Folien-Einteilung - Lehrstuhl Numerische Mathematik - M2 ...
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Prof. Dr. Barbara Wohlmuth<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Numerische</strong> <strong>Mathematik</strong><br />
I.1 Modellierungsbeispiele<br />
I.2 Wohlgestelltheit<br />
I.3 Klassifizierung<br />
I.4 Lösungskonzepte<br />
I. Einführung in die PDGL<br />
Kapitel I (0) 1
Prof. Dr. Barbara Wohlmuth<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Numerische</strong> <strong>Mathematik</strong><br />
Grundlegende Definitionen<br />
• Partielle Differentialgleichung: (PDGL, engl. PDE)<br />
Eine partielle Differentialgleichung ist eine Gleichung, welche eine oder mehrere<br />
partielle Ableitungen einer Funktion u beinhaltet. Die Funktion u kann dabei je<br />
nach Anwendungsfall von der Zeit t und/oder mehreren Ortsvariablen x ∈ R d<br />
abhängen.<br />
• Mit d bezeichnen wir die Raumdimension des Problems.<br />
• Ordnung einer PDGL:<br />
Als Ordnung einer PDGL bezeichnet man die Ordnung der höchsten partiellen<br />
Ableitung, welche in der PDGL auftritt.<br />
• u : R 2 → R, partielle Ableitung dritter Ordnung: ∂ 3 u<br />
∂x∂y 2<br />
• Als System von PDGL bezeichnet man eine Zusammenfassung mehrerer<br />
einzelner PDGL, welche untereinander gekoppelt sein können.<br />
Kapitel I (1) 2
Prof. Dr. Barbara Wohlmuth<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Numerische</strong> <strong>Mathematik</strong><br />
Beispiele<br />
1) Transportgleichung, u : R×[0,∞) → R<br />
∂u<br />
∂t +a∂u<br />
∂x<br />
zeitabhängig, d = 1, Ordnung 1.<br />
2) Laplace-Gleichung, u : R 2 → R<br />
zeitunabhängig, d = 2, Ordnung 2.<br />
= 0, a > 0, a ∈ R.<br />
∂2u ∂x2 + ∂2u ∂y<br />
3) Wellengleichung, u : R×[0,∞) → R<br />
zeitabhängig, d = 1, Ordnung 2.<br />
2 = 0.<br />
∂2u ∂t2 −c2∂2 u<br />
= 0, c ∈ R.<br />
∂x2 Kapitel I (2) 3
Prof. Dr. Barbara Wohlmuth<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Numerische</strong> <strong>Mathematik</strong><br />
Homogene/Inhomogene PDGL<br />
• Eine PDGL heißthomogen, falls jederTerm entwedervon u oder einer partiellen<br />
Ableitung von u abhängt. Ansonsten heißt sie inhomogen.<br />
• Beispiele für homogene PDGL (siehe vorherige Folie):<br />
Transportgleichung, Laplace-Gleichung, Wellengleichung<br />
• Beispiel für eine inhomogene PDGL:<br />
Poisson-Gleichung, u : R 2 → R<br />
∂ 2 u<br />
∂x2 + ∂2u ∂y<br />
2 = f(x,y),<br />
zeitunabhängig, d = 2, Ordnung 2, f : R 2 → R ist ein geeignet vorgegebener<br />
Quellterm.<br />
Kapitel I (3) 4
Prof. Dr. Barbara Wohlmuth<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Numerische</strong> <strong>Mathematik</strong><br />
Lineare/nichtlineare PDGL<br />
• Eine PDGL heißt linear, falls die gesuchte Funktion u nur bis zur ersten Potenz<br />
in ihr auftritt. Ansonsten heißt sie nichtlinear.<br />
• Alle bisherigen Beispiele sind lineare PDGL.<br />
• Beispiel für eine nichtlineare PDGL:<br />
Burgersgleichung, u : R×[0,∞) → R<br />
∂u<br />
∂t +u∂u = 0,<br />
∂x<br />
zeitabhängig, d = 1, Ordnung 1, homogen. Wegen<br />
ist diese PDGL nichtlinear.<br />
u ∂u<br />
∂x<br />
= ∂<br />
∂x<br />
2 u<br />
Kapitel I (4) 5<br />
2
Prof. Dr. Barbara Wohlmuth<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Numerische</strong> <strong>Mathematik</strong><br />
