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Solubilisierung stark lipophiler Arzneistoffe in lipidhaltige ...

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Kapitel II Grundlagen<br />

geschw<strong>in</strong>digkeitsbestimmende Schritt ist. Die Frage stellt sich v.a. wegen der hier<br />

erwarteten elektrostatischen Abstoßung, wenn es sich um ionische, elektrisch identisch<br />

geladene Tensidmoleküle handelt. Higuchi und Mitarbeiter [53-55] untersuchten<br />

beispielsweise den Transport des Cholester<strong>in</strong>s <strong>in</strong> mizellaren Systemen aus elektrisch<br />

neutralen oder geladenen Tensiden durch künstliche Membranen. Sie erklärten den<br />

Transport hier mit Kollisionen der Mizellen mit der o.g. Monoschicht an der Membran.<br />

Sie stellten auch fest, dass dieser Schritt e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle beim Transport<br />

spielen könnte (<strong>in</strong>terface transfer-controlled transport), v.a. wenn die Mizellen elektrisch<br />

geladen s<strong>in</strong>d. Extrem lipophile Wirkstoffe gehen <strong>in</strong> Lösung bei der Verwendung der MMS<br />

ausschließlich durch ihre E<strong>in</strong>bettung <strong>in</strong> der mizellaren Phase. Sie s<strong>in</strong>d daher nur über<br />

e<strong>in</strong>en direkten Kontakt der Mizellen mit der Membran <strong>in</strong> der Lage, <strong>in</strong> die Membran aufgenommen<br />

zu werden bzw. sie zu verlassen. Die Kollision wird dementsprechend zum<br />

geschw<strong>in</strong>digkeitsbestimmenden Schritt für den Transport (<strong>in</strong>terfacial barrier-limited<br />

transport). Higuchi und Mitarbeiter vermuteten auch, dass diese Effekte unter vergleichbaren<br />

Bed<strong>in</strong>gungen ebenso bei Untersuchungen <strong>in</strong>-situ oder <strong>in</strong>-vivo zu erwarten s<strong>in</strong>d.<br />

II.5 Barrieren beim Steroidtransport durch das Dünndarmepithel<br />

Beim Transport durch den nativen Dünndarm ergeben sich verschiedene wichtige<br />

Barrieren, die überwunden werden müssen, bevor e<strong>in</strong> <strong>lipophiler</strong> Wirkstoff an die Epithelzellen<br />

oder anschließend <strong>in</strong> die Blutbahn gelangen kann. Diese s<strong>in</strong>d die ungerührte<br />

wässrige Grenzschicht (UWS) (Unstirred Boundary Water Layer) [56-62], die Schleimschicht<br />

bzw. die gebundene Glycocalyx (beide hier als Mukusschicht (MuS) bezeichnet)<br />

[63-66], die zellularen Lipidmembranen und die Membrantransporter sowie die verschiedenen<br />

enzymatischen Systeme der Phasen I und II.<br />

Die UWS ist die wässrige, schwach durchmischte Schicht, die an e<strong>in</strong>er Membran haftet.<br />

In ihr entsteht e<strong>in</strong> Konzentrationsgradient von diffundierenden schwachlöslichen Stoffen,<br />

wodurch sie sich deutlich vom Rest der Lösung unterscheidet. In-vivo ist die UWS<br />

praktisch nicht von der MuS zu unterscheiden [67,68]. Die UWS stellt e<strong>in</strong>e sehr wichtige<br />

Barriere v.a. für die Resorption <strong>lipophiler</strong> Wirkstoffe dar [63,69,70]. Beispielsweise weist<br />

die Resorption <strong>lipophiler</strong> hoch resorbierbarer Wirkstoffe wie Testosteron (T) <strong>in</strong>-vitro e<strong>in</strong>e<br />

Abhängigkeit von den Durchmischungsbed<strong>in</strong>gungen bzw. Dicke der UWS auf<br />

[5,57,62,71]. Da die Dicke und der E<strong>in</strong>fluss der UWS <strong>in</strong> Abhängigkeit von den experimentellen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen sehr variieren, wird diese Schicht <strong>in</strong>-vitro durch mechanische<br />

Schüttelapparaturen oder Anwendung e<strong>in</strong>es „bubble lift“-Systems mit dem Rest der<br />

Lösung durchmischt. In-situ (z.B. bei der <strong>in</strong>tra<strong>in</strong>test<strong>in</strong>alen Perfusion) wird dies durch die<br />

Erhöhung der Durchflussrate erreicht.<br />

Die native MuS hat e<strong>in</strong>e hoch hydratisierte (ca. 90% Wasser) gelartige viskose Struktur.<br />

Neben den Muz<strong>in</strong>molekülen (ca. 0,5-5% der gefriergetrockneten Masse) enthält sie e<strong>in</strong>e<br />

Vielzahl anderer Komponenten wie Lipide, zelluläre bzw. serumische Makromoleküle,<br />

Elektrolyte, Mikroorganismen, abgelöste Darmzellen, Immunoglobul<strong>in</strong>e und Peptide.<br />

Beim Schwe<strong>in</strong>, beispielsweise, beträgt der Anteil der Lipide ca. 37%, Prote<strong>in</strong>e ca. 39%<br />

und DNS ca. 6% der gefriergetrockneten Mukusmasse [72]. Die Muz<strong>in</strong>moleküle s<strong>in</strong>d<br />

Glycoprote<strong>in</strong>e mit e<strong>in</strong>er hohen Molmasse. Ihr Gerüst besteht aus <strong>stark</strong> glycosylierten<br />

Peptidketten und Zwischenabschnitten aus unglycosylierten Peptidketten. Die letzteren<br />

weisen e<strong>in</strong>e große Anzahl an hydrophoben Stellen auf, die Lipide oder Prote<strong>in</strong>e b<strong>in</strong>den<br />

können [67,73,74]. Die molekulare Zusammensetzung des Muz<strong>in</strong>s ist <strong>in</strong> den verschiedenen<br />

Teilen des GIT unterschiedlich [75]. Die Sial<strong>in</strong>säure kann sich an der Bildung der<br />

Polysaccharidketten beteiligen [76] und der MuS dadurch e<strong>in</strong>e negative elektrische<br />

Ladung [77] verleihen. Die unterschiedlich elektrisch geladenen Gruppen <strong>in</strong> der MuS<br />

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