Schönefelder Bote - Bürgerverein Schönefeld eV
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Aktuell 7<br />
Nicht mehr viel deutet im <strong>Schönefeld</strong> des Jahres<br />
2013 auf die Ereignisse vor 200 Jahren hin: Dieser<br />
Artikel als Auftakt einer ganzjährigen Berichterstattung<br />
im <strong><strong>Schönefeld</strong>er</strong> <strong>Bote</strong>n soll dies ändern und ist<br />
gleichsam eine Problematisierung einer Auswahl<br />
historiografischer Quellen und aktueller Literatur.<br />
Man braucht kein Nostradamus zu sein,<br />
um vorauszusagen, dass in diesem Jahr eine<br />
publizistische Flut zum Völkerschlachts-Thema nicht<br />
nur den deutschen Buchmarkt überschwemmen<br />
lassen wird. Schon jetzt künden Plakate in und um<br />
Leipzig die Jubiläumsfeiern an. Und natürlich gibt es<br />
bereits einen großen Fundus, auf den bei Recherchen<br />
zu diesem Thema getrost zurückgegriffen werden<br />
kann. Getrost? Nein: Distanz muss – auch und<br />
gerade – heute gewahrt werden, sowohl gegenüber<br />
der älteren als ebenso der neueren Aufbereitung.<br />
Kaiserreich, Nationalsozialismus, DDR und UdSSR<br />
jedenfalls konnten gleichermaßen davon profitieren.<br />
Wenn Karl Marx dazu einst behauptete, die<br />
herrschende Geschichtsschreibung sei eine<br />
Geschichtsschreibung der Herrschenden, so trifft das<br />
heutzutage, wenngleich in anderer Form, noch immer<br />
zu. Gemeint sind hiermit die seltsamen Vorurteile<br />
gegen den regional aktiven Hobbyhistoriker, der mit<br />
dem Damoklesschwert ausholenden akademischen<br />
Elite. Zugleich aber ist es auffällig, wie wenig<br />
seriöse Historiker sich um eine umfassende<br />
Aufarbeitung des Themas bemüht haben. Der<br />
„Hobbyhistoriker“ als Autorenggattung hingegen<br />
suggeriert eine zweifelhafte Retrospektive der Welt-<br />
und Gegenwartsflucht; selten werden Publikationen<br />
mit diesem Anspruch ernst genommen.<br />
Eine Werbekarte der Leipziger Firma Richard Krüger – Krügerol-Bonbons – zeigt anlässlich der<br />
Hundertjahrfeier den Kampf um <strong>Schönefeld</strong><br />
Tiraden des Lobes – vor allem auf die Tapferkeit der<br />
russischen Soldaten und dem jungen Zaren Alexander<br />
I. - prägten die zeitgenössische Berichterstattung.<br />
Der allgemein gepredigte „Befreiungskampf“ war ein<br />
nützliches, sehr wohl von allen Seiten und zu allen<br />
Zeiten zu instrumentalisierendes Schlagwort: Es war<br />
ein nationaler, antifranzösischer, dessen Heldentaten<br />
man gleich religiösen Feiertagen zelebrierte, und<br />
(freilich sehr viel später) war es ein internationaler.<br />
Völkerverbundenheit wurde abstruserweise daran<br />
festgemacht – es ist ein anderes Thema, dass die<br />
Sachsen immer schon auf der falschen Seite standen.<br />
Zwar erhebt die moderne Historiographie den<br />
Anspruch einer Schnittstelle zwischen Öffentlichkeit<br />
und Wissenschaft, doch werden wissenschaftliche<br />
Publikationen in der Regel kaum wahrgenommen,<br />
mag das an den hohen Preisen der Bücher oder<br />
deren behäbigen Duktus liegen.<br />
Mittlerweile ist das sogenannte Reenactment ein<br />
probates Mittel zur Illustration historischer Ereignisse,<br />
das zudem den Zuschauern und den Akteuren<br />
viel Spaß zu bereiten scheint. Zu dem Gefecht bei<br />
<strong>Schönefeld</strong> gibt es ein Ölgemälde des bekannten<br />
Völkerschlacht-Malers Ernst Wilhelm Straßberger.