Beispiele von PDE in der mathematischen Modellierung<br />
• Lamé Gleichung<br />
→ Berechnung der Verformung von Körpern unter Krafteinwirkung.<br />
• Schrödinger Gleichung<br />
→ Berechnung von Wellenfunktionen quantenmechanischer Systeme.<br />
• Navier-Stokes Gleichungen<br />
→ Berechnung der Strömung von Flüssigkeiten und Gasen.<br />
• Maxwell-Gleichungen<br />
→ Berechnung von Phänomenen im Elektromagnetismus.<br />
Kapitel I (9) 6
Prof. Dr. Barbara Wohlmuth<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Numerische</strong> <strong>Mathematik</strong><br />
Augustin Cauchy<br />
(1789 – 1857)<br />
Quelle: Wikimedia Commons<br />
Diese Bild- oder Mediendatei ist ge-<br />
meinfrei, weil ihre urheberrechtliche<br />
Schutzfrist abgelaufen ist<br />
Lineare Elastizität<br />
Historisches<br />
• Cauchy leistete mehrere Beiträge zur Elastizitätstheorie.<br />
Zum einen entwickelte er den Cauchy–<br />
Spannungstensor eines Würfels, mit welchem die<br />
Spannung in einem Punkt eines elastischen Körpers<br />
vollständig beschrieben werden kann.<br />
• Mit Hilfe der Cauchy–Zahl kann man Aussagen<br />
über die Ähnlichkeit im Elastizitätsverhalten zweier<br />
Körper machen. Die Cauchy–Zahl ist das Verhältnis<br />
der Trägheitskräfte zu den elastischen Kräften bei<br />
Schwingungen des Schalls in einem Körper.<br />
Kapitel I (einleitung39) 7
Prof. Dr. Barbara Wohlmuth<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Numerische</strong> <strong>Mathematik</strong><br />
Lineare Elastizität<br />
Gesucht ist das Verschiebungsfeld u ∈ R d , das den Lamé–Gleichungen<br />
−divσ(u(x)) = f(x), für x ∈ Ω ⊂ R d<br />
und zusätzlichen Randbedingungen auf Γ := ∂Ω genügt.<br />
• f(x) ∈ R d : Volumenkraftdichte<br />
• σ(u) ∈ R d×d : Spannungstensor σ(u) := λtr(ε(u))Id+2µε(u)<br />
• ε(u) ∈ R d×d : Verzerrungstensor ε(u) := 1<br />
2<br />
∇u+(∇u) ⊤ <br />
• λ,µ ∈ R Lamé-Parameter, werden berechnet aus dem Elastizitätsmodul E und<br />
der Querkontraktionszahl (Poissonzahl) ν des Materials<br />
Kapitel I (einleitung31) 8
Prof. Dr. Barbara Wohlmuth<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Numerische</strong> <strong>Mathematik</strong><br />
Lamé Parameter<br />
Plane Strain / Plane Stress<br />
Eν E<br />
• In 3 Dimensionen (d=3): λ = (1+ν)(1−2ν) , µ = 2(1+ν)<br />
• In 2 Dimensionen (d=2):<br />
Eν E<br />
• Ebener Verzerrungszustand (Plane Strain): λ = (1+ν)(1−2ν) , µ = 2(1+ν)<br />
• Ebener Spannungszustand (Plane Stress): λ = Eν<br />
(1−ν 2 )<br />
, µ = E<br />
2(1+ν)<br />
Der ebene Spannungszustand liegt bei Bauteilen vor, deren Dicke in einer<br />
Koordinatenrichtung konstant ist und die wesentlich kleiner als die übrigen<br />
Abmessungen ist. Dagegen liegt der ebene Verzerrungszustand bei Bauteilen<br />
vor, deren Dicke in einer Koordinatenrichtung konstant ist und die wesentlich<br />
größer ist als die übrigen Abmessungen.<br />
Kapitel I (einleitung32) 9
Prof. Dr. Barbara Wohlmuth<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Numerische</strong> <strong>Mathematik</strong><br />
• Profilträger<br />
Beispiel: Lineare Elastizität<br />
Ebener Verzerrungszustand (Plane Strain)<br />
• Kraft F auf Oberseite<br />
(Neumann-Daten)<br />
• verankert am Boden<br />
(Dirichlet-Daten)<br />
• gesucht: Deformation<br />
F<br />
0.25<br />
0.2<br />
0.15<br />
0.1<br />
0.05<br />
0<br />
0 0.1 0.2<br />
