Magisterarbeiten 2006/07
Magisterarbeiten 2006/07
Magisterarbeiten 2006/07
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Department:<br />
Hoch<br />
soll er<br />
leben!<br />
Zeitschrift der Medien- und Kommunikationswissenschaften<br />
an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg<br />
Sommersemester 2008 n Heft 8<br />
Reportage: Flieg, Täubchen, flieg | Kontrovers: Mauerbau: neue olympische<br />
Disziplin | Kulturbeute: Großes Kino gehört zum Programm | Outdoor: „Kontraste“<br />
1<br />
und andere Erfahrungen | Karriere: Janine „intern“ | Gespräch: London, Moskau… Halle?
nEditorial<br />
2<br />
Editorial<br />
hier ist es also: das erste Heft, das von Bachelor-Studierenden gestaltet wurde. Worin liegt der<br />
Unterschied zu vorher? Wir hoffen und denken, nicht in der Qualität. Wohl aber im Prozedere:<br />
Erstmals lagen sowohl Redaktion als auch Layout in denselben studentischen Händen. Das bedeutet<br />
zwar viel Arbeit, erleichtert aber auch manches. Jede Redakteurin und jeder Redakteur stellt<br />
gewissermaßen am ‚lebenden Beispiel‘ fest, dass es mit einem gut geschriebenen Text nicht getan<br />
ist. Dieser muss auch ansprechend präsentiert werden: Wie kann ich meinen Text illustrieren? Wofür<br />
verwende ich den mir zugebilligten Platz? Schaffe ich Raum zugunsten der Fotos oder gebe<br />
ich dem Text den Vorzug? Diesen ständigen Konflikt zwischen Texter und Layouter muss nun jedes<br />
Redaktionsmitglied mit sich selbst austragen. Dass es überhaupt soweit kommen konnte, dafür<br />
hat Jessica Quick in ihrem Seminar die Grundlagen gelegt. Eine Menge theoretischer Stoff war zu<br />
bewältigen und dieser dann unter ihrer Anleitung in die Praxis umzusetzen. An dieser Stelle sei<br />
Claudia Fiedler noch einmal sehr herzlich dafür gedankt, dass sie viele Semester lang mit großem Engagement<br />
das Layout des MuKJournals gestaltet hat.<br />
Und noch etwas ist anders: Die Redaktions- und Layout-Teams der Magisterstudierenden waren eine Ansammlung<br />
von Enthusiasten, die nichts lieber wollten, als journalistisch zu arbeiten. Für die BA-Studierenden<br />
gehört es zum Pflichtprogramm, entsprechend unterschiedlich sind also die Voraussetzungen und das Interesse<br />
an dem Projekt. Dennoch hat die Zusammenarbeit reibungslos funktioniert. An dieser Stelle bewährt sich<br />
offenbar das ‚Klassenprinzip‘ des Studiengangs.<br />
Wie sieht es nun inhaltlich aus? Von einem Schwerpunktthema kann man in diesem Heft nicht sprechen. Wir<br />
haben uns überwiegend an den aktuellen Geschehnissen vor Ort orientiert: 60. Geburtstag von Reinhold Viehoff,<br />
DOC-Film-Festival, Dolby-Auszeichnung des MMZ-Tonstudios etc. Ebenso haben wir medienbezogene<br />
Themen aufgegriffen, die von den Redaktionsmitgliedern für ‚angesagt‘ befunden wurden. So hat die brisante<br />
Frage der Medienfreiheit in China auch uns beschäftigt.<br />
Wir hoffen, dass wir eine gute Mischung hinbekommen haben, die sowohl das Geschehen am Institut ein<br />
Stück weit sichtbar macht, unseren Standort Halle im Blick behält und auch den einen oder anderen Bogen<br />
zur großen weiten Welt schlägt. Und wir sind immer noch sehr begierig, Eure/Ihre Meinung zum MuKJournal<br />
zu erfahren. Zum Beispiel unter mukjournal@medienkomm.uni-halle.de Nur zu!<br />
Einen herzlichen Dank an alle, die zum Gelingen des Heftes beigetragen haben.<br />
Eure/Ihre Ingrid Brück<br />
Das Foto steht für uns BA-Studierende<br />
des dritten Semesters sinnbildlich für unsere<br />
Arbeit an vorliegender Ausgabe des<br />
MuKJournals: Oberflächlich betrachtet,<br />
scheint die Straßenbahn durch Halles Innenstadt<br />
zu rasen. Doch wer schon einmal<br />
mit der Tram unterwegs war, weiß,<br />
wie langsam sie eigentlich fährt.<br />
– Die LeserInnen dieses Heftes werden<br />
den langwierigen Prozess seiner Entstehung<br />
nicht nachvollziehen können. Doch<br />
wir vermögen nun einzuschätzen, wie<br />
viele Stunden vergehen können, bis eine<br />
Zeitschrift druckfertig ist...<br />
Stefanie Sachsenröder<br />
Liebe Leserinnen und Leser,
Sommersemester <strong>07</strong>/08<br />
Department<br />
Hoch soll er leben!<br />
04<br />
Forschung<br />
Von Starköchen und Dosenöffnern 06<br />
Florian Hartlings ‚Club der toten Autoren‘ <strong>07</strong><br />
Medium „Krankheit“ – Melancholie im Wandel 08<br />
Gut gerüstet<br />
Zeig mir Deinen Schreibtisch und ich sag Dir, wer Du bist<br />
Reportage<br />
Flieg, Täubchen, flieg<br />
Kontrovers<br />
Mauerbau: Die neue olympische Disziplin<br />
Kulturbeute<br />
Großes Kino gehört zum Programm<br />
Meinung<br />
Handyexhibitionisten<br />
Indoor<br />
Pimp my Uni<br />
Der Ton macht den Film<br />
Outdoor<br />
Kontraste und andere Erfahrungen<br />
Essay<br />
Computerspiele: Aggressionsschürer oder bloßer Zeitvertreib?<br />
Weit weg<br />
Produktionsstopp in der Traumfabrik Hollywood<br />
Echt cool: Omas auf Fahrrädern<br />
Branche<br />
Halle: Medienstandort mit Zukunft?<br />
Gespräch<br />
London, Moskau... Halle?<br />
Karriere<br />
Janine „intern“<br />
Finish<br />
MuK-<strong>Magisterarbeiten</strong> von Studienabsolventen <strong>2006</strong>/<strong>07</strong><br />
09<br />
10<br />
12<br />
14<br />
15<br />
16<br />
17<br />
18<br />
20<br />
22<br />
23<br />
24<br />
26<br />
28<br />
29<br />
Geschehen<br />
Kulleraugen? Die gibt’s im Buchladen! 30<br />
Vergangenheit mit Zukunft? 31<br />
Die Macht der Sprache 31<br />
Homestory<br />
Das Pendeln ist des Dozenten Frust?<br />
Durchblick<br />
Kopflos durchs Studium<br />
Impressum<br />
Publiziert<br />
Geschichte im Fernsehen<br />
Audiovisuelle Emotionen<br />
Dates<br />
Termine im Sommersemester 2008<br />
32<br />
33<br />
33<br />
34<br />
34<br />
35<br />
Anne Schauer hat sich<br />
für uns zum 50. Jubiläum<br />
des DOK-Filmfestivals<br />
nach Leipzig begeben<br />
und sich speziell bei<br />
den Nachwuchsregisseuren und deren<br />
Filmen umgeschaut: Eine Reportage über die<br />
Herausforderung, Dokumentarfilm als Kunst zu<br />
verstehen, ist so entstanden.<br />
Anfang des Jahres wurde<br />
Prof. Dr. Reinhold Viehoff<br />
zum 60. Geburtstag<br />
mit einem festlichen<br />
Akt geehrt. Was es<br />
neben Torte, Sekt und Glückwünschen noch<br />
gab, erzählt Kim Busch, die sich unter die<br />
zahlreichen Partygäste gemischt und den<br />
Partytrubel beobachtet hat.<br />
Magere Gestalt, strähniges<br />
Haar, blasses, pickeliges<br />
Gesicht, introvertiert,<br />
gewaltbereit. – So ist er,<br />
der typische jugendliche<br />
‚Zocker‘. Julia Leupold wagt sich an die oft<br />
gestellte, bisher aber ungeklärte Frage heran: Sind<br />
Computerspiele Aggressionsförderer oder einfach<br />
nur ein Mittel gegen Langeweile?<br />
In diesem Jahr ist China<br />
Austragungsland der<br />
Olympischen Spiele. Nicht<br />
nur die Sportler trainieren<br />
hart für dieses Ereignis.<br />
Auch die chinesische Regierung übt sich in<br />
einer ganz eigenen Disziplin: Medienzensur.<br />
Franziska Steffen ist diesen mehr oder weniger<br />
unsportlichen Bemühungen auf der Spur.<br />
Inhaltn<br />
3
nDepartment<br />
4<br />
Hoch soll er leben!<br />
Auch mit 60 ist man nicht vor<br />
Von Kim Busch<br />
Überraschungen gefeit<br />
Roter Teppich, hell erleuchtete Räumlichkeiten und<br />
vor der Tür prangt eine große „60“. Hier also, im<br />
Kubus des MMZ, soll ein Festakt zum Geburtstag<br />
von Prof. Dr. Reinhold Viehoff stattfinden. Es ist<br />
Dienstag, der 22. Januar 2008. Knapp 80 geladene<br />
Gäste haben sich eingefunden und warten gespannt auf das<br />
Erscheinen des Jubilars. Dann ist es endlich soweit: Sichtlich<br />
erfreut betritt Reinhold Viehoff samt Frau Evelyn, Sohn Daniel<br />
und dessen Freundin gegen 18 Uhr das Foyer und blickt in die<br />
strahlenden Gesichter seiner Geburtstagsgäste. Viele nehmen<br />
sogleich die Gelegenheit wahr, dem Jubilar Glückwünsche auszusprechen<br />
und Geschenke zu überreichen. So stehen die Gratulanten<br />
ordentlich in einer Schlange an, die über eine Stunde<br />
lang nicht abreißt. Und Reinhold Viehoff lässt sich Zeit, mit<br />
jedem Einzelnen einen kleinen Plausch zu halten.<br />
Die Geschichte des Departments wird immer mit<br />
Reinhold Viehoff verbunden sein.<br />
Was dann geschah, traf den Jubilar einigermaßen überraschend,<br />
denn er war zwar zu diesem Teil des Festes gebeten<br />
worden, wusste aber nicht, was ihn genau erwartete. Die Gäste<br />
begaben sich nun in den hauseigenen Kinosaal, wo ganz vorne<br />
ein Ehrenplatz für Prof. Viehoff präpariert worden war: Ein Ledersessel<br />
stand auf einem kreisrunden Stück des gleichen roten<br />
Teppichs, den man bereits im Foyer ausgelegt hatte. Nun hatte<br />
der Leiter des Departments für Medien-<br />
und Kommunikationswissenschaften,<br />
Prof. Dr. Manfred Kammer,<br />
das Wort. Er und die Sekretärin Karin<br />
Pabst überreichten dem ‚Geburtstagskind‘<br />
einen Blumenstrauß, ein<br />
Geschenk und die Glückwünsche der<br />
MitarbeiterInnen und Kollegen des<br />
Instituts. Prof. Kammer gab sodann<br />
der Festgesellschaft einen Einblick in<br />
Viehoffs Werdegang seit 1995 in Halle.<br />
Er erzählte von der allmählichen<br />
Entstehung des Instituts, skizzierte<br />
dessen Entwicklung von einem Büro<br />
mit magerer Ausstattung bis zu dem<br />
heute bekannten mehrstöckigen, umfassend<br />
ausgestatteten Department.<br />
Dabei vergaß er nicht zu erwähnen,<br />
dass es sich bei dem stetig wachsenden<br />
Team der Medien- und Kommu-<br />
Prof. Dr. Siegfried J. Schmidt<br />
bei der Laudatio<br />
nikationswissenschaftler<br />
um eine „verschworeneGemeinschaft“<br />
handelt, die<br />
durchaus zu<br />
feiern weiß —<br />
von legendären<br />
Festen wurde gar<br />
berichtet. Viehoffs Prof. Dr. Reinhold Viehoff mit Ehefrau<br />
Herz, so Kammer,<br />
schlage trotz seiner<br />
neuen Tätigkeit als Dekan nach wie vor für das Department,<br />
denn dessen Geschichte würde immer mit Reinhold Viehoff<br />
verbunden bleiben. Im Anschluss gratulierte der Rektor der<br />
Universität, Prof. Dr. Wulf Diepenbrock, dem Jubilar und dankte<br />
ihm für seine „große Kraftanstrengung“ als Dekan. Hauptredner<br />
des Abends war Prof. Dr. Siegfried J. Schmidt. In seiner<br />
besonders amüsant gestalteten Laudatio berichtete er interne<br />
Dinge über den „Jubelgreis“, wie er Reinhold Viehoff scherzhaft<br />
nannte. Aus dessen Arbeitszeit am Siegener LUMIS (Institut<br />
für Literatur- und Medienforschung) traten einige Details zu<br />
Tage, die für große Heiterkeit sorgten. So zum Beispiel wurde<br />
Viehoff wegen seiner Vorliebe für weit gestrickte Wollpullover<br />
„Dr. Urwolle“ genannt. Es gab auch jede Menge Lob für den<br />
Jubilar, der sich in all den Jahren als loyaler Kollege, unschlagbarer<br />
Wissenschaftsmanager, ausgleichendes Mitglied innerhalb<br />
des LUMIS und guter Freund erwiesen hatte.<br />
Einen Höhepunkt fand der Abend in der Übergabe der Festschrift<br />
zu Ehren Reinhold Viehoffs durch die Herausgeberinnen<br />
Dr. Ingrid Brück, Dr. Kathrin Fahlenbrach und Dr. Anne Bartsch.<br />
Die Festschrift enthält 21 Artikel namhafter Medienwissenschaftler,<br />
die das Thema „Medienrituale“ aus unterschiedlichen<br />
Perspektiven beleuchten.<br />
Abschließend ergriff der Jubilar selbst das Wort. Er zeigte sich<br />
freudig überrascht und gerührt. Fassungslos darüber, wie man<br />
die Festschrift und die Details des<br />
Festaktes so gut vor ihm hatte geheim<br />
halten können, dankte er in erster Linie<br />
seiner Familie, die angesichts seines<br />
Daseins als ‚Spagatprofessor‘ stets<br />
viel Geduld aufbringen musste, und<br />
seinen Mitarbeitern und Kollegen.<br />
Gut gelaunt und in feierlicher Stimmung<br />
lud Prof. Viehoff die gesamte<br />
Geburtstagsgesellschaft dann ein,<br />
um in den Räumen des Instituts<br />
bei Klaviermusik gediegen zu speisen.<br />
Es wurde an diesem Abend<br />
noch viel geschwatzt, gelacht und<br />
später auch getanzt. Ob dies ein<br />
Fest war, das als ‚legendär‘ in die<br />
Annalen des Departments eingehen<br />
wird, werden die nächsten<br />
Jubiläums-Reden zeigen… n
Von Kim Busch<br />
Der rastlose Denker<br />
Wer ist eigentlich Reinhold Viehoff? – Mitarbeiter<br />
Sprechpause, den Kopf leicht nach vorne geneigt,<br />
eine Hand an die Stirn gehoben und die Augen<br />
geschlossen — die Viehoff’sche Denkerpose. Diese<br />
Gestik scheint typisch für Prof. Dr. Reinhold Viehoff<br />
zu sein und sie sagt viel über ihn aus:<br />
„Er ist ein brillanter Kopf“, meint Manja Rothe. Dass er eine<br />
leuchtende Intelligenz, eine riesige Wissensbandbreite und<br />
eine herausragende Rhetorik besitzt, darin sind sich die Mitarbeiter<br />
des Instituts einig. Bei so viel Lob könnte man leicht<br />
davon ausgehen, es mit einer abgehobenen Persönlichkeit zu<br />
tun zu haben. Aber weit gefehlt: „Er stellt sich selbst nicht<br />
in den Mittelpunkt“, sagt Dr. Kathrin Fahlenbrach. Manchmal<br />
sei er sogar schüchtern, findet Steffi Schültzke. Seine<br />
bemerkenswerten Fähigkeiten kommen also eher in anderer<br />
Weise zum Tragen: „Er setzt sich sehr für seine Studierenden,<br />
die studentischen Hilfskräfte und das Personal ein“, erklärt<br />
Prof. Dr. Manfred Kammer. Dabei hilft ihm wohl, dass er begeis-<br />
terungsfähig, engagiert und offen ist. Laut Sascha Trültzsch<br />
nimmt er sich auch viel Zeit für seine Doktoranden. Viehoff<br />
agiere in diesem Zusammenhang fördernd und fordernd zugleich.<br />
Seine ausgeprägte Neugier führe zu einer besonders<br />
abwechslungsreichen Lehre und Forschung.<br />
Weiterhin wird Reinhold Viehoff als ruhiger, aber auch rastloser<br />
Geist beschrieben. Ruhig, weil er Probleme erst dann angeht,<br />
wenn sie auftreten und nicht bereits im Voraus hektisch<br />
wird. Rastlos, weil es wohl viel zu viele von diesen Schwierigkeiten<br />
gibt. Die daraus resultierende Arbeitsstrategie wird von<br />
den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Instituts in den<br />
Worten „Arbeitstier“ und „Workaholic“ zusammengefasst.<br />
„Er hat ein enormes Arbeitspensum“, sagt auch Karin Pabst,<br />
so enorm, dass er teilweise bis spät in die Nacht arbeite. Es<br />
kann mithin vorkommen, dass man weit nach Mitternacht<br />
noch dringende Mails von seinem ‚Chef‘ bekommt. Dement-<br />
des Departments klären auf<br />
sprechend sei es kein Wunder, dass man ihn während einer<br />
Sitzung gelegentlich mit dem Schlaf kämpfen sieht, erzählt<br />
Matthias Buck.<br />
Ein zentraler Punkt der Person Reinhold Viehoff ist seine Bedeutung<br />
als Gründer des Studiengangs MuK und des entsprechenden<br />
Instituts, das mit der Neustrukturierung der Fakultät<br />
zum Department wurde. Seine Rolle als Pionier der Medien-<br />
und Kommunikationswissenschaften in Halle ist unumstritten.<br />
„Das Institut steht und fällt mit ihm. Er ist sozusagen die Seele<br />
des Instituts“, erklärt Dr. Kathrin Fahlenbrach anerkennend.<br />
In diesem Zusammenhang ist eine große Dankbarkeit seitens<br />
der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu spüren: „Ohne ihn<br />
wären wir nicht hier“, sagt Thomas Knebel schlicht.<br />
Weiterhin ist die vorbildliche Teambildung am Department<br />
Reinhold Viehoff zu verdanken. „Er motiviert jeden seinen<br />
individuellen Leistungen entsprechend“, merkt Hans-Joachim<br />
Föllner an. Außerdem mache es sehr viel Spaß, mit ihm zusammenzuarbeiten.<br />
Seine kollegiale, loyale und hilfsbereite<br />
Art mache ihn zu einer Art Vaterfigur und zu einem Vorbild.<br />
Auch in arbeitsunabhängigen Themen zeigt sich seine unermüdliche<br />
und ehrgeizige Ader. „Er ist ein geradezu radikaler<br />
Radfahrer, fast schon militant“, sagt Steffi Schültzke augenzwinkernd.<br />
Auch sein Einsatz gegen das Rauchen am Institut<br />
entbehrt nicht einer gewissen Vehemenz, gibt Manja Rothe<br />
zu. Allerdings kommt dabei zweifellos auch sein zuweilen trockener<br />
Humor zum Ausdruck.<br />
Für die kommenden Lebensjahre wünschen die Mitarbeiter<br />
und Mitarbeiterinnen des Departments Reinhold Viehoff vor<br />
allem Gesundheit, Glück, Zeit für weitere Forschungsarbeiten<br />
