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garde. Sie sind nach wie vor die<br />
Nr. 2 hinter der Berlinale, was den<br />
internationalen Bekanntheitsgrad<br />
deutscher Festiv<strong>als</strong> betrifft. Das<br />
Festival ist auch ein veritabler Wirtschaftsfaktor,<br />
der fast 90 Prozent<br />
seines Budgets vor Ort ausgibt und<br />
seine Besucherzahlen in den letzten<br />
fünf Jahren um ein gutes Drittel steigern<br />
konnte. Das ist auch gut für die<br />
örtliche Gastronomie und Hotelerie,<br />
denn nach einer Untersuchung des<br />
Kommunalverbandes Ruhr<br />
sind die Kurzfilmtage neben den<br />
Musicaltheatern die kulturelle Veranstaltung<br />
mit den meisten übernachtenden<br />
Besuchern. Eine Voraussetzung<br />
für diesen Erfolg sieht<br />
Festivalleiter Lars Henrik Gass in<br />
den nachhaltigen Strukturen der<br />
Region und hofft zugleich auf eine<br />
weitere Kontinuität: „In NRW herrscht<br />
ja keine Festivalitis. Unsere<br />
Festiv<strong>als</strong> sind über die Jahre gewachsen<br />
und funktionieren, weil sie<br />
auch daraus Substanz ziehen. Wir haben<br />
in Oberhausen zahlreiche Karrieren<br />
vorbereitet und Unbekanntes<br />
entdeckt.“ Eine Formulierung, die<br />
auf ähnliche Weise auf das Kinofest<br />
Lünen in seinem verflixten 13. Jahr<br />
ebenso zutrifft wie auf die Feminale<br />
Köln und Femme totale<br />
Dortmund, Deutschlands führende<br />
Frauenfilmfestiv<strong>als</strong>, oder die<br />
Duisburger Filmwoche, die sich<br />
seit 1977 zu einem der großen deutschen<br />
Dokufestiv<strong>als</strong> entwickelt hat.<br />
Bundesweiter Bekanntheit erfreut<br />
sich auch der Adolf Grimme<br />
Preis des Adolf Grimme Institutes<br />
zu Marl. Möglicherweise auf<br />
Dauer noch wichtiger <strong>als</strong> der Preis<br />
ist das eigentliche Betätigungsfeld<br />
des Instituts. Es gehört zu den renommierten<br />
medienpädagogischen<br />
Einrichtungen der Republik und<br />
sorgt mit dem „Medienpädagogischen<br />
Atlas NRW“ oder dem „Jahrbuch<br />
Fernsehen“ für kompetente<br />
Angebote. Seine Schwächen liegen<br />
eher im Finanziellen. Nach der energischen<br />
Korrektur hausgemachter<br />
Fehler droht jetzt die avisierte<br />
Reduzierung der institutionellen<br />
Förderung durch das Land doch<br />
noch zu einer andauernden Finanzkrise<br />
zu führen – auch wenn<br />
die Trägerstadt Marl trotz der eigenen<br />
miesen Hauhaltslage alles<br />
tun will, um die kommunale Förderung<br />
in Höhe von 197.000 Euro<br />
jährlich zu erhalten. Wo Bundesministerin<br />
Renate Schmidt bei<br />
unkontrollierten Fernsehkonsum<br />
von Kleinkindern sogar von Körperverletzung<br />
spricht, sollte die Unterstützung<br />
für Medienpädogik aus<br />
dem Hause Grimme eigentlich leicht<br />
fallen. Doch was ist schon leicht in<br />
schwierigen Zeiten wie diesen?<br />
Manchmal sind solche Zeiten<br />
aber auch ein guter Nährboden für<br />
Neues, das zeigt die neugegründete<br />
KunstFilmBiennale Köln. Die<br />
unerwartete Resonanz beim „Vorspiel“<br />
mit gut 2.000 Besuchern in<br />
2002 führte nicht nur zu einem vorgezogenen<br />
Start der ersten „richtigen“<br />
Biennale, sondern auch zu einer<br />
