Katholisches Wort in die Zeit 44. Jahr Januar 2013 - Der Fels
Katholisches Wort in die Zeit 44. Jahr Januar 2013 - Der Fels
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Den Glauben verkünden<br />
Wege<br />
Wie aber geht es weiter? Was ist<br />
organisatorisch zu tun, damit <strong>die</strong> Kirche<br />
ihre evangelisierende Kraft wiedergew<strong>in</strong>nt?<br />
Vier Forderungen seien<br />
angedeutet.<br />
1. S<strong>in</strong>n für <strong>die</strong> geme<strong>in</strong>same<br />
Mission. Am Fehlen <strong>die</strong>ses S<strong>in</strong>nes<br />
krankt es am meisten. E<strong>in</strong> Großteil<br />
der Dia logprozesse, der unzähligen<br />
Tagungen und Papiere, der Fortbildungen<br />
und bischöflichen Erlasse<br />
dürfte hauptsächlich der Verschleierung<br />
der Tatsache <strong>die</strong>nen, dass <strong>die</strong><br />
Katholiken <strong>in</strong> Deutschland ke<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same<br />
Aufgabe mehr anerkennen.<br />
Dabei wäre sie so e<strong>in</strong>fach: Was<br />
den Menschen heute am meisten<br />
fehlt, ist der S<strong>in</strong>n für Gott und se<strong>in</strong>e<br />
Autorität. Also genau das, was nach<br />
Hebr 11,6 den Kern des Glaubens<br />
ausmacht: Gott ist, und er vergilt uns<br />
unser Tun. Dass <strong>die</strong>ser Kern ausgehöhlt<br />
ist, erkennt man am leichtesten<br />
an e<strong>in</strong>em Punkt, dem jenseitigen Geschick.<br />
Nicht wenige glauben durchaus,<br />
dass mit dem Tod nicht alles aus<br />
ist. Aber sie gehen fast alle davon<br />
aus, dass sie dann ohne weiteres auf<br />
e<strong>in</strong>er Insel der Seligen landen. Und<br />
genau <strong>die</strong>ser Ernst des Jüngsten Gerichtes<br />
ist auch der Glaubensverkündigung<br />
weith<strong>in</strong> abhanden gekommen.<br />
Dann aber kann Gott auch nur<br />
noch e<strong>in</strong>e Art Südw<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>, der alles<br />
sanft durchweht und <strong>in</strong> den Menschen<br />
Frühl<strong>in</strong>gsgefühle weckt. Dann<br />
br<strong>in</strong>gt man natürlich auch nicht den<br />
Mut auf, <strong>die</strong> Menschen vor Irrwegen<br />
zu warnen oder überhaupt auch nur<br />
Gut und Böse zu benennen. Dann hat<br />
man auf e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> weites Herz für<br />
allerhand Memoranden und Glaubensverbesserer<br />
– denn eigentlich<br />
geht es ja um nichts. Dann drängen<br />
sich auch viele Nebenziele der Kirche<br />
<strong>in</strong> das Vakuum, wo eigentlich der<br />
Kern des Glaubens se<strong>in</strong> sollte: e<strong>in</strong>e<br />
gute Presse haben, überall gerne gesehen<br />
se<strong>in</strong> ... und natürlich möglichst<br />
wenig der genannten „Störfälle“ zu<br />
haben.<br />
An <strong>die</strong>ser Stelle ist allerd<strong>in</strong>gs auf<br />
e<strong>in</strong>e Falle h<strong>in</strong>zuweisen, das vorschnelle<br />
Moralisieren. Zu rasch erklärt<br />
man <strong>die</strong> Verantwortlichen im<br />
System zu den Schuldigen, allen<br />
voran <strong>die</strong> Bischöfe. Nun ist es e<strong>in</strong>e<br />
der schönsten Seiten am christlichen<br />
Glauben, dass ke<strong>in</strong>em Menschen das<br />
letzte Urteil zusteht, nicht e<strong>in</strong>mal<br />
über sich selbst, sondern Gott alle<strong>in</strong>.<br />
Das hilft uns auf Erden, nüchtern Zusammenhänge<br />
zu analysieren anstatt<br />
Schuld zuzuweisen.<br />
Dieser Verlust der geme<strong>in</strong>samen<br />
Aufgabe hat etwas Fatales zur Folge:<br />
Ganz Israel floh zu se<strong>in</strong>en Zelten,<br />
wie es manchmal vom Volk Gottes<br />
heißt. D.h. jeder verfolgt hauptsächlich<br />
persönliche und Gruppen<strong>in</strong>teressen.<br />
Die kirchliche Autorität<br />
versteht sich dann auch nur<br />
noch als Waage des Interessenausgleichs.<br />
Alle müssen<br />
e<strong>in</strong>gebunden, kontrolliert<br />
und abhängig gehalten werden,<br />
damit das Ganze nicht<br />
aus dem Lot gerät. Darum<br />
herrschen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Institution<br />
ohne geme<strong>in</strong>same Mission<br />
<strong>die</strong> Kontrollwünsche von<br />
oben und e<strong>in</strong> permanentes<br />
Misstrauen gegenüber allen, <strong>die</strong> <strong>in</strong><br />
ihr mehr als nur ihr eigenes Schre-<br />
bergärtchen bewirtschaften wollen.<br />
Vertrauen dagegen ist das Keros<strong>in</strong><br />
der Kirche. E<strong>in</strong> gefährlicher Stoff,<br />
gewiss, aber ohne ihn bewegt sich<br />
nichts <strong>in</strong> Richtung Himmel.<br />
2. Vertrauen statt Domestizierung<br />
– eng damit hängt <strong>die</strong> zweite<br />
Forderung zusammen, <strong>die</strong> Verlagerung<br />
der Autonomie möglichst weit<br />
nach unten. Die katholische Kirche<br />
<strong>in</strong> Deutschland ist sehr zentralisiert,<br />
und dafür gibt es ke<strong>in</strong>en dogmatischen<br />
Grund. Die Dogmatik sagt uns:<br />
Gewiss ist der Bischof der Oberhirte,<br />
aber er leitet das Bistum zusammen<br />
mit se<strong>in</strong>en Priestern. D.h. se<strong>in</strong>e Autorität<br />
fließt sehr unmittelbar weiter<br />
zu denen, <strong>die</strong> vor<br />
Ort <strong>die</strong> Sendung<br />
der Kirche verkörpern<br />
und verwirklichen.<br />
<strong>Der</strong> Normalfall<br />
also wären<br />
Priester <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
engen, herzlichen<br />
Verhältnis zum<br />
Bischof. Dieser<br />
weiß, er kann ihnen<br />
vertrauen, und<br />
darum vertraut er ihnen e<strong>in</strong>en Teil<br />
se<strong>in</strong>er Autorität etwa <strong>in</strong> der Leitung<br />
„Wenn also Glaube<br />
und Liturgie 100%<br />
kirchlich s<strong>in</strong>d, dann<br />
kann und soll der Pfarrer<br />
bei allem anderen<br />
freie Hand haben – <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em wohlausgewogenen<br />
Mite<strong>in</strong>ander mit<br />
den Gläubigen“<br />
Das s<strong>in</strong>d Hilfen für e<strong>in</strong>e nachhaltige Katechese<br />
DER FELS 1/<strong>2013</strong> 9