br />

%<br />

0<br />

MG903259<br />

100<br />

%<br />

0<br />

200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000 2200 2400 2600 2800 3000 3200 3400 3600 3800 4000 4200 4400 4600 4800 5000 5200 5400 5600<br />

Bei erster Betrachtung <strong>der</strong> beiden Chromatogramme fällt die hohe Übereinstimmung<br />

und die für ein Naturprodukt geringe Zahl <strong>von</strong> Variationen auf. So<br />

enthält die 9 Jahre alte Probe (Chromatogramm A) offenbar lediglich mehr<br />

Ethylacetat (Sc<strong>an</strong> 600), Sabinen (Sc<strong>an</strong> 1440) und Myristicin (Sc<strong>an</strong> 5330), dagegen<br />

weniger Zimtaldehyd (4770). In Kapitel 5.4.2, „Stoffliche Verän<strong>der</strong>ungen<br />

während <strong>der</strong> Lagerzeit“, S. 96, wird geklärt werden, ob diese Variationen<br />

tatsächlich signifik<strong>an</strong>te Abweichungen darstellen.<br />

Die folgende Tabelle gibt erstmals eine Übersicht aller in P durch Vergleich<br />

mit MS-Spektren <strong>der</strong> WILEY-Bibliothek (Version 6, 1996, John Wiley & Sons),<br />

<strong>der</strong> NIST-MS-Spektrenbibliothek (1992, US Dept. of Commerce) bzw. mit<br />

selbst aufgenommenen Spektren identifizierbaren Subst<strong>an</strong>zen.<br />

Das Ziel <strong>der</strong> Aufstellung ist dabei, die bei <strong>der</strong> GCO bzw. AEVA auffällig gewordenen<br />

mikro-olfaktorischen Merkmale konkreten Verbindungen zuzuord-<br />

nen 2 . Die aufgeführten Verbindungen decken dabei durchschnittlich 99 % <strong>der</strong><br />

gesamten detektierten und integrierten Peakflächen ab (vgl. Spalte „Area %“).<br />

2 Ein Abgleich <strong>der</strong> aufgeführten Subst<strong>an</strong>zen mit Literaturdaten über die chemische<br />

Zusammensetzung <strong>der</strong> bei P verwendeten Einzeldrogen k<strong>an</strong>n aus<br />

markenschutzrechtlichen Gründen nicht gegeben werden.<br />

- 91 -<br />

A<br />

B<br />

Sc<strong>an</strong> EI+<br />

TIC<br />

1.40e7<br />

Sc<strong>an</strong> EI+<br />

TIC<br />

1.40e7<br />

Sc<strong>an</strong><br />

Nr.


Ergebnisse: Instrumentelle Analytik<br />

Die erste Spalte gibt die Sc<strong>an</strong>-Nummer <strong>an</strong>, die mit <strong>der</strong> Zeitachse <strong>der</strong> in Abbildung<br />

5-19 dargestellten Chromatogramme übereinstimmt. Die Subst<strong>an</strong>zen,<br />

die nur aufgrund des Spektrenvergleichs gen<strong>an</strong>nt werden können, sind mit <strong>der</strong><br />

Abkürzung „MS“ versehen. Ein "R" kennzeichnet die Absicherung <strong>der</strong> Identität<br />

über die Retentionszeit mit einer Referenzsubst<strong>an</strong>z. Ein "S" weist darauf hin,<br />

dass die Subst<strong>an</strong>z über ihre olfaktorischen Eigenschaften identifiziert worden<br />

ist. Die Spalte „Geruch <strong>der</strong> Referenz“ lehnt sich in den Fällen, in denen keine<br />

Referenz vorlag, <strong>an</strong> die Geruchsbeschreibungen <strong>von</strong> BAUER, GARBE und<br />

SURBURG (1997, Common Fragr<strong>an</strong>ce <strong>an</strong>d Flavour Materials). Haben Subst<strong>an</strong>zen,<br />

die über MS-Spektren nur unzureichend identifiziert werden konnten,<br />

einen mit Literaturdaten vergleichbaren mikro-olfaktorischen Geruch, sind sie<br />

mit <strong>einem</strong> Fragezeichen versehen.<br />

Nr. Komponente<br />

70 Schwefelwasserstoff, Nachweis<br />

Kapitel 5.7<br />

93 Hex<strong>an</strong><br />

130 Isopren<br />

165 Methylmercapt<strong>an</strong><br />

195 Acetaldehyd<br />

265 Dimethylsulfid<br />

346 Prop<strong>an</strong>al<br />

357 Fur<strong>an</strong><br />

394 Isobutyraldehyd<br />

406 Aceton<br />

427 Ethylformiat<br />

547 2-Methylfur<strong>an</strong><br />

597 Ethylacetat<br />

698 Isovaleraldehyd<br />

739 Eth<strong>an</strong>ol<br />

1037 Tricyclen<br />

1089 α-Pinen<br />

1100 3-Thujen<br />

1256 Camphen<br />

1394 ß-Pinen<br />

1443 Sabinen<br />

1473 Verbenen<br />

1564 (+)-3-Caren<br />

1606 ß-Myrcen<br />

1638 α-Phell<strong>an</strong>dren<br />

Identifizierung GCO Geruch <strong>der</strong> Referenz Area %<br />

MS<br />

?<br />

- 92 -<br />

R S muffig 0,001<br />

MS R 0,032<br />

MS 0,007<br />

MS R S muffig, gärig typisch 0,001<br />

MS R 0,137<br />

MS R S kohlig, nach saurer<br />

Milch<br />

kohlig<br />

0,012<br />

MS 0,001<br />

MS 0,001<br />

MS 0,001<br />

MS R 0,040<br />

MS R medizinisch 0,148<br />

MS 0,001<br />

MS R 1,044<br />

MS R S würzig, dumpf 0,035<br />

MS R S Eth<strong>an</strong>ol alkoholisch 34,48<br />

MS 0,026<br />

MS R S t<strong>an</strong>nig, harzig harzig 1,420<br />

MS 0,056<br />

MS R S frisch, kühl erfrischend <strong>an</strong>genehm<br />

MS würzig, trocken leicht harzig,<br />

terpenig<br />

0,725<br />

0,679<br />

MS R würzig, trocken 0,988<br />

MS würzig, trocken 0,013<br />

MS R 0,346<br />

MS R S nach Ger<strong>an</strong>ien 0,598<br />

MS R 0,235


Ergebnisse: Instrumentelle Analytik<br />

Nr. Komponente<br />

1703 α-Terpinen<br />

1742 2-Hept<strong>an</strong>on<br />

1773 6-Methyl-3,5-heptadien-2-on<br />

1788 R(+)-Limonen<br />

1837 ß-Phell<strong>an</strong>dren<br />

1850 1,8-Cineol<br />

1987 δ-Terpinen<br />

2027 2-Heptylacetat<br />

2092 m-Cymen<br />

2107 p-Cymen<br />

2121 Unbek<strong>an</strong>ntes Terpen<br />

2149 Terpinolen<br />

2185 Sabinenhydrat ?<br />

2280 3,3-Dimethylallylalkohol<br />

2316 1-Terpineol<br />

2367 6-Methyl-5-hepten-2-on<br />

2431 2,6-Dimethyl-5-heptenal ?<br />

2489 Verbenylether ?<br />

2554 2-Non<strong>an</strong>on ?<br />

2596 3-Methyl-2-(2-methyl-2-butenyl)-<br />

Fur<strong>an</strong>, Rosenfur<strong>an</strong> ?<br />

2613 α-Butoxyeth<strong>an</strong>ol ?<br />

2622 Oct<strong>an</strong>alacetal ?<br />

2673 3-(4-Methyl-3-pentenyl)-Fur<strong>an</strong>,<br />

Perillen ?<br />

2674 Tetrahydroger<strong>an</strong>iol ?<br />

2741 1-Octen-3-ol<br />

2779 Essigsäure<br />

2814 α-Cubeben<br />

2858 δ-Elemen<br />

2873 Linalooloxid? Methional konnte<br />

nicht nachgewiesen werden<br />

2888 Furfurylaldehyd<br />

2950 Cyclosativen<br />

2967 α-Copaen<br />

3040 2-Acetylfur<strong>an</strong><br />

Identifizierung GCO Geruch <strong>der</strong> Referenz<br />

MS R s frisch, citrusartig nach Cori<strong>an</strong><strong>der</strong>,<br />

citrusartig<br />

- 93 -<br />

0,280<br />

MS 0,016<br />

MS 0,004<br />

MS R nach Or<strong>an</strong>ge 11,81<br />

MS 1,192<br />

MS R S nach Eucalyptus 1,021<br />

MS R 0,532<br />

MS 0,026<br />

MS 0,007<br />

MS R S nach Benzin,<br />

terpenig<br />

nach Benzin<br />

0,372<br />

0,005<br />

MS 0,119<br />

MS erdig, pilzig cis=Geruch n. Major<strong>an</strong>,<br />

frisch, tr=minzig,<br />

frisch<br />

0,021<br />

MS 0,009<br />

MS nach Toluol 0,024<br />

MS unauffällig 0,084<br />

MS feucht, leicht muffig,<br />

grün<br />

MS <strong>an</strong>genehm, nach<br />

Kakao<br />

grün, nach Melone<br />

bzw. Gurke<br />

0,004<br />

0,079<br />

MS nach Gemüse blumig, fettig 0,022<br />

MS 0,017<br />

MS 0,003<br />

MS 0,001<br />

MS 0,005<br />

MS nach Zimt, citrusartig wachsiger,<br />

Rosenblüte<br />

0,005<br />

MS 0,008<br />

MS R S nach Essig, sauer nach Essig 0,014<br />

MS 0,014<br />

MS 0,008<br />

MS S feucht, nach gekochten,<br />

kalten<br />

Kartoffeln<br />

erdig-blumig, bergamottartig<br />

0,013<br />

MS R nach frischem Brot 0,100<br />

MS 0,032<br />

MS 0,303<br />

MS Kr<strong>an</strong>kenhaus, Desinfektionsmittel,<br />

nach<br />

Zitrone?<br />

balsamisch<br />

0,004


Ergebnisse: Instrumentelle Analytik<br />

Nr. Komponente<br />

3047 Savial-4(14)-en-1-on<br />

3089 Linalool<br />

3125 Campher<br />

3224 Diethylmalonat<br />

3240 S<strong>an</strong>talen<br />

3273 Bergamoten<br />

3291 Isobornylacetat<br />

3305 ß-Elemen<br />

3352 4-Terpineol<br />

3371 tr<strong>an</strong>s-Caryophyllen<br />

3464 Isovaleri<strong>an</strong>säure<br />

3497 Citronellylacetat<br />

3510 Bornylaldehyd<br />

3524 Furfurylalkohol ?<br />

3573 Myrcenol<br />

3586 unbek. Sesquiterpenalkohol<br />

3602 Benzoesäureethylester<br />

3622 α-Humulen<br />

3651 Neral<br />

3666 α-Terpineolacetat<br />

3692 Borneol ?<br />

3718 Zingiberen<br />

3740 Bisabolen<br />

3770 Valencen<br />

3782 Isocaryophyllen<br />

3804 Ger<strong>an</strong>ial<br />

3823 10-α-Selina-4(19), 11-dien<br />

3843 α-Sinensal<br />

3870 δ-Cadinen<br />

3889 ß-Sesquiphell<strong>an</strong>dren<br />

3899 ar-Curcumen<br />

3980 Hydrozimtaldehyd ?<br />

3994 Benzoesäuremethylester ?<br />

4019 Sabinol<br />

4075 Ger<strong>an</strong>iol<br />

4140 α-Bisabolol ?<br />

Identifizierung GCO Geruch <strong>der</strong> Referenz<br />

MS 0,001<br />

MS R S Penaten®-Creme 0,221<br />

MS R 0,029<br />

MS nuss- kaffeeartig 0,004<br />

MS 0,009<br />

MS 0,058<br />

MS R 0,070<br />

MS 0,127<br />

MS R 0,706<br />

MS 6,959<br />

MS R S nach Schweiß nach Baldri<strong>an</strong>wurzel 0,008<br />

MS 0,085<br />

MS 0,001<br />

MS nach geröstetem<br />

Brot<br />

- 94 -<br />

schwach verbr<strong>an</strong>nt 0,022<br />

MS schwach nach<br />

Citrone<br />

0,004<br />

MS 0,018<br />

MS <strong>an</strong>genehmer Geruch 0,037<br />

MS 0,882<br />

MS R 0,336<br />

MS 0,181<br />

MS R <strong>an</strong>genehm, nach<br />

Kakao<br />

0,132<br />

MS 4,377<br />

MS R 1,117<br />

MS R 0,537<br />

MS R 0,296<br />

MS S Citrone 0,341<br />

MS 0,127<br />

MS süß, nach Citrone<br />

o<strong>der</strong> Or<strong>an</strong>ge<br />

süß, or<strong>an</strong>ge<br />

0,040<br />

MS 0,174<br />

MS 1,536<br />

MS 0,903<br />

MS süß, dumpf, schwer 0,031<br />

MS süß, dumpf, schwer <strong>an</strong>genehmer Geruch 0,038<br />

MS 0,032<br />

MS s Zitrone 0,178<br />

MS sauer, kalt, metallisch<br />

kamillenartig<br />

0,006


Ergebnisse: Instrumentelle Analytik<br />

Nr. Komponente<br />

4197 unbek<strong>an</strong>nte Subst<strong>an</strong>z<br />

4220 p-Isopropyl-Benzaldehyd<br />

4240 Benzylalkohol ?<br />

4267 Safrol<br />

4392 unbek<strong>an</strong>nte Subst<strong>an</strong>z<br />

4623 Caryophyllenoxid<br />

4768 Zimtaldehyd<br />

5059 Eugenol<br />

5263 Eugenolacetat<br />

5327 Myristicin<br />

Identifizierung GCO Geruch <strong>der</strong> Referenz<br />

- 95 -<br />

S sauer, kalt, metallisch<br />

MS sauer, kalt, metallisch<br />

MS nach heissem<br />

Gummi<br />

leicht süß<br />

0,004<br />

0,011<br />

0,014<br />

MS R 0,007<br />

S nach Or<strong>an</strong>ge, frisch<br />

(TIC TAC ® )<br />

0,002<br />

MS 0,042<br />

MS R S nach Zimt 1,088<br />

MS R S nach Nelke 20,27<br />

MS R S schwächer nach<br />

Nelke<br />

0,686<br />

MS R 0,047<br />

Von den 36 bei <strong>der</strong> GCO und <strong>der</strong> AEVA in P registrierten geruchsaktiven Subst<strong>an</strong>zen<br />

können 21 aufgrund <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> instrumentellen Analyse auf<br />

konkrete Verbindungen zurückgeführt werden. Diese werden im Folgenden,<br />

nach ihrer subjektiven, geruchlichen Präferenz unterteilt, aufgeführt.<br />

Fehlgeruchssubst<strong>an</strong>zen Subst<strong>an</strong>zen mit indifferentem<br />

Geruch<br />

Schwefelwasserstoff 3<br />

Methylmercapt<strong>an</strong><br />

Dimethylsulfid<br />

Isovaleraldehyd<br />

Isovaleri<strong>an</strong>säure<br />

Ethylformiat<br />

Eth<strong>an</strong>ol<br />

β-Myrcen<br />

p-Cymen<br />

Essigsäure<br />

Subst<strong>an</strong>zen mit eher <strong>an</strong>genehmem<br />

Geruch<br />

α-Pinen<br />

Camphen<br />

α-Terpinen<br />

1,8-Cineol<br />

1-Terpineol<br />

Linalool<br />

Ger<strong>an</strong>ial<br />

Ger<strong>an</strong>iol<br />

Zimtaldehyd<br />

Eugenol<br />

Eugenolacetat<br />

Während ein Beteiligung <strong>von</strong> Methylmercapt<strong>an</strong>, Schwefelwasserstoff und Dimethylsulfid<br />

<strong>an</strong> <strong>der</strong> Ausprägung des <strong>an</strong>fänglichen Fehleindrucks <strong>an</strong> P vom<br />

Charakter ihres Eigengeruchs für möglich gehalten werden k<strong>an</strong>n, prägen die<br />

Verbindungen 1,8-Cineol, Linalool, Eugenol zusammen mit Eth<strong>an</strong>ol nachweislich<br />

das produkttypische Aroma <strong>von</strong> P (vgl. Kapitel 5.3.2, S. 88).<br />

3 Nachweis und Zuordnung <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff als Fehlgeruchssubst<strong>an</strong>z in P<br />

erfolgen erst in Kapitel 5.7, S. 116.


Ergebnisse: Instrumentelle Analytik<br />

Welche dieser geruchsaktiven Verbindungen nun für die beobachteten olfaktorischen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen bei P mit ver<strong>an</strong>twortlich gemacht werden können, wird<br />

im Folgenden untersucht.<br />

5.4.2 Stoffliche Verän<strong>der</strong>ungen während <strong>der</strong> Lagerzeit<br />

Eine notwendige Voraussetzung für die Auswahl problemrelev<strong>an</strong>ter, geruchsaktiver<br />

Subst<strong>an</strong>zen stellt die Verän<strong>der</strong>ung ihres instrumentell detektierbaren<br />

Signals während <strong>der</strong> Lagerdauer dar (vgl. Kapitel 3.6.4, S. 41).<br />

Daher wurden die Total-Ionen-Chromatogramme <strong>von</strong> fünf Produktionschargen<br />

mit <strong>einem</strong> Durchschnittsalter <strong>von</strong> 7 Jahren mit relativ jungen Chargen verglichen.<br />

Die Labormuster dieser Chargen waren direkt nach <strong>der</strong> Produktion bei<br />

-21 °C eingelagert worden, um eine Verbesserung des Geruchseindrucks zu<br />

verzögern.<br />

Nach Aufnahme <strong>der</strong> Massenspektren wurden alle Chromatogramme in gleicher<br />

Weise automatisch integriert. Die einzelnen Peakflächen <strong>der</strong> alten und<br />

<strong>der</strong> neuen Chargen wurden innerhalb <strong>der</strong> Altersgruppe aufgrund <strong>der</strong> Sc<strong>an</strong>zeiten<br />

ein<strong>an</strong><strong>der</strong> zugeordnet und gemittelt. Anschließend wurden <strong>an</strong>alog die<br />

jeweiligen Peakflächen <strong>der</strong> beiden Altersgruppen zuein<strong>an</strong><strong>der</strong> ins Verhältnis<br />

gesetzt.<br />

Dabei k<strong>an</strong>n die relative Stärke <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung , bei denen <strong>der</strong> Gehalt einer<br />

Subst<strong>an</strong>z während des Lagerzeitraums abnimmt, in Prozent direkt durch den<br />

Quotienten<br />

Peakfläche jung ⋅100<br />

> 100<br />

Peakfläche<br />

alt<br />

- 96 -<br />

(Gl. 11)<br />

und für alle "<strong>an</strong>abolen" Prozesse, bei denen Subst<strong>an</strong>zen während <strong>der</strong> Lagerzeit<br />

entstehen, durch<br />

ver<strong>an</strong>schaulicht werden.<br />

Peakfläche jung ⋅100<br />

< 100<br />

Peakfläche<br />

alt<br />

(Gl. 12).<br />

Da bei sehr kleinen Peaks in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Nachweisgrenze große Schw<strong>an</strong>kungen<br />

sowohl bei <strong>der</strong> Integration <strong>der</strong> Peakfläche als auch bei <strong>der</strong> Retentionszeit<br />

nicht zu vermeiden waren, wurde das Verfahren <strong>der</strong> Datenaufnahme,<br />

Integration, Zuordnung und Verhältnisbildung einmal vollständig wie<strong>der</strong>holt.<br />

Die Ergebnisse aus beiden, unabhängigen Versuchsreihen a und b stellen<br />

sich wie folgt dar:


Ergebnisse: Instrumentelle Analytik<br />

Abb. 5-20:<br />

Relative Abnahme<br />

<strong>von</strong> Subst<strong>an</strong>zen<br />

während <strong>der</strong><br />

Lagerzeit (a)<br />

Abb. 5-21:<br />

Relative Abnahme<br />

<strong>von</strong> Subst<strong>an</strong>zen<br />

während <strong>der</strong><br />

Lagerzeit (b, Wdh.)<br />

Abb. 5-22:<br />

Relative Zunahme<br />

<strong>von</strong> Subst<strong>an</strong>zen<br />

während <strong>der</strong><br />

Lagerzeit (a)<br />

1a./b. Subst<strong>an</strong>zen, die während <strong>der</strong> Lagerzeit abnehmen:<br />

rel. Abnahme während <strong>der</strong> Lagerzeit in %<br />

rel. Abnahme während <strong>der</strong> Lagerzeit in %<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000 2200 2400 2600 2800 3000 3200 3400 3600 3800 4000 4200 4400 4600 4800 5000 5200 5400 5600<br />

- 97 -<br />

Sc<strong>an</strong>-Nummer<br />

0<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000 2200 2400 2600 2800 3000 3200 3400 3600 3800 4000 4200 4400 4600 4800 5000 5200 5400<br />

SCAN-Nummer<br />

2a./b. Subst<strong>an</strong>zen, die während <strong>der</strong> Lagerzeit zunehmen:<br />

rel. Zunahme während <strong>der</strong> Lagerzeit in %<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000 2200 2400 2600 2800 3000 3200 3400 3600 3800 4000 4200 4400 4600 4800 5000 5200 5400 5600<br />

Sc<strong>an</strong>-Nummer


Ergebnisse: Instrumentelle Analytik<br />

rel. Zunahme während <strong>der</strong> Lagerzeit in %<br />

6000<br />

5500<br />

5000<br />

4500<br />

4000<br />

3500<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000 2200 2400 2600 2800 3000 3200 3400 3600 3800 4000 4200 4400 4600 4800 5000 5200 5400<br />

- 98 -<br />

Sc<strong>an</strong>-Nummer<br />

Die Wie<strong>der</strong>holung <strong>der</strong> Datenaufnahme, Integration und Zuordnung <strong>der</strong> Peakflächen<br />

zwischen den alten und jungen Mustern (Abbildungen 5-21 und 5-23)<br />

zeigt kein <strong>an</strong><strong>der</strong>es Ergebnis als <strong>der</strong> erste Versuch (Abbildungen 5-20 und 5-<br />

22). Daher ist eine Fehlzuordnung <strong>der</strong> Peaks zwischen den beiden Altersgruppen<br />

auszuschließen.<br />

Im Ergebnis belegt dieser Datenvergleich, dass die Hauptverän<strong>der</strong>ungen des<br />

<strong>Untersuchung</strong>smaterials während <strong>der</strong> Lagerzeit durch die Abnahme leichtest<br />

flüchtiger Verbindungen bedingt werden (Abbildungen 5-20 und 5-21). Die<br />

größte Gehaltsabnahme erfährt dabei Methylmercapt<strong>an</strong> mit Sc<strong>an</strong>-Nr. 165. Die<br />

Abnahme <strong>von</strong> Dimethylsulfid (Sc<strong>an</strong>-Nr. 265) und Ethylformiat (Sc<strong>an</strong>-Nr. 427)<br />

ist zwar in <strong>der</strong> ersten Versuchsreihe deutlicher ausgeprägt als in <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>holung,<br />

sie ist aber grundsätzlich wesentlich geringer als die Verän<strong>der</strong>ung des<br />

Gehalts <strong>von</strong> Methylmercapt<strong>an</strong>. Weiterhin fällt eine relativ hohe Konst<strong>an</strong>z <strong>der</strong><br />

übrigen Peakflächen auf.<br />

Den Verän<strong>der</strong>ungen bei Sc<strong>an</strong>-Nr. 3003 und 4190 (Abb. 5-20) konnten im Bibliotheksspektrenvergleich<br />

keine ausreichend sicher identifizierten Verbindungen<br />

zugewiesen werden. Der Anteil <strong>der</strong> absoluten Peakfläche des Sc<strong>an</strong>s 3003<br />

<strong>an</strong> <strong>der</strong> Gesamtpeakfläche lag unter 0,001 %, <strong>der</strong> des Sc<strong>an</strong>s 4190 bei<br />

0,004 %. Da diese Bereiche bei <strong>der</strong> GCO- und AEVA-<strong>Untersuchung</strong> nicht<br />

bzw. nicht übermäßig un<strong>an</strong>genehm (sauer, kalt, metallisch) auffällig geworden<br />

waren und die Flüchtigkeit <strong>der</strong> Verbindungen zudem gegen eine Beteiligung<br />

am olfaktorischen Fehleindruck sprachen (vgl. Kapitel 5.3.1.2, S. 95), wurden<br />

diese Verän<strong>der</strong>ungen nicht weiter untersucht. Die Suche nach den unbek<strong>an</strong>nten,<br />

olfaktorisch aktiven Subst<strong>an</strong>zen bei Sc<strong>an</strong> 4197 und 4392 (vgl. Tabelle,<br />

