Katholisches Wort in die Zeit 44. Jahr Januar 2013 - Der Fels
Katholisches Wort in die Zeit 44. Jahr Januar 2013 - Der Fels
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Stefan Wirth:<br />
Reformer und<br />
Wegbereiter<br />
<strong>in</strong> der<br />
Kirche:<br />
NEC LAUDIBUS NEC TIMORE<br />
Es gibt wohl kaum e<strong>in</strong>en schöneren<br />
Namen, e<strong>in</strong>e klarere Def<strong>in</strong>ition,<br />
e<strong>in</strong> anschaulicheres sprachliches<br />
Bild als das, mit dem der ehemalige<br />
Münsteraner Diözesanbischof, Kard<strong>in</strong>al<br />
Clemens August Graf von Galen,<br />
bezeichnet wird: der „Löwe von<br />
Münster“. Und wahrlich machte der<br />
tieffromme Mann se<strong>in</strong>em Namen alle<br />
Ehre, so sehr, dass se<strong>in</strong> Leben <strong>in</strong> der<br />
Geschichte unseres Landes und der<br />
Kirche e<strong>in</strong>en Platz <strong>in</strong> alle Ewigkeit<br />
haben wird. Im Hebräischen steht<br />
das <strong>Wort</strong> arjeh für den Löwen. <strong>Der</strong><br />
„arjeh von Münster“ hörte das Rufen<br />
se<strong>in</strong>er Mitmenschen, <strong>die</strong> während der<br />
nationalsozialistischen Wirren riefen<br />
und schrien: Sie sperren gegen uns<br />
ihre Rachen auf, reißende, brüllende<br />
Löwen (vgl. Ps 22,14).<br />
Unvergessen s<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e <strong>Wort</strong>e:<br />
„Wir kämpfen weiter tapfer gegen<br />
den äußeren Fe<strong>in</strong>d. Gegen den<br />
Fe<strong>in</strong>d im Innern, der uns pe<strong>in</strong>igt und<br />
schlägt, können wir nicht mit Waffen<br />
kämpfen. Da bleibt uns nur e<strong>in</strong><br />
Kampfmittel: Starkes, zähes, hartes<br />
Durchhalten!...Wir s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem<br />
Augenblick nicht Hammer, sondern<br />
Amboss.<br />
Clemens August wurde am 16.<br />
März 1878 auf Burg D<strong>in</strong>klage im Oldenburgischen<br />
als elftes von 13 K<strong>in</strong>dern<br />
geboren und hatte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Eltern<br />
gläubige Vorbilder. Nach se<strong>in</strong>en<br />
Stu<strong>die</strong>n empf<strong>in</strong>g er am 28. Mai 1904<br />
im Münsteraner Dom <strong>die</strong> Priesterweihe.<br />
Nach se<strong>in</strong>em Dienst als Domvikar<br />
<strong>in</strong> Münster, wurde Graf von<br />
Galen 1906 nach Berl<strong>in</strong> geschickt,<br />
wo er als Kaplan <strong>in</strong> St. Matthias, als<br />
Kurat <strong>in</strong> St. Clemens und ab 1919 als<br />
Pfarrer 23 <strong>Jahr</strong>e lang als unermüdlicher<br />
Seelsorger während des Ersten<br />
Weltkrieges, der Nachkriegszeit und<br />
Clemens August Graf von Galen<br />
der Weimarer Republik unter den<br />
Dia sporagläubigen kraftvoll wirkte.<br />
Im <strong>Jahr</strong>e 1929 wurde der Priester<br />
Pfarrer an der bekannten Kirche St.<br />
Lamberti zu Münster.<br />
Als Bischof Johannes Poggenburg<br />
verstarb, wurde der Lambertipfarrer<br />
zum Nachfolger auf den Stuhl des<br />
hl. Ludgerus († 809) berufen und am<br />
28. Oktober 1933 zum Bischof von<br />
Münster geweiht.<br />
Neben se<strong>in</strong>er Sorge um <strong>die</strong> religiöse<br />
Erneuerung und Festigung war<br />
se<strong>in</strong> Bestreben, von der Kanzel herab<br />
und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Schriften <strong>die</strong> gottlosen<br />
Ziele der NSDAP zu entlarven und<br />
<strong>die</strong> Menschen vor der drohenden Gefahr<br />
zu warnen. Schon <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em ersten<br />
Hirtenbrief zur Fastenzeit (1934)<br />
brandmarkte er <strong>die</strong> neuheidnische<br />
Ideologie der Nazis.<br />
Nationales und <strong>in</strong>ternationales<br />
Aufsehen erreichten drei se<strong>in</strong>er Predigten<br />
am 13. Juli 1941 und 3. August<br />
1941 <strong>in</strong> der Lambertikirche sowie am<br />
20. Juli 1941 <strong>in</strong> der „Überwasserkirche“<br />
<strong>in</strong> Münster.<br />
Das Engagement und <strong>die</strong> deutlichen<br />
<strong>Wort</strong>e von Galens erzürnten <strong>die</strong><br />
braunen Machthaber, <strong>die</strong> jedoch befürchteten,<br />
dass <strong>die</strong> Verhaftung und<br />
Ermordung des Oberhirten nicht absehbare<br />
Folgen haben könnte. Statt<br />
se<strong>in</strong>er wurden 24 Diözesan- und 18<br />
Ordensgeistliche verhaftet, zehn von<br />
ihnen getötet.<br />
Für se<strong>in</strong> unvergessliches Wirken<br />
und se<strong>in</strong>en unerschütterlichen<br />
Mut verlieh ihm Papst Pius XII. am<br />
21. Februar 1946 den Kard<strong>in</strong>alshut.<br />
Bereits am 22. März 1946 starb der<br />
„Löwe von Münster“. Beim Pontifikalrequiem<br />
betonte Kard<strong>in</strong>al Fr<strong>in</strong>gs<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Predigt: „Was alle wissen<br />
und an ihm bewundert haben, ist se<strong>in</strong><br />
Heldenmut und se<strong>in</strong> Mannesmut.<br />
Se<strong>in</strong> Wahlspruch lautete ‚Nec laudibus<br />
nec timore. Er passt <strong>in</strong> <strong>die</strong>se <strong>Zeit</strong>.<br />
Als <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>e Macht aufgestanden<br />
war, um das Christentum<br />
mit Stumpf und Stiel auszurotten,<br />
war er der rechte Mann, um als e<strong>in</strong>ziger<br />
den Fe<strong>in</strong>den E<strong>in</strong>halt zu tun … Er<br />
war der Schutz der Schwachen und<br />
der Rechtlosen und der sogenannten<br />
Lebensunwerten.“<br />
Nec laudibus – nec timore, das<br />
war der bischöfliche Wahlspruch<br />
des seligen Clemens August. Es bedeutet<br />
soviel wie: Weder durch Lob<br />
noch durch Drohungen weiche ich<br />
von Gottes Wegen ab. Das Motto des<br />
prophetischen, kraftvollen und unüberhörbaren<br />
Münsteraner Bischofs<br />
konnte besser nicht gewählt werden<br />
und <strong>die</strong> Macht se<strong>in</strong>er <strong>Wort</strong>e lässt erahnen,<br />
warum ihn <strong>die</strong> Menschen als<br />
„Löwen von Münster“ bezeichneten.<br />
Quelle: Stefan Wirth, »Die neuen<br />
Heiligen der katholischen Kirche«,<br />
Band 7, Christiana-Verlag im Fe-<br />
Me<strong>die</strong>nverlag, Kisslegg-Immenried<br />
(2011), S. 138-142.<br />
DER FELS 1/<strong>2013</strong> 13