und Energie. Denn alles andere, so Steffi Schültzke, schaffe<br />
er sowieso selbst. n<br />
Geboren am 22. 01. 1948, studierte Prof. Dr. Reinhold Viehoff Germanistik, Soziologie, Politikwissenschaft,<br />
Kommunikationswissenschaft und kath. Theologie in Bonn, Köln und Siegen,<br />
promovierte 1980 und habilitierte 1990 in Siegen. Er absolvierte ein Volontariat beim Westdeutschen<br />
Rundfunk und arbeitete dort als Freier Mitarbeiter. Von 1981 bis 1995 wirkte er als wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter am LUMIS in Siegen. Seit 1995 hat er eine Professur für Medien- und Kommunikationswissenschaften<br />
an der MLU Halle-Wittenberg inne, wo er seit 2005 als Dekan der philosophischen<br />
Fakultät II tätig ist.<br />
Departmentn<br />
5
nForschung<br />
6<br />
Von Starköchen und ‚Dosenöffnern‘<br />
Dr. Matthias Buck fühlt Kochshows auf den Zahn<br />
Von Ricarda Lalla<br />
A<br />
ls Strohwitwer in seiner Hallenser Wohnung ernährt<br />
sich Dr. Matthias Buck in der Woche gern von Spaghetti<br />
mit Tomatensoße. „Das ist ein sehr leckeres<br />
Essen. Aber zu Hause bei meiner Frau mag ich am<br />
liebsten Jakobsmuscheln in Morcheljus“, berichtet der wissenschaftliche<br />
Mitarbeiter des Instituts für Medien- und Kommunikationswissenschaften.<br />
„Ich interessiere mich sehr fürs Kochen“,<br />
gesteht Buck. Deshalb kam er auf die Idee, sich auch wissenschaftlich<br />
mit seinem Hobby zu beschäftigen und der Geschichte<br />
der Kochshows auf den Zahn zu fühlen. „Ritual und Drama der<br />
Kochsendung“ ist der Titel des Aufsatzes, der im vergangenen<br />
halben Jahr entstanden ist. Überraschende Erkenntnis: „Einige<br />
der großen Fernsehköche haben als ‚Dosenöffner‘ angefangen.“<br />
In den Kochsendungen geht es gar nicht ums Kochen.<br />
„Ich finde es sehr interessant, wie das Kochen in den Medien<br />
behandelt wird“, erklärt der 46-jährige ehemalige Dramaturg.<br />
„Es ist spannend zu sehen, wie der Geschmackssinn angesprochen<br />
und Vorwissen vom Zuschauer abgerufen wird.“ In seinem<br />
achtseitigen Aufsatz, der in der Festschrift anlässlich Prof. Reinhold<br />
Viehoffs 60. Geburtstag erschienen ist, startet Buck mit der<br />
ersten Kochsendung, die Mitte der 30er Jahre auf BBC lief. Die<br />
‚Mutter‘ aller Fernsehköche ist der Franzose Xavier Marcel Boulestin,<br />
der 1937 in der BBC-Produktion „Cook’s Night Out“ als<br />
erster Fernsehkoch auftrat. 1953 zeigte der Schauspieler Clemens<br />
Wilmenrod in „Clemens Wilmenrod bittet zu Tisch“ wie und was<br />
die deutsche Hausfrau richtig kocht. Ein Phänomen der damaligen<br />
Zeit: „Die Zutaten für das Gericht, das Wilmenrod in seiner<br />
Sendung gekocht hat, war am nächsten Tag immer ausverkauft.<br />
Die Sendung hat also bestimmt, was in Deutschland auf den<br />
Tisch kam.“ Als der Schauspieler das erste Mal über den Bildschirm<br />
flimmerte, kredenzte er Kalbsniere mit Mischgemüse aus<br />
der Dose. „Das könnte sich heute kein Fernsehkoch mehr leisten“,<br />
ist sich Buck sicher. Einen Aufschrei unter den Köchen gab<br />
es, als Wilmenrod tranchieren sollte: „Das konnte er nicht. Er war<br />
eben Schauspieler und kein Koch“, so Buck. Wilmenrod war aber<br />
nicht der einzige, der mit Halbwissen<br />
und einem Dosenöffner seine<br />
Koch-Laufbahn im Fernsehen startete: „Im DDR-Fernsehen gab<br />
es Rudolf Kroboth. Er war Marketingleiter der Fischindustrie der<br />
DDR. Weil seine Fischkonserven kyrillisch beschriftet waren, hat<br />
er in seiner ersten Sendung gezeigt, was in den einzelnen Dosen<br />
drin ist.“ Buck hält das Kochen nicht für eine leichte Sache: „Es<br />
ist ein sehr solides Handwerk und muss lange erlernt werden.“<br />
Allgemeine Kenntnisse über Physik seien genauso wichtig wie<br />
über Chemie. „Köche müssen wissen, wie man mit Eiern umgeht<br />
oder wie man eine Soße bindet. Die Zeitabläufe sind wichtig.“<br />
Kochen erlebt augenblicklich in den Medien einen Boom. „Mit<br />
ElGusto ist der erste Spartenkanal, der ausschließlich dem Kochen<br />
gewidmet ist, auf Sendung gegangen“, hat Buck recherchiert.<br />
Aber: Es wird immer weniger gekocht. Der Absatz von<br />
Fertiggerichten hat sich seit den 90er Jahren des vergangenen<br />
Jahrhunderts vervielfacht. Die Geschichte der Verdrängung des<br />
häuslichen Kochens reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück. In den<br />
50er Jahren begann der Kampf zwischen Fertiggerichten aus<br />
dem Kühlschrank und der Hausfrau.<br />
Die Frage, die sich Buck stellte, war nun: „Wenn immer weniger<br />
gekocht wird, warum boomt dann das Kochen in den Medien?“<br />
Die Antwort: „In den Sendungen und Büchern und Zeitschriften<br />
geht es gar nicht ums Kochen. Schon „Alfredissimo“ mit Alfred<br />
Biolek kombinierte Talkshowelemente und Kochsendung. Zu<br />
Beginn der Kochsendungen wurde gezeigt, wie man das Essen<br />
richtig zubereitet“, resümiert Buck aus seiner Forschung. „Bei<br />
Kochsendungen wie ‚Kochduell‘ ging es mehr um die Kreativität<br />
und den Spaß. In den heutigen Shows werden die Profi-Köche<br />
gezeigt, wenn sie an ihre Grenzen stoßen.“ Bei der ZDF-Kochsendung<br />
„Kerner“ werde beispielsweise nur sieben Prozent der Sendezeit<br />
das Kochen erklärt. „Den Rest der Sendung unterhalten<br />
sich Kerner und seine Gäste“, fand Buck heraus. Eine Ausnahme<br />
gibt er allerdings an: „Auf VOX gibt es die Sendung ‚Ganz und<br />
Gar‘, bei der man Schritt für Schritt gezeigt bekommt, wie man<br />
Sushi selbst macht“, so Buck begeistert. Steffen Henssler ist zwei<br />
Drittel der Sendung beim Zubereiten von Sushi zu sehen. n
Florian Hartlings ‚Club der toten Autoren‘<br />
Doktorarbeit über neue Medien und alte Vorstellungen<br />
Von Ricarda Lalla<br />
„<br />
Der literarische Autor steht seit langem unter kritischer<br />
Beobachtung“, weiß Florian Hartling,<br />
wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Medien-<br />
und Kommunikationswissenschaften. Er hat<br />
gerade seine Doktorarbeit abgeschlossen, in der es um den<br />
digitalen Autor und dessen Rahmenbedingungen geht. Bereits<br />
in seiner Magisterarbeit beschäftige sich Hartling mit<br />
digitaler Literatur. „Das Thema war, wie sich der Literaturkanon<br />
entwickelt“, so Hartling, der sich seit acht Jahren mit<br />
Netzliteratur befasst. Drei Jahre lang recherchierte Hartling<br />
für seine 457 Seiten starke Arbeit. „Die Arbeit ist sehr dick<br />
geworden und dabei habe ich schon viel rausgelassen“, erzählt<br />
der 29-Jährige. In Zusammenarbeit mit zentralen Akteuren<br />
der Netzliteratur-Szene kam er zu dem Schluss, dass es im<br />
Internet, ähnlich<br />
wie in der traditionellen<br />
Literatur<br />
ganz verschiedene<br />
Formen von<br />
Autorschaft gibt,<br />
etwa starke und<br />
schwache Autoren.<br />
Besonderes Augenmerk<br />
legte Hartling<br />
auf die von den<br />
Autoren genutzte<br />
Technik, die Philosophie<br />
der Netzschreiber<br />
sowie die<br />
ökonomischen und<br />
Florian Hartling<br />
rechtlichen Bedingungen.<br />
Seine Forschungsergebnisse fasst Hartling so zusammen:<br />
„Für viele Jahre hat das poststrukturalistische Diktum vom ‚Tod<br />
des Autors‘ die theoretische Debatte autorkritisch überformt.<br />
Seit den 90er Jahren ist allerdings die machtvolle ‚Rückkehr<br />
des Autors‘ in den Diskurs festzustellen. Ironischerweise aber<br />
scheint das verabschiedete Diktum vom Autor-Tod weiterhin<br />
Gültigkeit im jüngsten literarischen Medium zu besitzen und<br />
dabei veraltete Vorstellungen fortzuschreiben. Das Internet,<br />
so die euphorischen Hypertexttheoretiker, würde den Autor<br />
endgültig verabschieden und endlich den ‚schreibenden Leser‘<br />
hervorbringen. Mit dem Boom und der Etablierung der Netzliteratur<br />
ist im Internet tatsächlich ein Aufleben des literarischen<br />
Autors zu beobachten. Dabei rivalisieren unterschiedliche Autormodelle<br />
miteinander, je nach künstlerischer Konzeption und<br />
Hyper-Poetik. Es sind zum einen Selbstinszenierungen mit<br />
einem regelrechten Personenkult möglich, aber auch kollektive<br />
und marginalisierte Autorschaftsmodelle festzustellen. Schließ-<br />
lich suchen sich Autoren im Netz sogar zu ‚befreien.‘ Die Bedingungen,<br />
unter denen sich diese Prozesse im Netz vollziehen,<br />
sind allerdings noch unklar; damit aber bleibt offen, wie die<br />
zu beobachtenden Phänomene tatsächlich ursächlich aus der<br />
medialen Struktur erklärbar sind. Es fehlt eine systematische<br />
Beschreibung und Analyse des ‚digitalen Autors‘ sowie der Bedingungen<br />
von Autorschaft im Internet.“<br />
Diesem größeren Forschungsdesiderat nahm sich Florian Hartling<br />
in seiner Doktorarbeit an. Er arbeitete heraus, dass schon<br />
die jüngere Diskussion um Autorschaft in der Literaturwissenschaft<br />
samt angrenzenden Disziplinen eine reiche theoretische<br />
Basis bietet, an die produktiv angeknüpft werden kann. Bereits<br />
bei diesem Erkenntnistransfer wird evident, dass bestimmte<br />
vortheoretische Annahmen um den Autor im Internet verabschiedet<br />
werden müssen. Um die Rahmenbedingungen zu<br />
klären, unter denen digitale Autoren agieren, erweist sich das<br />
Modell des Dispositivs als äußerst nützlich. Es ist zum ersten<br />
als holistisches Konzept geeignet, das komplexe Phänomen<br />
Autorschaft als ein analysierbares Netz von Bedingungen zu<br />
erfassen. Zum zweiten lässt sich die Verbindung zwischen<br />
Netzdispositiv und Online-Autorschaft als von Machtstrukturen<br />
geprägt rekonstruieren, wobei sich Dispositiv und Netzautoren<br />
gegenseitig beeinflussen. Drittens wird auf die Ebene<br />
der handelnden Subjekte rekurriert und damit die literarische<br />
Produktion des Einzelnen beschreibbar. Letzteres wird außerdem<br />
durch die „Empirische Theorie der Literatur“ und das damit<br />
verbundene Handlungsrollenmodell theoretisch fundiert.<br />
Als maßgebliche dispositivitären Rahmenbedingungen von<br />
Internet-Autoren werden vier Faktorenbündel intensiv und<br />
detailliert diskutiert: Philosophische, technische, ökonomische<br />
und rechtliche Bedingungen formen die literarische Autorschaft<br />
vor und schlagen sich somit auch in den künstlerischen<br />
Arbeiten nieder. Umgekehrt wird das Dispositiv durch die Aktivitäten<br />
der Autoren (teilweise) beeinflusst. Resultierend wird<br />
ein Modell der literarischen Autorschaft im Internet erarbeitet.<br />
Dabei zeigt sich das kulturelle Phänomen Autorschaft auch im<br />
Internet als wirkungsmächtig.<br />
Für die Zukunft plant Florian Hartling, der seine Arbeit inzwischen<br />
erfolgreich verteidigt hat, das gewohnte Feld der Netzliteratur<br />
zu verlassen: „Ich möchte gern habilitieren, aber zu<br />
einem anderen Problem der Neuen Medien.“ Ein spezifisches<br />
Forschungsthema gibt es noch nicht, ein möglicher Gegenstand<br />
für ihn wäre aber das noch recht junge Phänomen<br />
des „Web 2.0“. n<br />
Forschungn<br />
Vom ‚Tod des Autors‘ und seiner Rückkehr.<br />
7
nForschung<br />
8<br />
Medium „Krankheit“ – Melancholie im Wandel<br />
Von Ricarda Lalla<br />
Doktorandin Cornelia Bogen auf historischer Spurensuche<br />
Die Magistra Cornelia Bogen (26) ist eine sehr fröhliche<br />
junge Frau, dennoch kennt sie sich mit Melancholie<br />
und Depressionen sehr gut aus. Seit einem<br />
Jahr beschäftigt sie sich intensiv mit diesem Krankheitsbild.<br />
Allerdings nicht unter medizinischen Gesichtspunkten.<br />
Sie schreibt derzeit an ihrer Doktorarbeit zum Thema „Der<br />
aufgeklärte Patient – Struktur und Probleme der Gesundheitskommunikation<br />
von der Buchkultur im 18. Jahrhundert bis zum<br />
digitalen Zeitalter.“<br />
Seit 1999 ist Bogen an der MLU. Sie studierte bis <strong>2006</strong> auf<br />
Magister im Hauptfach Anglistik und Amerikanistik und in den<br />
Nebenfächern Medien- und Kommunikationswissenschaften<br />
und Politikwissenschaft. „Die Mischung ist sehr interessant. Ich<br />
wollte mich nicht auf einen Bereich festlegen, deshalb habe ich<br />
unterschiedliche Disziplinen gewählt“, erklärt sie ihre bunte Fächermischung.<br />
Medizin stand für sie nicht zur Wahl.<br />
Gesundheit als persönliches Steckenpferd.<br />
Das Thema Gesundheit ist aber nicht erst seit der Doktorarbeit<br />
ihr Steckenpferd. „Als Hiwi habe ich bei Professor Viehoff das<br />
Seminar ‚Das gesunde Internet‘ betreut, erinnert sie sich. Immer<br />
mehr habe sie sich in das Thema eingearbeitet und Interesse<br />
dafür entwickelt. „Zum Gesundheitsapostel bin ich deshalb aber<br />
nicht geworden“, betont Bogen. „Irgendwann wollte ich dann<br />
zur Gesundheitskommunikation gern eine wissenschaftliche Arbeit<br />
schreiben.“<br />
Ihre Magisterarbeit sollte dieses Thema noch nicht beinhalten,<br />
die schrieb sie zur Irak-Kriegsberichterstattung in den USA 2003.<br />
Gleich nach ihrem Magisterabschluss arbeitete sie an einem<br />
MSA-Forschungsprojekt unter der Leitung von Prof. Viehoff mit,<br />
das aufzeigen sollte, wie sich Senioren an Bürgerfernsehen und<br />
Radio beteiligen. „Wir sind also losgegangen und haben eine<br />
Bestandsaufnahme vor Ort in den Sendern gemacht“, berichtet<br />
Bogen. Ganz so lebendig sind ihre derzeitigen Studienobjekte<br />
nicht: „Meine Informationen zum 18. Jahrhundert beziehe ich<br />
aus den Büchern und Zeitschriften von damals.“<br />
Ein Jahr lang hat die Doktorandin in staubigen Zeitschriften<br />
nach Berichten über Melancholie gesucht und viel gefunden,<br />
denn: „Melancholie und Depression war damals weit verbreitet.<br />
Es war fast eine Modekrankheit.“ Bei dem, was Bogen liest,<br />
geht es ihr nicht darum, ob die Krankheit richtig beschrieben<br />
ist. „Ich will den Diskurs der damaligen Zeit erforschen. Medizinisches<br />
Wissen brauche ich glücklicherweise nicht.“ Eine erste<br />
Erkenntnis hat die Forscherin bereits jetzt: „Das Aufblähen<br />
Cornelia Bogen recherchiert in der Bibliothek<br />
von Krankheiten ist keine Erfindung der Gegenwart. Bereits im<br />
18. Jahrhundert haben Apotheker Pülverchen passend zu den in<br />
ihren Wochenschriften vorgestellten Krankheiten zusammengemischt<br />
und diese dann beworben, obwohl in den Zeitschriften<br />
doch aufgeklärt werden sollte.“<br />
In zwei Jahren will Bogen, die Mitglied des Graduiertenkollegs<br />
ist, mit ihrer Doktorarbeit fertig sein. Bis dahin ist noch viel zu<br />
tun: „Ich muss noch den Melancholiediskurs im Internet recherchieren<br />
und den Vergleich des 18. und des 21. Jahrhunderts<br />
anstellen.“ n<br />
Was ist das Graduiertenkolleg?<br />
Das Graduiertenkolleg ist (seit Oktober <strong>2006</strong>) Teil des Exzellenznetzwerks<br />
„Aufklärung – Religion – Wissen“. Ziel ist<br />
es, exzellenten wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern.<br />
Den thematischen Rahmen für das Graduiertenkolleg – wie<br />
für das Netzwerk insgesamt – bilden die Transformationen<br />
des Religiösen und des Rationalen in der Moderne. Das Exzellenznetzwerk<br />
ist einer der geisteswissenschaftlichen Forschungsschwerpunkte<br />
der MLU.<br />
Wie kann man sich bewerben?<br />
Das ENW schreibt voraussichtlich während des Sommersemesters<br />
2008 neue Stipendien aus. Die Ausschreibung<br />
wird auf der Homepage des Netzwerks, auf den Seiten<br />
der Universität und auch in überregionalen Zeitungen<br />
verbreitet. Bewerben können sich Studentinnen und Studenten<br />
mit abgeschlossenem (Magister-/Master-/Diplom-)<br />
Studium in allen einschlägigen Fächern. Sie müssen<br />
dazu ein Promotions- oder Habilitationsprojekt vorschlagen,<br />
das zu den Schwerpunkten des Netzwerks passt.<br />
Näheres unter: www.exzellenz-netzwerk-arw.uni-halle.de
?<br />
Zeig mir Deinen<br />
Schreibtisch<br />
und ich sag Dir,<br />
wer Du bist<br />
4<br />
3<br />
Nicht in die obere rechte Ecke gucken, nicht in die<br />
obere rechte Ecke gucken – zu spät…<br />
Wer könnte denn hier nur arbeiten? Hmm… Aha!<br />
2<br />
1<br />
Hier herrscht die Theorie von den Kratermenschen.<br />
Kleiner Tipp: Die Tastatur gibt’s auch im PC-Pool.<br />
Welcher MuKler<br />
verbirgt sich hinter<br />
welchem Tisch?<br />
?<br />
Lösung: 4. kciuQ ; 3. lebenK; 2. hcarbnelhaF; 1. epmaL<br />