S. 95) wurde aufgrund <strong>der</strong> fehlenden stofflichen Verän<strong>der</strong>ung eingestellt.<br />

Alle Verän<strong>der</strong>ungen, die mit <strong>der</strong> Bildung <strong>von</strong> Subst<strong>an</strong>zen während <strong>der</strong> Lagerzeit<br />

einhergehen, sind verglichen mit <strong>der</strong> Abnahme des Methylmercapt<strong>an</strong>gehalts<br />

als gering zu bewerten. Nur zweimal konnte ein Anstieg <strong>der</strong> Peakflächen<br />

Abb. 5-23:<br />

Relative Zunahme<br />

<strong>von</strong> Subst<strong>an</strong>zen<br />

während <strong>der</strong><br />

Lagerzeit (b, Wdh)


Ergebnisse: Instrumentelle Analytik<br />

Abb. 5-24:<br />

Einfluss <strong>der</strong><br />

Aktivkohlefiltration<br />

auf den Gehalt <strong>von</strong><br />

Methylmercapt<strong>an</strong><br />

im Dampfraum über<br />

P<br />

während <strong>der</strong> Lagerzeit nachgewiesen werden (vgl. Abb. 5-22 und 5-23). Eine<br />

sichere Zuordnung dieser Spektren bei Sc<strong>an</strong>-Nr. 2620 und Sc<strong>an</strong>-Nr. 4270 im<br />

Spektrenvergleich gel<strong>an</strong>g nicht. Da beide Subst<strong>an</strong>zen mikro-olfaktorisch nicht<br />

auffällig waren, waren keinerlei Hinweise gegeben, die für eine Beteiligung<br />

„<strong>an</strong>aboler“ Prozesse <strong>an</strong> <strong>der</strong> Aromaverän<strong>der</strong>ung <strong>von</strong> P sprachen.<br />

Bei den drei aufgrund <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> AEV-Analyse für das Aroma <strong>von</strong> P<br />

ver<strong>an</strong>twortlichen Verbindungen Eugenol, 1,8-Cineol und Linalool konnten<br />

keine signifik<strong>an</strong>ten Verän<strong>der</strong>ungen im Gehalt festgestellt werden. Damit ist die<br />

Anwendbarkeit <strong>der</strong> AEVA auf das vorliegende Problem in Frage zu stellen.<br />

Die Verursachung des <strong>an</strong>fänglichen, un<strong>an</strong>genehmen Geruchseindrucks <strong>an</strong> P<br />

durch die schwefelhaltigen, leichtest flüchtigen Verbindungen muss dagegen<br />

als immer wahrscheinlicher <strong>an</strong>gesehen werden.<br />

5.4.3 Stoffliche Verän<strong>der</strong>ungen durch die Filtration über Aktivkohle<br />

Wie bereits beschrieben, führt eine Filtration über Aktivkohle zu einer sofortigen<br />

Verbesserung des Geruchseindrucks <strong>an</strong> P. Demnach müssen schon zwischen<br />

den beiden Zuständen "filtriert" und "unfiltriert" stoffliche Verän<strong>der</strong>ungen<br />

nachzuweisen sein.<br />

Die bisherigen <strong>Untersuchung</strong>en engen den Kreis potentieller Fehlgeruchssubst<strong>an</strong>zen<br />

auf nie<strong>der</strong>molekulare Schwefelverbindungen ein, obwohl die AEVA<br />

1,8-Cineol, Linalool und Eugenol neben Eth<strong>an</strong>ol als produktaromaprägend<br />

ausgewiesen hatte. Die Auswirkungen einer Filtration über Aktivkohle auf<br />

diese Geruchsstoffe zeigen folgende Graphiken.<br />

Flächen abs.<br />

Einfluss <strong>von</strong> Aktivkohle auf die Methylmercat<strong>an</strong>konzentration<br />

1000000<br />

900000<br />

800000<br />

700000<br />

600000<br />

500000<br />

400000<br />

300000<br />

200000<br />

100000<br />

0<br />

A B C D E F G H I J K L M N O P<br />

Chargen<br />

- 99 -<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

unfiltriert<br />

filtriert<br />

Abnahme relativ<br />

zum unfiltrierten<br />

Zust<strong>an</strong>d<br />

Aus Abbildung 5-24 geht hervor, dass die Beh<strong>an</strong>dlung mit Aktivkohle den Gehalt<br />

<strong>an</strong> Methylmercapt<strong>an</strong> im Mittel um ca. 50 % (zwischen 27 bis 85 %) reduziert.


Ergebnisse: Instrumentelle Analytik<br />

Der Anstieg <strong>der</strong> absoluten Peakflächen <strong>von</strong> Charge K <strong>an</strong> war durch die Einführung<br />

<strong>der</strong> direkten HS-GC-Kopplung im Gegensatz zu <strong>der</strong> zuvor praktizierten<br />

indirekten Kopplung (vgl. Kapitel 5.2.5 und 5.2.6, S. 81 und 82) bedingt.<br />

Auf die Konzentration <strong>von</strong> Dimethylsulfid im Dampfraum über P hat die Filtration<br />

über Aktivkohle einen wesentlich geringeren Einfluss als dies bei Methylmercapt<strong>an</strong><br />

<strong>der</strong> Fall ist.<br />

Flächen abs.<br />

Einfluss <strong>von</strong> Aktivkohle auf die Dimethylsulfidkonzentration<br />

5000000<br />

4500000<br />

4000000<br />

3500000<br />

3000000<br />

2500000<br />

2000000<br />

1500000<br />

1000000<br />

500000<br />

0<br />

A B C D E F G H I J K L M N O P<br />

Chargen<br />

- 100 -<br />

80 unfiltriert<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

-20<br />

-40<br />

-60<br />

filtriert<br />

relative<br />

Abnahme zum<br />

unfiltrierten<br />

Zust<strong>an</strong>d<br />

In etwa zwei Drittel <strong>der</strong> in Abbildung 5-25 dargestellten Fälle ist beim Vergleich<br />

<strong>der</strong> beiden Zustände "filtriert" und "unfiltriert" <strong>der</strong> Dimethylsulfidgehalt<br />

<strong>der</strong> mit Aktivkohle beh<strong>an</strong>delten Proben geringfügig höher als <strong>der</strong> <strong>der</strong> nicht filtrierten<br />

Probe. Nur etwa ein Drittel <strong>der</strong> Proben weist nach <strong>der</strong> Filtration einen<br />

verringerten Gehalt auf. Es k<strong>an</strong>n festgestellt werden, dass die Aktivkohlefiltration<br />

keinen signifikaten Einfluss auf die Verringerung des Gehalts <strong>an</strong> Dimethylsulfid<br />

in P besitzt.<br />

Die Steigerung <strong>der</strong> Nachweisempfindlichkeit des Dimethylsulfids durch die direkte<br />

HS-Kopplung ist mit <strong>der</strong> des Methylmercapt<strong>an</strong>s vergleichbar. Einen Einfluss<br />

<strong>der</strong> Aktivkohlefiltration auf die <strong>an</strong><strong>der</strong>en Aromakomponenten 1,8-Cineol,<br />

Linalool und Eugenol konnte nicht nachgewiesen werden.<br />

5.4.4 Stoffliche Verän<strong>der</strong>ungen durch pH-Wert-Senkung<br />

Bei den Verkostungen zu Beginn <strong>der</strong> <strong>Untersuchung</strong>en war nach Ansäuerung<br />

<strong>der</strong> Proben eine Verstärkung des Fehlgeruchs bemerkt worden. Die folgende<br />

Graphik (Abb. 5-26) stellt daher die Gehalte <strong>von</strong> Methylmercapt<strong>an</strong> und Dimethylsulfid<br />

im Gasraum über vier verschiedenen Mustern A bis D jeweils mit<br />

und ohne Säurezusatz dar. Der pH-Wert nach Ansäuerung lag bei 1, <strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

nicht beh<strong>an</strong>delten Probe bei 6,5.<br />

Abb. 5-25:<br />

Einfluss <strong>der</strong> Aktivkohlefiltration<br />

auf<br />

den Gehalt <strong>von</strong><br />

Dimethylsulfid im<br />

Dampfraum über P


Ergebnisse: Instrumentelle Analytik<br />

Abb. 5-26:<br />

Einfluss <strong>von</strong> Säurezusatz<br />

auf das Verteilungsgleichgewicht<br />

<strong>von</strong> Methylmercapt<strong>an</strong><br />

und Dimethylsulfid<br />

Abb. 5-27:<br />

Absolute<br />

Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Gasraumzusammensetzung<br />

über P<br />

nach Wasserzusatz,<br />

leichtest flüchtige<br />

Fraktion<br />

Flächen abs.<br />

350000<br />

300000<br />

250000<br />

200000<br />

150000<br />

100000<br />

50000<br />

0<br />

A B C D A B C D<br />

Methylmercapt<strong>an</strong> Dimethylsulfid<br />

- 101 -<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

mit Säurezusatz<br />

ohne Säurezusatz<br />

durch Säurezusatz<br />

bedingte Erhöhung in %<br />

Deutlich ist durch den Säurezusatz die Verschiebung des Methylmercapt<strong>an</strong>gleichgewichts<br />

auf die Seite <strong>der</strong> Gasphase zu erkennen. Dagegen hat <strong>der</strong><br />

Säurezusatz auf die Dampfraumkonzentration des Dimethylsulfids keinen Einfluss.<br />

Ein Einfluss des Säurezusatzes auf die <strong>an</strong><strong>der</strong>en Aromakomponenten 1,8-<br />

Cineol, Linalool und Eugenol konnte mittels HS/GC/MS nicht nachgewiesen<br />

werden.<br />

5.4.5 Stoffliche Verän<strong>der</strong>ungen durch Wasserzusatz<br />

Um die Geruchsverbesserungen <strong>an</strong> P nach Wasserzugabe zu untersuchen,<br />

wurden gleiche Volumina des <strong>Untersuchung</strong>smaterials mit steigenden Volumina<br />

Wasser in HS-Vials versetzt. Die sich auf die Analytik nur geringfügig<br />

auswirkenden, unterschiedlichen Füllmengen hatten den Vorteil, den Einfluss<br />

des Wassers auf konst<strong>an</strong>te Fehlgeruchsmengen zu vergleichen. Bei <strong>der</strong><br />

HS/GC/MS-Analyse wurden folgende Ergebnisse erzielt:<br />

Fläche abs.<br />

1,4E+06<br />

1,2E+06<br />

1,0E+06<br />

8,0E+05<br />

6,0E+05<br />

4,0E+05<br />

2,0E+05<br />

0,0E+00<br />

-0,5 0,5 1,5 2,5 3,5<br />

Verdünnungsfaktor<br />

Methylmercapt<strong>an</strong><br />

Dimethylsulfid<br />

Ameisensäureethylester


Ergebnisse: Instrumentelle Analytik<br />

Fläche rel.<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

-0,5 0,5 1,5 2,5 3,5<br />

Verdünnungsfaktor<br />

- 102 -<br />

Methylmercapt<strong>an</strong><br />

Dimethylsulfid<br />

Ameisensäureethylester<br />

Die Abbildung 5-27 stellt die absoluten Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Peakflächen <strong>der</strong><br />

drei leichtest flüchtigen Komponenten Methylmercapt<strong>an</strong>, Dimethylsulfid und<br />

Ethylformiat dar. In Abbildung 5-28 werden diese durch die relativen Verän<strong>der</strong>ungen,<br />

bezogen auf die unverdünnte Probe, noch verdeutlicht.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> großen Flächenunterschiede wird das Verhalten <strong>der</strong> flüchtigen<br />

Terpenkohlenwasserstoffe nach Wasserzusatz in <strong>der</strong> folgenden Graphik geson<strong>der</strong>t<br />

festgehalten.<br />

Fläche abs.<br />

4,5E+08<br />

4,0E+08<br />

3,5E+08<br />

3,0E+08<br />

2,5E+08<br />

2,0E+08<br />

1,5E+08<br />

1,0E+08<br />

5,0E+07<br />

0,0E+00<br />

-0,5 0,5 1,5 2,5 3,5<br />

Verdünnungsfaktor<br />

a-Pinen<br />

Camphen<br />

ß-Pinen<br />

Sabinen<br />

Die beiden Graphiken (Abb. 5-28 und 5-29) machen deutlich, wie sich das<br />

Verteilungsgleichgewicht <strong>der</strong> Terpenkohlenwasserstoffe, aber auch das des<br />

Dimethylsulfids, bei Zusatz <strong>von</strong> Wasser aus <strong>der</strong> flüssigen Phase heraus in den<br />

Dampfraum verschiebt.<br />

G<strong>an</strong>z <strong>an</strong><strong>der</strong>s verhalten sich Methylmercapt<strong>an</strong> o<strong>der</strong> Ameisensäureethylester.<br />

Bei beiden Subst<strong>an</strong>zen nehmen <strong>der</strong> Dampfdruck und damit die Konzentration<br />

in <strong>der</strong> Gasphase nach Wasserzusatz ab (Abb. 5-27, 5-28).<br />

Abb. 5-28:<br />

Relative<br />

Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Gasraumzusammensetzung<br />

über P<br />

nach Wasserzusatz,<br />

leichtest<br />

flüchtige Fraktion<br />

Abb. 5-29:<br />

Absolute<br />

Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Gasraumzusammensetzung<br />

über P<br />

nach Wasserzusatz,<br />

Terpen-Fraktion


Ergebnisse: Instrumentelle Analytik<br />

Abb. 5-30 :<br />

Einfluss tiefer<br />

Temperaturen auf<br />

die Verän<strong>der</strong>ung<br />

des Gehalts <strong>an</strong><br />

Methylmercap-t<strong>an</strong><br />

und Dimethylsulfid<br />

zweier Chargen A<br />

und B, absolute<br />

Peakflächen<br />

RT =<br />

Raumtemperatur<br />

TK = Tiefkühlung<br />

Dies ist ein weiterer Hinweis darauf, dass die Verbindung Dimethylsulfid eine<br />

weitaus geringere Rolle beim Zust<strong>an</strong>dekommen des Fehlgeruchs spielen<br />

muss als zunächst <strong>an</strong>genommen wurde. Das beobachtete Verhalten des<br />

Fehlgeruchsstoffs Methylmercapt<strong>an</strong> dagegen steht mit den makro-olfaktorischen<br />

Verbesserungen nach Wasserzusatz im Einkl<strong>an</strong>g.<br />

Das Verhalten <strong>von</strong> 1,8-Cineol, Linalool und Eugenol nach Wasserzugabe<br />

konnte mit <strong>der</strong> Headspace-Technik nicht untersucht werden, da sich die drei<br />

Subst<strong>an</strong>zen mit dieser im Gasraum über P nicht nachweisen ließen. Aufgrund<br />

ihres unpolaren Charakters und ihrer vergleichsweise schlechten Wasserlöslichkeit<br />

k<strong>an</strong>n aber <strong>an</strong>genommen werden, dass sich ihre Verteilungsgleichgewichte<br />

<strong>an</strong>alog zu denen <strong>der</strong> aufgeführten Terpenkohlenwasserstoffe durch die<br />

Wasserzugabe verschieben.<br />

5.4.6 Stoffliche Verän<strong>der</strong>ungen bei tiefen Temperaturen<br />

Im Laufe <strong>der</strong> <strong>Untersuchung</strong>en fiel <strong>an</strong> Labormustern eine im Vergleich zur<br />

t<strong>an</strong>kgelagerten Charge relativ schnelle Verbesserung <strong>der</strong> olfaktorischen<br />

Merkmale auf. Durch Tiefkühllagerung konnte sie verl<strong>an</strong>gsamt werden (vgl.<br />

Kapitel 5.1.5, S. 68). Um die Verschiebungen <strong>der</strong> Aromastoffe bei unterschiedlichen<br />

Lagertemperaturen zu studieren, wurden zwei Chargen A und B<br />

in je zwei 1l -Glasflaschen gefüllt. Ein Muster wurde bei –21 °C tiefgekühlt<br />

(TK), das <strong>an</strong><strong>der</strong>e unter Lichtausschluss bei Raumtemperatur (RT) gelagert. In<br />

nicht äquidist<strong>an</strong>ten Zeitabständen wurden die beiden tiefgekühlten gegen die<br />

bei Raumtemperatur gelagerten Proben verkostet und mittels GC/MS instrumentell-<strong>an</strong>alytisch<br />

verglichen.<br />

Der direkte Vergleich <strong>der</strong> absoluten Peakflächen <strong>von</strong> Methylmercapt<strong>an</strong> und<br />

Dimethylsulfid in <strong>der</strong> tiefgekühlten und bei Raumtemperatur gelagerten Vari<strong>an</strong>te<br />

ergibt folgendes Bild:<br />

Fläche abs.<br />

450000<br />

400000<br />

350000<br />

300000<br />

250000<br />

200000<br />

150000<br />

100000<br />

50000<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100 120<br />

Lagerzeit in d<br />

- 103 -<br />

Methylmercapt<strong>an</strong> RT<br />

Methylmercapt<strong>an</strong> TK<br />

Dimethylsulfid RT<br />

Dimethylsulfid TK<br />

Charge A


Ergebnisse: Instrumentelle Analytik<br />

Fläche abs.<br />

400000<br />

350000<br />

300000<br />

250000<br />

200000<br />

150000<br />

100000<br />

50000<br />

0<br />

50 100 150<br />

Lagerzeit in d<br />

- 104 -<br />

Methylmercapt<strong>an</strong> RT<br />

Methylmercapt<strong>an</strong> TK<br />

Dimethylsulfid RT<br />

Dimethylsulfid TK<br />

Charge B<br />

Werden die absoluten Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Verbindungen über die Lagerzeit<br />

betrachtet, so nimmt <strong>der</strong> Gehalt <strong>von</strong> Methylmercapt<strong>an</strong> und Dimethylsulfid bei<br />

beiden Chargen A und B ab. Methylmercapt<strong>an</strong> ist nach etwa 100 Tagen Lagerung<br />

bei Raumtemperatur nicht mehr in den Proben nachweisbar, Dimethylsulfid<br />

nimmt l<strong>an</strong>gsamer ab.<br />

In den tiefgekühlten Mustern sind in Relation aber stets höhere Gehalte bei<strong>der</strong><br />

Subst<strong>an</strong>zen zu finden. Beson<strong>der</strong>s die Betrachtung <strong>der</strong> relativen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

zwischen den bei Raumtemperatur und den tiefgekühlt gelagerten Proben<br />

zeigt abermals das unterschiedliche Verhalten <strong>von</strong> Methylmercapt<strong>an</strong> und Dimethylsulfid<br />

(Abb. 5-31).<br />

Abnahme bei RT in Relation zu TK<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100 120<br />

Lagerzeit in d<br />

Methylmercapt<strong>an</strong> RT<br />

Dimethylsulfid RT<br />

Methylmercapt<strong>an</strong> TK<br />

Dimethylsulfid TK<br />

Charge A<br />

Abb. 5-31:<br />

Einfluss tiefer<br />

Temperaturen auf<br />

die Verän<strong>der</strong>ung<br />

des Gehalts <strong>an</strong><br />

Methylmercapt<strong>an</strong><br />

und Dimethylsulfid<br />

zweier Chargen A<br />

und B,relative<br />

Verän<strong>der</strong>ungen<br />

RT =<br />

Raumtemperatur<br />

TK = Tiefkühlung


Ergebnisse: Instrumentelle Analytik<br />

Abb. 5-32 :<br />

Einfluss tiefer<br />

Temperaturen auf<br />

die Verän<strong>der</strong>ung<br />

des Gehalts <strong>an</strong><br />

Eugenol, 1,8-Cineol<br />

und Linalool zweier<br />

Chargen A und B,<br />

absolute<br />

Peakflächen<br />

RT =<br />

Raumtemperatur<br />

TK = Tiefkühlung<br />

Abnahme bei RT in Relation zu TK<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

50 70 90 110 130 150 170<br />

Lagerzeit in d<br />

- 105 -<br />

Methylmercapt<strong>an</strong> RT<br />

Dimethylsulfid RT<br />

Methylmercapt<strong>an</strong> TK<br />

Dimethylsulfid TK<br />

Charge B<br />

Hier wird zudem deutlich, dass sich <strong>der</strong> Gehalt <strong>an</strong> Methylmercapt<strong>an</strong> in beiden<br />

Chargen bei Raumtemperatur wesentlich schneller verringert als <strong>der</strong> des Dimethylsulfids.<br />

Bei den <strong>Untersuchung</strong>en wurden auch die Gehalte <strong>der</strong> drei Inhaltsstoffe<br />

1,8-Cineol, Linalool und Eugenol verglichen, die aufgrund ihrer hohen Verdünnungsfaktoren<br />

bei <strong>der</strong> Aromaextraktverdünnungs<strong>an</strong>alyse das Aroma des<br />

<strong>Untersuchung</strong>smaterials in hohem Maße prägen.<br />

Nachfolgend werden in Abbildung 5-32 wie oben bereits geschehen die absoluten<br />

Flächen <strong>der</strong> Subst<strong>an</strong>zpeaks <strong>der</strong> GC/MS-Analysen über <strong>der</strong> Lagerzeit<br />

aufgetragen und in Abbildung 5-33 die Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> bei Raumtemperatur<br />

gelagerten Probe in Relation zur tiefgekühlten gesetzt. Die absoluten<br />

Flächen des Eugenols werden zum einfacheren Vergleich zehnfach verkleinert<br />

dargestellt.<br />

Fläche abs.<br />

200000000<br />

160000000<br />

120000000<br />

80000000<br />

40000000<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100 120<br />

Lagerzeit in d<br />

Eugenol RT (1/10)<br />

Eugenol TK (1/10)<br />

1,8-Cineol RT<br />

1,8-Cineol TK<br />

Linalool RT<br />

Linalool TK<br />

Charge A


Ergebnisse: Instrumentelle Analytik<br />

Fläche abs.<br />

250000000<br />

200000000<br />

150000000<br />

100000000<br />

50000000<br />

Abnahme bei RT in Relation zu TK<br />

Abnahme bei RT in Relation zu TK<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

0<br />

50 70 90 110 130 150 170<br />

Lagerzeit in d<br />

0 20 40 60 80 100 120<br />

Lagerzeit in d<br />

50 70 90 110 130 150 170<br />

Lagerzeit in d<br />

- 106 -<br />

Eugenol RT (1/10)<br />

Eugenol TK (1/10)<br />

1,8-Cineol RT<br />

1,8-Cineol TK<br />

Linalool RT<br />

Linalool TK<br />

Charge B<br />

Charge A<br />

Charge B<br />

Eugenol RT<br />

Eugenol TK<br />

1,8-Cineol RT<br />

1,8-Cineol TK<br />

Linalool RT<br />

Linalool TK<br />

Eugenol RT<br />

Eugenol TK<br />

1,8-Cineol RT<br />

1,8-Cineol TK<br />

Linalool RT<br />

Linalool TK<br />

Abb. 5-33 :<br />

Einfluss tiefer<br />

Temperaturen auf<br />

die Verän<strong>der</strong>ung<br />

des Gehalts <strong>an</strong><br />

Eugenol, 1,8-Cineol<br />

und Linalool zweier<br />

Chargen A und B,<br />

relative<br />

Peakflächen


Ergebnisse: Instrumentelle Analytik<br />

Abb. 5-34 :<br />

Temperaturverlauf<br />

des Destillationsgutes<br />

während <strong>der</strong><br />

Produktion <strong>von</strong> P<br />

Verglichen mit den Abnahmen <strong>an</strong> Methylmercapt<strong>an</strong> und Dimethylsulfid während<br />

<strong>der</strong> Lagerung bei Raumtemperatur lassen sich die Gehaltsentwicklungen<br />

<strong>von</strong> 1,8-Cineol, Linalool und Eugenol bei den bei Raumtemperatur gelagerten<br />

Chargen nicht <strong>von</strong> den tiefgekühlt gelagerten Proben unterscheiden. Die relativen<br />

Unterschiede im Vergleich <strong>der</strong> beiden Lagertemperaturen sind gering,<br />

die Peakflächen schw<strong>an</strong>ken im Mittel nur um etwa 10 % während <strong>der</strong> betrachteten<br />

Lagerzeit (Abb. 5-33).<br />

Hinweise auf eine relative Ab- o<strong>der</strong> Zunahme in <strong>der</strong> bei Raumtemperatur gelagerten<br />