Kapitel I (einleitung33) 10
Prof. Dr. Barbara Wohlmuth<br />
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Schrödinger Gleichung<br />
Historisches<br />
• Schrödinger gilt als einer der Begründer der<br />
Erwin Schrödinger<br />
Quantenmechanik und erhielt mit Paul Dirac 1933 den<br />
(1887-1961)<br />
Nobelpreis für Physik.<br />
Quelle: Wikimedia Commons<br />
Diese Bild- oder Mediendatei ist ge-<br />
meinfrei, weil ihre urheberrechtliche<br />
Schutzfrist abgelaufen ist<br />
• Österreichischer Physiker und Wissenschaftstheoretiker.<br />
Kapitel I (MSEEinf10) 11
Prof. Dr. Barbara Wohlmuth<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Numerische</strong> <strong>Mathematik</strong><br />
Schrödinger Gleichung<br />
• Sie ist die grundlegende Gleichung der nichtrelativistischen Quantenmechanik<br />
und beschreibt die Dynamik der quantenmechanischen Zustände eines Systems.<br />
• Sie ist eine zeitabhängige, homogene, lineare PDGL zweiter Ordnung.<br />
i∂tψ(x,t) = − 2<br />
2m ∆ψ(x,t)+V(x,t)ψ(x,t)<br />
mit der gesuchten Größe ψ, der Planckschen Konstante , der Masse m und<br />
dem Potential V. |ψ| 2 gibt dabei die Aufenthaltswahrscheinlichkeit eines<br />
Teilchens an. Mögliche Potentiale sind u.a.:<br />
– harmonische Potential<br />
– Potentialtopf<br />
Kapitel I (MSEEinf11) 12
Prof. Dr. Barbara Wohlmuth<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Numerische</strong> <strong>Mathematik</strong><br />
Schrödinger Gleichung<br />
Figure 1: Orbitale (Aufenthaltswahrscheinlichkeit |ψ| 2 eines einzelnen Elektrons<br />
in einem stationären Zustand) des H-Atoms, für verschiedene Energielevel Quelle:<br />
Wikimedia Commons/CK-12 Foundation/cc-by-sa-3.0<br />
Kapitel I (1) 13
Prof. Dr. Barbara Wohlmuth<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Numerische</strong> <strong>Mathematik</strong><br />
Claude Navier (1785 – 1836)<br />
Quelle: Wikimedia Commons<br />
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gemeinfrei, weil ihre urheberrecht-<br />
liche Schutzfrist abgelaufen ist<br />
George Stokes (1819 – 1903)<br />
Quelle: Wikimedia Commons<br />
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meinfrei, weil ihre urheberrechtliche<br />
Schutzfrist abgelaufen ist<br />
Navier–Stokes Gleichungen<br />
Historisches<br />
• Der Impulssatz für newtonische Fluide, z.B. für<br />
Wasser, wurde von Navier und Stokes unabhängig<br />
im 19. Jahrhundert formuliert. Obwohl die<br />
Gleichungen bereits zwei Jahre vor Stokes von<br />
Saint–Venant hergeleitet wurden, setzte sich der<br />
Name Navier–Stokes Gleichungen durch.<br />
• Bis heute gibt es keine allgemeinen Resultate<br />
über die theoretische Wohlgestelltheit der Navier–<br />
Stokes Gleichungen.<br />
Kapitel I (einleitung38) 14
Prof. Dr. Barbara Wohlmuth<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Numerische</strong> <strong>Mathematik</strong><br />
Navier–Stokes Gleichungen<br />
Die Navier–Stokes Gleichungen sind ein System partieller Differentialgleichungen<br />
zweiter Ordnung bestehend aus dem Impulssatz und der Kontinuitätsgleichung.<br />
Hauptsächlichwerdensie in der Strömungsmechanikverwendetum die Strömungen<br />
von Flüssigkeiten und Gasen zu beschreiben.<br />
Gesucht ist das Geschwindigkeitsfeld u ∈ R d , d ∈ {2,3}, der Druck p ∈ R und die<br />
Dichte ρ ∈ R, die in Ω ⊂ R d dem System<br />
