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Magisterarbeiten 2006/07

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Department:<br />

Hoch<br />

soll er<br />

leben!<br />

Zeitschrift der Medien- und Kommunikationswissenschaften<br />

an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg<br />

Sommersemester 2008 n Heft 8<br />

Reportage: Flieg, Täubchen, flieg | Kontrovers: Mauerbau: neue olympische<br />

Disziplin | Kulturbeute: Großes Kino gehört zum Programm | Outdoor: „Kontraste“<br />

1<br />

und andere Erfahrungen | Karriere: Janine „intern“ | Gespräch: London, Moskau… Halle?


nEditorial<br />

2<br />

Editorial<br />

hier ist es also: das erste Heft, das von Bachelor-Studierenden gestaltet wurde. Worin liegt der<br />

Unterschied zu vorher? Wir hoffen und denken, nicht in der Qualität. Wohl aber im Prozedere:<br />

Erstmals lagen sowohl Redaktion als auch Layout in denselben studentischen Händen. Das bedeutet<br />

zwar viel Arbeit, erleichtert aber auch manches. Jede Redakteurin und jeder Redakteur stellt<br />

gewissermaßen am ‚lebenden Beispiel‘ fest, dass es mit einem gut geschriebenen Text nicht getan<br />

ist. Dieser muss auch ansprechend präsentiert werden: Wie kann ich meinen Text illustrieren? Wofür<br />

verwende ich den mir zugebilligten Platz? Schaffe ich Raum zugunsten der Fotos oder gebe<br />

ich dem Text den Vorzug? Diesen ständigen Konflikt zwischen Texter und Layouter muss nun jedes<br />

Redaktionsmitglied mit sich selbst austragen. Dass es überhaupt soweit kommen konnte, dafür<br />

hat Jessica Quick in ihrem Seminar die Grundlagen gelegt. Eine Menge theoretischer Stoff war zu<br />

bewältigen und dieser dann unter ihrer Anleitung in die Praxis umzusetzen. An dieser Stelle sei<br />

Claudia Fiedler noch einmal sehr herzlich dafür gedankt, dass sie viele Semester lang mit großem Engagement<br />

das Layout des MuKJournals gestaltet hat.<br />

Und noch etwas ist anders: Die Redaktions- und Layout-Teams der Magisterstudierenden waren eine Ansammlung<br />

von Enthusiasten, die nichts lieber wollten, als journalistisch zu arbeiten. Für die BA-Studierenden<br />

gehört es zum Pflichtprogramm, entsprechend unterschiedlich sind also die Voraussetzungen und das Interesse<br />

an dem Projekt. Dennoch hat die Zusammenarbeit reibungslos funktioniert. An dieser Stelle bewährt sich<br />

offenbar das ‚Klassenprinzip‘ des Studiengangs.<br />

Wie sieht es nun inhaltlich aus? Von einem Schwerpunktthema kann man in diesem Heft nicht sprechen. Wir<br />

haben uns überwiegend an den aktuellen Geschehnissen vor Ort orientiert: 60. Geburtstag von Reinhold Viehoff,<br />

DOC-Film-Festival, Dolby-Auszeichnung des MMZ-Tonstudios etc. Ebenso haben wir medienbezogene<br />

Themen aufgegriffen, die von den Redaktionsmitgliedern für ‚angesagt‘ befunden wurden. So hat die brisante<br />

Frage der Medienfreiheit in China auch uns beschäftigt.<br />

Wir hoffen, dass wir eine gute Mischung hinbekommen haben, die sowohl das Geschehen am Institut ein<br />

Stück weit sichtbar macht, unseren Standort Halle im Blick behält und auch den einen oder anderen Bogen<br />

zur großen weiten Welt schlägt. Und wir sind immer noch sehr begierig, Eure/Ihre Meinung zum MuKJournal<br />

zu erfahren. Zum Beispiel unter mukjournal@medienkomm.uni-halle.de Nur zu!<br />

Einen herzlichen Dank an alle, die zum Gelingen des Heftes beigetragen haben.<br />

Eure/Ihre Ingrid Brück<br />

Das Foto steht für uns BA-Studierende<br />

des dritten Semesters sinnbildlich für unsere<br />

Arbeit an vorliegender Ausgabe des<br />

MuKJournals: Oberflächlich betrachtet,<br />

scheint die Straßenbahn durch Halles Innenstadt<br />

zu rasen. Doch wer schon einmal<br />

mit der Tram unterwegs war, weiß,<br />

wie langsam sie eigentlich fährt.<br />

– Die LeserInnen dieses Heftes werden<br />

den langwierigen Prozess seiner Entstehung<br />

nicht nachvollziehen können. Doch<br />

wir vermögen nun einzuschätzen, wie<br />

viele Stunden vergehen können, bis eine<br />

Zeitschrift druckfertig ist...<br />

Stefanie Sachsenröder<br />

Liebe Leserinnen und Leser,


Sommersemester <strong>07</strong>/08<br />

Department<br />

Hoch soll er leben!<br />

04<br />

Forschung<br />

Von Starköchen und Dosenöffnern 06<br />

Florian Hartlings ‚Club der toten Autoren‘ <strong>07</strong><br />

Medium „Krankheit“ – Melancholie im Wandel 08<br />

Gut gerüstet<br />

Zeig mir Deinen Schreibtisch und ich sag Dir, wer Du bist<br />

Reportage<br />

Flieg, Täubchen, flieg<br />

Kontrovers<br />

Mauerbau: Die neue olympische Disziplin<br />

Kulturbeute<br />

Großes Kino gehört zum Programm<br />

Meinung<br />

Handyexhibitionisten<br />

Indoor<br />

Pimp my Uni<br />

Der Ton macht den Film<br />

Outdoor<br />

Kontraste und andere Erfahrungen<br />

Essay<br />

Computerspiele: Aggressionsschürer oder bloßer Zeitvertreib?<br />

Weit weg<br />

Produktionsstopp in der Traumfabrik Hollywood<br />

Echt cool: Omas auf Fahrrädern<br />

Branche<br />

Halle: Medienstandort mit Zukunft?<br />

Gespräch<br />

London, Moskau... Halle?<br />

Karriere<br />

Janine „intern“<br />

Finish<br />

MuK-<strong>Magisterarbeiten</strong> von Studienabsolventen <strong>2006</strong>/<strong>07</strong><br />

09<br />

10<br />

12<br />

14<br />

15<br />

16<br />

17<br />

18<br />

20<br />

22<br />

23<br />

24<br />

26<br />

28<br />

29<br />

Geschehen<br />

Kulleraugen? Die gibt’s im Buchladen! 30<br />

Vergangenheit mit Zukunft? 31<br />

Die Macht der Sprache 31<br />

Homestory<br />

Das Pendeln ist des Dozenten Frust?<br />

Durchblick<br />

Kopflos durchs Studium<br />

Impressum<br />

Publiziert<br />

Geschichte im Fernsehen<br />

Audiovisuelle Emotionen<br />

Dates<br />

Termine im Sommersemester 2008<br />

32<br />

33<br />

33<br />

34<br />

34<br />

35<br />

Anne Schauer hat sich<br />

für uns zum 50. Jubiläum<br />

des DOK-Filmfestivals<br />

nach Leipzig begeben<br />

und sich speziell bei<br />

den Nachwuchsregisseuren und deren<br />

Filmen umgeschaut: Eine Reportage über die<br />

Herausforderung, Dokumentarfilm als Kunst zu<br />

verstehen, ist so entstanden.<br />

Anfang des Jahres wurde<br />

Prof. Dr. Reinhold Viehoff<br />

zum 60. Geburtstag<br />

mit einem festlichen<br />

Akt geehrt. Was es<br />

neben Torte, Sekt und Glückwünschen noch<br />

gab, erzählt Kim Busch, die sich unter die<br />

zahlreichen Partygäste gemischt und den<br />

Partytrubel beobachtet hat.<br />

Magere Gestalt, strähniges<br />

Haar, blasses, pickeliges<br />

Gesicht, introvertiert,<br />

gewaltbereit. – So ist er,<br />

der typische jugendliche<br />

‚Zocker‘. Julia Leupold wagt sich an die oft<br />

gestellte, bisher aber ungeklärte Frage heran: Sind<br />

Computerspiele Aggressionsförderer oder einfach<br />

nur ein Mittel gegen Langeweile?<br />

In diesem Jahr ist China<br />

Austragungsland der<br />

Olympischen Spiele. Nicht<br />

nur die Sportler trainieren<br />

hart für dieses Ereignis.<br />

Auch die chinesische Regierung übt sich in<br />

einer ganz eigenen Disziplin: Medienzensur.<br />

Franziska Steffen ist diesen mehr oder weniger<br />

unsportlichen Bemühungen auf der Spur.<br />

Inhaltn<br />

3


nDepartment<br />

4<br />

Hoch soll er leben!<br />

Auch mit 60 ist man nicht vor<br />

Von Kim Busch<br />

Überraschungen gefeit<br />

Roter Teppich, hell erleuchtete Räumlichkeiten und<br />

vor der Tür prangt eine große „60“. Hier also, im<br />

Kubus des MMZ, soll ein Festakt zum Geburtstag<br />

von Prof. Dr. Reinhold Viehoff stattfinden. Es ist<br />

Dienstag, der 22. Januar 2008. Knapp 80 geladene<br />

Gäste haben sich eingefunden und warten gespannt auf das<br />

Erscheinen des Jubilars. Dann ist es endlich soweit: Sichtlich<br />

erfreut betritt Reinhold Viehoff samt Frau Evelyn, Sohn Daniel<br />

und dessen Freundin gegen 18 Uhr das Foyer und blickt in die<br />

strahlenden Gesichter seiner Geburtstagsgäste. Viele nehmen<br />

sogleich die Gelegenheit wahr, dem Jubilar Glückwünsche auszusprechen<br />

und Geschenke zu überreichen. So stehen die Gratulanten<br />

ordentlich in einer Schlange an, die über eine Stunde<br />

lang nicht abreißt. Und Reinhold Viehoff lässt sich Zeit, mit<br />

jedem Einzelnen einen kleinen Plausch zu halten.<br />

Die Geschichte des Departments wird immer mit<br />

Reinhold Viehoff verbunden sein.<br />

Was dann geschah, traf den Jubilar einigermaßen überraschend,<br />

denn er war zwar zu diesem Teil des Festes gebeten<br />

worden, wusste aber nicht, was ihn genau erwartete. Die Gäste<br />

begaben sich nun in den hauseigenen Kinosaal, wo ganz vorne<br />

ein Ehrenplatz für Prof. Viehoff präpariert worden war: Ein Ledersessel<br />

stand auf einem kreisrunden Stück des gleichen roten<br />

Teppichs, den man bereits im Foyer ausgelegt hatte. Nun hatte<br />

der Leiter des Departments für Medien-<br />

und Kommunikationswissenschaften,<br />

Prof. Dr. Manfred Kammer,<br />

das Wort. Er und die Sekretärin Karin<br />

Pabst überreichten dem ‚Geburtstagskind‘<br />

einen Blumenstrauß, ein<br />

Geschenk und die Glückwünsche der<br />

MitarbeiterInnen und Kollegen des<br />

Instituts. Prof. Kammer gab sodann<br />

der Festgesellschaft einen Einblick in<br />

Viehoffs Werdegang seit 1995 in Halle.<br />

Er erzählte von der allmählichen<br />

Entstehung des Instituts, skizzierte<br />

dessen Entwicklung von einem Büro<br />

mit magerer Ausstattung bis zu dem<br />

heute bekannten mehrstöckigen, umfassend<br />

ausgestatteten Department.<br />

Dabei vergaß er nicht zu erwähnen,<br />

dass es sich bei dem stetig wachsenden<br />

Team der Medien- und Kommu-<br />

Prof. Dr. Siegfried J. Schmidt<br />

bei der Laudatio<br />

nikationswissenschaftler<br />

um eine „verschworeneGemeinschaft“<br />

handelt, die<br />

durchaus zu<br />

feiern weiß —<br />

von legendären<br />

Festen wurde gar<br />

berichtet. Viehoffs Prof. Dr. Reinhold Viehoff mit Ehefrau<br />

Herz, so Kammer,<br />

schlage trotz seiner<br />

neuen Tätigkeit als Dekan nach wie vor für das Department,<br />

denn dessen Geschichte würde immer mit Reinhold Viehoff<br />

verbunden bleiben. Im Anschluss gratulierte der Rektor der<br />

Universität, Prof. Dr. Wulf Diepenbrock, dem Jubilar und dankte<br />

ihm für seine „große Kraftanstrengung“ als Dekan. Hauptredner<br />

des Abends war Prof. Dr. Siegfried J. Schmidt. In seiner<br />

besonders amüsant gestalteten Laudatio berichtete er interne<br />

Dinge über den „Jubelgreis“, wie er Reinhold Viehoff scherzhaft<br />

nannte. Aus dessen Arbeitszeit am Siegener LUMIS (Institut<br />

für Literatur- und Medienforschung) traten einige Details zu<br />

Tage, die für große Heiterkeit sorgten. So zum Beispiel wurde<br />

Viehoff wegen seiner Vorliebe für weit gestrickte Wollpullover<br />

„Dr. Urwolle“ genannt. Es gab auch jede Menge Lob für den<br />

Jubilar, der sich in all den Jahren als loyaler Kollege, unschlagbarer<br />

Wissenschaftsmanager, ausgleichendes Mitglied innerhalb<br />

des LUMIS und guter Freund erwiesen hatte.<br />

Einen Höhepunkt fand der Abend in der Übergabe der Festschrift<br />

zu Ehren Reinhold Viehoffs durch die Herausgeberinnen<br />

Dr. Ingrid Brück, Dr. Kathrin Fahlenbrach und Dr. Anne Bartsch.<br />

Die Festschrift enthält 21 Artikel namhafter Medienwissenschaftler,<br />

die das Thema „Medienrituale“ aus unterschiedlichen<br />

Perspektiven beleuchten.<br />

Abschließend ergriff der Jubilar selbst das Wort. Er zeigte sich<br />

freudig überrascht und gerührt. Fassungslos darüber, wie man<br />

die Festschrift und die Details des<br />

Festaktes so gut vor ihm hatte geheim<br />

halten können, dankte er in erster Linie<br />

seiner Familie, die angesichts seines<br />

Daseins als ‚Spagatprofessor‘ stets<br />

viel Geduld aufbringen musste, und<br />

seinen Mitarbeitern und Kollegen.<br />

Gut gelaunt und in feierlicher Stimmung<br />

lud Prof. Viehoff die gesamte<br />

Geburtstagsgesellschaft dann ein,<br />

um in den Räumen des Instituts<br />

bei Klaviermusik gediegen zu speisen.<br />

Es wurde an diesem Abend<br />

noch viel geschwatzt, gelacht und<br />

später auch getanzt. Ob dies ein<br />

Fest war, das als ‚legendär‘ in die<br />

Annalen des Departments eingehen<br />

wird, werden die nächsten<br />

Jubiläums-Reden zeigen… n


Von Kim Busch<br />

Der rastlose Denker<br />

Wer ist eigentlich Reinhold Viehoff? – Mitarbeiter<br />

Sprechpause, den Kopf leicht nach vorne geneigt,<br />

eine Hand an die Stirn gehoben und die Augen<br />

geschlossen — die Viehoff’sche Denkerpose. Diese<br />

Gestik scheint typisch für Prof. Dr. Reinhold Viehoff<br />

zu sein und sie sagt viel über ihn aus:<br />

„Er ist ein brillanter Kopf“, meint Manja Rothe. Dass er eine<br />

leuchtende Intelligenz, eine riesige Wissensbandbreite und<br />

eine herausragende Rhetorik besitzt, darin sind sich die Mitarbeiter<br />

des Instituts einig. Bei so viel Lob könnte man leicht<br />

davon ausgehen, es mit einer abgehobenen Persönlichkeit zu<br />

tun zu haben. Aber weit gefehlt: „Er stellt sich selbst nicht<br />

in den Mittelpunkt“, sagt Dr. Kathrin Fahlenbrach. Manchmal<br />

sei er sogar schüchtern, findet Steffi Schültzke. Seine<br />

bemerkenswerten Fähigkeiten kommen also eher in anderer<br />

Weise zum Tragen: „Er setzt sich sehr für seine Studierenden,<br />

die studentischen Hilfskräfte und das Personal ein“, erklärt<br />

Prof. Dr. Manfred Kammer. Dabei hilft ihm wohl, dass er begeis-<br />

terungsfähig, engagiert und offen ist. Laut Sascha Trültzsch<br />

nimmt er sich auch viel Zeit für seine Doktoranden. Viehoff<br />

agiere in diesem Zusammenhang fördernd und fordernd zugleich.<br />

Seine ausgeprägte Neugier führe zu einer besonders<br />

abwechslungsreichen Lehre und Forschung.<br />

Weiterhin wird Reinhold Viehoff als ruhiger, aber auch rastloser<br />

Geist beschrieben. Ruhig, weil er Probleme erst dann angeht,<br />

wenn sie auftreten und nicht bereits im Voraus hektisch<br />

wird. Rastlos, weil es wohl viel zu viele von diesen Schwierigkeiten<br />

gibt. Die daraus resultierende Arbeitsstrategie wird von<br />

den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Instituts in den<br />

Worten „Arbeitstier“ und „Workaholic“ zusammengefasst.<br />

„Er hat ein enormes Arbeitspensum“, sagt auch Karin Pabst,<br />

so enorm, dass er teilweise bis spät in die Nacht arbeite. Es<br />

kann mithin vorkommen, dass man weit nach Mitternacht<br />

noch dringende Mails von seinem ‚Chef‘ bekommt. Dement-<br />

des Departments klären auf<br />

sprechend sei es kein Wunder, dass man ihn während einer<br />

Sitzung gelegentlich mit dem Schlaf kämpfen sieht, erzählt<br />

Matthias Buck.<br />

Ein zentraler Punkt der Person Reinhold Viehoff ist seine Bedeutung<br />

als Gründer des Studiengangs MuK und des entsprechenden<br />

Instituts, das mit der Neustrukturierung der Fakultät<br />

zum Department wurde. Seine Rolle als Pionier der Medien-<br />

und Kommunikationswissenschaften in Halle ist unumstritten.<br />

„Das Institut steht und fällt mit ihm. Er ist sozusagen die Seele<br />

des Instituts“, erklärt Dr. Kathrin Fahlenbrach anerkennend.<br />

In diesem Zusammenhang ist eine große Dankbarkeit seitens<br />

der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu spüren: „Ohne ihn<br />

wären wir nicht hier“, sagt Thomas Knebel schlicht.<br />

Weiterhin ist die vorbildliche Teambildung am Department<br />

Reinhold Viehoff zu verdanken. „Er motiviert jeden seinen<br />

individuellen Leistungen entsprechend“, merkt Hans-Joachim<br />

Föllner an. Außerdem mache es sehr viel Spaß, mit ihm zusammenzuarbeiten.<br />

Seine kollegiale, loyale und hilfsbereite<br />

Art mache ihn zu einer Art Vaterfigur und zu einem Vorbild.<br />

Auch in arbeitsunabhängigen Themen zeigt sich seine unermüdliche<br />

und ehrgeizige Ader. „Er ist ein geradezu radikaler<br />

Radfahrer, fast schon militant“, sagt Steffi Schültzke augenzwinkernd.<br />

Auch sein Einsatz gegen das Rauchen am Institut<br />

entbehrt nicht einer gewissen Vehemenz, gibt Manja Rothe<br />

zu. Allerdings kommt dabei zweifellos auch sein zuweilen trockener<br />

Humor zum Ausdruck.<br />

Für die kommenden Lebensjahre wünschen die Mitarbeiter<br />

und Mitarbeiterinnen des Departments Reinhold Viehoff vor<br />

allem Gesundheit, Glück, Zeit für weitere Forschungsarbeiten<br />

und Energie. Denn alles andere, so Steffi Schültzke, schaffe<br />

er sowieso selbst. n<br />

Geboren am 22. 01. 1948, studierte Prof. Dr. Reinhold Viehoff Germanistik, Soziologie, Politikwissenschaft,<br />

Kommunikationswissenschaft und kath. Theologie in Bonn, Köln und Siegen,<br />

promovierte 1980 und habilitierte 1990 in Siegen. Er absolvierte ein Volontariat beim Westdeutschen<br />

Rundfunk und arbeitete dort als Freier Mitarbeiter. Von 1981 bis 1995 wirkte er als wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am LUMIS in Siegen. Seit 1995 hat er eine Professur für Medien- und Kommunikationswissenschaften<br />

an der MLU Halle-Wittenberg inne, wo er seit 2005 als Dekan der philosophischen<br />