Probe, die mit <strong>der</strong> schnelleren Verbesserung des Geruchs einhergehen<br />

konnten, ergaben sich somit für Eugenol, 1,8-Cineol und Linalool erneut<br />

nicht.<br />

5.5 Instrumentelle <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> Destillationsübergänge<br />

Die <strong>Untersuchung</strong> <strong>von</strong> Destillationsübergängen verfolgte zwei Absichten.<br />

Erstens sollte <strong>der</strong> Konzentrierungseffekt <strong>der</strong> Fraktionierung die Identifizierung<br />

potentieller Geruchsstoffe ermöglichen bzw. erleichtern. Zweitens sollten mögliche<br />

Einflussnahmen auf das Fehlgeruchsphänomen über die Steuerung des<br />

Destillationsprozesses aufgezeigt werden.<br />

Die Temperatur des Destillationsgutes über die Zeit ver<strong>an</strong>schaulicht die folgende<br />

Graphik. Bei dieser, eine Produktion begleitenden <strong>Untersuchung</strong> wurde<br />

<strong>der</strong> Herstellungsprozess viermal durch Temperaturabsenkung unterbrochen.<br />

Temperatur °C<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 1100<br />

Destillationszeit in Zeiteinheiten<br />

Typische Komponenten aus P werden im Folgenden entwe<strong>der</strong> aufgrund ihrer<br />

sensorischen Relev<strong>an</strong>z o<strong>der</strong> aufgrund ihres Überg<strong>an</strong>gsverhaltens während<br />

<strong>der</strong> Destillation gruppiert dargestellt.<br />

- 107 -


Ergebnisse: Instrumentelle Analytik<br />

1. Überg<strong>an</strong>gsverhalten leichtest flüchtiger Subst<strong>an</strong>zen mit <strong>einem</strong> Siedepunkt<br />

unter 78 °C:<br />

rel. Überg<strong>an</strong>gsraten<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 1100<br />

Destillationszeit in Zeiteinheiten<br />

- 108 -<br />

Acetaldehyd<br />

Ethylformiat<br />

Ethylacetat<br />

Die drei Subst<strong>an</strong>zen Acetaldehyd, Etylformiat und Ethylacetat (Abb. 5-35)<br />

zeichnen sich durch hohe Flüchtigkeit aus und zeigen Anreicherungstendenzen<br />

in <strong>der</strong> Gasphase während <strong>der</strong> Destillationspausen. Sie treten verstärkt in<br />

den ersten Fraktionen nach den Pausen auf. Ansonsten kennzeichnen sie<br />

relativ konst<strong>an</strong>te, geringe Überg<strong>an</strong>gsraten.<br />

2. Überg<strong>an</strong>gsverhalten cyclischer Monoterpene:<br />

rel. Überg<strong>an</strong>gsraten<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 1100<br />

Destillationszeit in Zeiteinheiten<br />

a-Pinen<br />

ß-Pinen<br />

Camphen<br />

a-Terpinen<br />

g-Terpinen<br />

(+)-3-Caren<br />

ß-Myrcen<br />

a-Phell<strong>an</strong>dren<br />

ß-Phell<strong>an</strong>dren<br />

R(+)-Limonen<br />

p-Cymen<br />

Diese Gruppe wird durch eine mehr o<strong>der</strong> weniger stetige Abnahme <strong>der</strong> <strong>von</strong><br />

Beginn <strong>an</strong> hohen Überg<strong>an</strong>gsraten während <strong>der</strong> ersten Destillationsphase cha-<br />

rakterisiert. Nur bei α- und γ-Terpinen ist noch eine Anreicherung in <strong>der</strong> Gasphase<br />

während <strong>der</strong> ersten Destillationspause zu bemerken.<br />

Die Überg<strong>an</strong>gsraten in <strong>der</strong> zweiten Hälfte <strong>der</strong> Destillation sind gering.<br />

Abb. 5-35 :<br />

Überg<strong>an</strong>gsverhalten<br />

leichtest flüchtiger<br />

Subst<strong>an</strong>zen mit <strong>einem</strong><br />

Siedepunkt unter 78 °C<br />

Abb. 5-36:<br />

Überg<strong>an</strong>gsverhalten<br />

cyclischer Monoterpene


Ergebnisse: Instrumentelle Analytik<br />

Abb. 5-37 :<br />

Überg<strong>an</strong>gsverhalten<br />

<strong>von</strong> Subst<strong>an</strong>zen, die<br />

wasserdampfflüchtig<br />

sind<br />

Abb. 5-38 :<br />

Überg<strong>an</strong>gsverhalten<br />

<strong>von</strong> Sesquiterpenen<br />

3. Überg<strong>an</strong>gsverhalten <strong>von</strong> Subst<strong>an</strong>zen, die wasserdampf-flüchtig sind:<br />

rel. Überg<strong>an</strong>gsraten<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 1100<br />

Destillationszeit in Zeiteinheiten<br />

- 109 -<br />

Sabinen<br />

1,8-Cineol<br />

Essigsäure<br />

Furfuraldehyd<br />

a-Copaen<br />

Linalool<br />

Die in Abb. 5-37 dargestellte Subst<strong>an</strong>zgruppe zeichnet sich durch wachsende<br />

Überg<strong>an</strong>gsraten zu Beginn <strong>der</strong> Destillation und durch Überg<strong>an</strong>gsmaxima bei<br />

sinkenden Alkoholkonzentrationen und steigenden Temperaturen aus.<br />

4. Überg<strong>an</strong>gsverhalten <strong>von</strong> Sesquiterpenen<br />

rel. Überg<strong>an</strong>gsraten<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 1100<br />

Destillationszeit in Zeiteinheiten<br />

tr. Caryophyllen<br />

a-Humulen<br />

Zingiberen<br />

Bisabolen<br />

ß-Sesquiphell<strong>an</strong>dren<br />

Die Subst<strong>an</strong>zgruppe <strong>der</strong> Sesquiterpene zeigt ebenfalls stetig steigende Überg<strong>an</strong>gsraten<br />

in <strong>der</strong> ersten Hälfte <strong>der</strong> Destillation. Bei sinken<strong>der</strong> Alkoholkonzentration<br />

und steigen<strong>der</strong> Temperatur des Destillationsgutes steigen diese zum<br />

Ende hin nochmals kurz <strong>an</strong>. Dennoch geht die Hauptmenge jener Gruppe in<br />

<strong>der</strong> ersten Hälfte <strong>der</strong> Destillation über. Eine Anreicherung <strong>der</strong> Subst<strong>an</strong>zen in<br />

<strong>der</strong> Gasphase während <strong>der</strong> Destillationspausen ist nicht zu verzeichnen.


Ergebnisse: Instrumentelle Analytik<br />

5. Überg<strong>an</strong>gsverhalten <strong>von</strong> Subst<strong>an</strong>zen mit geringer Flüchtigkeit:<br />

rel. Überg<strong>an</strong>gsraten<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 1100<br />

Destillationszeit in Zeiteinheiten<br />

- 110 -<br />

Zimtaldehyd<br />

Eugenol<br />

Isoeugenol<br />

Myristicin<br />

Diese Gruppe ist durch hohe Überg<strong>an</strong>gsraten in <strong>einem</strong> relativ engen Zeitfenster<br />

bei über 78 °C steigenden Destillationstemperaturen charakterisiert.<br />

Die Überg<strong>an</strong>gsraten <strong>der</strong> Subst<strong>an</strong>zen, die mit dem Zust<strong>an</strong>dekommen des<br />

Fehlgeruchs in Verbindung gebracht werden könnten, stellt Abbildung 5-42<br />

dar:<br />

rel. Überg<strong>an</strong>gsraten<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 1100<br />

Destillationszeit in Zeiteinheiten<br />

H2S<br />

Dimethylsulfid<br />

Methylmercapt<strong>an</strong><br />

Neben den beiden Verbindungen Methylmercapt<strong>an</strong> und Dimethylsulfid, die als<br />

für den Fehleindruck potentiell ver<strong>an</strong>twortliche Subst<strong>an</strong>zen bisher in Frage zu<br />

kommen schienen, gab es bei den <strong>Untersuchung</strong>en <strong>der</strong> Destillationsfraktionen<br />

erstmals Hinweise auf die Gegenwart <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff mittels<br />

HRGC/MS. Der eindeutige Nachweis gel<strong>an</strong>g allerdings erst später mittels<br />

HRGC/HRMS (vgl. Kapitel 5.7.2, S. 118).<br />

Während Dimethylsulfid hauptsächlich im Vorlauf <strong>der</strong> Destillation übergeht,<br />

was die Eindrücke <strong>der</strong> sensorischen <strong>Untersuchung</strong>en <strong>der</strong> ersten Fraktionen<br />

des Destillats unterstützte (vgl. Kapitel 5.1.7, S. 69), fällt bei Betrachtung <strong>der</strong><br />

Abb. 5-39:<br />

Überg<strong>an</strong>gsverhalten<br />

<strong>von</strong> Subst<strong>an</strong>zen mit<br />

geringer Flüchtigkeit<br />

Abb. 5-40:<br />

Überg<strong>an</strong>gsverhalten<br />

<strong>von</strong> Subst<strong>an</strong>zen, die<br />

den <strong>an</strong>fänglichen<br />

Fehlgeruch bedingen<br />

könnten


Ergebnisse: Instrumentelle Analytik<br />

Abbildung 5-40 auf, dass Schwefelwasserstoff unerwarteterweise erst etwa<br />

zur Halbzeit <strong>der</strong> ersten Destillationsphase in den Fraktionen nachzuweisen ist.<br />

Auch die Überg<strong>an</strong>gsraten des Methylmercapt<strong>an</strong>s beginnen zu diesem Zeitpunkt<br />

leicht zu steigen.<br />

Bei Subst<strong>an</strong>zen mit einer <strong>der</strong>art hohen Flüchtigkeit wäre aber ein Überg<strong>an</strong>gs-<br />

verhalten <strong>an</strong>alog zu dem des Dimethylsulfids o<strong>der</strong> α-Pinens zu erwarten. Der<br />

beobachteten Verlauf k<strong>an</strong>n daher nur durch eine Freisetzung <strong>der</strong> beiden Verbindungen<br />

im Sinne einer Entstehung während <strong>der</strong> Destillation erklärt werden<br />

(vgl. Kapitel 6.4, S. 130).<br />

Des Weiteren zeigen die <strong>Untersuchung</strong>en, dass eine Beeinflussung des Fehlgeruchs<br />

durch Herstellungsprozessän<strong>der</strong>ungen nicht möglich ist: Sowohl im<br />

Vorlauf als auch im Nachlauf <strong>der</strong> Destillation gehen wesentliche Komponenten<br />

<strong>von</strong> P über, <strong>der</strong>en Ausblendung einer Rezepturän<strong>der</strong>ung gleich käme. So wird<br />

<strong>der</strong> Vorlauf durch die Destillation <strong>der</strong> Monoterpenfraktion, <strong>der</strong> Nachlauf durch<br />

die <strong>der</strong> Sesquiterpen und phenolischen Verbindungen geprägt. Außerdem<br />

scheinen die Überg<strong>an</strong>gsraten <strong>der</strong> potentiellen Fehlgeruchsstoffe Methylmercapt<strong>an</strong><br />

und auch die des Schwefelwasserstoffs in <strong>der</strong> Hauptfraktion des<br />

Destillates überzugehen und damit gar nicht separierbar zu sein.<br />

5.6 Methylmercapt<strong>an</strong> und Dimethylsulfid<br />

5.6.1 Gehaltsbestimmung mittels HS/GC/MS<br />

Die Gehaltsbestimmung <strong>von</strong> Methylmercapt<strong>an</strong> und Dimethylsulfid in P erfolgte<br />

über eine externe Kalibrierung mittels direkt gekoppelter HS/GC/MS. Als Referenzen<br />

wurden Methylmercapt<strong>an</strong> (FLUKA 67733, Lot-Nr. 91809/1 1095) aus<br />

einer Nie<strong>der</strong>druckgasflasche sowie Dimethylsulfid (Merck, Art.-Nr. 8.20833,<br />

LOT-Nr. 43900565) in eine tiefgekühlte Vorlage einer sensorisch einw<strong>an</strong>dfreien,<br />

mehrere Jahre gelagerten, nachweislich <strong>von</strong> den beiden Analyten<br />

freien, Charge (Matrixcharge) geleitet. Der Gehalt wurde durch Differenzwägung<br />

<strong>der</strong> St<strong>an</strong>dardlösungskolben nach Temperierung ermittelt. Anschließend<br />

wurden die so erstellten St<strong>an</strong>dards mit <strong>der</strong> Matrixcharge verdünnt und mittels<br />

HS/GC/MS vermessen.<br />

Die Eichgeraden und -funktionen werden in den Abbildungen 5-41 und 5-42<br />

wie<strong>der</strong>gegeben:<br />

- 111 -


Methylmercapt<strong>an</strong> und Dimethylsulfid<br />

m/z 47 + 62<br />

m/z 47 + 48<br />

600000<br />

500000<br />

400000<br />

300000<br />

200000<br />

100000<br />

90000<br />

80000<br />

70000<br />

60000<br />

50000<br />

40000<br />

30000<br />

20000<br />

10000<br />

0<br />

0<br />

- 112 -<br />

y = 7185,7x - 40735<br />

R 2 = 0,9941<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Dimethylsulfid in µg/100 ml<br />

y = 35208x - 9959,2<br />

R 2 = 0,9899<br />

0 1 2 3<br />

Methylmercapt<strong>an</strong> in µg/100 ml<br />

Die qu<strong>an</strong>titative <strong>Untersuchung</strong> dieser schwefelhaltigen, flüchtigen Verbindungen<br />

in P mittels HS/GC/MS erwies sich trotz <strong>der</strong> relativ hohen Korrelationskoeffizienten<br />

als schwierig und wenig präzise. Aus den Verhältnissen <strong>der</strong><br />

Peakflächen leichter flüchtigen Verbindungen zahlreicher <strong>Untersuchung</strong>en<br />

junger Chargen ließ sich daher nur ein Gehaltsbereich abschätzen. D<strong>an</strong>ach<br />

liegen die Gehalte <strong>an</strong> Methylmercapt<strong>an</strong> in jungen, unfiltrierten Proben <strong>von</strong> P<br />

zwischen 10 - 50 µg/l, die <strong>an</strong> Dimethylsulfid zwischen 200 - 600 µg/l.<br />

5.6.2 Geruchsschwelle <strong>von</strong> Methylmercapt<strong>an</strong><br />

Zur Bestimmung <strong>der</strong> Geruchsschwelle <strong>von</strong> Methylmercapt<strong>an</strong> wurde eine Methylmercapt<strong>an</strong>-Stammlösung<br />

mit einer mehrere Jahre alten, sensorisch einw<strong>an</strong>dfreien<br />

Matrixcharge P, wie bereits in Kapitel 5.6 bei <strong>der</strong> Gehaltsbestimmung<br />

beschrieben, hergestellt. Mit dieser Stammlösung wurden neun Verkostungsst<strong>an</strong>dards<br />

<strong>der</strong>selben Charge in Verkostungsgläsern mit steigenden<br />

Dosen Methylmercapt<strong>an</strong> versetzt und <strong>an</strong>alog dem Verkostungsverfahren in<br />

Kapitel 4.2.4, S. 57, die Geruchsschwelle bestimmt.<br />

Abb. 5-41:<br />

Eichgerade für<br />

Dimethylsulfid in P<br />

Abb. 5-42:<br />

Eichgerade <strong>von</strong><br />

Methylmercapt<strong>an</strong> in P


Methylmercapt<strong>an</strong> und Dimethylsulfid<br />

In <strong>der</strong> folgenden Tabelle sind die Geruchsassoziationen <strong>der</strong> Testpersonen<br />

beschrieben:<br />

Glas Gehalt Prüfer 1 Prüfer 2 Prüfer 3<br />

1 0 µg/l gut, normal <strong>an</strong>genehm gut<br />

2 0 µg/l <strong>an</strong><strong>der</strong>s normal gut<br />

3 4,2 µg/l schlecht, kohlig schlecht, kloakig Verän<strong>der</strong>ung<br />

4 10,5 µg/l schlecht, kohlig schlecht, kloakig Verän<strong>der</strong>ung<br />

5 21 µg/l schlecht, kohlig schlecht, kloakig schlecht, kohlig<br />

6 31,5 µg/l schlecht, kohlig schlecht, kaffeeartig schlecht, kohlig<br />

7 42 µg/l schlecht, kohlig kohlig schlecht, kohlig<br />

8 84 µg/l schlecht, kohlig kohlig schlecht, kohlig<br />

9 126 µg/l schlecht, kohlig kohlig schlecht, kohlig<br />

Bereits beim ersten Methylmercapt<strong>an</strong> enthaltenden St<strong>an</strong>dard (Glas Nr. 3) nahmen<br />

alle drei Verkoster eine Verän<strong>der</strong>ung wahr, zwei <strong>von</strong> ihnen beschrieben<br />

den Geruch bereits als un<strong>an</strong>genehm.<br />

Die Geruchsschwelle <strong>von</strong> Methylmercapt<strong>an</strong> im <strong>Untersuchung</strong>smaterial wird<br />

damit auf 5 µg/l festgesetzt.<br />

Die Erkennungsschwelle liegt offenbar nur knapp über <strong>der</strong> Geruchsschwelle,<br />

da 2 <strong>der</strong> 3 Verkoster bereits mit dem ersten, Methylmercapt<strong>an</strong> enthaltenen<br />

St<strong>an</strong>dard eine zutreffende Geruchsbeschreibung geben konnten. Die Erkennungsschwelle<br />

in P wird bei 10 µg Methylmercapt<strong>an</strong>/l gesehen.<br />

5.6.3 Geruchsschwelle <strong>von</strong> Dimethylsulfid<br />

Die Versuchsdurchführung erfolgte <strong>an</strong>alog dem Vorgehen <strong>der</strong> Geruchsschwellenwertbestimmung<br />

bei Methylmercapt<strong>an</strong> im vorherigen Kapitel.<br />

Das Ergebnis dieser Versuchsreihe mit fünf Testern stellt sich wie folgt dar:<br />

Glas Gehalt Tester 1 Tester 2 Tester 3 Tester 4 Tester 5<br />

1 0 µg/l unauffällig unauffällig gut würzig -<br />

2 20 µg/l normal unauffällig gut würzig -<br />

3 70 µg/l normal unauffällig <strong>an</strong><strong>der</strong>s gut -<br />

4 140 µg/l normal unauffällig merkwürdig Verän<strong>der</strong>ung Verän<strong>der</strong>ung<br />

5 170 µg/l Verän<strong>der</strong>ung unauffällig nomal kohlig saure Milch<br />

6 230 µg/l typisch stinkig muffig säuerlich typisch<br />

7 280 µg/l typisch säuerlich,<br />

ekelig<br />

8 430 µg/l typisch,<br />

schwer<br />

- 113 -<br />

typisch kaffeeartig typisch<br />

ekelig un<strong>an</strong>genehm gärig typisch<br />

9 850 µg/l süßlich ekelig un<strong>an</strong>genehm un<strong>an</strong>genehm typisch


Methylmercapt<strong>an</strong> und Dimethylsulfid<br />

Im Bereich <strong>von</strong> 140 bis 170 µg Dimethylsulfid/l P nahmen jeweils drei <strong>der</strong> fünf<br />

Testpersonen eine deutliche Verän<strong>der</strong>ung zum vorherigen St<strong>an</strong>dard wahr.<br />

Die Geruchsschwelle <strong>von</strong> Dimethylsulfid in P wird daher bei 180 µg/l festgesetzt.<br />

Die Erkennungsschwelle des typischen Dimethylsulfidgeruchs liegt<br />

ebenfalls nur geringfügig höher und wird mit 230 µg/l <strong>an</strong>gegeben.<br />

5.6.4 Zusammenfassung: Methylmercapt<strong>an</strong> und Dimethylsulfid und<br />

ihre Rolle als Fehlgeruchsstoffe<br />

In den bisherigen <strong>Untersuchung</strong>en wurden aus dem Vielstoffgemisch P<br />

36 Verbindungen als olfaktorisch relev<strong>an</strong>t selektiert, <strong>von</strong> denen 21 identifiziert<br />

werden konnten. 11 dieser Subst<strong>an</strong>zen wurden als <strong>an</strong>genehm im Geruch<br />

empfunden. Von diesen prägen die drei Verbindungen Eugenol, 1,8-Cineol<br />

und Linalool zusammen mit Eth<strong>an</strong>ol das Produktaroma.<br />

Von den 5 klassischen, in P identifizierten Fehlgeruchssubst<strong>an</strong>zen fielen vor<br />

allem die beiden schwefelhalti- S<br />

S<br />

gen, leichtflüchtigen Verbindungen<br />

Methylmercapt<strong>an</strong> und Di-<br />

H3C H<br />

H3C CH3 methylsulfid auf (Abb. 5-43). Methylmercapt<strong>an</strong> Dimethylsulfid<br />

Ihr Geruchsbild schien am ehesten mit dem Charakter des zu untersuchenden,<br />

<strong>an</strong>fänglichen Fehleindrucks zu korrelieren. Die <strong>Untersuchung</strong>en zeigten,<br />

dass sich das Verhalten des un<strong>an</strong>genehm riechenden Methylmercapt<strong>an</strong>s im<br />

Gegensatz zu den <strong>an</strong>genehm riechenden Verbindungen o<strong>der</strong> Dimethylsulfid in<br />

allen untersuchten Punkten mit den makro-olfaktorischen Verän<strong>der</strong>ungen <strong>an</strong> P<br />

in Einkl<strong>an</strong>g bringen ließ. So s<strong>an</strong>k die Konzentration <strong>der</strong> Verbindung in <strong>der</strong><br />

Gasphase über P während <strong>der</strong> Lagerzeit, nach Wasserzugabe o<strong>der</strong> einer Aktivkohlefiltration<br />

o<strong>der</strong> stieg nach Ansäuerung <strong>an</strong>. Die Abnahme konnte durch<br />

Tiefkühlung verzögert werden und die in P nachgewiesenen Konzentrationen<br />

lagen über <strong>der</strong> für Methylmercapt<strong>an</strong> ermittelten Geruchsschwelle. Dimethylsulfid<br />

erfüllte dagen nur zwei <strong>der</strong> Auswahlkriterien für potentielle Fehlgeruchsstoffe:<br />

Der Gehalt nahm während <strong>der</strong> Lagerzeit nachweislich ab und die Konzentration<br />

in P direkt nach <strong>der</strong> Herstellung lag über <strong>der</strong> für Dimethylsulfid ermittelten<br />

Geruchsschwelle.<br />

Das Auftreten <strong>der</strong> beiden schwefelhaltigen Verbindungen Dimethylsulfid und<br />

Methylmercapt<strong>an</strong>, auch in Gemeinschaft, ist aus lebensmittelchemischer Sicht<br />

nicht ungewöhnlich. Beide Subst<strong>an</strong>zen können durch thermischen Abbau<br />

schwefelhaltiger Aminosäuren wie Methionin bzw. als Nebenprodukte mikrobiologischer<br />

Prozesse entstehen und können praktisch in allen Protein enthaltenden,<br />

erhitzten o<strong>der</strong> längere Zeit gelagerten Lebensmitteln vorkommen<br />

- 114 -<br />

Abb. 5-43:<br />

Strukturformel <strong>von</strong><br />

Methylmercapt<strong>an</strong> und<br />

Dimethylsulfid


Methylmercapt<strong>an</strong> und Dimethylsulfid<br />

(BELITZ und GROSCH, 1992, S. 332). Beide gelten im Allgemeinen als Verursacher<br />

<strong>von</strong> un<strong>an</strong>genehmen Kocharomen (STEELY, 1994, S.24,<br />

CHRISTENSEN und REINECCIUS, 1992, S. 2098) o<strong>der</strong> als Ver<strong>der</strong>bnis<strong>an</strong>zeiger.<br />

Methylmercapt<strong>an</strong> wird <strong>von</strong> OHLOFF (1985, S. 121) in über 40 verschiedenen<br />

Aromen identifiziert. MASANETZ, GUTH UND GROSCH (1998, S. 108) machen<br />

Methylmercapt<strong>an</strong> mitver<strong>an</strong>twortlich für einen fischig, heuartigen Fehlgeruch<br />

in getrocknetem Spinat. OHBA und AKIYAMA (1992, S. 473) sehen in<br />

Methylmercapt<strong>an</strong> die Ursache des „Sonnenaromas“ <strong>von</strong> Sake. CHIN und<br />

LINDSAY (1994, S. 90 ff.) führen die Fehlgeruchsbildung bei <strong>der</strong> Lagerung<br />