Gut gerüstetn<br />
9
nReportage<br />
10<br />
Flieg, Täubchen, flieg<br />
So trug es sich zu, dass auch im Jahre 20<strong>07</strong> nach Christus die Könige des Filmfestspiels in<br />
die Dokumentarfilmhochburg zu Leipzig luden. Unter Glanz und Gloria erhob sich die junge<br />
Gilde der Dokumentar- und Animationsfilmer zum Kampf um die dukatenschwere<br />
Von Anne Schauer<br />
Der 02. November 20<strong>07</strong> in Leipzig. Es ist<br />
kurz vor acht Uhr abends. Die Fenster<br />
sind nass vom Regen, der aus einem<br />
pechschwarzen Himmel gegen die<br />
Scheiben des CineStar am Petersbogen<br />
fällt. Innen drängen sich Akteure aller<br />
Mediengenerationen im Foyer vor<br />
Saal 8. Elektronische Beats klickern mit den Eiswürfeln in<br />
überteuerten Cocktails im Takt. Zigarettenqualm wirft Nebelschwadenbilder<br />
an die kirschroten Wände. „Willkommen“,<br />
flüstert es durch das Gemurmel, „Willkommen zur Nacht des<br />
jungen Films“.<br />
Heute, Kinder, wird’s was geben...<br />
Inmitten dieser Masse von Menschen stehe ich und warte<br />
– ahnungslos. Was ich weiß, ist, dass auch im Rahmen des<br />
50 - jährigen Jubiläums des Internationalen Leipziger Festivals<br />
für Dokumentar- und Animationsfilm wiederum die<br />
Talente-Taube ausgeschrieben wurde. Diese gilt als einer der<br />
höchstdotierten (10 000 Euro) Nachwuchsförderpreise der<br />
Welt. Und heute ist die Nacht, in der das Täubchen fliegen<br />
wird. Die Nacht der Preisverleihung. Das Gemurmel trägt<br />
die Namen der Favoriten voran. Es ist zehn Minuten nach<br />
acht. Endlich öffnen sich die Türen zu Saal 8. Reihen roter<br />
Plüschsessel werden eingenommen. Mein Blick fällt auf die<br />
Bühne vor der riesigen Leinwand: Couchgarnitur, Multifunktionstisch<br />
und Stehlampe stehen dort. Allesamt Zeitzeugen<br />
jüngerer Geschichte, in der der antifaschistische Schutzwall<br />
Deutschland noch trennte. Zusammen mit dem Bowleset auf<br />
dem Tisch ein Stillleben der Kunstära Honecker. Daneben<br />
sitzt einsam ein Mann vor einem Mac. Eindeutig der Ur-<br />
Talente-Taube…<br />
Seit 2003 sponsert die Medienstiftung<br />
der Sparkasse Leipzig<br />
den mit 10 000 Euro dotierten<br />
Nachwuchsförderpreis „Talente-<br />
Taube“. Der Wettbewerb wird<br />
weltweit ausgeschrieben.<br />
Bild links:<br />
Vor Saal 8 wartet das Publikum<br />
auf den Start der „Nacht des<br />
jungen Films“.<br />
Bild rechts:<br />
Weng Holster (l.) im Gespräch<br />
mit Marija Miro (2. v. r.).<br />
heber der elektronischen Musik, die auch durch Saal 8 klickert<br />
und die Köpfe und Füße des Publikums zum Wippen animiert.<br />
Weitere zehn Minuten gehen ins Land. Dann springt ein junger<br />
Mann auf die Bühne. Unter dem teuren Anzug blitzt ein<br />
ausgewaschenes H&M - Shirt hervor, die weißen Turnschuhe<br />
geben dem Outfit den Rest. Er verweist auf die kostenfreien<br />
Übersetzungsgeräte am Eingang. Warum, wird schnell deutlich:<br />
Der Mann kann kein Englisch. „I think I spider“. Aber das Gelächter<br />
ist mit ihm. Als Weng Holster stellt er sich vor und als<br />
Moderator für diesen Abend. Er ist ein Leipziger Lokalmatador<br />
der elektronischen Musik und stellt den Mann hinter dem Mac<br />
als Good Guy Mikesh vor. Eine musikalische One-Man-Show.<br />
„Willkommen zur Nacht des jungen Films.“<br />
Weng Holster erklärt den Ablauf: Es gibt drei Nominierungen.<br />
Die nominierten Regisseure werden auf die Bühne geholt, es<br />
folgt ein zehnminütiger Ausschnitt aus dem jeweiligen Film und<br />
anschließend ein Gespräch mit dessen Regisseur. Zuvor hat allerdings<br />
Festivaldirektor Claas Danielsen das Wort: „Warum Dokumentarfilme?“<br />
fragt er und beantwortet die Frage lieber gleich<br />
selbst: „Medien, die vierte Gewalt. Die ewige Suche nach der<br />
Wahrheit innerhalb der medialen Realität. Diese Wahrheit hinterfragt,<br />
sie durchdringt, sie hat Ecken, Kanten und Stil. Diese<br />
Wahrheit wühlt auf. Und wen besser, als das enthusiastische Publikum<br />
in Leipzig.“ 20<strong>07</strong> war das Jahr der Retrospektive: 50 Jahre<br />
DOK Leipzig. 20<strong>07</strong> war aber auch das Jahr des Besucherrekords.<br />
Knapp 31 000 Zuschauer strömten in die 276 Filmvorstellungen.<br />
Weitaus mehr als in den vergangenen Jahren. „Das DOK Leipzig<br />
ist vor allem die Möglichkeit des Austauschs, die Chance sich<br />
zu vergleichen, zu messen, den Blick über den Tellerrand der
erlernten Konventionen zu werfen, um Dokumentarfilm in seiner<br />
kreativen und künstlerischen Gestalt zu begreifen“, beendet<br />
Claas Danielsen seine Eröffnungsrede.<br />
And the Nominated are...<br />
Weng Holster gibt die erste Nominierung bekannt: Marija Miro,<br />
Studentin der Filmhochschule Moskau. Ihr Film heißt „Coal<br />
Dust“ und nimmt uns mit in die Weiten des Ural, nach Kopeisk.<br />
Kopeisk ist eine alte Bergbaustadt. Man sagt, das Temperament<br />
der Menschen dort sei so explosiv wie Kohlenstaub. Marija Miro<br />
und ihr Filmteam begleiten die Männer durch ihren Alltag. Sieben<br />
Tage lang einen Kilometer unter Tage im Bergwerk bei ihrer<br />
„The world we live in, is very wrong.“<br />
Arbeit. Sieben Tage lang in ihren Häusern, bei ihren Familien<br />
und Freunden. Sieben Tage lang auf der Suche nach dem Sinn<br />
des Lebens dieser Männer, nach den Mythen ihres Berufsstands,<br />
nach ihren Wünschen und Träumen. Marija Miro plant zuerst<br />
einmal den Abschluss ihrer Diplomarbeit. Das macht Sinn. Gemessen<br />
an der Qualität von „Coal Dust“ dürfte das jedoch ein<br />
Spaziergang werden…<br />
Die zweite Nominierung geht an Nanna Frank Møller. Die Dänin<br />
studierte in London und Kopenhagen Filmschnitt. „Someone<br />
like you“ ist ihr erster Versuch als Regisseurin. In Kopenhagen<br />
entdeckt sie eine Zirkusfamilie. Zwei Schwestern, Anfang 20, die<br />
eine Clown, die andere Seiltänzerin, stehen im Mittelpunkt der<br />
Dokumentation. Der Film ist ein Strudel aus Emotionen. Glaubwürdig,<br />
authentisch. Lediglich die Kamera begleitet die Schwestern.<br />
Es gibt kein extra Licht, keinen extra Ton. Nur eine Geschichte,<br />
die das Leben schrieb und die zu Tränen rührt.<br />
Good Guy Mikesh vertreibt die Befangenheit mit ein paar Beats.<br />
Das Wort geht nun an Dr. Harald Langenfeld, Vorstandsvor-<br />
sitzender der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig, die den Preis<br />
auslobt. Wenige Minuten später darf auch er Bowle trinken.<br />
Es ist Zeit für die dritte und letzte Nominierung des Abends:<br />
„One Day“ von Ditte Haarløv Johnsen. Die Dänin ist gelernte<br />
Fotografin und präsentiert einen wunderschön fotografierten<br />
Film, ihre Diplomarbeit. „One Day“ ist die Charakterstudie ei-<br />
20<strong>07</strong> sendeten 1900 junge Regisseure<br />
ihre Werke ein. 18 davon<br />
schafften es in den Wettbewerb.<br />
Mehr Informationen zum Nachwuchswettbewerb<br />
und zum DOK<br />
Leipzig finden Interessierte unter:<br />
www.dok-leipzig.de<br />
Bild links:<br />
Nach dem Film ist vor dem Film<br />
Bild rechts:<br />
Das offizielle Poster zum<br />
50-jährigen Jubiläum<br />
ner Prostituierten in Kopenhagen, deren einzige Verbindung<br />
zur Außenwelt ihr Telefon ist. „The world we live in, is very<br />
wrong“, sagt Johnsen und kommentiert damit ihre Intention.<br />
Nicht so sehr politisch sei ihr Film, sondern vielmehr ein Appell<br />
an die Menschlichkeit. Ein Weckruf. Was sie als nächstes machen<br />
möchte, fragt Weng Holster. „Movies which touch people“,<br />
sagt Johnsen knapp und nippt an der Bowle. Die monotonen,<br />
elektronischen Beats kündigen nun den letzten Abschnitt des<br />
Abends an: Die Preisverleihung. Weng Holster bittet die Juroren<br />
auf die Bühne. Die Jury ist dreiköpfig. Sie setzt sich in diesem<br />
Jahr zusammen aus Boris Karadshew (Filmhochschule Moskau),<br />
Don Edkins (Day Zero Film Productions, Südafrika) und Sigrid<br />
Dyekjær (Tju Bang Film, Dänemark). „Making documentaries is<br />
not business. It’s a challenge!“, sagt Karadshew. Doch die Arbeit<br />
in der Jury ist nicht weniger Herausforderung: Einen Monat lang<br />
habe die Jury über den Einsendungen gesessen. Nur 18 Filme<br />
durften in den Wettbewerb. Dementsprechend hoch die Ansprüche<br />
an die jungen Dokumentarfilmer. „Kritisch ihrer Umwelt gegenüber<br />
sollen sie sein, im Lokalen das Globale einfangen, die<br />
Oberfläche durchdringen. Sie sollen Dokumentarfilm als Kunst<br />
verstehen und dennoch ihre Verantwortung dem Publikum gegenüber<br />
nicht vergessen“, so Karadshew. Die Jury sucht nach<br />
Innovation. Nach jungen Künstlern, die mutig und selbstständig<br />
ihren Stil entwickeln. Nach einem Monat stehen die 18 Filme aus<br />
13 Ländern für den Wettbewerb fest. Eine Woche lang hatte das<br />
Publikum Zeit, sich die Werke anzusehen. Nun sind es nur noch<br />
wenige Minuten bis der diesjährige Gewinner feststeht. Karadshew<br />
erzählt weiter. Aus diesen 18 Filmen drei zu nominieren,<br />
das sei nochmals ein nervenaufreibender Kraftakt gewesen. Um<br />
dann den endgültigen Gewinner zu ermitteln, habe sich die Jury<br />
eingeschlossen. Drei lange Tage und Nächte. Zwischen Kaffee<br />
und Wein, zwischen Streit und Genuss, zwischen Lachen und<br />
Tränen schwankend.<br />
Für mehr ‚Academy Award-Gefühl‘ wird nun ein Umschlag gezogen.<br />
Eine kurze Kunstpause. Selbst der Mac und sein Besitzer<br />
sind still. „Someone like you“ gewinnt an diesem Abend neben<br />
den Herzen der Zuschauer auch den Nachwuchsförderpreis.<br />
Applaus, Blitze, Blumensträuße, Beats. Weng Holster verabschiedet<br />
sich. Die Bowle ist aus, wir gehen nach Haus? Keineswegs:<br />
Im Foyer ist Party. Elektronische Tanzmusik. Die Bässe wummern<br />
durch die Wände des Kinosaals. Die Nacht ist noch jung.<br />
Tanzen kann man später. Im CineStar werden nun alle 18 Filme<br />
des Talente-Wettbewerbs noch einmal gezeigt. Ich lehne mich in<br />
meinem Sessel zurück und begreife mit jeder Filmminute mehr,<br />
was Karadshew meinte, als er von Kunst sprach. n<br />
Reportagen<br />
11
nKontrovers<br />
12<br />
Mauerbau: Die neue olympische Disziplin<br />
Das Tor nach China öffnet<br />
sich weit. Dahinter die Verbo-<br />
tene Stadt, gleich darauf die<br />
Chinesische Mauer. Schon die<br />
ersten Sekunden des Bewer-<br />
bungsvideos für Olympia<br />
2008 versinnbildlichen dem<br />
kritischen Blick den ge-<br />
spaltenen Geist Chinas, denn<br />
trotz der Garantie auf freie<br />
Medienberichterstattung wäh-<br />
rend der Spiele wird seitens<br />
der Regierung alles getan,<br />
um die Mauer aus medialer<br />
Selbstinszenierung, Zensur<br />
und Vertuschung aufrechtzu-<br />
erhalten.<br />
Von Franziska Steffen<br />
Wenn ein Staat von 169 Ländern den 163. Platz in der<br />
„Rangliste der Pressefreiheit“ belegt, klingt das alarmierend.<br />
In den Ohren der Kommunistischen Partei, welche<br />
China seit 1949 führt, klingt die aktuelle Einschätzung<br />
der Reporter ohne Grenzen wahrscheinlich eher wie<br />
Musik. In der Verfassung des ‚Einparteienstaates‘ heißt<br />
es zwar in Artikel 35, dass alle Bürger die Freiheit der<br />
Rede und der Publikation besitzen, aber gleichzeitig besagt Artikel 54, dass man<br />
„die Ehre und die Interessen des Vaterlandes“ zu verteidigen habe. So bemühen<br />
sich denn auch die Medien unter freundlicher Anleitung der Partei lediglich das<br />
zu veröffentlichen, was der harmonischen Existenz der Gesellschaft zuträglich ist.<br />
Kritik können sich nur ausländische Journalisten leisten.<br />
Anpfiff: Olympia soll Medien liberalisieren<br />
Die Medien werden jegliche Freiheit für die Berichterstattung haben, wenn China<br />
die Olympischen Spiele bekäme, sagte Wang Wei, der Generalsekretär des Pekinger<br />
Bewerbungskomitees 2001 und überzeugte damit das Internationale Olympische<br />
Komitee. Seither hat sich in China einiges getan. Immerhin 60 Prozent der vom<br />
Foreign Press Club of China befragten Reporter haben 20<strong>07</strong> keine Behinderungen<br />
bei der Arbeit gehabt, die Informationsbereitstellung von offizieller Seite habe<br />
sich erheblich verbessert. Zum Beispiel gebe es jetzt bei Pressekonferenzen immer<br />
englische Übersetzer. Auch seien die lokalen Autoritäten eher gewillt zu helfen<br />
als früher und würden weniger Gewalt anwenden. Doch es bleibt noch ein langer<br />
Mängelkatalog: Der Zugang zu Brennpunkten wie Tibet ist nach wie vor stark<br />
beschränkt; Reporter müssen weiterhin mit Verhaftungen, Kontrollen<br />
und Durchsuchungen rechnen; es werden anhaltende Einschüchterung<br />
von Zeugen und Kontaktpartnern sowie die Behinderung<br />
der chinesischen Medien beklagt. An Letztere war Wang<br />
Weis Versprechen ohnehin nicht gerichtet. Das Einzige, was<br />
in chinesischen Zeitungen stimme, sei das Datum, so die öffentliche<br />
Meinung der Chinesen über die Lage im Land. Und<br />
obwohl Zeitungsredakteure ausländischen Journalisten gegenüber<br />
gern erzählen, es gäbe keine Zensur in ihren Blättern, berichten<br />
Mitarbeiter kleiner Lokalblätter, wie es wirklich funktioniert. „Die<br />
Schere ist immer in unserem Kopf“, sagt auch Wang Xiaoshan, ehemals<br />
leitender Kulturredakteur der Neuen Pekinger Zeitung in<br />
einem Interview mit der ZEIT. Man habe bereits ein Gefühl dafür<br />
entwickelt, was man besser nicht schreiben sollte. Die Entwicklung<br />
dieses Gefühls wird durch Anweisungen von oben<br />
gern gefördert. Und sollte das nicht helfen, hagelt es saftige<br />
Geldstrafen, Entlassungen und Haft. Wang Xiaoshan ist nicht<br />
umsonst ein Ehemaliger.<br />
Die KP meint, Maßregelungen seien gerechtfertigt, denn die Aufgabe<br />
der Partei sei es schließlich, den Staat und seine Bürger zu<br />
schützen. Gerade Olympia ist ein wunderbarer Vorwand, um<br />
die Daumenschrauben anzuziehen. Die Pekinger Stadtpolizei<br />
kündigte am 8. Mai <strong>2006</strong> an, mittels ‚Umerziehung durch<br />
Arbeit‘ die Stadt bis zu den Olympischen Spielen säubern<br />
zu wollen. Außerdem startete die KP von August bis Oktober<br />
20<strong>07</strong> eine Offensive gegen die Medien. Es gehe
lediglich darum, „illegale Berichterstattung und die Verbreitung<br />
falscher Nachrichten zu unterbinden“, erklärte der Direktor der<br />
Presse- und Publikationsverwaltung Liu Binje, um ein „gesundes<br />
und harmonisches Umfeld“ zu schaffen.<br />
Offensive: Chinas Bürger machen mobil<br />
Doch der Kampf geht in die nächste Runde. Chinas Bürger machen<br />
mobil: Von 1,3 Milliarden Chinesen besitzen 600 Millionen<br />
ein Handy und seit dem Jahr 2000 ist die Rate der Internetzugänge<br />
von 17 auf 163 Millionen gestiegen. Wenn den eigenen<br />
Medien misstraut wird, dann besorgt man sich seine Informationen<br />
von der anderen Seite der politischen Mauer, im Ausland.<br />
Die Bevölkerung beweist den Willen, up-to-date zu sein. 27 Prozent<br />
der Internetnutzer lesen regelmäßig Weblogs, was nur noch<br />
die Japaner und Südkoreaner häufiger tun; und die chinesische<br />
Sprache ist mit zehn Prozent am dritthäufigsten in der Blogwelt<br />
vertreten. Kein Wunder, denn 19 Prozent der Chinesen schreiben<br />
gleich selbst. Und da findet sich neben Kochrezepten, Urlaubsberichten<br />
und Babyfotos der eine oder andere Artikel, den die<br />
Regierung am liebsten in den Weiten des WWW für immer verschwinden<br />
lassen würde.<br />
Gegenoffensive: Mauerbildung<br />
„Good luck. That‘s sort of like trying to nail Jell-O to the wall“,<br />
mokierte sich Bill Clinton anno 2000 noch über den Gedanken,<br />
das Internet kontrollieren zu wollen. Jetzt wird das<br />
Gegenteil bewiesen. Mit Hilfe ausländischer Firmen<br />
wie Microsoft, Google und Yahoo! hat<br />
die Regierung ein seit 2005 aufgerüstetes<br />
Filtersystem installiert, in Anlehnung an das<br />
chinesische Machtsymbol ‚great firewall‘ genannt,<br />
das verdächtige Inhalte nicht darstellt,<br />
Zugänge sperrt oder Seiten ganz löscht. Die Chinesen<br />
hoffen nun, dass die virtuelle Mauer es der<br />
steinernen gleich tut, denn das imposante chinesische<br />
Monument hat ausländische Aggressoren nie<br />
