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Solubilisierung stark lipophiler Arzneistoffe in lipidhaltige ...

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Kapitel II Grundlagen<br />

II.2 Das Phänomen der Mizellbildung<br />

Tenside s<strong>in</strong>d amphiphile Stoffe, d.h., ihre Moleküle besitzen e<strong>in</strong>en hydrophilen<br />

(ionischen oder nicht ionischen) Teil sowie e<strong>in</strong>en lipophilen Teil (überwiegend Kohlenwasserstoffkettenabschnitte),<br />

und weisen dementsprechend Grenzflächenaktivität auf. In<br />

wässrigen Lösungen reichern sich Tenside deshalb bevorzugt an den Grenzflächen (z.B.<br />

Luft/Wasser, Gefäßwand/Wasser oder Öl/Wasser) an, <strong>in</strong>dem ihre hydrophilen Teile mit<br />

der polaren wässrigen Phase assoziieren, während ihre hydrophoben Teile <strong>in</strong> Wechselwirkung<br />

mit den unpolaren Oberflächen treten. Dadurch bewirken sie e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung<br />

der Grenzflächenspannung zwischen den nicht mischbaren Phasen im betrachteten<br />

System. Mit zunehmender Tensidkonzentration werden die Grenzflächen mit Tensidunimeren<br />

gesättigt, und somit werden mehr Tensidmoleküle gezwungen, <strong>in</strong> Lösung zu<br />

gehen. Da die Adhäsionskräfte zwischen den lipophilen Strukture<strong>in</strong>heiten des Tensidmoleküls<br />

und dem Wasser im Vergleich zu den Kohäsionskräften benachbarter Wassermoleküle<br />

sehr schwach s<strong>in</strong>d, entwickeln sich im Endeffekt Abstoßungskräfte zwischen<br />

diesen Tensidteilen und den Wassermolekülen <strong>in</strong> ihrer Umgebung [38]. Daraufh<strong>in</strong><br />

versuchen die Wassermoleküle, der wegen der Abstoßung energetisch angespannten<br />

Lage auszuweichen, <strong>in</strong>dem sie untere<strong>in</strong>ander zunehmend Wasserstoffbrücken aufbauen.<br />

Dadurch aber entstehen Cluster-Strukturen hoch geordneter Wassermoleküle (sog.<br />

Eisberg-Bildung) und es ergibt sich e<strong>in</strong> Entropieverlust im Lösungsmittel. Beim Versuch,<br />

sich aus der erzwungenen Überordnung zu befreien, drängen die Wassermoleküle die<br />

Tensidunimere zur Multimerisation. Dabei treten <strong>stark</strong>e Van-der-Waals’sche Wechselwirkungen<br />

zwischen den hydrophoben Molekülteilen auf und erleichtern dadurch die<br />

Aggregatbildung. In der Lösung entstehen daher aus den Tensidmolekülen spontan<br />

prämizellare und mizellare Assoziate, die gleichzeitig wieder zerfallen, wie es bei e<strong>in</strong>em<br />

normalen stöchiometrischen Gleichgewicht der Fall ist. In e<strong>in</strong>em bestimmten Bereich<br />

der Tensidkonzentration erreicht die thermodynamische Instabilität der Wasserstruktur<br />

bzw. die Entropieabnahme e<strong>in</strong>en kritischen Wert. Dies führt bei weiterer Zugabe zur<br />

Auslösung des Mizellbildungsprozesses. Die Solvensmoleküle (hier die Wassermoleküle)<br />

leiten dabei e<strong>in</strong>e massive Abwehrreaktion e<strong>in</strong> und drängen die unpolaren Gruppen des<br />

Solvend (Tensid) zunehmend zum Assoziieren, um die Berührung mit ihnen möglichst<br />

zu verm<strong>in</strong>dern bzw. ihre eigene Entropie wieder zu gew<strong>in</strong>nen. Auf diese Weise werden<br />

alle zusätzlichen Unimere sofort als Mizellen der stabilsten Größe „ausgeschieden“, so<br />

dass danach ihr molekulardispers verteilter Anteil <strong>in</strong> der Lösung konstant bleibt und das<br />

Gleichgewicht mit dem assoziierten Anteil wieder hergestellt wird. Die Mizellbildung ist<br />

daher „<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie als die Folgeersche<strong>in</strong>ung e<strong>in</strong>es Fehlordnungsprozesses im<br />

Lösungsmittel“ aufzufassen [39]. Der o.g. Konzentrationsbereich ist unter dem Begriff<br />

(CMC) „kritische Mizellbildungskonzentration“ bekannt, was zu e<strong>in</strong>er irrtümlichen<br />

Auffassung über diesen Prozess führen kann. Ab dem Bereich der CMC werden die<br />

Mizellen stabiler und nachweisbar. Neben der zunehmenden Mizellbildung ändern sich<br />

die physikochemischen Eigenschaften der Lösung bei der CMC auch sprunghaft, was<br />

hauptsächlich auf Strukturveränderungen des Lösungsmittels zurückzuführen ist. Diese<br />

sprunghaften Änderungen <strong>in</strong> Eigenschaften wie Lichtstreuung, Leitfähigkeit, Gefrierpunkt<br />

und Grenzflächenspannung werden deshalb für die Bestimmung der CMC<br />

e<strong>in</strong>gesetzt. Die resultierenden mizellaren Lösungen s<strong>in</strong>d isotrop und optisch transparent,<br />

weshalb sie auch wie e<strong>in</strong>phasige Systeme aussehen. Sie s<strong>in</strong>d außerdem thermodynamisch<br />

stabil, <strong>in</strong>sbesondere bei kle<strong>in</strong>eren CMC-Werten. Die mizellaren Tensidsysteme<br />

s<strong>in</strong>d weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Lage, unterschiedliche Verb<strong>in</strong>dungen <strong>in</strong>nerhalb des<br />

mizellaren Gerüsts e<strong>in</strong>zubetten und somit die Wasserlöslichkeit oder den Transport der<br />

Problemarzneistoffe zu verbessern. Sie zeichnen sich auch bei der Applikation durch e<strong>in</strong>e<br />

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