<strong>von</strong> Broccoli und <strong>an</strong><strong>der</strong>en Brassica-Arten ebenfalls auf Methylmercapt<strong>an</strong> zurück.<br />

Auch Dimethylsulfid wird in <strong>der</strong> Literatur häufig als Verursacher <strong>von</strong> Fehlgeruchseindrücken<br />

gen<strong>an</strong>nt. NYKÄNEN und SUOMALAINEN (1983, S. 238-240)<br />

führen alleine 19 Veröffentlichungen über das Auftreten <strong>von</strong> Dimethylsulfid in<br />

Bier <strong>an</strong>. Allerdings wird im Zusammenh<strong>an</strong>g mit <strong>der</strong> sensorischen Relev<strong>an</strong>z<br />

<strong>von</strong> Dimethylsulfid auch <strong>von</strong> Hinweisen berichtet, die auf einen möglichen positiven<br />

Einfluss dieser Verbindung auf das Aroma deuten.<br />

So geben SPEDDING und RAUT (1982, S. 240) <strong>an</strong>, dass neuseeländische<br />

Weine mit Dimethylsulfid in Konzentrationen <strong>von</strong> 0,022 µg/l solchen vorgezogen<br />

werden, die kein o<strong>der</strong> doppelt soviel Dimethylsulfid enthalten. SHAW und<br />

WILSON (1982, S. 685), BERRY et al. (1983, S. 88) und BELITZ und<br />

GROSCH (1992, S. 752) weisen Dimethylsulfid im Aroma <strong>von</strong> Zitrussäften<br />

nach. 1971 schloss THORNE et al. (S. 149) einen für das Bieraroma nützlichen<br />

Effekt <strong>von</strong> Dimethylsulfid nicht aus.<br />

Vor dem Hintergrund <strong>der</strong> beschriebenen, nicht eindeutigen Rolle des Dimethylsulfids<br />

als Fehlgeruchsstoff und des bei P nachweislich nicht einheitlich mit<br />

den makro-olfaktorischen Merkmalen korrelierenden Verhaltens dieser Subst<strong>an</strong>z<br />

muss geschlossen werden, <strong>der</strong> Fehleindruck bei P müsse einzig und<br />

alleine durch die Gegenwart <strong>von</strong> Metylmercapt<strong>an</strong> bedingt sein.<br />

Dies konnte durch den Versuch, eine „Verjüngung“ des Aromas einer gelagerten,<br />

sensorisch einw<strong>an</strong>dfreien Probe durch den Zusatz <strong>von</strong> 10-50 µg/l Methylmercapt<strong>an</strong><br />

herbeizuführen, allerdings nicht bestätigt werden. Der Geruch<br />

einer <strong>der</strong>art verän<strong>der</strong>ten Probe wich zwar signifik<strong>an</strong>t <strong>von</strong> dem einer gelagerten<br />

Probe ab und wurde auch als un<strong>an</strong>genehmer, muffiger beschrieben. Er wurde<br />

aber nie mit einer gerade produzierten, unfiltrierten Probe verwechselt. Auch<br />

die Zugabe entsprechen<strong>der</strong> Mengen Dimethylsulfid bewirkte kein dem zu untersuchenden<br />

Fehleindruck kongruent erscheinendes Aroma. Dies än<strong>der</strong>te<br />

sich erst durch die Zugabe geringer Mengen Schwefelwasserstoff zu den<br />

„verjüngten“ Mustern.<br />

- 115 -


Schwefelwasserstoff<br />

Das Auftreten dieser sich <strong>der</strong> Routine<strong>an</strong>alytik zunächst entziehenden Verbindung<br />

in Gesellschaft <strong>von</strong> Methylmercapt<strong>an</strong> und Dimethylsulfid ist ebenfalls<br />

nicht unbek<strong>an</strong>nt (BELITZ und GROSCH, 1992, 320 ff.). Zudem gab es bei <strong>der</strong><br />

Quadrupol-MS-<strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> Destillatfraktionen und den GCO-<strong>Untersuchung</strong>en<br />

erste Hinweise auf die Gegenwart dieser Verbindung in P. Obwohl<br />

Dimethylsulfid nachweislich keine wesentliche Rolle beim Zust<strong>an</strong>dekommen<br />

des Fehlgeruchs spielten, ließ seine Gegenwart schwefelwasserstofffreisetzende<br />

Prozesse bei <strong>der</strong> Herstellung <strong>von</strong> P erklärbarer erscheinen.<br />

5.7 Schwefelwasserstoff<br />

Dass Schwefelwasserstoff am Zust<strong>an</strong>dekommen des <strong>an</strong>fänglichen Fehleindrucks<br />

<strong>von</strong> P beteiligt sein müsste, basierte auf folgenden Erkenntnissen:<br />

1. Quadrupol-MS-Spektren gaben Hinweise auf Schwefelwasserstoff in<br />

Destillationsfraktionen.<br />

2. Bei den GCO-<strong>Untersuchung</strong>en fiel ein merkwürdig muffiger, nicht zuordenbarer<br />

und nicht identifizierbarer Reiz unmittelbar nach dem Injektionspeak<br />

auf.<br />

3. Schwefelwasserstoff tritt häufig in Gegenwart <strong>von</strong> Methylmercapt<strong>an</strong> und<br />

Dimethylsulfid auf (z.B. BELITZ und GROSCH, 1992, S. 320 ff,<br />

NYKÄNEN und SUOMALAINEN, 1983, S. 238-240).<br />

4. Schwefelwasserstoff ließ sich im Gasraum<br />

einiger tiefgekühlter, junger Proben<br />

mittels Gasprüfröhrchen <strong>der</strong><br />

Firma DRÄGER (Art.-Nr. 8191461,<br />

Schwefelwasserstoff 0,2/a) nachweisen.<br />

Die Nachweisempfindlichkeit des<br />

Gasspürgerätes lag dabei bei 0,2<br />

ppm. Auf <strong>der</strong> nebenstehenden Abbildung<br />

ist auf dem linken Prüfröhrchen<br />

deutlich die hellbraune Verfärbung<br />

sichtbar (vgl. Marker am R<strong>an</strong>d, Abb.<br />

5-44), die einen potentiellen Gehalt <strong>an</strong><br />

Schwefelwasserstoff in <strong>der</strong> Atmosphäre<br />

<strong>an</strong>zeigt. Das rechte Röhrchen<br />

stellt den Blindwert einer sensorisch<br />

einw<strong>an</strong>dfreien Charge dar. Eine<br />

Querempfindlichkeit gegenüber Methylmercapt<strong>an</strong><br />

o<strong>der</strong> Dimethylsulfid<br />

konnte bei den DRÄGER-Röhrchen<br />

nicht festgestellt werden. An den tielfgekühlten<br />

Mustern schien auch ein <strong>an</strong><br />

- 116 -<br />

Abb. 5-44:<br />

Nachweis <strong>von</strong><br />

Schwefelwasserstoff<br />

<strong>an</strong> tiefgekühlten<br />

Proben <strong>von</strong> P mittels<br />

DRÄGER-Gasprüfröhrchen<br />

Links: positive Probe,<br />

Rechts: Blindwert


Schwefelwasserstoff<br />

Schwefelwasserstoff erinnern<strong>der</strong> Geruch verstärkt bemerkbar zu sein<br />

(vgl. Kapitel 5.1.5, S. 68).<br />

Analog zu diesem Versuch konnte <strong>der</strong> Geruch <strong>von</strong> P mit Hilfe eines in<br />

den Gasraum gehängten Zellstoffbeutels, <strong>der</strong> mit Bleiacetat gefüllt war,<br />

merklich schneller verbessert werden als ohne diese Beh<strong>an</strong>dlung<br />

(Pb(OAc)2 + H2S → PbS↓ + 2 AcOH). Das Bleiacetat färbte sich bei diesem<br />

Experiment innerhalb <strong>von</strong> 3 Tagen ebenfalls merklich hellbraun.<br />

Hierbei konnte aber ein Einfluss des Methylmercapt<strong>an</strong>s auf die Verfärbung<br />

nicht ausgeschlossen werden, wobei <strong>der</strong> genaue Reaktionsmech<strong>an</strong>ismus,<br />

<strong>der</strong> zu <strong>der</strong> ebenfalls hellbraunen Verfärbung führte, nicht erklärt<br />

werden konnte. Beim Bleiacetat <strong>der</strong> DRÄGER-Prüfröhrchen war<br />

keine Querempfindlichkeit mit Methylmercapt<strong>an</strong> aufgefallen.<br />

5. Sensorische <strong>Untersuchung</strong>en ergaben, dass eine alleinige Dotierung<br />

einer gelagerten Probe mit ca. 50 µg/l Methylmercapt<strong>an</strong> den <strong>an</strong>fänglichen<br />

Fehlgeruch nicht vollständig nachahmen konnte, dass aber die<br />

Kongruenz <strong>der</strong> Geruchszustände bei Zugabe <strong>von</strong> einer schwefelwasserstoffhaltigen,<br />

wässrig-eth<strong>an</strong>olischen Lösung und <strong>einem</strong> daraus resultierenden<br />

Endgehalt <strong>von</strong> ca. 25 µg Schwefelwasserstoff/l verbessert werden<br />

konnte. Dabei fiel bereits auf, dass Schwefelwasserstoff in <strong>einem</strong><br />

relativ breiten Konzentrationsbereich direkt über <strong>der</strong> Reizschwelle nicht<br />

den typischen Geruch nach faulen Eiern aufwies, son<strong>der</strong>n einen dumpfen,<br />

leicht süßlichen Geruchseindruck vermittelte.<br />

6. Der objektiv <strong>an</strong>alytische Nachweis <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff im unteren<br />

µg/l-Bereich gestaltet sich schwierig. GC/Quadrupol-MS bzw.<br />

HS/GC/Quadrupol-MS-Techniken sind aufgrund ihrer geringen Auflösung<br />

wenig zur Identifizierung eines solch kleinen Moleküls geeignet.<br />

Hinzu kommen zum einen die Schwierigkeiten <strong>der</strong> chromatographischen<br />

Trennung <strong>von</strong> Gasen, zum <strong>an</strong><strong>der</strong>en die hohe Flüchtigkeit und Reaktivität<br />

des Analyten (vgl. MUSSINAN und KEELAN, 1994, S. 3; CHIN und<br />

LINDSAY, 1993, S. 835; REINECCIUS, 1985, S. 130).<br />

Als eindeutiger Nachweis <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff in P konnten diese Beobachtungen<br />

allerdings nicht gewertet werden. Dieser gel<strong>an</strong>g letztendlich mittels<br />

Anwendung <strong>der</strong> hochauflösenden Massenspektroskopie (HRGC/HRMS, vgl.<br />

Kapitel 5.7.2, S. 118).<br />

5.7.1 Zur Analytik <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff<br />

Die Detektoren <strong>der</strong> Wahl zur gaschromatographischen <strong>Untersuchung</strong> <strong>von</strong><br />

schwefelhaltigen Verbindungen, insbeson<strong>der</strong>e <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff im<br />

Spurenbereich, sind schwefelsensitive Detektoren wie <strong>der</strong> Flammphotometrische<br />

Detektor (FPD), <strong>der</strong> Atomemissionsdetektor (AED), <strong>der</strong> Chemolumines-<br />

- 117 -


Schwefelwasserstoff<br />

zensdetektor o<strong>der</strong> elektrochemische Detektionssysteme. (z.B. MISTRY, 1994,<br />

S. 9-21, SZELEWSKI und HEDRICK, 1997, S. 592-594; GERBERSMANN et<br />

al., 1995, S. 93-104; MESTRES, 1997, S. 261-269).<br />

Mit <strong>einem</strong> Quadrupol-Massenspektrometer ist die Identifizierung <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff<br />

(M(H2S) = 34 g/mol) im Spurenbereich grundsätzlich schwierig.<br />

Ein Grund hierfür ist vor allem <strong>der</strong> geringe Informationsgehalt des MS-Spektrums<br />

aufgrund <strong>der</strong> wenigen „Fragmentierungsmöglichkeiten“ des kleinen<br />

Moleküls (vgl. Anh<strong>an</strong>g II, Massenspektrum <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff).<br />

Während <strong>der</strong> <strong>Untersuchung</strong>en wurde versucht, den Atomemissionsdetektor<br />

(AED) und ein auf Chromsäure basierenden elektrochemischen Detektor<br />

(airmoMEDOR, Fa. Airmotec GmbH) zur Bestätigung <strong>der</strong> Vermutung <strong>der</strong> Gegenwart<br />

<strong>von</strong> Schwefelwasserstoff in P her<strong>an</strong>zuziehen. Die <strong>Untersuchung</strong>en<br />

mit dem AED wurden sowohl am Institut für Lebensmittelchemie <strong>der</strong> TU Berlin<br />

als auch am Bundesinstitut für Materialforschung in Berlin durchgeführt. Die<br />

Identifizierungsversuche mit Hilfe des elektrochemischen Detektors wurden<br />

durch die Firma Airmotec GmbH in Essen vorgenommen. Beide Versuche mit<br />

beiden Detektorsystemen mussten allerdings abgebrochen werden, ohne<br />

Schwefelwasserstoff sicher nachgewiesen o<strong>der</strong> ausgeschlossen zu haben, da<br />

kein hinreichend geeignetes chromatographisches System zur Trennung <strong>der</strong><br />

Gasphase über P zur Verfügung st<strong>an</strong>d.<br />

5.7.2 Identifizierung <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff in P mittels HRMS<br />

Mit Hilfe <strong>der</strong> doppeltfokussierenden HRGC/HRMS im Single-Ion-Monitoring-<br />

Modus war es erstmals möglich, den Massepeak 34 des Sauerstoffisotops<br />

18 O 16 O (M: 33,9941 ca. 0,1 % in <strong>der</strong> Luft) <strong>von</strong> dem des H2 S (M: 33,9877) ab-<br />

zutrennen und die Gegenwart <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff in unfiltrierten Mustern<br />

bzw. in Destillaten <strong>von</strong> P eindeutig zu belegen. Die hierfür erfor<strong>der</strong>liche hohe<br />

Auflösung A (4) <strong>von</strong> mindestens 5310 gestattet es, Schwefelwasserstoff auch<br />

ohne eine normalerweise notwendige chromatographische Trennung neben<br />

den Luftbest<strong>an</strong>dteilen des Injektionspeaks zu identifizieren.<br />

Die folgenden St<strong>an</strong>dbil<strong>der</strong> <strong>der</strong> detektierten Massen in diesem Bereich kurz vor<br />

dem H 2 S-Peak bzw. während <strong>der</strong> Elution des H 2 S-Peaks verdeutlichen den<br />

Nachweis:<br />

4 m = 33,9877, Δm = 0,0064, daraus folgt nach Gl. (10): A muss größer 5310 sein.<br />

- 118 -


Schwefelwasserstoff<br />

Abb. 5-45::<br />

HRMS-Spektrum<br />

ohne Schwefelwasserstoff<br />

Abb. 5-46 :<br />

HRMS-Spektrum<br />

mit Schwefelwasserstoff<br />

Ch<strong>an</strong>nel A<br />

Ch<strong>an</strong>nel B<br />

33,9877<br />

18 O 16 O + , 33,9941<br />

Im oberen, linken Teil <strong>der</strong> Abbildung 5-45 des simult<strong>an</strong> aufgezeichneten Massenspektrums<br />

wird die Referenzmasse (Ch<strong>an</strong>nel A: Ref. Mass, Kalibriermasse,<br />

hier z.B. 31,9899 <strong>von</strong> 16 O2 + ) und im unteren Teil (Ch<strong>an</strong>nel B) die Masse<br />

33,9877 für H 2 S + <strong>an</strong>gezeigt. Rechts neben <strong>der</strong> Masse 33,9877 ist im Blindwert<br />

deutlich ein Peak zu erkennen, <strong>der</strong> aufgrund seiner Intensität und seiner<br />

Masse dem Sauerstoffisotop 18 O 16 O (33,9941) zugeordnet werden k<strong>an</strong>n. Die<br />

Auflösung betrug 5600.<br />

Während <strong>der</strong> Elution des als Schwefelwasserstoff vermuteten Peaks konnte<br />

folgendes St<strong>an</strong>dbild <strong>der</strong> Massenregistration aufgenommen werden (300 µl<br />

Headspace über P, m<strong>an</strong>uell injiziert):<br />

Ch<strong>an</strong>nel A<br />

Ch<strong>an</strong>nel B<br />

16 +<br />

O2 , 31,9899<br />

16 +<br />

O2 , 31,9899<br />

H2S + , 33,9877<br />

18 O 16 O + ,<br />

33,9941<br />

Deutlich ist in Abb. 5-46 im Ch<strong>an</strong>nel B <strong>der</strong> Peak mit <strong>der</strong> Masse 33,9877 zu<br />

erkennen, <strong>der</strong> dem Ion H 2 S + zugeordnet wurde.<br />

Eine Qu<strong>an</strong>tifizierung des mittels HRGC/HRMS eindeutig nachgewiesenen<br />

Schwefelwasserstoffs gel<strong>an</strong>g bei diesen Versuchen jedoch nicht. Die<br />

- 119 -


Schwefelwasserstoff<br />

Schw<strong>an</strong>kungen waren aufgrund <strong>der</strong> m<strong>an</strong>uellen Injektion und <strong>der</strong> Detektion im<br />

Spurenbereich zu groß, um verlässliche Aussagen treffen zu können. Eine<br />

Schätzung ergab einen Gehalt <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff in P zwischen 10 und<br />

50 µg/l.<br />

5.7.3 Simulation <strong>der</strong> Freisetzung <strong>von</strong> schwefelhaltigen Subst<strong>an</strong>zen<br />

aus den eingesetzten Drogen im Labor<br />

Unter labortechnischen Bedingungen ist es nie gelungen, ein Drogendestillat<br />

zu erzeugen, das den Fehlgeruch <strong>der</strong> großtechnisch hergestellten Chargen<br />

unzweifelhaft verstärkt aufwies. Der Geruch <strong>der</strong> destillativ <strong>an</strong>gereicherten<br />

Konzentrate, <strong>der</strong> als kaffeeartig, hart und dumpf beschrieben wurde, erinnerte<br />

nur bedingt <strong>an</strong> den typischen, un<strong>an</strong>genehmen Geruch junger Chargen.<br />

Hauptgrund hierfür ist in <strong>der</strong> Diskriminierung <strong>der</strong> den typischen Produktgeruch<br />

<strong>von</strong> P prägenden Verbindungen Cineol, Linalool und Eugenol bei destillativen<br />

Anreicherungen zu sehen (vgl. Kapitel 5.2.1, S. 72). Obwohl die potentiellen<br />

Fehlgeruchssubst<strong>an</strong>zen hohe Flüchtigkeiten aufzuweisen schienen, konnte im<br />

Labor trotz erhöhtem Drogeneinsatz und Verwendung effektiver Kühltechniken<br />

<strong>der</strong> zu untersuchende Fehlgeruch nicht überzeugend dargestellt werden.<br />

Dies än<strong>der</strong>te sich auch nicht grundlegend, nachdem die aufgrund <strong>der</strong> kurzen<br />

Destillationszeiten im Labor bedingte, geringe thermische Belastung auf das<br />

Drogengut durch die Verlängerung <strong>der</strong> Maische- und Destillationszeiten, durch<br />

Erhöhung des Wasser<strong>an</strong>teils in <strong>der</strong> Maische und Einführung <strong>von</strong> Erhitzungsphasen<br />

<strong>der</strong> Drogen unter Rückfluss erhöht wurde. An solchen Destillaten gel<strong>an</strong>g<br />

es aber erstmals, die Freisetzung <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff aus den eingesetzten<br />

Drogen mittels HRGC/MS nachzuweisen.<br />

Hierbei wurden zunächst die Ausg<strong>an</strong>gsdrogen 5 Tage l<strong>an</strong>g in <strong>einem</strong> 500 ml<br />

Rundkolben in einer 5 Jahre alten Matrixprobe, die im Verhältnis 1:1 mit demineralisiertem<br />

Wasser verdünnt worden war, eingemaischt („Vorlauf“). Das<br />

Drogen-Lösemittel-Verhältnis überstieg dabei das normaler Produktionsproben<br />

um den Faktor 12,5. Pro folgendem Destillationstag wurde <strong>der</strong> Ansatz<br />

2 Stunden mit Hilfe einer gekühlten 50 cm Vigreux-Kolonne am Rückfluss gekocht,<br />

wobei das <strong>an</strong>geschlossene Destillationsrohr bereits in 2 ml 50 %igen<br />

Eth<strong>an</strong>ol in einen mit Eis/Kochsalz-gekühlten Spitzkolben ragte, um möglicherweise<br />

übergehende Gase auff<strong>an</strong>gen zu können. Nach 2 Stunden beg<strong>an</strong>n die<br />

eigentliche Destillationsphase, nachdem die Vigreux-Kolonne nicht mehr gekühlt,<br />

son<strong>der</strong>n mit Aluminumfolie leicht wärmeisoliert worden war. Die Destillationsgeschwindigkeit<br />

betrug ca. 25 ml/Stunde. Nach Gewinnung <strong>von</strong> 25 bis<br />

50 ml Destillat wurde die Heizung abgeschaltet und <strong>der</strong> Spitzkolben fest verschlossen<br />

bei –21 °C bis zur <strong>Untersuchung</strong> gelagert. Am nächsten Tag wurde<br />

die abdestillierte Menge durch Wasser ergänzt und wie beschrieben erneut<br />

destilliert.<br />

- 120 -


Schwefelwasserstoff<br />

Abb. 5-47 :<br />

Überg<strong>an</strong>gsverhalten<br />

schwefelhaltiger<br />

Verbindungen<br />

während einer<br />

mehrtägigen<br />

Labordestillation<br />

(absolute<br />

Peakflächen)<br />

Abb. 5-48:<br />

Überg<strong>an</strong>gsraten<br />

schwefelhaltiger<br />

Verbindungen<br />

während einer<br />

mehrtägigen<br />

Labordestillation<br />

(relative<br />

Peakflächen)<br />

Die folgende Graphik stellt das Überg<strong>an</strong>gsverhalten <strong>der</strong> drei schwefelhaltigen<br />

Subst<strong>an</strong>zen während <strong>der</strong> auf drei Tage ausgedehnten Labordestillation dar.<br />

Neben den ermittelten, absoluten Peakflächen werden auch die relativen<br />

Überg<strong>an</strong>gsraten, bezogen auf die Gesamtsumme <strong>der</strong> detektierten Peakflächen<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Subst<strong>an</strong>z, dargestellt.<br />

Peakflächen (abs.)<br />

Peakflächen (rel.)<br />

1,E+07<br />

1,E+07<br />

1,E+07<br />

8,E+06<br />

6,E+06<br />

4,E+06<br />

2,E+06<br />

0,E+00<br />

Vorlauf Destillation 1 Destillation 2 Destillation 3 Rückst<strong>an</strong>d<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Vorlauf Destillation 1 Destillation 2 Destillation 3 Rückst<strong>an</strong>d<br />

- 121 -<br />

Schwefelwasserstoff<br />

Methylmercapt<strong>an</strong><br />

Dimethylsulfid<br />

Schwefelwasserstoff<br />

Methylmercapt<strong>an</strong><br />

Dimethylsulfid<br />

Aus den relativen Überg<strong>an</strong>gsraten in Abbildung 5-48 geht beson<strong>der</strong>s deutlich<br />

hervor, dass bereits am ersten Destillationstag die Hauptmenge <strong>an</strong> Dimethylsulfid<br />

übergeht, Methylmercapt<strong>an</strong> dagegen erst am zweiten bzw. Schwefelwasserstoff<br />

sogar erst am dritten Tag ihr Überg<strong>an</strong>gsmaximum erreichen.<br />

Im Destillationsrückst<strong>an</strong>d konnten nur geringe Mengen <strong>an</strong> Schwefelverbindungen,<br />

die mit denen im Vorlauf vergleichbar waren, nachgewiesen werden, ein<br />

Tatbest<strong>an</strong>d, <strong>der</strong> sich mit dem <strong>Untersuchung</strong>sbefund des flüssigen Destillationsrückst<strong>an</strong>ds<br />

aus <strong>der</strong> großtechnischen Produktion (Schlempe) deckte.