wirksam abwehren können.<br />
Weitere Maßnahmen folgten: Auch die großen chinesischen<br />
Internetanbieter üben sich in Selbstzensur,<br />
Blogger müssen sich in Foren genauso<br />
mit ihrem Namen registrieren wie Benutzer<br />
im Internet-Café. Es ist sogar<br />
angedacht, nur mit namentlicher Anmeldung<br />
überhaupt auf das Internet<br />
zugreifen zu können, das sowieso nur<br />
durch wenige große Gates läuft, um besser<br />
filterbar zu sein. Internationale Hilfe wird<br />
auch in Zukunft nicht versagt werden.<br />
„Wir sind davon überzeugt, dass das Internet<br />
auf Offenheit basiert…“ formulierte<br />
Yahoo! in seinen Grundsätzen, doch im Fall<br />
China scheinen andere Maßstäbe zu gelten.<br />
Das Unternehmen gab Kontaktdaten an die<br />
Behörden heraus, die zur Ergreifung des Journalisten Shi-Tao<br />
führten, der angeblich Staatsgeheimnisse preis gab, als er in einer<br />
E-Mail mündliche Anweisungen der Behörden an die Presse<br />
zusammenfasste. Auch Google behauptet „Unseren Endnutzern<br />
zu dienen, […] bleibt unsere oberste Priorität.“ Mehrere Millionen<br />
Chinesen können über diesen Satz nur lachen. Die Firmen<br />
werden weiterhin nach der Pfeife der chinesischen Machthaber<br />
tanzen. Sie berufen sich darauf, dass einige ihrer Server in China<br />
stehen und daher chinesischem Recht unterliegen. Ein Rückzug<br />
wäre ein zu großer Gewinnverlust!<br />
Zwischen 50 und 100 Menschen, die im Internet Kritik geäußert<br />
haben, sollen sich nach Angaben von Amnesty International<br />
in chinesischen Gefängnissen befinden. Ihnen drohen genauso<br />
wie Shi-Tao zehn Jahre Haft. Dabei sieht die Polizei durchaus<br />
Ausländische Firmen beteiligen sich an der<br />
Unterdrückung der Medienfreiheit.<br />
ein, dass die Weiten des Web 2.0 zu Fehlern verleiten können.<br />
Vorbeugend taucht ab September 20<strong>07</strong> alle halbe Stunde auf<br />
dem Bildschirm eines jeden Internetnutzers eine Comicfigur in<br />
Polizeiuniform auf, die vor den Gefahren des Internets warnt.<br />
Chinas Staatschef Hu Jintao bestätigt, was anderen schon lange<br />
schwante: Die Kontrolle des Internets hat in China Priorität.<br />
„Whether or not we can actively use and effectively manage the<br />
internet […] will affect national cultural information security and<br />
the long-term stability of the state.“ Daher sei es notwendig, das<br />
Internet zu säubern.<br />
Zielgerade: Wer gewinnt?<br />
Doch die Chinesen scheinen sich vom Staat nicht schützen lassen<br />
zu wollen, mit neuen Techniken und Verfahren schlüpfen<br />
immer mehr linienuntreue Beiträge durch die virtuelle Mauer.<br />
So wie der Bericht, in dem der Direktor der Presse- und Publikationsverwaltung<br />
Liu Binje gesagt haben soll, es solle eine<br />
Datenbank über alle Berichte von ausländischen Journalisten<br />
geben, die über China und die Olympischen Spiele schreiben.<br />
Was eine Überwachung der Journalisten von chinesischer Seite<br />
implizieren würde. Die Regierung dementierte, die Öffentlichkeit<br />
glaubte kein Wort.<br />
China hat in Sachen Medienfreiheit allemal noch einen langen<br />
und steinigen Weg zu gehen. Bei den Spielen 2008 könnte das<br />
Land beweisen, dass es immerhin schon bis zur Türschwelle vorgedrungen<br />
ist. Doch die Welt glaubt nicht so recht daran, dass<br />
China die Tür überhaupt aufstoßen will. Die Kritik von Robert<br />
Ménard, Generalsekretär von Reporter ohne Grenzen, steht stellvertretend<br />
für viele: „Die chinesischen Behörden haben die Spiele<br />
in Geiselhaft genommen.“ Am Kampf um olympisches Gold nehmen<br />
diesmal alle Teil: Während China den Mauerbau zur neuen<br />
‚olympischen Disziplin‘ erhebt, trainieren die ausländischen Journalisten<br />
bereits ungeduldig, um Chinas Barrieren mit Stift und<br />
Kamera zu erstürmen. Es werden nicht nur in sportlicher Hinsicht<br />
spannende Spiele werden. n<br />
Kontroversn<br />
13
nKulturbeute<br />
14<br />
Von Theresa Augustin<br />
Großes Kino gehört zum Programm<br />
Vier Kinos präsentieren dem Halleschen Publikum<br />
Filme jenseits des Mainstreams<br />
Der Grundstein für die Programmkinoszene in Halle<br />
wurde mit der Eröffnung des Klubkino 188 im Jahr<br />
1986 gelegt. Das Programm widmete sich hier dem<br />
„Film als Kunstform“ und bot eine Alternative zum<br />
Mainstream-Kino. Nach 15-jährigem Bestehen musste es allerdings<br />
wegen finanzieller Engpässe und der zunehmenden<br />
Konkurrenz durch weitere Programmkinos schließen. Doch es<br />
hinterließ Spuren in der Kulturlandschaft Halles und prägte<br />
mehr als einen der jetzigen Kinobetreiber. Heute gibt es in der<br />
Saalestadt vier Programmkinos. Jedes ist ganz individuell, so<br />
dass für alle Filmliebhaber etwas dabei ist. Doch eines haben<br />
alle Kinobetreiber gemeinsam: Die Leidenschaft für Filme.<br />
Das Minikino La Bim ist das älteste noch bestehende Programmkino<br />
und zugleich das ‚trashigste‘. Nach dem Fall der<br />
Mauer wurden hier auch die Grenzen des üblichen Unterhaltungskinos<br />
gesprengt. Einige begeisterte Cineasten gründeten<br />
den La Bim e. V. und gestalteten die ehemalige Druckerei in<br />
ein kleines Kino um. Die Betreiber beschreiben es auf ihrer Internetseite<br />
als Raum für Filme abseits des breiten Geschmacks,<br />
der in den großen Multiplexkinos bedient wird. Friedemann<br />
Fahnenbruck, ein langjähriges Vereinsmitglied, erzählt: „Das<br />
Programm wird monatlich von ein bis zwei ehrenamtlichen<br />
Mitarbeitern gestaltet, so dass es jeden Monat eine ganz persönliche<br />
Note bekommt.“ Aus diesem<br />
Grund könne momentan keine La Bimtypische<br />
Schiene gefahren werden. Die<br />
Mitarbeit Freiwilliger ist also gefragt,<br />
um ein spannendes Programm liefern<br />
zu können!<br />
Zwei weitere Programmkinos bekam<br />
Halle 2000: Das LUX und das Zazie.<br />
Wolfgang Burkard, ehemaliger Mitarbeiter<br />
im 188, und Torsten Raab, ehemaliges<br />
Mitglied des La Bim, eröffneten<br />
das LUX am Zoo. Das heute größte<br />
Programmkino der Stadt besticht<br />
unter anderem durch seine Vorfilme,<br />
Filmreihen verschiedenster Couleur<br />
wie den „Funky LUX“ und ist außerdem<br />
Spielstätte für das internationale<br />
Kurzfilmfestival „Short Moves“. Mittlerweile<br />
ist das PUSCHKINo als kleinerer<br />
Ableger hinzugekommen. Burkard<br />
sieht im Programmkino eine Nische,<br />
unbekannte, ungewöhnliche Filme zu<br />
zeigen. „Filme sind schließlich auch<br />
Das Kino Zazie in der<br />
Kleinen Ulrichstraße<br />
ein Tor zu fremden Welten.“ Und ein eben solches öffnete<br />
auch Jeannette Schlotting, ebenfalls frühere Mitarbeiterin im<br />
188. Sie verwirklichte mit dem Zazie ihren Traum eines besonderen,<br />
eigenen Lichtspielhauses. „Im Kino kann man einfach<br />
mal den grauen Alltag vergessen und träumen.“ Diese Träume<br />
teilt sie nun mit dem Halleschen Publikum. Das französische<br />
Filme sind ein Tor zu fremden Welten!<br />
Flair des Zazie fand sich anfangs dominant im Programm wieder.<br />
Heute legt die Geschäftsführerin auch Wert auf ‚exotische‘<br />
Filme aus Spanien, Italien und Mexiko. Sie bevorzugt zudem<br />
Originalfilme mit Untertitel. Ein weiterer kleiner Leckerbissen<br />
sind die Filmforen „Selbstgedrehtes“ und „co-produced“, die<br />
den MuK-Studierenden ein Begriff sein dürften.<br />
Sicher stehen die Halleschen Programmkinos in einer gewissen<br />
Konkurrenz zueinander, doch La Bim-Mitstreiter<br />
Fahnenbruck meint, dass sei Quatsch. „Erst das Reden, Vergleichen<br />
und Fachsimpeln über Film und Kino lässt eine Szene<br />
wie diese entstehen und bringt sie dazu, sich weiterzuent-<br />
wickeln.“ Und die Programmkinoszene kann sich wirklich<br />
sehen lassen. Egal, ob<br />
La Bim, LUX, PUSCHKINo oder Zazie,<br />
jedes Kino bietet seinem Publikum<br />
in einem gemütlichen Ambiente<br />
eine Alternative zum rein<br />
kommerziell orientierten ‚Popcornkino‘<br />
und verzichtet auf die großen<br />
Hollywood-Blockbuster. Stattdessen<br />
zeigen die Betreiber beispielsweise<br />
Independentproduktionen, Low-<br />
Budget-Filme, Klassiker, alte DEFA-<br />
Schinken, Dokus, Arthouse-Filme<br />
und vieles mehr, was anderswo nicht<br />
auf die Leinwand projiziert wird. Das<br />
Programm ist bunt und facettenreich.<br />
Man bekommt Regionales und Internationales,<br />
Zartes und Brutales,<br />
Altes und Neues zu sehen und lässt<br />
sich schnell vom Enthusiasmus der<br />
Kinobetreiber anstecken. Das Tor<br />
zu den fremden Welten öffnet sich<br />
gemeinsam mit dem Vorhang. Man<br />
muss nur noch eintreten und sich<br />
treiben lassen. n
Handyexhibitionisten<br />
Von Anke Dreißigacker<br />
Gefüllte Paprikaschoten! Die wird mein Nachbar aus dem Zugabteil<br />
heute zu Abend essen. Darüber hinaus weiß ich, was er am<br />
kommenden Wochenende unternehmen wird und wie unkollegial<br />
sein Arbeitskollege Martin ist.<br />
Eigentlich will ich mich in der Zugwelt mit ihren monotonen<br />
Fahrgeräuschen vergraben und dabei ganz in meiner Lektüre<br />
versinken. Doch es ist mir nicht vergönnt. Bereits nach<br />
zwei Seiten ertönt im Wagon lautstark Shakira. Auf einer<br />
‚Pene tranz- und Nervigkeitsskala‘ macht das einem plärrenden<br />
Kind redlich Konkurrenz, wobei ich da eher noch Mitgefühl<br />
für die Mutter oder wahlweise das Kind entwickeln kann.<br />
Na ja.<br />
Nach wildem Suchen, Zerren und Ziehen fingert mein Nachbar<br />
endlich sein Mobiltelefon aus der Rucksacktasche und würgt<br />
den Popsong ab. Es ist Schnucki am Telefon. Mein Nachbar<br />
wird wohl ungefähr 9,25 Minuten zu spät dran sein. Ich finde,<br />
da kann Schnucki schon mal beunruhigt zum Telefonhörer<br />
greifen und nachfragen, wo sich ihr Liebster denn herumtreibt.<br />
Geschickt wird Schnucki durch Säuseleien, das Tagesgeschehen<br />
und die ausführliche Diskussion übers Essen beschwichtigt. So<br />
lerne ich wenigstens noch nützliche Verhaltensmethoden bei<br />
Beziehungsunstimmigkeiten. Na bitte.<br />
Hanna, 22: „Ohne Worte“ — Eine Vorlesung, sechs Stimmungen<br />
Ein Hoch auf die Handyexhibitionisten, die einen an ihrem breiten<br />
Wissen teilhaben lassen. Und darauf ist Verlass. Ob nun im<br />
Café, Restaurant oder in der Bibliothek, das Handy ist stets griffbereit<br />
und eines hört man eigentlich immer irgendwo schellen<br />
oder surren. Manchmal frag’ ich mich ernsthaft, ob ich mich des<br />
Geräusches irre und mir stattdessen mit Mitte 20 schon einen<br />
respektablen Tinnitus angelacht habe. Was soll’s, zu einer überzeugenden<br />
Selbstdarstellung braucht man schließlich das neueste,<br />
kleinste und schrillste Handy überhaupt. Hören und gehört<br />
werden. Wer ist man denn sonst? Und wieder klingelt es in meiner<br />
Nähe. Doch diesmal bin ich es, die hektisch in ihrer Tasche<br />
wühlt und sich entschuldigend umsieht. „Ja? – Bin noch in der<br />
Bahn. – Was gibt’s zu essen? – Schnitzel!“ n<br />
Die Kunst des Mitschreibens…<br />
Zusammengestellt von Andrea Pinkwart und Kim Busch<br />
Victor, 24: „Gedankenranken“ — …looks like BWL to me<br />
[Fortsetzung auf S. 29]<br />
Meinungn<br />
15
nIndoor<br />
16<br />
Pimp my Uni<br />
Das MuK-Institut hilft dem Image der MLU auf die Sprünge<br />
Von Sophie Ehrenberg<br />
Halle hat weit<br />
mehr zu bieten<br />
als die Händel-<br />
Festspiele für<br />
Klassikliebhaber. Gerade<br />
für Studierende gibt es in<br />
der Saalestadt abwechslungsreiche<br />
kulturelle<br />
Möglichkeiten und zahlreiche<br />
Gelegenheiten, die<br />
knappe Freizeit sinnvoll<br />
zu nutzen. Um den Bekanntheitsgrad<br />
der MLU<br />
zu vergrößern und die<br />
Vorzüge für Studieninteressierte<br />
darzustellen, gibt es seit Januar<br />
einen Imagefilm der Uni. Gemacht wurde er von Mitarbeitern<br />
des MuK-Instituts.<br />
Den Auftrag für die Produktion hat Katrin Rehschuh, Leiterin<br />
der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit und Referentin des Rektors,<br />
an das MuK-Institut weitergeleitet. Der Film hat das Ziel „die<br />
Das breite Spektrum der Uni und das attraktive<br />
studentische Leben darstellen.<br />
lange Tradition mit dem Modernen zu verbinden“. Deshalb enthält<br />
er viele Impressionen von der Saalestadt und ihren Studienbedingungen.<br />
„Das Grundkonzept besteht darin, das breite<br />
Spektrum der Uni und das attraktive studentische Leben<br />
hier darzustellen“, erklärt Manja Rothe, wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin am Institut. Umgesetzt in ein Drehbuch wurde<br />
das Konzept von Prof. Gerhard Lampe nach den Vorgaben<br />
von Katrin Rehschuh. Weil der Film fast ausschließlich von<br />
Mitarbeitern des MuK-Instituts erarbeitet wurde, haben die<br />
Arbeiten am Imagefilm mehr als ein halbes Jahr gedauert.<br />
Thomas Knebel und einige Studierende waren für die Kameraarbeit<br />
verantwortlich. Manja Rothe kümmerte sich um<br />
die Regie, den Schnitt sowie das Layout. So hat die Uni<br />
viel Geld gespart und die Arbeit an Personen abgegeben,<br />
die sich mit dem Thema auskennen und identifizieren.<br />
„Unsere Aufgabe bestand darin, Bewegung in<br />
die vorgeschlagenen Bilder zu bekommen“,<br />
so Prof. Lampe. Da wurde der<br />
Campus in der Innenstadt kurzerhand<br />
zum Hauptdarsteller des Films: Historische<br />
und moderne Gebäude auf einem<br />
Fleck, Treffpunkt für Studierende und unmittelbar daneben die<br />
juristische Bibliothek als Paradebeispiel für eine gute Lektürestätte.<br />
Die Zuschauer werden mit dem Innenleben des Gebäudes<br />
vertraut gemacht und man saust mittels Kamerafahrt<br />
flink durch die vielen mit Büchern gefüllten Etagen. Außerdem<br />
lernen sie die „Leuchttürme“ der Forschung kennen, wie<br />
Prof. Lampe die erfolgreichen Existenzgründungen im Anschluss<br />
an wissenschaftliche Projekte der Uni bezeichnet. Da<br />
begegnen einem Ehemalige, die von ihrem Start ins Berufsleben<br />
erzählen oder engagierte Dozenten, die den zukünftigen<br />
Wissenschaftlern an einem metallischen Ungetüm die neuesten<br />
Erkenntnisse erklären.<br />
Auch die Freizeitmöglichkeiten und das studentische Leben<br />
kommen nicht zu kurz. Man sieht ein paar Jungs beim Federballspielen,<br />
schaut einem Pärchen beim Paddeln zu und erlebt<br />
einen gemütlichen Kochabend in einer Studentenbude. Junge<br />
Leute liegen auf der Peißnitz und genießen die Sonne, spielen<br />
mit ihren kleinen Kindern oder treffen sich mit Freuden in der<br />
„Kleinen Uli“ auf ein Bier. „Wir wollten die Stadt mit ihren<br />
attraktiven Bedingungen darstellen“, schildert Prof. Lampe<br />
die Intention der Bilder. Ein Imagefilm sei schließlich Reklame.<br />
Gezeigt werden soll der 15-minütige Streifen auf Messen,<br />
Auslandsreisen der Professoren und bei anderen öffentlichen<br />
Veranstaltungen. „Deshalb ist es ganz wichtig, dass er auch<br />
ohne Ton funktioniert“, erklärt Prof. Lampe. Die Gesichter und<br />
Gebäude müssen für sich selbst sprechen, das sei die Schwierigkeit<br />
gewesen. Das Resultat ist ein facettenreicher Film, der<br />
eine gute Werbung für unsere Uni darstellt und so hoffentlich<br />
unserem Image ein bisschen auf die Sprünge hilft. n
Von Sophie Ehrenberg<br />
Der Ton macht den Film<br />
MuK-Studierende kooperieren mit Animationszeichnern<br />
Kinosaal des MMZ, Juli 20<strong>07</strong>: Der silberne Vorhang hebt<br />
sich und es herrscht gespannte Stille. Das Mädchen vor<br />
uns kämmt ihr wallendes Haar. Aus den singenden Vögeln<br />
ihres Gartens werden schreiende Möwen und ihre<br />
Lockenmähne verwandelt sich in ein Wellenmeer. Plötzlich fährt<br />
ein Schiff vorbei. Die Wellen schlagen rauschend dagegen. Es<br />
verschwindet am Horizont und das Mädchen wendet sich wieder<br />
ihrem Haarschopf zu.<br />
Mit dem Sounddesign „ihres“ Films über das Mädchen, das sich<br />
vor dem Spiegel in einer Fantasiewelt verliert, ist Jana Fähling<br />
nach der Premiere zufrieden. Sie ist eine von zehn MuK-Studierenden<br />
im zweiten Semester, die bei der Vertonung der Filme<br />
der European Animation Masterclass, kurz EAM, mitgewirkt<br />
haben. Anfangs war sie nicht so optimistisch: „Ich habe mich<br />
