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Wandel von Flora und Vegetation nordalpiner Wildflußlandschaften ...

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6.2 Hemerochore Arten in der Auenvege-<br />

tation<br />

Der Einfluß des Menschen auf die <strong>Flora</strong> eines Ge-<br />

bietes zeigt sich neben dem Rückgang <strong>und</strong> dem<br />

Aussterben <strong>von</strong> Sippen in der Einführung <strong>und</strong> Na-<br />

turalisation sowie der Bildung neuer Sippen (SU-<br />

KOPP 1 962). Den einheimischen Arten (Idiocho-<br />

rophyten). die bereits vor der spürbaren Einfluß-<br />

nahme des Menschen in der iirsprünglichen Vege-<br />

tation vorhanden waren. können die Hemerocho-<br />

ren gegeniibergestellt werden, das heißt die Arten,<br />

die unter Mithilfe des Menschen in das Gebiet ge-<br />

langt sind.<br />

Generell werden die Hemerochoren nach dem Einbürgerungsgrad<br />

in die reale <strong>Vegetation</strong> in Ephemerophyten,<br />

Epökophyten <strong>und</strong> Agriophyten untergliedert<br />

(z. B. KOWARIK 1985, SCHROEDER<br />

1969). Ephemerophyten sind Arten, die sich nicht<br />

aus eigener Kraft erhalten können, sondern auf direkte<br />

Mitwirkung des Menschen, etwa beim Diasporennachschub,<br />

angewiesen sind (z. B. Lyco-per-<br />

.T~CUIII<br />

rsc*zllelitam). Epökophyten haben einen fe-<br />

sten Platz in der realen <strong>Vegetation</strong>, die vom Men-<br />

schen beeinflußt wird (L. B. Arten. die nur auf Ru-<br />

deral- <strong>und</strong> Segetalstandorten oder Wirtschafts-<br />

grünland vorkommen). Bciin Wegfall des men-<br />

schlichen Einflußes würden sie agriophytischen<br />

oder einheiiiiischen Arten weichen. Für die Flo-<br />

renentwicklung eines Gebietes sind vor allem<br />

Agriophyten <strong>von</strong> Bedeutung. Darunter versteht<br />

man Pt'laiizensippen. die fester Bestandteil der<br />

heutigen iiatürlichen <strong>Vegetation</strong> sind <strong>und</strong> künftig<br />

iii ihrem Fortbestehen nicht mehr auf menschliche<br />

Aktivitäten aiigewiesen sind (LOHMEYER & SU-<br />

KOPP 1992). Zur Abgrenzung der Agriophyten<br />

eines bestimmten Gebietes verwenden LOH-<br />

MEYER & SUKOPP ( 1992) ein historisches, ein<br />

vegetationsk<strong>und</strong>liches <strong>und</strong> ein populationsbiolo-<br />

gisches Kriterium:<br />

- Eintühriing <strong>und</strong> Einbürgerung nach dem Ein-<br />

setLen de\ nienschlichen Einflusses auf die Ve-<br />

getation<br />

- Vorkomii~en in natürlicher <strong>Vegetation</strong> (oder auf<br />

natiirlicheiii Standort, wenn Agriophyten eigene<br />

Gesellschaften autbnuen)<br />

- Kontinuität der Ansiedlung dank ihrer Fähigkeit<br />

der Konkurrenr. ei I-iheimischer Pflanzen zu widerstehen<br />

ilnd sich aus eigener Kraft fortzupflanzen.<br />

Dabei sollte in der Regel eine Mindestdauer der<br />

Etablierung <strong>von</strong> 25 Jahren angesetzt werden (entsprechend<br />

dem Vorgehen der <strong>Flora</strong> Europaea).<br />

Die Probleinati k solcher Zeitangaben diskutiert<br />

KOWARIK ( 199 1 ). Da für die nordalpinen<br />

Flüsse mit Ausnahme <strong>von</strong> Lech <strong>und</strong> Isar kaum<br />