Schwefelwasserstoff<br />

5.7.4 Stabilität <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff<br />

Die Schwierigkeiten bei dem Versuch des Nachweises <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff<br />

ließen frühzeitig die Vermutung aufkommen, dass sich Schwefelwasserstoff<br />

<strong>der</strong> Detektion durch physikalische <strong>Ursachen</strong> o<strong>der</strong> möglicherweise sogar<br />

durch chemisch bedingte Verän<strong>der</strong>ung entzieht.<br />

Abbildung 5-49 zeigt die Abnahme <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff in <strong>einem</strong> im Labor<br />

hergestellten Drogendestillat. Aufgetragen sind die mittels GC/MS detektierbaren<br />

Peakflächen über <strong>der</strong> Zeit nach <strong>der</strong> Destillation bezogen auf den<br />

Startwert.<br />

Peakfläche (rel.)<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000<br />

Zeit nach <strong>der</strong> Destillation in [min]<br />

Aus diesen <strong>Untersuchung</strong>en konnte auf eine Halbwertszeit für Schwefelwasserstoff<br />

in P <strong>von</strong> nur etwa 9 Stunden geschlossen werden. Da diese rapide<br />

Abnahme vor allem <strong>an</strong> relativ kleinen Volumina <strong>von</strong> 2 bis 30 ml festgestellt<br />

worden war, wurde eine physikalisch bedingte Abnahme <strong>der</strong> Verbindung<br />

durch Ausgasen für wahrscheinlicher gehalten als eine chemische Verän<strong>der</strong>ung.<br />

5.7.5 Korrelation sensorischer Daten mit dem Auftreten <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff<br />

Nach <strong>der</strong> eindeutigen Identifizierung <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff in P mittels<br />

HRGC/HRMS musste die Rolle dieser Subst<strong>an</strong>z als potentieller Mitverursacher<br />

des Fehlgeruchs verifiziert werden. Hierfür wurden dieselben Einflussgrößen<br />

untersucht, die bereits als Bewertungskriterien bei Methylmercapt<strong>an</strong><br />

und Dimethylsulfid dienten (vgl. Kapitel 5.4.2 bis 5.4.5, S. 96 ff.).<br />

5.7.5.1 Einfluss <strong>der</strong> Lagerzeit<br />

Der Nachweis <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff erfolgte <strong>an</strong> jungen, unfiltrierten Mustern<br />

und <strong>an</strong> Destillaten dieser Muster. In gelagerten Proben konnte kein<br />

- 122 -<br />

Abb. 5- 49:<br />

Stabilität <strong>von</strong><br />

Schwefelwasserstoff<br />

in kleinen Volumina


Schwefelwasserstoff<br />

Schwefelwasserstoff nachgewiesen werden. Aufgrund <strong>der</strong> Datenlage ist da<strong>von</strong><br />

auszugehen, dass <strong>der</strong> Gehalt <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff während <strong>der</strong> Lagerzeit<br />

<strong>von</strong> P abnimmt.<br />

5.7.5.2 Einfluss <strong>der</strong> Filtration<br />

Die Filtration über Aktivkohle hatte auf die Schwefelwasserstoff-Gehaltsabnahme<br />

einen deutlich größeren Einfluss als die pH-Wert-Erhöhung o<strong>der</strong> die<br />

Wasserzugabe. Die Reduktion des Gehaltes durch diese Beh<strong>an</strong>dlung erfolgte<br />

um etwa 80 % des Ausg<strong>an</strong>gswertes <strong>der</strong> nicht beh<strong>an</strong>delten Probe.<br />

5.7.5.3 Einfluss des pH-Wertes<br />

Der pH-Wert hatte nachweislich einen Einfluss auf die Detektierbarkeit <strong>von</strong><br />

Schwefelwasserstoff in <strong>der</strong> Gasphase. So führte starkes Ansäuern <strong>der</strong> Probe<br />

zu einer Erhöhung des in <strong>der</strong> Gasphase detektierbaren Schwefelwasserstoffs.<br />

Ähnliches wurde bereits für Methylmercapt<strong>an</strong> nachgewiesen, ein Verhalten,<br />

das sich insgesamt gut mit den olfaktorischen Beobachtungen in Kapitel 5.1.3,<br />

S. 65, in Einkl<strong>an</strong>g bringen lässt.<br />

5.7.5.4 Einfluss <strong>von</strong> Wasser<br />

Schon eine Erhöhung des Wasser<strong>an</strong>teils um 30 % (Verdünnungsfaktor 1,1)<br />

hatte eine Reduktion des Schwefelwasserstoffgehaltes im Gasraum über <strong>der</strong><br />

Probe <strong>von</strong> 50 % zur Folge. Die Annahme <strong>der</strong> Verschiebung des Gleichgewichtes<br />

<strong>der</strong> relativ polaren Subst<strong>an</strong>z Schwefelwasserstoff aus <strong>der</strong> Gasphase<br />

in die mit Wasser verdünnte flüssige Phase wird damit belegt.<br />

5.7.5.5. Einfluss tiefer Lagertemperaturen<br />

Der Einfluss tiefer Lagertemperaturen, dessen Wirkung auf Methylmercapt<strong>an</strong><br />

und Dimethylsulfid in P bereits dargestellt worden war, konnte für Schwefelwasserstoff<br />

aus <strong>an</strong>alytisch-technischen Gründen nicht untersucht werden. Es<br />

fiel aber auf, dass <strong>an</strong> den tiefgekühlten Proben direkt nach Entnahme aus<br />

dem Kühlschr<strong>an</strong>k ein <strong>an</strong> Schwefelwasserstoff erinnern<strong>der</strong> Geruch wahrnehmbar<br />

erschien. Nur <strong>an</strong> diesen Proben gel<strong>an</strong>g auch <strong>der</strong> Nachweis mit den<br />

Gasprüfröhrchen <strong>der</strong> Firma DRÄGER (vgl. Kapitel 5.7, S. 116). Damit k<strong>an</strong>n<br />

nicht mehr auf eine theoretisch mögliche Verl<strong>an</strong>gsamung <strong>der</strong> Gehaltsabnahme<br />

des Fehlgeruchs Schwefelwasserstoff durch die Tiefkühllagerung geschlossen<br />

werden.<br />

- 123 -


Schwefelwasserstoff<br />

Trotzdem korreliert das Verhalten <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff durch äußere Einflüsse<br />

mit allen wesentlichen makro-olfaktorischen Merkmalsän<strong>der</strong>ungen <strong>von</strong><br />

P. Wie beim Methylmercapt<strong>an</strong> ergeben sich keine Anhaltspunkte, die gegen<br />

eine Beteiligung des Schwefelwasserstoffs am <strong>an</strong>fänglichen Fehlgeruch <strong>von</strong> P<br />

hätten sprechen können, auch wenn seine Rolle beim Zust<strong>an</strong>dekommen desselben<br />

kleiner als die des Methylmercapt<strong>an</strong>s sein dürfte.<br />

5.7.6 Gehaltsbestimmung <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff<br />

Auch nach <strong>der</strong> Identifizierung <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff als Fehlgeruchssubst<strong>an</strong>z<br />

war es nicht gelungen, die Abschätzung seines Gehalts mit Hilfe instrumentell-<strong>an</strong>alytischer<br />

Verfahren auf aussagekräftigere Daten als zuvor zu stellen,<br />

obwohl es gel<strong>an</strong>g, im SIM-Modus auch mit <strong>einem</strong> Quadrupol-MS in Routine-Proben<br />

H 2 S nachzuweisen und mit sensorischen Daten zu korrelieren.<br />

Bei den Versuchen wurde zunächst eine mehrere Jahre alte, sensorisch einw<strong>an</strong>dfreie<br />

Probencharge (Matrixcharge) mit Natriumsulfid versetzt. Nach Zugabe<br />

<strong>von</strong> einer nach<br />

Na 2 S + 2 H + →2 Na + + H 2 S↑<br />

berechneten Menge Salzsäure wurde im <strong>Untersuchung</strong>smaterial Schwefelwasserstoff<br />

generiert, <strong>der</strong> sich ausgasend geruchlich im Dampfraum über <strong>der</strong><br />

Lösung bemerkbar machte. Der Sulfidgehalt <strong>der</strong> Stammlösung wurde <strong>an</strong>schließend<br />

durch eine iodometrische Titration bestätigt (JANDER, JAHR und<br />

KNOLL, 1973, S. 104-105). Aus dieser Stammlösung wurden durch Verdünnung<br />

mit <strong>der</strong> Matrixcharge Eichst<strong>an</strong>dards hergestellt, wobei <strong>der</strong> hohen Flüchtigkeit<br />

des Analyten durch entsprechende Maßnahmen wie schnelles, direktes<br />

Einleiten <strong>der</strong> Stammlösung in gekühlte Vorlagen u.ä. Rechnung getragen<br />

wurde. Dennoch sind alle Versuche, eine lineare Eichfunktion für Schwefelwasserstoff<br />

im unteren µg/l-Bereich mittels HS-Analyse aufzustellen, fehlgeschlagen.<br />

Auch durch Anwendung nasschemischer, photometrischer Verfahren nach<br />

ACREE (1971, S. 110) o<strong>der</strong> GUSTAFFSON (1959, S. 227), bei denen<br />

Schwefelwasserstoff nach Umsetzung mit 4-Amino-N,N-dimethyl<strong>an</strong>ilin in Gegenwart<br />

<strong>von</strong> Eisen(III)-Ionen zu Methylenblau photometrisch bestimmt werden<br />

sollte, konnten keine weiteren qu<strong>an</strong>titativen Daten gewonnen werden.<br />

- 124 -


Schwefelwasserstoff<br />

Abb. 5-50 :<br />

Anordnung zur Purgeund<br />

Trap-<br />

Anreicherung <strong>von</strong><br />

Schwefelwasserstoff,<br />

modifiziert nach<br />

ACREE (1971)<br />

Abb. 5-51:<br />

UV/VIS-Spektrum des<br />

Sulfidnachweises als<br />

Methylenblau nach<br />

ACREE (1971) in P<br />

Abb. 5-52:<br />

UV/VIS-Spektrum <strong>der</strong><br />

Referenzsubst<strong>an</strong>z<br />

Methylenblau,<br />

Reagenzienblindwert in P<br />

Die hierbei praktizierte Anreicherungstechnik, den ausgetriebenen Schwefelwasserstoff<br />

direkt durch Einleiten in Cadmiumhydroxid- o<strong>der</strong> Zinkacetatlösungen<br />

abzuf<strong>an</strong>gen (Abb. 5-50), war<br />

- 125 -<br />

erfolglos. Die Überprüfung <strong>der</strong> in<br />

<strong>der</strong> Literatur <strong>an</strong>gegebenen Nachweis-<br />

und Bestimmungsgrenzen<br />

<strong>von</strong> unter 1 ppb Schwefelwasserstoff<br />

in Wasser gel<strong>an</strong>g <strong>an</strong> P<br />

nicht. Eine Erklärung für eine Erhöhung<br />

dieser Grenzen durch<br />

etwaige Störungen <strong>der</strong> Reaktion<br />

konnte nicht gefunden werden.<br />

Die Umsetzung <strong>von</strong> zugesetztem<br />

Sulfid zu Methylenblau direkt in P<br />

war qualitativ nicht beeinträchtigt<br />

wie <strong>der</strong> Vergleich <strong>der</strong> UV-VIS-<br />

Spektren in Abb. 5-51 und 5-52<br />

zeigt, so dass die ungewöhnlich<br />

hohen Alkoholkonzentrationen<br />

keine chemische Störung des<br />

Nachweises darstellen:


Schwefelwasserstoff<br />

Auch die Daten <strong>der</strong> HS/GC/MS-<strong>Untersuchung</strong>en im SIM-Modus waren zu wenig<br />

reproduzierbar, um aussagekräftig zu sein und genauere Angaben über<br />

die Schwefelwasserstoffkonzentration in jungen Chargen <strong>von</strong> P zu liefern.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> beschriebenen Schwierigkeiten muss die zuvor gemachte Abschätzung<br />

des Gehaltes <strong>von</strong> 10 bis 50 µg Schwefelwasserstoff/l in P aufrecht<br />

erhalten werden.<br />

5.7.7 Geruchsschwelle <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff<br />

Um die Geruchsschwelle <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff in P zu bestimmen, wurde<br />

<strong>an</strong>alog dem Verfahren vorgeg<strong>an</strong>gen, das unter Kapitel 5.6.2, S. 112, für Methylmercapt<strong>an</strong><br />

beschrieben wurde. Als Referenz diente eine entsprechend<br />

<strong>an</strong>gesäuerte Natriumsulfid-Lösung bek<strong>an</strong>nten Gehalts in einer Matrixcharge<br />

<strong>von</strong> P.<br />

Die beim Abriechen <strong>der</strong> Verkostungsst<strong>an</strong>dards nach steigenden Gehalten<br />

wahrgenommenen Geruchsempfindungen stellen sich wie folgt dar:<br />

Nr. Gehalt Prüfer 1 Prüfer 2 Prüfer 3 Prüfer 4 Prüfer 5<br />

0 0 µg/l sprittig, normal gut leicht stechend,<br />

erdig<br />

- 126 -<br />

gut gut, <strong>an</strong>genehm<br />

fruchtig<br />

1 0 µg/l sprittig, normal gut gut gut, scharf gut, <strong>an</strong>genehm<br />

fruchtig<br />

2 4 µg/l süßlich, nicht<br />

un<strong>an</strong>genehm<br />

3 8 µg/l süßlich, nicht<br />

un<strong>an</strong>genehm<br />

4 13 µg/l süß, nicht un<strong>an</strong>genehm<br />

5 17 µg/l süß, un<strong>an</strong>genehm<br />

6 21 µg/l süß, un<strong>an</strong>genehm<br />

7 26 µg/l un<strong>an</strong>genehm,<br />

nach faulen<br />

Eiern<br />

8 30 µg/l un<strong>an</strong>genehmer<br />

als vorher, n.<br />

faulen Eiern<br />

9 34 µg/l un<strong>an</strong>genehmer<br />

als vorher, n.<br />

faulen Eier<br />

Abweichung dumpf, abweichend<br />

dumpf, hart dumpf, kohlig,<br />

abweichend<br />

dumpf,<br />

etwas run<strong>der</strong><br />

dumpf, kohlig,<br />

abweichend,<br />

faulig<br />

muffig dumpf, kohlig,<br />

abweichend,<br />

faulig<br />

nach faulen<br />

Eiern<br />

nach faulen<br />

Eiern<br />

nach faulen<br />

Eiern<br />

nach faulen<br />

Eiern<br />

dumpf, kohlig,<br />

abweichend,<br />

faulig<br />

schwefelig schlecht,<br />

muffig<br />

brenzlig schlecht,<br />

muffig<br />

dumpf schlecht,<br />

n. faulen<br />

Eiern<br />

gut leicht stechend<br />

kloakig leicht muffig<br />

kloakig stärker muffig<br />

dumpf muffig<br />

dumpf stechend<br />

stechend<br />

erdig<br />

erdig, faulig


Schwefelwasserstoff<br />

Vier <strong>der</strong> fünf Verkoster nahmen bereits bei <strong>der</strong> ersten Dosierung <strong>von</strong> 4 µg/l<br />

eine geruchliche Verän<strong>der</strong>ung <strong>an</strong> P wahr. Bereits bei <strong>der</strong> nächsthöheren Stufe<br />

<strong>von</strong> 8 µg/l registrierten alle Verkoster eine Geruchsabweichung.<br />

Die Geruchsschwelle <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff im <strong>Untersuchung</strong>smaterial wird<br />

unter den gegebenen Versuchsbedingungen auf 5 µg/l festgelegt.<br />

Die Erkennungsschwelle des typischen Geruchs nach faulen Eiern liegt in P<br />

dagegen erst bei etwa 25-30 µg/l. In dem Bereich zwischen Geruchs- und Erkennungsschwelle<br />

vermittelt Schwefelwasserstoff einen eher dumpfen, süßlichen<br />

und muffigen Geruchseindruck.<br />

5.7.8 Schwefelwasserstoff als Fehlgeruchssubst<strong>an</strong>z<br />

Schwefelwasserstoff zählt zu den „character impact compounds“ und ist eine<br />

typische, weitverbreitete Fehlgeruchssubst<strong>an</strong>z, die häufig als thermisches<br />

Abbauprodukt in eiweißreichen Lebensmitteln o<strong>der</strong> als Nebenprodukt <strong>von</strong> mikrobiologischen<br />

Prozessen auftritt.<br />

So k<strong>an</strong>n er z.B. beim Erhitzen <strong>von</strong> eiweißreichen Lebensmitteln wie Kuhmilch<br />

(STEELY, 1994, S. 22 ff.) o<strong>der</strong> Sojamilch (LUTTRELL et al., 1981, S. 373)<br />

durch Zersetzung schwefelhaltiger Aminosäuren entstehen o<strong>der</strong> zum Aroma<br />

<strong>von</strong> Bier (z.B. THORNE et. al, 1971, S. 148-149, NARZIß et al., 1985, S.<br />

439 ff.), Wein (z.B. LEMPERLE, 1981, S. 129 ff.; RAUHUT, 1993, S. 214/215)<br />

o<strong>der</strong> Spirituosen (z.B. NEDJEMA und MAUJEAN, 1994, S. 495-502, MASUDA<br />

und NISHIMURA, 1981, S. 101) beitragen. Er ist wie Dimethylsulfid auch am<br />

Aroma <strong>von</strong> Citrussäften (BERRY, 1983, S. 88 ff.; BELITZ und GROSCH,<br />

1992, S. 752) o<strong>der</strong> <strong>von</strong> Kohlgemüsen (z.B. MAGA, 1976, S. 149) beteiligt.<br />

Hinweise auf o<strong>der</strong> Erklärungen für das Auftreten <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff<br />

o<strong>der</strong> Methylmercapt<strong>an</strong> in P bzw. den verwendeten Heilkräutern konnten bei<br />

<strong>der</strong> Literaturauswertung nicht gefunden werden. Daher wurden <strong>Untersuchung</strong>en<br />

zur Genese <strong>der</strong> beiden Fehlgeruchsstoffe aus dem eingesetzten Drogenmaterial<br />

durchgeführt.<br />

- 127 -


<strong>Untersuchung</strong> zur Herkunft und Entstehung <strong>der</strong> Fehlgeruchsstoffe<br />

6. Herkunft und Genese <strong>der</strong> Fehlgeruchsstoffe<br />

6.1 Zur Rolle des Schwefels im Pfl<strong>an</strong>zenreich<br />

Schwefel wird <strong>von</strong> Pfl<strong>an</strong>zen in Form des <strong>an</strong>org<strong>an</strong>ischen Sulfat-Ions aufgenommen<br />

und zum Aufbau körpereigener Verbindungen zunächst reduziert.<br />

Orte dieser reduktiven Sulfatassimilation sind vor allem die Chloroplasten <strong>der</strong><br />

Blätter bzw. <strong>der</strong> grünen Gewebe <strong>der</strong> Pfl<strong>an</strong>ze (RICHTER, 1996, S. 145-146).<br />

Die Sulfatreduktion glie<strong>der</strong>t sich in zwei Reaktionsschritte: 1.) die Reduktion<br />

<strong>von</strong> aktiviertem Sulfat (Oxidationsstufe +VI) zu Sulfit (Thiosulfonat, Oxidationsstufe<br />

+ V) und 2.) die Reduktion des Sulfits zu Sulfid (S 2- , Oxidationsstufe<br />

formal - I). Durch den Tr<strong>an</strong>sfer <strong>der</strong> dabei entstehenden Mercapto-Gruppe auf<br />

O-Acetylserin mit Hilfe <strong>der</strong> O-Acetyl-L-Serin-Sulfhydrylase (= Cystein-<br />

Synthase) entsteht die Aminosäure L-Cystein. Durch diese Umsetzung wird<br />

Schwefel <strong>der</strong> Sulfid-Stufe erstmals in eine org<strong>an</strong>ische Verbindung eingebaut<br />

(RICHTER, 1996, S. 148). Aus Cystein und O-Succinylhomoserin k<strong>an</strong>n über<br />

die Stufen Cystathionin und Homocystein mit <strong>an</strong>schließen<strong>der</strong> Methylierung die<br />

Aminosäure Methionin dargestellt werden.<br />

Die Aminosäuren L-Cystein und L-Methionin zählen neben den Verbindungen<br />

Cystin, Homocystein und S-Methylmethionin, die frei o<strong>der</strong> in Form <strong>von</strong> Peptiden<br />

(z.B. Glutathion) o<strong>der</strong> Proteinen in Geweben vorliegen, zu den wichtigsten<br />

Schwefelverbindungen des Primärstoffwechsels <strong>der</strong> Pfl<strong>an</strong>zen. Weitere, mengenmäßig<br />

aber unbedeutende, schwefelhaltige Verbindungen sind Subst<strong>an</strong>zen<br />

wie Thiamin, Liponsäure o<strong>der</strong> Biotin (RICHTER, 1996, S. 146;<br />

BÄRWALD, 1971, S. 130).<br />

Aufgrund <strong>der</strong> bisherigen Erkenntnisse müssen sich die beiden selektierten<br />

schwefelhaltigen Fehlgeruchsstoffe Schwefelwasserstoff und Methylmercapt<strong>an</strong><br />

aus dem Drogenmaterial und damit aus dessen Pool schwefelhaltiger<br />

Verbindung ableiten und generieren lassen. Die inhomogene Verteilung des<br />

Schwefels in den Geweben <strong>von</strong> Samen, Blättern, Rinden o<strong>der</strong> Wurzeln <strong>der</strong><br />

Pfl<strong>an</strong>ze, sowohl in <strong>der</strong> <strong>an</strong>org<strong>an</strong>ischen als auch in <strong>der</strong> org<strong>an</strong>ischen Form,<br />

macht es aber bereits im Vorfeld dieser <strong>Untersuchung</strong>en unmöglich, detaillierte<br />

Angaben über den Schwefelgehalt <strong>der</strong> eingesetzten Drogenmischung zu<br />

machen. Die experimentelle Bestimmung des Gesamtschwefelgehalts <strong>der</strong><br />

Drogenmischung wird daher in Kapitel 6.3, S. 129, beschrieben.<br />

Auch Daten über den Proteingehalt o<strong>der</strong> gar die Aminosäurezusammensetzung<br />

<strong>von</strong> Heilpfl<strong>an</strong>zen sind in <strong>der</strong> Literatur kaum gegeben. Bei nur knapp <strong>der</strong><br />

Hälfte <strong>der</strong> eingesetzten Drogen konnte <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d <strong>von</strong> Vergleichen mit Gewürzen<br />

<strong>der</strong> Proteingehalt abgeschätzt werden. Nach FARRELL (1985, Part II) liegt<br />

dieser bei durchschnittlich 3,9 bis 11,0 %. Angaben über den Cystein- o<strong>der</strong><br />

Methioningehalt <strong>der</strong> verwendeten Einzeldrogen, die die wahrscheinlichste<br />

Quelle <strong>der</strong> beiden Fehlgeruchsstoffe darstellten, konnten nicht gefunden werden<br />

und wurden daher experimentell bestimmt.<br />

- 128 -


<strong>Untersuchung</strong> zur Herkunft und Entstehung <strong>der</strong> Fehlgeruchsstoffe<br />

6.2 Nachweis und Bestimmung <strong>von</strong> L-Cystein und L-Methionin<br />

im Drogenmaterial<br />

Mit Unterstützung <strong>der</strong> Firma Dr. Ing. Herbert KNAUER GmbH wurde <strong>an</strong> einer<br />

Ausg<strong>an</strong>gsdrogenmischung exemplarisch eine Gehaltsbestimmung <strong>von</strong><br />

L-Methionin und L-Cystein durchgeführt.<br />

Hierbei wurden nach Extraktion <strong>der</strong> pulverisierten Drogenmischung (Siebfraktion<br />


<strong>Untersuchung</strong> zur Herkunft und Entstehung <strong>der</strong> Fehlgeruchsstoffe<br />

An fünf verschiedenen Drogenchargen wurde dabei ein Gesamtschwefelgehalt<br />

<strong>von</strong> durchschnittlich 0,9 g/100g (etwa 280 mmol S/kg) festgestellt. Die<br />

St<strong>an</strong>dardabweichung lag dabei nur bei knapp 10 %.<br />

Damit konnte gezeigt werden, dass wesentlich mehr schwefelhaltige Verbindungen<br />

in den Drogen vorliegen, als bisher durch die exemplarische Bestimmung<br />

<strong>der</strong> freien Anteile <strong>an</strong> L-Cystein und L-Methionin nachweisbar waren.<br />

Das Auftreten weiteren L-Cysteins und L-Methionins in dem großen, bisher<br />

nicht näher charakterisierten Anteil <strong>von</strong> Schwefelverbindungen in P ist wahrscheinlich.<br />