gefragt, ob ich der Herausforderung gewachsen bin und ob ich<br />
das überhaupt schaffe.“ Doch bei ihr ist alles gut gegangen. Ein<br />
paar ihrer Kommilitonen allerdings vermissten bei der Premiere<br />
wichtige Soundelemente in ihrem vertonten Film, einer wurde<br />
versehentlich sogar ohne Ton gezeigt.<br />
Jeder Studierende hat sich im Laufe des Sommersemesters 20<strong>07</strong><br />
um einen der Filme gekümmert. Am Anfang stand das Suchen<br />
nach passenden Geräuschen und Soundelementen, diese wurden<br />
dann exakt an die jeweilige, immer wieder aktualisierte, Szene<br />
angepasst. Vier Monate dauerte deshalb die Vertonung in enger<br />
Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Zeichner des Films – ein<br />
gutes Beispiel für eine praxisnahe, firmenübergreifende und internationale<br />
Verbindung innerhalb des MMZ.<br />
„Halle ist ein Medienstandort und es gibt so viele<br />
interessante Projekte, von denen man leider viel zu<br />
wenig mitbekommt.“<br />
Prof. Golo Föllmer hatte Jana Fähling und ihre Kommilitonen<br />
für die Geräusch- und Musikgestaltung gewinnen können. Sie<br />
entschieden sich im Rahmen des Moduls „Grundlagen der Mediengestaltung“<br />
dafür, das Sounddesign als Projektarbeit zu erstellen.<br />
Dank des gestalterischen Freiraums konnten sich die Zweitsemester<br />
ausprobieren und so neue Erfahrungen machen. „Ich<br />
hatte Spaß bei der Vertonung, habe viel gelernt und kann dank<br />
dieses Projektes etwas Eigenes vorzeigen“, sagt Jana Fähling.<br />
Alle Beteiligten bekamen durch diese Kooperation mit der EAM<br />
außerdem die Möglichkeit, in Bereiche und Firmen des MMZ<br />
zu schauen, von denen sie bisher wenig wussten: „Halle ist ein<br />
Medienstandort und es gibt so viele interessante Projekte, von<br />
denen man leider viel zu wenig mitbekommt. Wir hatten nun die<br />
Chance, eines davon kennen zu lernen“, so die Studentin.<br />
Jana Fähling (links), Franziska Steffen (hinten)<br />
und Julia Leupold (rechts) waren bei der Vertonung der<br />
EAM-Projekte im Sommersemester dabei.<br />
Zustande gekommen ist die Zusammenar beit durch Kontakte<br />
von Prof. Gerhard Lampe zu Mitarbeitern der Halle Academy. Er<br />
sieht das MMZ als „Haus mit vielen Bewohnern“, die zahlreiche<br />
Möglichkeiten für praktische Ein blicke schaffen. Die Kooperation<br />
wird von ihm daher als „Brücke in den Beruf“ verstanden.<br />
Schließlich gehe es darum, die Studierenden nach Ende des Studiums<br />
einmal erfolgreich in die Wirtschaft zu entlassen. Die EAM<br />
konnte Prof. Lampe zunächst für Theoriestunden über Filmgeschichte<br />
und Dramaturgie gewinnen. Anschließend half er den<br />
Zeichnern beim Erstellen der einzelnen Konzepte. Die Idee, auch<br />
Studierende mit einzubeziehen, verbindet „das Angenehme mit<br />
dem Nützlichen, so dass Vorteile auf beiden Seiten entstehen<br />
konnten.“<br />
Die Animationszeichner hatten durch diese Arbeitsteilung den<br />
Vorteil, sich nicht noch um die Geräusche ihrer Filme kümmern<br />
zu müssen. „Es wurde bis zuletzt an den Animationen gearbeitet<br />
und wir sind froh, dass die MuK-Studierenden uns bei<br />
der Vertonung entlastet haben“, so Supervisor Lutz Garmsen,<br />
der für die künstlerische Leitung der EAM zuständig ist. Eine<br />
der zehn Kreativen ist die Grafikerin Annika Huskamp. Auch sie<br />
empfand die Zusammenarbeit als durchgehend positiv: „Ich bin<br />
angenehm überrascht vom dem Ergebnis. Ich kenne mich nämlich<br />
überhaupt nicht mit dem Sound aus.“ Über den Erfolg der<br />
Kooperation sind sich alle Mitwirkenden einig. „Die Zusammenarbeit<br />
muss unbedingt weiter ausgebaut werden“, so Prof. Lampe.<br />
Da kann sich Lutz Garmsen nur anschließen: „Das ist eine<br />
ganz spannende Geschichte und ich hoffe, dass die Idee nicht<br />
aufgegeben wird.“ n<br />
Indoorn<br />
17
nOutdoor<br />
18<br />
Von Katja Müller<br />
„Ich fühlte mich sehr ernst genommen.“<br />
Kontraste und andere Erfahrungen<br />
Wer aufmerksam Aushänge liest und dann einfach in die Puschen kommt, dem fehlt letztlich<br />
nur noch ein wenig Glück. Dann klappt es auch mit einem Praktikum beim öffentlichrechtlichen<br />
Fernsehen. Wer daran zweifelt, kann Frederike Pauli fragen. Die 24-jährige MuK-<br />
Studentin war für einige Wochen Mitglied der ZDF-„heute-journal“-Redaktion und blickte<br />
anschließend hinter die Kulissen des ARD-Magazins „Kontraste“.<br />
Mit Frederike Pauli treffe ich mich in<br />
der „Tulpe“ am Uniplatz. Es ist bereits<br />
18 Uhr und in einer Stunde will uns<br />
das hiesige Personal verschwunden<br />
wissen. „Ich könnte viel länger erzählen“,<br />
sagt sie und verdrückt noch<br />
schnell einen Muffin gegen ihr Magenknurren.<br />
Dann berichtet sie einfach drauf los und noch immer<br />
hört man die Begeisterung deutlich aus ihren Worten heraus.<br />
Dass Frederike Pauli ihre ersten praktischen Erfahrungen beim<br />
Fernsehen gleich bei einer der wichtigsten Nachrichtensendungen<br />
Deutschlands sammeln sollte, war freilich mit großer<br />
Freude für die MuK-Studentin im neunten Semester verbunden.<br />
Sechs Monate gingen nach ihrer Bewerbung<br />
beim „heute-journal“ ins Land und mit einer<br />
Zusage hatte sie nicht mehr wirklich gerechnet.<br />
Als diese dann Anfang des vergangenen<br />
Jahres doch ins Haus flatterte, hieß es Koffer<br />
packen und ab nach Mainz. Fünf aufregende Wochen standen<br />
ihr als Praktikantin in der Redaktion des „heute-journals“ bevor<br />
und viel Zeit zum Eingewöhnen blieb nicht.<br />
Schon gar nicht, um das riesige ZDF-Gebäude samt Gelände<br />
genauer zu erkunden. Ein kurzer Rundgang am ersten Tag<br />
musste genügen, denn danach nahm Pauli sofort an einer der<br />
viermal täglich stattfindenden Redaktionskonferenzen teil. „Da<br />
waren echt viele Leute“, erzählt sie. Zum ersten Mal erlebte sie<br />
dort mit, wie die Beiträge für das tägliche „heute-journal“ ausgewählt,<br />
geplant und umgesetzt werden. Beeindruckt war die<br />
24-Jährige vor allem vom Schwindel erregenden Zeitverständnis<br />
der Redaktionsmitglieder. Bei ständiger Reaktion auf aktuelle<br />
Änderungen der Nachrichtenlage, kommen Beiträge nicht selten<br />
erst Sekunden vor ihrer Ausstrahlung fertig geschnitten in<br />
die Regie, oder Moderatorinnen wie Marietta Slomka sprechen<br />
während des Abpuderns kurz vor Sendebeginn mal eben noch<br />
schnell einen Text ein.<br />
Mit ihren täglichen Praktikumsaufgaben kam Pauli jedenfalls<br />
sehr schnell zurecht. Sie übernahm Rechercheaufgaben, organi-<br />
sierte Drehorte und stellte nach genauer Beobachtung der Geschehnisse<br />
des Tages Infopakete mit den wichtigsten Themen<br />
für die Redakteure zusammen. „Dabei fühlte ich mich sehr ernst<br />
genommen“, sagt sie. Ihre eigene Meinung war gefragt und hinzukam<br />
die erfreuliche Erkenntnis, dass ‚Promis‘ wie Claus Kleber<br />
oder Gundula Gause weder mit Starallüren auftreten, noch<br />
in goldenen Kabinen sitzen. Ihr persönliches Highlight erlebte<br />
Wie komme ich an ein Praktikum beim ZDF?<br />
Voraussetzungen:<br />
a abgeschlossenes Grundstudium und erste jornalistische<br />
Erfahrungen<br />
Zeitraum:<br />
a Hospitationen sind das ganze Jahr über möglich<br />
Dauer:<br />
a in der Regel sechs bis acht Wochen<br />
(individuelle Vereinbarungen sind möglich)<br />
Bewerbung:<br />
a über die Praktikumsbeauftragte Dr. Ingrid Brück<br />
(Sprechstunde Donnerstag 14 bis 16 Uhr)<br />
Pauli schließlich am Ende ihrer Praktikumszeit, auch wenn der<br />
Hintergrund tragisch war. Sie bekam den Auftrag, am Frankfurter<br />
Flughafen ein Interview mit dem Regionalkoordinator der<br />
Deutschen Welthungerhilfe für Afghanistan, Theo Riedke, zu<br />
führen und wusste bis dato nur, dass ein deutscher Mitarbeiter<br />
der Organisation in Afghanistan ermordet wurde. Sie schnappte<br />
sich einen Kameramann und hatte erst unterwegs die Möglichkeit,<br />
sich genauer zu informieren und Fragen zu überlegen. Das<br />
Interview meisterte sie trotz einiger Aufgeregtheit sehr gut und<br />
erntete dafür viel Lob in der Redaktion.<br />
Vollblutjournalisten<br />
über die Schulter geschaut<br />
Ein halbes Jahr später ist Berlin die vorübergehende Heimat von<br />
Pauli. Ein weiteres Praktikum in Sachen Nachrichten-TV verschlug<br />
sie für zwei Monate in die Redaktion des ARD-Magazins<br />
„Kontraste“. „Das waren echt mal Kontraste“, zieht die Studentin<br />
den Vergleich zu ihren Erfahrungen beim „heute-journal“. Das<br />
investigative Magazin läuft nur alle drei Wochen über die Matt-
Frederike Pauli<br />
scheibe und deckt in polarisierender Art und Weise bestehende<br />
Missstände auf.<br />
Das ausgeprägte Gespür der dortigen Redakteure für brisante<br />
Themen empfand Pauli als besonders spannend. „Leute wie<br />
Roland Jahn oder Reinhard Borkmann sind wahre Vollblutjournalisten,<br />
die ihren Beruf aus tiefster Überzeugung<br />
ausüben“, erzählt sie. Genaueste Recherche und<br />
Überprüfung vorhandener Informationen bis ins<br />
kleinste Detail bilden den Fokus der Arbeit in der<br />
„Kontraste“-Redaktion. Die 24-Jährige durfte sich auch auf eigene<br />
Ideen stürzen und musste dabei feststellen, dass man nicht<br />
selten umsonst recherchiert. Dann nämlich, wenn einer Story<br />
einfach Hand und Fuß fehlen und sie deswegen nicht umgesetzt<br />
werden kann. Welche Geschichte überhaupt brisant genug ist,<br />
um gezeigt zu werden, entscheidet sich immer erst kurz vor der<br />
Sendung. „Wenn danach in der Presse etwas losgetreten wurde,<br />
Halles Radiosendung von Studenten<br />
für Studenten!<br />
Jeden dritten Montag im Monat heißt es: Regler auf für das, was den aufgeschlossenen<br />
Hallenser interessiert: Unipolitik, Wissenschaft, Aktuelles aus der<br />
Universitätsstadt Halle und alles rund ums studentische Leben.<br />
Die Sendung wird in studentischer Eigenverantwortung gestaltet und präsentiert<br />
sich in Magazinform, einer lockeren Mischung aus Beiträgen, Moderation<br />
und Musik.<br />
Jeder, der Lust hat auf Radiomachen,<br />
kann hier selbstverständlich mitgestalten.<br />
Bei Interesse einfach melden unter: info@unimono.de<br />
Kontakt: Prof. Dr. Golo Föllmer<br />
war das schon ein komisches Gefühl“, sagt Pauli. Die zahlreichen<br />
Reaktionen, die die „Kontraste“-Redaktion dann erreichen, seien<br />
freilich sehr gemischter Art, fügt sie hinzu.<br />
Schließlich kann sie auf zwei sehr lehrreiche und interessante<br />
Praktika zurückblicken. Wo es die Magisterstudentin mit den<br />
Nebenfächern Ethnologie und Germanistische Literaturwissenschaften<br />
später hinzieht, weiß sie<br />
noch nicht genau. Bestimmt dürfte ihr der Einblick<br />
in den Fernsehjournalismus einiges an Erkenntnis<br />
über ihre berufliche Zukunft gebracht haben. Nicht zuletzt, weil<br />
sie bereits vorher Erfahrungen im Print- und Radiojournalismus<br />
sammelte. Die Aushänge in der zweiten Etage des MMZ kann<br />
Pauli MuK-Studierenden nur empfehlen. „Es lohnt sich in jedem<br />
Fall“, sagt sie, und wer dort landet, wo sie war, kann sich zudem<br />
auf jede Menge Spaß und reichlich Begegnungen mit Mainzelmännchen<br />
gefasst machen. n<br />
Jeden 3. Montag im Monat, um19 Uhr, auf Radio Corax 95,9<br />
Outdoorn<br />
19
nEssay<br />
20<br />
Computerspiele:<br />
Aggressionsschürer oder bloßer Zeitvertreib?<br />
Peter sitzt mal wieder vorm PC – eigentlich wie jeden Tag um diese Zeit. Es ist zwölf Uhr<br />
mittags. Gerade ist er aufgestanden: Dieselben Klamotten wie gestern Abend, strähnige<br />
Haare, blasses Gesicht. Noch etwas schlaftrunken und mit mehreren Dosen eines Powerdrinks<br />
bewaffnet, steuert er zielstrebig auf seinen Computer zu. Nun kann er endlich wieder in seine<br />
Von Julia Leupold<br />
Welt voller Fabelwesen, Mythen und Heldentaten eintauchen…<br />
Computerspiele prägen unsere heutige Gesellschaft.<br />
Was mit „Tennis for two“ 1958<br />
als technischer Versuch an einer Universität<br />
begann, hat sich in den vergangenen fünfzig<br />
Jahren zu einer gigantischen Industrie mit<br />
eigener Spielkultur entwickelt. Dennoch wird<br />
immer wieder Kritik an Computerspielen und<br />
ihrer Wirkung auf den Einzelnen geübt: Sie seien gewaltverherrlichend<br />
und machten abhängig. Demgegenüber stehen die<br />
Spieler, die soziale Kontakte aufbauen und ihre eigenen Grenzen<br />
austesten wollen.<br />
Nachgewiesen werden konnte, dass Computerspiele<br />
die Aggressivität bei Kindern fördern und die Empathie<br />
herabsetzen.<br />
Eines scheint festzustehen: Exzessives Computerspielen ist<br />
nicht nur ein Problem der jüngeren Generation. Nahezu alle<br />
Altersschichten sind von diesem Trend betroffen. Dennoch ist<br />
ein durchschnittlicher Spieler auszumachen:<br />
Er ist männlich, zwischen 18 und<br />
23 Jahren alt und sitzt täglich bis zu acht<br />
Stunden vorm PC. Doch warum spielt er?<br />
Nach einem Artikel des Bundesverbandes<br />
der Verbraucherzentrale „Die Bedeutung<br />
der Computerspiele im Medienalltag von<br />
Kindern“ sind die Ursachen vielfältig. So<br />
führten vor allem der Aufforderungscharakter<br />
der Spiele sowie die Langeweile<br />
von Kindern und Jugendlichen zum Gebrauch<br />
von Computerspielen. Auch die Abfrage unterschiedlicher<br />
Fähigkeiten, wie Reaktionsschnelligkeit oder taktisches<br />
Geschick, und die Realisierung eigener Wunschträume über<br />
„elektronische Stellvertreter“ werden als Ursachen benannt.<br />
Wissenschaft: viele Studien – viele Ergebnisse<br />
Jessica Nicoll und Kevin M. Kieffer von der Saint Leo Universität<br />
beschäftigten sich mit der Frage, ob Computerspiele<br />
aggressives Verhalten fördern. Sie untersuchten die Forschungs-<br />
ergebnisse der letzten zwanzig Jahre und kamen zu folgendem<br />
Ergebnis: Durch brutale Computerspiele entstehen aggressive<br />
Verhaltensmuster. So ist bei Jugendlichen, die für kurze<br />
Zeit ein brutales Computerspiel nutzen, eine Steigerung des<br />
aggressiven Verhaltens gegenüber anderen Menschen zu<br />
beobachten. Auch Studien aus Deutschland kommen zu ähnlichen<br />
Ergebnissen. Psychologen der Ruhruniversität Bochum<br />
haben in einer aufwendigen Studie über einen Zeitraum von<br />
acht Monaten 153 Jungen und 127 Mädchen im Alter von<br />
acht bis vierzehn Jahren untersucht. Nachgewiesen werden<br />
konnte, dass Computerspiele die Aggressivität bei Kindern fördern<br />
und die Empathie herabsetzen. Somit scheint die negative<br />
Wirkung auf das Verhalten von Kindern bewiesen zu sein.<br />
Doch sind die Ergebnisse auch verallgemeinerbar?<br />
Brutale Spiele riefen zwar keine Aggressionen hervor, so Dr.<br />
Jürgen Fritz, Professor für Spiel- und Interaktionspädagogik<br />
an der FH Köln, in seinem Artikel „Fördern Computerspiele die<br />
Gewaltbereitschaft?“. Jedoch könnten sie bereits vorhandenes<br />
Aggressionspotenzial in aggressives Verhalten überführen. Außerdem<br />
ergäben sich bei Spielern Probleme im menschlichen<br />
Zusammenleben. Emotionen wie Mitgefühl<br />
oder Mitleid können zurückgedrängt werden,<br />
da der Spieler auf Verletzungen seines<br />
Gegners keine Rücksicht nimmt. Auch<br />
andere Wissenschaftler, wie Caroline Oppl<br />
von der Freien Universität Berlin, vertreten<br />
diese Auffassung: „Wir haben festgestellt, dass gewalttätige<br />
Computerspiele die Kinder nicht aggressiver<br />
machen, sondern dass aggressive Kinder zu gewalttätigen<br />
Computerspielen tendieren.“<br />
Fazit: Die Ergebnisse der Studien sind widersprüchlich. Somit<br />
scheint es schwierig, eindeutige und verallgemeinerbare<br />
Aussagen zur Wirkung von Computerspielen zu treffen. Die<br />
unüberschaubare Anzahl von Spielen macht es schwer, Kriterien<br />
zu definieren und zu entscheiden, welches Spiel auf<br />
wen wie wirkt. Auch die angewandten Methoden liefern keine<br />
repräsentativen Aussagen. Ein allgemeiner Konsens zwischen<br />
den Wissenschaftlern besteht zumindest darin, dass Computerspiele<br />
kurzfristig keine neuen Einstellungen schaffen. Dennoch<br />
können sie durchaus zur Stabilisierung und Verstärkung<br />
bereits vorhandener Dispositionen beitragen.
