Katholisches Wort in die Zeit 44. Jahr Januar 2013 - Der Fels
Katholisches Wort in die Zeit 44. Jahr Januar 2013 - Der Fels
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Ludwig Gschw<strong>in</strong>d:<br />
Seit<br />
<strong>Der</strong> priesterliche Dienst<br />
der Mütter<br />
<strong>Jahr</strong>en werden von bestimmten<br />
Kreisen immer<br />
<strong>die</strong> gleichen Fragen gestellt, etwa ob<br />
<strong>die</strong> Gottes<strong>die</strong>nste bleiben sollen, wie<br />
sie s<strong>in</strong>d, nach Theologen, <strong>die</strong> man<br />
schätzt, und ob <strong>die</strong> katholische Kirche<br />
am Zölibat festhalten soll. Natürlich<br />
darf auch <strong>die</strong> Frage nicht fehlen: Sollen<br />
Frauen zu Priestern geweiht werden?<br />
<strong>Der</strong> Standpunkt der katholischen<br />
Kirche, aber auch der gesamten Orthodoxie<br />
ist <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Punkt gleichlautend:<br />
Christus hat se<strong>in</strong>e Apostel zu<br />
Priestern und Bischöfen geweiht, aber<br />
weder se<strong>in</strong>e Mutter Maria noch Maria<br />
Magdalena. <strong>Der</strong> Priester am Altar<br />
handelt „<strong>in</strong> persona Christi“. Er vergegenwärtigt<br />
Christus. Christus handelt<br />
durch ihn bei der heiligen Wandlung.<br />
Christus war nun e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> Mann<br />
und ke<strong>in</strong> geschlechtsloses Wesen.<br />
Die Forderung, Frauen zum Diakonat<br />
zuzulassen und ihnen schließlich<br />
<strong>die</strong> Priesterweihe zu erteilen, wird mit<br />
dem Priestermangel begründet, ebenso<br />
auch mit der Gleichberechtigung.<br />
Bei all <strong>die</strong>sen oft lautstark erhobenen<br />
Forderungen wird völlig vergessen,<br />
dass jede Mutter priesterlichen Dienst<br />
ausübt.<br />
Was ist <strong>die</strong> Aufgabe des Priesters?<br />
Er verkündet Gottes <strong>Wort</strong>. Er spendet<br />
<strong>die</strong> Sakramente. Er feiert <strong>die</strong> Eucharistie.<br />
Er segnet. Er besucht Kranke.<br />
Er begleitet Sterbende. Neben dem<br />
Weihepriestertum gibt es das allgeme<strong>in</strong>e<br />
Priestertum der Gläubigen, das<br />
<strong>in</strong> Taufe und Firmung grundgelegt ist.<br />
Wenn Mütter mit ihren K<strong>in</strong>dern beten,<br />
dann ist das priesterlicher Dienst.<br />
Wie oft am Tag besteht dafür Gelegenheit.<br />
Wenn Mütter ihre K<strong>in</strong>der mit<br />
Weihwasser besprengen und ihnen e<strong>in</strong><br />
Kreuz auf <strong>die</strong> Stirn zeichnen, bevor sie<br />
das Haus verlassen, dann ist das priesterlicher<br />
Dienst. Es ist Verkündigung<br />
im wahrsten S<strong>in</strong>n und kaum e<strong>in</strong>e Predigt<br />
wird tiefer <strong>in</strong> das Herz e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des<br />
dr<strong>in</strong>gen als das <strong>Wort</strong> der Mutter.<br />
Wenn <strong>die</strong> Mutter ihr K<strong>in</strong>d zur heiligen<br />
Messe mitnimmt, dann ist das<br />
priesterlicher Dienst. Sie lässt es teilhaben<br />
an ihrem Glauben und erschließt<br />
ihm <strong>die</strong> Grundzüge der Eucharistiefeier.<br />
Das K<strong>in</strong>d hört <strong>die</strong> Gebete und Lie-<br />
der. Es wächst allmählich h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>die</strong> gottes<strong>die</strong>nstliche Geme<strong>in</strong>de. Bei<br />
der Vorbereitung auf den Empfang<br />
der Sakramente spielt <strong>die</strong> Mutter e<strong>in</strong>e<br />
Hauptrolle. Ihr priesterlicher Dienst<br />
bei der Bereitung der k<strong>in</strong>dlichen Seele<br />
endet weder am Tag der Ersten Heiligen<br />
Beichte noch am Tag der Ersten<br />
Heiligen Kommunion. Es ist <strong>die</strong> Mutter,<br />
<strong>die</strong> ihr K<strong>in</strong>d anhält, wieder zum<br />
Beichten zu gehen. Es ist <strong>die</strong> Mutter,<br />
<strong>die</strong> ihr K<strong>in</strong>d mahnt, <strong>die</strong> heilige Kommunion<br />
würdig zu empfangen. Es ist<br />
<strong>die</strong> Mutter, <strong>die</strong> dem K<strong>in</strong>d Größe und<br />
Bedeutung der heiligen Messe immer<br />
wieder bewusst macht. Wenn <strong>die</strong>s e<strong>in</strong><br />
K<strong>in</strong>d begriffen hat, dann fällt ihm der<br />
Besuch des Sonntagsgottes<strong>die</strong>nstes<br />
nicht schwer, und es wird auch wochentags,<br />
wann immer das möglich<br />
