Magisterarbeiten 2006/07
Magisterarbeiten 2006/07
Magisterarbeiten 2006/07
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
nWeit weg<br />
22<br />
Produktionsstopp in der Traumfabrik Hollywood<br />
US-amerikanische Drehbuchautoren legen ihre Arbeit nieder<br />
Von Stefanie Sachsenröder<br />
Eine laue Abendbrise streicht sanft über die in Smoking<br />
und Abendkleid erschienenen Stars, als diese<br />
über den ausgerollten roten Teppich schreiten. Umringt<br />
von Tausenden von Fotografen, Journalisten<br />
und kreischenden Fans beginnt so seit Jahren die<br />
zweitwichtigste Gala der Film- und Fernsehbranche in den USA<br />
– die Verleihung der Golden Globe Awards. Doch dieses Jahr bot<br />
sich den Millionen Zuschauern weltweit ein anderes Bild: Es gab<br />
keinen roten Teppich und die Namen der Preisträger wurden auf<br />
einer 30-minütigen Pressekonferenz verlesen. Applaus für die<br />
Gewinner gab es lediglich von den anwesenden Reportern. Eine<br />
solche Szenerie kennt man nur noch aus den ersten Jahren dieser<br />
Preisverleihung, als Pressevertreter die goldene Erdkugel mit<br />
dem Filmstreifen an Schauspieler und Regisseure übergaben.<br />
Schuld an dieser unfreiwilligen Rückkehr zu den Wurzeln der<br />
Verleihung ist der seit dem 5. November vergangenen Jahres<br />
andauernde Autorenstreik in den USA. Die Gala werde von der<br />
Produktionsfirma dick clark productions veranstaltet, welche<br />
ihre Autoren ausbeute und deshalb bestreikt werden müsse, so<br />
die WRITERS GUILD OF AMERICA (WGA). Die Gewerkschaft, in<br />
der ungefähr 12 000 Drehbuchautoren organisiert sind, bemüht<br />
sich um eine bessere finanzielle Beteiligung der Autoren an der<br />
Verbreitung ihrer Arbeiten in den Neuen Medien. Durch die<br />
zunehmende Nutzung von iPods, Handys, DVDs und Videoportalen<br />
im Internet hätten die Autoren ein Recht auf Beteiligung<br />
an den Gewinnen der Produktionsfirmen, so die Gewerkschaft.<br />
Die Filmstudios argumentieren indes, eine höhere Vergütung<br />
sei wachstumsgefährdend.<br />
Während die Produktionsfirmen in den USA ‚lediglich‘ finanzielle<br />
Einbußen zu verzeichnen haben, sind die Fans die eigent-<br />
lichen Verlierer des Streiks. Die Produktion erfolgreicher Serien<br />
wie „Desperate Housewives“ wurde für unbestimmte Zeit auf<br />
Eis gelegt, Filmprojekte wie „Shantaram“ mit Johnny Depp<br />
in der Hauptrolle wurden aufgeschoben. Sogar die beliebte<br />
„Late Night Show“ David Lettermans musste zwei Monate<br />
lang Wiederholungen ausstrahlen, da auch ihre Gagschreiber<br />
in den Arbeitskampf eingetreten waren. In Deutschland machen<br />
sich – die Fans werden erleichtert sein – solche Probleme<br />
noch nicht bemerkbar. Im Fernsehen werden zwar viele beliebte<br />
US-amerikanische Serien ausgestrahlt, doch noch gehen<br />
die Programmchefs von RTL, Pro Sieben und VOX betont zuversichtlich<br />
mit der Situation um: Der langwierige Prozess der<br />
Übersetzung und Synchronisation US-amerikanischer Serien sei<br />
der Grund dafür, dass man bisher noch keine Wiederholungen<br />
senden oder eine aktuelle Staffel unterbrechen müsse, sagt Ladya<br />
van Eeden, Programmleiterin bei VOX, wie FAZ-Net berichtet.<br />
Sollte der Autorenstreik doch länger andauern, wartet Pro<br />
Droht Endlosserien wie „GZSZ“ bald das Aus?<br />
Sieben schon jetzt mit einem Notfallpan auf: Der Sender hätte<br />
in einem solchen Fall genug Alternativen, „da in diesem Jahr<br />
viele neue interessante Serien in Amerika gestartet sind, die<br />
wir uns sichern können“, erklärt der Programmplaner Jürgen<br />
Hörner gegenüber FAZ-Net.<br />
Und wie sieht es aus mit beliebten deutschen Eigenproduk-<br />
tionen? Werden in Zukunft auch die ‚Geschichtenschreiber‘ der<br />
Serienformate wie „GZSZ“ und „Verbotene Liebe“ die Griffel<br />
niederlegen und damit tausende Fans zur Verzweiflung bringen?<br />
Auch wenn Ende November in Berlin etwa 80 Autoren<br />
demonstrierten, gibt es in Deutschland keinen Anlass für solche<br />
Bedenken. Der Grund hierfür liegt in der traditionell geringen<br />
Organisation der Drehbuchautoren in Deutschland: Während in<br />
den USA jeder Autor verpflichtet ist, in die WGA einzutreten,<br />
sind deutsche Drehbuchschreiber meist Einzelkämpfer. Diese<br />
sind leicht durch andere ersetzbar, sobald einer von ihnen einmal<br />
‚aufständisch‘ wird. Ein Ausfall der Bambi-Verleihung oder<br />
eine Berlinale ohne Stars sind in der Bundesrepublik deshalb in<br />
den nächsten Jahren nicht zu befürchten.<br />
Anders könnte es bald hinsichtlich der Oscar-Verleihung aussehen.<br />
Dieses Jahr wurden die begehrten Academy Awards zwar<br />
zum 80. Mal mit gewohntem Glamour und Pomp verliehen.<br />
Doch arrangieren sich die US-amerikanischen Filmstudios nur<br />
kurzfristig mit der Autorengewerkschaft, könnte die legendäre<br />
Formel „And the Oscar goes to...“ vielleicht schon im nächsten<br />
Jahr zum ersten Mal beendet werden mit: „...all the stars being<br />
not here today.“ n