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2. Deutscher Marken-Summit - FAZ-Institut

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Streitgespräch mit Michael Roßnagl (Siemens Arts Program), Prof. Dr. Christina Weiss (Verein Freunde der Nationalgalerie), Moderatorin Gabriele Eick (Executive Communications),<br />

Dr. Lutz Raettig (Morgan Stanley Bank), Anne Keller Dubach (Swiss Re), Prof. Dr. Jürgen Häusler (Interbrand Zintzmeyer & Lux)<br />

Star-Architekten Norman Foster, ist<br />

Swiss Re der große Wurf in der Architektur<br />

gelungen: Von 0 auf 100 zum<br />

Wahrzeichen mit starker Symbolkraft.<br />

Der Mitarbeiterdialog im Gebäude,<br />

über und um das Gebäude sowie die<br />

Anschlusskommunikation und die Presseresonanz<br />

waren überwältigend.<br />

Überzeugend erklärte Keller Dubach:<br />

„Die Mitarbeiter müssen sich mit Stolz<br />

und Zugehörigkeit der Firma verbunden<br />

fühlen. Das leisten Architektur und<br />

Kunst – unsere Werte werden in beide<br />

Felder übertragen, und es ist wichtig,<br />

dass wir eine eigene Symbolhaftigkeit<br />

und eigene Begeisterungsfelder mit der<br />

Kunst geschaffen haben.“<br />

Balance halten<br />

Von dieser Konzentration nach innen<br />

war auch bei Raettig die Rede, der sich<br />

der kritischen Frage nach der Balance<br />

zwischen Kultursponsoring bzw. -förderung<br />

und kritischen Situationen wie<br />

Entlassungen oder Budget-Cuts annahm.<br />

Raettig betonte: „Es geht darum,<br />

weit vor dem Eintritt solcher Situationen,<br />

frühzeitig Mitarbeiter an Kunst<br />

heranzuführen und ihnen zu helfen,<br />

einen Zugang zu finden“. Dem pflichtete<br />

Weiss bei:„Zeitgenössische Kunst,<br />

mit der man Menschen alleinlässt, ist<br />

ein Unding, wenn man nicht jahrelang<br />

trainiert hat, wie ein Kind offen zu bleiben“.<br />

Konsens bestand in der Runde,<br />

dass Kunst den „Interpretationszwang“<br />

brauchte.<br />

Wie viel Experiment in der Kunst<br />

verträgt ein Unternehmen?<br />

Laut Roßnagl geht es darum, „den<br />

Tick herauszukitzeln, wie weit man gehen<br />

kann. Man muss sich immer etwas<br />

angreifbar machen, damit die Spanung<br />

erhalten bleibt“. Er sieht im Experimentellen<br />

den Mut, etwas Neues zu machen.<br />

Irritierende Situationen für den<br />

Betrachter, die sich erst in der Erübung<br />

erklären. Auch Häusler plädiert dafür,<br />

durchaus Irritationen zu nutzen, um<br />

Aufmerksamkeit zu schaffen. Für Raettig<br />

hat die Auseinandersetzung mit<br />

Kunst die wichtige Funktion, „think the<br />

unthinkable“ zu provozieren. Er machte<br />

auf das Dilemma zwischen der For-<br />

derung in Unternehmen nach mutigen<br />

Entscheidungen vs. quasi militärischem<br />

Gehorsam aufmerksam.<br />

Am Ende der Diskussion hoben die<br />

Sprecher eine interessante Parallele zwischen<br />

Wirtschaft und Kunst hervor.<br />

Künstler demonstrieren Mut zum Risiko<br />

– wie auch in der Wirtschaft von Managern<br />

gewünscht. Sie gehen oft bis<br />

zum Äußersten, und häufig gilt es eine<br />

lange Durststrecke zu überwinden. Der<br />

in der Kunst so häufig belohnte „Mut<br />

zum anderen Denken“, wie Weiss abschließend<br />

anmerkte, ist also durchaus<br />

übertragbar auf die Anforderungen,<br />

denen sich Unternehmen stellen müssen.<br />

Das an sich ist bereits ein Wert, den<br />

Kunst vermitteln kann. <br />

Über den Luxus, einen Abend ein Museum für<br />

sich allein zu haben<br />

Bevor die Gäste des <strong>2.</strong> Deutschen <strong>Marken</strong>-<strong>Summit</strong>s sich die Sammlung<br />

Marx in aller Ruhe ansehen konnten, war die Einführung des Direktors<br />

des Hamburger Bahnhofs, Prof. Dr. Eugen Blume, ein Genuss des Zuhörens.<br />

„Wir sammeln in erster Linie die Kunst, die für die nächsten Generationen<br />

noch einen geistigen Energiefluss darstellen und kein totes Inventar<br />

sein soll“, beschrieb Blume die Aufgaben des Museums. Spannend<br />

war auch sein Impuls zu kommerziellen Zwängen: „Wenn ein Werk die<br />

Schwelle des Museums übertritt, verliert es im Grunde seinen Geldwert,<br />

den es an anderer Stelle natürlich wieder gewinnt.“ Blume betonte, dass<br />

allein im Museum deutlich wird, dass Geld kein Äquivalent für Kunst ist,<br />

weil Kunst niemals zur echten Ware werden kann. Die Kriterien für ihren<br />

Gebrauchswert verändern sich ständig, ihr Materialwert ist oft lächerlich.<br />

Dass für Kunst viel Geld bezahlt wird, ist aber auch ein Ausweis dafür,<br />

dass es sich um eine seltene Ressource handelt, die in sich etwas bewahrt,<br />

was für unser Geistesleben überlebensnotwendig ist.<br />

<strong>2.</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Marken</strong>-<strong>Summit</strong> 2008 15

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