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Ausgabe Karlsruhe - Sommersemester 2009 - campushunter.de

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Persönlichkeitseigenschaften, auf die es ankommt und die ein Interviewer<br />

im Vorgestellungsgespräch erkennen möchte, sind nun einmal<br />

nicht direkt beobachtbar. Deshalb muss sich unser Urteil auf Merkmale<br />

stützen, die direkt wahrnehmbar sind und von ihnen auf grundlegen<strong>de</strong>s<br />

Verhalten schließen. Es ist <strong>de</strong>m Menschen zueigen, nicht nur Dinge und<br />

Menschen zu registrieren, son<strong>de</strong>rn ihnen unbewusst Sinn, Zusammenhang<br />

und Kontinuität zu verleihen.<br />

Treffen wir eine Person<br />

zum ersten Mal, so stellen wir uns<br />

unwillkürlich folgen<strong>de</strong> Fragen:<br />

● Inwieweit ist sie kontaktfreudig?<br />

● Ist es angenehm, mit dieser Person zusammen zu sein?<br />

● Ist es klug, ihr bestimmte Aufgaben anzuvertrauen?<br />

● Ist sie wi<strong>de</strong>rstandsfähig gegen Belastungen?<br />

● Kann ich sie um Unterstützung bitten?<br />

Diese Fragen führen auf das Fünf-Faktoren-Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Persönlichkeit,<br />

die so genannten Big Five: Extraversion, Soziale Verträglichkeit,<br />

Gewissenhaftigkeit, Emotionale Stabilität, Intellekt/Offenheit. So wird<br />

<strong>de</strong>r Art und Weise, wie Sie Ihre Visitenkarte verteilen, wie Sie einen<br />

Raum betreten, wie lange Sie Blickkontakt halten, <strong>de</strong>r Tatsache, dass<br />

ein Knopf an Ihrem Jackett lose ist, und <strong>de</strong>r Auswahl Ihrer Krawatte<br />

o<strong>de</strong>r Ihres Lippenstiftes Be<strong>de</strong>utung zugeschrieben. Wahrgenommen<br />

wer<strong>de</strong>n überall auf <strong>de</strong>r Welt dieselben Dinge, so lange <strong>de</strong>r Gesprächspartner<br />

alle Sinnesorgane ohne Einschränkung gebrauchen kann.<br />

Wie die einzelnen Punkte jedoch bewertet wer<strong>de</strong>n, ist abhängig von <strong>de</strong>r<br />

Kultur.<br />

Beispiel<br />

Distanz und Territorium<br />

Was ein angemessener Abstand ist, wird je nach kultureller Herkunft<br />

unterschiedlich <strong>de</strong>finiert. Bei uns in Deutschland gilt alles unterhalb von<br />

ca. 50 Zentimetern Entfernung als intime Distanzzone, die <strong>de</strong>n Kontakten<br />

von guten Freun<strong>de</strong>n und Familienangehörigen vorbehalten bleibt.<br />

So bleiben wir bei fast allen Gesprächen beruflicher Art immer in diesem<br />

Abstand und es ist nicht üblich, sich gegenseitig zu berühren. Im<br />

internationalen Vergleich gehören wir zu <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn mit <strong>de</strong>m weitesten<br />

Abstand bei Gesprächen.<br />

Das be<strong>de</strong>utet zum einen für uns Deutsche, dass wir sicher nicht in<br />

die Verlegenheit kommen, unsere Gesprächspartner dadurch zu irritieren,<br />

dass wir ihnen „zu sehr auf <strong>de</strong>n Pelz rücken“. An<strong>de</strong>rerseits sollten<br />

wir uns bei Gesprächen vor allem mit Teilnehmern aus <strong>de</strong>m Mittelmeerraum<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n arabischen Län<strong>de</strong>rn darauf gefasst machen, dass diese<br />

uns näher rücken, als es uns eigentlich lieb ist. Unbewusst tendieren<br />

wir dann dazu, einige Zentimeter abzurücken. Das merkt unser Gegenüber<br />

meist nicht bewusst. Unbewusst bestätigt sich jedoch ein Vorurteil:<br />

Irgendwie sind die immer so distanziert und steif, diese Deutschen.<br />

Beispiel<br />

Stimme<br />

Der französische Germanist Pierre Branchin hat nachgewiesen,<br />

dass <strong>de</strong>r Geräuschpegel einer <strong>de</strong>utschen Unterhaltung rund 30 % höher<br />

ist als bei <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlän<strong>de</strong>rn, Franzosen o<strong>de</strong>r Englän<strong>de</strong>rn. Was be<strong>de</strong>utet<br />

das? Wir wirken mit unserem Sprachverhalten, das uns ganz<br />

normal vorkommt, auf Menschen an<strong>de</strong>rer Kulturen schnell im wahrsten<br />

Sinn <strong>de</strong>s Wortes „laut“, also dominant o<strong>de</strong>r angeberisch, was dann oft<br />

ganz gut zum Deutschlandbild passt …<br />

<strong>campushunter</strong> ® .<strong>de</strong> <strong>Sommersemester</strong> <strong>2009</strong><br />

