Hexenbote Ausgabe 12 0 - Brunoschneider.ch
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<strong>Hexenbote</strong> <strong>Ausgabe</strong> <strong>12</strong><br />
an Weihna<strong>ch</strong>ten immer jede Menge familiäre S<strong>ch</strong>lägereien<br />
auseinanderbringen. Was hat das denn mit der Idee von Weihna<strong>ch</strong>ten, so wie<br />
es die Priester predigen, zu tun? Die Geburt in Bethlehem spielt ja gar keine<br />
Rolle mehr.<br />
I<strong>ch</strong> sehe da au<strong>ch</strong> keinen Zusammenhang mit, s<strong>ch</strong>on seit vielen Jahren löst si<strong>ch</strong><br />
das immer mehr voneinander. Aber i<strong>ch</strong> habe eine Frau sagen hören:<br />
Weihna<strong>ch</strong>ten, das ist vier Wo<strong>ch</strong>en Vorspiel und dann do<strong>ch</strong> kein Orgasmus.<br />
Diese Frau wäre eine würdige Priesterin für Freya. Hat ihr einer<br />
widerspro<strong>ch</strong>en?<br />
Nein. Es geht wohl vielen so, dass sie na<strong>ch</strong> der vielen Vorfreude eine ziemli<strong>ch</strong><br />
s<strong>ch</strong>ale Ernü<strong>ch</strong>terung erleben, wenn ihnen klar wird, wie wenig von dem, was<br />
sie erhofft haben, wahr geworden ist.<br />
Mir s<strong>ch</strong>eint, dass es aber immer mehr gibt, die si<strong>ch</strong> dem verweigern oder<br />
zumindest weniger Getöse ma<strong>ch</strong>en und die Dekorationen vers<strong>ch</strong>winden au<strong>ch</strong><br />
s<strong>ch</strong>on einige Tage früher von den Fenstern als no<strong>ch</strong> vor ein paar Jahren und<br />
waren au<strong>ch</strong> von vornherein ni<strong>ch</strong>t so üppig. Einige wenigstens werden<br />
offenbar ruhiger.<br />
Hm. Man müsste si<strong>ch</strong> mal fragen, warum die si<strong>ch</strong> das alles überhaupt no<strong>ch</strong><br />
antun.<br />
S<strong>ch</strong>wer zu sagen. Viele, die Familie haben, sind ni<strong>ch</strong>t glückli<strong>ch</strong> damit, wie das<br />
Fest der Familie abläuft. Harmonie auf Befehl, das geht ni<strong>ch</strong>t gut. Andere<br />
hängen si<strong>ch</strong> auf, weil sie au<strong>ch</strong> an diesen Tagen allein sind. Das passt do<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t zusammen.<br />
Naja, viellei<strong>ch</strong>t do<strong>ch</strong>. Die Mitmens<strong>ch</strong>en, die Medien und die Wirts<strong>ch</strong>aft<br />
hetzten die Leute in Erwartungen, die ni<strong>ch</strong>t zu erfüllen sind. Das muss s<strong>ch</strong>ief<br />
gehen. Leute, au<strong>ch</strong> nahe Verwandte, die übers Jahr ihre eigenen Wege gehen,<br />
hocken plötzli<strong>ch</strong> tagelang aufeinander und haben an drei Tagen man<strong>ch</strong>mal<br />
no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t die Zeit, si<strong>ch</strong> mal auf dem eigenen Sofa niederzulassen. Besinnli<strong>ch</strong><br />
sollen die Tage sein, aber viele rasen von Oma zu Opa und zu Onkel und zu<br />
Tante, wo immer sie einbestellt werden und auf Kommando fröhli<strong>ch</strong> und<br />
liebevoll zu einander sein sollen. Hast du gesehen, wie viele Autos an den<br />
Feiertagen auf den Straßen waren?<br />
Ja, kein Wunder, wenn die Ölkonzerne vorher die Preise kräftig ho<strong>ch</strong> treiben.<br />
Die wissen: Es wird getankt, um jeden Preis. Aber was ist mit denen, die allein<br />
sind zu Weihna<strong>ch</strong>ten? Warum sind viele von denen todunglückli<strong>ch</strong>?<br />
Die haben wo<strong>ch</strong>enlang diese unbarmherzige Gehirnwäs<strong>ch</strong>e ertragen von<br />
wegen Liebe und so. Das ist eine harte Zeit für die Einsamen. Die einen fühlen<br />
si<strong>ch</strong> bloßgestellt als Versager, weil sie es ni<strong>ch</strong>t ges<strong>ch</strong>afft haben, eine Familie<br />
um si<strong>ch</strong> zu s<strong>ch</strong>aren, oder glauben diese ganzen Bilder von Glückseligkeit im<br />
Familienkreis. Zudem gibt es dann immer no<strong>ch</strong> Leute, die ihnen wegen übel<br />
zusetzen, weil sie immer no<strong>ch</strong> Singles sind. Anderen wird bei dem ganzen<br />
Konsum um sie her deutli<strong>ch</strong>, dass sie ni<strong>ch</strong>t das Geld haben, das alles<br />
mitzuma<strong>ch</strong>en. Die sind au<strong>ch</strong> ausges<strong>ch</strong>lossen. Wenn dann nun beides<br />
zusammenkommt, arm und einsam, ist das eine s<strong>ch</strong>wer verdauli<strong>ch</strong>e Mixtur.<br />
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