Fakultät II tätig ist.<br />

Departmentn<br />

5


nForschung<br />

6<br />

Von Starköchen und ‚Dosenöffnern‘<br />

Dr. Matthias Buck fühlt Kochshows auf den Zahn<br />

Von Ricarda Lalla<br />

A<br />

ls Strohwitwer in seiner Hallenser Wohnung ernährt<br />

sich Dr. Matthias Buck in der Woche gern von Spaghetti<br />

mit Tomatensoße. „Das ist ein sehr leckeres<br />

Essen. Aber zu Hause bei meiner Frau mag ich am<br />

liebsten Jakobsmuscheln in Morcheljus“, berichtet der wissenschaftliche<br />

Mitarbeiter des Instituts für Medien- und Kommunikationswissenschaften.<br />

„Ich interessiere mich sehr fürs Kochen“,<br />

gesteht Buck. Deshalb kam er auf die Idee, sich auch wissenschaftlich<br />

mit seinem Hobby zu beschäftigen und der Geschichte<br />

der Kochshows auf den Zahn zu fühlen. „Ritual und Drama der<br />

Kochsendung“ ist der Titel des Aufsatzes, der im vergangenen<br />

halben Jahr entstanden ist. Überraschende Erkenntnis: „Einige<br />

der großen Fernsehköche haben als ‚Dosenöffner‘ angefangen.“<br />

In den Kochsendungen geht es gar nicht ums Kochen.<br />

„Ich finde es sehr interessant, wie das Kochen in den Medien<br />

behandelt wird“, erklärt der 46-jährige ehemalige Dramaturg.<br />

„Es ist spannend zu sehen, wie der Geschmackssinn angesprochen<br />

und Vorwissen vom Zuschauer abgerufen wird.“ In seinem<br />

achtseitigen Aufsatz, der in der Festschrift anlässlich Prof. Reinhold<br />

Viehoffs 60. Geburtstag erschienen ist, startet Buck mit der<br />

ersten Kochsendung, die Mitte der 30er Jahre auf BBC lief. Die<br />

‚Mutter‘ aller Fernsehköche ist der Franzose Xavier Marcel Boulestin,<br />

der 1937 in der BBC-Produktion „Cook’s Night Out“ als<br />

erster Fernsehkoch auftrat. 1953 zeigte der Schauspieler Clemens<br />

Wilmenrod in „Clemens Wilmenrod bittet zu Tisch“ wie und was<br />

die deutsche Hausfrau richtig kocht. Ein Phänomen der damaligen<br />

Zeit: „Die Zutaten für das Gericht, das Wilmenrod in seiner<br />

Sendung gekocht hat, war am nächsten Tag immer ausverkauft.<br />

Die Sendung hat also bestimmt, was in Deutschland auf den<br />

Tisch kam.“ Als der Schauspieler das erste Mal über den Bildschirm<br />

flimmerte, kredenzte er Kalbsniere mit Mischgemüse aus<br />

der Dose. „Das könnte sich heute kein Fernsehkoch mehr leisten“,<br />

ist sich Buck sicher. Einen Aufschrei unter den Köchen gab<br />

es, als Wilmenrod tranchieren sollte: „Das konnte er nicht. Er war<br />

eben Schauspieler und kein Koch“, so Buck. Wilmenrod war aber<br />

nicht der einzige, der mit Halbwissen<br />

und einem Dosenöffner seine<br />

Koch-Laufbahn im Fernsehen startete: „Im DDR-Fernsehen gab<br />

es Rudolf Kroboth. Er war Marketingleiter der Fischindustrie der<br />

DDR. Weil seine Fischkonserven kyrillisch beschriftet waren, hat<br />

er in seiner ersten Sendung gezeigt, was in den einzelnen Dosen<br />

drin ist.“ Buck hält das Kochen nicht für eine leichte Sache: „Es<br />

ist ein sehr solides Handwerk und muss lange erlernt werden.“<br />

Allgemeine Kenntnisse über Physik seien genauso wichtig wie<br />

über Chemie. „Köche müssen wissen, wie man mit Eiern umgeht<br />

oder wie man eine Soße bindet. Die Zeitabläufe sind wichtig.“<br />

Kochen erlebt augenblicklich in den Medien einen Boom. „Mit<br />

ElGusto ist der erste Spartenkanal, der ausschließlich dem Kochen<br />

gewidmet ist, auf Sendung gegangen“, hat Buck recherchiert.<br />

Aber: Es wird immer weniger gekocht. Der Absatz von<br />

Fertiggerichten hat sich seit den 90er Jahren des vergangenen<br />

Jahrhunderts vervielfacht. Die Geschichte der Verdrängung des<br />

häuslichen Kochens reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück. In den<br />

50er Jahren begann der Kampf zwischen Fertiggerichten aus<br />

dem Kühlschrank und der Hausfrau.<br />

Die Frage, die sich Buck stellte, war nun: „Wenn immer weniger<br />

gekocht wird, warum boomt dann das Kochen in den Medien?“<br />

Die Antwort: „In den Sendungen und Büchern und Zeitschriften<br />

geht es gar nicht ums Kochen. Schon „Alfredissimo“ mit Alfred<br />

Biolek kombinierte Talkshowelemente und Kochsendung. Zu<br />

Beginn der Kochsendungen wurde gezeigt, wie man das Essen<br />

richtig zubereitet“, resümiert Buck aus seiner Forschung. „Bei<br />

Kochsendungen wie ‚Kochduell‘ ging es mehr um die Kreativität<br />

und den Spaß. In den heutigen Shows werden die Profi-Köche<br />

gezeigt, wenn sie an ihre Grenzen stoßen.“ Bei der ZDF-Kochsendung<br />

„Kerner“ werde beispielsweise nur sieben Prozent der Sendezeit<br />

das Kochen erklärt. „Den Rest der Sendung unterhalten<br />

sich Kerner und seine Gäste“, fand Buck heraus. Eine Ausnahme<br />

gibt er allerdings an: „Auf VOX gibt es die Sendung ‚Ganz und<br />

Gar‘, bei der man Schritt für Schritt gezeigt bekommt, wie man<br />

Sushi selbst macht“, so Buck begeistert. Steffen Henssler ist zwei<br />

Drittel der Sendung beim Zubereiten von Sushi zu sehen. n


Florian Hartlings ‚Club der toten Autoren‘<br />

Doktorarbeit über neue Medien und alte Vorstellungen<br />

Von Ricarda Lalla<br />

„<br />

Der literarische Autor steht seit langem unter kritischer<br />

Beobachtung“, weiß Florian Hartling,<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Medien-<br />

und Kommunikationswissenschaften. Er hat<br />

gerade seine Doktorarbeit abgeschlossen, in der es um den<br />

digitalen Autor und dessen Rahmenbedingungen geht. Bereits<br />

in seiner Magisterarbeit beschäftige sich Hartling mit<br />

digitaler Literatur. „Das Thema war, wie sich der Literaturkanon<br />

entwickelt“, so Hartling, der sich seit acht Jahren mit<br />

Netzliteratur befasst. Drei Jahre lang recherchierte Hartling<br />

für seine 457 Seiten starke Arbeit. „Die Arbeit ist sehr dick<br />

geworden und dabei habe ich schon viel rausgelassen“, erzählt<br />

der 29-Jährige. In Zusammenarbeit mit zentralen Akteuren<br />

der Netzliteratur-Szene kam er zu dem Schluss, dass es im<br />

Internet, ähnlich<br />

wie in der traditionellen<br />

Literatur<br />

ganz verschiedene<br />

Formen von<br />

Autorschaft gibt,<br />

etwa starke und<br />

schwache Autoren.<br />

Besonderes Augenmerk<br />

legte Hartling<br />

auf die von den<br />

Autoren genutzte<br />

Technik, die Philosophie<br />

der Netzschreiber<br />

sowie die<br />

ökonomischen und<br />

Florian Hartling<br />

rechtlichen Bedingungen.<br />

Seine Forschungsergebnisse fasst Hartling so zusammen:<br />

„Für viele Jahre hat das poststrukturalistische Diktum vom ‚Tod<br />

des Autors‘ die theoretische Debatte autorkritisch überformt.<br />

Seit den 90er Jahren ist allerdings die machtvolle ‚Rückkehr<br />

des Autors‘ in den Diskurs festzustellen. Ironischerweise aber<br />

scheint das verabschiedete Diktum vom Autor-Tod weiterhin<br />

Gültigkeit im jüngsten literarischen Medium zu besitzen und<br />

dabei veraltete Vorstellungen fortzuschreiben. Das Internet,<br />

so die euphorischen Hypertexttheoretiker, würde den Autor<br />

endgültig verabschieden und endlich den ‚schreibenden Leser‘<br />

hervorbringen. Mit dem Boom und der Etablierung der Netzliteratur<br />

ist im Internet tatsächlich ein Aufleben des literarischen<br />

Autors zu beobachten. Dabei rivalisieren unterschiedliche Autormodelle<br />

miteinander, je nach künstlerischer Konzeption und<br />

Hyper-Poetik. Es sind zum einen Selbstinszenierungen mit<br />

einem regelrechten Personenkult möglich, aber auch kollektive<br />

und marginalisierte Autorschaftsmodelle festzustellen. Schließ-<br />

lich suchen sich Autoren im Netz sogar zu ‚befreien.‘ Die Bedingungen,<br />

unter denen sich diese Prozesse im Netz vollziehen,<br />

sind allerdings noch unklar; damit aber bleibt offen, wie die<br />

zu beobachtenden Phänomene tatsächlich ursächlich aus der<br />

medialen Struktur erklärbar sind. Es fehlt eine systematische<br />

Beschreibung und Analyse des ‚digitalen Autors‘ sowie der Bedingungen<br />

von Autorschaft im Internet.“<br />

Diesem größeren Forschungsdesiderat nahm sich Florian Hartling<br />

in seiner Doktorarbeit an. Er arbeitete heraus, dass schon<br />

die jüngere Diskussion um Autorschaft in der Literaturwissenschaft<br />

samt angrenzenden Disziplinen eine reiche theoretische<br />

Basis bietet, an die produktiv angeknüpft werden kann. Bereits<br />

bei diesem Erkenntnistransfer wird evident, dass bestimmte<br />

vortheoretische Annahmen um den Autor im Internet verabschiedet<br />

werden müssen. Um die Rahmenbedingungen zu<br />

klären, unter denen digitale Autoren agieren, erweist sich das<br />

Modell des Dispositivs als äußerst nützlich. Es ist zum ersten<br />

als holistisches Konzept geeignet, das komplexe Phänomen<br />

Autorschaft als ein analysierbares Netz von Bedingungen zu<br />

erfassen. Zum zweiten lässt sich die Verbindung zwischen<br />

Netzdispositiv und Online-Autorschaft als von Machtstrukturen<br />

geprägt rekonstruieren, wobei sich Dispositiv und Netzautoren<br />

gegenseitig beeinflussen. Drittens wird auf die Ebene<br />

der handelnden Subjekte rekurriert und damit die literarische<br />

Produktion des Einzelnen beschreibbar. Letzteres wird außerdem<br />

durch die „Empirische Theorie der Literatur“ und das damit<br />

verbundene Handlungsrollenmodell theoretisch fundiert.<br />

Als maßgebliche dispositivitären Rahmenbedingungen von<br />

Internet-Autoren werden vier Faktorenbündel intensiv und<br />

detailliert diskutiert: Philosophische, technische, ökonomische<br />

und rechtliche Bedingungen formen die literarische Autorschaft<br />

vor und schlagen sich somit auch in den künstlerischen<br />

Arbeiten nieder. Umgekehrt wird das Dispositiv durch die Aktivitäten<br />

der Autoren (teilweise) beeinflusst. Resultierend wird<br />

ein Modell der literarischen Autorschaft im Internet erarbeitet.<br />

Dabei zeigt sich das kulturelle Phänomen Autorschaft auch im<br />

Internet als wirkungsmächtig.<br />

Für die Zukunft plant Florian Hartling, der seine Arbeit inzwischen<br />

erfolgreich verteidigt hat, das gewohnte Feld der Netzliteratur<br />

zu verlassen: „Ich möchte gern habilitieren, aber zu<br />

einem anderen Problem der Neuen Medien.“ Ein spezifisches<br />

Forschungsthema gibt es noch nicht, ein möglicher Gegenstand<br />

für ihn wäre aber das noch recht junge Phänomen<br />

des „Web 2.0“. n<br />

Forschungn<br />

Vom ‚Tod des Autors‘ und seiner Rückkehr.<br />

7


nForschung<br />

8<br />

Medium „Krankheit“ – Melancholie im Wandel<br />

Von Ricarda Lalla<br />

Doktorandin Cornelia Bogen auf historischer Spurensuche<br />

Die Magistra Cornelia Bogen (26) ist eine sehr fröhliche<br />

junge Frau, dennoch kennt sie sich mit Melancholie<br />

und Depressionen sehr gut aus. Seit einem<br />

Jahr beschäftigt sie sich intensiv mit diesem Krankheitsbild.<br />

Allerdings nicht unter medizinischen Gesichtspunkten.<br />

Sie schreibt derzeit an ihrer Doktorarbeit zum Thema „Der<br />

aufgeklärte Patient – Struktur und Probleme der Gesundheitskommunikation<br />

von der Buchkultur im 18. Jahrhundert bis zum<br />

digitalen Zeitalter.“<br />

Seit 1999 ist Bogen an der MLU. Sie studierte bis <strong>2006</strong> auf<br />

Magister im Hauptfach Anglistik und Amerikanistik und in den<br />

Nebenfächern Medien- und Kommunikationswissenschaften<br />

und Politikwissenschaft. „Die Mischung ist sehr interessant. Ich<br />

wollte mich nicht auf einen Bereich festlegen, deshalb habe ich<br />

unterschiedliche Disziplinen gewählt“, erklärt sie ihre bunte Fächermischung.<br />

Medizin stand für sie nicht zur Wahl.<br />

Gesundheit als persönliches Steckenpferd.<br />

Das Thema Gesundheit ist aber nicht erst seit der Doktorarbeit<br />

ihr Steckenpferd. „Als Hiwi habe ich bei Professor Viehoff das<br />

Seminar ‚Das gesunde Internet‘ betreut, erinnert sie sich. Immer<br />

mehr habe sie sich in das Thema eingearbeitet und Interesse<br />

dafür entwickelt. „Zum Gesundheitsapostel bin ich deshalb aber<br />

nicht geworden“, betont Bogen. „Irgendwann wollte ich dann<br />

zur Gesundheitskommunikation gern eine wissenschaftliche Arbeit<br />

schreiben.“<br />

Ihre Magisterarbeit sollte dieses Thema noch nicht beinhalten,<br />

die schrieb sie zur Irak-Kriegsberichterstattung in den USA 2003.<br />

Gleich nach ihrem Magisterabschluss arbeitete sie an einem<br />

MSA-Forschungsprojekt unter der Leitung von Prof. Viehoff mit,<br />

das aufzeigen sollte, wie sich Senioren an Bürgerfernsehen und<br />

Radio beteiligen. „Wir sind also losgegangen und haben eine<br />

Bestandsaufnahme vor Ort in den Sendern gemacht“, berichtet<br />

Bogen. Ganz so lebendig sind ihre derzeitigen Studienobjekte<br />

nicht: „Meine Informationen zum 18. Jahrhundert beziehe ich<br />

aus den Büchern und Zeitschriften von damals.“<br />

Ein Jahr lang hat die Doktorandin in staubigen Zeitschriften<br />

nach Berichten über Melancholie gesucht und viel gefunden,<br />

denn: „Melancholie und Depression war damals weit verbreitet.<br />

Es war fast eine Modekrankheit.“ Bei dem, was Bogen liest,<br />

geht es ihr nicht darum, ob die Krankheit richtig beschrieben<br />

ist. „Ich will den Diskurs der damaligen Zeit erforschen. Medizinisches<br />

Wissen brauche ich glücklicherweise nicht.“ Eine erste<br />

Erkenntnis hat die Forscherin bereits jetzt: „Das Aufblähen<br />

Cornelia Bogen recherchiert in der Bibliothek<br />

von Krankheiten ist keine Erfindung der Gegenwart. Bereits im<br />

18. Jahrhundert haben Apotheker Pülverchen passend zu den in<br />

ihren Wochenschriften vorgestellten Krankheiten zusammengemischt<br />

und diese dann beworben, obwohl in den Zeitschriften<br />

doch aufgeklärt werden sollte.“<br />

In zwei Jahren will Bogen, die Mitglied des Graduiertenkollegs<br />

ist, mit ihrer Doktorarbeit fertig sein. Bis dahin ist noch viel zu<br />

tun: „Ich muss noch den Melancholiediskurs im Internet recherchieren<br />

und den Vergleich des 18. und des 21. Jahrhunderts<br />

anstellen.“ n<br />

Was ist das Graduiertenkolleg?<br />

Das Graduiertenkolleg ist (seit Oktober <strong>2006</strong>) Teil des Exzellenznetzwerks<br />

„Aufklärung – Religion – Wissen“. Ziel ist<br />

es, exzellenten wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern.<br />

Den thematischen Rahmen für das Graduiertenkolleg – wie<br />

für das Netzwerk insgesamt – bilden die Transformationen<br />

des Religiösen und des Rationalen in der Moderne. Das Exzellenznetzwerk<br />

ist einer der geisteswissenschaftlichen Forschungsschwerpunkte<br />

der MLU.<br />

Wie kann man sich bewerben?<br />

Das ENW schreibt voraussichtlich während des Sommersemesters<br />

2008 neue Stipendien aus. Die Ausschreibung<br />

wird auf der Homepage des Netzwerks, auf den Seiten<br />

der Universität und auch in überregionalen Zeitungen<br />

verbreitet. Bewerben können sich Studentinnen und Studenten<br />

mit abgeschlossenem (Magister-/Master-/Diplom-)<br />

Studium in allen einschlägigen Fächern. Sie müssen<br />

dazu ein Promotions- oder Habilitationsprojekt vorschlagen,<br />

das zu den Schwerpunkten des Netzwerks passt.<br />

Näheres unter: www.exzellenz-netzwerk-arw.uni-halle.de


?<br />

Zeig mir Deinen<br />

Schreibtisch<br />

und ich sag Dir,<br />

wer Du bist<br />

4<br />

3<br />

Nicht in die obere rechte Ecke gucken, nicht in die<br />

obere rechte Ecke gucken – zu spät…<br />

Wer könnte denn hier nur arbeiten? Hmm… Aha!<br />

2<br />

1<br />

Hier herrscht die Theorie von den Kratermenschen.<br />

Kleiner Tipp: Die Tastatur gibt’s auch im PC-Pool.<br />

Welcher MuKler<br />

verbirgt sich hinter<br />

welchem Tisch?<br />

?<br />

Lösung: 4. kciuQ ; 3. lebenK; 2. hcarbnelhaF; 1. epmaL<br />

Gut gerüstetn<br />

9


nReportage<br />

10<br />

Flieg, Täubchen, flieg<br />

So trug es sich zu, dass auch im Jahre 20<strong>07</strong> nach Christus die Könige des Filmfestspiels in<br />

die Dokumentarfilmhochburg zu Leipzig luden. Unter Glanz und Gloria erhob sich die junge<br />

Gilde der Dokumentar- und Animationsfilmer zum Kampf um die dukatenschwere<br />

Von Anne Schauer<br />

Der 02. November 20<strong>07</strong> in Leipzig. Es ist<br />

kurz vor acht Uhr abends. Die Fenster<br />

sind nass vom Regen, der aus einem<br />

pechschwarzen Himmel gegen die<br />

Scheiben des CineStar am Petersbogen<br />

fällt. Innen drängen sich Akteure aller<br />

Mediengenerationen im Foyer vor<br />

Saal 8. Elektronische Beats klickern mit den Eiswürfeln in<br />

überteuerten Cocktails im Takt. Zigarettenqualm wirft Nebelschwadenbilder<br />

an die kirschroten Wände. „Willkommen“,<br />

flüstert es durch das Gemurmel, „Willkommen zur Nacht des<br />

jungen Films“.<br />

Heute, Kinder, wird’s was geben...<br />

Inmitten dieser Masse von Menschen stehe ich und warte<br />

– ahnungslos. Was ich weiß, ist, dass auch im Rahmen des<br />

50 - jährigen Jubiläums des Internationalen Leipziger Festivals<br />

für Dokumentar- und Animationsfilm wiederum die<br />

Talente-Taube ausgeschrieben wurde. Diese gilt als einer der<br />

höchstdotierten (10 000 Euro) Nachwuchsförderpreise der<br />

Welt. Und heute ist die Nacht, in der das Täubchen fliegen<br />

wird. Die Nacht der Preisverleihung. Das Gemurmel trägt<br />

die Namen der Favoriten voran. Es ist zehn Minuten nach<br />

acht. Endlich öffnen sich die Türen zu Saal 8. Reihen roter<br />

Plüschsessel werden eingenommen. Mein Blick fällt auf die<br />

Bühne vor der riesigen Leinwand: Couchgarnitur, Multifunktionstisch<br />

und Stehlampe stehen dort. Allesamt Zeitzeugen<br />

jüngerer Geschichte, in der der antifaschistische Schutzwall<br />

Deutschland noch trennte. Zusammen mit dem Bowleset auf<br />

dem Tisch ein Stillleben der Kunstära Honecker. Daneben<br />

sitzt einsam ein Mann vor einem Mac. Eindeutig der Ur-<br />

Talente-Taube…<br />

Seit 2003 sponsert die Medienstiftung<br />

der Sparkasse Leipzig<br />

den mit 10 000 Euro dotierten<br />

Nachwuchsförderpreis „Talente-<br />

Taube“. Der Wettbewerb wird<br />

weltweit ausgeschrieben.<br />

Bild links:<br />

Vor Saal 8 wartet das Publikum<br />

auf den Start der „Nacht des<br />

jungen Films“.<br />

Bild rechts:<br />

Weng Holster (l.) im Gespräch<br />

mit Marija Miro (2. v. r.).<br />

heber der elektronischen Musik, die auch durch Saal 8 klickert<br />

und die Köpfe und Füße des Publikums zum Wippen animiert.<br />

Weitere zehn Minuten gehen ins Land. Dann springt ein junger<br />

Mann auf die Bühne. Unter dem teuren Anzug blitzt ein<br />

ausgewaschenes H&M - Shirt hervor, die weißen Turnschuhe<br />

geben dem Outfit den Rest. Er verweist auf die kostenfreien<br />

Übersetzungsgeräte am Eingang. Warum, wird schnell deutlich:<br />

Der Mann kann kein Englisch. „I think I spider“. Aber das Gelächter<br />

ist mit ihm. Als Weng Holster stellt er sich vor und als<br />

Moderator für diesen Abend. Er ist ein Leipziger Lokalmatador<br />

der elektronischen Musik und stellt den Mann hinter dem Mac<br />

als Good Guy Mikesh vor. Eine musikalische One-Man-Show.<br />

„Willkommen zur Nacht des jungen Films.“<br />

Weng Holster erklärt den Ablauf: Es gibt drei Nominierungen.<br />

Die nominierten Regisseure werden auf die Bühne geholt, es<br />

folgt ein zehnminütiger Ausschnitt aus dem jeweiligen Film und<br />

anschließend ein Gespräch mit dessen Regisseur. Zuvor hat allerdings<br />

Festivaldirektor Claas Danielsen das Wort: „Warum Dokumentarfilme?“<br />

fragt er und beantwortet die Frage lieber gleich<br />

selbst: „Medien, die vierte Gewalt. Die ewige Suche nach der<br />

Wahrheit innerhalb der medialen Realität. Diese Wahrheit hinterfragt,<br />

sie durchdringt, sie hat Ecken, Kanten und Stil. Diese<br />

Wahrheit wühlt auf. Und wen besser, als das enthusiastische Publikum<br />

in Leipzig.“ 20<strong>07</strong> war das Jahr der Retrospektive: 50 Jahre<br />

DOK Leipzig. 20<strong>07</strong> war aber auch das Jahr des Besucherrekords.<br />

