Der Stand der Dinge Theorie und Praxis eines ... - Kulturserver NRW
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Unter diesen objektiven Bedingungen des Lebens, für das <strong>und</strong> nicht für sie selbst<br />
ihrem eigenen Anspruch nach sie lehrt <strong>und</strong> lernen läßt, ist auch die Schule mit <strong>der</strong><br />
Aufgabe nachhaltiger sozialer Reproduktion überfor<strong>der</strong>t. Zwar lassen die Rudimente<br />
sozialdemokratischer Kriseninterventionspolitik unter Einsatz öffentlicher Mittel in einem<br />
Stadtteil wie Bruckhausen (noch?) relativ kleine Klassen <strong>und</strong> spezielle (v. a.<br />
Sprach-)För<strong>der</strong>programme zu. Auch auf sie mag es zurückzuführen sein, daß Bruckhausener<br />
SchülerInnen auf weiterführenden Schulen zu den motiviertesten gehören.<br />
Diese Motivation scheint aber im weiteren Verlauf <strong>der</strong> Schullaufbahn zu schwinden<br />
<strong>und</strong> kann die in Deutschland beson<strong>der</strong>s starke – <strong>und</strong> mit Einführung flächendecken<strong>der</strong><br />
Studiengebühren <strong>und</strong> ähnlicher (bildungs-)politischer Entscheidungen sich noch<br />
verstärkende – Abhängigkeit schulischer <strong>und</strong> universitärer Bildungsmöglichkeiten<br />
vom sozialen Status nicht aufbrechen. Mit <strong>der</strong> partiellen (ob erzwungenen, ob ohne<br />
Not erfolgten) Rücknahme des v. a. von <strong>der</strong> klassischen Sozialdemokratie formulierten<br />
Versprechens, die sozialen Verwerfungen, die in Folge des sog. Strukturwandels<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> sog. Globalisierung entstanden, mit öffentlichen Mitteln zu kompensieren<br />
<strong>und</strong> ihre Hauptbetroffenen so sozial zu (re-)integrieren, ist nicht nur die Frage obsolet<br />
geworden, ob das denn möglich gewesen wäre. Die Bereitschaft o<strong>der</strong> Fähigkeit, die<br />
für den temporären Ein- <strong>und</strong> Ersatz konzipierten Integrationsinstrumente des Sozialstaats<br />
einem Dauerbelastungstest auszusetzen <strong>und</strong> finanziell entsprechend höher<br />
auszustatten, ist nicht (länger) vorhanden.<br />
Selbstbeherrschung<br />
Obwohl die in Bruckhausen zwangsläufig früher als an<strong>der</strong>swo spürbaren Mittelkürzungen<br />
die physische Reproduktion ökonomisch marginalisierter Subjekte (einstweilen?)<br />
unangetastet lassen, rücken sie zwangsläufig diejenigen Institutionen <strong>und</strong> Mechanismen<br />
<strong>der</strong> Reproduktion gesellschaftlicher Verhältnisse in den Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>, <strong>der</strong>en<br />
Funktionieren weniger auf öffentliche Mittel angewiesen ist. <strong>Der</strong> Blick auf das,<br />
was in Bruckhausen sozialen Zusammenhalt herstellt o<strong>der</strong> zumindest sozialen Frieden<br />
sichert, aber den Staat nichts kostet, wird fündig bei Werten, bei familiären <strong>und</strong><br />
religiösen Zusammenhängen, bei Lokalpatriotismus <strong>und</strong> Ghettostolz, bei Sportvereinen<br />
<strong>und</strong> Kleingärten.<br />
Auch hier wie beim Stadtteilmanagement überwiegt zumindest zunächst <strong>der</strong> Eindruck<br />
<strong>eines</strong> Netzwerkes <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kooperation. Die am R<strong>und</strong>en Tisch vertretenen religiösen<br />
Institutionen etwa übernehmen partiell ehemals öffentliche Funktionen. Am deutlichsten<br />
erkennbar als Kompensation einer weitgehend weggefallenen öffentlichen<br />
Kompensation weitgehend weggefallener gesellschaftlicher Teilhabe sind dabei Einrichtungen<br />
wie die Armenspeisung <strong>der</strong> evangelischen Kirche. Aber auch als Träger<br />
von Jugendarbeit gewinnen Kirchen <strong>und</strong> Moscheen an Bedeutung. Gemeinsame<br />
Einschulungszeremonien zeugen nicht nur von <strong>der</strong> Kooperation dieser religiösen Institutionen,<br />
son<strong>der</strong>n auch vom Versuch, ihre sozialen Kontrollfunktionen für soziale<br />
Integrationsaufgaben nutzbar zu machen. Sprachkurse werden etwa von Moschee-