6.4 Zur Genese <strong>von</strong> Methylmercapt<strong>an</strong> und Schwefelwasserstoff<br />

Nie<strong>der</strong>molekulare Schwefelverbindungen wie Schwefelwasserstoff o<strong>der</strong> Methylmercapt<strong>an</strong><br />

sind bek<strong>an</strong>nte Produkte sowohl mikrobiologischer als auch<br />

thermisch bedingter Abbaureaktionen (vgl. VAN HAECHT und DUFOUR,<br />

1995, S. 55/60; NYKÄNEN und SUOMALAINEN, 1983, S. 238-240;<br />

LAWRENCE und COLE, 1968, S. 99). Da fermentative Prozesse bei <strong>der</strong> Herstellung<br />

bzw. Lagerung <strong>von</strong> P ausgeschlossen werden können, liegt die Vermutung<br />

nahe, das verzögerte Auftreten <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff und Methylmercapt<strong>an</strong><br />

(vgl. Kapitel 5.5, S. 107 und 5.7.3, S. 120) könnten durch thermischen<br />

Abbau <strong>der</strong> beiden Aminosäuren L-Cystein und L-Methionin erklärt werden.<br />

(vgl. BUCKHOLZ, 1989, S. 413; MARTIN, 1988, S. 20; KOBAYASI und<br />

FUJIMAKI, 1965, S. 698; BELITZ und GROSCH, 1992, S. 245; HUNT, 1985,<br />

S. 392-393; ARROYO und LILLARD, 1970, S. 769-770).<br />

Ein möglicher Reaktionsweg <strong>der</strong> Freisetzung <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff aus<br />

L-Cystein ist <strong>der</strong> großen Gruppe <strong>an</strong> Reaktionen zuzuordnen, die als<br />

MAILLARD-Reaktionen bei <strong>der</strong> Entstehung thermischer Aromen in Nahrungsmitteln<br />

eine zentrale Rolle spielen. Voraussetzung ist hierbei allerdings<br />

das Vorliegen einer α-Dicarbonylverbindung, die den Abbau <strong>der</strong> freien Aminosäure<br />

katalysiert, <strong>der</strong>en Vorkommen im Drogenmaterial aber als gegeben<br />

<strong>an</strong>genommen werden k<strong>an</strong>n.<br />

- 130 -


<strong>Untersuchung</strong> zur Herkunft und Entstehung <strong>der</strong> Fehlgeruchsstoffe<br />

Abb. 6-1 :<br />

Freisetzung <strong>von</strong><br />

Schwefelwasserstoff<br />

aus<br />

L-Cystein (aus<br />

Belitz/Grosch, S.<br />

322)<br />

Abb. 6-2 :<br />

Freisetzung <strong>von</strong><br />

Schwefelwasserstoff<br />

aus<br />

L-Cystein durch<br />

ß-Eliminierung<br />

O<br />

R 1<br />

HS<br />

R 2<br />

O<br />

R 1<br />

+<br />

N<br />

O<br />

O<br />

H 2N<br />

O<br />

R 2<br />

HO<br />

HS<br />

L-Cystein<br />

H<br />

O<br />

CO 2<br />

HS<br />

- 131 -<br />

H 2<br />

C<br />

R 1<br />

N<br />

H 2S<br />

O<br />

H<br />

O<br />

R 2<br />

Schwefelwasserstoff<br />

R 1<br />

R 2<br />

O<br />

H 2C<br />

R 1<br />

C 2H 5OH<br />

Ein weiterer Weg <strong>der</strong> Schwefelwasserstofffreisetzung aus Cystein k<strong>an</strong>n durch<br />

eine ß-Eliminierung erfolgen.<br />

R 1<br />

H<br />

N<br />

H O<br />

SH<br />

Base<br />

B -<br />

O<br />

R 2<br />

Cystein, frei o<strong>der</strong> gebunden<br />

H 2S<br />

Schwefelwasserstoff<br />

R1<br />

H<br />

N<br />

+<br />

NH 3<br />

N<br />

CH2<br />

O<br />

O<br />

CH 2<br />

O<br />

NH 2<br />

H 2O<br />

Dehydroal<strong>an</strong>in<br />

Im Alkalischen ist dieser Reaktionsmech<strong>an</strong>ismus am wahrscheinlichsten und<br />

liefert sowohl aus gebundenem wie freiem Cystein unter Bildung <strong>von</strong><br />

Dehydroal<strong>an</strong>in Schwefelwasserstoff. Im Sauren wird <strong>der</strong> Mech<strong>an</strong>ismus durch<br />

die Protonierung <strong>der</strong> Base B unterdrückt.<br />

R 2<br />

R 2


<strong>Untersuchung</strong> zur Herkunft und Entstehung <strong>der</strong> Fehlgeruchsstoffe<br />

Analog zu Abb. 6-1 k<strong>an</strong>n aus L-Methionin nach Durchlauf des<br />

STRECKER-Abbaus Methylmercapt<strong>an</strong> abgespalten werden:<br />

H 2N<br />

HO<br />

S<br />

O<br />

L-Methionin<br />

Strecker-Abbau<br />

- 132 -<br />

O<br />

O<br />

CH 2<br />

S<br />

+ CH 3SH<br />

Methylmercapt<strong>an</strong><br />

Bek<strong>an</strong>ntermaßen laufen diese Reaktionen vor allem bei erhöhten Temperaturen<br />

z.B. beim Braten o<strong>der</strong> Rösten <strong>von</strong> Lebensmitteln ab. In <strong>der</strong> Literatur werden<br />

im Zusammenh<strong>an</strong>g des Themenkomplexes "MAILLARD-Reaktionen“ und<br />

„thermisch erzeugte Aromen" hierzu zahlreiche Modelluntersuchungen beschrieben.<br />

Dabei fällt auf, dass diese häufig unter recht drastischen Bedingungen<br />

durchgeführt werden, d.h. bei Temperaturen bis zu z.B. 220 °C, bei<br />

hohen Drücken und hohen Stoffumsatzmengen <strong>an</strong> Aminosäuren und Kohlenhydraten<br />

(vgl. MARTIN, 1988, S. 4; BUCKHOLZ, 1989, S. 413, MEVISSEN,<br />

1986, S. 9-10 bzw. 160-161). Abbauprodukte wie Schwefelwasserstoff o<strong>der</strong><br />

Methylmercapt<strong>an</strong> werden dabei nur selten direkt gen<strong>an</strong>nt. Ihr Auftreten wird<br />

meist als Intermediärstufen vorausgesetzt bzw. im Zusammenh<strong>an</strong>g mit <strong>der</strong><br />

Bildung zahlreicher Maillard-Folgeprodukte diskutiert (vgl. z.B. TRESSL et al.,<br />

1994, S. 226-227).<br />

Inwieweit sie auch unter <strong>der</strong> Herstellungstemperatur Ps <strong>von</strong> „nur“ 80 °C und in<br />

Gegenwart <strong>der</strong> hohen Eth<strong>an</strong>olkonzentrationen ablaufen, sollen folgende Versuche<br />

belegen.<br />

6.3 Thermische Abbaureaktionen <strong>von</strong> L-Cystein und<br />

L-Methionin<br />

Nachdem die Aminosäuren L-Cystein und L-Methionin in den Ausg<strong>an</strong>gsdrogen<br />

nachgewiesen worden sind, wird untersucht, ob die Genese und Freiset-<br />

Abb. 6-3 :<br />

Freisetzung <strong>von</strong><br />

Methylmercapt<strong>an</strong><br />

aus L-Methionin<br />

(aus Belitz/Grosch,<br />

S. 322)


<strong>Untersuchung</strong> zur Herkunft und Entstehung <strong>der</strong> Fehlgeruchsstoffe<br />

Abb. 6-4 :<br />

Freisetzung <strong>von</strong><br />

Schwefelwasserstoff,<br />

Methylmercapt<strong>an</strong> und<br />

Dimethylsulfid aus<br />

Cystein in Abhängigkeit<br />

des pH-Wertes<br />

und <strong>der</strong> Erhitzungsdauer<br />

zung <strong>der</strong> Fehlgeruchsstoffe Schwefelwasserstoff und Methylmercapt<strong>an</strong> aus<br />

diesen Verbindungen unter den Herstellungsbedingungen <strong>von</strong> P erfolgen<br />

k<strong>an</strong>n.<br />

Deshalb werden Modellreaktionen mit den beiden freien Aminosäuren durchgeführt<br />

und das Auftreten <strong>von</strong> nie<strong>der</strong>molekularen, schwefelhaltigen Verbindungen<br />

in Gegenwart hoher Alkoholkonzentrationen mit und ohne Drogenzusatz<br />

in <strong>einem</strong> Temperaturbereich <strong>von</strong> 78 °- 80 °C bei verschiedenen pH-Werten<br />

und unterschiedlich l<strong>an</strong>gen Erhitzungszeiten untersucht.<br />

Zur Ermittlung des Einflusses des pH-Wertes und <strong>der</strong> Erhitzungsdauer wurden<br />

alkoholische Lösungen <strong>der</strong> beiden L-Aminosäuren Cystein (Merck, Art.<br />

102838) und Methionin (Merck, Art. 105707) mit Phosphorsäure auf pH 5.7,<br />

4.0 und 1.3 eingestellt und unterschiedlich l<strong>an</strong>gen Erhitzungsphasen ausgesetzt.<br />

Die Konzentration <strong>der</strong> Aminosäuren in 50 %(v/v) Eth<strong>an</strong>ol betrug ca.<br />

50 mmol/l. Die absolute Menge im Reaktions<strong>an</strong>satz lag bei etwa 200 µmol pro<br />

Aminosäure bzw. in Gegenwart <strong>der</strong> Drogenmischung bei 40 mmol AS/kg Drogenmischung.<br />

Während aus den eingemaischten Drogen bei <strong>der</strong> HS/GC keine nennenswerte<br />

Mengen <strong>an</strong> Schwefelverbindungen generiert werden konnten, führte die Erhitzung<br />

<strong>der</strong> Aminosäuren zu einer sicher nachzuweisenden Freisetzung <strong>von</strong><br />

Schwefelwasserstoff und Methylmercapt<strong>an</strong>.<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> HS/GC/MS-<strong>Untersuchung</strong>en stellen sich wie folgt dar:<br />

H2S<br />

CH3SH<br />

CH3SCH3<br />

abs. Peakflächen<br />

90000000<br />

80000000<br />

70000000<br />

60000000<br />

50000000<br />

40000000<br />

30000000<br />

20000000<br />

10000000<br />

0<br />

Erhitzungsdauer in h bei 80°C<br />

pH im Reaktions<strong>an</strong>satz<br />

Abbauprodukte aus Cystein<br />

0 ,<br />

pH<br />

1,3<br />

24,<br />

pH<br />

1,3<br />

48,<br />

pH<br />

1,3<br />

72,<br />

pH<br />

1,3<br />

Der thermische Abbau <strong>von</strong> L-Cystein (Abb. 6-4) bringt nach 24-stündiger Erhitzungsphase<br />

bei 80 °C <strong>von</strong> den drei untersuchten Subst<strong>an</strong>zen ausschließlich<br />

Schwefelwasserstoff hervor. Das Maximum wird vom pH-Wert unabhängig<br />

nach 24 Stunden erreicht, um d<strong>an</strong>n wie<strong>der</strong> abzunehmen. Eine plausible Erklärung<br />

hierfür k<strong>an</strong>n nicht gegeben werden. Da in Gegenwart <strong>von</strong> Drogenmaterial<br />

sich die nachzuweisende Menge <strong>an</strong> Schwefelwasserstoff verringert, könnte<br />

die ableitbare hohe Reaktivität <strong>der</strong> Verbindung in Zusammenh<strong>an</strong>g mit <strong>der</strong> Ab-<br />

- 133 -<br />

0 ,<br />

pH<br />

4,0<br />

24,<br />

pH<br />

4,0<br />

48,<br />

pH<br />

4,0<br />

72,<br />

pH<br />

4,0<br />

0 ,<br />

pH<br />

5,7<br />

24,<br />

pH<br />

5,7<br />

48,<br />

pH<br />

5,7<br />

72,<br />

pH<br />

5,7


<strong>Untersuchung</strong> zur Herkunft und Entstehung <strong>der</strong> Fehlgeruchsstoffe<br />

nahme während längeren Erhitzungsphasen gebracht werden. Methylmercapt<strong>an</strong><br />

o<strong>der</strong> Dimethylsulfid werden ebenso wie Eth<strong>an</strong>thiol, ein mögliches Reaktionsprodukt<br />

des Schwefelwasserstoffs mit Eth<strong>an</strong>ol, nicht nachgewiesen.<br />

Da die Nachweisempfindlichkeit <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff bei <strong>der</strong> HS-Analyse<br />

im sauren Milieu steigt, sind Tendenzen zu erkennen, dass <strong>der</strong> Cysteinabbau<br />

im Sauren schwächer abläuft als im Neutralen.<br />

Die folgende Abbildung 6-5 stellt die Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>Untersuchung</strong> <strong>an</strong> Methionin<br />

dar.<br />

H2S<br />

CH3SH<br />

CH3SCH3<br />

abs. Peakflächen<br />

2000000<br />

1800000<br />

1600000<br />

1400000<br />

1200000<br />

1000000<br />

800000<br />

600000<br />

400000<br />

200000<br />

Erhitzungsdauer in h bei 80°C<br />

pH im Reaktions<strong>an</strong>satz<br />

0<br />

Abbauprodukte aus Methionin<br />

0 ,<br />

pH<br />

1,3<br />

24,<br />

pH<br />

1,3<br />

48,<br />

pH<br />

1,3<br />

72,<br />

pH<br />

1,3<br />

Beim Methionin setzte <strong>der</strong> Abbau verzögert ein, und lief viel schwächer und<br />

deutlich stärker vom pH-Wert und <strong>der</strong> Erhitzungszeit abhängig ab als dies<br />

beim Cystein beobachtet werden konnte.<br />

Im Sauren lassen sich vor allem geringe Mengen Schwefelwasserstoff nachweisen,<br />

Methylmercapt<strong>an</strong> dagegen kaum. Nach 48 h übersteigt bei pH 4.0 die<br />

Menge <strong>an</strong> Methylmercapt<strong>an</strong> erstmals die des Schwefelwasserstoffs. Bei<br />

pH 5.7 bzw. nach 72 h Erhitzungsdauer beherrscht die Freisetzung <strong>von</strong> Methylmercapt<strong>an</strong><br />

aus Methionin den Abbau <strong>der</strong> Aminosäure. Dimethylsulfid ließ<br />

sich erneut nicht nennenswert nachweisen.<br />

Die Gegenwart des Pfl<strong>an</strong>zenmaterial war für die Freisetzungsreaktionen nicht<br />

zwingen erfor<strong>der</strong>lich, die Wirkung zudem nicht einheitlich. Während beim Abbau<br />

des Methionins eine Unterstützung <strong>der</strong> Methylmercapt<strong>an</strong>bildung erkennbar<br />

war, nahm die nachweisbare Menge <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff in Gegenwart<br />

<strong>der</strong> Drogen ab, was auf die hohe Reaktivität <strong>der</strong> Verbindung schließen<br />

lässt. Grundsätzlich konnte aber gezeigt werden, dass unter den Herstellungsbedingungen<br />

<strong>von</strong> P aus <strong>der</strong> freien Aminosäure Methionin vor allem<br />

Methylmercapt<strong>an</strong> und aus Cystein vor allem Schwefelwasserstoff freigesetzt<br />

wird. Da beide Aminosäuren im Drogenmaterial nachgewiesen wurden, k<strong>an</strong>n<br />

die Genese <strong>der</strong> beiden identifizierten Fehlgeruchsstoffe aus ihnen plausibel<br />

erklärt werden.<br />

- 134 -<br />

0 ,<br />

pH<br />

4,0<br />

24,<br />

pH<br />

4,0<br />

48,<br />

pH<br />

4,0<br />

72,<br />

pH<br />

4,0<br />

0 ,<br />

pH<br />

5,7<br />

24,<br />

pH<br />

5,7<br />

48,<br />

pH<br />

5,7<br />

72,<br />

pH<br />

5,7<br />

Abb. 6-5 :<br />

Freisetzung <strong>von</strong><br />

Schwefelwasserstoff,<br />

Methylmercapt<strong>an</strong> und<br />

Dimethylsulfid aus<br />

Methionin in Abhängigkeit<br />

des pH-Wertes<br />

und <strong>der</strong> Erhitzungsdauer


Verfahren zur Schnellreifung <strong>von</strong> P<br />

Abb. 7-1:<br />

Einfluss <strong>von</strong> Kupfer<br />

in P auf die<br />

Gasraumzusammensetzung:<br />

Beeinflussung<br />

<strong>von</strong> Schwefelwasserstoff,Methylmercapt<strong>an</strong><br />

und<br />

Dimethylsulfid<br />

7. Verfahren zur Schnellreifung <strong>von</strong> P<br />

Ein Teilziel <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit best<strong>an</strong>d in <strong>der</strong> Entwicklung eines Verfahrens,<br />

den un<strong>an</strong>genehmen Geruchseindruck bei Wahrung <strong>der</strong> Produktqualität<br />

unter Verkürzung <strong>der</strong> Lagerzeiten zu verbessern.<br />

Da die <strong>Untersuchung</strong>en zeigten, dass <strong>an</strong> dem <strong>an</strong>fänglich beobachteten Fehlgeruchseindruck<br />

die beiden Schwefelverbindungen Schwefelwasserstoff und<br />

Methylmercapt<strong>an</strong> maßgeblich beteiligt sind und <strong>der</strong>en Entstehung durch technische<br />

Verän<strong>der</strong>ungen am Herstellungsprozess auf keinen Fall zu vermeiden<br />

ist, müssen diese Verbindungen selektiv bei <strong>der</strong> Herstellung bzw. aus dem<br />

Vielstoffgemisch P eliminiert werden.<br />

Eine aus <strong>der</strong> Destillationspraxis bek<strong>an</strong>nte Maßnahme gegen aliphatische<br />

Schwefelverbindungen ist die Kontaktkatalyse mit Metallen wie Kupfer, Silber<br />

Eisen, Zink, Nickel o<strong>der</strong> Blei (SINCLAIR et. al., 1970, S. 431; WÜSTENFELD<br />

und HAESELER, 1964, S. 370).<br />

Aus ökonomischen, aber auch aus toxikologischen Gründen wurde P für Verkostungsproben<br />

mit pulverisiertem Kupfer (Merck Art. 102703), Zink (Merck<br />

Art. 108774) o<strong>der</strong> Eisen (Merck Art. 103815) versetzt. Die Einsatzmenge betrug<br />

0,1 %(m/v). Die in Gegenwart <strong>von</strong> Kupferpulver einsetzende makro-olfaktorische<br />

Verbesserung war sofort wahrzunehmen und führte zu <strong>einem</strong> einw<strong>an</strong>dfreien,<br />

überzeugenden sensorischen Ergebnis. Diese Verbesserung war<br />

auch in Relation zur über Aktivkohle filtrierten Vari<strong>an</strong>te wahrzunehmen. Die<br />

Einwirkungen <strong>von</strong> Eisen- und Zink-Pulver waren nicht <strong>von</strong> <strong>der</strong> gleichen olfaktorischen<br />

Relev<strong>an</strong>z und wurden daher nicht weiter untersucht.<br />

Nach Kupferzusatz war im Gasraum über P kein Methylmercapt<strong>an</strong> mehr<br />

nachzuweisen. Der sensorisch eindrucksvolle Einfluss pulverisierten Kupfers<br />

wirkte sich allerdings nicht im gleichen Maße auf die Reduzierung <strong>von</strong><br />

Schwefelwasserstoff aus. Der Gehalt <strong>an</strong> Schwefelwasserstoff nach Kupferzusatz<br />

fiel nur etwa um den Faktor 2 bis 3, wie die folgende Abbildung 7-1 verdeutlicht:<br />

relative Verän<strong>der</strong>ung<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Relative Verän<strong>der</strong>ungen im Dampfraum über P nach Kupferzusatz<br />

0 100 200 300 400 500<br />

Kupferpulver in mg/100ml<br />

- 135 -<br />

Methylmercapt<strong>an</strong><br />

Dimethylsulfid<br />

Schwefelwasserstoff


Verfahren zur Schnellreifung <strong>von</strong> P<br />

Dies ist ein weiterer Hinweis darauf, dass <strong>der</strong> Anteil des Methylmercapt<strong>an</strong>s<br />

am Fehlgeruch den des Schwefelwasserstoffs überwiegt. Eine Beeinflussung<br />

des Dimethylsulfidgehalts im Dampfraum konnte erneut nicht nachgewiesen<br />

werden.<br />

Um den Einfluss <strong>von</strong> Kupfer auf <strong>an</strong><strong>der</strong>e Inhaltsstoffe <strong>von</strong> P zu überprüfen,<br />

wurde P über ein Kupferbett in einer Chromatographiesäule geleitet. Hierbei<br />

wurden zunächst 250 mg Kupferpulver (Merck Art. 102703) mit Sees<strong>an</strong>d verrieben<br />

und in die Säule zu einer etwa 5 mm starken Schicht (Durchmesser<br />

18 mm) gefüllt. Diese wurde mit 3 x 50 ml unfiltriertem <strong>Untersuchung</strong>smuster<br />

übergossen und <strong>an</strong>schließend mittels eines HOWORKA-Ball-Überdrucks innerhalb<br />

<strong>von</strong> 30 Minuten durch die Kupfer-S<strong>an</strong>d-Schicht gepresst. Dabei verfärbte<br />

sich das Kupferpulver <strong>von</strong> Rot nach Braun/Rot/Grau.<br />

Der Vergleich <strong>der</strong> HRGC/MS-Daten vor und nach dieser Beh<strong>an</strong>dlung mit<br />

Kupfer ergab bis auf die Abnahme <strong>der</strong> beiden schwefelhaltigen Verbindungen<br />

Schwefelwasserstoff und Methylmercapt<strong>an</strong> keine signifik<strong>an</strong>ten Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>an</strong><strong>der</strong>er Inhaltsstoffe in P. Dimethylsulfid zeigte im Neutralen keine Reaktion<br />

auf den Kupferzusatz. Erst im Sauren bei pH 1 wurde es wie Methylmercapt<strong>an</strong><br />

vollständig abgebaut.<br />

Um einen Überg<strong>an</strong>g <strong>von</strong> Kupfer während des direkten Kontakts mit P und<br />

damit eine potentielle Belastung des Produktes ausschließen zu können, wurden<br />

Kupfer-Gehaltsmessungen mit Hilfe eines Atomabsorptionsspektrometers<br />

(AAS) am Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin<br />

durchgeführt.<br />

Die Analysenparameter <strong>der</strong> <strong>Untersuchung</strong> fasst folgende Tabelle zusammen:<br />

Analysenparameter AAS<br />

Probe über Kupfer filtrierte und nicht<br />

filtrierte, junge Proben <strong>von</strong> P<br />

Gerät PE 4100<br />

Modus Flamme (Air)<br />

Wellenlänge 325 nm (Kupfer)<br />

Sauerstoff 5 l/min<br />

Acetylen 0,9 l/min<br />

Referenz Cu-St<strong>an</strong>dard 1000 mg/l<br />

(Merck: Artikel: 102630)<br />

An dem oben beschriebenen Eluat <strong>der</strong> Kupfer-Säulenchromatographie konnte<br />

eine Kontamination mit Kupfer <strong>von</strong> 0,7 mg/l P nachgewiesen werden. In <strong>der</strong><br />

nicht beh<strong>an</strong>delten Probe wurde dagegen kein Kupfer gefunden.<br />

- 136 -


Verfahren zur Schnellreifung <strong>von</strong> P<br />

Für die produktionstechnische Umsetzung ist daher ein direkter Kontakt des<br />

Destillats mit Kupfer zu vermeiden. Die Reduzierung <strong>der</strong> Gehalte <strong>an</strong> Schwefelwasserstoff<br />

und Methylmercapt<strong>an</strong> muss somit während <strong>der</strong> Destillation, vor<br />

<strong>der</strong> Kondensation, erfolgen.<br />

Um den Kupfergehalt des Destillationsrückst<strong>an</strong>des ebenfalls nicht zu erhöhen,<br />

wird vorgeschlagen, die Wirkung des Kupfers über Drahtgewebe bzw. Gasematten<br />

im Dampfraum <strong>der</strong> Destillationsblase auszuüben. Das dabei entstehende<br />

Kupfersulfid k<strong>an</strong>n mit Hilfe <strong>von</strong> Mineralsäuren entfernt werden, was den<br />

Filter regeneriert. Dieser Vorg<strong>an</strong>g muss allerdings unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> Arbeitssicherheit erfolgen und dementsprechend gepl<strong>an</strong>t werden.<br />

Ein Ersatz <strong>der</strong> kostenintensiven Aktivkohlefiltration bei gleichzeitiger Verkürzung<br />