Nandine Mey<strong>de</strong>n / Etikettetrainerin an <strong>de</strong>r MBS I 73<br />

Beispiel<br />

Körpersprache – <strong>de</strong>r Blickkontakt und an<strong>de</strong>res<br />

Beim Sitzen zeugt es nie von gutem Stil, wenn ein Bein so über das<br />

an<strong>de</strong>re gelegt wird, dass <strong>de</strong>r Fuß auf <strong>de</strong>m Knie liegt. In <strong>de</strong>n meisten Län<strong>de</strong>rn<br />

<strong>de</strong>s asiatischen und arabischen Raums ist dies jedoch beson<strong>de</strong>rs ungehörig,<br />

da dort aus unterschiedlichen Grün<strong>de</strong>n die Sohlen <strong>de</strong>r Füße und<br />

Schuhe als unrein gelten. Generell gilt: Schlingen und knoten Sie Ihre Beine<br />

nicht um die Stuhlbeine, das vermittelt überall <strong>de</strong>n Eindruck von Unsicherheit.<br />

Wenn Sie gera<strong>de</strong> und aufrecht in einem Stuhl sitzen, zeigen Sie damit<br />

nicht nur ein respektvolles Verhalten, son<strong>de</strong>rn auch, dass Sie aufmerksam<br />

zuhören. Ebenfalls sollten Sie darauf achten, dass Sie nicht zu breitbeinig<br />

sitzen. Faustregel: Knie maximal hüftbreit auseinan<strong>de</strong>r. Wenn Sie wissen,<br />

dass Fachleute für Körpersprache die breitbeinige Sitzposition als „Genitalpräsentieren“<br />

bezeichnen, verstehen Sie sicher, warum das keine gute<br />

Haltung für Ihre beruflichen Treffen ist. Wenn Sie mit gleichrangigen Personen<br />

im Arbeitsalltag zusammen stehen und locker plau<strong>de</strong>rn, wird es in <strong>de</strong>n<br />

meisten Fällen und vielen Län<strong>de</strong>rn toleriert, wenn eine Hand in <strong>de</strong>r Hosentasche<br />

ist. Vermei<strong>de</strong>n Sie dies jedoch im Umgang mit höher stehen<strong>de</strong>n<br />

Personen, bei Begrüßungen und offiziellen Situationen. Vielleicht fin<strong>de</strong>n Sie<br />

selbst diese Geste locker und entspannt. Tatsache ist jedoch, dass es viele<br />

Leute gibt, die sie nach wie vor als respektlos empfin<strong>de</strong>n. Das ist auch<br />

hier in Deutschland so – auch wenn es vielen nicht bewusst ist, international<br />

sollten Sie darauf ganz beson<strong>de</strong>rs achten. Tipp: Gewöhnen Sie es sich<br />

einfach generell ab, dann müssen Sie nie wie<strong>de</strong>r darüber nach<strong>de</strong>nken, ob<br />

Sie nun die Hän<strong>de</strong> in die Tasche stecken sollen o<strong>de</strong>r dürfen o<strong>de</strong>r lieber<br />

doch nicht und können Ihre Konzentration auf an<strong>de</strong>re Dinge lenken.<br />

Auch die Festigkeit <strong>de</strong>s Hän<strong>de</strong>drucks wird unterschiedlich bewertet:<br />

Gilt in <strong>de</strong>n Vereinigten Staaten und fast allen europäischen Län<strong>de</strong>rn ein<br />

fester Hän<strong>de</strong>druck als Zeichen von Selbstsicherheit und Entschlossenheit,<br />

so kann in Län<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s asiatischen Raums eher das Gefühl von Dominanz,<br />

Überheblichkeit o<strong>de</strong>r Arroganz auftreten.<br />

Hierarchie und Rang<br />

Regeln über Hierarchien – also über die Stellung <strong>de</strong>s Einzelnen in <strong>de</strong>r<br />

Gesellschaft existieren in je<strong>de</strong>r Kultur. Nach unserem Wissen haben sie auch<br />

in je<strong>de</strong>r Epoche existiert. Es sind also grundlegen<strong>de</strong> Elemente <strong>de</strong>s menschlichen<br />

Zusammenseins. Grund genug, diese Regeln ernst zu nehmen und<br />

die Bedürfnisse, die dahinter stecken, zu respektieren. Ein Messer, das Sie<br />

falsch halten wird Ihnen leichter verziehen als eine Respektlosigkeit.<br />

Wenn Sie mit gleichrangigen Personen im<br />

Arbeitsalltag zusammen stehen und locker plau<strong>de</strong>rn,<br />

wird es in <strong>de</strong>n meisten Fällen und vielen Län<strong>de</strong>rn<br />

toleriert, wenn eine Hand in <strong>de</strong>r Hosentasche ist.<br />

Vermei<strong>de</strong>n Sie dies jedoch im Umgang mit höher<br />

stehen<strong>de</strong>n Personen, bei Begrüßungen und offiziellen<br />

Situationen.<br />

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