Knapp 31 000 Zuschauer strömten in die 276 Filmvorstellungen.<br />

Weitaus mehr als in den vergangenen Jahren. „Das DOK Leipzig<br />

ist vor allem die Möglichkeit des Austauschs, die Chance sich<br />

zu vergleichen, zu messen, den Blick über den Tellerrand der


erlernten Konventionen zu werfen, um Dokumentarfilm in seiner<br />

kreativen und künstlerischen Gestalt zu begreifen“, beendet<br />

Claas Danielsen seine Eröffnungsrede.<br />

And the Nominated are...<br />

Weng Holster gibt die erste Nominierung bekannt: Marija Miro,<br />

Studentin der Filmhochschule Moskau. Ihr Film heißt „Coal<br />

Dust“ und nimmt uns mit in die Weiten des Ural, nach Kopeisk.<br />

Kopeisk ist eine alte Bergbaustadt. Man sagt, das Temperament<br />

der Menschen dort sei so explosiv wie Kohlenstaub. Marija Miro<br />

und ihr Filmteam begleiten die Männer durch ihren Alltag. Sieben<br />

Tage lang einen Kilometer unter Tage im Bergwerk bei ihrer<br />

„The world we live in, is very wrong.“<br />

Arbeit. Sieben Tage lang in ihren Häusern, bei ihren Familien<br />

und Freunden. Sieben Tage lang auf der Suche nach dem Sinn<br />

des Lebens dieser Männer, nach den Mythen ihres Berufsstands,<br />

nach ihren Wünschen und Träumen. Marija Miro plant zuerst<br />

einmal den Abschluss ihrer Diplomarbeit. Das macht Sinn. Gemessen<br />

an der Qualität von „Coal Dust“ dürfte das jedoch ein<br />

Spaziergang werden…<br />

Die zweite Nominierung geht an Nanna Frank Møller. Die Dänin<br />

studierte in London und Kopenhagen Filmschnitt. „Someone<br />

like you“ ist ihr erster Versuch als Regisseurin. In Kopenhagen<br />

entdeckt sie eine Zirkusfamilie. Zwei Schwestern, Anfang 20, die<br />

eine Clown, die andere Seiltänzerin, stehen im Mittelpunkt der<br />

Dokumentation. Der Film ist ein Strudel aus Emotionen. Glaubwürdig,<br />

authentisch. Lediglich die Kamera begleitet die Schwestern.<br />

Es gibt kein extra Licht, keinen extra Ton. Nur eine Geschichte,<br />

die das Leben schrieb und die zu Tränen rührt.<br />

Good Guy Mikesh vertreibt die Befangenheit mit ein paar Beats.<br />

Das Wort geht nun an Dr. Harald Langenfeld, Vorstandsvor-<br />

sitzender der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig, die den Preis<br />

auslobt. Wenige Minuten später darf auch er Bowle trinken.<br />

Es ist Zeit für die dritte und letzte Nominierung des Abends:<br />

„One Day“ von Ditte Haarløv Johnsen. Die Dänin ist gelernte<br />

Fotografin und präsentiert einen wunderschön fotografierten<br />

Film, ihre Diplomarbeit. „One Day“ ist die Charakterstudie ei-<br />

20<strong>07</strong> sendeten 1900 junge Regisseure<br />

ihre Werke ein. 18 davon<br />

schafften es in den Wettbewerb.<br />

Mehr Informationen zum Nachwuchswettbewerb<br />

und zum DOK<br />

Leipzig finden Interessierte unter:<br />

www.dok-leipzig.de<br />

Bild links:<br />

Nach dem Film ist vor dem Film<br />

Bild rechts:<br />

Das offizielle Poster zum<br />

50-jährigen Jubiläum<br />

ner Prostituierten in Kopenhagen, deren einzige Verbindung<br />

zur Außenwelt ihr Telefon ist. „The world we live in, is very<br />

wrong“, sagt Johnsen und kommentiert damit ihre Intention.<br />

Nicht so sehr politisch sei ihr Film, sondern vielmehr ein Appell<br />

an die Menschlichkeit. Ein Weckruf. Was sie als nächstes machen<br />

möchte, fragt Weng Holster. „Movies which touch people“,<br />

sagt Johnsen knapp und nippt an der Bowle. Die monotonen,<br />

elektronischen Beats kündigen nun den letzten Abschnitt des<br />

Abends an: Die Preisverleihung. Weng Holster bittet die Juroren<br />

auf die Bühne. Die Jury ist dreiköpfig. Sie setzt sich in diesem<br />

Jahr zusammen aus Boris Karadshew (Filmhochschule Moskau),<br />

Don Edkins (Day Zero Film Productions, Südafrika) und Sigrid<br />

Dyekjær (Tju Bang Film, Dänemark). „Making documentaries is<br />

not business. It’s a challenge!“, sagt Karadshew. Doch die Arbeit<br />

in der Jury ist nicht weniger Herausforderung: Einen Monat lang<br />

habe die Jury über den Einsendungen gesessen. Nur 18 Filme<br />

durften in den Wettbewerb. Dementsprechend hoch die Ansprüche<br />

an die jungen Dokumentarfilmer. „Kritisch ihrer Umwelt gegenüber<br />

sollen sie sein, im Lokalen das Globale einfangen, die<br />

Oberfläche durchdringen. Sie sollen Dokumentarfilm als Kunst<br />

verstehen und dennoch ihre Verantwortung dem Publikum gegenüber<br />

nicht vergessen“, so Karadshew. Die Jury sucht nach<br />

Innovation. Nach jungen Künstlern, die mutig und selbstständig<br />

ihren Stil entwickeln. Nach einem Monat stehen die 18 Filme aus<br />

13 Ländern für den Wettbewerb fest. Eine Woche lang hatte das<br />

Publikum Zeit, sich die Werke anzusehen. Nun sind es nur noch<br />

wenige Minuten bis der diesjährige Gewinner feststeht. Karadshew<br />

erzählt weiter. Aus diesen 18 Filmen drei zu nominieren,<br />

das sei nochmals ein nervenaufreibender Kraftakt gewesen. Um<br />

dann den endgültigen Gewinner zu ermitteln, habe sich die Jury<br />

eingeschlossen. Drei lange Tage und Nächte. Zwischen Kaffee<br />

und Wein, zwischen Streit und Genuss, zwischen Lachen und<br />

Tränen schwankend.<br />

Für mehr ‚Academy Award-Gefühl‘ wird nun ein Umschlag gezogen.<br />

Eine kurze Kunstpause. Selbst der Mac und sein Besitzer<br />

sind still. „Someone like you“ gewinnt an diesem Abend neben<br />

den Herzen der Zuschauer auch den Nachwuchsförderpreis.<br />

Applaus, Blitze, Blumensträuße, Beats. Weng Holster verabschiedet<br />

sich. Die Bowle ist aus, wir gehen nach Haus? Keineswegs:<br />

Im Foyer ist Party. Elektronische Tanzmusik. Die Bässe wummern<br />

durch die Wände des Kinosaals. Die Nacht ist noch jung.<br />

Tanzen kann man später. Im CineStar werden nun alle 18 Filme<br />

des Talente-Wettbewerbs noch einmal gezeigt. Ich lehne mich in<br />

meinem Sessel zurück und begreife mit jeder Filmminute mehr,<br />

was Karadshew meinte, als er von Kunst sprach. n<br />

Reportagen<br />

11


nKontrovers<br />

12<br />

Mauerbau: Die neue olympische Disziplin<br />

Das Tor nach China öffnet<br />

sich weit. Dahinter die Verbo-<br />

tene Stadt, gleich darauf die<br />

Chinesische Mauer. Schon die<br />

ersten Sekunden des Bewer-<br />

bungsvideos für Olympia<br />

2008 versinnbildlichen dem<br />

kritischen Blick den ge-<br />

spaltenen Geist Chinas, denn<br />

trotz der Garantie auf freie<br />

Medienberichterstattung wäh-<br />

rend der Spiele wird seitens<br />

der Regierung alles getan,<br />

um die Mauer aus medialer<br />

Selbstinszenierung, Zensur<br />

und Vertuschung aufrechtzu-<br />

erhalten.<br />

Von Franziska Steffen<br />

Wenn ein Staat von 169 Ländern den 163. Platz in der<br />

„Rangliste der Pressefreiheit“ belegt, klingt das alarmierend.<br />

In den Ohren der Kommunistischen Partei, welche<br />

China seit 1949 führt, klingt die aktuelle Einschätzung<br />

der Reporter ohne Grenzen wahrscheinlich eher wie<br />

Musik. In der Verfassung des ‚Einparteienstaates‘ heißt<br />

es zwar in Artikel 35, dass alle Bürger die Freiheit der<br />

Rede und der Publikation besitzen, aber gleichzeitig besagt Artikel 54, dass man<br />

„die Ehre und die Interessen des Vaterlandes“ zu verteidigen habe. So bemühen<br />

sich denn auch die Medien unter freundlicher Anleitung der Partei lediglich das<br />

zu veröffentlichen, was der harmonischen Existenz der Gesellschaft zuträglich ist.<br />

Kritik können sich nur ausländische Journalisten leisten.<br />

Anpfiff: Olympia soll Medien liberalisieren<br />

Die Medien werden jegliche Freiheit für die Berichterstattung haben, wenn China<br />

die Olympischen Spiele bekäme, sagte Wang Wei, der Generalsekretär des Pekinger<br />

Bewerbungskomitees 2001 und überzeugte damit das Internationale Olympische<br />

Komitee. Seither hat sich in China einiges getan. Immerhin 60 Prozent der vom<br />

Foreign Press Club of China befragten Reporter haben 20<strong>07</strong> keine Behinderungen<br />

bei der Arbeit gehabt, die Informationsbereitstellung von offizieller Seite habe<br />

sich erheblich verbessert. Zum Beispiel gebe es jetzt bei Pressekonferenzen immer<br />

englische Übersetzer. Auch seien die lokalen Autoritäten eher gewillt zu helfen<br />

als früher und würden weniger Gewalt anwenden. Doch es bleibt noch ein langer<br />

Mängelkatalog: Der Zugang zu Brennpunkten wie Tibet ist nach wie vor stark<br />

beschränkt; Reporter müssen weiterhin mit Verhaftungen, Kontrollen<br />

und Durchsuchungen rechnen; es werden anhaltende Einschüchterung<br />

von Zeugen und Kontaktpartnern sowie die Behinderung<br />

der chinesischen Medien beklagt. An Letztere war Wang<br />

Weis Versprechen ohnehin nicht gerichtet. Das Einzige, was<br />

in chinesischen Zeitungen stimme, sei das Datum, so die öffentliche<br />

Meinung der Chinesen über die Lage im Land. Und<br />

obwohl Zeitungsredakteure ausländischen Journalisten gegenüber<br />

gern erzählen, es gäbe keine Zensur in ihren Blättern, berichten<br />

Mitarbeiter kleiner Lokalblätter, wie es wirklich funktioniert. „Die<br />

Schere ist immer in unserem Kopf“, sagt auch Wang Xiaoshan, ehemals<br />

leitender Kulturredakteur der Neuen Pekinger Zeitung in<br />

einem Interview mit der ZEIT. Man habe bereits ein Gefühl dafür<br />

entwickelt, was man besser nicht schreiben sollte. Die Entwicklung<br />

dieses Gefühls wird durch Anweisungen von oben<br />

gern gefördert. Und sollte das nicht helfen, hagelt es saftige<br />

Geldstrafen, Entlassungen und Haft. Wang Xiaoshan ist nicht<br />

umsonst ein Ehemaliger.<br />

Die KP meint, Maßregelungen seien gerechtfertigt, denn die Aufgabe<br />

der Partei sei es schließlich, den Staat und seine Bürger zu<br />

schützen. Gerade Olympia ist ein wunderbarer Vorwand, um<br />

die Daumenschrauben anzuziehen. Die Pekinger Stadtpolizei<br />

kündigte am 8. Mai <strong>2006</strong> an, mittels ‚Umerziehung durch<br />

Arbeit‘ die Stadt bis zu den Olympischen Spielen säubern<br />

zu wollen. Außerdem startete die KP von August bis Oktober<br />

20<strong>07</strong> eine Offensive gegen die Medien. Es gehe


lediglich darum, „illegale Berichterstattung und die Verbreitung<br />

falscher Nachrichten zu unterbinden“, erklärte der Direktor der<br />

Presse- und Publikationsverwaltung Liu Binje, um ein „gesundes<br />

und harmonisches Umfeld“ zu schaffen.<br />

Offensive: Chinas Bürger machen mobil<br />

Doch der Kampf geht in die nächste Runde. Chinas Bürger machen<br />

mobil: Von 1,3 Milliarden Chinesen besitzen 600 Millionen<br />

ein Handy und seit dem Jahr 2000 ist die Rate der Internetzugänge<br />

von 17 auf 163 Millionen gestiegen. Wenn den eigenen<br />

Medien misstraut wird, dann besorgt man sich seine Informationen<br />

von der anderen Seite der politischen Mauer, im Ausland.<br />

Die Bevölkerung beweist den Willen, up-to-date zu sein. 27 Prozent<br />

der Internetnutzer lesen regelmäßig Weblogs, was nur noch<br />

die Japaner und Südkoreaner häufiger tun; und die chinesische<br />

Sprache ist mit zehn Prozent am dritthäufigsten in der Blogwelt<br />

vertreten. Kein Wunder, denn 19 Prozent der Chinesen schreiben<br />

gleich selbst. Und da findet sich neben Kochrezepten, Urlaubsberichten<br />

und Babyfotos der eine oder andere Artikel, den die<br />

Regierung am liebsten in den Weiten des WWW für immer verschwinden<br />

lassen würde.<br />

Gegenoffensive: Mauerbildung<br />

„Good luck. That‘s sort of like trying to nail Jell-O to the wall“,<br />

mokierte sich Bill Clinton anno 2000 noch über den Gedanken,<br />

das Internet kontrollieren zu wollen. Jetzt wird das<br />

Gegenteil bewiesen. Mit Hilfe ausländischer Firmen<br />

wie Microsoft, Google und Yahoo! hat<br />

die Regierung ein seit 2005 aufgerüstetes<br />

Filtersystem installiert, in Anlehnung an das<br />

chinesische Machtsymbol ‚great firewall‘ genannt,<br />

das verdächtige Inhalte nicht darstellt,<br />

Zugänge sperrt oder Seiten ganz löscht. Die Chinesen<br />

hoffen nun, dass die virtuelle Mauer es der<br />

steinernen gleich tut, denn das imposante chinesische<br />

Monument hat ausländische Aggressoren nie<br />

wirksam abwehren können.<br />

Weitere Maßnahmen folgten: Auch die großen chinesischen<br />

Internetanbieter üben sich in Selbstzensur,<br />

Blogger müssen sich in Foren genauso<br />

mit ihrem Namen registrieren wie Benutzer<br />

im Internet-Café. Es ist sogar<br />

angedacht, nur mit namentlicher Anmeldung<br />

überhaupt auf das Internet<br />

zugreifen zu können, das sowieso nur<br />

durch wenige große Gates läuft, um besser<br />

filterbar zu sein. Internationale Hilfe wird<br />

auch in Zukunft nicht versagt werden.<br />

„Wir sind davon überzeugt, dass das Internet<br />

auf Offenheit basiert…“ formulierte<br />

Yahoo! in seinen Grundsätzen, doch im Fall<br />

China scheinen andere Maßstäbe zu gelten.<br />

Das Unternehmen gab Kontaktdaten an die<br />

Behörden heraus, die zur Ergreifung des Journalisten Shi-Tao<br />

führten, der angeblich Staatsgeheimnisse preis gab, als er in einer<br />

E-Mail mündliche Anweisungen der Behörden an die Presse<br />

zusammenfasste. Auch Google behauptet „Unseren Endnutzern<br />

zu dienen, […] bleibt unsere oberste Priorität.“ Mehrere Millionen<br />

Chinesen können über diesen Satz nur lachen. Die Firmen<br />

werden weiterhin nach der Pfeife der chinesischen Machthaber<br />

tanzen. Sie berufen sich darauf, dass einige ihrer Server in China<br />

stehen und daher chinesischem Recht unterliegen. Ein Rückzug<br />

wäre ein zu großer Gewinnverlust!<br />

Zwischen 50 und 100 Menschen, die im Internet Kritik geäußert<br />

haben, sollen sich nach Angaben von Amnesty International<br />

in chinesischen Gefängnissen befinden. Ihnen drohen genauso<br />

wie Shi-Tao zehn Jahre Haft. Dabei sieht die Polizei durchaus<br />

Ausländische Firmen beteiligen sich an der<br />

Unterdrückung der Medienfreiheit.<br />

ein, dass die Weiten des Web 2.0 zu Fehlern verleiten können.<br />

Vorbeugend taucht ab September 20<strong>07</strong> alle halbe Stunde auf<br />

dem Bildschirm eines jeden Internetnutzers eine Comicfigur in<br />

Polizeiuniform auf, die vor den Gefahren des Internets warnt.<br />

Chinas Staatschef Hu Jintao bestätigt, was anderen schon lange<br />

schwante: Die Kontrolle des Internets hat in China Priorität.<br />

„Whether or not we can actively use and effectively manage the<br />

internet […] will affect national cultural information security and<br />

the long-term stability of the state.“ Daher sei es notwendig, das<br />

Internet zu säubern.<br />

Zielgerade: Wer gewinnt?<br />

Doch die Chinesen scheinen sich vom Staat nicht schützen lassen<br />

zu wollen, mit neuen Techniken und Verfahren schlüpfen<br />

immer mehr linienuntreue Beiträge durch die virtuelle Mauer.<br />

So wie der Bericht, in dem der Direktor der Presse- und Publikationsverwaltung<br />