Ausweitung des Programms.<br />
Festivalleiter Heinz Peter Schwerfel:<br />
„Die Grundidee der Kunst-<br />
FilmBiennale ist, die starken und<br />
intensiven Beziehungen zwischen<br />
Bildender Kunst und Film deutlich<br />
zu machen.“ Rund 60 Filme von<br />
und über Künstler werden diesmal<br />
parallel zur art cologne 2003 zu<br />
sehen sein. Ob Filmfest oder Kunstausstellung,<br />
ob Kunst im Film oder<br />
<strong>als</strong> Film, ob Film über Kunst oder<br />
Künstlerfilm: Die Kölner Veranstaltung<br />
liegt jedenfalls im neuen<br />
Trend. Auch die kommunalen Kinos<br />
in NRW präsentieren im Rahmen<br />
des „9. Bundesweiten Aktionstages<br />
der Kommunalen Kinos“ unter dem<br />
Titel „Kunst|Bewegte Bilder|Kino“<br />
ein facettenreiches Programm zum<br />
Thema. Das Filmforum Duisburg<br />
kooperiert mit dem Wilhelm-<br />
Lehmbruck-Museum, das Dortmunder<br />
vhs\\kino.plus bemüht<br />
sich um eine Standortbestimmung<br />
des „Films zwischen Kino, Galerie<br />
Zukunft der Filmkultur<br />
nrwletter<br />
und Museum“ und das Filmhaus<br />
Kino Köln präsentiert in Kooperation<br />
mit dem Museum Ludwig<br />
und der Kölner Philharmonie Filme,<br />
die Kompositionen von György<br />
Ligeti aufgenommen haben.<br />
Die Wechselbeziehungen zwischen<br />
den Sparten, die Übergänge<br />
zwischen Kinosaal, Galerie und<br />
Museum werden fließend, filmische<br />
Techniken und Sichtweisen befördern<br />
zunehmend mediale Grenzüberschreitungen<br />
und Crossover-Effekte,<br />
wie sie sich auch in vielen Arbeiten<br />
von Studenten der Kunsthochschule<br />
für Medien Köln<br />
(KHM) wiederfinden. Die zahlreichen<br />
Auszeichnungen für KHM-<br />
Filme wie „Das weisse Rauschen“<br />
von Hans Weingartner oder Sandeep<br />
Mehtas Musikvideo „It never<br />
was you“ bestätigen diese Entwicklung.<br />
Crossover-Effekte lassen<br />
sich freilich auch in anderer Richtung<br />
festmachen. Ausbildungsinstitute<br />
wie die KHM oder die internationale<br />
filmschule in<br />
Köln (ifs) befördern nicht nur<br />
Kunstprodukte, sondern bilden<br />
auch und vor allem für die Medienund<br />
Filmwirtschaft aus. Professionelle<br />
Kreativität und kulturelle Anregungen<br />
brauchen einander. Erst<br />
gemeinsam bringen sie die nachhaltigen<br />
Strukturen hervor, die auf<br />
Dauer den Medienstandort sichern.<br />
Intelligente Förderkonzepte können<br />
dabei sowohl qualitative kulturelle<br />
Angebote fördern wie der<br />
Wirtschaft nützen. In der aktuellen<br />
Kürzungsdebatte – die ja nicht nur<br />
die Kultur betrifft – wird nicht alles<br />
zu retten sein, dennoch sollte bedacht<br />
werden: Filmkultur ist Filmkultur<br />
ist Filmkultur ist mehr. Sie<br />
öffnet die Augen für das Neue und<br />
den Nachbarn, verbindet über<br />
Grenzen, wirkt medienpädagogisch,<br />
erfindet sich immer wieder<br />
neu, wirbt für den Standort, beliefert<br />
die Branche mit Nachwuchstalenten<br />
und spült sogar noch Geld<br />
in die Region – und das nicht nur<br />
in Oberhausen.<br />
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nrw-letter (Redaktion: 0211.930 500, Fax: 0211.930 5085, info@filmstiftung.de)<br />
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