<strong>der</strong> Lagerzeiten durch die Erhöhung des Kupferpotentials in <strong>der</strong> Destillationsblase<br />

scheint möglich und aus ökonomischer Sicht geboten zu sein. Allerdings<br />

stehen die Funktionskontrolle eines solchen Filters während <strong>der</strong> großtechnischen<br />

Herstellung und die Sicherstellung <strong>der</strong> gleichbleibenden Produktqualität<br />

<strong>von</strong> P <strong>der</strong>zeit noch aus.<br />

- 137 -


Diskussion<br />

8. Diskussion<br />

8.1 Wertung <strong>der</strong> <strong>Untersuchung</strong>sergebnisse und -verfahren<br />

In den ersten Wochen nach Herstellung des Phytopharmakons P treten geruchliche<br />

Verän<strong>der</strong>ungen auf, die <strong>von</strong> <strong>einem</strong> un<strong>an</strong>genehmen, untypischen,<br />

flüchtigen Fehleindruck zu <strong>einem</strong> <strong>an</strong>genehmen, produkttypischen Geruch führen.<br />

Der Fehleindruck <strong>von</strong> P verschw<strong>an</strong>d zwar bei Verdünnung des Destillates<br />

auf Trinkstärke, da das Auftreten des <strong>an</strong>fänglichen Fehlgeruchs aber nicht<br />

durch Variationen <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> eingesetzten Drogen erklärt werden konnte,<br />

wurde die Frage nach <strong>der</strong> Stabilität des Produktes und den <strong>Ursachen</strong> <strong>der</strong><br />

Aromaverän<strong>der</strong>ungen während <strong>der</strong> Reifeperiode aufgeworfen.<br />

Zunächst wurden daher durch eine Reihe äußerer Einflussnahmen unterschiedliche<br />

Geruchszustände <strong>an</strong> P mit unterschiedlicher Präferenz erzeugt<br />

(vgl. Kapitel 4.1.3, S. 48 bzw. Kapitel 5.18, S. 70). So konnte die während <strong>der</strong><br />

Lagerzeit ablaufende Geruchsverbesserung z.B. mehr o<strong>der</strong> weniger durch<br />

den Zusatz <strong>von</strong> Aktivkohle, Wasser o<strong>der</strong> metallischem Kupfer beschleunigt<br />

werden. Durch Herabsetzung <strong>der</strong> Temperatur während <strong>der</strong> Lagerung ließ sich<br />

die Geruchsverbesserung verl<strong>an</strong>gsamen bzw. durch den Zusatz <strong>von</strong> Säure<br />

<strong>der</strong> Fehleindruck verstärken (vgl. Kapitel 5.1.1 – 5.1.7, S. 64 ff.). Zwischen<br />

diesen verschiedenen Geruchszuständen galt es, stoffliche, aromarelev<strong>an</strong>te<br />

Unterschiede aufzudecken und zu bewerten.<br />

Zu <strong>der</strong> speziellen Fragestellung <strong>der</strong> Geruchsverän<strong>der</strong>ungen lagen we<strong>der</strong> für<br />

die zu betrachtenden Arzneidrogen noch für das Produkt selbst Veröffentlichungen<br />

vor, die zur Klärung o<strong>der</strong> Eingrenzung des sensorischen Problems<br />

hätten her<strong>an</strong>gezogen werden können. Die theoretische Übertragung <strong>der</strong><br />

Frage auf bek<strong>an</strong>nte Probleme <strong>der</strong> Getränketechnologie o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Aromachemie<br />

in Lebensmitteln war aufgrund <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Zusammensetzung <strong>von</strong> P<br />

problematisch. Zur Klärung <strong>der</strong> gestellten Aufgabe musste daher eine umfassende<br />

olfaktorische wie instrumentelle Analyse <strong>der</strong> unterschiedlichen Geruchszustände<br />

<strong>von</strong> P erarbeitet werden.<br />

Im Ergebnis dieser <strong>Untersuchung</strong>en wurden erstmals mittels Gaschromatographie-Olfaktometrie<br />

(GCO) bzw. <strong>der</strong> Aromaextraktverdünnungs<strong>an</strong>alyse<br />

(AEVA) 36 geruchsaktive Subst<strong>an</strong>zen selektiert, <strong>von</strong> denen 21 mit Hilfe <strong>der</strong><br />

GC/MS-Methode identifiziert werden konnten. Fünf dieser Verbindungen wurden<br />

aufgrund ihrer makro-olfaktorischen Merkmale <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Fehlgeruchsstoffe<br />

und 11 <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> positiv empfundenen Aromastoffe zugeordnet.<br />

Die restlichen 5 Verbindungen konnten ad hoc keiner <strong>der</strong> beiden<br />

Gruppen zugewiesen werden (vgl. Übersicht, S. 95).<br />

Bei <strong>der</strong> Aromaextraktverdünnungs<strong>an</strong>alyse (AEVA) wurden 1,8-Cineol, Linalool<br />

und Eugenol in Eth<strong>an</strong>ol als die Verbindungen identifiziert, die das produkttypische<br />

Aroma <strong>von</strong> gelagertem P prägen. Es wurde allerdings festgestellt, dass<br />

sich ihre Konzentrationen zwischen makro-olfaktorisch verschiedenen Zu-<br />

- 138 -


Diskussion<br />

ständen nicht unterscheiden. Die Annahme, <strong>der</strong> <strong>an</strong>fängliche Fehleineindruck<br />

könnte durch temporäre Konzentrationsän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> prägenden Aromastoffe<br />

bedingt sein, konnte somit nicht gestützt werden. Der <strong>an</strong>fängliche Fehleindruck<br />

muss daher subst<strong>an</strong>ziell bedingt sein.<br />

In einer Reihe <strong>von</strong> <strong>Untersuchung</strong>en mittels HS/GCO waren die nie<strong>der</strong>molekularen<br />

Schwefelverbindungen Dimethylsulfid, Methylmercapt<strong>an</strong> und Schwefelwasserstoff<br />

aufgefallen, wobei <strong>der</strong> mikro-olfaktorische Charakter des Methylmercapt<strong>an</strong>s<br />

dem des <strong>an</strong>fänglich bemerkbaren Fehleindrucks <strong>von</strong> P am<br />

ehesten entsprach.<br />

Anh<strong>an</strong>d <strong>von</strong> hinreichenden und notwendigen Bedingungen <strong>der</strong> Geruchsstoffwahrnehmung<br />

(vgl. Kapitel 3.6.4, S. 41) konnte die Zuordnung <strong>der</strong> Geruchsstoffe<br />

zu den unterschiedlichen makro-olfaktorischen Zuständen verifiziert<br />

werden. Dabei wurde vor allem versucht, die un<strong>an</strong>genehmen Gerüche, <strong>der</strong>en<br />

Gasphasenkonzentration bei einer makro-olfaktorischen Verbesserung abnehmen<br />

müssen, <strong>von</strong> den <strong>an</strong>genehm empfundenen, die <strong>an</strong>alog hätten gebildet<br />

werden müssen, zu unterscheiden und <strong>der</strong>en Verteilungsverschiebungen<br />

zwischen flüssiger und gasförmiger Phase instrumentell-<strong>an</strong>alytisch aufzuzeigen.<br />

Vor allem die instrumentell-<strong>an</strong>alytisch nachweisbaren Unterschiede zwischen<br />

den einzelnen Geruchszuständen <strong>von</strong> P halfen, die Zuordnung empfundener<br />

Geruchsassoziationen zu den beiden Geruchsstoffklassen „<strong>an</strong>genehm“ und<br />

„un<strong>an</strong>genehm“ zu objektivieren. Während die Subst<strong>an</strong>zen 1,8-Cineol, Linalool<br />

und Eugenol die Grundvoraussetzung <strong>der</strong> stofflichen Verän<strong>der</strong>ung zwischen<br />

zwei unterschiedlichen Geruchszuständen <strong>von</strong> vornherein nicht erfüllt hatten,<br />

st<strong>an</strong>d das stoffliche Verhalten <strong>von</strong> Methylmercapt<strong>an</strong> und Schwefelwasserstoff<br />

mit allen, durch äußere Einflüsse erzielten makro-olfaktorischen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

in Einkl<strong>an</strong>g. So nahmen beide Schwefelverbindungen während <strong>der</strong> Lagerzeit<br />

und nach Wasserzusatz ab und konnten durch Säurezusatz aus P in<br />

die Gasphase gedrängt werden. Der einzige Unterschied war, dass sich<br />

Schwefelwasserstoff im Gegensatz zum Methylmercapt<strong>an</strong> besser mit Aktivkohle<br />

als mit Kupfer aus P entfernen ließ. Die olfaktorisch eindrucksvolle Wirkung<br />

des Kupfers und die dadurch bedingte unterschiedlich starke Abnahme<br />

<strong>der</strong> beiden Fehlgeruchsstoffe zeigte, dass <strong>der</strong> Anteil des Methylmercapt<strong>an</strong>s<br />

am <strong>an</strong>fänglichen Fehlgeruch größer ist als <strong>der</strong> des Schwefelwasserstoffs. Eine<br />

Beteiligung <strong>von</strong> Dimethylsulfid am Fehleindruck konnte nicht nachgewiesen<br />

werden.<br />

In Verbindung mit ihren für P ermittelten Geruchsschwellen <strong>von</strong> je 5 µg/l und<br />

ihrem Autreten in Konzentrationen zwischen 10 und 50 µg/l direkt nach <strong>der</strong><br />

Herstellung lassen sich für beide Fehlgeruchsstoffe Aromawerte <strong>von</strong> 2 bis 10<br />

ableiten. Damit ist auch die Bedingung erfüllt, dass die problemrelev<strong>an</strong>ten<br />

Verbindungen in P in Konzentrationen über <strong>der</strong> Geruchsschwelle vorliegen<br />

- 139 -


Diskussion<br />

müssen (vgl. Kapitel 3.6.4, S. 41). Werte in dieser Größenordnung sind im<br />

Vergleich zu <strong>an</strong><strong>der</strong>en bek<strong>an</strong>nten Aromastoffen <strong>von</strong> Lebensmitteln eher gering.<br />

Allerdings waren auch die ermittelbaren stofflichen Verän<strong>der</strong>ungen bei makroolfaktorisch<br />

registrierten Verbesserungen nicht sehr groß und lagen meist bei<br />

einer Verringerung um 50 bis 80 %. Aufgrund dessen wird <strong>an</strong>genommen, dass<br />

die ermittelten Aromawerte <strong>der</strong> Verbindungen zur Ausprägung des Fehleindrucks<br />

ausreichen.<br />

Der Zusatz <strong>von</strong> Wasser führte nicht nur zu einer Verschiebung des Gleichgewichts<br />

<strong>der</strong> Fehlgeruchsstoffe in die flüssige Phase, son<strong>der</strong>n auch zu einer<br />

Verschiebung <strong>der</strong> positiv empfundenen, produktprägenden Geruchsstoffe in<br />

die Gasphase. Diese „aktive“ Unterstützung <strong>der</strong> wahrgenommenen Geruchsverbesserung<br />

gibt Hinweise auf mögliche weitere Prozesse, die die Geruchsverbesserung<br />

<strong>an</strong> P bedingen können. Hiermit im Zusammenh<strong>an</strong>g stehen auch<br />

die Geruchsbildverän<strong>der</strong>ungen durch die erneute Destillation o<strong>der</strong> die Alkalisierung.<br />

Die durch die Ausgrenzung <strong>der</strong>, aufgrund <strong>von</strong> Deprotonierung ihre<br />

Flüchtigkeit einbüßenden Verbindungen, wie z.B. Eugenol, zu verzeichnende<br />

Verfremdung des Geruchs <strong>von</strong> P, könnte den Missst<strong>an</strong>d <strong>der</strong> nur unvollständig<br />

gelungenen Rekonstruktion des Fehlgeruchs durch Zugabe <strong>der</strong> beiden<br />

Schwefelverbindungen relativieren. Obgleich die vollständige Nachahmung<br />

nicht gel<strong>an</strong>g, wird daher und aufgrund des Geruchscharakters <strong>der</strong> beiden<br />

Fehlgeruchstoffe, ihrer hohe Flüchtigkeit und Polarität da<strong>von</strong> ausgeg<strong>an</strong>gen,<br />

dass beide den größten Teil des un<strong>an</strong>genehmen Geruchseindrucks <strong>an</strong> P verursachen.<br />

Hinweise für die Bildung positiv empfundener Geruchsstoffe während<br />

<strong>der</strong> Lagerperiode wurden nicht entdeckt. Eine Beteiligung wertbestimmen<strong>der</strong>,<br />

ätherischer Ölkomponenten <strong>an</strong> den beobachteten olfaktorischen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

ist damit ausgeschlossen, was die Stabilität des Produktes unterstreicht.<br />

Die <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> schwefelhaltigen Subst<strong>an</strong>zen stellte hohe Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>an</strong> die Analysentechnik. Dies zeigte sich vor allem während <strong>der</strong> Optimierung<br />

<strong>der</strong> Probenvorbereitung, speziell <strong>der</strong> GC-Aufgabetechnik. Dabei stellte<br />

sich die direkte HS/GC-Kopplung für Methylmercapt<strong>an</strong> als das geeigneteste<br />

Verfahren heraus. Für Screening-<strong>Untersuchung</strong>en, wie sie beim Vergleich <strong>von</strong><br />

Geruchsprofilen im Allgemeinen und speziell im vorliegenden Fall zunächst<br />

unerlässlich waren, war diese Technik dagegen nicht geeignet. Schwerer<br />

flüchtige Verbindungen wie z.B. 1,8-Cineol, Zimtaldehyd o<strong>der</strong> Eugenol konnte<br />

nur schlecht o<strong>der</strong> gar nicht mehr erfasst werden (vgl. Kapitel 5.2.5.6, S. 82,<br />

Abb. 5-15).<br />

Insbeson<strong>der</strong>e Methylmercapt<strong>an</strong> verhielt sich bei <strong>der</strong> Optimierung <strong>der</strong> Headspace-Aufgabetechnik<br />

entgegengesetzt den Erwartungen bzw. dem Verhalten<br />

<strong>an</strong><strong>der</strong>er Subst<strong>an</strong>zen. So nahm seine Nachweisbarkeit bei erhöhten Probentemperaturen<br />

und größeren Analysenmengen im HS-Vial ab, wodurch die<br />

- 140 -


Diskussion<br />

Analyse nur auf Kosten <strong>der</strong> Nachweisempfindlichkeit <strong>an</strong><strong>der</strong>er, auch <strong>der</strong> oben<br />

gen<strong>an</strong>nten Verbindungen durchgeführt werden konnte.<br />

Die objektiv, instrumentell-<strong>an</strong>alytische Identifizierung <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff<br />

im unteren µg/kg-Bereich war noch schwieriger und konnte erst durch den<br />

Einsatz eines hochauflösenden Massenspektrometers realisiert werden.<br />

Schwefelwasserstoff zeigte sich zudem als überaus instabil. Eine Halbwertszeit<br />

<strong>von</strong> nur neun Stunden in kleinen Volumina <strong>von</strong> P verdeutlicht die Flüchtigkeit<br />

bzw. Reaktivität dieser Verbindung und die Schwierigkeiten, diese sicher<br />

nachweisen bzw. qu<strong>an</strong>tifizieren zu können.<br />

Sowohl die Dampfraum(Headspace)-Analyse als auch die destillative Anreicherung<br />

stellten sich als relativ schonende Verfahren zur Konzentrierung <strong>der</strong><br />

beschrieben Schwefelverbindungen heraus. Anreicherungsverfahren wie die<br />

Festphasen-Mikroextraktion (SPME), extraktive Anreicherungen mit unpolaren<br />

Lösemitteln o<strong>der</strong> die Kondensation in Kühlfallen waren dagegen für die Fraktion<br />

<strong>der</strong> nie<strong>der</strong>molekularen Schwefelverbindungen nicht geeignet. Das Ergebnis<br />

<strong>der</strong> flüssig-flüssig Extraktion <strong>von</strong> P mit n-Pent<strong>an</strong> im Vorfeld <strong>der</strong> <strong>Untersuchung</strong>en<br />

war z.B. beson<strong>der</strong>s richtungsweisend. Die Tatsache, dass sich <strong>der</strong><br />

Fehleindruck nicht mit unpolaren Lösemitteln <strong>an</strong>reichern ließ, war sowohl für<br />

die Nichther<strong>an</strong>ziehbarkeit <strong>der</strong> meisten Literatur<strong>an</strong>gaben über ätherische Öldrogen<br />

als auch für den <strong>an</strong>fänglichen Wi<strong>der</strong>spruch zwischen <strong>der</strong> vermuteten<br />

hohen Flüchtigkeit potentieller Fehlgeruchssubst<strong>an</strong>zen und <strong>der</strong> durch die Extraktion<br />

nachgewiesenen Polarität maßgeblich ver<strong>an</strong>twortlich. Allgemein k<strong>an</strong>n<br />

bestätigt werden, dass alle Anreicherungsverfahren und Aufarbeitungsschritte<br />

bei <strong>der</strong> Analyse <strong>von</strong> Geruchsprofilen ein hohes Verfälschungspotential beinhalten.<br />

Die beobachteten Unterschiede zwischen den Analysenergebnissen <strong>der</strong><br />

AEVA und <strong>der</strong> HS/GCO führten zum Bewerten <strong>der</strong> Anwendbarkeit bei<strong>der</strong><br />

Verfahren bei <strong>der</strong> <strong>Untersuchung</strong> <strong>von</strong> Geruchsprofilen bzw. leichtest flüchtigen<br />

Verbindungen. Obwohl Methylmercapt<strong>an</strong> mit <strong>der</strong> direkt gekoppelten HS/GCO<br />

bei nahezu je<strong>der</strong> sensorisch negativ aufgefallenen Probe mikro-olfaktorisch<br />

wahrgenommen werden konnte, galt dies nicht für den typischen, leicht zu erkennende<br />

Geruch <strong>von</strong> 1,8-Cineol. Damit muss aber auch die Bedeutung aller<br />

schwerer flüchtigen Geruchsstoffe für die <strong>Untersuchung</strong> des Geruchsphänomens<br />

<strong>an</strong> P, die nach <strong>der</strong> Flüssiginjektion und Verdampfung bei <strong>der</strong> AEVA sowohl<br />

positiv als auch negativ empfunden wurden, in Frage gestellten werden.<br />

Obwohl die erhaltenen hohen Verdünnungsfaktoren eine Brauchbarkeit <strong>der</strong> direkten<br />

Flüssiginjektion <strong>der</strong> Labormuster signalisierten, scheint die Technik <strong>der</strong><br />

AEVA mit Flüssiginjektion für leichtest flüchtige Aromastoffe (z.B. mit <strong>einem</strong><br />

Siedepunkt unter 10 °C) wenig geeignet zu sein. Da sich <strong>der</strong> bei P <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs<br />

bestehende Verdacht, <strong>der</strong> Fehlgeruch könnte <strong>der</strong> Kopfnote des Aromas zugeordnet<br />

werden, bestätigt hat, scheint die AEVA bei <strong>der</strong> Aufklärung <strong>von</strong> Angerüchen<br />

nur eingeschränkt <strong>an</strong>wendbar zu sein.<br />

- 141 -


Diskussion<br />

8.2 Herkunft und Genese <strong>der</strong> Fehlgeruchsstoffe<br />

Viele bek<strong>an</strong>nte Fehlgeruchsstoffe, darunter auch Schwefelwasserstoff und<br />

Methylmercapt<strong>an</strong>, entstehen in Lebensmitteln aufgrund <strong>von</strong> mikrobiologischen<br />

o<strong>der</strong> thermisch indizierten Reaktionen (vgl. Kapitel 6.4, S. 130). Da bei P mikrobiologische<br />

Prozesse aufgrund <strong>der</strong> hohen Eth<strong>an</strong>olkonzentration ausgeschlossen<br />

werden konnten, mussten <strong>an</strong><strong>der</strong>e Mech<strong>an</strong>ismen während <strong>der</strong><br />

Destillation zur Freisetzung dieser Verbindungen aus dem eingesetzten Pfl<strong>an</strong>zenmaterial<br />

führen.<br />

Da sich bereits beim Erwärmen wässrig-alkoholischer Lösungen <strong>von</strong> Cystein<br />

ein Geruch nach Schwefelwasserstoff wahrnehmen läßt, müssen neben den<br />

Mech<strong>an</strong>ismen <strong>der</strong> MAILLARD-Reaktionen (Bildung <strong>von</strong> N-Glykosiden und<br />

daraus resultierenden Umlagerungs- und Folgereaktionen) noch <strong>an</strong><strong>der</strong>e<br />

Fragmentierungswege des Moleküls existieren. Eine mech<strong>an</strong>istische Modellvorstellung<br />

könnte hier die Bildung des ß-Lactons 3-Amino-oxet<strong>an</strong>-2-on sein,<br />

bei dessen Bildung durch eine intramolekulare Austauschreaktion (Nachbargruppeneffekt)<br />

HS - als nucleofuge Abg<strong>an</strong>gsgruppe durch den Angriff <strong>der</strong> Carboxylatgruppe<br />

auf das ß-C-Atom des Cysteins verdrängt wird (vgl. FIESER<br />

und FIESER, 1972, S. 375):<br />

H 3N<br />

H<br />

Cystein<br />

"Oxet<strong>an</strong>" Schwefelwasserstoff<br />

O<br />

S<br />

H 2N<br />

HO<br />

O<br />

Serin<br />

O<br />

OH<br />

?<br />

H 2O<br />

H 2N O<br />

- 142 -<br />

O<br />

H 2C C H NH 2<br />

+<br />

C 2H 5OH +<br />

H S H<br />

+ CO 2<br />

NH 3<br />

Eth<strong>an</strong>ol Ammoniak<br />

Abb. 8-1:<br />

Mögliche Abbauwege<br />

<strong>von</strong> Cystein<br />

in wässriger<br />

Lösung


Diskussion<br />

ß-Lactone sind stabiler als entsprechende dreigliedrige Verbindungen und<br />

stellen nicht notwendigerweise nur Überg<strong>an</strong>gsstufen dar. Unter Erwärmung ist<br />

aber eine Decarboxylierung wahrscheinlich (EICHER und HAUPTMANN,<br />

1994, S. 40), wobei hypothetisch Vinylamin im Überg<strong>an</strong>gsstadium entstehen<br />

müsste. Dieses Enamin würde aber sofort zu Eth<strong>an</strong>ol und Ammoniak hydrolisieren.<br />

Auch eine Ringöffnung zu Serin k<strong>an</strong>n diskutiert werden.<br />

Bei Methionin würde <strong>an</strong>alog aufgrund des beschriebenen Nachbargruppenef-<br />

fekts ein γ-Lacton unter Freisetzung <strong>von</strong> Methylmercapt<strong>an</strong> gebildet werden.<br />

Die zusätzliche Methylengruppe schwächt den Nachbargruppeneffekt aber ab,<br />

was die gefundene verzögerte Freisetzung erklären könnte.<br />

In Gegenwart des Pfl<strong>an</strong>zenmaterials sind Reaktionen, die durch eine N-Glykosidbildung<br />

initiert werden, als möglich einzustufen. Auch <strong>der</strong> Mech<strong>an</strong>ismus<br />

<strong>der</strong> ß-Eliminierung läuft nach TRESSL et. al. (1994, S. 226/227) selbst bei pH-<br />

Werten <strong>von</strong> 5 bis 6 ab. Für alle postulierten Reaktionswege sind die beobachteten<br />

Einflüsse des pH-Wertes jedenfalls erklärbar. So läuft die<br />

MAILLARD-Reaktion bek<strong>an</strong>ntermaßen, die ß-Eliminierung durch Verlust <strong>der</strong><br />

Base bei niedrigen pH-Werten verl<strong>an</strong>gsamt ab. Für die Lactonbildung würde<br />

eine Protonierung <strong>der</strong> Carboxylatgruppe eine Verschlechterung des nucleo-<br />

philen Angriffs auf das ß- bzw. γ-C-Atom bedeuten.<br />

Die <strong>Untersuchung</strong>en <strong>der</strong> beiden Aminosäuren L-Methionin und L-Cystein, die<br />

in P im unteren µmol/kg-Bereich frei vorh<strong>an</strong>den nachgewiesen werden konnten,<br />

belegen die Möglichkeit <strong>der</strong> thermisch bedingten Freisetzung sowohl <strong>von</strong><br />

Schwefelwasserstoff aus L-Cystein als auch die <strong>von</strong> Methylmercapt<strong>an</strong> aus L-<br />