Liu Binje gesagt haben soll, es solle eine<br />

Datenbank über alle Berichte von ausländischen Journalisten<br />

geben, die über China und die Olympischen Spiele schreiben.<br />

Was eine Überwachung der Journalisten von chinesischer Seite<br />

implizieren würde. Die Regierung dementierte, die Öffentlichkeit<br />

glaubte kein Wort.<br />

China hat in Sachen Medienfreiheit allemal noch einen langen<br />

und steinigen Weg zu gehen. Bei den Spielen 2008 könnte das<br />

Land beweisen, dass es immerhin schon bis zur Türschwelle vorgedrungen<br />

ist. Doch die Welt glaubt nicht so recht daran, dass<br />

China die Tür überhaupt aufstoßen will. Die Kritik von Robert<br />

Ménard, Generalsekretär von Reporter ohne Grenzen, steht stellvertretend<br />

für viele: „Die chinesischen Behörden haben die Spiele<br />

in Geiselhaft genommen.“ Am Kampf um olympisches Gold nehmen<br />

diesmal alle Teil: Während China den Mauerbau zur neuen<br />

‚olympischen Disziplin‘ erhebt, trainieren die ausländischen Journalisten<br />

bereits ungeduldig, um Chinas Barrieren mit Stift und<br />

Kamera zu erstürmen. Es werden nicht nur in sportlicher Hinsicht<br />

spannende Spiele werden. n<br />

Kontroversn<br />

13


nKulturbeute<br />

14<br />

Von Theresa Augustin<br />

Großes Kino gehört zum Programm<br />

Vier Kinos präsentieren dem Halleschen Publikum<br />

Filme jenseits des Mainstreams<br />

Der Grundstein für die Programmkinoszene in Halle<br />

wurde mit der Eröffnung des Klubkino 188 im Jahr<br />

1986 gelegt. Das Programm widmete sich hier dem<br />

„Film als Kunstform“ und bot eine Alternative zum<br />

Mainstream-Kino. Nach 15-jährigem Bestehen musste es allerdings<br />

wegen finanzieller Engpässe und der zunehmenden<br />

Konkurrenz durch weitere Programmkinos schließen. Doch es<br />

hinterließ Spuren in der Kulturlandschaft Halles und prägte<br />

mehr als einen der jetzigen Kinobetreiber. Heute gibt es in der<br />

Saalestadt vier Programmkinos. Jedes ist ganz individuell, so<br />

dass für alle Filmliebhaber etwas dabei ist. Doch eines haben<br />

alle Kinobetreiber gemeinsam: Die Leidenschaft für Filme.<br />

Das Minikino La Bim ist das älteste noch bestehende Programmkino<br />

und zugleich das ‚trashigste‘. Nach dem Fall der<br />

Mauer wurden hier auch die Grenzen des üblichen Unterhaltungskinos<br />

gesprengt. Einige begeisterte Cineasten gründeten<br />

den La Bim e. V. und gestalteten die ehemalige Druckerei in<br />

ein kleines Kino um. Die Betreiber beschreiben es auf ihrer Internetseite<br />

als Raum für Filme abseits des breiten Geschmacks,<br />

der in den großen Multiplexkinos bedient wird. Friedemann<br />

Fahnenbruck, ein langjähriges Vereinsmitglied, erzählt: „Das<br />

Programm wird monatlich von ein bis zwei ehrenamtlichen<br />

Mitarbeitern gestaltet, so dass es jeden Monat eine ganz persönliche<br />

Note bekommt.“ Aus diesem<br />

Grund könne momentan keine La Bimtypische<br />

Schiene gefahren werden. Die<br />

Mitarbeit Freiwilliger ist also gefragt,<br />

um ein spannendes Programm liefern<br />

zu können!<br />

Zwei weitere Programmkinos bekam<br />

Halle 2000: Das LUX und das Zazie.<br />

Wolfgang Burkard, ehemaliger Mitarbeiter<br />

im 188, und Torsten Raab, ehemaliges<br />

Mitglied des La Bim, eröffneten<br />

das LUX am Zoo. Das heute größte<br />

Programmkino der Stadt besticht<br />

unter anderem durch seine Vorfilme,<br />

Filmreihen verschiedenster Couleur<br />

wie den „Funky LUX“ und ist außerdem<br />

Spielstätte für das internationale<br />

Kurzfilmfestival „Short Moves“. Mittlerweile<br />

ist das PUSCHKINo als kleinerer<br />

Ableger hinzugekommen. Burkard<br />

sieht im Programmkino eine Nische,<br />

unbekannte, ungewöhnliche Filme zu<br />

zeigen. „Filme sind schließlich auch<br />

Das Kino Zazie in der<br />

Kleinen Ulrichstraße<br />

ein Tor zu fremden Welten.“ Und ein eben solches öffnete<br />

auch Jeannette Schlotting, ebenfalls frühere Mitarbeiterin im<br />

188. Sie verwirklichte mit dem Zazie ihren Traum eines besonderen,<br />

eigenen Lichtspielhauses. „Im Kino kann man einfach<br />

mal den grauen Alltag vergessen und träumen.“ Diese Träume<br />

teilt sie nun mit dem Halleschen Publikum. Das französische<br />

Filme sind ein Tor zu fremden Welten!<br />

Flair des Zazie fand sich anfangs dominant im Programm wieder.<br />

Heute legt die Geschäftsführerin auch Wert auf ‚exotische‘<br />

Filme aus Spanien, Italien und Mexiko. Sie bevorzugt zudem<br />

Originalfilme mit Untertitel. Ein weiterer kleiner Leckerbissen<br />

sind die Filmforen „Selbstgedrehtes“ und „co-produced“, die<br />

den MuK-Studierenden ein Begriff sein dürften.<br />

Sicher stehen die Halleschen Programmkinos in einer gewissen<br />

Konkurrenz zueinander, doch La Bim-Mitstreiter<br />

Fahnenbruck meint, dass sei Quatsch. „Erst das Reden, Vergleichen<br />

und Fachsimpeln über Film und Kino lässt eine Szene<br />

wie diese entstehen und bringt sie dazu, sich weiterzuent-<br />

wickeln.“ Und die Programmkinoszene kann sich wirklich<br />

sehen lassen. Egal, ob<br />

La Bim, LUX, PUSCHKINo oder Zazie,<br />

jedes Kino bietet seinem Publikum<br />

in einem gemütlichen Ambiente<br />

eine Alternative zum rein<br />

kommerziell orientierten ‚Popcornkino‘<br />

und verzichtet auf die großen<br />

Hollywood-Blockbuster. Stattdessen<br />

zeigen die Betreiber beispielsweise<br />

Independentproduktionen, Low-<br />

Budget-Filme, Klassiker, alte DEFA-<br />

Schinken, Dokus, Arthouse-Filme<br />

und vieles mehr, was anderswo nicht<br />

auf die Leinwand projiziert wird. Das<br />

Programm ist bunt und facettenreich.<br />

Man bekommt Regionales und Internationales,<br />

Zartes und Brutales,<br />

Altes und Neues zu sehen und lässt<br />

sich schnell vom Enthusiasmus der<br />

Kinobetreiber anstecken. Das Tor<br />

zu den fremden Welten öffnet sich<br />

gemeinsam mit dem Vorhang. Man<br />

muss nur noch eintreten und sich<br />

treiben lassen. n


Handyexhibitionisten<br />

Von Anke Dreißigacker<br />

Gefüllte Paprikaschoten! Die wird mein Nachbar aus dem Zugabteil<br />

heute zu Abend essen. Darüber hinaus weiß ich, was er am<br />

kommenden Wochenende unternehmen wird und wie unkollegial<br />

sein Arbeitskollege Martin ist.<br />

Eigentlich will ich mich in der Zugwelt mit ihren monotonen<br />

Fahrgeräuschen vergraben und dabei ganz in meiner Lektüre<br />

versinken. Doch es ist mir nicht vergönnt. Bereits nach<br />

zwei Seiten ertönt im Wagon lautstark Shakira. Auf einer<br />

‚Pene tranz- und Nervigkeitsskala‘ macht das einem plärrenden<br />

Kind redlich Konkurrenz, wobei ich da eher noch Mitgefühl<br />

für die Mutter oder wahlweise das Kind entwickeln kann.<br />

Na ja.<br />

Nach wildem Suchen, Zerren und Ziehen fingert mein Nachbar<br />

endlich sein Mobiltelefon aus der Rucksacktasche und würgt<br />

den Popsong ab. Es ist Schnucki am Telefon. Mein Nachbar<br />

wird wohl ungefähr 9,25 Minuten zu spät dran sein. Ich finde,<br />

da kann Schnucki schon mal beunruhigt zum Telefonhörer<br />

greifen und nachfragen, wo sich ihr Liebster denn herumtreibt.<br />

Geschickt wird Schnucki durch Säuseleien, das Tagesgeschehen<br />

und die ausführliche Diskussion übers Essen beschwichtigt. So<br />

lerne ich wenigstens noch nützliche Verhaltensmethoden bei<br />

Beziehungsunstimmigkeiten. Na bitte.<br />

Hanna, 22: „Ohne Worte“ — Eine Vorlesung, sechs Stimmungen<br />

Ein Hoch auf die Handyexhibitionisten, die einen an ihrem breiten<br />

Wissen teilhaben lassen. Und darauf ist Verlass. Ob nun im<br />

Café, Restaurant oder in der Bibliothek, das Handy ist stets griffbereit<br />

und eines hört man eigentlich immer irgendwo schellen<br />

oder surren. Manchmal frag’ ich mich ernsthaft, ob ich mich des<br />

Geräusches irre und mir stattdessen mit Mitte 20 schon einen<br />

respektablen Tinnitus angelacht habe. Was soll’s, zu einer überzeugenden<br />

Selbstdarstellung braucht man schließlich das neueste,<br />

kleinste und schrillste Handy überhaupt. Hören und gehört<br />

werden. Wer ist man denn sonst? Und wieder klingelt es in meiner<br />

Nähe. Doch diesmal bin ich es, die hektisch in ihrer Tasche<br />

wühlt und sich entschuldigend umsieht. „Ja? – Bin noch in der<br />

Bahn. – Was gibt’s zu essen? – Schnitzel!“ n<br />

Die Kunst des Mitschreibens…<br />

Zusammengestellt von Andrea Pinkwart und Kim Busch<br />

Victor, 24: „Gedankenranken“ — …looks like BWL to me<br />

[Fortsetzung auf S. 29]<br />

Meinungn<br />

15


nIndoor<br />

16<br />

Pimp my Uni<br />

Das MuK-Institut hilft dem Image der MLU auf die Sprünge<br />

Von Sophie Ehrenberg<br />

Halle hat weit<br />

mehr zu bieten<br />

als die Händel-<br />

Festspiele für<br />

Klassikliebhaber. Gerade<br />

für Studierende gibt es in<br />

der Saalestadt abwechslungsreiche<br />

kulturelle<br />

Möglichkeiten und zahlreiche<br />

Gelegenheiten, die<br />

knappe Freizeit sinnvoll<br />

zu nutzen. Um den Bekanntheitsgrad<br />

der MLU<br />

zu vergrößern und die<br />

Vorzüge für Studieninteressierte<br />

darzustellen, gibt es seit Januar<br />

einen Imagefilm der Uni. Gemacht wurde er von Mitarbeitern<br />

des MuK-Instituts.<br />

Den Auftrag für die Produktion hat Katrin Rehschuh, Leiterin<br />

der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit und Referentin des Rektors,<br />

an das MuK-Institut weitergeleitet. Der Film hat das Ziel „die<br />

Das breite Spektrum der Uni und das attraktive<br />

studentische Leben darstellen.<br />

lange Tradition mit dem Modernen zu verbinden“. Deshalb enthält<br />

er viele Impressionen von der Saalestadt und ihren Studienbedingungen.<br />

„Das Grundkonzept besteht darin, das breite<br />

Spektrum der Uni und das attraktive studentische Leben<br />

hier darzustellen“, erklärt Manja Rothe, wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin am Institut. Umgesetzt in ein Drehbuch wurde<br />

das Konzept von Prof. Gerhard Lampe nach den Vorgaben<br />

von Katrin Rehschuh. Weil der Film fast ausschließlich von<br />

Mitarbeitern des MuK-Instituts erarbeitet wurde, haben die<br />

Arbeiten am Imagefilm mehr als ein halbes Jahr gedauert.<br />

Thomas Knebel und einige Studierende waren für die Kameraarbeit<br />

verantwortlich. Manja Rothe kümmerte sich um<br />

die Regie, den Schnitt sowie das Layout. So hat die Uni<br />

viel Geld gespart und die Arbeit an Personen abgegeben,<br />

die sich mit dem Thema auskennen und identifizieren.<br />

„Unsere Aufgabe bestand darin, Bewegung in<br />

die vorgeschlagenen Bilder zu bekommen“,<br />

so Prof. Lampe. Da wurde der<br />

Campus in der Innenstadt kurzerhand<br />

zum Hauptdarsteller des Films: Historische<br />

und moderne Gebäude auf einem<br />

Fleck, Treffpunkt für Studierende und unmittelbar daneben die<br />

juristische Bibliothek als Paradebeispiel für eine gute Lektürestätte.<br />

Die Zuschauer werden mit dem Innenleben des Gebäudes<br />

vertraut gemacht und man saust mittels Kamerafahrt<br />

flink durch die vielen mit Büchern gefüllten Etagen. Außerdem<br />

lernen sie die „Leuchttürme“ der Forschung kennen, wie<br />

Prof. Lampe die erfolgreichen Existenzgründungen im Anschluss<br />

an wissenschaftliche Projekte der Uni bezeichnet. Da<br />

begegnen einem Ehemalige, die von ihrem Start ins Berufsleben<br />

erzählen oder engagierte Dozenten, die den zukünftigen<br />

Wissenschaftlern an einem metallischen Ungetüm die neuesten<br />

Erkenntnisse erklären.<br />

Auch die Freizeitmöglichkeiten und das studentische Leben<br />

kommen nicht zu kurz. Man sieht ein paar Jungs beim Federballspielen,<br />

schaut einem Pärchen beim Paddeln zu und erlebt<br />

einen gemütlichen Kochabend in einer Studentenbude. Junge<br />

Leute liegen auf der Peißnitz und genießen die Sonne, spielen<br />

mit ihren kleinen Kindern oder treffen sich mit Freuden in der<br />

„Kleinen Uli“ auf ein Bier. „Wir wollten die Stadt mit ihren<br />

attraktiven Bedingungen darstellen“, schildert Prof. Lampe<br />

die Intention der Bilder. Ein Imagefilm sei schließlich Reklame.<br />

Gezeigt werden soll der 15-minütige Streifen auf Messen,<br />

Auslandsreisen der Professoren und bei anderen öffentlichen<br />

Veranstaltungen. „Deshalb ist es ganz wichtig, dass er auch<br />

ohne Ton funktioniert“, erklärt Prof. Lampe. Die Gesichter und<br />

Gebäude müssen für sich selbst sprechen, das sei die Schwierigkeit<br />

gewesen. Das Resultat ist ein facettenreicher Film, der<br />

eine gute Werbung für unsere Uni darstellt und so hoffentlich<br />

unserem Image ein bisschen auf die Sprünge hilft. n


Von Sophie Ehrenberg<br />

Der Ton macht den Film<br />

MuK-Studierende kooperieren mit Animationszeichnern<br />

Kinosaal des MMZ, Juli 20<strong>07</strong>: Der silberne Vorhang hebt<br />

sich und es herrscht gespannte Stille. Das Mädchen vor<br />

uns kämmt ihr wallendes Haar. Aus den singenden Vögeln<br />

ihres Gartens werden schreiende Möwen und ihre<br />

Lockenmähne verwandelt sich in ein Wellenmeer. Plötzlich fährt<br />

ein Schiff vorbei. Die Wellen schlagen rauschend dagegen. Es<br />

verschwindet am Horizont und das Mädchen wendet sich wieder<br />

ihrem Haarschopf zu.<br />

Mit dem Sounddesign „ihres“ Films über das Mädchen, das sich<br />

vor dem Spiegel in einer Fantasiewelt verliert, ist Jana Fähling<br />

nach der Premiere zufrieden. Sie ist eine von zehn MuK-Studierenden<br />

im zweiten Semester, die bei der Vertonung der Filme<br />

der European Animation Masterclass, kurz EAM, mitgewirkt<br />

haben. Anfangs war sie nicht so optimistisch: „Ich habe mich<br />

gefragt, ob ich der Herausforderung gewachsen bin und ob ich<br />

das überhaupt schaffe.“ Doch bei ihr ist alles gut gegangen. Ein<br />

paar ihrer Kommilitonen allerdings vermissten bei der Premiere<br />

wichtige Soundelemente in ihrem vertonten Film, einer wurde<br />

versehentlich sogar ohne Ton gezeigt.<br />

Jeder Studierende hat sich im Laufe des Sommersemesters 20<strong>07</strong><br />

um einen der Filme gekümmert. Am Anfang stand das Suchen<br />

nach passenden Geräuschen und Soundelementen, diese wurden<br />

dann exakt an die jeweilige, immer wieder aktualisierte, Szene<br />

angepasst. Vier Monate dauerte deshalb die Vertonung in enger<br />

Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Zeichner des Films – ein<br />

gutes Beispiel für eine praxisnahe, firmenübergreifende und internationale<br />

Verbindung innerhalb des MMZ.<br />

„Halle ist ein Medienstandort und es gibt so viele<br />

interessante Projekte, von denen man leider viel zu<br />

wenig mitbekommt.“<br />

Prof. Golo Föllmer hatte Jana Fähling und ihre Kommilitonen<br />

für die Geräusch- und Musikgestaltung gewinnen können. Sie<br />

entschieden sich im Rahmen des Moduls „Grundlagen der Mediengestaltung“<br />

dafür, das Sounddesign als Projektarbeit zu erstellen.<br />

Dank des gestalterischen Freiraums konnten sich die Zweitsemester<br />

ausprobieren und so neue Erfahrungen machen. „Ich<br />

hatte Spaß bei der Vertonung, habe viel gelernt und kann dank<br />

dieses Projektes etwas Eigenes vorzeigen“, sagt Jana Fähling.<br />

Alle Beteiligten bekamen durch diese Kooperation mit der EAM<br />

außerdem die Möglichkeit, in Bereiche und Firmen des MMZ<br />

zu schauen, von denen sie bisher wenig wussten: „Halle ist ein<br />

Medienstandort und es gibt so viele interessante Projekte, von<br />

denen man leider viel zu wenig mitbekommt. Wir hatten nun die<br />

Chance, eines davon kennen zu lernen“, so die Studentin.<br />

Jana Fähling (links), Franziska Steffen (hinten)<br />

und Julia Leupold (rechts) waren bei der Vertonung der<br />

EAM-Projekte im Sommersemester dabei.<br />

Zustande gekommen ist die Zusammenar beit durch Kontakte<br />

von Prof. Gerhard Lampe zu Mitarbeitern der Halle Academy. Er<br />

sieht das MMZ als „Haus mit vielen Bewohnern“, die zahlreiche<br />

Möglichkeiten für praktische Ein blicke schaffen. Die Kooperation<br />

wird von ihm daher als „Brücke in den Beruf“ verstanden.<br />

Schließlich gehe es darum, die Studierenden nach Ende des Studiums<br />

einmal erfolgreich in die Wirtschaft zu entlassen. Die EAM<br />

konnte Prof. Lampe zunächst für Theoriestunden über Filmgeschichte<br />

und Dramaturgie gewinnen. Anschließend half er den<br />

Zeichnern beim Erstellen der einzelnen Konzepte. Die Idee, auch<br />

Studierende mit einzubeziehen, verbindet „das Angenehme mit<br />

dem Nützlichen, so dass Vorteile auf beiden Seiten entstehen<br />

konnten.“<br />

Die Animationszeichner hatten durch diese Arbeitsteilung den<br />

Vorteil, sich nicht noch um die Geräusche ihrer Filme kümmern<br />

zu müssen. „Es wurde bis zuletzt an den Animationen gearbeitet<br />

und wir sind froh, dass die MuK-Studierenden uns bei<br />

der Vertonung entlastet haben“, so Supervisor Lutz Garmsen,<br />

der für die künstlerische Leitung der EAM zuständig ist. Eine<br />

der zehn Kreativen ist die Grafikerin Annika Huskamp. Auch sie<br />

empfand die Zusammenarbeit als durchgehend positiv: „Ich bin<br />

angenehm überrascht vom dem Ergebnis. Ich kenne mich nämlich<br />

überhaupt nicht mit dem Sound aus.“ Über den Erfolg der<br />

Kooperation sind sich alle Mitwirkenden einig. „Die Zusammenarbeit<br />

muss unbedingt weiter ausgebaut werden“, so Prof. Lampe.<br />

Da kann sich Lutz Garmsen nur anschließen: „Das ist eine<br />

ganz spannende Geschichte und ich hoffe, dass die Idee nicht<br />

aufgegeben wird.“ n<br />

Indoorn<br />

17


nOutdoor<br />

18<br />

Von Katja Müller<br />

„Ich fühlte mich sehr ernst genommen.“<br />

Kontraste und andere Erfahrungen<br />

Wer aufmerksam Aushänge liest und dann einfach in die Puschen kommt, dem fehlt letztlich<br />

nur noch ein wenig Glück. Dann klappt es auch mit einem Praktikum beim öffentlichrechtlichen<br />

Fernsehen. Wer daran zweifelt, kann Frederike Pauli fragen. Die 24-jährige MuK-<br />

Studentin war für einige Wochen Mitglied der ZDF-„heute-journal“-Redaktion und blickte<br />

anschließend hinter die Kulissen des ARD-Magazins „Kontraste“.<br />

Mit Frederike Pauli treffe ich mich in<br />

der „Tulpe“ am Uniplatz. Es ist bereits<br />

18 Uhr und in einer Stunde will uns<br />

das hiesige Personal verschwunden<br />

wissen. „Ich könnte viel länger erzählen“,<br />

sagt sie und verdrückt noch<br />

schnell einen Muffin gegen ihr Magenknurren.<br />

Dann berichtet sie einfach drauf los und noch immer<br />

hört man die Begeisterung deutlich aus ihren Worten heraus.<br />

Dass Frederike Pauli ihre ersten praktischen Erfahrungen beim<br />

Fernsehen gleich bei einer der wichtigsten Nachrichtensendungen<br />

Deutschlands sammeln sollte, war freilich mit großer<br />

Freude für die MuK-Studentin im neunten Semester verbunden.<br />

Sechs Monate gingen nach ihrer Bewerbung<br />

beim „heute-journal“ ins Land und mit einer<br />

Zusage hatte sie nicht mehr wirklich gerechnet.<br />

Als diese dann Anfang des vergangenen<br />

Jahres doch ins Haus flatterte, hieß es Koffer<br />

packen und ab nach Mainz. Fünf aufregende Wochen standen<br />

ihr als Praktikantin in der Redaktion des „heute-journals“ bevor<br />

und viel Zeit zum Eingewöhnen blieb nicht.<br />

Schon gar nicht, um das riesige ZDF-Gebäude samt Gelände<br />

genauer zu erkunden. Ein kurzer Rundgang am ersten Tag<br />

musste genügen, denn danach nahm Pauli sofort an einer der<br />

viermal täglich stattfindenden Redaktionskonferenzen teil. „Da<br />

waren echt viele Leute“, erzählt sie. Zum ersten Mal erlebte sie<br />

dort mit, wie die Beiträge für das tägliche „heute-journal“ ausgewählt,<br />

geplant und umgesetzt werden. Beeindruckt war die<br />

24-Jährige vor allem vom Schwindel erregenden Zeitverständnis<br />

der Redaktionsmitglieder. Bei ständiger Reaktion auf aktuelle<br />

Änderungen der Nachrichtenlage, kommen Beiträge nicht selten<br />

erst Sekunden vor ihrer Ausstrahlung fertig geschnitten in<br />

die Regie, oder Moderatorinnen wie Marietta Slomka sprechen<br />

während des Abpuderns kurz vor Sendebeginn mal eben noch<br />

schnell einen Text ein.<br />

Mit ihren täglichen Praktikumsaufgaben kam Pauli jedenfalls<br />

sehr schnell zurecht. Sie übernahm Rechercheaufgaben, organi-<br />

sierte Drehorte und stellte nach genauer Beobachtung der Geschehnisse<br />

des Tages Infopakete mit den wichtigsten Themen<br />

für die Redakteure zusammen. „Dabei fühlte ich mich sehr ernst<br />

genommen“, sagt sie. Ihre eigene Meinung war gefragt und hinzukam<br />

die erfreuliche Erkenntnis, dass ‚Promis‘ wie Claus Kleber<br />

oder Gundula Gause weder mit Starallüren auftreten, noch<br />

in goldenen Kabinen sitzen. Ihr persönliches Highlight erlebte<br />

Wie komme ich an ein Praktikum beim ZDF?<br />

Voraussetzungen:<br />

a abgeschlossenes Grundstudium und erste jornalistische<br />

Erfahrungen<br />

Zeitraum:<br />

a Hospitationen sind das ganze Jahr über möglich<br />

Dauer:<br />

a in der Regel sechs bis acht Wochen<br />

(individuelle Vereinbarungen sind möglich)<br />

Bewerbung:<br />

a über die Praktikumsbeauftragte Dr. Ingrid Brück<br />

(Sprechstunde Donnerstag 14 bis 16 Uhr)<br />

Pauli schließlich am Ende ihrer Praktikumszeit, auch wenn der<br />

Hintergrund tragisch war. Sie bekam den Auftrag, am Frankfurter<br />

Flughafen ein Interview mit dem Regionalkoordinator der<br />

Deutschen Welthungerhilfe für Afghanistan, Theo Riedke, zu<br />

führen und wusste bis dato nur, dass ein deutscher Mitarbeiter<br />

der Organisation in Afghanistan ermordet wurde. Sie schnappte<br />

sich einen Kameramann und hatte erst unterwegs die Möglichkeit,<br />

sich genauer zu informieren und Fragen zu überlegen. Das<br />

Interview meisterte sie trotz einiger Aufgeregtheit sehr gut und<br />

erntete dafür viel Lob in der Redaktion.<br />

Vollblutjournalisten<br />

über die Schulter geschaut<br />

Ein halbes Jahr später ist Berlin die vorübergehende Heimat von<br />

Pauli. Ein weiteres Praktikum in Sachen Nachrichten-TV verschlug<br />

sie für zwei Monate in die Redaktion des ARD-Magazins<br />

„Kontraste“. „Das waren echt mal Kontraste“, zieht die Studentin<br />

den Vergleich zu ihren Erfahrungen beim „heute-journal“. Das<br />

investigative Magazin läuft nur alle drei Wochen über die Matt-


Frederike Pauli<br />

scheibe und deckt in polarisierender Art und Weise bestehende<br />

Missstände auf.<br />

Das ausgeprägte Gespür der dortigen Redakteure für brisante<br />

Themen empfand Pauli als besonders spannend. „Leute wie<br />

Roland Jahn oder Reinhard Borkmann sind wahre Vollblutjournalisten,<br />

die ihren Beruf aus tiefster Überzeugung<br />

ausüben“, erzählt sie. Genaueste Recherche und<br />

Überprüfung vorhandener Informationen bis ins<br />

kleinste Detail bilden den Fokus der Arbeit in der<br />

„Kontraste“-Redaktion. Die 24-Jährige durfte sich auch auf eigene<br />

Ideen stürzen und musste dabei feststellen, dass man nicht<br />

selten umsonst recherchiert. Dann nämlich, wenn einer Story<br />

einfach Hand und Fuß fehlen und sie deswegen nicht umgesetzt<br />

werden kann. Welche Geschichte überhaupt brisant genug ist,<br />

um gezeigt zu werden, entscheidet sich immer erst kurz vor der<br />

Sendung. „Wenn danach in der Presse etwas losgetreten wurde,<br />

Halles Radiosendung von Studenten<br />

für Studenten!<br />

Jeden dritten Montag im Monat heißt es: Regler auf für das, was den aufgeschlossenen<br />

