2. Deutscher Marken-Summit - FAZ-Institut
2. Deutscher Marken-Summit - FAZ-Institut
2. Deutscher Marken-Summit - FAZ-Institut
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
dukts soll deutlich werden. Darin waren<br />
sich die Panelisten Dr. Markus<br />
Merk, Jürgen Schröcker, Marketing-<br />
Vorstand der Hornbach Baumarkt AG,<br />
Maximilian Conze und Professor Dr.<br />
Christian E. Elger einig. Sie diskutierten<br />
mit dem Moderator Dr. Tonio Kröger,<br />
DDB Group Germany, über die<br />
Emotionen und Rituale in der <strong>Marken</strong>führung.<br />
Gibt es ein Gleichgewicht zwischen<br />
Ratio und Emotion? Welche Rolle<br />
spielen Gefühle bei Entscheidungen?<br />
Intensive Erziehung zu Rationalität<br />
könne Emotionen teilweise unterdrücken,<br />
erläuterte Hirnforscher Elger,<br />
der auf messbare Unterschiede zwischen<br />
Bankern und Werbern hinwies.<br />
Selbst wenn Werbung sehr emotional<br />
gestaltet sei, gelte in der Planung das<br />
klare rationale Argument, präzisierte<br />
Schröcker. In der Umsetzung bestünden<br />
jedoch oft Mängel, so Elger. Problematisch<br />
sei meist der Zeitablauf in<br />
der Werbung. „Die Information vor<br />
dem Reiz wird besser eingespeichert<br />
als die nach dem Reiz“, betonte Elger.<br />
Er forderte, Unternehmen und Marke<br />
viel früher in der Werbung zu nennen<br />
und sich mehr an der Pawlow’schen<br />
Konditionierung zu orientieren.<br />
„EMOTIONALE WERBUNG IST<br />
MEDIENUNABHÄNGIG.“<br />
Jürgen Schröcker<br />
Vorstand Marketing, Hornbach Baumarkt<br />
Was passiert jedoch, wenn Kampagnen<br />
negativ diskutiert werden?<br />
Dazu hielt Schröcker fest: „Wir bei<br />
Hornbach können uns keine Werbung<br />
leisten, die insgesamt polarisiert. Eine<br />
breite Zustimmung ist erforderlich.“<br />
Wie Werbung wirke, sei auch von der<br />
Kultur abhängig, betonte Conze: In<br />
China sind Menschen transformationsorientiert,<br />
statische Werbung<br />
funktioniert – anders als in Europa –<br />
nicht. „Beauty-Werbung in China<br />
muss das Ziel transportieren, ich will<br />
morgen anders sein.“ Auch der Hirnforschung<br />
sind substantielle Unter-<br />
6 <strong>2.</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Marken</strong>-<strong>Summit</strong> 2008<br />
schiede zwischen Europäern und Asiaten<br />
bekannt, aussagekräftige Untersuchungen<br />
fehlen jedoch. Viele Forschungen<br />
dazu seien haarsträubend,<br />
meinte Elger. Eindrücklich appellierte<br />
er an die Marketing-Vorstände, sich<br />
mehr der Forschung zu widmen.<br />
Conze verwies auf Praxiserfahrungen<br />
von P & G: Dieselbe Konzeption<br />
einzusetzen funktioniere in großen<br />
Teilen der Welt gut. Jedoch solle eher<br />
lokal gearbeitet werden, wenn Emotionen<br />
in Bilder umgesetzt werden.<br />
Die Ausnahme bildeten Lifestyle-Produkte.<br />
Bei exklusiven Parfüms können<br />
weltweit gleiche Motive eingesetzt<br />
werden.<br />
Mehrwert und Preis<br />
Über Unternehmensstrategien im<br />
Spannungsfeld zwischen Mehrwert<br />
und Preis berichtete Dr. Philipp Daniel<br />
Merckle, Beiratsmitglied der Ratiopharm-Gruppe.<br />