Spieler: Wettkampf und Teamwork<br />
Peter ist gerade bei Level 15. Eigentlich war er bereits vor ein<br />
paar Tagen bei Level 60 angelangt, doch dann packte ihn<br />
erneut der Ehrgeiz. Er will es noch einmal wissen und diesmal<br />
seine Gegner schneller und gezielter als jemals zuvor eliminieren.<br />
Doch auf Gewalt und das brutale Töten des Feindes<br />
kommt es gar nicht an, sagen Mitglieder des ‚E-Sports‘, diese<br />
Sportart werde oft verzerrt dargestellt. Das eigentliche<br />
Problem liege darin, dass der Ausdruck ‚Killerspiel‘ oft synonym<br />
für Computerspiele gebraucht werde. Nach Meinung<br />
der E-Sportler thematisierten die Medien oft nur die negativen<br />
Folgen des Gamings. Dabei sei der Wirkungszusammenhang<br />
zwischen realer und virtueller Gewalt nicht endgültig<br />
nachweisbar. Beim E-Sport gehe es nicht um zielgerichtetes,<br />
schnelles Töten des Gegners, sondern um Wettkampf und<br />
Teamwork.<br />
Eine positive Veränderung konnte die Branche durch verschiedene<br />
Berichte in den „Tagesthemen“ erfahren. Die Medien<br />
scheinen das Spielen mit Computern immer mehr als Sport<br />
„Spiele geben Kindern Halt durch eine heile Welt mit<br />
festen Regeln.“<br />
wahrzunehmen. Dennoch bleibt ein negativer Beigeschmack.<br />
Schaut man sich auf der Homepage von Electronic Arts (EA)<br />
Sports – dem weltweit größten Publisher und Entwickler von<br />
Computerspielen – um, so muss man mit Erschrecken feststellen,<br />
dass die negativen Aspekte des Gamings unter den Tisch<br />
gekehrt werden. Der dort veröffentlichte Artikel von Susanne<br />
Wiesmann „Kinder und interaktive Unterhaltung – Der Spielwert<br />
von elektronischen Spielen für Kinder“ thematisiert vorzugsweise<br />
die Aspekte Ermutigung, Kompetenzgewinn oder<br />
Herausforderung. Aussagen wie „Spiele geben Kindern Halt<br />
durch eine heile Welt mit festen Regeln“ sind hier vielfach zu<br />
finden. Das ist reine PR! Erschreckend: Negative Folgen exzessiven<br />
Spielens, wie beispielsweise der Realitätsverlust, werden<br />
zwar kurz angerissen, aber die Ursache nicht auf die Spiele<br />
zurückgeführt, sondern auf erzieherisches Versagen. Anhand<br />
solcher Artikel scheint es nicht verwunderlich, dass Computerspiele<br />
in Deutschland kulturell weiterhin ein Nischendasein<br />
führen. Ganz anders sieht die Situation in Südkorea aus. Hier<br />
hat sich im Laufe der letzten Jahre eine eigene Fankultur rund<br />
um Computerspiele und einzelne Spieler herausgebildet.<br />
Pro-Gamer: The New Generation<br />
Südkorea ist auf der Suche nach neuen Popstars. Doch die-<br />
se müssen keine besondere musikalische Begabung haben,<br />
sondern vielmehr zehn Stunden pro Tag vor dem Computer<br />
sitzen. Die Rede ist von sogenannten Pro-Gamern – hauptberufliche<br />
Computerspieler, die sich ganz der virtuellen Welt<br />
verschrieben haben. Der „StarCraft“-Spieler Lim Yo Hwan ist<br />
einer der bekanntesten Pro-Gamer der ersten Generation.<br />
Durch seinen Sieg bei den World Cyber Games 2001 wurde<br />
er zum Profispieler und etablierte den E-Sport. Heute hat er<br />
nicht nur ein eigenes Team an professionellen Spielern, sondern<br />
auch einen Fanclub mit mehr als 600 000 Mitgliedern.<br />
Doch dieser Beruf hat auch seine Schattenseiten. Um täglich<br />
unter besten Bedingungen trainieren zu können, leben die<br />
Pro-Gamer mit ihren Clanmitgliedern zusammen in einem<br />
Haus. Hier werden für sie spezielle Programme und Trainingseinheiten<br />
zusammengestellt. Der Tagesablauf wird vom Trainer,<br />
der oft als Vaterfigur fungiert, minutiös durchstrukturiert.<br />
Da bleibt nicht viel Zeit für Familie, Freunde oder Freizeit.<br />
Außerdem erhält nicht jeder Spieler ein vertraglich geregeltes<br />
monatliches Gehalt. Viele müssen ihre Karriere über regionale<br />
Turniere finanzieren, mit dem Ergebnis, dass nicht genügend<br />
Zeit bleibt, um für die großen Wettkämpfe zu trainieren. Dabei<br />
hängt doch alles vom Sieg ab. Der Gegner muss schnellstmöglich<br />
durch geschickte Schachzüge ausgeschaltet werden, bevor<br />
seine Armee die eigene angreifen kann. Und die Spieler sollten<br />
sich beeilen, denn bereits mit 23 Jahren nimmt ihr besonders<br />
schnelles Reaktionsvermögen wieder ab. Die Spieler der ‚new<br />
generation‘ warten schon.<br />
Folgendes lässt sich festhalten: Computerspiele und insbesondere<br />
der E-Sport werden auch in Zukunft weiter an Interesse<br />
und Bedeutung gewinnen. Inwieweit er sich diesem neuen<br />
Trend hingeben will, sollte jeder Konsument selbst entscheiden.<br />
Letztendlich ist es auch von der Persönlichkeitsstruktur<br />
des Spielers und seinen sozialen Erfahrungen abhängig, ob<br />
Computerspiele für ihn Aggressionsschürer oder bloßer Zeitvertreib<br />
sind. Auch Peter muss das für sich selbst entscheiden.<br />
Mittlerweile ist es zwei Uhr morgens und endlich hat er sein<br />
Tagesziel erreicht: Level 45. Jetzt ist er der große Champion –<br />
zumindest bis zum nächsten Tag. n<br />
Links zum Thema:<br />
a http://www.xboxbase.at/games.php?site=specials&id=4<br />
a http://www.3sat.de/3sat.php?<br />
a http://www.3sat.de/nano/astuecke/13978/index.html<br />
a http://www1.electronic-arts.de/<br />
Essayn<br />
21
nWeit weg<br />
22<br />
Produktionsstopp in der Traumfabrik Hollywood<br />
US-amerikanische Drehbuchautoren legen ihre Arbeit nieder<br />
Von Stefanie Sachsenröder<br />
Eine laue Abendbrise streicht sanft über die in Smoking<br />
und Abendkleid erschienenen Stars, als diese<br />
über den ausgerollten roten Teppich schreiten. Umringt<br />
von Tausenden von Fotografen, Journalisten<br />
und kreischenden Fans beginnt so seit Jahren die<br />
zweitwichtigste Gala der Film- und Fernsehbranche in den USA<br />
– die Verleihung der Golden Globe Awards. Doch dieses Jahr bot<br />
sich den Millionen Zuschauern weltweit ein anderes Bild: Es gab<br />
keinen roten Teppich und die Namen der Preisträger wurden auf<br />
einer 30-minütigen Pressekonferenz verlesen. Applaus für die<br />
Gewinner gab es lediglich von den anwesenden Reportern. Eine<br />
solche Szenerie kennt man nur noch aus den ersten Jahren dieser<br />
Preisverleihung, als Pressevertreter die goldene Erdkugel mit<br />
dem Filmstreifen an Schauspieler und Regisseure übergaben.<br />
Schuld an dieser unfreiwilligen Rückkehr zu den Wurzeln der<br />
Verleihung ist der seit dem 5. November vergangenen Jahres<br />
andauernde Autorenstreik in den USA. Die Gala werde von der<br />
Produktionsfirma dick clark productions veranstaltet, welche<br />
ihre Autoren ausbeute und deshalb bestreikt werden müsse, so<br />
die WRITERS GUILD OF AMERICA (WGA). Die Gewerkschaft, in<br />
der ungefähr 12 000 Drehbuchautoren organisiert sind, bemüht<br />
sich um eine bessere finanzielle Beteiligung der Autoren an der<br />
Verbreitung ihrer Arbeiten in den Neuen Medien. Durch die<br />
zunehmende Nutzung von iPods, Handys, DVDs und Videoportalen<br />
im Internet hätten die Autoren ein Recht auf Beteiligung<br />
an den Gewinnen der Produktionsfirmen, so die Gewerkschaft.<br />
Die Filmstudios argumentieren indes, eine höhere Vergütung<br />
sei wachstumsgefährdend.<br />
Während die Produktionsfirmen in den USA ‚lediglich‘ finanzielle<br />
Einbußen zu verzeichnen haben, sind die Fans die eigent-<br />
lichen Verlierer des Streiks. Die Produktion erfolgreicher Serien<br />
wie „Desperate Housewives“ wurde für unbestimmte Zeit auf<br />
Eis gelegt, Filmprojekte wie „Shantaram“ mit Johnny Depp<br />
in der Hauptrolle wurden aufgeschoben. Sogar die beliebte<br />
„Late Night Show“ David Lettermans musste zwei Monate<br />
lang Wiederholungen ausstrahlen, da auch ihre Gagschreiber<br />
in den Arbeitskampf eingetreten waren. In Deutschland machen<br />
sich – die Fans werden erleichtert sein – solche Probleme<br />
noch nicht bemerkbar. Im Fernsehen werden zwar viele beliebte<br />
US-amerikanische Serien ausgestrahlt, doch noch gehen<br />
die Programmchefs von RTL, Pro Sieben und VOX betont zuversichtlich<br />
mit der Situation um: Der langwierige Prozess der<br />
Übersetzung und Synchronisation US-amerikanischer Serien sei<br />
der Grund dafür, dass man bisher noch keine Wiederholungen<br />
senden oder eine aktuelle Staffel unterbrechen müsse, sagt Ladya<br />
van Eeden, Programmleiterin bei VOX, wie FAZ-Net berichtet.<br />
Sollte der Autorenstreik doch länger andauern, wartet Pro<br />
Droht Endlosserien wie „GZSZ“ bald das Aus?<br />
Sieben schon jetzt mit einem Notfallpan auf: Der Sender hätte<br />
in einem solchen Fall genug Alternativen, „da in diesem Jahr<br />
viele neue interessante Serien in Amerika gestartet sind, die<br />
wir uns sichern können“, erklärt der Programmplaner Jürgen<br />
Hörner gegenüber FAZ-Net.<br />
Und wie sieht es aus mit beliebten deutschen Eigenproduk-<br />
tionen? Werden in Zukunft auch die ‚Geschichtenschreiber‘ der<br />
Serienformate wie „GZSZ“ und „Verbotene Liebe“ die Griffel<br />
niederlegen und damit tausende Fans zur Verzweiflung bringen?<br />
Auch wenn Ende November in Berlin etwa 80 Autoren<br />
demonstrierten, gibt es in Deutschland keinen Anlass für solche<br />
Bedenken. Der Grund hierfür liegt in der traditionell geringen<br />
Organisation der Drehbuchautoren in Deutschland: Während in<br />
den USA jeder Autor verpflichtet ist, in die WGA einzutreten,<br />
sind deutsche Drehbuchschreiber meist Einzelkämpfer. Diese<br />
sind leicht durch andere ersetzbar, sobald einer von ihnen einmal<br />
‚aufständisch‘ wird. Ein Ausfall der Bambi-Verleihung oder<br />
eine Berlinale ohne Stars sind in der Bundesrepublik deshalb in<br />
den nächsten Jahren nicht zu befürchten.<br />
Anders könnte es bald hinsichtlich der Oscar-Verleihung aussehen.<br />
Dieses Jahr wurden die begehrten Academy Awards zwar<br />
zum 80. Mal mit gewohntem Glamour und Pomp verliehen.<br />
Doch arrangieren sich die US-amerikanischen Filmstudios nur<br />
kurzfristig mit der Autorengewerkschaft, könnte die legendäre<br />
Formel „And the Oscar goes to...“ vielleicht schon im nächsten<br />
Jahr zum ersten Mal beendet werden mit: „...all the stars being<br />
not here today.“ n
Von Nancy Jahn<br />
Echt cool: Omas auf Fahrrädern<br />
Ausländische Studierende über Halle<br />
Es ist immer wieder interessant, was Studierende alles<br />
zu erzählen haben, wenn sie von ihrem Auslandsstudium<br />
heimkehren. Was aber denken eigentlich<br />
unsere ausländischen Kommilitonen von uns? Drei<br />
MuKler haben sich zu dieser Frage geäußert.<br />
Kalina Yovcheva ist Bulgarin und studiert MuK im dritten<br />
Semester. Ein DAAD-Stipendium öffnete ihr das Tor nach<br />
Deutschland, wo sie ein Germanistik-Studium in Berlin begann.<br />
Die leidige Bürokratie machte ihr jedoch einen Strich<br />
durch die Rechnung. Wegen der Umstellung von Magister auf<br />
Bachelor konnten ihre Leistungen eines ganzen Jahres nicht<br />
mehr anerkannt werden – damit hatte sie ein Studienjahr verloren.<br />
Dasselbe wollte sie nicht noch einmal studieren, also<br />
hat sie sich den Medienwissenschaften zugewandt und ist<br />
nach Halle gekommen.Frisch in Deutschland eingereist, war<br />
sie erstaunt darüber, wie wenige der Stereotype, die in ihrer<br />
bulgarischen Schule herumspukten, in Wirklichkeit zutrafen.<br />
Preußisch pünktlich und akribisch genau? Als Yovcheva sich<br />
plötzlich mitten im deutschen Alltag wiederfand, waren die<br />
Worte ihrer früheren Lehrerin nur noch Schall und Rauch.<br />
„Die Leute sind nicht so perfekt, wie man mir oft erzählt hat.<br />
Sie haben ihre Probleme, genau wie jeder andere“, erklärt sie.<br />
Erstaunt haben sie auch viele von Halles Wohnhäusern, im<br />
Volksmund als „Platte“ verschrien, die sie stark an ihr Heimatland<br />
erinnern und die anfangs ein Gefühl der Nostalgie in ihr<br />
ausgelöst haben. Von Bulgarien vermisst sie hier nichts mehr.<br />
Am wenigsten die alten Buchbestände in den Bibliotheken,<br />
die größtenteils aus Geschenken der ehemaligen<br />
DDR bestehen. Berlin ist für sie wie<br />
eine Oase. Vor allem Museen und Bibliotheken<br />
interessieren sie sehr, wovon<br />
Halle recht wenig zu bieten hat. Daher<br />
ist und bleibt unsere Bundeshauptstadt<br />
die Heimat ihres Herzens und für das<br />
weiterführende MA-Studium wünscht<br />
sie sich, wieder nach Berlin zurück zu<br />
können. „Nur meine Wohnung hier<br />
werde ich vermissen. In Berlin<br />
finde ich bestimmt keine<br />
so preiswerte in schöner<br />
Lage“, räumt sie der<br />
Saalestadt ein.<br />
Oleg Udovenko: Passionierter<br />
Straßenbahnfahrer<br />
Oleg Udovenko aus<br />
Russland und Mariya<br />
Pedrova aus Usbekistan<br />
sind schon länger in<br />
Deutschland. Nachdem<br />
die beiden Erstsemester<br />
bereits eine Weile in der<br />
Nähe gewohnt haben, hat es sie kurz<br />
vor Studienbeginn endgültig nach<br />
Halle verschlagen.<br />
Ganz zu Anfang war es vor<br />
allem für Mariya Pedrova<br />
schwierig. Der Sprache kaum<br />
mächtig, konnte sie nur Geschriebenes<br />
verstehen. „Als ich<br />
hier in die Schule gegangen bin,<br />
entstand nicht nur eine Barriere,<br />
sondern eher eine Mauer“,<br />
erinnert sie sich ungern.<br />
Schlimmes hat sie über<br />
die deutsche Bürokratie<br />
zu berichten. Vor allem<br />
in der Anfangszeit galt<br />
es, einen Berg an Papieren<br />
zu organisieren, um<br />
damit von Pontius zu<br />
Pilatus zu rennen. Doch<br />
mit etwas Hilfe ließ sich<br />
alles irgendwie einrich-<br />
Mariya Pedrova: Liebt Halles<br />
Stadtansichten<br />
ten. Und die relativ kurzen Bearbeitungszeiten der Behörden<br />
haben einiges entschädigt, ganz anders in Usbekistan: „Dort<br />
sind sie viel langsamer. Hier ist es bürokratisch ohne Ende – es<br />
nervt, aber es funktioniert.“ Begeistert ist sie von den vielen<br />
Freizeitmöglichkeiten, die Halle jungen Leuten bietet. Abende<br />
in verschiedenen Cafés oder Kneipen sind keine Seltenheit und<br />
einige der Programmkinos hat sie schon kennen gelernt. Eine<br />
romantische Ader hat sie auch: Halles Altstadt mit ihren vielen<br />
alten Häusern und den engen, gewundenen Gassen hat es<br />
ihr sehr angetan. Vor allem von Kröllwitz aus habe man viele<br />
schöne Aussichten über die Stadt. Die Plattenbauten, die es<br />
auch in ihrer Heimat gibt, stören sie nicht, „solange sie saniert<br />
sind.“<br />
„Halle ist zwar nicht sehr groß, aber es lebt! In Usbekistan<br />
gibt es das überhaupt nicht“, erklärt sie anerkennend. Freizeitbeschäftigung<br />
gäbe es dort nur in den ganz großen<br />
Städten. In der Provinz sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht.<br />
Die Bekanntschaft mit dem Straßenbahnfahren lässt hier in<br />
Halle natürlich nicht lange auf sich warten. Obwohl bei vielen<br />
Hallensern verhasst, ist es für Oleg ein wahrer Genuss. Aus<br />
Moskau kommend, war das für ihn ein Umstieg in die Erste<br />
Klasse: Die Fahrzeuge hier sind viel heller und bequemer.<br />
Und mit einiger Bewunderung fügt er hinzu: „Wenn mich jemand<br />
anstößt, dann sagt er ‚Entschuldigung‘! Das habe ich<br />
in Moskau nie erlebt. Die Leute dort sind nur mit sich selbst<br />
beschäftigt.“ Und etwas lässt ihn grinsen: „Die Omas auf den<br />
Fahrrädern – die sind echt cool!“ n<br />
Weit wegn<br />
23
nBranche<br />
24<br />
1,6<br />
1,4<br />
1,2<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
Von Patrick Boose und Felix Till<br />
Halle: Medienstandort mit Zukunft?<br />
Für alle Absolventen des Studiums der Medien- und Kommunikationswissenschaften stellt sich<br />
die Frage der beruflichen Zukunft. Üblicherweise zieht es einen in Regionen mit Perspektive. Ist<br />
Halle ein Medienstandort, der diese Perspektive verspricht? Das MuKJournal zog den aktuellen<br />
Kulturwirtschaftsbericht zurate: 264 Seiten voller Zahlen und Fakten, Basis für standortpolitische<br />
Entscheidungen der Landesregierung – und Diskussionsstoff innerhalb der Branche.<br />
Der Medienstandort Halle hat in den vergangenen<br />
Jahren eine bemerkenswerte<br />
Entwicklung durchlaufen, so der Grundtenor<br />
des Kulturwirtschaftsberichts Sachsen-Anhalt<br />
von <strong>2006</strong>. Diese durchweg positive<br />
Bestandsaufnahme sollte allerdings<br />
differenziert betrachtet werden. Da sich<br />
Halles Mediensektor erst Ende der 90er Jahre dynamisch zu<br />
entwickeln begann, ist ein Wachstum der Branche leicht zu<br />
erklären. So werden in dem Bericht die Stärken und Schwächen<br />
der Region Halle und ihrer Umgebung als Standort der<br />
Medienwirtschaft beleuchtet. Wie steht es also mit den Zukunftsperspektiven<br />