Hallenser interessiert: Unipolitik, Wissenschaft, Aktuelles aus der<br />

Universitätsstadt Halle und alles rund ums studentische Leben.<br />

Die Sendung wird in studentischer Eigenverantwortung gestaltet und präsentiert<br />

sich in Magazinform, einer lockeren Mischung aus Beiträgen, Moderation<br />

und Musik.<br />

Jeder, der Lust hat auf Radiomachen,<br />

kann hier selbstverständlich mitgestalten.<br />

Bei Interesse einfach melden unter: info@unimono.de<br />

Kontakt: Prof. Dr. Golo Föllmer<br />

war das schon ein komisches Gefühl“, sagt Pauli. Die zahlreichen<br />

Reaktionen, die die „Kontraste“-Redaktion dann erreichen, seien<br />

freilich sehr gemischter Art, fügt sie hinzu.<br />

Schließlich kann sie auf zwei sehr lehrreiche und interessante<br />

Praktika zurückblicken. Wo es die Magisterstudentin mit den<br />

Nebenfächern Ethnologie und Germanistische Literaturwissenschaften<br />

später hinzieht, weiß sie<br />

noch nicht genau. Bestimmt dürfte ihr der Einblick<br />

in den Fernsehjournalismus einiges an Erkenntnis<br />

über ihre berufliche Zukunft gebracht haben. Nicht zuletzt, weil<br />

sie bereits vorher Erfahrungen im Print- und Radiojournalismus<br />

sammelte. Die Aushänge in der zweiten Etage des MMZ kann<br />

Pauli MuK-Studierenden nur empfehlen. „Es lohnt sich in jedem<br />

Fall“, sagt sie, und wer dort landet, wo sie war, kann sich zudem<br />

auf jede Menge Spaß und reichlich Begegnungen mit Mainzelmännchen<br />

gefasst machen. n<br />

Jeden 3. Montag im Monat, um19 Uhr, auf Radio Corax 95,9<br />

Outdoorn<br />

19


nEssay<br />

20<br />

Computerspiele:<br />

Aggressionsschürer oder bloßer Zeitvertreib?<br />

Peter sitzt mal wieder vorm PC – eigentlich wie jeden Tag um diese Zeit. Es ist zwölf Uhr<br />

mittags. Gerade ist er aufgestanden: Dieselben Klamotten wie gestern Abend, strähnige<br />

Haare, blasses Gesicht. Noch etwas schlaftrunken und mit mehreren Dosen eines Powerdrinks<br />

bewaffnet, steuert er zielstrebig auf seinen Computer zu. Nun kann er endlich wieder in seine<br />

Von Julia Leupold<br />

Welt voller Fabelwesen, Mythen und Heldentaten eintauchen…<br />

Computerspiele prägen unsere heutige Gesellschaft.<br />

Was mit „Tennis for two“ 1958<br />

als technischer Versuch an einer Universität<br />

begann, hat sich in den vergangenen fünfzig<br />

Jahren zu einer gigantischen Industrie mit<br />

eigener Spielkultur entwickelt. Dennoch wird<br />

immer wieder Kritik an Computerspielen und<br />

ihrer Wirkung auf den Einzelnen geübt: Sie seien gewaltverherrlichend<br />

und machten abhängig. Demgegenüber stehen die<br />

Spieler, die soziale Kontakte aufbauen und ihre eigenen Grenzen<br />

austesten wollen.<br />

Nachgewiesen werden konnte, dass Computerspiele<br />

die Aggressivität bei Kindern fördern und die Empathie<br />

herabsetzen.<br />

Eines scheint festzustehen: Exzessives Computerspielen ist<br />

nicht nur ein Problem der jüngeren Generation. Nahezu alle<br />

Altersschichten sind von diesem Trend betroffen. Dennoch ist<br />

ein durchschnittlicher Spieler auszumachen:<br />

Er ist männlich, zwischen 18 und<br />

23 Jahren alt und sitzt täglich bis zu acht<br />

Stunden vorm PC. Doch warum spielt er?<br />

Nach einem Artikel des Bundesverbandes<br />

der Verbraucherzentrale „Die Bedeutung<br />

der Computerspiele im Medienalltag von<br />

Kindern“ sind die Ursachen vielfältig. So<br />

führten vor allem der Aufforderungscharakter<br />

der Spiele sowie die Langeweile<br />

von Kindern und Jugendlichen zum Gebrauch<br />

von Computerspielen. Auch die Abfrage unterschiedlicher<br />

Fähigkeiten, wie Reaktionsschnelligkeit oder taktisches<br />

Geschick, und die Realisierung eigener Wunschträume über<br />

„elektronische Stellvertreter“ werden als Ursachen benannt.<br />

Wissenschaft: viele Studien – viele Ergebnisse<br />

Jessica Nicoll und Kevin M. Kieffer von der Saint Leo Universität<br />

beschäftigten sich mit der Frage, ob Computerspiele<br />

aggressives Verhalten fördern. Sie untersuchten die Forschungs-<br />

ergebnisse der letzten zwanzig Jahre und kamen zu folgendem<br />

Ergebnis: Durch brutale Computerspiele entstehen aggressive<br />

Verhaltensmuster. So ist bei Jugendlichen, die für kurze<br />

Zeit ein brutales Computerspiel nutzen, eine Steigerung des<br />

aggressiven Verhaltens gegenüber anderen Menschen zu<br />

beobachten. Auch Studien aus Deutschland kommen zu ähnlichen<br />

Ergebnissen. Psychologen der Ruhruniversität Bochum<br />

haben in einer aufwendigen Studie über einen Zeitraum von<br />

acht Monaten 153 Jungen und 127 Mädchen im Alter von<br />

acht bis vierzehn Jahren untersucht. Nachgewiesen werden<br />

konnte, dass Computerspiele die Aggressivität bei Kindern fördern<br />

und die Empathie herabsetzen. Somit scheint die negative<br />

Wirkung auf das Verhalten von Kindern bewiesen zu sein.<br />

Doch sind die Ergebnisse auch verallgemeinerbar?<br />

Brutale Spiele riefen zwar keine Aggressionen hervor, so Dr.<br />

Jürgen Fritz, Professor für Spiel- und Interaktionspädagogik<br />

an der FH Köln, in seinem Artikel „Fördern Computerspiele die<br />

Gewaltbereitschaft?“. Jedoch könnten sie bereits vorhandenes<br />

Aggressionspotenzial in aggressives Verhalten überführen. Außerdem<br />

ergäben sich bei Spielern Probleme im menschlichen<br />

Zusammenleben. Emotionen wie Mitgefühl<br />

oder Mitleid können zurückgedrängt werden,<br />

da der Spieler auf Verletzungen seines<br />

Gegners keine Rücksicht nimmt. Auch<br />

andere Wissenschaftler, wie Caroline Oppl<br />

von der Freien Universität Berlin, vertreten<br />

diese Auffassung: „Wir haben festgestellt, dass gewalttätige<br />

Computerspiele die Kinder nicht aggressiver<br />

machen, sondern dass aggressive Kinder zu gewalttätigen<br />

Computerspielen tendieren.“<br />

Fazit: Die Ergebnisse der Studien sind widersprüchlich. Somit<br />

scheint es schwierig, eindeutige und verallgemeinerbare<br />

Aussagen zur Wirkung von Computerspielen zu treffen. Die<br />

unüberschaubare Anzahl von Spielen macht es schwer, Kriterien<br />

zu definieren und zu entscheiden, welches Spiel auf<br />

wen wie wirkt. Auch die angewandten Methoden liefern keine<br />

repräsentativen Aussagen. Ein allgemeiner Konsens zwischen<br />

den Wissenschaftlern besteht zumindest darin, dass Computerspiele<br />

kurzfristig keine neuen Einstellungen schaffen. Dennoch<br />

können sie durchaus zur Stabilisierung und Verstärkung<br />

bereits vorhandener Dispositionen beitragen.


Spieler: Wettkampf und Teamwork<br />

Peter ist gerade bei Level 15. Eigentlich war er bereits vor ein<br />

paar Tagen bei Level 60 angelangt, doch dann packte ihn<br />

erneut der Ehrgeiz. Er will es noch einmal wissen und diesmal<br />

seine Gegner schneller und gezielter als jemals zuvor eliminieren.<br />

Doch auf Gewalt und das brutale Töten des Feindes<br />

kommt es gar nicht an, sagen Mitglieder des ‚E-Sports‘, diese<br />

Sportart werde oft verzerrt dargestellt. Das eigentliche<br />

Problem liege darin, dass der Ausdruck ‚Killerspiel‘ oft synonym<br />

für Computerspiele gebraucht werde. Nach Meinung<br />

der E-Sportler thematisierten die Medien oft nur die negativen<br />

Folgen des Gamings. Dabei sei der Wirkungszusammenhang<br />

zwischen realer und virtueller Gewalt nicht endgültig<br />

nachweisbar. Beim E-Sport gehe es nicht um zielgerichtetes,<br />

schnelles Töten des Gegners, sondern um Wettkampf und<br />

Teamwork.<br />

Eine positive Veränderung konnte die Branche durch verschiedene<br />

Berichte in den „Tagesthemen“ erfahren. Die Medien<br />

scheinen das Spielen mit Computern immer mehr als Sport<br />

„Spiele geben Kindern Halt durch eine heile Welt mit<br />

festen Regeln.“<br />

wahrzunehmen. Dennoch bleibt ein negativer Beigeschmack.<br />

Schaut man sich auf der Homepage von Electronic Arts (EA)<br />

Sports – dem weltweit größten Publisher und Entwickler von<br />

Computerspielen – um, so muss man mit Erschrecken feststellen,<br />

dass die negativen Aspekte des Gamings unter den Tisch<br />

gekehrt werden. Der dort veröffentlichte Artikel von Susanne<br />

Wiesmann „Kinder und interaktive Unterhaltung – Der Spielwert<br />

von elektronischen Spielen für Kinder“ thematisiert vorzugsweise<br />

die Aspekte Ermutigung, Kompetenzgewinn oder<br />

Herausforderung. Aussagen wie „Spiele geben Kindern Halt<br />

durch eine heile Welt mit festen Regeln“ sind hier vielfach zu<br />

finden. Das ist reine PR! Erschreckend: Negative Folgen exzessiven<br />

Spielens, wie beispielsweise der Realitätsverlust, werden<br />

zwar kurz angerissen, aber die Ursache nicht auf die Spiele<br />

zurückgeführt, sondern auf erzieherisches Versagen. Anhand<br />

solcher Artikel scheint es nicht verwunderlich, dass Computerspiele<br />

in Deutschland kulturell weiterhin ein Nischendasein<br />

führen. Ganz anders sieht die Situation in Südkorea aus. Hier<br />

hat sich im Laufe der letzten Jahre eine eigene Fankultur rund<br />

um Computerspiele und einzelne Spieler herausgebildet.<br />

Pro-Gamer: The New Generation<br />

Südkorea ist auf der Suche nach neuen Popstars. Doch die-<br />

se müssen keine besondere musikalische Begabung haben,<br />

sondern vielmehr zehn Stunden pro Tag vor dem Computer<br />

sitzen. Die Rede ist von sogenannten Pro-Gamern – hauptberufliche<br />

Computerspieler, die sich ganz der virtuellen Welt<br />

verschrieben haben. Der „StarCraft“-Spieler Lim Yo Hwan ist<br />

einer der bekanntesten Pro-Gamer der ersten Generation.<br />

Durch seinen Sieg bei den World Cyber Games 2001 wurde<br />

er zum Profispieler und etablierte den E-Sport. Heute hat er<br />

nicht nur ein eigenes Team an professionellen Spielern, sondern<br />

auch einen Fanclub mit mehr als 600 000 Mitgliedern.<br />

Doch dieser Beruf hat auch seine Schattenseiten. Um täglich<br />

unter besten Bedingungen trainieren zu können, leben die<br />

Pro-Gamer mit ihren Clanmitgliedern zusammen in einem<br />

Haus. Hier werden für sie spezielle Programme und Trainingseinheiten<br />

zusammengestellt. Der Tagesablauf wird vom Trainer,<br />

der oft als Vaterfigur fungiert, minutiös durchstrukturiert.<br />

Da bleibt nicht viel Zeit für Familie, Freunde oder Freizeit.<br />

Außerdem erhält nicht jeder Spieler ein vertraglich geregeltes<br />

monatliches Gehalt. Viele müssen ihre Karriere über regionale<br />

Turniere finanzieren, mit dem Ergebnis, dass nicht genügend<br />

Zeit bleibt, um für die großen Wettkämpfe zu trainieren. Dabei<br />

hängt doch alles vom Sieg ab. Der Gegner muss schnellstmöglich<br />

durch geschickte Schachzüge ausgeschaltet werden, bevor<br />

seine Armee die eigene angreifen kann. Und die Spieler sollten<br />

sich beeilen, denn bereits mit 23 Jahren nimmt ihr besonders<br />

schnelles Reaktionsvermögen wieder ab. Die Spieler der ‚new<br />

generation‘ warten schon.<br />

Folgendes lässt sich festhalten: Computerspiele und insbesondere<br />

der E-Sport werden auch in Zukunft weiter an Interesse<br />

und Bedeutung gewinnen. Inwieweit er sich diesem neuen<br />

Trend hingeben will, sollte jeder Konsument selbst entscheiden.<br />

Letztendlich ist es auch von der Persönlichkeitsstruktur<br />

des Spielers und seinen sozialen Erfahrungen abhängig, ob<br />

Computerspiele für ihn Aggressionsschürer oder bloßer Zeitvertreib<br />

sind. Auch Peter muss das für sich selbst entscheiden.<br />

Mittlerweile ist es zwei Uhr morgens und endlich hat er sein<br />

Tagesziel erreicht: Level 45. Jetzt ist er der große Champion –<br />

zumindest bis zum nächsten Tag. n<br />

Links zum Thema:<br />

a http://www.xboxbase.at/games.php?site=specials&id=4<br />

a http://www.3sat.de/3sat.php?<br />

a http://www.3sat.de/nano/astuecke/13978/index.html<br />

a http://www1.electronic-arts.de/<br />

Essayn<br />

21


nWeit weg<br />

22<br />

Produktionsstopp in der Traumfabrik Hollywood<br />

US-amerikanische Drehbuchautoren legen ihre Arbeit nieder<br />

Von Stefanie Sachsenröder<br />

Eine laue Abendbrise streicht sanft über die in Smoking<br />

und Abendkleid erschienenen Stars, als diese<br />

über den ausgerollten roten Teppich schreiten. Umringt<br />

von Tausenden von Fotografen, Journalisten<br />

und kreischenden Fans beginnt so seit Jahren die<br />

zweitwichtigste Gala der Film- und Fernsehbranche in den USA<br />

– die Verleihung der Golden Globe Awards. Doch dieses Jahr bot<br />

sich den Millionen Zuschauern weltweit ein anderes Bild: Es gab<br />

keinen roten Teppich und die Namen der Preisträger wurden auf<br />

einer 30-minütigen Pressekonferenz verlesen. Applaus für die<br />

Gewinner gab es lediglich von den anwesenden Reportern. Eine<br />

solche Szenerie kennt man nur noch aus den ersten Jahren dieser<br />

Preisverleihung, als Pressevertreter die goldene Erdkugel mit<br />

dem Filmstreifen an Schauspieler und Regisseure übergaben.<br />

Schuld an dieser unfreiwilligen Rückkehr zu den Wurzeln der<br />

Verleihung ist der seit dem 5. November vergangenen Jahres<br />

andauernde Autorenstreik in den USA. Die Gala werde von der<br />

Produktionsfirma dick clark productions veranstaltet, welche<br />

ihre Autoren ausbeute und deshalb bestreikt werden müsse, so<br />

die WRITERS GUILD OF AMERICA (WGA). Die Gewerkschaft, in<br />

der ungefähr 12 000 Drehbuchautoren organisiert sind, bemüht<br />

sich um eine bessere finanzielle Beteiligung der Autoren an der<br />

Verbreitung ihrer Arbeiten in den Neuen Medien. Durch die<br />

zunehmende Nutzung von iPods, Handys, DVDs und Videoportalen<br />

im Internet hätten die Autoren ein Recht auf Beteiligung<br />

an den Gewinnen der Produktionsfirmen, so die Gewerkschaft.<br />

Die Filmstudios argumentieren indes, eine höhere Vergütung<br />

sei wachstumsgefährdend.<br />

Während die Produktionsfirmen in den USA ‚lediglich‘ finanzielle<br />

Einbußen zu verzeichnen haben, sind die Fans die eigent-<br />

lichen Verlierer des Streiks. Die Produktion erfolgreicher Serien<br />

wie „Desperate Housewives“ wurde für unbestimmte Zeit auf<br />

Eis gelegt, Filmprojekte wie „Shantaram“ mit Johnny Depp<br />

in der Hauptrolle wurden aufgeschoben. Sogar die beliebte<br />

„Late Night Show“ David Lettermans musste zwei Monate<br />

lang Wiederholungen ausstrahlen, da auch ihre Gagschreiber<br />

in den Arbeitskampf eingetreten waren. In Deutschland machen<br />

sich – die Fans werden erleichtert sein – solche Probleme<br />

noch nicht bemerkbar. Im Fernsehen werden zwar viele beliebte<br />

US-amerikanische Serien ausgestrahlt, doch noch gehen<br />

die Programmchefs von RTL, Pro Sieben und VOX betont zuversichtlich<br />

mit der Situation um: Der langwierige Prozess der<br />

Übersetzung und Synchronisation US-amerikanischer Serien sei<br />

der Grund dafür, dass man bisher noch keine Wiederholungen<br />

senden oder eine aktuelle Staffel unterbrechen müsse, sagt Ladya<br />

van Eeden, Programmleiterin bei VOX, wie FAZ-Net berichtet.<br />

Sollte der Autorenstreik doch länger andauern, wartet Pro<br />

Droht Endlosserien wie „GZSZ“ bald das Aus?<br />

Sieben schon jetzt mit einem Notfallpan auf: Der Sender hätte<br />

in einem solchen Fall genug Alternativen, „da in diesem Jahr<br />

viele neue interessante Serien in Amerika gestartet sind, die<br />

wir uns sichern können“, erklärt der Programmplaner Jürgen<br />

Hörner gegenüber FAZ-Net.<br />

Und wie sieht es aus mit beliebten deutschen Eigenproduk-<br />

tionen? Werden in Zukunft auch die ‚Geschichtenschreiber‘ der<br />

Serienformate wie „GZSZ“ und „Verbotene Liebe“ die Griffel<br />

niederlegen und damit tausende Fans zur Verzweiflung bringen?<br />

Auch wenn Ende November in Berlin etwa 80 Autoren<br />

demonstrierten, gibt es in Deutschland keinen Anlass für solche<br />

Bedenken. Der Grund hierfür liegt in der traditionell geringen<br />

Organisation der Drehbuchautoren in Deutschland: Während in<br />

den USA jeder Autor verpflichtet ist, in die WGA einzutreten,<br />

sind deutsche Drehbuchschreiber meist Einzelkämpfer. Diese<br />

sind leicht durch andere ersetzbar, sobald einer von ihnen einmal<br />

‚aufständisch‘ wird. Ein Ausfall der Bambi-Verleihung oder<br />

eine Berlinale ohne Stars sind in der Bundesrepublik deshalb in<br />

den nächsten Jahren nicht zu befürchten.<br />

Anders könnte es bald hinsichtlich der Oscar-Verleihung aussehen.<br />

Dieses Jahr wurden die begehrten Academy Awards zwar<br />

zum 80. Mal mit gewohntem Glamour und Pomp verliehen.<br />

Doch arrangieren sich die US-amerikanischen Filmstudios nur<br />

kurzfristig mit der Autorengewerkschaft, könnte die legendäre<br />

Formel „And the Oscar goes to...“ vielleicht schon im nächsten<br />

Jahr zum ersten Mal beendet werden mit: „...all the stars being<br />

not here today.“ n


Von Nancy Jahn<br />

Echt cool: Omas auf Fahrrädern<br />

Ausländische Studierende über Halle<br />

Es ist immer wieder interessant, was Studierende alles<br />

zu erzählen haben, wenn sie von ihrem Auslandsstudium<br />

heimkehren. Was aber denken eigentlich<br />

unsere ausländischen Kommilitonen von uns? Drei<br />

MuKler haben sich zu dieser Frage geäußert.<br />

Kalina Yovcheva ist Bulgarin und studiert MuK im dritten<br />

Semester. Ein DAAD-Stipendium öffnete ihr das Tor nach<br />

Deutschland, wo sie ein Germanistik-Studium in Berlin begann.<br />

Die leidige Bürokratie machte ihr jedoch einen Strich<br />

durch die Rechnung. Wegen der Umstellung von Magister auf<br />

Bachelor konnten ihre Leistungen eines ganzen Jahres nicht<br />

mehr anerkannt werden – damit hatte sie ein Studienjahr verloren.<br />

Dasselbe wollte sie nicht noch einmal studieren, also<br />

hat sie sich den Medienwissenschaften zugewandt und ist<br />

nach Halle gekommen.Frisch in Deutschland eingereist, war<br />

sie erstaunt darüber, wie wenige der Stereotype, die in ihrer<br />

bulgarischen Schule herumspukten, in Wirklichkeit zutrafen.<br />

Preußisch pünktlich und akribisch genau? Als Yovcheva sich<br />

plötzlich mitten im deutschen Alltag wiederfand, waren die<br />

Worte ihrer früheren Lehrerin nur noch Schall und Rauch.<br />

„Die Leute sind nicht so perfekt, wie man mir oft erzählt hat.<br />

Sie haben ihre Probleme, genau wie jeder andere“, erklärt sie.<br />

Erstaunt haben sie auch viele von Halles Wohnhäusern, im<br />

Volksmund als „Platte“ verschrien, die sie stark an ihr Heimatland<br />

erinnern und die anfangs ein Gefühl der Nostalgie in ihr<br />

ausgelöst haben. Von Bulgarien vermisst sie hier nichts mehr.<br />

Am wenigsten die alten Buchbestände in den Bibliotheken,<br />

die größtenteils aus Geschenken der ehemaligen<br />

DDR bestehen. Berlin ist für sie wie<br />

eine Oase. Vor allem Museen und Bibliotheken<br />

interessieren sie sehr, wovon<br />

Halle recht wenig zu bieten hat. Daher<br />

ist und bleibt unsere Bundeshauptstadt<br />

die Heimat ihres Herzens und für das<br />

weiterführende MA-Studium wünscht<br />

sie sich, wieder nach Berlin zurück zu<br />

können. „Nur meine Wohnung hier<br />

werde ich vermissen. In Berlin<br />

finde ich bestimmt keine<br />

so preiswerte in schöner<br />

Lage“, räumt sie der<br />

Saalestadt ein.<br />

Oleg Udovenko: Passionierter<br />

Straßenbahnfahrer<br />

Oleg Udovenko aus<br />

Russland und Mariya<br />

Pedrova aus Usbekistan<br />

sind schon länger in<br />

Deutschland. Nachdem<br />

die beiden Erstsemester<br />

bereits eine Weile in der<br />

Nähe gewohnt haben, hat es sie kurz<br />

vor Studienbeginn endgültig nach<br />

Halle verschlagen.<br />

Ganz zu Anfang war es vor<br />

allem für Mariya Pedrova<br />

schwierig. Der Sprache kaum<br />

mächtig, konnte sie nur Geschriebenes<br />

verstehen. „Als ich<br />

hier in die Schule gegangen bin,<br />

entstand nicht nur eine Barriere,<br />

sondern eher eine Mauer“,<br />

erinnert sie sich ungern.<br />

Schlimmes hat sie über<br />

die deutsche Bürokratie<br />

zu berichten. Vor allem<br />

in der Anfangszeit galt<br />

es, einen Berg an Papieren<br />

zu organisieren, um<br />

damit von Pontius zu<br />

Pilatus zu rennen. Doch<br />

mit etwas Hilfe ließ sich<br />

alles irgendwie einrich-<br />

Mariya Pedrova: Liebt Halles<br />

Stadtansichten<br />

ten. Und die relativ kurzen Bearbeitungszeiten der Behörden<br />

haben einiges entschädigt, ganz anders in Usbekistan: „Dort<br />

sind sie viel langsamer. Hier ist es bürokratisch ohne Ende – es<br />

nervt, aber es funktioniert.“ Begeistert ist sie von den vielen<br />

Freizeitmöglichkeiten, die Halle jungen Leuten bietet. Abende<br />

in verschiedenen Cafés oder Kneipen sind keine Seltenheit und<br />

einige der Programmkinos hat sie schon kennen gelernt. Eine<br />

romantische Ader hat sie auch: Halles Altstadt mit ihren vielen<br />

alten Häusern und den engen, gewundenen Gassen hat es<br />

ihr sehr angetan. Vor allem von Kröllwitz aus habe man viele<br />

schöne Aussichten über die Stadt. Die Plattenbauten, die es<br />

auch in ihrer Heimat gibt, stören sie nicht, „solange sie saniert<br />

sind.“<br />

„Halle ist zwar nicht sehr groß, aber es lebt! In Usbekistan<br />

gibt es das überhaupt nicht“, erklärt sie anerkennend. Freizeitbeschäftigung<br />

gäbe es dort nur in den ganz großen<br />

Städten. In der Provinz sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht.<br />

