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Solubilisierung stark lipophiler Arzneistoffe in lipidhaltige ...

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Kapitel II Grundlagen<br />

mizellaren Systeme e<strong>in</strong>greifen und durch ihre Wechselwirkung mit der Zellmembran<br />

e<strong>in</strong>en direkten Beitrag zur Resorption leisten. Tenside können Fluidität und Polarität der<br />

Membran bee<strong>in</strong>flussen und dadurch e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auch auf ihre Funktion und<br />

Permeabilität ausüben [7,159,161,162]. Bei aggressiven oder hoch konzentrierten<br />

Tensiden kann es deshalb zur Schädigung oder sogar vollständigen Auflösung der<br />

Membran kommen [163]. Es wurden auch H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss der Tenside auf<br />

die Prote<strong>in</strong>e, Transporter und den Metabolismus <strong>in</strong> der Membran gefunden<br />

[7,159,162,164,165]. Zur Erklärung der Funktion der Mizellen als Transportvehikel für<br />

<strong>Arzneistoffe</strong> bei der Resorption an den Zellmembranen wurden verschiedene Theorien<br />

entwickelt. E<strong>in</strong>ige davon erklären die Resorption mit e<strong>in</strong>er Kollision der Mizellen mit der<br />

Bürstensaummembran oder e<strong>in</strong>er Endozytose der ganzen Mizelle von den Enterozyten.<br />

Dafür liegen jedoch bisher ke<strong>in</strong>e Beweise vor. Man hält es für wahrsche<strong>in</strong>licher, dass die<br />

Resorption durch e<strong>in</strong>e Aufnahme freier Unimere der transportierten Substanzen erfolgt,<br />

die <strong>in</strong> Gleichgewicht mit der mizellaren Phase <strong>in</strong> unmittelbarer Nähe der Zellmembran<br />

stehen [150,153-155]. E<strong>in</strong>e Aufnahme der Tensidunimere <strong>in</strong> den Enterozyten konnte<br />

auch bei verschiedenen Tensiden [7] und v.a. bei den Gallensalzen nachgewiesen<br />

werden. Dies wurde auch bei anderen Zelltypen vermutet und mit den membrantoxischen<br />

Tensideigenschaften verbunden [166]. Durch diese Aufnahme kommt es<br />

vermutlich zu e<strong>in</strong>er Verdünnung der Tensidkonzentration <strong>in</strong> der unmittelbaren Nähe der<br />

Zellmembran, was möglicherweise zum Abbau der mizellaren Struktur und damit zur<br />

Freisetzung der e<strong>in</strong>gebetteten Moleküle direkt an der Membran führen kann [161].<br />

Weiterh<strong>in</strong> können Tenside auch den lymphatischen [167,168] und den parazellulären<br />

(E<strong>in</strong>fluss auf die „Tight-Junctions“) [159,169,170] Transport fördern. Durch die<br />

Abschirmung der e<strong>in</strong>gebetteten Wirkstoffmoleküle <strong>in</strong>nerhalb der mizellaren Struktur<br />

kann es zur Erhöhung der Wirkstoffstabilität <strong>in</strong>nerhalb der Arzneiform oder während der<br />

Verweilzeit im GIT [8,9] kommen. Hierdurch kann e<strong>in</strong>e Verbesserung der Bioverfügbarkeit<br />

empf<strong>in</strong>dlicher Wirkstoffe bei gleicher Dosis erreicht werden.<br />

Die Tensidsysteme können aber auch Nachteile und negative Wirkungen zeigen. Auf<br />

kurze oder lange Sicht können bei ihrer Verwendung unvorhersagbare Nebenwirkungen<br />

auftreten, die direkt aus der Toxizität des Tensids selbst resultieren oder auch aus e<strong>in</strong>er<br />

tensidbed<strong>in</strong>gten Verbesserung der Toxizität anderer Arzneiformkomponenten wie des<br />

Wirkstoffes, des Farbstoffes oder des Konservierungsmittels. Je nach chemischer<br />

Struktur, Expositionszeit, und Konzentration (u.a.) wirken die Tenside unterschiedlicher<br />

Art membranschädlich und zelltoxisch, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Konzentrationen oberhalb ihrer<br />

CMC. Sie führen bei Untersuchungen <strong>in</strong>-vitro zur Apoptose, Nekrose, Zelllyse und<br />

Hämolyse [29-31,33,159,163,166,171-174]. Weiterh<strong>in</strong> stehen fettsäurehaltige Gallensalzmischmizellen<br />

im Verdacht, krebserregende Wirkung auf das Grimmdarmepithel zu<br />

haben. Es wird diesbezüglich vermutet, dass die lytische Aktivität der Mizellen zu<br />

Epithelschäden führt, woraufh<strong>in</strong> die Epithelzellen mit abnormaler bzw. bösartiger<br />

Proliferation reagieren [172]. Es wurden zudem andere mögliche negative Auswirkungen<br />

diskutiert wie die Beteiligung erhöhter Tensidkontentration im Magen an der Entstehung<br />

von Magengeschwüren [32]. Die Mechanismen der zelltoxischen Wirkungen unterschiedlicher<br />

Tenside s<strong>in</strong>d unterschiedlich und sehr tensidspezifisch. Allgeme<strong>in</strong> wird<br />

angenommen, dass die Toxizität der Tenside <strong>in</strong> folgender Reihenfolge zunimmt:<br />

Nichtionische< Anionische< Kationische [175,176]. Zwischen der Ladung der hydrophilen<br />

Gruppe der Tenside und ihrer Toxizität besteht jedoch ke<strong>in</strong> nachgewiesener<br />

Zusammenhang und es liegen genug Ausnahmen von dieser Regel vor, so dass diese<br />

Verallgeme<strong>in</strong>erung beträchtlich e<strong>in</strong>geschränkt wird [163]. Die Membranschädigung<br />

manifestiert sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zunahme der Freisetzung der Membranlipide, Membran-<br />

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