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Wandel von Flora und Vegetation nordalpiner Wildflußlandschaften ...

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Überlagert werden diese Eingriffe durch einen zu-<br />

nehmend stärkeren Nährstoffeintrag in die Flußsy-<br />

steme. der mit der Siedlungsentwicklung im Al-<br />

penraum <strong>und</strong> dem Vorland verb<strong>und</strong>en ist.<br />

7.1 Landschaftsveränderiingen im<br />

Einzugsgebiet<br />

Über die Auswirkungen der mittelalterlichen Rodungen<br />

im Gebirge <strong>und</strong> der zunehmenden Besiedlung<br />

des Alpenraumes auf <strong>Flora</strong> <strong>und</strong> <strong>Vegetation</strong><br />

der Alpenflüsse liegen keine Daten vor. Jedoch ist<br />

anzunehmen, daß mit der verstärkten Ablagerung<br />

<strong>von</strong> feineren Sedimenten in den Unterläufen auch<br />

Veränderungen in <strong>Flora</strong> <strong>und</strong> <strong>Vegetation</strong> verb<strong>und</strong>en<br />

waren. Im ~berschwemmungsbereich breiteten<br />

sich dadurch ~berfl~tun~s~esellschaften wie die<br />

Barabarakraut-Gesellschaft <strong>und</strong> das Flußröhricht<br />

aus. Im flußferneren Bereich wurden mit der Ausbildung<br />

<strong>von</strong> Auenlehmdecken Grauerlen-, Silberweiden-<br />

<strong>und</strong> Eschen-Ulmenwälder begünstigt.<br />

Vermutlich fand auch seit dem Mittelalter verstärkt<br />

die Einwanderung <strong>von</strong> Acker- <strong>und</strong> Ruderalarten,<br />

insbesondere <strong>von</strong> Archäophyten, in die Auen<br />

statt.<br />

7.2 Flußregulierungen<br />

Ende des letzten <strong>und</strong> zu Beginn dieses Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

wurden umfangreiche Flußregulierungen<br />

durchgeführt. Ihre Auswirkungen auf die Auenvegetation<br />

sind am Lech (DALHOF & HACKER<br />

1992, MULLER 1991b, MULLER & al. 1992,<br />

SCHAUER 1984b, VETTER 1992) <strong>und</strong> an der<br />

Isar (JERZ & al. 1986, SEIBERT 1962) ausführlich<br />

dokumentiert worden.<br />

Die Flußbettstreckung hat eine drastische Verringerung<br />

der Bereiche zur Folge, die <strong>von</strong> Umlagerungsprozessen<br />

geprägt sind <strong>und</strong> die periodisch<br />

überschwemmt oder vom Druckwasser versorgt<br />

werden (vgl. Abb. 6 <strong>und</strong> 7). Die <strong>Vegetation</strong> der<br />

Rohbodenstandorte <strong>und</strong> der Altwasser nimmt dadurch<br />

stark ab. Pioniergesellschaften treten nur<br />

noch in Restbeständen auf den Kiesbänken innerhalb<br />

des regulierten Gerinnes auf. Außerhalb des<br />

eingedeichten Flusses läuft die Auensukzession<br />

zum Wald ungehindert weiter. In Abhängigkeit<br />

vom Substrat kann man zwischen zwei Sukzessionsreihen<br />

unterscheiden:<br />

a) auf Alluvionen mit hohem Anteil <strong>von</strong> Geröllen<br />

(Isar <strong>und</strong> Lech) entwickeln sich auf den Standorten<br />

der ehemaligen Knorpelsalatflur verschiedene<br />

Trockenwälder wie Schneeheide-<br />

Kiefernwald <strong>und</strong> Pfeifengras-Kiefernwald<br />

(BRESINSKY 1958, DAHLHOF & HACKER<br />

1992, MULLER 199 lb). Im Alpenvorland <strong>und</strong><br />

im wärmeren inneralpinen Inntal verläuft die<br />

Sukzession über das trockenheitsresi stente<br />

Sanddorngebüsch (GOTTLING 1968). Durch<br />

die frühere Beweidung in Flußauen wurden die<br />

sek<strong>und</strong>ären Brennen häufig offen gehalten, so<br />

daß sich Halbtrockenrasen-Gesellschaften entwickelten.<br />

b) auf Alluvionen mit höherem Sandanteil verläuft<br />

die Auensukzession rascher, da das Wasser nicht<br />

zum Mangelfaktor wird. Uferreitgras-Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> Weiden-Tamarisken-Gebüsch wer-<br />