Die Bekanntschaft mit dem Straßenbahnfahren lässt hier in<br />

Halle natürlich nicht lange auf sich warten. Obwohl bei vielen<br />

Hallensern verhasst, ist es für Oleg ein wahrer Genuss. Aus<br />

Moskau kommend, war das für ihn ein Umstieg in die Erste<br />

Klasse: Die Fahrzeuge hier sind viel heller und bequemer.<br />

Und mit einiger Bewunderung fügt er hinzu: „Wenn mich jemand<br />

anstößt, dann sagt er ‚Entschuldigung‘! Das habe ich<br />

in Moskau nie erlebt. Die Leute dort sind nur mit sich selbst<br />

beschäftigt.“ Und etwas lässt ihn grinsen: „Die Omas auf den<br />

Fahrrädern – die sind echt cool!“ n<br />

Weit wegn<br />

23


nBranche<br />

24<br />

1,6<br />

1,4<br />

1,2<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

Von Patrick Boose und Felix Till<br />

Halle: Medienstandort mit Zukunft?<br />

Für alle Absolventen des Studiums der Medien- und Kommunikationswissenschaften stellt sich<br />

die Frage der beruflichen Zukunft. Üblicherweise zieht es einen in Regionen mit Perspektive. Ist<br />

Halle ein Medienstandort, der diese Perspektive verspricht? Das MuKJournal zog den aktuellen<br />

Kulturwirtschaftsbericht zurate: 264 Seiten voller Zahlen und Fakten, Basis für standortpolitische<br />

Entscheidungen der Landesregierung – und Diskussionsstoff innerhalb der Branche.<br />

Der Medienstandort Halle hat in den vergangenen<br />

Jahren eine bemerkenswerte<br />

Entwicklung durchlaufen, so der Grundtenor<br />

des Kulturwirtschaftsberichts Sachsen-Anhalt<br />

von <strong>2006</strong>. Diese durchweg positive<br />

Bestandsaufnahme sollte allerdings<br />

differenziert betrachtet werden. Da sich<br />

Halles Mediensektor erst Ende der 90er Jahre dynamisch zu<br />

entwickeln begann, ist ein Wachstum der Branche leicht zu<br />

erklären. So werden in dem Bericht die Stärken und Schwächen<br />

der Region Halle und ihrer Umgebung als Standort der<br />

Medienwirtschaft beleuchtet. Wie steht es also mit den Zukunftsperspektiven<br />

von MuK-Studierenden, die der Stadt treu<br />

bleiben wollen?<br />

Die Zahl der Beschäftigten in Halles Medienbranche, das zeigt<br />

der Bericht, hat in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugenommen.<br />

Innerhalb Sachsen-Anhalts konzentriert sich die<br />

Medienwirtschaft auf unsere Region. Selbst die Landeshauptstadt<br />

Magdeburg kann bei den absoluten Beschäftigungszahlen<br />

im Mediensektor nicht mithalten. Wagt man allerdings<br />

den Vergleich über die Landesgrenze hinaus, zeichnet sich ein<br />

anderes Bild ab. Gemessen an der Nachbarstadt Leipzig ist<br />

Halles Medienbranche eher unterentwickelt: Der Anteil der<br />

Beschäftigten in Medienberufen an der Gesamtbeschäftigung<br />

liegt in Leipzig fast doppelt so hoch wie in Halle – ist aller-<br />

Anteil der Beschäftigten in Medienberufen an der Gesamtbeschäftigung 2005<br />

1,51<br />

0,84<br />

0,67<br />

0,0<br />

Leipzig Halle Bremen Magdeburg Deutschland Sachsen-Anhalt<br />

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Berechnung des IWH<br />

0,61<br />

0,53<br />

dings höher als etwa in Bremen, das von den Autoren der<br />

Studie als gute Vergleichsgröße für Halle angesehen wird (vgl.<br />

Grafik).<br />

Stärken und Schwächen<br />

Die Stärken der Region liegen in den Bereichen Filmtechnik,<br />

Produktion von Tageszeitungen, Entwicklung und Programmierung<br />

von Internetpräsentationen, Animationstechnik,<br />

Tontechnik und Hörfunk. Im Zuge der medialen Entwicklung<br />

haben sich in den vergangenen Jahren verschiedenste Firmen<br />

in Halle angesiedelt, beispielsweise der Animationsfilmproduzent<br />

motionworks, der u. a. an der Kinoproduktion „Der<br />

kleine Eisbär“ beteiligt war (siehe MuKJournal 7). Ein weiteres<br />

Aushängeschild der Stadt ist die MDR-Hörfunkzentrale,<br />

die fünf ihrer acht Radioprogramme in Halle gestaltet, die<br />

in ganz Mitteldeutschland zu hören sind. Das Unternehmen<br />

METRIX Media hat sich auf audiovisuelle Postproduktion spezialisiert<br />

und deckt die Aufgabenbereiche Schnitt, Bildbearbeitung,<br />

Synchronisation, Tonbearbeitung und Tonmischung ab<br />

(z. B. für „Polizeiruf 110“).<br />

Neben den zahlreichen Positivbeispielen zeigt der Kulturwirtschaftsbericht<br />

allerdings auch die Defizite des Medienstandortes<br />

Halle auf. Ein wichtiger Aspekt ist die schwache Finanzkapitalausstattung<br />

der Unternehmen, die<br />

dazu führt, dass Mitarbeiter vielfach nur<br />

für die Dauer der anfallenden Projekte<br />

beschäftigt werden können, was leider<br />

im Trend liegt. Die konjunkturabhängige<br />

Anstellung von Arbeitskräften räumt den<br />

Firmen zwar ein hohes Maß an Flexibilität<br />

ein, wirkt auf hoch qualifizierte Arbeitnehmer<br />

aber eher abschreckend, da<br />

kurzfristige Jobs keine persönliche Planungssicherheit<br />

gewähren.<br />

0,43<br />

Positiv werden die Voraussetzungen für<br />

die Vernetzung der Halleschen Medienschaffenden<br />

bewertet, die sich aus der<br />

innerstädtischen Lage und der räumlichen<br />

Nähe von MDR und MMZ ergeben.<br />

Speziell die Präsenz des öffentlich-rechtlichen<br />

Rundfunks wird als Standortvor-


teil für die gesamte Branche angesehen.<br />

Bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch,<br />

dass Hallesche Firmen ihre Aufträge<br />

größtenteils vom MDR-Fernsehen in<br />

Leipzig oder vom Kinderkanal in Erfurt<br />

beziehen. Die Präsenz der Hörfunkzentrale<br />

in Halle spielt somit eine untergeordnete<br />

Rolle und kann als Standortvorteil<br />

nur bedingt herhalten.<br />

Defizite in der Ausbildung?<br />

Um die Kernaussagen des Kulturwirtschaftsberichtes<br />

öffentlich zu diskutieren,<br />

wurden Ende November 20<strong>07</strong> hochkarätige<br />

Gäste aus den Bereichen Medien,<br />

Politik und Wirtschaft zum 2. Medienstammtisch<br />

nach Halle eingeladen. Dabei<br />

hatten die verschiedenen Vertreter<br />

der Branchen die Möglichkeit, auch ihre<br />

ganz persönliche Sicht auf die Lage der<br />

regionalen Medienlandschaft darzulegen.<br />

So kritisierte der Hörfunkdirektor des MDR, Johann Michael<br />

Möller, dass ihm der kreative Nachwuchs in der Stadt fehle –<br />

und überhaupt das kreative Flair. Andere vermissten die praktische<br />

Erfahrung der Hochschulabsolventen. Die intellektuellen<br />

Fähigkeiten seien hervorragend, aber für die Gepflogenheiten<br />

des Arbeitsmarktes seien die Jungakademiker nicht ausreichend<br />

gerüstet. Also ein Defizit im Bereich der Ausbildung? Der Kulturwirtschaftsbericht<br />

sagt das Gegenteil: Für den durchaus vorhandenen<br />

Nachwuchs fehlt es an Stellen. Um das kreative Potenzial<br />

zu halten, ist der Landesregierung daran gelegen, dass<br />

sich möglichst viele Hochschulabsolventen in Sachsen-Anhalt<br />

selbstständig machen. Prof. Dr. Manfred Kammer, der das MuK-<br />

Department beim Medienstammtisch vertrat, konkretisierte die<br />

Diskussion, indem er zunächst erläuterte, wie der Praxisbezug<br />

des Studiengangs verbessert worden ist. Angesichts der beschriebenen<br />

Lage betonte er auch die intensive Kooperation mit dem<br />

Hochschulgründernetzwerk UNIVATIONS, die den Start von<br />

Studienabgängern in die Selbstständigkeit aktiv erleichtern soll.<br />

Veranstaltungen von UNIVATIONS, so Kammer, bieten hervorragende<br />

Plattformen, um Kontakte zu etablierten Firmen der<br />

Medienbranche zu knüpfen. Als Aushängeschild für den dualen<br />

Ansatz, der Theorie und Praxis gleichermaßen abdecken soll,<br />

nannte der Institutsdirektor den bereits existierenden Masterstudiengang<br />

„MultiMedia & Autorschaft“. Hier wird an konkreten<br />

Themen gearbeitet, die realen Anwendungsbereichen entsprechen.<br />

Dadurch soll in erster Linie die Attraktivität der Abgänger<br />

für den Arbeitsmarkt erhöht werden, zugleich erleichtert es den<br />

Start der Absolventen in den Berufsalltag.<br />

Für mehr kreatives Flair…<br />

Von Seiten der Universität wird also kontinuierlich an der Verbesserung<br />

der medialen Ausbildung gearbeitet. Eigentlich eine<br />

ideale Voraussetzung, um der Stadt auch nach dem Studium<br />

treu zu bleiben – gesetzt den Fall, die Berufschancen entwickeln<br />

Branchen<br />

Podiumsdiskussion zum 2. Medienstammtisch: Bei der Debatte um die Zukunft Halles als<br />

Medienstandort gingen die Meinungen weit auseinander.<br />

sich ebenso kontinuierlich in eine positive Richtung wie es das<br />

Lehrangebot des MuK-Departments tut.<br />

Ist Halle also ein Medienstandort mit Perspektiven? Nun, diese<br />

Frage ist sicher nicht leicht und einseitig zu beantworten. Der<br />

Kulturwirtschaftsbericht zeigt sowohl Vor- als auch Nachteile<br />

auf. Folglich interpretierten die Teilnehmer des Medienstammtisches<br />

die Lage sehr unterschiedlich. Tony Loeser, Geschäftsführer<br />

von motionworks, zeigte sich zuversichtlich: „Die Region<br />

hat eine aufstrebende Medienlandschaft“. Staatssekretär Detlef<br />

Schubert vom Ministerium für Wirtschaft und Arbeit hält die<br />

Rede von Halle als Medienstandort dagegen „schlicht und ergreifend<br />

für Quatsch“, weil die Stadt zu schüchtern sei und sich<br />

mehr outen müsse.<br />

Fakt ist, Halle hat sich im Mediensektor stark entwickelt, dies<br />

aber erst seit relativ kurzer Zeit und mit viel finanzieller Unterstützung<br />

von Bund, Ländern und EU. Heute ist man im Mediensektor<br />

Spitzenreiter in Sachsen-Anhalt, sticht im deutschlandweiten<br />

Vergleich allerdings nicht aus der Masse heraus. Da<br />

Leipzig fast doppelt so viele Stellen für MuK-Absolventen bereithält<br />

wie Halle, ist die Wahrscheinlichkeit, nach dem Studium in<br />

die Nachbarstadt zu wechseln, auch doppelt so groß. Wer aber<br />

bleiben möchte, der kann sich ja fragen, ob er nicht zu den so<br />

sehr vermissten Kreativen der Stadt zählen könnte, sich mit Hilfe<br />

von UNIVATIONS oder dessen Partnerprojekt „Scidea“ und entsprechender<br />

Fördermittel des Landes selbstständig machen und<br />

für mehr kreatives Flair sorgen könnte… n<br />

Links zum Thema:<br />

a http://www.img-sachsen-anhalt.de<br />

a http://www.univations.de<br />

a http://www.scidea.de<br />

25


von links: James Seddon, Katerina Hagen (Geschäftsfüherin<br />

des MMZ), Alexander Schaefer (Technischer<br />

Leiter des MMZ)<br />

26<br />

Von Andrea Pinkwart und Sabine Wöller<br />

Mr. Seddon, Sie haben dem MMZ gerade die begehrte<br />

Premier License von Dolby Laboratories für sein erstklassiges<br />

Tonstudio überbracht. Wie ist Ihr erster Eindruck von<br />

Halle und speziell vom MMZ?<br />

Das MMZ ist äußerst beeindruckend. Es ist ein zweckorientiert<br />

entwickelter Gebäudekomplex von riesigen Ausmaßen.<br />

Da haben sich die Investitionen wirklich gelohnt.<br />

Was genau sind Ihre Aufgabenfelder bei Dolby?<br />

Meine genaue Berufsbezeichnung ist Senior Sound Consultant.<br />

Meine Hauptaufgabe besteht darin, bezüglich Technologien,<br />

Serviceleistungen und Produkten, die Dolby im Zusammenhang<br />

mit Filmsound anbietet, zu beraten. Dabei komme<br />

ich mit den Studios in Kontakt. So einen Arbeitsprozess kann<br />

man sich folgendermaßen vorstellen: Eine Produktionsfirma<br />

kommt zu mir, weil sie unsere Filmsoundformate in ihrem<br />

Film verwenden möchte, um diesem den typischen Kinosound<br />

zu verleihen. Dazu benötigen sie ein<br />

von Dolby ausgezeichnetes Studio.<br />

Die Überprüfung solcher Studios zählt<br />

ebenfalls zu meinen Aufgaben.<br />

Was muss ein Studio tun, um von<br />

Dolby ausgezeichnet zu werden?<br />

Ein Studio bewirbt sich bei uns mit<br />

entsprechenden Diagrammen, Berechnungen<br />

und technischen Details sowie<br />

einem Raumplan des Studios. Ich<br />

schaue alles genau durch und bewerte<br />

es anschließend. Bei guten Ergebnissen<br />

geht der Bewerbungsprozess weiter.<br />

Es gibt drei verschiedene Stufen von<br />

Auszeichnungen: Bei der untersten<br />

Stufe können nur Trailer und Werbespots<br />

in allen Soundformaten gemischt<br />

werden. Bei der mittleren Stufe<br />

kann bereits alles gemischt werden.<br />

Und dann gibt es natürlich die höchste<br />

Auszeichnung: Die Premier License,<br />

welche das MMZ erhalten hat! Diese<br />

Studios zeichnen sich durch hohe<br />

London, Moskau… Halle?<br />

Der 27. November 20<strong>07</strong> ist kein gewöhnlicher Tag für das<br />

MMZ. Dass jemand in einem Tonstudio konzentriert die<br />

Ohren spitzt, ist nichts Ungewöhnliches. Dass es an diesem<br />

Tag ein Mann aus London tut, schon. Und dass er sogar eine<br />

seltene Auszeichnung dabei haben soll, von der alle behaup-<br />

ten, sie sei bislang nur an London und Moskau vergeben worden,<br />

machte auch die Reporter des MukJournals neugierig…<br />

3 Kilogramm geballter Ruhm:<br />

Die Dolby Auszeichnung<br />

technische Leistung aus und gehen dabei immer einen Schritt<br />

weiter als unbedingt nötig, um das bestmögliche Ergebnis zu<br />

erreichen.<br />

Ein Regisseur, der sich für solch ein Studio entscheidet, erfährt,<br />

wie wunderbar es ist, unter optimalen Bedingungen<br />

das Potential eines Soundtracks vollständig ausschöpfen zu<br />

können.<br />

Was bedeutet es für ein Studio, von Dolby und darüber<br />

hinaus mit der Premier License ausgezeichnet zu werden?<br />

Die Premier License markiert den Standard an technischer<br />

Qualität. Da es nur wenigen Studios weltweit gelingt, Dolby<br />

Premier Studio zu werden, bilden diese einen ziemlich exklusiven<br />

Club.<br />

Eine Produktionsfirma wendet sich mit dem Anliegen an uns,<br />

ein Studio zu finden, wo ein Filmsoundtrack abgemischt werden<br />

kann. Wir geben ihnen daraufhin eine Liste mit allen<br />

potenziellen Studios, auf welcher die<br />

Dolby Premier Studios jedoch besonders<br />

hervorgehoben sind. Diese Produktionsfirma<br />

kann schließlich sagen:<br />

„Wow, um eine wirklich gute Umgebung<br />

zum Abmischen des Filmsounds<br />

zu haben, sind diese Studios einfach<br />

am besten geeignet.“<br />

Und nach Moskau und London ist<br />

es nun Halle…<br />

Wir haben drei Studios in Moskau, bestehend<br />

aus zwei großen Komplexen:<br />

Mosfilm mit zwei Räumen und Mental<br />

Cinema mit einem Raum. Direkt in<br />

London haben wir noch kein Dolby<br />

Premier Studio. Die Sigma Studios befinden<br />

sich in Glasgow (Schottland).<br />

Was, denken Sie, sind die Aussichten<br />

für Halle als Medienstandort?<br />

Die Anbindung zu Berlin ist wirklich<br />

sehr gut. Mit dem Zug braucht man<br />

nur eine Stunde…


Wofür steht die Firma Dolby ihrer Meinung nach?<br />

Das ist eine interessante Frage. Wir möchten das Unterhaltungserlebnis<br />

noch weiter intensivieren. Während meiner<br />

zehnjährigen Laufbahn bei Dolby gab es immer wieder Probleme,<br />

welche jedoch durch technologische Verbesserungen<br />

beseitigt werden konnten.<br />

Wir bieten eine breite Auswahl an neuesten Technologien,<br />

die sich sowohl für den privaten Gebrauch eignen, als auch<br />

professionellen Ansprüchen genügen. Wir bewirken dabei so<br />

viel – es ist schwierig, das in wenigen Worten zu beschreiben.<br />

Dafür gibt es ja zum Glück www.dolby.com!<br />

Denken Sie, Dolby hat bereits alle technischen Möglichkeiten<br />

ausgeschöpft?<br />

Vielen Dank für das Gespräch, Mr. Seddon!<br />

Überhaupt nicht. Technologien entwickeln sich stets weiter,<br />

es wird immer etwas Neues und Besseres geben. Eine unserer Übersetzt von Andrea Pinkwart und Sabine Wöller.<br />

Kontakt<br />

James Seddon…<br />

Dr. des. Florian Hartling<br />

Tel.: (0345) 55 235 88<br />

Fax: (0345) 55 270 58<br />

E-Mail: florian.hartling@medienkomm.uni-halle.de<br />

…arbeitete seit zehn Jahren als Senior Sound Consultant bei Dolby Laboratories, davon sechs<br />

Jahre in der Firmenniederlassung in London. Er hat einen Abschluss als Elektroingenieur<br />

und machte zusätzlich einen Master in Soundrecording. Danach war er für einige Zeit als<br />

Soundassistant in einem Studio in London beschäftigt. Bis heute zeichnet er sich für mehr als<br />