ρ∂tu−div(ν∇u)+ρ(u·∇)u+∇p = f<br />
∂tρ+div (ρu) = 0<br />
und zusätzlichen Randbedingungen auf Γ := ∂Ω genügen.<br />
• f(x) ∈ R d ,x ∈ Ω: Volumenkraft<br />
• ν > 0: kinematische Viskosität<br />
• Die Gleichungen ohne den rotmarkierten Anteil sind die Stokes-Gleichungen<br />
Kapitel I (MSEEinf09) 15
Prof. Dr. Barbara Wohlmuth<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Numerische</strong> <strong>Mathematik</strong><br />
Navier–Stokes Gleichungen<br />
Beispiel<br />
Simulation einer turbulenten Strömung mit Hilfe der Navier–Stokes Gleichungen<br />
zum Zeitpunkt t = 0 und zum Endzeitpunkt.<br />
Kapitel I (einleitung37) 16
Prof. Dr. Barbara Wohlmuth<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Numerische</strong> <strong>Mathematik</strong><br />
Navier–Stokes Gleichungen<br />
Beispiel<br />
Simulation einer turbulenten Strömung gekoppelt mit einer porösen Medien<br />
Strömung. Zu sehen ist die freie Strömung und die Reaktionen auf<br />
unterschiedliche Kopplungsbedingungen am unteren Rand. (glatt, rau, porös)<br />
Kapitel I (einleitung37) 17
Prof. Dr. Barbara Wohlmuth<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Numerische</strong> <strong>Mathematik</strong><br />
James Clerk Maxwell<br />
(1831-1879)<br />
Quelle: Wikimedia Commons<br />
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meinfrei, weil ihre urheberrechtliche<br />
Schutzfrist abgelaufen ist<br />
Maxwell Gleichungen<br />
Historisches<br />
• Maxwell war ein schottischer Physiker.<br />
• Er entwickelte die nach ihm benannten Gleichungen,<br />
welche die Grundlagen der Elektrizitätslehre und des<br />
Magnetismus bilden.<br />
Kapitel I (MSEEinf12) 18
Prof. Dr. Barbara Wohlmuth<br />
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Maxwell Gleichungen<br />
• Die Maxwell Gleichungen beschreiben die Phänomene des Elektromagnetismus.<br />
• Zusammen mit der Lorentzkraft erklären sie alle Phänomene der klassischen<br />
Elektrodynamik.<br />
• Die Gleichungen sind ein zeitabhängiges System von partiellen<br />
Differentialgleichungen 1. Ordnung.<br />
∇·E = ρ<br />
ǫ<br />
∇·H = 0<br />
∇×E = −µ∂tH<br />
∇×H = j +ǫ∂tE<br />
mit der magnetischen Feldstärke H, elektrischen Feldstärke E, Ladungsdichte ρ<br />
und Stromdichte j. µ und ǫ stellen physikalische Konstanten dar.<br />
Kapitel I (MSEEinf13) 19
Prof. Dr. Barbara Wohlmuth<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Numerische</strong> <strong>Mathematik</strong><br />
Maxwell Gleichungen - Skin Effekt<br />
Stromdichte Eisen (links) und Kupfer (rechts)<br />
Stromdichten für verschiedene Materialien mit daraus resultierendem Skin-Effekt.<br />
Dies ist ein Effekt, durch den bei Wechselspannung die Stromdichte im Inneren<br />
eines Leiters niedriger ist als an der Oberfläche.<br />
Kapitel I (einleitung37) 20
Prof. Dr. Barbara Wohlmuth<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Numerische</strong> <strong>Mathematik</strong><br />
• Die PDGL:<br />
Randbedingungen<br />
∂2u ∂x2 + ∂2u ∂y<br />
2 = 0<br />
besitzt auf einem geeigneten Gebiet Ω ⊂ R 2 völlig unterschiedliche Lösungen<br />
u : Ω → R z.B.:<br />
u(x,y) = x 2 −y 2 , u(x,y) = exp(x)cosy, u(x,y) = sinxcoshy,<br />
u(x,y) = ln x 2 +y 2 .<br />
• Wie kann man aus einer Menge von Lösungen eine bestimmte Lösung<br />
auswählen?<br />