Im Arzneimittelmarkt<br />
sind Produkte quasi austauschbar.<br />
Hier tragen Preis und Qualität nur wenig<br />
zur Positionierung bei. Mehrwert<br />
entsteht, wenn Unternehmen glaubhaft<br />
Werte vertreten: So gründete<br />
Merckle die Stiftung „World in<br />
Balance" und stellte sie in den Mittelpunkt<br />
der Ratiopharm-Kommunikation.<br />
Auch aus soziologischer Sicht ist<br />
das Verhältnis zwischen Preis und<br />
Qualität spannend. Kunden entscheiden<br />
nicht allein nach dem Preis, zeigte<br />
<strong>Marken</strong>soziologe PD Dr. Kai-Uwe<br />
Hellmann.<br />
„UND AM ENDE KAUFEN SIE DOCH DAS<br />
BILLIGERE PRODUKT? NEIN!“<br />
PD Dr. Kai-Uwe Hellmann, <strong>Marken</strong>soziologe<br />
Der Preis ist nur einer von mehreren<br />
Qualitätsindikatoren, die eine Kaufentscheidung<br />
prägen. Welche Qualität<br />
einem Produkt, einer Marke zugeschrieben<br />
wird, ist eine subjektive<br />
Einschätzung. Aufschlussreich ist<br />
aber, wie hoch für den Kunden die<br />
„Problemlösungskompetenz“ des<br />
Produkts ist. Hellmann forderte daher<br />
die Produzenten auf, die Kundenerwartungen<br />
noch präziser zu erforschen.<br />
Neue Studien zum „Smart<br />
Shopper“ zeigen, dass (<strong>Marken</strong>-)Produkten<br />
mit guter Qualität kein einheitlicher<br />
Preis mehr zugeschrieben<br />
wird. Die Kunden handeln mittlerweile<br />
souveräner. Sie informieren sich genau,<br />
wo sie Produkte mit guter Qualität<br />
günstig einkaufen können.<br />
Vertrauen aufbauen<br />
Wie Unternehmen ihre <strong>Marken</strong>positionierung<br />
zwischen Preis, Qualität<br />
und Mehrwert gestalten, darüber diskutierten<br />
die Sprecher mit dem<br />
Moderator Gerd Bovensiepen, Partner<br />
und Leiter des Geschäftsbereiches Handel<br />
und Konsumgüter bei PwC. Bei Ikea<br />
sind laut Marketingchefin Claudia Willvonseder<br />
Preis, Funktion und Design<br />
der Produkte eng verzahnt: Der Verkaufspreis<br />
ist die erste Vorgabe für den<br />
Designer und Entwickler. Merckle verwies<br />
auf branchenspezifische Unterschiede:<br />
Im Generikamarkt ist der Preis<br />
durch Gesetzgebung und Marktmechanismen<br />
vorgegeben. Daher hoben<br />
alle Sprecher den Vertrauensaspekt<br />
als wichtiges Kaufkriterium hervor.<br />
Positive oder negative Emotionen prägen<br />
maßgeblich, ob Vertrauen aufgebaut<br />
werden kann. Ratiopharm, so<br />
Merckle, setze auf die Glaubwürdigkeit,<br />
positive Emotionen sollen die Marke<br />
fördern. Humor in der Werbung hat<br />
bei Ikea seit 34 Jahren Tradition, betonte<br />
Willvonseder. Er erzielt große<br />
emotionale Wirkung und hat hohe ungestützte<br />
Bekanntheit. „Ikea ist eine<br />
Marke mit einem klaren, kristallinen<br />
<strong>Marken</strong>kern, nicht traditionell, eine gewisse<br />
Respektlosigkeit wird erwartet“,<br />
begründete Willvonseder.<br />
Einig waren sich die Sprecher, dass<br />
die integrierte Kommunikation der<br />
<strong>Marken</strong>botschaft, auch an die Mitarbeiter,<br />
besonders wichtig ist. „Im<br />
Unternehmensumfeld gilt es, die richtigen<br />
Voraussetzungen zu schaffen,