500 Filme verantwortlich, darunter Blockbuster wie „Shakespeare in Love“, „The Others“ und<br />

„Beyond the Sea“.<br />

jüngsten Entwicklungen ist ein neuer Dolby 3D-Sound: Dolby<br />

Digital Cinema. Auf diese Weise wird das Kino, was die<br />

Technik angeht, auf ein neues Level gehoben. Das Bild im digitalen<br />

Kino wird einfach besser sein, viel beständiger als die<br />

alte, instabile 3D-Technik, bei der man schon nach ein paar<br />

Minuten Kopfschmerzen bekommt. Die neuen Technologien<br />

sind einfach unglaublich. „Beowulf“ in 3D zu sehen, ist ein<br />

unbeschreibliches Erlebnis.<br />

Haben Sie einen Lieblingsfilm?<br />

Oh, ich sehe so viele Filme. Um einen Lieblingsfilm zu nennen,<br />

ist die Auswahl bei Weitem zu groß.<br />

Gesprächn<br />

Arbeitshefte des Dept.<br />

Medien- und Kommunikationswissenschaften<br />

Forum zur Untersuchung verschiedener<br />

Handlungsbereiche in den Medien<br />

Einzelstudien zu Ansätzen, Methoden und Gegenständen<br />

der Medien- und Kommunikationswissenschaften<br />

Alle bisher erschienenen Ausgaben sind als Download<br />

verfügbar unter www.medienkomm.uni-halle.de/halma/.<br />

27


nKarriere<br />

28<br />

Janine „intern“<br />

Vom Suchen und Finden beruflichen Erfolgs<br />

Von Felix Till<br />

„<br />

Als richtige Karrieristin fühle ich mich eigentlich nicht“,<br />

meint Janine Krönung, die sich zu Anfang nicht ganz<br />

erklären konnte, warum gerade sie für die Rubrik in<br />

Frage kam. Dabei handelt es sich hier um ein landläufiges<br />

Missverständnis. Spricht man heute von Karriere, so ist<br />

oft beruflicher Erfolg und finanzieller Reichtum gemeint. In der<br />

Etymologie bedeutet es nicht mehr als persönliche Laufbahn<br />

und trifft keine Aussage über die Qualität des Berufes oder Lebensweges.<br />

Es geht also mehr um den Werdegang einer Frau, die<br />

jetzt, im Alter von 31 Jahren, in der Unternehmenskommunikation<br />

der größten europäischen Direktbank tätig ist. Dabei hat<br />

Krönung ihre ‚Karriere‘ eher unklassisch begonnen. Die gebürtige<br />

Magdeburgerin kam 1996 nach Halle, um Soziologie und<br />

Reha-Pädagogik zu studieren, musste aber nach acht Semestern<br />

feststellen, dass beide Fächer nicht das Richtige für sie waren.<br />

Obwohl dies eher für die Laufbahn des klassischen Langzeitstudenten<br />

spricht, war Krönung schon zu Beginn des Studiums sehr<br />

engagiert. „Nach zwei Semestern lehnte ich das BAföG aktiv ab.<br />

Ich hatte keine Lust, schon so früh Schulden zu machen“, meint<br />

sie. Als selbstständige Aerobictrainerin verdiente sie genug Geld,<br />

um ihr Studium komplett zu finanzieren.<br />

Nur ihre universitäre Entwicklung war nach dem ersten erfolglosen<br />

Versuch noch ungewiss. So bewarb sie sich für den Medien-<br />

Janine Krönung<br />

studiengang an der MLU. Den journalistischen Bereich fand sie<br />

deutlich interessanter und aufregender als ihre vorherigen Fächer.<br />

Vor allem die praxisnahe Ausrichtung des Instituts war am Ende<br />

ausschlaggebend für Krönungs Entscheidung. Ihrer Hartnäckigkeit<br />

war es zu verdanken, dass sich Prof. Dr. Reinhold Viehoff erweichen<br />

ließ und ihr das Studium genehmigte. „Ich nahm jeden<br />

Sprechstunden-Termin von Herrn Viehoff wahr“, so Krönung.<br />

Jedes Semester ein Praktikum zur Orientierung.<br />

Der Institutsgründer sollte die Entscheidung nicht bereuen, denn<br />

vier Jahre später absolvierte sie ihren Magister mit der Bestnote.<br />

Aus heutiger Sicht sei die Note gar nicht so entscheidend gewesen,<br />

sondern eher die vorlesungsfreie Zeit. „Ich machte in jeden<br />

Ferien ein Praktikum. Dadurch lernte ich frühzeitig den harten<br />

Arbeitsalltag kennen“, meint Krönung. So sammelte sie u. a. Erfahrungen<br />

bei einer Eventagentur, beim MDF 1 oder dem ZDF<br />

Landesstudio Magdeburg. Hinter der Fülle der Praktika steckte<br />

keineswegs ein vorstrukturierter Karriereplan, sondern viel mehr<br />

eine Orientierungshilfe. „Ich war mir nicht ganz klar darüber, was<br />

ich später machen wollte und musste daher alles ausprobieren“,<br />

sagt sie zurückblickend.<br />

Direkt nach erfolgreichem Abschluss des Studiums startete die<br />

Absolventin das einjährige Traineeprogramm „Wirtschaft und<br />

Verbraucherschutz“ für Nachwuchsjournalisten. Als eine von<br />

acht Kandidaten war Krönung abwechselnd in Hörfunk, Fernsehen<br />

und Printmedien tätig. Als Trainee sammelte sie nicht nur<br />

praktische Erfahrung, sondern auch gute Kontakte. Berufliche<br />

Möglichkeiten gab es im Anschluss genug und es galt, sich das<br />

verlockendste Angebot auszusuchen. Janine Krönung entschied<br />

sich für eine Stelle in der Unternehmenskommunikation der ING<br />

DiBa in Frankfurt am Main: „Das Angebot war zu gut, um es<br />

abzulehnen“, sagt sie. Diese Entscheidung brachte ihr einen<br />

unbefristeten Arbeitsvertrag ein und einen Posten als Chefredakteurin<br />

des Mitarbeitermagazins „intern“. – Preis des Jobs:<br />

Wochenendbeziehung und wöchentliches Pendeln. Ähnlich wie<br />

das MuKJournal beschäftigt sich „intern“ mit firmenspezifischen<br />

Themen. Es werden unternehmensinterne Neuerungen vorgestellt<br />

und diskutiert. Zudem kümmert sich Krönung um die Verbesserung<br />

der Kommunikation innerhalb der Bank.<br />

Aus heutiger Sicht waren für die Chefredakteurin die zehn Jahre<br />

des Wechsels zwischen Studium, Job, Orientierungslosigkeit,<br />

Praktika und neuem Studium wichtig. Diese habe ihr geholfen,<br />

Erfahrungen zu sammeln und die richtigen Entscheidungen zu<br />

treffen. „Mit dem Job in Frankfurt fühle ich mich ein Stück weit<br />

angekommen“, sagt sie. – Und so steht ‚Karriere‘ bei Krönung<br />

für beides: beruflichen Werdegang und beruflichen Erfolg. n


Medien und Kommunikationswissenschaften<br />

Wintersemester <strong>2006</strong>/<strong>07</strong>:<br />

Johannes Gutjahr: Nachrichten über das Fremde. Eine Themenanalyse<br />

der Hauptnachrichtensendungen von ARD, ZDF,<br />

RTL und SAT.1 mit dem Schwerpunkt auf der Nahost-Berichterstattung<br />

am Beispiel des Atomstreits zwischen dem Westen<br />

und Iran n Stephan Imhof: Das Westfernsehen in der DDR:<br />

Am Beispiel der westdeutschen Programme im Kabel-Netz<br />

von Halle-Neustadt n Doreen Jost: Der spanische Film als<br />

Medium in der franquistischen Diktatur. Exemplarische Filmanalysen<br />

aus dem Werk Carlos Sauras als oppositionelles Medium<br />

zur repressiven Zensurpolitik Spaniens n Katja Köbbert:<br />

Freund- und Feindbilder in der DDR der 70er und 80er Jahre.<br />

Ein kritischer Vergleich von Stereotypen im außenpolitischen<br />

Diskurs und in ausgewählten unterhaltenden Fernsehserien<br />

(„Zur See“, 1977/„Treffpunkt Flughafen“, 1986) n Benjamin<br />

Kraft: Rezipienten, Produzenten und Medienindustrie<br />

im Spannungsfeld von Urheberrecht und technologischen<br />

Veränderungen n Katrin Kuhnt: TV-Duelle: Die Inszenierung<br />

von Politik im Bundesdeutschen Wahlkampf 2005 n<br />

Kristin Paternoga: Die Thematisierung der Geschlechterrollen<br />

in Wissenschaft und Internet-Foren („Sex and the City“ und<br />

„Desperate Housewives“). Ein kritischer Vergleich n Bianca<br />

Steffen: Die Inszenierung des städtischen Raumes im Spielfilm<br />

am Beispiel New York<br />

Florian, 24:<br />

<strong>Magisterarbeiten</strong> <strong>2006</strong>/<strong>07</strong><br />

Die Kunst des Mitschreibens…<br />

Produkt eines 90-minütigen Propädeutikums<br />

„The medium is the message“<br />

Sommersemester 20<strong>07</strong>:<br />

Zusammengestellt von Andrea Pinkwart und Kim Busch<br />

Denise Demnitz: Die Inszenierung von Geschlechterstereotypen<br />

am Beispiel ausgewählter aktueller deutscher Fernsehserien n<br />

Manuela Illmer: Krisenkommunikation im Fernsehen – Die mediale<br />

Darstellung aktueller Naturkatastrophen n Madleen Köppen:<br />

Der Mythos Che Guevara. Die Darstellung der Mythen, die<br />

sich auf den lebenden und den toten Che Guevara anwenden<br />

lassen und ihre Funktionen in den Massenmedien unter besonderer<br />

Betrachtung der journalistischen Ikone Che Guevara n<br />

Kristin Lautenbach: Farbdramaturgie im Film: Eine exemplarische<br />

Untersuchung von Farbverwendung und Farbsymbolik im<br />

interkulturellen Vergleich n Kristin Lux: Neue Medien im Rundfunk:<br />

eine exemplarische Analyse der Online-Präsenz öffentlicher<br />

und privater Hörfunkanstalten n Katja Malzahn: Die Doku-Soap<br />

– Ein Genre zwischen Dokumentation und Inszenierung n Antje<br />

Nospickel: Das Familienbild in unterhaltenden Formaten des<br />

DDR-Fernsehens. Eine Untersuchung am Beispiel von „Die lieben<br />

Mitmenschen“ und „Familie Fröhlich“ n Claudia Pittermann:<br />

Narrativität im Kinotrailer. Eine exemplarische Untersuchung<br />

zum Aufbau kognitiver und emotionaler Rezeptionserwartungen<br />

n Dennis Richter: Public Relations der Parteien. Eine exemplarische<br />

Analyse der Webauftritte ausgewählter Parteien n Ulrike<br />

Roßbach: Kultursoziologie der Marke ‚IKEA‘ – Analyse und Rekonstruktion<br />

des Zusammenhanges zwischen Wohnrauminszenierung<br />

und Lebensstil n Verena Zietz: Literatur und Lesen<br />

in der DDR. Funktionalisierung von Literatur auf der Basis von<br />

Filmbeständen des Sächsischen Staatsarchivs Leipzig<br />

Gesa, 21:<br />

„El amor español“ – Vokabeln und andere Nebensächlichkeiten<br />

(Fortsetzung von S. 15)<br />

Finishn<br />

29


nGeschehen<br />

30<br />

Kulleraugen? Die gibt’s im<br />

Buchladen!<br />

„Big in Japan“: Manga der anderen Art<br />

Von Nancy Jahn<br />

Große, runde Kulleraugen und ein spitzes Kinn – das<br />

sind die japanischen Comicfiguren oder auch Manga,<br />

wie sie jeder kennt, seit sie ihren Siegeszug in<br />

Deutschland angetreten haben. Wer die Ausstellung<br />

„Big in Japan“ im Kunstforum Halle besucht hat, wird danach<br />

allerdings fast vergeblich gesucht haben. Stattdessen findet man<br />

sich im 10. Jahrhundert wieder, als dieser Kult gerade erst begann.<br />

Damals waren Manga nicht mehr als einzelne Holzschnitte<br />

– Bilder zur Illustration des Romans „Genji Monogatari“. Von<br />

dem, was wir heutzutage unter diesem Begriff verstehen, ist das<br />

noch ganz weit entfernt.<br />

Gewusst? Sogar Biene Maya stammt aus den Federn<br />

japanischer Künstler.<br />

Im echten Comicstil herausgeputzt präsentieren sich die ersten<br />

Manga, die den Sprung über den ‚großen Teich‘ geschafft haben<br />

und hier in Deutschland angespült wurden. „Barfuß durch<br />

Hiroshima“ und „Akira“ zählen zu diesen Pionieren. Und damit<br />

beim Angucken der bunten oder einfarbigen Bilder auch das<br />

fremdländische Feeling stimmt, wird der Besucher der Ausstellung<br />

über einen kleinen, unscheinbaren Lautsprecher unentwegt<br />

mit einem japanischen Dialog unterhalten. Neben Büchern kommen<br />

natürlich auch die Geschwister der Manga nicht zu kurz:<br />

Die Animes – eigentlich Kurzform für Animationsfilme, die sich<br />

aber längst als Synonym für die Zeichentrickfilme aus Japan behauptet<br />

hat. Manch einen wird es wohl erstaunen, dass selbst<br />

allseits bekannte Klassiker wie „Heidi“, „Kimba, der weiße Löwe“<br />

und „Die Biene Maya“ – welche die Kindheit und Jugend so Vieler<br />

geprägt haben – japanische Exportschlager sein sollen.<br />

„Big in Japan“ – Jugendkultur in Japan<br />

von Judith Park<br />

Auch die jüngste Errungenschaft<br />

von<br />

Medien und Technik<br />

darf natürlich nicht<br />

fehlen: Computerspiele.<br />

Denn davon<br />

sind Unzählige aus<br />

der Wiege der Manga<br />

erwachsen. Playstation-<br />

und Nintendo-<br />

Konsolen warteten<br />

startbereit auf den<br />

spielfreudigen Besucher,<br />

der sein Können<br />

gegen den Compu-<br />

tergegner oder einen<br />

Mitspieler behaupten<br />

wollte.<br />

Utagawa Kunisada „Akashi“, Farbholzschnitt<br />

1851, Szene aus dem „Genji Monogatari“<br />

Neben den Originalimporten<br />

aus Japan<br />

macht auch die Fanszene hierzulande einen wichtigen Teil der<br />

Ausstellung aus. Judith Park und Olga Rogalski, zwei deutschen<br />

Mangatalenten, wurde eine eigene kleine Galerie gewidmet.<br />

Engagierte Nachwuchszeichner werden von einem geräumigen<br />

Zeichentisch mit allerlei Proportionsskizzen von Menschen und<br />

Tieren dazu eingeladen, sich kurz eine Pause zu gönnen und<br />

selbst kreativ zu werden. Die vielen fertigen und halbfertigen<br />

Bilder und Kritzeleien sprechen für sich.<br />

Zwischen Fotos und Kostümen zum Cosplay – dem ganzjährigen<br />

Fasching für Mangafans – und dem Künstlereck versteckt<br />

sich noch eine kleine Nische ganz im japanischen Stil: In der<br />

Mitte ein flacher Tisch, darauf das obligatorische Bonsai-Bäumchen,<br />

flache Bänke mit Sitzkissen und eine mit Papier überzogene<br />

Lampe, die das Licht sanft abdämpft. Zwei weitere Tische<br />

in diesem Stil laden zu einer Partie des japanischen Brettspiels<br />

„Go“ oder wahlweise einem Kartenspiel ein.<br />

Eine eher unscheinbare Musikbox wartet darauf, mit Hörproben<br />

vom japanisch-deutschen Musikprojekt „Poptastic Conversa-<br />

tion“ berichten zu können. Vierzehn deutsche Interpreten haben<br />

sich dabei experimentierfreudig mit je einem ihrer eigenen<br />

Songs in diese völlig fremde Sprache gestürzt. Was dabei herausgekommen<br />

ist, sind Liedtexte, die zwar keiner mehr versteht,<br />

aber mit Melodien, die man sofort wiedererkennt. Und<br />

wer die japanische Aussprache halbwegs meistern konnte, hat<br />

sogar einen richtig schönen Klang in sein neu vertontes Werk<br />

zaubern können. „Sa itte miyo“ („Von hier an blind“) von Wir<br />

sind Helden, und das lustig-schnelle „Kujira o sukue“ („Rettet<br />

die Wale“) von Die Ärzte zeigen, wie wunderbar das gehen<br />

kann.<br />

Obwohl „Big in Japan“ nur eine regionale Ausstellung war, darf<br />

der Initiator durchaus stolz auf sie sein: Mit über 500 Besuchern<br />

nach nur drei Wochen ist sie die bei Weitem erfolgreichste Ausstellung,<br />

die Veranstalter Alexander Neef bis jetzt im Kunstforum<br />

erlebt hat. Möglich wurde das seiner Meinung nach, weil<br />

sie den Besucher auf eine Zeitreise mitnahm – von den Kinderschuhen<br />

bis hin zur Blütezeit der Manga und des Japankults<br />

– und damit das Thema in ein vielfarbig schimmerndes Licht<br />

taucht. So wurden vielleicht auch die entschädigt, die sich mehr<br />

vom Manga als Buchform erhofft hatten. n


Die Macht der Sprache<br />

Von Anke Dreißigacker<br />

Wie lässt sich die „Macht der Sprache“ in Bildern<br />

festhalten? Vor dieser Frage standen die<br />

Teilnehmer eines internationalen Fotowettbewerbes,<br />

dessen überzeugendste Ergebnisse vom<br />

26. November 20<strong>07</strong> bis 27. Januar 2008 in<br />

den Franckeschen Stiftungen gezeigt wurden.<br />

Fotografen unterschiedlicher Professionalität<br />

und Nationalität hatten einer fünfköpfigen<br />

Jury insgesamt mehr als 3200 Fotos gesandt.<br />

Von diesen wurden drei Fotos prämiert und<br />

weitere 60 ausgewählt, die nun der Öffentlichkeit<br />

gezeigt wurden.<br />

Die Präsentationsform der Ausstellung in den<br />

Franckeschen Stiftungen konnte leider nicht<br />

überzeugen. Die eigentliche Funktionalität der<br />

Räumlichkeiten wurde nicht zu Gunsten der<br />

Ausstellung verändert. Man musste sich zum<br />

Teil an Konferenztisch und Videorecorder vorbeischieben.<br />

Die Idee hinter dieser Veranstaltung bzw.<br />

den Fotos hat jedoch sehr wohl Aufmerksamkeit verdient.<br />

Aufgabe der teilnehmenden Fotografen war es, eine Impression<br />

einzufangen, die auszudrücken vermag, wie<br />

Sprache die menschliche Interaktion und den Austausch<br />

mit der Umwelt beeinflusst. Die Aufgabe wurde hauptsächlich<br />

durch kreative Bildmotive erfüllt. So sieht man<br />

z. B. Hände über Schreibtafeln mit Punktschrift wandern<br />

und die Worte ertasten.<br />

Das Goethe-Institut hat zusammen mit anderen Partnern<br />

diese Wanderausstellung im Rahmen eines zweijährigen<br />

internationalen Sprachprojektes initiiert. Neben<br />

dem Fotowettbewerb fanden Fachdiskussionen, Vorträge<br />

und Sprachwettbewerbe statt, die das Thema aus unterschiedlichen<br />

Blickwinkeln beleuchtet haben. Zentrale<br />

Fragen waren z. B. die Bedeutung der Sprache in Bezug<br />

auf Identitätsbildung oder ihre Rolle in Wissenschaft<br />

und Politik. Seinen Abschluss fand das Gesamtprojekt<br />

im Juni 20<strong>07</strong> mit dem Festival „Die Macht der Sprache“<br />

in der Berliner Akademie der Künste. Ergebnisse<br />

und Diskussionen kann man unter www.die-machtder-sprache.de<br />

nachlesen. Nach Halle ist nun Bremen<br />

Veranstaltungsort. Anschließend gehen die Fotos auf<br />

weltweite Wanderschaft. n<br />

„Die Macht der Sprache“<br />

Vergangenheit mit Zukunft?<br />

Von Stefanie Sachsenröder<br />

„Du bist jetzt in der Werbebranche tätig? Interessant,<br />

ich arbeite in einer neu gegründeten<br />

Firma und wir suchen noch jemanden, der<br />

unser Marketing übernimmt…“ Solche und<br />

ähnliche Worte konnte man am 24. November<br />

vergangenen Jahres beim zweiten offiziellen<br />

Alumni-Treffen des MuK-Instituts vernehmen.<br />

Mit 70 für das Treffen Angemeldeten kamen<br />

mehr als doppelt so viele ehemalige MuK-<br />

Studierende wie im Vorjahr. „Mehr hätten fast<br />

nicht kommen können“, sagt Prof. Dr. Manfred<br />

Kammer.<br />

Geschehenn<br />

In den frühen Abendstunden wurden zunächst<br />

etwa 30 Abschlussurkunden an Magister-<br />

und Masterstudierende vergeben. Den kulturellen<br />

Höhepunkt bildete danach die Vorpremiere<br />

des studentischen Kurzfilms „ME – My<br />

Eyes“. Und schließlich kam das Wichtigste: Bis<br />

spät in die Nacht unterhielten sich die Alumni<br />

nicht nur über die ‚gute alte Studentenzeit‘,<br />

sondern auch über ihre bisherigen Berufserfahrungen.<br />

Bereits am Nachmittag war das Treffen<br />

mit einem öffentlichen Teil eingeleitet worden:<br />

Die Vortragenden Susanne Hübner, Mirko Kisser und<br />

Aicke Bittner stellten exemplarisch Ihre Erfahrungen<br />

vor, die Sie nach dem Studium auf dem Arbeitsmarkt<br />

gesammelt hatten. So gelang es etwa Aicke Bittner,<br />

sich mit seinem<br />

Wissenschaftsdienst<br />

Deutschland selbstständig<br />

zu machen.<br />

Im Anschluss an die<br />

Vorträge lud Prof.<br />

Kammer die Referenten<br />

sowie Dr. Ingrid<br />

Brück auf Seiten<br />

der Lehrkräfte und<br />

Julia Beck als studentische<br />

Vertreterin<br />

zu einer Podiumsdis-<br />

Podiumsdiskussion am Nachmittag<br />

kussion ein. Schnell kristallisierte sich die gegenwärtige<br />

Theorie- und Praxisvermittlung während des Studiums<br />

als Schwerpunktthema heraus.<br />

Insgesamt bewertete Prof. Kammer das Alumni-Treffen<br />

als gelungen, „obwohl ich mir noch mehr interessierte<br />

studentische Zuhörer für das Nachmittagsprogramm<br />

gewünscht hätte“. Als großes Ziel sieht der Direktor die<br />

Begründung einer Tradition: Alumni sollen den kurz<br />

vor dem Examen Stehenden mögliche Perspektiven aufzeigen<br />

und Kontakte vermitteln. Gleichzeitig könnten<br />

aus den Erfahrungen der Ehemaligen Rückschlüsse für<br />

die zukünftige Gestaltung des Studiengangs gezogen<br />

werden. Betrachtet man das Alumni-Treffen des vergangenen<br />

Jahres, scheint dieses Ziel gar nicht mehr so<br />

weit entfernt. n<br />

31


nHomestory<br />

32<br />

Von Stefanie Sachsenröder<br />

Das Pendeln ist des Dozenten Frust?<br />

Prof. Kammer zwischen Heimweh und Fernsucht<br />

Es ist kurz nach 20 Uhr, als Prof. Dr. Manfred Kammer<br />

das MuK-Institut an einem regnerischen Abend<br />

verlässt. Bewaffnet mit seinem Notebook und<br />

einem Regenschirm tritt er seinen Nachhauseweg<br />

durch Halles Innenstadt an. Man könnte meinen, der Institutsdirektor<br />

würde an einem solchen Schlecht-Wetter-Tag in<br />

Melancholie verfallen, denn ‚zu Hause‘ wartet heute niemand<br />

auf ihn. Prof. Kammer, so muss man wissen, gehört zu jenen<br />

Dozenten des Instituts, die nur am Wochenende zu ihren<br />

Familien nach Hause reisen. Doch mit einem Lächeln auf den<br />

Lippen stapft er vorbei an den Pfützen und kleinen Regenbächen,<br />

welche die Straßen hinabfließen. Was er heute an so<br />

einem tristen Abend noch vorhat? Nichts Besonderes: „Ich werde<br />

einige Filme ansehen, die ich mir im Laufe der letzten Woche<br />

aufgenommen habe.“ Als Medienwissenschaftler sieht er es als<br />

seine Pflicht an, immer up-to-date zu sein.<br />

Wochenenden und Feiertage gehören der Familie<br />

– und nur ein bisschen der Uni.<br />

Einige Querstraßen und Regenpfützen weiter hat Prof. Kammer<br />

sein Ziel erreicht: Seine Zweitwohnung in Halle. „In meinem<br />

Ein-Zimmer-Apartment geht es mir gut, die 42 Quadratmeter<br />

reichen mir vollkommen aus. Da stört es mich auch nicht, dass<br />

sich die Küche im Wohnzimmer befindet.“ Der Professor zieht<br />

seine durchnässten Schuhe aus, schlüpft in warme Pantoffeln<br />

und geht direkt auf sein Telefon zu. Warum er sich nicht erst<br />

etwas zu Essen kocht? Mit einem Schmunzeln verrät er: „Meine<br />

Frau beschwert sich oftmals darüber, dass ich zu selten<br />

anrufe.“ Doch als er die Nummer gewählt hat, geht niemand<br />

ans Telefon. „Wahrscheinlich ist sie gerade damit<br />

beschäftigt, Klassenarbeiten zu bewerten“, mutmaßt<br />

Prof. Kammer und nimmt sich vor, es später<br />

noch einmal zu probieren.<br />

Seit nunmehr 20 Jahren gestaltet<br />

sich das Leben<br />

des 57-Jährigen in<br />

dieser Weise: In der<br />

Woche weilt er fernab<br />

von Frau und Tochter<br />

und kehrt nur für wenige<br />

gemeinsame Stunden<br />

an den Wochenenden in<br />

das traute Heim zurück.<br />

– Begonnen hat alles 1981<br />

in Siegen. Damals lockte ihn<br />

der interessante Sonderforschungsbereich<br />

an der dortigen<br />

Universität aus seiner<br />

Heimatstadt Aachen weg. Als wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter lernte er so schon früh, Berufliches von<br />