• Antwort: Auf dem Rand von Ω (∂Ω) müssen geeignete Randbedingungen<br />
gesetzt werden.<br />
• Für zeitabhängige PDGL müssen zudem noch geeignete Anfangsbedingungen<br />
definiert werden (vgl. Vorlesung zu den gewöhnlichen Differentialgleichungen).<br />
Kapitel I (2) 21
Prof. Dr. Barbara Wohlmuth<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Numerische</strong> <strong>Mathematik</strong><br />
J. Hadamard (1865 -1963),<br />
Quelle: Wikimedia Commons<br />
Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre<br />
urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist<br />
Wohlgestelltheit nach Hadamard<br />
1. Existenz einer Lösung<br />
2. Eindeutigkeit der Lösung<br />
3. stetige Abhängigkeit der Lösung von<br />
den Problemdaten<br />
Ob ein Problem wohlgestellt ist, hängt sehr stark von dem Typ der PDGL<br />
und den jeweiligen Randbedingungen ab.<br />
Kapitel I (1) 22
Prof. Dr. Barbara Wohlmuth<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Numerische</strong> <strong>Mathematik</strong><br />
Beispiel für Nicht-Existenz (Punkt 1 Hadamard)<br />
Seien g ∈ C(∂Ω),f ∈ C(Ω) und u ∈ C 2 (Ω)∩C 1 (Ω) eine Lösung zum Neumann<br />
Randwertproblem<br />
∆u = f in Ω, n◦∇u = g auf ∂Ω.<br />
Direktes Einsetzen zeigt, dass v = u+const ebenfalls eine Lösung ist. Mit dem<br />
Gaußschen Integralsatz erkennen wir, dass die Daten die Kompatibilitätsbedingung<br />
<br />
gds = fdx<br />
erfüllen.<br />
∂Ω<br />
Eine Lösung zum Neumannschen Randwertproblem kann nicht existieren,<br />
wenn die Kompatibilitätsbedingung nicht erfüllt ist.<br />
Selbst dann gilt keine Eindeutigkeit!<br />
Kapitel I (NeummannBoundary) 23<br />
Ω
Prof. Dr. Barbara Wohlmuth<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Numerische</strong> <strong>Mathematik</strong><br />
Beispiel für Eindeutigkeit (Punkt 2 Hadamard)<br />
Sei Ω ⊂ R d beschränkt,<br />
u ∈ C 2 (Ω)∩C(Ω), sodass<br />
so folgt<br />
∆u ≥ 0 in Ω,<br />
max<br />
Ω<br />
u = max<br />
∂Ω u.<br />
Figure 2: Eine elastische Membran<br />
unter dem Einfluss der Schwerkraft<br />
erfüllt ∆u ≥ 0<br />
Analoges gilt für das Minimum im Fall ∆u ≤ 0. Ein Beispiel für die<br />
weitreichenden Konsequenzen ist die Eindeutigkeit des Dirichlet<br />
Randwertproblems:<br />
Seien u1,u2 ∈ C 2 (Ω)∩C(Ω), sodass ∆u1 = ∆u2 in Ω und u1 = u2 auf ∂Ω.<br />
Dann folgt u1 = u2.<br />
Hinweis: Betrachte v := u1−u2 und das Maximumsprinzip.<br />
Kapitel I (Maximumsprinzip) 24
Prof. Dr. Barbara Wohlmuth<br />
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Beispiel für nicht stetige Abhängigkeit (Punkt 3 Hadamard)<br />
aus Deuflhard, Weiser: <strong>Numerische</strong> <strong>Mathematik</strong> 3, 2013, Seite 10ff, nach Hadamard<br />
Üblich für elliptische Probleme sind Randwertvorgaben.<br />
Dennoch hat folgendes Anfangswertproblem im R 2 eine eindeutige Lösung<br />
∆u = ∂ 2 xu+∂ 2 tu = 0, u(x,0) = Φ(x), ∂tu(x,0) = Ψ(x)<br />
Allerdings können kleine Störungen der Anfangswerte<br />
δΦ = ε ε<br />
cos(nx),δΨ =<br />
n2 n cos(nx)<br />
große Störungen der Lösung verursachen:<br />
|δu(x,t)| ∼ ε<br />
n exp(nt).<br />
Das Anfangswertproblem hängt unstetig von den Daten ab. Es ist also nicht<br />
wohlgestellt nach der Definition von Hadamard. Dennoch ist das Problem im<br />
gewissen Sinn sinnvoll, wie wir in den Übungen sehen werden.<br />
Kapitel I (ElliptischesAnfangswertproblem) 25