kinderleicht 1/2009 - Bergmoser + Höller Verlag AG
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ähnlich und verändern sich erst im Laufe<br />
der Pubertät zu geschlechtsspezifischen<br />
Stimmen.<br />
Singen und Tanzen sind hervorragend<br />
in der interkulturellen Arbeit möglich,<br />
denn das sind Ursprungsfähigkeiten aller<br />
Menschen, sie sind nicht an das Beherrschen<br />
der Sprache gebunden. Interesse<br />
an den Liedern aus anderen Ländern<br />
zeigt den Menschen Wertschätzung und<br />
Bereitschaft zum gemeinsamen Lernen.<br />
Eine Festgestaltung lässt sich mit einem<br />
Angebot an landestypischen Speisen,<br />
Gesängen und traditionellen Tänzen interessant<br />
durchführen und es entstehen<br />
schneller Kontakte unter den Familien aus<br />
verschiedenen Ländern. Dabei wird auch<br />
der landestypische Gebrauch der Stimme<br />
bekannt, z.B. das Jodeln.<br />
Generationsübergreifende Projekte mit<br />
Großeltern und deren Liedgut (Volkslieder)<br />
sind eine Möglichkeit, eine Brücke<br />
zwischen dem Liedrepertoire der Kinder<br />
und dem der Senioren zu bauen und das<br />
gemeinsame Singen in den Familien damit<br />
zu fördern. Dazu gibt es inzwischen<br />
anerkannte, erprobte Singprojekte wie<br />
„CANTO Elementar“ von „Il CANTO del<br />
mondo“ (CANTO Kindergärten), „Singförderprojekt<br />
Toni“ (NRW) und regional entstandene<br />
Aktionen mit Altenheimen und<br />
Kindertagesstätten.<br />
Scheuen sollte niemand, die „alten“ Lieder<br />
den heutigen Kindern anzubieten,<br />
denn sie sind von Melodie und Text her<br />
traditionell überliefert, sehr beliebt und<br />
immer noch wertvoll. Genauso gut kann<br />
man den Älteren z.B. die heute gebräuchlichen<br />
Geburtstagslieder anbieten, denn<br />
sie haben zum Teil auch schon Volksliedcharakter,<br />
weil sie in allen Generationen<br />
gerne gesungen werden.<br />
Viele Betreuungspersonen sind unsicher,<br />
ob sie kompetent genug sind, um mit den<br />
Kindern zu singen, eventuell Instrumente<br />
einzusetzen und vielleicht auch noch zu<br />
tanzen.<br />
Bei jungen Kindern von Geburt an bis zu<br />
zwei Jahren kommt es darauf an, spielerisch<br />
und situativ zu agieren und nicht<br />
mit dem Lehrbuch in der Hand. Da dürfen<br />
Töne auch mal schief sein, das schadet<br />
nicht und ist besser, als gar nicht zu singen<br />
oder nur CDs einzulegen!<br />
Im Kindergartenalter ist es sinnvoll, in<br />
kindgerechten Tonhöhen zu singen, viele<br />
Lieder werden auch auf Tonträgern zu tief<br />
für die Kinderstimmen angeboten. Da hel-<br />
fen professionelle Anleitung und Fortbildung<br />
oder der Einsatz von ehrenamtlich<br />
tätigen Fachleuten, bzw. die Teilnahme<br />
an erprobten Projekten.<br />
Leider sind viele Erzieher/-innen seit Jahren<br />
mit ungeschulten Sprech- und Singstimmen<br />
im Einsatz und haben bereits<br />
angegriffene Sprechstimmen. Sie sollten<br />
ihre Stimmfunktion ärztlich (Phoniater)<br />
untersuchen lassen, denn bei chronischer<br />
Heiserkeit oder nicht mehr belastungsfähiger<br />
Stimme liegt eine Stimmproblematik<br />
mit Krankheitswert vor. In dem Fall<br />
zahlt die Krankenkasse nach ärztlicher<br />
Diagnose einer hypo- oder hyperfunktionellen<br />
Dysphonie und Verordnung einer<br />
Stimmtherapie die Kosten.<br />
Eine ständig raue, heisere oder gepresste<br />
Stimme bringt den Klang der Stimmung,<br />
die Gefühle der jeweiligen Person nicht<br />
adäquat zum Gesprächspartner. Eine erhöhte<br />