Methionin. Wird die Einsatzmenge <strong>an</strong> Drogen sowie die Ausbeute <strong>an</strong> P zugrundegelegt,<br />

würde bei vollständigem Abbau aus dem freien Methionin etwa<br />

100 µg/l Methylmercapt<strong>an</strong> und aus dem freien Cystein etwa 15 µg/l Schwefelwasserstoff<br />

freigesetzt werden. Da <strong>der</strong> Gesamtschwefelgehalt <strong>der</strong> Drogen mit<br />

ca. 1 % S (ca. 280 mmol Schwefel/kg) physiologisch nicht ungewöhnlich ist<br />

(vgl. VOET und VOET, 1992, S. 22), ist die Annahme berechtigt, dass die beiden<br />

betrachteten Aminosäuren in weitaus höheren Konzentrationen im Pfl<strong>an</strong>zenmaterial<br />

vorliegen als durch die meth<strong>an</strong>olische Extraktion erfasst und mittels<br />

HPLC <strong>an</strong>alysiert werden konnte (vgl. Kapitel 6.2, S. 129). Obgleich in<br />

Peptiden <strong>an</strong><strong>der</strong>e Fragmentierungsmech<strong>an</strong>ismen gelten müssen, bleibt festzustellen,<br />

dass eine Freisetzung <strong>der</strong> beiden Fehlgeruchsstoffe in den beschriebenen<br />

Konzentrationen durch thermischen Abbau <strong>von</strong> L-Cystein und L-<br />

Methionin als möglich und wahrscheinlich <strong>an</strong>zusehen ist.<br />

- 143 -


Diskussion<br />

8.3 Abbau <strong>der</strong> Fehlgeruchssubst<strong>an</strong>zen<br />

Die Abnahme <strong>der</strong> beiden Fehlgeruchsstoffe Schwefelwasserstoff und Methylmercapt<strong>an</strong><br />

während <strong>der</strong> Lagerzeit k<strong>an</strong>n vielfältig begründet sein. So können<br />

beide z.B. durch Oxidation ihre Flüchtigkeit verlieren o<strong>der</strong> mit Metallen, Eth<strong>an</strong>ol<br />

o<strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en Subst<strong>an</strong>zen zu geringer flüchtigen o<strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>s riechenden<br />

Verbindungen (z.B. Eth<strong>an</strong>thiol, Dimethyldisulfid, CuS u.a.) reagieren. Sie können<br />

aber auch physikalisch bedingt ausgasen. Die hohe Flüchtigkeit und die<br />

Beobachtung <strong>der</strong> schnellen Geruchsverbesserung <strong>an</strong> kleinen Volumina <strong>von</strong> P<br />

sprechen für eine solche Möglichkeit. Da aber für keine dieser Möglichkeiten<br />

in Laborexperimenten eine eindeutige Bestätigung gefunden werden konnte,<br />

können die genauen Mech<strong>an</strong>ismen <strong>der</strong> Gehaltsabnahmen <strong>der</strong> beiden Fehlgeruchsstoffe<br />

während <strong>der</strong> Lagerperiode nicht abschließend ben<strong>an</strong>nt werden.<br />

Bei <strong>der</strong> Analyse <strong>der</strong> Destillationsfraktionen wurde festgestellt, dass Methylmercapt<strong>an</strong><br />

und vor allem Schwefelwasserstoff erst relativ spät im Destillationsprozess<br />

übergingen. Dieses Verhalten konnte auch im Labor simuliert<br />

werden. Hieraus folgte, dass eine Herabsetzung des Gehaltes <strong>der</strong> Fehlgeruchsstoffe<br />

in P durch Verän<strong>der</strong>ung des Destillationsprozesses, z.B. im Sinne<br />

einer Abtrennung eines Vorlaufes, nicht möglich ist. Auch eine nachgewiesene<br />

Reduktion <strong>der</strong> Freisetzung durch pH-Wert-Absenkung wäre aus herstellungstechnischen<br />

Gründen nicht praktikabel.<br />

Eine makro-olfaktorisch wirksame Reduzierung des un<strong>an</strong>genehmen Geruchseindrucks<br />

und damit die Möglichkeit <strong>der</strong> Verkürzung <strong>der</strong> Reifezeiten und Verringerung<br />

<strong>der</strong> Lager- und Bearbeitungskosten gel<strong>an</strong>g dagegen durch die<br />

Kontaktkatalyse mit metallischem Kupfer. Da we<strong>der</strong> <strong>der</strong> Destillationsrückst<strong>an</strong>d<br />

noch das Destillat mit Kupfer in Berührung kommen sollten, um eine Kontamination<br />

mit Kupfer zu vermeiden (vgl. Kapitel 7, S. 135), wird die Gehaltsreduktion<br />

<strong>der</strong> Schwefelverbindungen im Dampfraum während <strong>der</strong> Destillation vorgeschlagen.<br />

Obwohl die Aktivkohle-Filtration auf die Reduzierung des Schwefelwasserstoffgehalts<br />

einen größeren Einfluss als <strong>der</strong> Kupferzusatz hatte, wird ein vollständiger<br />

Ersatz <strong>der</strong> Aktivkohle-Filtration aus ökonomischen wie olfaktorischen<br />

Gründen für möglich gehalten, da sich die Einflüsse auf die Reduzierung<br />

des olfaktorisch bedeuten<strong>der</strong>en Methylmercapt<strong>an</strong>s genau umgekehrt<br />

darstellen.<br />

Nebenwirkungen dieser Beh<strong>an</strong>dlung auf <strong>an</strong><strong>der</strong>e Inhaltsstoffe <strong>von</strong> P sind bisher<br />

nicht bek<strong>an</strong>nt. Diese Aussage ist allerdings bei <strong>der</strong> großtechnischen Umsetzung<br />

erneut zu überprüfen, um die bisher nachweisbare Stabilität <strong>von</strong> P<br />

nicht zu gefährden.<br />

- 144 -


Zusammenfassung<br />

9. Zusammenfassung<br />

Der <strong>an</strong> dem aus offizinalen Öldrogen gewonnenen, wässrig-alkoholischen<br />

Heilkräuterdestillat direkt nach <strong>der</strong> Herstellung aufgetretene und sich während<br />

einer mehrwöchigen Lager- und Reifeperiode sich abbauende, un<strong>an</strong>genehme<br />

Geruchseindruck k<strong>an</strong>n auf die Gegenwart <strong>der</strong> Fehlgeruchsstoffe Schwefelwasserstoff<br />

und Methylmercapt<strong>an</strong> zurückgeführt werden. Beide Verbindungen<br />

kommen direkt nach <strong>der</strong> Herstellung des Destillats in Konzentrationen <strong>von</strong> 10<br />

bis 50 µg/l vor. Ihre Geruchsschwelle im Produkt liegt bei 5 µg/l.<br />

Es wurde gezeigt, dass die Konzentration <strong>der</strong> beiden Fehlgeruchsstoffe im<br />

Destillat während einer Reifeperiode abnimmt. Beide Verbindungen konnten<br />

zudem durch Aktivkohlefiltration, Zusätze metallischen Kupfers und Erhöhung<br />

des Wasser<strong>an</strong>teils nachhaltig aus dem Dampfraum über dem <strong>Untersuchung</strong>sobjekt<br />

entfernt werden.<br />

Das Auftreten bei<strong>der</strong> Verbindungen k<strong>an</strong>n durch thermische Abbauprozesse<br />

<strong>der</strong> im eingesetzen Pfl<strong>an</strong>zenmaterial nachgewiesenen Aminosäuren L-Cystein<br />

und L-Methionin bei <strong>der</strong> Herstellung des Destillats erklärt werden.<br />

Das produkttypische Aroma wird durch die Verbindungen 1,8-Cineol, Linalool<br />

und Eugenol geprägt. Für eine Zunahme <strong>der</strong> Konzentration dieser als <strong>an</strong>genehm<br />

empfundenen o<strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>er, den Geruch aktiv verbessern<strong>der</strong> Stoffe<br />

während <strong>der</strong> Reifung konnten keine Hinweise gefunden werden.<br />

Es wurde beschrieben, wie mit Hilfe <strong>der</strong> Gaschromatographie-Olfaktometrie<br />

(GCO) und <strong>der</strong> Aromaextraktverdünnungs<strong>an</strong>alyse (AEVA) sensorisch relev<strong>an</strong>te<br />

Verbindungen aus dem Vielstoffgemisch des Destillats identifiziert und<br />

Geruchszuständen zugeordnet wurden. Gehaltsunterschiede dieser geruchsaktiven<br />

Verbindungen zwischen unterschiedlichen Geruchszuständen des<br />

Heilkräuterdestillats wurden instrumentell-<strong>an</strong>alytisch ermittelt. In Verbindung<br />

mit <strong>der</strong> ermittelten Geruchsschwellenkonzentration dienten diese Daten <strong>der</strong><br />

stofflichen Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bestätigung <strong>der</strong> Geruchsstoffzuordnung.<br />

Die Optimierung und Vorzüge <strong>der</strong> artefaktarmen Headspace-Analyse in Kombination<br />

mit GC/MS und GCO für die <strong>Untersuchung</strong> leichtest flüchtiger Verbindungen<br />

wurden gegenüber <strong>an</strong><strong>der</strong>en Anreicherungstechniken und <strong>der</strong> Flüssiginjektion<br />

<strong>von</strong> Aromaextrakten dargestellt und erläutert.<br />

Es wurde ein Verfahren beschrieben, mit dem sich auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Kontaktkatalyse<br />

mit metallischem Kupfer die beiden schwefelhaltigen Fehlgeruchssubst<strong>an</strong>zen<br />

während <strong>der</strong> industriellen Fertigung aus dem Produkt entfernen<br />

lassen.<br />

- 145 -


Anh<strong>an</strong>g I<br />

Anh<strong>an</strong>g I<br />

Verkostungsprotokoll A, Trio-Vergleichstest<br />

Artikel: Charge: T<strong>an</strong>k:<br />

Nr<br />

1<br />

Nr<br />

2<br />

Geruch <strong>der</strong><br />

unverdünnten<br />

Probe<br />

Geruch <strong>der</strong><br />

verdünnten<br />

Probe<br />

Geschmack <strong>der</strong><br />

verdünnten<br />

Probe<br />

Geruch <strong>der</strong><br />

unverdünnten<br />

Probe<br />

Geruch <strong>der</strong><br />

verdünnten<br />

Probe<br />

Geschmack <strong>der</strong><br />

verdünnten<br />

Probe<br />

(Fortsetzung nächste Seite)<br />

krautig nicht krautig entspricht <strong>der</strong> Norm<br />

streng mild entspricht weitgehend,<br />

noch i.O.<br />

nicht abgerundet abgerundet entspricht nicht<br />

muffig nicht muffig Bemerkung:<br />

krautig nicht krautig<br />

streng mild<br />

nicht abgerundet abgerundet<br />

muffig nicht muffig<br />

krautig nicht krautig<br />

scharf mild<br />

nicht abgerundet abgerundet<br />

muffig nicht muffig<br />

Beigeschmack kein Beigeschmack<br />

Nachbrennen kein Nachbrennen<br />

krautig nicht krautig entspricht <strong>der</strong> Norm<br />

streng mild entspricht weitgehend,<br />

noch i.O.<br />

nicht abgerundet abgerundet entspricht nicht<br />

muffig nicht muffig Bemerkung:<br />

krautig nicht krautig<br />

streng mild<br />

nicht abgerundet abgerundet<br />

muffig nicht muffig<br />

krautig nicht krautig<br />

scharf mild<br />

nicht abgerundet abgerundet<br />

muffig nicht muffig<br />

Beigeschmack kein Beigeschmack<br />

Nachbrennen kein Nachbrennen<br />

- 146 -


Anh<strong>an</strong>g I<br />

Nr<br />

3<br />

Geruch <strong>der</strong><br />

unverdünnten<br />

Probe<br />

Geruch <strong>der</strong><br />

verdünnten<br />

Probe<br />

Geschmack <strong>der</strong><br />

verdünnten<br />

Probe<br />

krautig nicht krautig entspricht <strong>der</strong> Norm<br />

streng mild entspricht weitgehend,<br />

noch i.O.<br />

nicht abgerundet abgerundet entspricht nicht<br />

muffig nicht muffig Bemerkung:<br />

krautig nicht krautig<br />

streng mild<br />

nicht abgerundet abgerundet<br />

muffig nicht muffig<br />

krautig nicht krautig<br />

scharf mild<br />

nicht abgerundet abgerundet<br />

muffig nicht muffig<br />

Beigeschmack kein Beigeschmack<br />

Nachbrennen kein Nachbrennen<br />

Prüfer: Datum: Unterschrift:<br />

- 147 -


Anh<strong>an</strong>g I<br />

Verkostungsprotokoll B<br />

Prüfer:_______________________Datum:__________________<br />

Aufgabenstellung:<br />

Bitte riechen Sie am Inhalt <strong>der</strong> vor Ihnen stehenden Reihe <strong>an</strong> Verkostungsgläsern.<br />

F<strong>an</strong>gen Sie mit dem Glas Nr. 1 am linken Ende <strong>an</strong> und gehen Sie d<strong>an</strong>n<br />

Glas für Glas nach rechts weiter.<br />

Bei welchem Glas merken Sie im Vergleich zum vorherigen Glas eine Geruchsän<strong>der</strong>ung?<br />

Versuchen Sie diese Geruchsän<strong>der</strong>ung zu beschreiben.<br />

Bei welchem Glas können sie die Geruchsän<strong>der</strong>ung eindeutig identifizieren?<br />

Wie<strong>der</strong>holungen sind nicht erlaubt, riechen Sie <strong>an</strong> jedem Glas nur einmal.<br />

Glas-Nr. Beschreibung/Anmerkung<br />

_____________________________<br />

_____________________________<br />

_____________________________<br />

_____________________________<br />

_____________________________<br />

_____________________________<br />

_____________________________<br />

_____________________________<br />

_____________________________<br />

- 148 -


Anh<strong>an</strong>g I<br />

Verkostungsprotokoll C<br />

Prüfer:_______________________Datum:__________________<br />

Aufgabenstellung:<br />

Vor Ihnen stehen 3 x 3 Verkostungsgläser. Bitte heben Sie nach gelegentlichem<br />

Umschwenken den Deckel und riechen Sie einmal vorsichtig aber bestimmt<br />

am Inhalt. Achten Sie dabei auf einen un<strong>an</strong>genehmen, schwefeligen,<br />

faulig, kohligen Geruch. Bitte vergleichen Sie in den unten <strong>an</strong>gegeben Gruppen<br />

den Geruch und vergeben Sie Noten (1 = ohne Fehlgeruch bis 3 = mit<br />

Fehlgeruch).<br />

Versuchen Sie den Geruch <strong>der</strong> schlechtest riechenden Probe zu beschreiben.<br />

Glas Note Glas Note Glas Note<br />

31 ➜32 ➜33<br />

21 ➜22 ➜23<br />

11 ➜12 ➜13<br />

- 149 -<br />

Glas Note Glas Note Glas Note<br />

31 32 33<br />

<br />

21 22 23<br />

<br />

11 12 13


Anh<strong>an</strong>g II<br />

Anh<strong>an</strong>g II<br />

Im Folgenden sind die Ergebnisse <strong>der</strong> MS-Spektren-Vergleiche <strong>von</strong> P mit Bibliotheksspektren<br />

für alle wesentlichen olfaktorischen Verbindungen aufgeführt.<br />

Das obere Spektrum ist jeweils das Probenspektrum, das untere das <strong>der</strong><br />

Referenz. Ein Maß für die Übereinstimmung und damit für die Wahrscheinlichkeit<br />

<strong>der</strong> Gegenwart <strong>der</strong> betreffenden Verbindung in P ist durch den „Reverse<br />

fit factor [REV]:“ in <strong>der</strong> rechten Ecke oben gegeben. 1000 würde eine<br />

maximale Übereinstimmung zwischen Referenz- und Probenspektrum bedeuten.<br />

Massenspektrum <strong>von</strong> Schwefelwasserstoff<br />

Sample ID: # 945 247 unfiltriert dest 10:1<br />

DEST04 50 (2.750) Rf (6,3.000)<br />

100<br />

%<br />

0<br />

100<br />

%<br />

32<br />

34<br />

40<br />

55 57 5870<br />

R:969 NIST 19: HYDROGEN SULFIDE<br />

32<br />

34<br />

1 36<br />

85 89<br />

- 150 -<br />

101 133<br />

105 131 147<br />

Acquired on 18-Jun-1997 at 23:47:00<br />

Reverse fit factor [REV]: 969<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200<br />

Massenspektrum <strong>von</strong> Methylmercapt<strong>an</strong><br />

Sample ID: # 945 247 unfiltriert dest 10:1<br />

DEST04 102 (3.530) Cm (102-(99+105))<br />

100<br />

%<br />

0<br />

100<br />

%<br />

0<br />

32 33<br />

44<br />

47<br />

48<br />

45<br />

49<br />

72<br />

2.89e3<br />

Hit 1<br />

Acquired on 18-Jun-1997 at 23:47:00<br />

Reverse fit factor [REV]: 976<br />

R:976 WILEY 197: METHANETHIOL (CAS) $$ MERCAPTOMETHANE $$ METHYL MERCAPTAN<br />

33 34<br />

44<br />

45<br />

47<br />

48<br />

49<br />

30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 150<br />

1.51e4<br />

m/z<br />

Hit 1<br />

m/z


Anh<strong>an</strong>g II<br />

Massenspektrum <strong>von</strong> Dimethylsulfid<br />

Sample ID: # 945 247 unfiltriert dest 10:1<br />

DEST04 158 (4.371) Cm (158-(154+164))<br />

100<br />

%<br />

0<br />

0<br />

- 151 -<br />

Acquired on 18-Jun-1997 at 23:47:00<br />

Reverse fit factor [REV]: 991<br />

R:991 WILEY 594: METHANE, THIOBIS- (CAS) $$ 2-THIAPROPANE $$ DMS $$ METHYLTHIOMETHANE $$ METHYL SULFIDE<br />

100<br />

47<br />

Hit 1<br />

62<br />

%<br />

29<br />

35<br />

35<br />

37<br />

44<br />

45<br />

45<br />

47<br />

61<br />

48<br />

57 58<br />

61<br />

62<br />

63<br />

6.04e4<br />

34<br />

37<br />

44<br />

49 57 58<br />

63<br />

m/z<br />

30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 150<br />

Massenspektrum <strong>von</strong> 1,8-Cineol<br />

Sample ID: # 945 247 unfiltriert<br />

DEST03 1165 (19.476) Cm (1165-(1159+1172))<br />

100<br />

%<br />

0<br />

100<br />

%<br />

0<br />

39<br />

29 31<br />

41<br />

43<br />

R:993 ETHERIC 10: 1,8-CINEOL<br />

43<br />

81<br />

51<br />

55<br />

53 58<br />

69 71<br />

68<br />

72<br />

65 79<br />

84<br />

93 96<br />

85<br />

91<br />

108<br />

107<br />

111<br />

121<br />

125<br />

Acquired on 18-Jun-1997 at 22:42:24<br />

Reverse fit factor [REV]: 993<br />

39<br />

41<br />

44<br />

55<br />

53<br />

58<br />

69<br />

68<br />

71<br />

77<br />

81<br />

84<br />

93 96<br />

79 85<br />

91 97<br />

108 111<br />

121<br />

125<br />

139<br />

136<br />

140<br />

154<br />

155<br />

m/z<br />

30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 150 160<br />

136<br />

139<br />

2.98e5<br />

154<br />

140 155<br />

Hit 1


Anh<strong>an</strong>g II<br />

Massenspektrum <strong>von</strong> Linalool<br />

Sample ID: # 945 247 unfiltriert<br />

DEST03 1979 (31.687) Cm (1978:1980-(1974+1990))<br />

100<br />

%<br />

0<br />

100<br />

%<br />

0<br />

39<br />

29 38<br />

29<br />

39<br />

41<br />

41<br />

43<br />

53<br />

55<br />

56<br />

43<br />

55<br />

53<br />

69<br />

67<br />

69<br />

67<br />

56<br />

71<br />

80<br />

77<br />

R:986 ETHERIC 79: (±)-LINALOOL<br />

71<br />

91<br />

93<br />

93<br />

94<br />

121<br />

107 136<br />

80<br />

72 83 94<br />

107<br />

121<br />

136<br />

- 152 -<br />

Acquired on 18-Jun-1997 at 22:42:24<br />

Reverse fit factor [REV]: 986<br />

40 60 80 100 120 140 160 180 200<br />

Massenspektrum <strong>von</strong> Eugenol<br />

Sample ID: # 945 247 unfiltriert<br />

DEST03 2838 (44.572)<br />

100<br />

%<br />

0<br />

77 103 131 149<br />

55<br />

91<br />

45<br />

39<br />

29 32<br />

65 78 94 105 121<br />

147<br />

66<br />

150<br />

5.33e4<br />

Hit 1<br />

m/z<br />

Acquired on 18-Jun-1997 at 22:42:24<br />

Reverse fit factor [REV]: 982<br />

R:982 WILEY 36300: PHENOL, 2-METHOXY-4-(2-PROPENYL)- (CAS) $$ EUGENOL $$ 1-(2-PROPENYL)-4-HYDROXY-3-METHOXYBENZENE<br />

100<br />

164<br />

Hit 1<br />

%<br />

0<br />

29<br />

39<br />

51 55<br />

77<br />

91<br />

65 78<br />

66 81<br />

103<br />

105<br />

131<br />

121<br />

149<br />

147 150<br />

165<br />

166<br />

m/z<br />

20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 220 240<br />

164<br />

165<br />

166<br />

1.99e6


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Lebenslauf<br />

Name Marc D. Lucas<br />

geboren 28. J<strong>an</strong>uar 1971 in Berlin-Schmargendorf<br />

Schulische Ausbildung<br />

September 1976 – Juli 1977 Vorschule <strong>an</strong> <strong>der</strong> Ludwig-Heck-Grundschule,<br />

Berlin-Mariendorf<br />

September 1977 – Juli 1983 Ludwig-Heck-Grundschule<br />

August 1983 – Juni 1990 Ask<strong>an</strong>isches Gymnasium, Berlin Tempelhof<br />

Juni 1990 Abitur<br />

Studium<br />

September 1990 – September 1992 Studium <strong>der</strong> Chemie und Bot<strong>an</strong>ik <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />

Technischen Universität Berlin.<br />

Oktober 1992 Diplom-Vorprüfung am Fachbereich Chemie <strong>der</strong><br />

TU Berlin.<br />

Oktober 1992 – September 1994 Hauptstudium <strong>der</strong> Lebensmittelchemie am Fachbereich<br />

Lebensmittelwissenschaften <strong>der</strong> TU Berlin.<br />

November 1994 – 15. J<strong>an</strong>uar 1995 Teil A <strong>der</strong> Hauptprüfung für Lebensmittelchemiker.<br />

21. J<strong>an</strong>uar 1995 – Juli 1995 Praktik<strong>an</strong>t <strong>der</strong> Lebensmittelchemie, Analytik <strong>von</strong><br />

Fumonisinen in Getreide im Arbeitskreis <strong>von</strong> Dr. R.<br />

Weber am Bundesinstitut für Veterinärmedizin und<br />

gesundheitlichen Verbraucherschutz (BgVV).<br />

August 1995 Werksvertrag am BgVV <strong>Untersuchung</strong> <strong>von</strong> Ochratoxin<br />

A in Kaffee.<br />

September 1995 - Februar 1996 Fertigarzneimittelprüfung, Entwicklung und Validierung<br />

<strong>von</strong> Analysenverfahren in <strong>der</strong> Abteilung für<br />

Qualitätssicherung <strong>der</strong> Firma Almed GmbH.<br />

März 1996 – Oktober 1996 Praktikum und Teil B <strong>der</strong> Hauptprüfung für Lebensmittelchemiker<br />

am Institut für Lebensmittel,<br />

Arzneimittel und Tierseuchen (ILAT) im Berliner<br />

Betrieb für Zentrale Gesundheitliche Aufgaben<br />

(BBGes) und am Staatliche Veterinär- und Lebensmitteluntersuchungsamt<br />

Potsdam.<br />

Berufliche Tätigkeiten<br />

November 1996 – Februar 1999 Mitarbeit bei <strong>der</strong> Nachzulassung <strong>von</strong> Arzneimitteln<br />

und bei <strong>der</strong> Produktneuentwicklung bei <strong>der</strong> Firma<br />

Divapharma-Knufinke GmbH, Beginn <strong>der</strong> Promotion.<br />

seit März 1999 Mitarbeit in <strong>der</strong> Qualitätssicherung im Bereich<br />

Rohstoffe bei <strong>der</strong> Firma Divapharma-Knufinke<br />

GmbH.<br />

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