von MuK-Studierenden, die der Stadt treu<br />
bleiben wollen?<br />
Die Zahl der Beschäftigten in Halles Medienbranche, das zeigt<br />
der Bericht, hat in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugenommen.<br />
Innerhalb Sachsen-Anhalts konzentriert sich die<br />
Medienwirtschaft auf unsere Region. Selbst die Landeshauptstadt<br />
Magdeburg kann bei den absoluten Beschäftigungszahlen<br />
im Mediensektor nicht mithalten. Wagt man allerdings<br />
den Vergleich über die Landesgrenze hinaus, zeichnet sich ein<br />
anderes Bild ab. Gemessen an der Nachbarstadt Leipzig ist<br />
Halles Medienbranche eher unterentwickelt: Der Anteil der<br />
Beschäftigten in Medienberufen an der Gesamtbeschäftigung<br />
liegt in Leipzig fast doppelt so hoch wie in Halle – ist aller-<br />
Anteil der Beschäftigten in Medienberufen an der Gesamtbeschäftigung 2005<br />
1,51<br />
0,84<br />
0,67<br />
0,0<br />
Leipzig Halle Bremen Magdeburg Deutschland Sachsen-Anhalt<br />
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Berechnung des IWH<br />
0,61<br />
0,53<br />
dings höher als etwa in Bremen, das von den Autoren der<br />
Studie als gute Vergleichsgröße für Halle angesehen wird (vgl.<br />
Grafik).<br />
Stärken und Schwächen<br />
Die Stärken der Region liegen in den Bereichen Filmtechnik,<br />
Produktion von Tageszeitungen, Entwicklung und Programmierung<br />
von Internetpräsentationen, Animationstechnik,<br />
Tontechnik und Hörfunk. Im Zuge der medialen Entwicklung<br />
haben sich in den vergangenen Jahren verschiedenste Firmen<br />
in Halle angesiedelt, beispielsweise der Animationsfilmproduzent<br />
motionworks, der u. a. an der Kinoproduktion „Der<br />
kleine Eisbär“ beteiligt war (siehe MuKJournal 7). Ein weiteres<br />
Aushängeschild der Stadt ist die MDR-Hörfunkzentrale,<br />
die fünf ihrer acht Radioprogramme in Halle gestaltet, die<br />
in ganz Mitteldeutschland zu hören sind. Das Unternehmen<br />
METRIX Media hat sich auf audiovisuelle Postproduktion spezialisiert<br />
und deckt die Aufgabenbereiche Schnitt, Bildbearbeitung,<br />
Synchronisation, Tonbearbeitung und Tonmischung ab<br />
(z. B. für „Polizeiruf 110“).<br />
Neben den zahlreichen Positivbeispielen zeigt der Kulturwirtschaftsbericht<br />
allerdings auch die Defizite des Medienstandortes<br />
Halle auf. Ein wichtiger Aspekt ist die schwache Finanzkapitalausstattung<br />
der Unternehmen, die<br />
dazu führt, dass Mitarbeiter vielfach nur<br />
für die Dauer der anfallenden Projekte<br />
beschäftigt werden können, was leider<br />
im Trend liegt. Die konjunkturabhängige<br />
Anstellung von Arbeitskräften räumt den<br />
Firmen zwar ein hohes Maß an Flexibilität<br />
ein, wirkt auf hoch qualifizierte Arbeitnehmer<br />
aber eher abschreckend, da<br />
kurzfristige Jobs keine persönliche Planungssicherheit<br />
gewähren.<br />
0,43<br />
Positiv werden die Voraussetzungen für<br />
die Vernetzung der Halleschen Medienschaffenden<br />
bewertet, die sich aus der<br />
innerstädtischen Lage und der räumlichen<br />
Nähe von MDR und MMZ ergeben.<br />
Speziell die Präsenz des öffentlich-rechtlichen<br />
Rundfunks wird als Standortvor-
teil für die gesamte Branche angesehen.<br />
Bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch,<br />
dass Hallesche Firmen ihre Aufträge<br />
größtenteils vom MDR-Fernsehen in<br />
Leipzig oder vom Kinderkanal in Erfurt<br />
beziehen. Die Präsenz der Hörfunkzentrale<br />
in Halle spielt somit eine untergeordnete<br />
Rolle und kann als Standortvorteil<br />
nur bedingt herhalten.<br />
Defizite in der Ausbildung?<br />
Um die Kernaussagen des Kulturwirtschaftsberichtes<br />
öffentlich zu diskutieren,<br />
wurden Ende November 20<strong>07</strong> hochkarätige<br />
Gäste aus den Bereichen Medien,<br />
Politik und Wirtschaft zum 2. Medienstammtisch<br />
nach Halle eingeladen. Dabei<br />
hatten die verschiedenen Vertreter<br />
der Branchen die Möglichkeit, auch ihre<br />
ganz persönliche Sicht auf die Lage der<br />
regionalen Medienlandschaft darzulegen.<br />
So kritisierte der Hörfunkdirektor des MDR, Johann Michael<br />
Möller, dass ihm der kreative Nachwuchs in der Stadt fehle –<br />
und überhaupt das kreative Flair. Andere vermissten die praktische<br />
Erfahrung der Hochschulabsolventen. Die intellektuellen<br />
Fähigkeiten seien hervorragend, aber für die Gepflogenheiten<br />
des Arbeitsmarktes seien die Jungakademiker nicht ausreichend<br />
gerüstet. Also ein Defizit im Bereich der Ausbildung? Der Kulturwirtschaftsbericht<br />
sagt das Gegenteil: Für den durchaus vorhandenen<br />
Nachwuchs fehlt es an Stellen. Um das kreative Potenzial<br />
zu halten, ist der Landesregierung daran gelegen, dass<br />
sich möglichst viele Hochschulabsolventen in Sachsen-Anhalt<br />
selbstständig machen. Prof. Dr. Manfred Kammer, der das MuK-<br />
Department beim Medienstammtisch vertrat, konkretisierte die<br />
Diskussion, indem er zunächst erläuterte, wie der Praxisbezug<br />
des Studiengangs verbessert worden ist. Angesichts der beschriebenen<br />
Lage betonte er auch die intensive Kooperation mit dem<br />
Hochschulgründernetzwerk UNIVATIONS, die den Start von<br />
Studienabgängern in die Selbstständigkeit aktiv erleichtern soll.<br />
Veranstaltungen von UNIVATIONS, so Kammer, bieten hervorragende<br />
Plattformen, um Kontakte zu etablierten Firmen der<br />
Medienbranche zu knüpfen. Als Aushängeschild für den dualen<br />
Ansatz, der Theorie und Praxis gleichermaßen abdecken soll,<br />
nannte der Institutsdirektor den bereits existierenden Masterstudiengang<br />
„MultiMedia & Autorschaft“. Hier wird an konkreten<br />
Themen gearbeitet, die realen Anwendungsbereichen entsprechen.<br />
Dadurch soll in erster Linie die Attraktivität der Abgänger<br />
für den Arbeitsmarkt erhöht werden, zugleich erleichtert es den<br />
Start der Absolventen in den Berufsalltag.<br />
Für mehr kreatives Flair…<br />
Von Seiten der Universität wird also kontinuierlich an der Verbesserung<br />
der medialen Ausbildung gearbeitet. Eigentlich eine<br />
ideale Voraussetzung, um der Stadt auch nach dem Studium<br />
treu zu bleiben – gesetzt den Fall, die Berufschancen entwickeln<br />
Branchen<br />
Podiumsdiskussion zum 2. Medienstammtisch: Bei der Debatte um die Zukunft Halles als<br />
Medienstandort gingen die Meinungen weit auseinander.<br />
sich ebenso kontinuierlich in eine positive Richtung wie es das<br />
Lehrangebot des MuK-Departments tut.<br />
Ist Halle also ein Medienstandort mit Perspektiven? Nun, diese<br />
Frage ist sicher nicht leicht und einseitig zu beantworten. Der<br />
Kulturwirtschaftsbericht zeigt sowohl Vor- als auch Nachteile<br />
auf. Folglich interpretierten die Teilnehmer des Medienstammtisches<br />
die Lage sehr unterschiedlich. Tony Loeser, Geschäftsführer<br />
von motionworks, zeigte sich zuversichtlich: „Die Region<br />
hat eine aufstrebende Medienlandschaft“. Staatssekretär Detlef<br />
Schubert vom Ministerium für Wirtschaft und Arbeit hält die<br />
Rede von Halle als Medienstandort dagegen „schlicht und ergreifend<br />
für Quatsch“, weil die Stadt zu schüchtern sei und sich<br />
mehr outen müsse.<br />
Fakt ist, Halle hat sich im Mediensektor stark entwickelt, dies<br />
aber erst seit relativ kurzer Zeit und mit viel finanzieller Unterstützung<br />
von Bund, Ländern und EU. Heute ist man im Mediensektor<br />
Spitzenreiter in Sachsen-Anhalt, sticht im deutschlandweiten<br />
Vergleich allerdings nicht aus der Masse heraus. Da<br />
Leipzig fast doppelt so viele Stellen für MuK-Absolventen bereithält<br />
wie Halle, ist die Wahrscheinlichkeit, nach dem Studium in<br />
die Nachbarstadt zu wechseln, auch doppelt so groß. Wer aber<br />
bleiben möchte, der kann sich ja fragen, ob er nicht zu den so<br />
sehr vermissten Kreativen der Stadt zählen könnte, sich mit Hilfe<br />
von UNIVATIONS oder dessen Partnerprojekt „Scidea“ und entsprechender<br />
Fördermittel des Landes selbstständig machen und<br />
für mehr kreatives Flair sorgen könnte… n<br />
Links zum Thema:<br />
a http://www.img-sachsen-anhalt.de<br />
a http://www.univations.de<br />
a http://www.scidea.de<br />
25
von links: James Seddon, Katerina Hagen (Geschäftsfüherin<br />
des MMZ), Alexander Schaefer (Technischer<br />
Leiter des MMZ)<br />
26<br />
Von Andrea Pinkwart und Sabine Wöller<br />
Mr. Seddon, Sie haben dem MMZ gerade die begehrte<br />
Premier License von Dolby Laboratories für sein erstklassiges<br />
Tonstudio überbracht. Wie ist Ihr erster Eindruck von<br />
Halle und speziell vom MMZ?<br />
Das MMZ ist äußerst beeindruckend. Es ist ein zweckorientiert<br />
entwickelter Gebäudekomplex von riesigen Ausmaßen.<br />
Da haben sich die Investitionen wirklich gelohnt.<br />
Was genau sind Ihre Aufgabenfelder bei Dolby?<br />
Meine genaue Berufsbezeichnung ist Senior Sound Consultant.<br />
Meine Hauptaufgabe besteht darin, bezüglich Technologien,<br />
Serviceleistungen und Produkten, die Dolby im Zusammenhang<br />
mit Filmsound anbietet, zu beraten. Dabei komme<br />
ich mit den Studios in Kontakt. So einen Arbeitsprozess kann<br />
man sich folgendermaßen vorstellen: Eine Produktionsfirma<br />
kommt zu mir, weil sie unsere Filmsoundformate in ihrem<br />
Film verwenden möchte, um diesem den typischen Kinosound<br />
zu verleihen. Dazu benötigen sie ein<br />
von Dolby ausgezeichnetes Studio.<br />
Die Überprüfung solcher Studios zählt<br />
ebenfalls zu meinen Aufgaben.<br />
Was muss ein Studio tun, um von<br />
Dolby ausgezeichnet zu werden?<br />
Ein Studio bewirbt sich bei uns mit<br />
entsprechenden Diagrammen, Berechnungen<br />
und technischen Details sowie<br />
einem Raumplan des Studios. Ich<br />
schaue alles genau durch und bewerte<br />
es anschließend. Bei guten Ergebnissen<br />
geht der Bewerbungsprozess weiter.<br />
Es gibt drei verschiedene Stufen von<br />
Auszeichnungen: Bei der untersten<br />
Stufe können nur Trailer und Werbespots<br />
in allen Soundformaten gemischt<br />
werden. Bei der mittleren Stufe<br />
kann bereits alles gemischt werden.<br />
Und dann gibt es natürlich die höchste<br />
Auszeichnung: Die Premier License,<br />
welche das MMZ erhalten hat! Diese<br />
Studios zeichnen sich durch hohe<br />
London, Moskau… Halle?<br />
Der 27. November 20<strong>07</strong> ist kein gewöhnlicher Tag für das<br />
MMZ. Dass jemand in einem Tonstudio konzentriert die<br />
Ohren spitzt, ist nichts Ungewöhnliches. Dass es an diesem<br />
Tag ein Mann aus London tut, schon. Und dass er sogar eine<br />
seltene Auszeichnung dabei haben soll, von der alle behaup-<br />
ten, sie sei bislang nur an London und Moskau vergeben worden,<br />
machte auch die Reporter des MukJournals neugierig…<br />
3 Kilogramm geballter Ruhm:<br />
Die Dolby Auszeichnung<br />
technische Leistung aus und gehen dabei immer einen Schritt<br />
weiter als unbedingt nötig, um das bestmögliche Ergebnis zu<br />
erreichen.<br />
Ein Regisseur, der sich für solch ein Studio entscheidet, erfährt,<br />
wie wunderbar es ist, unter optimalen Bedingungen<br />
das Potential eines Soundtracks vollständig ausschöpfen zu<br />
können.<br />
Was bedeutet es für ein Studio, von Dolby und darüber<br />
hinaus mit der Premier License ausgezeichnet zu werden?<br />
Die Premier License markiert den Standard an technischer<br />
Qualität. Da es nur wenigen Studios weltweit gelingt, Dolby<br />
Premier Studio zu werden, bilden diese einen ziemlich exklusiven<br />
Club.<br />
Eine Produktionsfirma wendet sich mit dem Anliegen an uns,<br />
ein Studio zu finden, wo ein Filmsoundtrack abgemischt werden<br />
kann. Wir geben ihnen daraufhin eine Liste mit allen<br />
potenziellen Studios, auf welcher die<br />
Dolby Premier Studios jedoch besonders<br />
hervorgehoben sind. Diese Produktionsfirma<br />
kann schließlich sagen:<br />
„Wow, um eine wirklich gute Umgebung<br />
zum Abmischen des Filmsounds<br />
zu haben, sind diese Studios einfach<br />
am besten geeignet.“<br />
Und nach Moskau und London ist<br />
es nun Halle…<br />
Wir haben drei Studios in Moskau, bestehend<br />
aus zwei großen Komplexen:<br />
Mosfilm mit zwei Räumen und Mental<br />
Cinema mit einem Raum. Direkt in<br />
London haben wir noch kein Dolby<br />
Premier Studio. Die Sigma Studios befinden<br />
sich in Glasgow (Schottland).<br />
Was, denken Sie, sind die Aussichten<br />
für Halle als Medienstandort?<br />
Die Anbindung zu Berlin ist wirklich<br />
sehr gut. Mit dem Zug braucht man<br />
nur eine Stunde…
Wofür steht die Firma Dolby ihrer Meinung nach?<br />
Das ist eine interessante Frage. Wir möchten das Unterhaltungserlebnis<br />
noch weiter intensivieren. Während meiner<br />
zehnjährigen Laufbahn bei Dolby gab es immer wieder Probleme,<br />
welche jedoch durch technologische Verbesserungen<br />
beseitigt werden konnten.<br />
Wir bieten eine breite Auswahl an neuesten Technologien,<br />
die sich sowohl für den privaten Gebrauch eignen, als auch<br />
professionellen Ansprüchen genügen. Wir bewirken dabei so<br />
viel – es ist schwierig, das in wenigen Worten zu beschreiben.<br />
Dafür gibt es ja zum Glück www.dolby.com!<br />
Denken Sie, Dolby hat bereits alle technischen Möglichkeiten<br />
ausgeschöpft?<br />
Vielen Dank für das Gespräch, Mr. Seddon!<br />
Überhaupt nicht. Technologien entwickeln sich stets weiter,<br />
es wird immer etwas Neues und Besseres geben. Eine unserer Übersetzt von Andrea Pinkwart und Sabine Wöller.<br />
Kontakt<br />
James Seddon…<br />
Dr. des. Florian Hartling<br />
Tel.: (0345) 55 235 88<br />
Fax: (0345) 55 270 58<br />
E-Mail: florian.hartling@medienkomm.uni-halle.de<br />
…arbeitete seit zehn Jahren als Senior Sound Consultant bei Dolby Laboratories, davon sechs<br />
Jahre in der Firmenniederlassung in London. Er hat einen Abschluss als Elektroingenieur<br />
und machte zusätzlich einen Master in Soundrecording. Danach war er für einige Zeit als<br />
Soundassistant in einem Studio in London beschäftigt. Bis heute zeichnet er sich für mehr als<br />
500 Filme verantwortlich, darunter Blockbuster wie „Shakespeare in Love“, „The Others“ und<br />
„Beyond the Sea“.<br />
jüngsten Entwicklungen ist ein neuer Dolby 3D-Sound: Dolby<br />
Digital Cinema. Auf diese Weise wird das Kino, was die<br />
Technik angeht, auf ein neues Level gehoben. Das Bild im digitalen<br />
Kino wird einfach besser sein, viel beständiger als die<br />
alte, instabile 3D-Technik, bei der man schon nach ein paar<br />
Minuten Kopfschmerzen bekommt. Die neuen Technologien<br />
sind einfach unglaublich. „Beowulf“ in 3D zu sehen, ist ein<br />
unbeschreibliches Erlebnis.<br />
Haben Sie einen Lieblingsfilm?<br />
Oh, ich sehe so viele Filme. Um einen Lieblingsfilm zu nennen,<br />
ist die Auswahl bei Weitem zu groß.<br />
Gesprächn<br />
Arbeitshefte des Dept.<br />
Medien- und Kommunikationswissenschaften<br />
Forum zur Untersuchung verschiedener<br />
Handlungsbereiche in den Medien<br />
Einzelstudien zu Ansätzen, Methoden und Gegenständen<br />
der Medien- und Kommunikationswissenschaften<br />
Alle bisher erschienenen Ausgaben sind als Download<br />
verfügbar unter www.medienkomm.uni-halle.de/halma/.<br />
27
nKarriere<br />
28<br />
Janine „intern“<br />
Vom Suchen und Finden beruflichen Erfolgs<br />
Von Felix Till<br />
„<br />
Als richtige Karrieristin fühle ich mich eigentlich nicht“,<br />
meint Janine Krönung, die sich zu Anfang nicht ganz<br />
erklären konnte, warum gerade sie für die Rubrik in<br />
Frage kam. Dabei handelt es sich hier um ein landläufiges<br />
Missverständnis. Spricht man heute von Karriere, so ist<br />
oft beruflicher Erfolg und finanzieller Reichtum gemeint. In der<br />
Etymologie bedeutet es nicht mehr als persönliche Laufbahn<br />
und trifft keine Aussage über die Qualität des Berufes oder Lebensweges.<br />
Es geht also mehr um den Werdegang einer Frau, die<br />
jetzt, im Alter von 31 Jahren, in der Unternehmenskommunikation<br />
der größten europäischen Direktbank tätig ist. Dabei hat<br />
Krönung ihre ‚Karriere‘ eher unklassisch begonnen. Die gebürtige<br />
Magdeburgerin kam 1996 nach Halle, um Soziologie und<br />
Reha-Pädagogik zu studieren, musste aber nach acht Semestern<br />
feststellen, dass beide Fächer nicht das Richtige für sie waren.<br />
Obwohl dies eher für die Laufbahn des klassischen Langzeitstudenten<br />
spricht, war Krönung schon zu Beginn des Studiums sehr<br />
engagiert. „Nach zwei Semestern lehnte ich das BAföG aktiv ab.<br />
Ich hatte keine Lust, schon so früh Schulden zu machen“, meint<br />
sie. Als selbstständige Aerobictrainerin verdiente sie genug Geld,<br />