Muskelspannung des Sprechers<br />
führt auch beim Zuhörenden schnell zu<br />
einem Übertragungseffekt der Anspannung.<br />
Stress äußert sich häufig über die<br />
Stimme. Redewendungen wie: „Es schnürt<br />
mir die Kehle zu.“, „Ich habe einen Kloß<br />
im Hals.“, „Da bleibt mir die Stimme im<br />
Hals stecken.“, „Mir verschlägt es den<br />
Atem.“, sind unmissverständlich, auch<br />
wenn die Ursache nicht genannt wird. Der<br />
gute oder falsche Stimmgebrauch wird<br />
auch über das Vorbild der betreuenden<br />
Personen an die Kinder vermittelt. Auch<br />
eine monotone Sprechmelodie nimmt<br />
der sprachlichen Botschaft einen Teil der<br />
Wirkung, 38 % der Kommunikation erfolgen<br />
über den Klang des Gesagten, 55 %<br />
über die Ausstrahlung der Person und nur<br />
7 % über den Text. Gerade Kinder nehmen<br />
sehr sensibel über ihre Gefühlswelt<br />
wahr und erst nachgeordnet den Textinhalt<br />
und vor allem Kinder mit Deutsch als<br />
Zweitsprache. Die Betreuungsperson ist<br />
Vorbild für Stimme, Sprechen und Sprache,<br />
denn Kinder ahmen vieles ja einfach<br />
nach, um es zu lernen.<br />
Die Stimme ist Ausdruck der jeweiligen<br />
Person, ihrer Gefühle, ihrer Gedanken, ihrer<br />
Wünsche und ihrer Absichten. Musik<br />
in der Stimme bedeutet, eine klangvolle,<br />
gesunde und tragfähige Stimme zur Verfügung<br />
zu haben. Stimmungsvolles Sprechen<br />
und Singen sind Stimmleistungen,<br />
die den Alltag in der Kita oder den täglichen<br />
Umgang mit Kindern in der familiären<br />
Situation bereichern.<br />
Netzwerk<br />
Das alltägliche, spontane Singen mit Kindern<br />
fördert die Entwicklung der Musikalität<br />
und der Sprache. Es stärkt das Gemeinschaftsgefühl,<br />
das Selbstbewusstsein und<br />
verbindet Generationen.<br />
Sorgen wir dafür, dass wir mit unseren<br />
Kindern nicht in einer sang-, klang- und<br />
taktlosen Gesellschaft leben!<br />
Autorin<br />
Lioba Schlee-Tullius ist Erzieherin (Schwerpunkt<br />
Heilpädagogik), Logopädin (Schwerpunkt<br />
Prävention), Sprachheilbeauftragte<br />
des Kreises Aachen und Landesvorsitzende<br />
Nordrhein der freiberuflichen LogopädInnen<br />
im dbl e.V. Außerdem Referentin in der Erzieher-<br />
und Lehrerfortbildung und Mitglied im<br />
Fachbeirat „Deutsche Stiftung Singen“.<br />
Kontakt<br />
E-Mail: L-S-T@web.de<br />
Internetseiten<br />
www.initiative-singen.de<br />
www.toni-singt.de<br />
Literaturtipps<br />
Meine ersten Kinderlieder<br />
<strong>Verlag</strong> Ravensburger<br />
Ravensburger 2008 (2. Auflage)<br />
ISBN 978-3-473-31418-8<br />
Wolfgang Hering<br />
Bewegungslieder für Kinder<br />
rororo Taschenbuch<br />
Reinbeck 2002<br />
ISBN 978-3-499-61701-0<br />
C.Nitsch/Prof. Dr. G. Hüther<br />
Kinder gezielt fördern<br />
Gräfe und Unzer <strong>Verlag</strong><br />
München 2007 (4. Auflage)<br />
ISBN 978-3-7742-6357-4<br />
Dorothée Kreusch-Jacob<br />
Jedes Kind braucht Musik:<br />
Ein Praxis- und Ideenbuch<br />
zur ganzheitlichen Förderung<br />
in Kindergarten und<br />
Familie<br />
Kösel <strong>Verlag</strong><br />
München 2006<br />
ISBN 978-3 466-30728-9<br />
Evamarie Haupt<br />
Singen und Stimme. Ein Ratgeber<br />
für Singende, Chorleiter(innen),<br />
Pädagog(inn)en und Therapeut(inn)en<br />
Schulz-Kirchner <strong>Verlag</strong><br />
Idstein 2004<br />
ISBN 978-3-8248-0434-4<br />
<strong>kinderleicht</strong> 1/09<br />
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