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TERROR UND TERRORISMUS –

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Die Terroristengruppe Crna Ruka, die weiterhin enge Verbindungen zur Narodna<br />

Odbrana aufrechterhielt, rekrutierte sich zum Großteil aus aktiven serbischen Offizieren<br />

und stand unter der Leitung des Chefs der Abwehrabteilung des serbischen Generalstabs.<br />

Durch ihn hatte sie den entscheidenden Vorteil eines direkten Zugangs zu militärischen<br />

Waffen, Geheiminformationen und Ausbildungsmöglichkeiten, wodurch die Schwarze<br />

Hand praktisch in der Lage war, die Leitung aller von Serbien unterstüzten Geheimoperationen<br />

in Bosnien zu übernehmen (Hoffman 1999, S. 26).<br />

Obgleich es also offensichtlich enge Kontakte zwischen der serbischen Militärführung,<br />

der Schwarzen Hand und den Jungbosniern gab, darf man sich diese Beziehung nicht als<br />

von direkter Kontrolle oder sogar von völliger Manipulation geprägt vorstellen. Vielmehr ist<br />

wohl von einem Wechselspiel gegenseitiger Beeinflussung auszugehen. So gibt es zum<br />

Beispiel einige Anzeichen für Versuche der Schwarze Hand, Österreich zu Maßnahmen<br />

gegen Serbien zu veranlassen und auf diese Weise durch aktive Unterstützung einer Verschwörung<br />

der Jungbosnier beide Länder „mit dem Ziel der Ermordung des Erzherzogs in<br />

einen Krieg zu treiben“ (Hoffman 1999, S. 26).<br />

Im Jahre 1919 kam es zur Gründung der „Irish Republican Army“ (Irische Republikanische<br />

Armee/ IRA) als katholische Untergrundorganisation und bewaffneter Arm der nationalistischen<br />

irischen Partei Sinn Féin, im Kampf für die Unabhängigkeit Irlands. Ging 1921<br />

ein Teil der IRA in der Armee des neugegründeten Freistaates Irland auf, so führte deren<br />

militanter Flügel bis 1923 den bewaffneten Kampf für die völlige Loslösung von Großbritannien<br />

und den Anschluss Nordirlands weiter. Nach 1927 existierte die IRA als kleine bewaffnete<br />

Gruppierung weiter, die sowohl in Großbritannien wie auch in Irland verboten<br />

war, aber erst wieder in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts größere Bedeutung erlangte<br />

sollte, als es in Nordirland zu bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen (1967)<br />

kam. Im Verlauf dieser bewaffneten Konfrontation mit der Regierung in London kam es zu<br />

Spaltungen innerhalb der IRA 17 .<br />

II.3. Der Terrorismus der „Werwölfe“ im Zweiten Weltkrieg<br />

Im Zweiten Weltkrieg sollten sich Guerilla und Terrorismus nicht nur im (europaweiten)<br />

Kleinkrieg gegen die Truppen der Wehrmacht vereinigen. Während der letzten Kriegsjahre<br />

wurde unter der Bezeichnung „Werwolf“ 18 auch seitens der Deutschen ein Untergrundkampf<br />

gegen die Alliierten geführt, der dem heutigen Verständnis von Terrorismus sehr<br />

nahe kommt. Die Taktik der „Werwölfe“ - in deren Rahmen auch ein weiblicher Zweig des<br />

vorgesehen war - bestand in gezielten Sabotageakten hinter den gegnerischen Linien, die<br />

zur Entlastung der eigenen Kampfverbände geführt wurden, wie auch in Anschlägen auf<br />

Personen, die sich zur Zusammenarbeit mit den alliierten Besatzungstruppen bereit zeigten.<br />

19 Joseph Goebbels bekannte sich anfangs April 1945 unverhohlen zum Bruch des<br />

17 Während die marxistischen „Officials“ eine politische Lösung der nordirischen Frage anstreben, setzen die<br />

nationalistischen „Provisionals“ weiterhin auf Terror. Ungeachtet der im Jahre 1994 verkündeten Einstellung<br />

aller bewaffneten Operationen durch die IRA, kam es dessen ungeachtet bereits 1996 wieder zu neuen Terroranschlägen.<br />

Auch nachdem es 1998 zu einem Abkommen (und zu Wahlen) gekommen war, bleibt die Gefahr<br />

des IRA-Terrorismus nicht gebannt. Ein nicht zu unterschätzendes Problem für die politische Lösung des<br />

Nordirland-Konfliktes bedeutet weiterhin jene extremistische Fraktion innerhalb der IRA, die den bewaffneten<br />

Kampf auf jeden Fall weiterführen möchte. Möglicherweise könnten sich die tragischen Ereignisse von 1921<br />

wiederholen, „als die Aktivisten trotz der Übereinkunft mit London, einen Irischen Freistaat zu Gründen, die<br />

Waffen nicht niederlegten und erst durch einen Bürgerkrieg gebändigt wurden“ (Laqueur 2001, S. 283).<br />

18 Der Name dürfte eine Entlehnung aus dem Roman „Der Werwolf“ von Hermann Löns (1910) gewesen sein, der den<br />

(Partisanen-)kampf niedersächsischer Bauern gegen die Soldateska des Dreißigjährigen Krieges schildert.<br />

19 „Die stärkste propagandistische Wirkung aller Werwolf-Unternehmen erzielte die von Himmler befohlene Ermordung<br />

des Aachener Bürgermeisters Dr. Franz Oppenhoff, der am 25. 3. 1945 von einem Werwolf-Kommando<br />

in seinem Haus erschossen wurde. Der Völkische Beobachter feierte den Mord an dem nach der Eroberung Aa-<br />

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