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Literatur und kindliche Entwicklung<br />

Die erste Begegnung mit Literatur erfolgt bei Kindern in der Regel durch Bilderbücher. Für jede Alters-<br />

klasse lassen sich Bilderbücher finden. Vorlesen schafft einen positiven Zugang zum Buch, die gemeinsa-<br />

me Vorlesesituation, in der sich die Eltern Zeit für ihre Kinder nehmen, ihnen vorlesen und anschließend<br />

über das Gelesene sprechen, wird vom Kind als ein angenehmes, Geborgenheit und Nähe bringendes Er-<br />

eignis empfunden. Im nachfolgenden Abschnitt wird in knappen Thesen dargestellt, welche Wirkungen<br />

Bilderbüchern in Bezug auf die kindliche Entwicklung zugesprochen werden können.<br />

Sprachliche Kompetenz<br />

• Bereits bei Kleinkindern prägt das Vorlesen von Bilderbüchern die Fähigkeit, Sprachrhythmik und<br />

-melodie der Mutter-, Zweit- oder Fremdsprache wahrzunehmen und fördert so die Sensibilität für<br />

Merkmale der Sprache.<br />

• Schon Bilderbücher zeigen, dass es einen Unterschied zwischen gesprochener und geschriebener<br />

Sprache gibt. Hierdurch können bereits bekannte grammatikalische Strukturen der Mutter-, Zweit-<br />

und Fremdsprache erweitert werden.<br />

• Durch regelmäßiges Vorlesen von Bilderbüchern und das Betrachten der Bilder werden Kinder mit<br />

schriftsprachlichen Mustern vertraut gemacht und erkennen das Prinzip der Dekontextualität.<br />

• Durch das mehrmalige Vorlesen des gleichen Bilderbuches wächst die Vertrautheit mit Satz-<br />

mustern und Standardlautung.<br />

• Durch das Vorlesen von Bilderbüchern und gerade durch die Kombination von Wort und Bild kön-<br />

nen unbekannte und abstrakte Wörter angeeignet werden. Der Wortschatz wird erweitert.<br />

• Das Vorlesen und Lesen von Texten und Bilderbüchern fördert narrative (erzählende) Kompeten-<br />

zen. Die Kinder erlangen ein Gefühl für die Struktur von Geschichten 3 .<br />

• Die Verinnerlichung dramaturgischer Strukturen (scripts) ermöglicht es dem Kind, bei seinen eige-<br />

nen Erzählungen strukturiert vorzugehen.<br />

• Der Umgang mit dekontextualisierter Sprache, die Vertrautheit mit komplexeren grammatikali-<br />

schen Strukturen, die Erweiterung des Wortschatzes, all das fördert die Fähigkeit zu Text- und<br />

Sinnverstehen (Literacy).<br />

Emotionale Kompetenz<br />

• Bilderbücher erleichtern im Zusammenspiel von Bild- und Textelementen die Wahrnehmung und<br />

das Verständnis für Gefühle.<br />

• In der Identifikation mit den Protagonisten fördern Bilderbücher die Empathiefähigkeit.<br />

• Bilderbücher bieten Gesprächsanlässe für Gefühle, Freude Angst, und Belastungen.<br />

• Bilderbücher fördern früh – wie Literatur allgemein – in der Identifikation mit den Protagonisten<br />

das Denken in Perspektiven, eine Grundvoraussetzung für soziale Intelligenz.<br />

3 Vgl. hierzu Petra Wieler, Vorlesen in der Familie. Fallstudien zur literarisch-kulturellen Sozialisation von<br />

Vierjährigen, Weinheim / München 1994.

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