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Bad Berka und seine Mühlen (Teil 1) - Kurstadt Bad Berka

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Hauptübel, die Einfassung des oberen Kanals von der Obermühle zur Untermühle,<br />

wussten beide über Jahre zu verzögern. Erst nach erneuten Prozessen mussten sie<br />

endlich handeln. 1896 erfolgte die Einfassung des Mühlgrabens mit Betonmauerwerk<br />

an <strong>seine</strong>r rechten <strong>und</strong> 1900 an der linken Seite.<br />

Inzwischen aber waren die beiden Brüder selbst heillos zerstritten <strong>und</strong> verfeindet.<br />

Man verkehrte nur noch über Anwälte miteinander. Der Hauptgr<strong>und</strong> war die<br />

gemeinsame Unterhaltspflicht für Mühlgraben, Mühllache sowie Schleusen, Wehre<br />

<strong>und</strong> Brücken, insbesondere der Krämerbrücke. Bei notwendigen Reparaturen oder<br />

Arbeiten konnten sie sich meistens nicht einigen. Es kam zu Streit, keiner der beiden<br />

gab nach. Gerichte <strong>und</strong> Anwälte mussten die Fälle kostenaufwendig schlichten. Die<br />

Brüder versuchten sogar, sich zu schaden. So erzählte man sich in der Familie, der<br />

Untermüller habe das im Jahr 1899 errichtete Sägewerk Linke in <strong>Berka</strong> finanziert, um<br />

<strong>seine</strong>m Bruder, dem Obermüller, ein Konkurrenzunternehmen zu schaffen.<br />

Andererseits hatte der Obermüller die heutige Bleichstraße gesperrt, damit sein<br />

Bruder, der Untermüller, Umwege fahren musste, um in sein Gr<strong>und</strong>stück zu<br />

gelangen. Auch der endgültigen Fertigstellung des <strong>Teil</strong>ungsgrieswerkes an der<br />

Obermühle 1904 war erst ein kostspieliger <strong>und</strong> langwieriger Prozess voraus<br />

gegangen, ebenso dem Bau der Krämerbrücke. Die Arbeiten waren eine<br />

Zwangsmaßnahme <strong>und</strong> standen unter der Leitung des unabhängigen Bauinspektors<br />

Gang in Weimar.<br />

Trotzdem hatten sich beide <strong>Mühlen</strong>unternehmen zu leistungsstarken Betrieben, auch<br />

über unsere Region hinaus, entwickelt. Die Untermühle war ausgestattet mit einer<br />

Korn- <strong>und</strong> einer Weizenmühle. Diese besaßen jede zwei moderne französische<br />

Mahlgänge, zwei Walzenstühle <strong>und</strong> eine Reinigungsmaschine. Weiterhin waren<br />

vorhanden: eine Griesputzerei, Kreissäge <strong>und</strong> Holzhackmaschine. Zum Besitz<br />

gehörten ferner eine umfangreiche Landwirtschaft mit Wiesen <strong>und</strong> Feldern sowie 3-4<br />

schwere Pferdegespanne. Carl August Oschatz betrieb einen schwunghaften<br />

Getreide- <strong>und</strong> Getreideprodukthandel. Er kaufte in der Umgebung <strong>und</strong> in entfernten<br />

Regionen Getreide auf, verarbeitete es in <strong>Berka</strong> <strong>und</strong> brachte die Produkte mit<br />

eigenen Fuhrwerken nach Erfurt, Gotha, Jena <strong>und</strong> anderen Orten zum Verkauf. Auch<br />

in <strong>seine</strong>r Mühle befand sich eine Mehlhandlung für die Bewohner. Um dem ständig in<br />

den Sommermonaten auftretenden Wassermangel in der Ilm entgegen zu wirken,<br />

schaffte er 1892 eine Dampfmaschine an. Carl August Oschatz bezeichnete <strong>seine</strong><br />

Mühle nun als „Kunstmühle mit Wasser <strong>und</strong> Dampfkraft“.<br />

Auch der Obermüller Constantin Oschatz hatte umfangreich investiert <strong>und</strong> <strong>seine</strong>n<br />

Besitz gemehrt. Am Standort Obermühle befand sich ebenfalls eine Mahlmühle. In ihr<br />

arbeiteten drei deutsche <strong>und</strong> ein französischer Mahlgang sowie eine<br />

Reinigungsmaschine <strong>und</strong> eine Quetschwalze. In der Schneidemühle befanden sich<br />

drei Vertikalgatter, eine Kreissäge sowie eine Dreh- <strong>und</strong> Bohrbank. Als dritte Mühle<br />

war eine Massemühle eingerichtet worden. In ihr wurde mit 56 Läufern <strong>und</strong> 4<br />

Schleppern Porzellanmasse gemahlen. Den Betrieb stellte man allerdings1899<br />

wieder ein. Zum weiteren Besitz zählte die Holzpappenfabrik Martinswerk, die<br />

Mahlmühle in Hetschburg (sie wurde 1903 wieder verkauft) sowie das<br />

Mehrfamilienhaus in der Kirchstraße, heute Nr. 4. Constantin Oschatz besaß wie<br />

sein Bruder eine große Landwirtschaft mit Hof <strong>und</strong> Ställen an der heutigen<br />

Bleichstraße, dazu zahlreiche Pferdegespanne zum Transport <strong>seine</strong>r Holzprodukte,<br />

vorwiegend in den Raum Erfurt. Er befasste sich mehr mit <strong>seine</strong>m Sägewerk <strong>und</strong><br />

dem Holzhandel sowie mit der Holzpappenfabrik. Seine Mahlmühle hatte er an den<br />

Müller Karl Seyfarth verpachtet.<br />

Über die 35jährige Tätigkeit der beiden Brüder in ihren <strong>Mühlen</strong> zeugen umfangreiche<br />

Akten <strong>und</strong> Dokumente, besonders zu Streitigkeiten <strong>und</strong> Prozessen, die beide bis an

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