den über das Purpurweiden-Gebüsch <strong>und</strong> den<br />

Grauerlenauwald vom Eschen-CTlmenauwald<br />

abgelöst.<br />

Heute werden die ehemaligen Umlagerungsstrekken<br />

im wesentlichen <strong>von</strong> Grauerlenwäldern eingenommen.<br />

Ihr überproportional hoher Flächenanteil<br />

ist zurückzuführen auf:<br />

- die einseitige Sedimentation <strong>von</strong> Sanden in den<br />

flußnahen Bereichen nach der Regulierung, die<br />

viele ehemalige Schotterfläc hen überdeckte<br />

(DALHOF & HACKER 1992, OW 1 952).<br />

- die Niederwaldnutzung der Auwälder, die die<br />

regenerationsfähige Erle begünstigte <strong>und</strong> so die<br />

Sukzession zum Eschen-Ulmenwald verhinderte<br />

(GOTTLING 1968, SEIBERT 1966).<br />

Allerdings handelt es sich bei den Grauerlenwäldern<br />

um degenerierte Ausbildungen, die allenfalls<br />

episodisch überflutet werden <strong>und</strong> bereits eine<br />

Reihe <strong>von</strong> Trockenheitszeigern in der Krautschicht<br />

aufweisen.<br />

Stark vom Rückgang betroffen ist auch die <strong>Vegetation</strong><br />

der Altwasser (vgl. z. B. GEPP 1986). Durch<br />

die Sohlenerosion senkt sich der Gr<strong>und</strong>wasserspiegel<br />

ab, so daß ehemalige Flußrinnen trocken<br />

fallen oder nur noch zeitweise Wasser führen. Altwasser<br />

verlanden dadurch rasch <strong>und</strong> werden vom<br />

Grauerlenwald überwachsen.<br />

Von den periodisch übel-schwemmten Auwäldern<br />

in den Unterläufen verzeichnen der Mandelweiden-<br />

<strong>und</strong> der Silberweidenauwald starke Flächenverluste.<br />

Häufig sind'sie nur noch als schmaler<br />

Gehölzsaum den degenerierten Grauerlenwäldern<br />

vorgelagert (z. B. MÜLLER I991 b, SEIBERT<br />

1 962).<br />

Im Bereich <strong>von</strong> Ausleitungsstrecken verschärft<br />

sich die Situation für die vom Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Druck-<br />

Wasser abhängigen Auengesellschaften.<br />

Grauerlen-, Eschen-Ulmen- <strong>und</strong> Kiefernwälder<br />

verzeichneten durch die Regulierung einen Flächenzuwachs.<br />

Veränderte Landnutzungsformen<br />

reduzierten sie jedoch im Laufe der Zeit beträchtlich.<br />

Durch die Regulierung konnten ehemals überschwemmungsgefährdete<br />

oder gr<strong>und</strong>wassernahe<br />

Standorte intensiver genutzt werden. In den Unterläufen<br />

wurde so die Flächennutzung in den fossilen<br />

Auen intensiviert. Halbtrockenrasen <strong>und</strong> Streuwiesen<br />

wurden in Intensivgrünland <strong>und</strong> schließlich<br />

in Ackerflächen umgewandelt. Siedlungsflächen<br />

dehnten sich in ehemalige Auenstandorte aus.<br />

Zusammenfassend betrachtet führen Regulierungsmaßnahmen<br />

vor allem zu quantitativen Veränderungen<br />

bei flußtypischen Pflanzengesellschaften.<br />

Dabei sind im besonderen die Pioniervegetation<br />

<strong>und</strong> die <strong>Vegetation</strong> der Altwasser vom Rückgang<br />

betroffen. Demgegenüber nehmen Gesellschaften<br />

der fossilen Aue zu. Dies belegen auch Untersuchungen<br />

<strong>von</strong> anderen Alpenflüssen (BRAVARD &<br />

al. 1986, PAUTOU & al. I 99 1, PAUTOU & BRA-<br />

VARD 1982, ROUX & al. 1989).<br />

7.2 Staustufenbau<br />

Seit der Mitte dieses Jahrh<strong>und</strong>erts entstanden vor<br />

allem im Mittel- <strong>und</strong> Unterlauf der Alpenflüsse<br />

zahlreiche Staustufen, die zu tiefgreifenden Verän-

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