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Woher stammt dieser eiserne Glaube<br />
bei den Sendern, ein <strong>Dokument</strong>arfilm<br />
habe in der Herstellung immer<br />
günstig zu sein?<br />
GR: Es gibt ja durchaus auch<br />
sehr teure Produktionen mit Dinosaurier-Animationen<br />
oder historischen<br />
Ausstattungsszenen.<br />
Das Machen von <strong>Dokument</strong>arfilmen<br />
wurde hingegen in den letzten<br />
Jahren immer etwas mit Selbstausbeutung<br />
assoziiert. Irgendwie<br />
hat es sich bei den Sendern so eingebürgert,<br />
dass <strong>Dokument</strong>arfilme<br />
nicht viel kosten dürfen, und in Zeiten,<br />
da Aufstockungen von Budgets<br />
ohnehin schwer durchsetzbar sind,<br />
neigen die Anstalten dazu, dass dies<br />
auch so bleibt. Betrachtet man die innere<br />
Gerechtigkeit von Honorarverteilungen<br />
für TV-Produktionen,<br />
so ist es halt nicht immer nachvollziehbar,<br />
warum etwa ein <strong>Dokument</strong>arfilm<br />
nicht mehr kosten<br />
darf <strong>als</strong> vier Minuten Fußball. Dennoch<br />
muss man auch klar sagen,<br />
dass es ohne die Öffentlich-Rechtlichen<br />
den <strong>Dokument</strong>arfilm überhaupt<br />
nicht mehr gäbe. Trotz gestiegener<br />
Akzeptanz beim Publikum:<br />
Nur vom Kino könnte die Doku<br />
nicht leben.<br />
Was braucht ein dokumentarischer<br />
Stoff, um im Kino zu bestehen?<br />
GR: Wichtig ist es für das Projekt<br />
– egal, welches Thema es behandelt<br />
– dass es über eine menschlich<br />
starke Story verfügt, von der die<br />
Zuschauer mitgenommen werden<br />
wollen. Der Film kann über Humor<br />
oder Ernst zum Zuschauer finden,<br />
aber er muss ein Schicksal, eine Geschichte,<br />
einen Vorgang sichtbar<br />
machen und nicht nur bekannte Bilder<br />
analysieren oder Stellung nehmen.<br />
Womöglich auch überraschende<br />
Lösungen geben und in der<br />
filmischen Auflösung Originelles<br />
bieten. Ohne das wird die Barriere<br />
zur Leinwand nicht zu überwinden<br />
sein. Bei der Vergabe der<br />
Stipendien, denke ich, haben wir<br />
zwei Projekte gefunden, die das<br />
schaffen könnten.<br />
Das Wunder<br />
von Essen<br />
Deutsche Kanzler weinen nicht!<br />
Tun sie doch und zwar bei Sönke<br />
Wortmanns „Das Wunder von<br />
Bern“. Das zumindest gestand Gerhard<br />
Schröder bei der großen Premiere<br />
am 15. Oktober in der Essener<br />
Lichtburg. Auf dem Weg nach<br />
Brüssel hatte es sich der Ex-Bezirksliga-Stürmer<br />
des TuS Talle<br />
nicht nehmen lassen, in der überfüllten<br />
Lichtburg vorbeizuschauen,<br />
um das Ereignis medial noch einmal<br />
aufzuwerten. 1300 Gäste aus<br />
Politik (Innenminister Otto Schily,<br />
Ministerpräsident Peer Steinbrück),<br />
Film (Heino Ferch, Helge<br />
Schneider) und natürlich<br />
Sport (Rudi Völler, Rainer Calmund)<br />
genossen die immer wieder<br />
von Szenenapplaus unterbrochene<br />
Vorführung, bei der nur einer<br />
schmerzlich vermisst wurde: Helmut<br />
Rahn, der zwei Monate zuvor<br />
verstorbene Schütze des 3:2 gegen<br />
die Ungarn. Nostalgischer Höhepunkt<br />
eines aufwühlenden Abends<br />
war der Auftritt der Weltmeister von<br />
‘54 Hans Schäfer, Horst Eckel<br />
und Ottmar Walter, die wie zuvor<br />
auch Wortmann und sein Team mit<br />
Standing Ovations bejubelt wurden.<br />
Interview / Premiere<br />
nrwletter<br />
Michael Schmid-Ospach, Sönke Wortmann, Lukas Gregorowicz,<br />
Johanna Gastdorf, Louis Klamroth, Peter Lohmeyer,<br />
Katharina Wackernagel und Sascha Göpel beim Premieren-<br />
Warmup in Düsseldorf.<br />
Die galten auch dem Kino selbst,<br />
denn mit der Premiere feierte Marianne<br />
Menze, Leiterin des immer<br />
noch größten und schönsten Uraufführungskinos<br />
in Deutschland, den<br />
75. Geburtstag des Filmtheaters in<br />
der Kettwiger Straße. Oder, wie Senator-Koproduzent<br />
Hanno Huth<br />
es ausdrückte: „Das große Kino ist<br />
in die Lichtburg heimgekehrt.“<br />
Um die Nervosität vor der Premiere<br />
zu lindern, hatte <strong>Filmstiftung</strong>schef<br />
Michael Schmid-Ospach<br />
das „Wunder“-Team am<br />
Abend zuvor in Düsseldorf zu einem<br />
Essen geladen. Als Überraschungsgast<br />
erschien Günther<br />
Rohrbach, der ebenfalls gestand,<br />
dass ihn der Film „emotional unheimlich<br />
gepackt“ habe. Wortmann<br />
bedankte sich gerührt und lobte die<br />
gute Zusammenarbeit mit seinem<br />
Partner bei „Little Shark“, Tom<br />
Spieß, und mit der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW, die den Film mit 2,3 Millionen<br />
Euro gefördert hatte.<br />
Nach ihrem Interview-Marathon<br />
vor dem Kinostart dürften die<br />
„Wunder“-Macher mitlerweile wieder<br />
entspannter sein: Das erste Wochenende<br />
brachte inklusive Previews<br />
381.000 Zuschauer. 1:0 für<br />
Wortmann.<br />
2<br />
Foto: Sebastian Drüen<br />
nrw-letter (Redaktion: 0211.930 500, Fax: 0211.930 5085, info@filmstiftung.de)<br />
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