ist, zur Kirche gehen, weil es weiß, Jesus<br />
wartet auf mich.<br />
Wenn K<strong>in</strong>der erleben, dass <strong>die</strong> Mutter<br />
e<strong>in</strong>e offene Hand für <strong>die</strong> Armen<br />
hat, werden auch sie e<strong>in</strong> mitfühlendes<br />
Herz bekommen. Wenn K<strong>in</strong>der sehen,<br />
wie <strong>die</strong> Mutter um <strong>die</strong> kranke Oma<br />
besorgt ist und sich um den beh<strong>in</strong>derten<br />
Opa kümmert, dann wird das für<br />
ihr eigenes Leben prägend. Wer wollte<br />
bestreiten, dass <strong>die</strong>s alles priesterlicher<br />
Dienst ist? Nach dem Tod von<br />
Oma und Opa gehen <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der mit<br />
zum Grab. Sie sprengen Weihwasser<br />
und sie lernen, dass Oma und Opa <strong>in</strong><br />
der Ewigkeit s<strong>in</strong>d. Man darf sie nicht<br />
vergessen und schließt sie deshalb besonders<br />
<strong>in</strong>s Gebet e<strong>in</strong>. Wenn <strong>die</strong> heilige<br />
Messe für verstorbene Angehörige<br />
gefeiert wird, dann ist es für <strong>die</strong><br />
K<strong>in</strong>der selbstverständlich, mit dabeizuse<strong>in</strong>.<br />
Wem Mütter <strong>die</strong>sen priesterlichen<br />
Dienst erweisen, der wird auch<br />
später se<strong>in</strong>e Eltern nicht vergessen.<br />
Man muss das Priestertum der Frau<br />
wahrnehmen und man muss es ernstnehmen.<br />
Um <strong>die</strong> Gleichberechtigung<br />
zu wahren, muss angefügt werden,<br />
dass alles, was von Müttern gesagt<br />
wurde, auch für Väter gesagt werden<br />
kann. Man muss nicht <strong>die</strong> Priesterweihe<br />
empfangen haben, um priesterlich<br />
wirken zu können. Allerd<strong>in</strong>gs ist<br />
auch klar, dass der Dienst des geweihten<br />
Priesters unersetzlich ist. q<br />
Dass<br />
es <strong>die</strong> Hochschule<br />
Heiligenkreuz gibt,<br />
ist e<strong>in</strong> Wunder. Sie ist <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zige<br />
Hochschule des Zisterzienserordens<br />
weltweit, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zige Ordenshochschule<br />
Österreichs, <strong>die</strong> größte Priesterausbildungsstätte<br />
des deutschen<br />
Sprachraums. 1975 stand sie vor der<br />
Schließung, es gab gerade noch 10<br />
Studenten und e<strong>in</strong> paar alte Professoren.<br />
1999 hatten wir dann schon<br />
52 Studenten, als ich <strong>die</strong> Leitung der<br />
Hochschule übernahm. Papst Benedikt<br />
XVI., dessen Namen <strong>die</strong> Hochschule<br />
trägt, schätzt uns, er ermutigt<br />
uns, er setzt große Hoffnung auf<br />
uns. Darum hat er uns 2007 persönlich<br />
besucht. Mit dem Papstbesuch<br />
s<strong>in</strong>d dann <strong>die</strong> Hö rerzahlen explo<strong>die</strong>rt.<br />
Heuer s<strong>in</strong>d sie auf 235 Stu<strong>die</strong>rende<br />
geklettert. Von den Studenten<br />
s<strong>in</strong>d 90 Österreicher, 60 Deutsche,<br />
20 Schweizer und der Rest ist <strong>in</strong>ternational.<br />
Hier kann man Weltkirche<br />
erleben, fast wie <strong>in</strong> Rom. Das<br />
Schönste: Von den 235 Studenten<br />
s<strong>in</strong>d 140 Priesteramtskandidaten,<br />
e<strong>in</strong>ige andere stu<strong>die</strong>ren erst mal, um<br />
zu überlegen.<br />
Wieso kommen so viele zu uns?<br />
Wegen der Atmosphäre. Bei uns f<strong>in</strong>den<br />
sie e<strong>in</strong> Klima, <strong>in</strong> dem der Glaube<br />
Freude macht. Und so e<strong>in</strong> Klima<br />
brauchen sie, um <strong>die</strong> Entscheidung<br />
für <strong>die</strong> Berufung zu treffen, denn<br />
beim Priesterwerden ist es heute genauso<br />
wie beim Heiraten. Früher hieß<br />
es: „Drum prüfe, wer sich ewig b<strong>in</strong>det<br />
…“ Heute heißt es: „Drum prüfe<br />
ewig, wer sich b<strong>in</strong>det …“ Wir Professoren<br />
unterrichten alle unentgeltlich.<br />
E<strong>in</strong>e Hochschule mit 235 Studenten<br />
und 49 Professoren (auch <strong>die</strong><br />
auswärtigen Professoren bekommen<br />
nur <strong>die</strong> Fahrtkosten ersetzt) zu führen,<br />
kostet enorm … Dazu kommt,<br />
dass wir an <strong>die</strong> 20 Priesterstudenten<br />
aus der Dritten Welt bei uns haben,<br />
<strong>die</strong> wir voll ausbilden … E<strong>in</strong>er kostet<br />
pro <strong>Jahr</strong> 11.000 Euro …<br />
16 DER FELS 1/<strong>2013</strong>