ältere Vergleichsdaten zur Vergesellschaftung<br />

der hemerochoren Sippen vorliegen, erfolgt im<br />

Rahmen dieser Arbeit eine zusiitzliche Differenzierung<br />

(siehe unten).<br />

Iin folgenden soll untersucht werden, welche<br />

fremdländischen Arten in der natürlichen <strong>Vegetation</strong><br />

der nordalpinen <strong>Wildflußlandschaften</strong> vorkommen<br />

<strong>und</strong> wie der Grad ihrer Naturalisation ist.<br />

Unter natürlicher <strong>Vegetation</strong> werden die Gesellschaften<br />

ver5tanden, die nicht direkt vom Menschen<br />

beeinflußt werden (im Gegensatz zu Schlagfluren<br />

irn Auwald oder Halbtroc kenrasen). Dabei<br />

wird nicht nur die natürliche <strong>Vegetation</strong> auf vom<br />

Menschen weitgehend unbeeinflußten Standorten<br />

verstanden, sondern auch die auf Standorten, die<br />

ihre Entstehung menschlichen Aktivitäten verdanken.<br />

Als Beispiel sei das Flußröhricht im Oberlauf<br />

der Alpenflüsse genannt, das erst durch die anthropogen<br />

veränderte Flußdynamik (infolge des Staustufenbaus)<br />

vom Unterlauf in die höheren Regionen<br />

vordringen konnte oder die Goldruten-Gesellschaft<br />

auf episodisch überschwemmten Kiesbänken.<br />

Nach dem Einbürgerunesgrad in die natürlichen<br />

Gesellschaften der Aue wird in der Tabelle 7 zwischen<br />

zwei Kategorien unterschieden:<br />

Agriophytische Vorkommen:<br />

Darunter fallen die Vorkommen <strong>von</strong> Hemerochoren<br />

in natürlichen Pflanzengesellschaften, die bereits<br />

seit 25 Jahren beobachtet wurden. Ist bislang<br />

das zeitliche Kriterium nicht erfüllt. vo gilt, daß die<br />

Art zumindest Ausbreitungstendenz zeigt <strong>und</strong>loder<br />

an mehreren Flußabschnitten auftritt, so daß eine<br />

dauerhafte Einbürgerung angenommen werden<br />

kann.<br />

Potentiell agriophytische Vorkommen:<br />

Alle sonstigen Nachweise <strong>von</strong> Hemerochoren in<br />

den natürlichen Gesellschaften. Sie wurden bislang<br />

nur an wenigen Flußabschnitten beobachtet.<br />

Die Arten treten in den Gesellschaften nur mit geringer<br />

Individuenzahl auf <strong>und</strong> zeigen derzeit kein<br />

expansives Verhalten.<br />

Bei der hier verwendeten Definition wurde bewußt<br />

auf ein weiteres Kriterium für Agriophyten verzichtet,<br />

nämlich das vermutete Verhalten der Art<br />

in der potentiell natürlichen <strong>Vegetation</strong> (vgl. z. B.<br />

LOHMEYER & SUKOPP 1992). Bei hochdynamischen<br />

Okosystemen wie den hier behandelten<br />

Flußauen ist eine Prognose auf Gesellschaftsebene<br />

problematisch.<br />

Zusätzlich lassen sich die Hemerochoren nach ihrer<br />

Einbürgerungszeit in Mi tteleuropa in Archäophyten<br />

(Alteinwanderer) <strong>und</strong> Neophyten (Neueinwander er<br />

- seit der Entdeckung Amerikas) untergliedern. Die<br />

Zuordnung in der Tabelle 7 folgte in der Regel<br />

LOHMEYER & SUKOPP ( 1992).<br />

Für die nordalpinen Flüsse wurden die vorliegenden<br />

Aufnahmen der natürlichen <strong>Vegetation</strong><br />

(vgl. Tab. 1) nach Adventiven untersucht. Tabelle<br />

7 bringt eine Auflistung der Arten rnit Angaben<br />

zum Status in Mitteleuropa, der Vergesellschaftung<br />

<strong>und</strong> dem Einbürgerungsgrad sowie dem Nachweis<br />

iin Flußverlauf. Zusätzlich ist bei jeder Art<br />

vermerkt, welche Literatur verwendet wurde.

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