Privatem trennen zu müssen. Etwas anderes blieb ihm auch nicht<br />

übrig, denn „bei der Familie sein zu wollen, ohne einen Job<br />

zu haben, geht nicht“, stellt Prof. Kammer mit einem etwas<br />

traurigen Blick fest. Dennoch bereut er keinen seiner ‚Karrie-<br />

reschritte‘, die er von Siegen über die Keio-Universität in<br />

Tokio und schließlich in die Saalestadt gegangen ist. „Ich fühle<br />

mich hier am Institut sehr wohl, das Unileben gefällt mir.“<br />

Das Heimweh beherrscht also nicht alle seine Sinne? „Nein,<br />

meine Familie und ich haben uns an die Situation gewöhnt,<br />

da ich meinen beruflichen Werdegang noch nie vom Ort abhängig<br />

gemacht habe.“ Das bedeutet aber nicht, dass er die<br />

wenige gemeinsame Zeit freiwillig hergeben würde: „Ich bin<br />

bemüht, jedes Wochenende zu Hause in Aachen zu verbringen<br />

und möglichst wenig Arbeit dorthin mitzunehmen.“ Doch<br />

obwohl der Institutsdirektor lange Arbeitstage im MMZ verbringt,<br />

bleibt auch für die Wochenenden genug Arbeit liegen.<br />

Diese nimmt er sich für die sechsstündigen Zugfahrten vor:<br />

„In diesen Stunden kann ich mich zum Beispiel wunderbar der<br />

Korrektur von Hausarbeiten widmen.“ Oft nimmt sich Kammer<br />

vor, am Wochenende die Uni ganz und gar hinter sich zu<br />

lassen. Doch nur selten gelingt ihm dies: „Durch die modernen<br />

Kommunikationsmittel ist man heutzutage ja kaum noch<br />

privat. Das führt dazu, dass ich auch zu Hause oftmals online<br />

bin.“ Und das gefällt seiner Frau genauso wenig wie das seltene<br />

Telefonieren während der Woche.<br />

Bei diesem Gedanken scheint den Professor plötzlich<br />

das schlechte Gewissen einzuholen – er wollte<br />

doch eigentlich seine Frau anrufen! Jetzt ist<br />

die Zeit für einen zweiten Versuch.<br />

Kammer nimmt sein Telefon, wählt<br />

die Nummer und tatsächlich:<br />

Seine Frau<br />

geht ran. Sie<br />

fragt, warum<br />

er sich so<br />

lange nicht<br />

gemeldet<br />

habe und ob er<br />

an diesem Wochenende<br />

nach<br />

Hause komme.<br />

Ja, er komme<br />

nach Hause. Und<br />

zum Glück seien es<br />

ja nur noch zwei Tage bis dahin… n


Von Florian Betz<br />

Es ist schön, dass in dieser Rubrik immer mal über Dinge geschrieben<br />

wird, die Studierenden das Lernen und Forschen am<br />

eigenen Institut ein bisschen vergällen. Schön für die Betroffenen,<br />

deren Stimme nun endlich erklingt in den Ohren der<br />

potenziellen Verbesserer. Und schön für Letztere, denn die<br />

können den Artikel lesen – und ihn dann weglegen und die<br />

Probleme vergessen. Die Beteiligten bei Bedarf daran zu erinnern,<br />

dazu bedürfte es einer Institutsgruppe (IG), deren Mitglieder<br />

sich persönlich für weitere Verbesserungen im Studiengang<br />

einsetzen.<br />

Die älteren Semester werden sich vielleicht noch daran erinnern,<br />

dass es einmal eine IG gab, die sich dann aufgrund mangelnder<br />

Wahlbeteiligung wieder auflöste. Auch spätere Versuche beflissener<br />

MuKler, eine IG zu initiieren, scheiterten am Desinteresse<br />

der anderen. Zwar stehen wir im universitätsweiten Vergleich<br />

nicht alleine: Nach unserer Recherche haben wenigstens zwei<br />

von drei Instituten keine IG. Unter ihnen sind aber viele große,<br />

die ihre studentischen Belange unter dem Dach der Fachschaft<br />

zusammenbringen. Die MuK-Wissenschaft hat keine eigene<br />

Fachschaft und ist auch mit keinem Studierenden in einer<br />

vertreten. Die Geschicke der Hochschulpolitik übernehmen<br />

die Kommilitonen der Sprach- und Literaturwissenschaften.<br />

Und innen klafft eine schmerzende Lücke? Eine Ermessens-<br />

Impressum<br />

MuKJournal Nr. 8, Sommersemester 2008<br />

Herausgeber<br />

Hallisches Institut für Medien/Halle Institute<br />

of Media (HIM) an der Martin-Luther-<br />

Universität Halle-Wittenberg e.V.<br />

Prof. Dr. Reinhold Viehoff (Vorsitzender)<br />

Produktion dieser Ausgabe<br />

Dr. Ingrid Brück (verantw. Redaktion)<br />

Jessica Quick (verantw. Layout)<br />

Theresa Augustin, Florian Betz, Patrick<br />

Boose, Kim Busch, Anke Dreißigacker,<br />

Sophie Ehrenberg, Nancy Jahn, Ricarda<br />

Lalla, Julia Leupold, Katja Müller, Andrea<br />

Pinkwart, Stefanie Sachsenröder, Anne<br />

Schauer, Franziska Steffen, Felix Till, Sabine<br />

Wöller<br />

Bildnachweise<br />

Stefanie Sachsenröder (Titel, S. 4, S. 5, S. 32),<br />

Uta Tintemann (S. 2), Maria Hofman (S. 3),<br />

Kopflos durchs Studium<br />

MuKler ohne Vertretung<br />

Boaz Rottem Boazimages (S. 3), Thomas<br />

Wagner (S. 3), Biolek, Das Erste 20<strong>07</strong> (S. 6),<br />

Kerner Frühling, ZDF 20<strong>07</strong> (S. 6), Poletto,<br />

NDR 20<strong>07</strong> (S. 6), Kim Busch (S. 9, S. 15,<br />

S. 29), Anne Schauer (S. 10, S. 11), Franziska<br />

Steffen (S. 12, S. 13), Thomas Kalkov (S. 14),<br />

Sophie Ehrenberg (S. 16, S. 17), Katja Müller<br />

(S. 19), Felix Till (S. 24, S. 25), Sabine Wöller<br />

(S. 26, S. 27), Utagawa Kunisada, Staatliche<br />

Ethnografische Sammlungen Sachsen<br />

(S. 30), Judith Park, Judith Park/Carlsen<br />

Verlag GmbH (S. 30), Andreas Riepl, Goethe-Institut<br />

20<strong>07</strong> (S. 31), Anja Grothe (S. 31),<br />

Florian Betz (S. 33), Patrick Boose (S. 34),<br />

www.aboutpixel.de: birgitugur (S. 35)<br />

Grafiken<br />

Sepp (S. 15), Sarah Schuster (S. 21)<br />

Anzeigenkontakt<br />

Dr. Ingrid Brück<br />

Tel.: (0345) 5523572<br />

frage. Viele sagen: Es hat bis jetzt auch gut ohne IG geklappt<br />

und wenn man ein Anliegen hat, kann man sich ja direkt an<br />

die entsprechende Bezugsperson wenden. Das lässt sich bei<br />

378 MuK-Studierenden (Stand Dez 20<strong>07</strong>) wohl noch bewerkstelligen,<br />

schließlich hat nicht jeder täglich ein Anliegen. Gerade<br />

aber diese überschaubare Zahl an Menschen und Forderungen<br />

versagt jeden Anspruch auf Anonymität. Die Hemmschwelle,<br />

Kritik offen vorzutragen, ist manchen einfach zu hoch.<br />

Weniger brisante Geschäftsbereiche einer IG sind teilweise<br />

abgedeckt. Homepage und Aushänge informieren über<br />

fachbezogene Veranstaltungen. Dank UNIMONO gibt es<br />

auch eine Weihnachtsfeier. Und Info-Mappen für Erstsemester?<br />

Die finden sich schon zurecht… Aller Anfang muss ja<br />

schwer sein. – Nicht der einer IG: Im orientalischen Institut<br />

hatte sie es sehr einfach. Hier wurde sie nicht gewählt, sondern<br />

sie hat sich kurzerhand selbst ernannt. Vielleicht scheint<br />

der Ansatz undemokratisch, doch jeder war und ist herzlich<br />

eingeladen teilzunehmen. Wer sich dies zum Vorbild nehmen<br />

möchte, sollte sein Begehren öffentlich kundtun, am Schwarzen<br />

Brett im Kommunikationsraum, unter der festen Rubrik<br />

„Interessengemeinschaften“. Der Name sagt es schon: Spontanes<br />

und zeitlich begrenztes Engagement für ein Interesse<br />

anstelle einer festen IG ist auch möglich. n<br />

E-Mail:<br />

ingrid.brueck@medienkomm.uni-halle.de<br />

Druck<br />

Druckerei Franke<br />

Rapsweg 29<br />

06116 Halle<br />

Auflage: 600<br />

Redaktionsanschrift<br />

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg<br />

Institut für Medien, Kommunikation<br />

& Sport, Dept. Medien- und Kommunikationswissenschaften<br />

MMZ, Mansfelder Str. 56, 06108 Halle<br />

(Saale) | Postanschrift: 06099 Halle (Saale)<br />

E-Mail:<br />

mukjournal@medienkomm.uni-halle.de<br />

Die nächste Ausgabe erscheint im Wintersemester<br />

2008/09.<br />

Durchblickn<br />

33


nPubliziert<br />

34<br />

Geschichte im Fernsehen<br />

Von Patrick Boose<br />

Wer sich für Geschichte interessiert und immer<br />

gern die Dokumentationen im Fernsehen<br />

schaut, der fragt sich vielleicht auch, ob das<br />

alles wirklich so geschehen ist, wie es im Fernsehen<br />

dargestellt wird. Genau dieser Frage sind<br />

die Professoren Reinhold Viehoff und Edgar<br />

Lersch auf den Grund gegangen. Sie haben<br />

in ihrer Studie, die im Oktober 20<strong>07</strong> erschienen<br />

ist, Geschichts-Dokumentationen privater<br />

und öffentlich-rechtlicher Sendeanstalten verglichen.<br />

Die Studie wurde von der Landesanstalt<br />

für Medien in Nordrhein-Westfalen (LfM)<br />

in Auftrag gegeben und innerhalb von 18 Monaten<br />

erstellt.<br />

Die Untersuchung umfasst im Wesentlichen<br />

den Zeitraum von 1995 bis 2003. Es ist interessant<br />

zu sehen, dass die Darstellungen der<br />

Geschichte im Fernsehen verschiedene Formen<br />

angenommen haben. Langweilige Inszenierungen<br />

und Geschichtsaufarbeitungen werden<br />

von den Zuschauern nicht angenommen, auch wenn<br />

sie auf den historischen Tatsachen beruhen. Die Rezipienten<br />

möchten lieber aufwendige, spielfilm ähnliche<br />

Inszenierungen sehen und bemerken dabei oft nicht,<br />

dass der historische Kontext verloren geht.<br />

Ziel der Untersuchung ist es herauszufinden, wie es zu<br />

der Verschiebung weg vom Dokumentarischen hin zum<br />

Semidokumentarischen bzw. zur spielfilmähnlichen Dokumentation<br />

gekommen ist. Das Buch soll aufzeigen,<br />

was in diesem Programmbereich<br />

verbessert werden kann.<br />

Die Ergebnisse der Studie<br />

verdeutlichen das Bild: Private<br />

Sender verzichten im<br />

Allgemeinen eher auf semidokumentarischeGeschichtssendungen,<br />

im Gegensatz zu<br />

den öffentlich-rechtlichen<br />

Sendeanstalten.<br />

Dieses Buch ist nicht nur interessant<br />

für die klassische<br />

Zielgruppe der LfM wie etwa<br />

Rundfunkbeiräte, Politiker<br />

oder Journalisten, sondern<br />

auch für jeden, der medienwissenschaftlich interessiert<br />

ist und einen Blick auf die Entwicklung geschichtsbezogener<br />

Sendungen werfen möchte. n<br />

Lersch, Edgar; Viehoff, Reinhold 20<strong>07</strong>. Geschichte<br />

im Fernsehen. Eine Untersuchung zur Entwicklung<br />

des Genres und der Gattungsästhetik geschichtlicher<br />

Darstellungen im Fernsehen 1995 bis 2003.<br />

Berlin: Vistas<br />

Audiovisuelle Emotionen<br />

Von Patrick Boose<br />

Jeder kennt die Emotionen, die Menschen<br />

im Alltag durchleben. Doch was ist mit den<br />

Emotionen, die durch audiovisuelle Medien<br />

ausgelöst werden? Diese beschäftigen schon<br />

seit Jahren diverse Bereiche der Film- und<br />

Medienwissenschaften, der Medienpsychologie<br />

und der Rezeptionsforschung. Jedoch<br />

gab es bisher kaum Austausch zwischen diesen<br />

verschiedenen, einerseits geistes- und<br />

andererseits sozialwissenschaftlichen Forschungsrichtungen.<br />

Diese Lücke schließt<br />

jetzt der Sammelband „Audiovisuelle Emotionen:<br />

Emotionsdarstellung durch audiovisuelle<br />

Medienangebote“, herausgegeben von<br />

Dr. Kathrin Fahlenbrach, Dr. Anne Bartsch<br />

und Prof. Jens Eder.<br />

Für diesen Sammelband haben renommierte<br />

Forscher wie Murray Smith, Knut Hickethier,<br />

Reinhold Viehoff, Werner Früh und Mary<br />

Beth Oliver Aufsätze geschrieben. Diese Spezialisten<br />

aus den unterschiedlichen Disziplinen in<br />

einem Sammelband zu vereinen, ist bisher einzigartig!<br />

Bei dem komplexen Thema<br />

„Emotionen in den audiovisuellen<br />

Medien“ lag der<br />

Schwerpunkt des Dialogs<br />

in dem Versuch, die Doppelrolle<br />

der Medien zu<br />

verdeutlichen: Medien lösen<br />

bei Zuschauern nicht<br />

nur Emotionen durch ihre<br />

Darstellungen aus, sondern<br />

prägen auch deren<br />

Emotionskultur nachhaltig.<br />

Um dieser Tatsache<br />

auf die Spur zu kommen,<br />

haben die beteiligten WissenschaftlerInnen<br />

Beiträge zu Fragen der biologischen<br />

Grundlagen, der Kultur und Geschichte, der Rezeptionspsychologie<br />

sowie der Ästhetik und Narration audiovisueller<br />

Medien beigesteuert. n<br />

Bartsch, Anne; Eder, Jens; Fahlenbrach, Kathrin<br />

(Hrsg.) 20<strong>07</strong>. Audiovisuelle Emotionen. Emotionsdarstellung<br />

und Emotionsvermittlung durch<br />

audiovisuelle Medienangebote. Köln: Herbert von<br />

Holem Verlag


Festivals<br />

Messen / Tagungen<br />

Ausstellungen<br />

Workshops<br />

Termine für das Sommersemester 2008<br />

Kurzsuechtig Leipziger Kurzfilm Festival 2008<br />

09. – 11. April 2008<br />

Animations-, Dokumentar- und Fiktionsfilme<br />

www.kurzsuechtig.de<br />

20. Filmfest Dresden<br />

15. – 20. April 2008<br />

Internationales Kurzfilmfestival<br />

Animations-, Kurzspiel-, Dokumentar-, Experimentalfilme<br />

www.filmfest-dresden.de<br />

7. Symposium der Deutschen TV-Plattform<br />

10. April 2008 in Berlin (Messe Berlin)<br />

Es dreht sich alles um „High Definition“: Techniken und<br />

bessere Bild- und Tonqualität; die Szenarien der Broadcaster<br />

sowie Marktinformationen, -strategien und Prognosen<br />

www.tv-plattform.de<br />

Medientreffpunkt Mitteldeutschland<br />

05. – <strong>07</strong>. Mai 2008 in Leipzig<br />

Experten diskutieren über das Schwerpunktthema:<br />

„Wirklichkeiten und Wünsche – Wer will was wann“<br />

www.medientreffpunkt.de<br />

16. Deutscher Multimedia Kongress<br />

17. – 18. Juni 2008 in Berlin<br />

Schwerpunktthemen: mobiles Internet, Bewegtbild, Wahlkampf<br />

im Internet, etc.<br />

Online-Anmeldung ab März 2008<br />

www.dmmk.de<br />

REASIA<br />

14. März – 18. Mai 2008 in Berlin<br />

Die Ausstellung zeigt Performances, ein Filmprogramm mit<br />

mehr als 20 Filmen sowie eine Konferenz, die Einblick in<br />

en Paradigmenwechsel ermöglicht, der mit dem Aufkommen<br />

nicht-europäischer Denktraditionen und Denkströmungen<br />

entstanden ist.<br />

www.hkw.de<br />

Werkleitz Gesellschaft e.V.<br />

Zentrum für künstlerische Bildmedien Sachsen-Anhalt<br />

Schleifweg 6 in 06114 Halle<br />

www.werkleitz.de<br />

Medienkompetenzzentrum der Landesmedienanstalt<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Reichardtstraße 8 in 06114 Halle<br />

www.medienkompetenzzentrum.de<br />

Zusammengestellt von Anke Dreißigacker<br />

Nippon Connection Festival On Tour – 5. Japanische<br />

Filmtage in Leipzig<br />

26. April – 03. Mai 2008<br />

www.nippon06.cinematheque-leipzig.de/katalog.pdf<br />

4th Globians world and culture Documentary Film<br />

Festival<br />

08. – 17. August 2008 in Potsdam (Altes Rathaus)<br />

Re-run 01. – <strong>07</strong>. September in Berlin (Babylon)<br />

www.globians.de<br />

MDM Nachwuchstag KONTAKT 2008<br />

19. Juni 2008 in Erfurt (KinderMedienZentrum)<br />

Mit Panels und Pitching aktueller Filmstoffe aus Mitteldeutschland<br />

möchte die Mitteldeutsche Medienförderung<br />

den Filmnachwuchs fördern.<br />

www.mdm-online.de<br />

NMI 2008 Film, Fernsehen und Computer im Zeichen des<br />

„Content“, neue Medien der Informationsgesellschaft<br />

08. – 11. Juli 2008 in Berlin<br />

Jährliche Tagung in der Berlin Brandenburgischen Akademie<br />

der Wissenschaften Berlin-Mitte, Einstein-Saal<br />

www.verbundkolleg-berlin.de<br />

Gamesconvention<br />

20. – 24. August 2008 in Leipzig<br />

Teststrecke beim Publikum für Games, Hardware, Info- und<br />

Edutainment.<br />

www.gc-germany.com<br />

Filmmuseum Berlin<br />

Ständige Ausstellungen zum Bereich Film und Fernsehen<br />

www.filmmuseum-berlin.de<br />

Medienpädagogik e.V.<br />

Universität Leipzig – Lehrstuhl für Medienpädagogik<br />

Emil-Fuchs-Str. 1 in 04105 Leipzig<br />

www.mepaed.de<br />

Sächsischer Ausbildungs- und Erprobungskanal<br />

Kurse u.a. in Chemnitz, Leipzig und Dresden<br />

www.saek.de<br />

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