um ihr Studium komplett zu finanzieren.<br />
Nur ihre universitäre Entwicklung war nach dem ersten erfolglosen<br />
Versuch noch ungewiss. So bewarb sie sich für den Medien-<br />
Janine Krönung<br />
studiengang an der MLU. Den journalistischen Bereich fand sie<br />
deutlich interessanter und aufregender als ihre vorherigen Fächer.<br />
Vor allem die praxisnahe Ausrichtung des Instituts war am Ende<br />
ausschlaggebend für Krönungs Entscheidung. Ihrer Hartnäckigkeit<br />
war es zu verdanken, dass sich Prof. Dr. Reinhold Viehoff erweichen<br />
ließ und ihr das Studium genehmigte. „Ich nahm jeden<br />
Sprechstunden-Termin von Herrn Viehoff wahr“, so Krönung.<br />
Jedes Semester ein Praktikum zur Orientierung.<br />
Der Institutsgründer sollte die Entscheidung nicht bereuen, denn<br />
vier Jahre später absolvierte sie ihren Magister mit der Bestnote.<br />
Aus heutiger Sicht sei die Note gar nicht so entscheidend gewesen,<br />
sondern eher die vorlesungsfreie Zeit. „Ich machte in jeden<br />
Ferien ein Praktikum. Dadurch lernte ich frühzeitig den harten<br />
Arbeitsalltag kennen“, meint Krönung. So sammelte sie u. a. Erfahrungen<br />
bei einer Eventagentur, beim MDF 1 oder dem ZDF<br />
Landesstudio Magdeburg. Hinter der Fülle der Praktika steckte<br />
keineswegs ein vorstrukturierter Karriereplan, sondern viel mehr<br />
eine Orientierungshilfe. „Ich war mir nicht ganz klar darüber, was<br />
ich später machen wollte und musste daher alles ausprobieren“,<br />
sagt sie zurückblickend.<br />
Direkt nach erfolgreichem Abschluss des Studiums startete die<br />
Absolventin das einjährige Traineeprogramm „Wirtschaft und<br />
Verbraucherschutz“ für Nachwuchsjournalisten. Als eine von<br />
acht Kandidaten war Krönung abwechselnd in Hörfunk, Fernsehen<br />
und Printmedien tätig. Als Trainee sammelte sie nicht nur<br />
praktische Erfahrung, sondern auch gute Kontakte. Berufliche<br />
Möglichkeiten gab es im Anschluss genug und es galt, sich das<br />
verlockendste Angebot auszusuchen. Janine Krönung entschied<br />
sich für eine Stelle in der Unternehmenskommunikation der ING<br />
DiBa in Frankfurt am Main: „Das Angebot war zu gut, um es<br />
abzulehnen“, sagt sie. Diese Entscheidung brachte ihr einen<br />
unbefristeten Arbeitsvertrag ein und einen Posten als Chefredakteurin<br />
des Mitarbeitermagazins „intern“. – Preis des Jobs:<br />
Wochenendbeziehung und wöchentliches Pendeln. Ähnlich wie<br />
das MuKJournal beschäftigt sich „intern“ mit firmenspezifischen<br />
Themen. Es werden unternehmensinterne Neuerungen vorgestellt<br />
und diskutiert. Zudem kümmert sich Krönung um die Verbesserung<br />
der Kommunikation innerhalb der Bank.<br />
Aus heutiger Sicht waren für die Chefredakteurin die zehn Jahre<br />
des Wechsels zwischen Studium, Job, Orientierungslosigkeit,<br />
Praktika und neuem Studium wichtig. Diese habe ihr geholfen,<br />
Erfahrungen zu sammeln und die richtigen Entscheidungen zu<br />
treffen. „Mit dem Job in Frankfurt fühle ich mich ein Stück weit<br />
angekommen“, sagt sie. – Und so steht ‚Karriere‘ bei Krönung<br />
für beides: beruflichen Werdegang und beruflichen Erfolg. n
Medien und Kommunikationswissenschaften<br />
Wintersemester <strong>2006</strong>/<strong>07</strong>:<br />
Johannes Gutjahr: Nachrichten über das Fremde. Eine Themenanalyse<br />
der Hauptnachrichtensendungen von ARD, ZDF,<br />
RTL und SAT.1 mit dem Schwerpunkt auf der Nahost-Berichterstattung<br />
am Beispiel des Atomstreits zwischen dem Westen<br />
und Iran n Stephan Imhof: Das Westfernsehen in der DDR:<br />
Am Beispiel der westdeutschen Programme im Kabel-Netz<br />
von Halle-Neustadt n Doreen Jost: Der spanische Film als<br />
Medium in der franquistischen Diktatur. Exemplarische Filmanalysen<br />
aus dem Werk Carlos Sauras als oppositionelles Medium<br />
zur repressiven Zensurpolitik Spaniens n Katja Köbbert:<br />
Freund- und Feindbilder in der DDR der 70er und 80er Jahre.<br />
Ein kritischer Vergleich von Stereotypen im außenpolitischen<br />
Diskurs und in ausgewählten unterhaltenden Fernsehserien<br />
(„Zur See“, 1977/„Treffpunkt Flughafen“, 1986) n Benjamin<br />
Kraft: Rezipienten, Produzenten und Medienindustrie<br />
im Spannungsfeld von Urheberrecht und technologischen<br />
Veränderungen n Katrin Kuhnt: TV-Duelle: Die Inszenierung<br />
von Politik im Bundesdeutschen Wahlkampf 2005 n<br />
Kristin Paternoga: Die Thematisierung der Geschlechterrollen<br />
in Wissenschaft und Internet-Foren („Sex and the City“ und<br />
„Desperate Housewives“). Ein kritischer Vergleich n Bianca<br />
Steffen: Die Inszenierung des städtischen Raumes im Spielfilm<br />
am Beispiel New York<br />
Florian, 24:<br />
<strong>Magisterarbeiten</strong> <strong>2006</strong>/<strong>07</strong><br />
Die Kunst des Mitschreibens…<br />
Produkt eines 90-minütigen Propädeutikums<br />
„The medium is the message“<br />
Sommersemester 20<strong>07</strong>:<br />
Zusammengestellt von Andrea Pinkwart und Kim Busch<br />
Denise Demnitz: Die Inszenierung von Geschlechterstereotypen<br />
am Beispiel ausgewählter aktueller deutscher Fernsehserien n<br />
Manuela Illmer: Krisenkommunikation im Fernsehen – Die mediale<br />
Darstellung aktueller Naturkatastrophen n Madleen Köppen:<br />
Der Mythos Che Guevara. Die Darstellung der Mythen, die<br />
sich auf den lebenden und den toten Che Guevara anwenden<br />
lassen und ihre Funktionen in den Massenmedien unter besonderer<br />
Betrachtung der journalistischen Ikone Che Guevara n<br />
Kristin Lautenbach: Farbdramaturgie im Film: Eine exemplarische<br />
Untersuchung von Farbverwendung und Farbsymbolik im<br />
interkulturellen Vergleich n Kristin Lux: Neue Medien im Rundfunk:<br />
eine exemplarische Analyse der Online-Präsenz öffentlicher<br />
und privater Hörfunkanstalten n Katja Malzahn: Die Doku-Soap<br />
– Ein Genre zwischen Dokumentation und Inszenierung n Antje<br />
Nospickel: Das Familienbild in unterhaltenden Formaten des<br />
DDR-Fernsehens. Eine Untersuchung am Beispiel von „Die lieben<br />
Mitmenschen“ und „Familie Fröhlich“ n Claudia Pittermann:<br />
Narrativität im Kinotrailer. Eine exemplarische Untersuchung<br />
zum Aufbau kognitiver und emotionaler Rezeptionserwartungen<br />
n Dennis Richter: Public Relations der Parteien. Eine exemplarische<br />
Analyse der Webauftritte ausgewählter Parteien n Ulrike<br />
Roßbach: Kultursoziologie der Marke ‚IKEA‘ – Analyse und Rekonstruktion<br />
des Zusammenhanges zwischen Wohnrauminszenierung<br />
und Lebensstil n Verena Zietz: Literatur und Lesen<br />
in der DDR. Funktionalisierung von Literatur auf der Basis von<br />
Filmbeständen des Sächsischen Staatsarchivs Leipzig<br />
Gesa, 21:<br />
„El amor español“ – Vokabeln und andere Nebensächlichkeiten<br />
(Fortsetzung von S. 15)<br />
Finishn<br />
29
nGeschehen<br />
30<br />
Kulleraugen? Die gibt’s im<br />
Buchladen!<br />
„Big in Japan“: Manga der anderen Art<br />
Von Nancy Jahn<br />
Große, runde Kulleraugen und ein spitzes Kinn – das<br />
sind die japanischen Comicfiguren oder auch Manga,<br />
wie sie jeder kennt, seit sie ihren Siegeszug in<br />
Deutschland angetreten haben. Wer die Ausstellung<br />
„Big in Japan“ im Kunstforum Halle besucht hat, wird danach<br />
allerdings fast vergeblich gesucht haben. Stattdessen findet man<br />
sich im 10. Jahrhundert wieder, als dieser Kult gerade erst begann.<br />
Damals waren Manga nicht mehr als einzelne Holzschnitte<br />
– Bilder zur Illustration des Romans „Genji Monogatari“. Von<br />
dem, was wir heutzutage unter diesem Begriff verstehen, ist das<br />
noch ganz weit entfernt.<br />
Gewusst? Sogar Biene Maya stammt aus den Federn<br />
japanischer Künstler.<br />
Im echten Comicstil herausgeputzt präsentieren sich die ersten<br />
Manga, die den Sprung über den ‚großen Teich‘ geschafft haben<br />
und hier in Deutschland angespült wurden. „Barfuß durch<br />
Hiroshima“ und „Akira“ zählen zu diesen Pionieren. Und damit<br />
beim Angucken der bunten oder einfarbigen Bilder auch das<br />
fremdländische Feeling stimmt, wird der Besucher der Ausstellung<br />
über einen kleinen, unscheinbaren Lautsprecher unentwegt<br />
mit einem japanischen Dialog unterhalten. Neben Büchern kommen<br />
natürlich auch die Geschwister der Manga nicht zu kurz:<br />
Die Animes – eigentlich Kurzform für Animationsfilme, die sich<br />
aber längst als Synonym für die Zeichentrickfilme aus Japan behauptet<br />
hat. Manch einen wird es wohl erstaunen, dass selbst<br />
allseits bekannte Klassiker wie „Heidi“, „Kimba, der weiße Löwe“<br />
und „Die Biene Maya“ – welche die Kindheit und Jugend so Vieler<br />
geprägt haben – japanische Exportschlager sein sollen.<br />
„Big in Japan“ – Jugendkultur in Japan<br />
von Judith Park<br />
Auch die jüngste Errungenschaft<br />
von<br />
Medien und Technik<br />
darf natürlich nicht<br />
fehlen: Computerspiele.<br />
Denn davon<br />
sind Unzählige aus<br />
der Wiege der Manga<br />
erwachsen. Playstation-<br />
und Nintendo-<br />
Konsolen warteten<br />
startbereit auf den<br />
spielfreudigen Besucher,<br />
der sein Können<br />
gegen den Compu-<br />
tergegner oder einen<br />
Mitspieler behaupten<br />
wollte.<br />
Utagawa Kunisada „Akashi“, Farbholzschnitt<br />
1851, Szene aus dem „Genji Monogatari“<br />
Neben den Originalimporten<br />
aus Japan<br />
macht auch die Fanszene hierzulande einen wichtigen Teil der<br />
Ausstellung aus. Judith Park und Olga Rogalski, zwei deutschen<br />
Mangatalenten, wurde eine eigene kleine Galerie gewidmet.<br />
Engagierte Nachwuchszeichner werden von einem geräumigen<br />
Zeichentisch mit allerlei Proportionsskizzen von Menschen und<br />
Tieren dazu eingeladen, sich kurz eine Pause zu gönnen und<br />
selbst kreativ zu werden. Die vielen fertigen und halbfertigen<br />
Bilder und Kritzeleien sprechen für sich.<br />
Zwischen Fotos und Kostümen zum Cosplay – dem ganzjährigen<br />
Fasching für Mangafans – und dem Künstlereck versteckt<br />
sich noch eine kleine Nische ganz im japanischen Stil: In der<br />
Mitte ein flacher Tisch, darauf das obligatorische Bonsai-Bäumchen,<br />
flache Bänke mit Sitzkissen und eine mit Papier überzogene<br />
Lampe, die das Licht sanft abdämpft. Zwei weitere Tische<br />
in diesem Stil laden zu einer Partie des japanischen Brettspiels<br />
„Go“ oder wahlweise einem Kartenspiel ein.<br />
Eine eher unscheinbare Musikbox wartet darauf, mit Hörproben<br />
vom japanisch-deutschen Musikprojekt „Poptastic Conversa-<br />
tion“ berichten zu können. Vierzehn deutsche Interpreten haben<br />
sich dabei experimentierfreudig mit je einem ihrer eigenen<br />
Songs in diese völlig fremde Sprache gestürzt. Was dabei herausgekommen<br />
ist, sind Liedtexte, die zwar keiner mehr versteht,<br />
aber mit Melodien, die man sofort wiedererkennt. Und<br />
wer die japanische Aussprache halbwegs meistern konnte, hat<br />
sogar einen richtig schönen Klang in sein neu vertontes Werk<br />
zaubern können. „Sa itte miyo“ („Von hier an blind“) von Wir<br />
sind Helden, und das lustig-schnelle „Kujira o sukue“ („Rettet<br />
die Wale“) von Die Ärzte zeigen, wie wunderbar das gehen<br />
kann.<br />
Obwohl „Big in Japan“ nur eine regionale Ausstellung war, darf<br />
der Initiator durchaus stolz auf sie sein: Mit über 500 Besuchern<br />
nach nur drei Wochen ist sie die bei Weitem erfolgreichste Ausstellung,<br />
die Veranstalter Alexander Neef bis jetzt im Kunstforum<br />
erlebt hat. Möglich wurde das seiner Meinung nach, weil<br />
sie den Besucher auf eine Zeitreise mitnahm – von den Kinderschuhen<br />
bis hin zur Blütezeit der Manga und des Japankults<br />
– und damit das Thema in ein vielfarbig schimmerndes Licht<br />
taucht. So wurden vielleicht auch die entschädigt, die sich mehr<br />
vom Manga als Buchform erhofft hatten. n
Die Macht der Sprache<br />
Von Anke Dreißigacker<br />
Wie lässt sich die „Macht der Sprache“ in Bildern<br />
festhalten? Vor dieser Frage standen die<br />
Teilnehmer eines internationalen Fotowettbewerbes,<br />
dessen überzeugendste Ergebnisse vom<br />
26. November 20<strong>07</strong> bis 27. Januar 2008 in<br />
den Franckeschen Stiftungen gezeigt wurden.<br />
Fotografen unterschiedlicher Professionalität<br />
und Nationalität hatten einer fünfköpfigen<br />
Jury insgesamt mehr als 3200 Fotos gesandt.<br />
Von diesen wurden drei Fotos prämiert und<br />
weitere 60 ausgewählt, die nun der Öffentlichkeit<br />
gezeigt wurden.<br />
Die Präsentationsform der Ausstellung in den<br />
Franckeschen Stiftungen konnte leider nicht<br />
überzeugen. Die eigentliche Funktionalität der<br />
Räumlichkeiten wurde nicht zu Gunsten der<br />
Ausstellung verändert. Man musste sich zum<br />
Teil an Konferenztisch und Videorecorder vorbeischieben.<br />
Die Idee hinter dieser Veranstaltung bzw.<br />
den Fotos hat jedoch sehr wohl Aufmerksamkeit verdient.<br />
Aufgabe der teilnehmenden Fotografen war es, eine Impression<br />
einzufangen, die auszudrücken vermag, wie<br />
Sprache die menschliche Interaktion und den Austausch<br />
mit der Umwelt beeinflusst. Die Aufgabe wurde hauptsächlich<br />
durch kreative Bildmotive erfüllt. So sieht man<br />
z. B. Hände über Schreibtafeln mit Punktschrift wandern<br />
und die Worte ertasten.<br />
Das Goethe-Institut hat zusammen mit anderen Partnern<br />
diese Wanderausstellung im Rahmen eines zweijährigen<br />
internationalen Sprachprojektes initiiert. Neben<br />
dem Fotowettbewerb fanden Fachdiskussionen, Vorträge<br />
und Sprachwettbewerbe statt, die das Thema aus unterschiedlichen<br />
Blickwinkeln beleuchtet haben. Zentrale<br />
Fragen waren z. B. die Bedeutung der Sprache in Bezug<br />
auf Identitätsbildung oder ihre Rolle in Wissenschaft<br />
und Politik. Seinen Abschluss fand das Gesamtprojekt<br />
im Juni 20<strong>07</strong> mit dem Festival „Die Macht der Sprache“<br />
in der Berliner Akademie der Künste. Ergebnisse<br />
und Diskussionen kann man unter www.die-machtder-sprache.de<br />
nachlesen. Nach Halle ist nun Bremen<br />
Veranstaltungsort. Anschließend gehen die Fotos auf<br />
weltweite Wanderschaft. n<br />
„Die Macht der Sprache“<br />
Vergangenheit mit Zukunft?<br />
Von Stefanie Sachsenröder<br />
„Du bist jetzt in der Werbebranche tätig? Interessant,<br />
ich arbeite in einer neu gegründeten<br />
Firma und wir suchen noch jemanden, der<br />
unser Marketing übernimmt…“ Solche und<br />
ähnliche Worte konnte man am 24. November<br />
vergangenen Jahres beim zweiten offiziellen<br />
Alumni-Treffen des MuK-Instituts vernehmen.<br />
Mit 70 für das Treffen Angemeldeten kamen<br />
mehr als doppelt so viele ehemalige MuK-<br />
Studierende wie im Vorjahr. „Mehr hätten fast<br />
nicht kommen können“, sagt Prof. Dr. Manfred<br />
Kammer.<br />
Geschehenn<br />
In den frühen Abendstunden wurden zunächst<br />
etwa 30 Abschlussurkunden an Magister-<br />
und Masterstudierende vergeben. Den kulturellen<br />
Höhepunkt bildete danach die Vorpremiere<br />
des studentischen Kurzfilms „ME – My<br />
Eyes“. Und schließlich kam das Wichtigste: Bis<br />
spät in die Nacht unterhielten sich die Alumni<br />
nicht nur über die ‚gute alte Studentenzeit‘,<br />
sondern auch über ihre bisherigen Berufserfahrungen.<br />
Bereits am Nachmittag war das Treffen<br />
mit einem öffentlichen Teil eingeleitet worden:<br />
Die Vortragenden Susanne Hübner, Mirko Kisser und<br />
Aicke Bittner stellten exemplarisch Ihre Erfahrungen<br />
vor, die Sie nach dem Studium auf dem Arbeitsmarkt<br />
gesammelt hatten. So gelang es etwa Aicke Bittner,<br />
sich mit seinem<br />
Wissenschaftsdienst<br />
Deutschland selbstständig<br />
zu machen.<br />
Im Anschluss an die<br />
Vorträge lud Prof.<br />
Kammer die Referenten<br />
sowie Dr. Ingrid<br />
Brück auf Seiten<br />
der Lehrkräfte und<br />
Julia Beck als studentische<br />
Vertreterin<br />
zu einer Podiumsdis-<br />
Podiumsdiskussion am Nachmittag<br />
kussion ein. Schnell kristallisierte sich die gegenwärtige<br />
Theorie- und Praxisvermittlung während des Studiums<br />
als Schwerpunktthema heraus.<br />
Insgesamt bewertete Prof. Kammer das Alumni-Treffen<br />
als gelungen, „obwohl ich mir noch mehr interessierte<br />
studentische Zuhörer für das Nachmittagsprogramm<br />
gewünscht hätte“. Als großes Ziel sieht der Direktor die<br />
Begründung einer Tradition: Alumni sollen den kurz<br />
vor dem Examen Stehenden mögliche Perspektiven aufzeigen<br />
und Kontakte vermitteln. Gleichzeitig könnten<br />
aus den Erfahrungen der Ehemaligen Rückschlüsse für<br />
die zukünftige Gestaltung des Studiengangs gezogen<br />
werden. Betrachtet man das Alumni-Treffen des vergangenen<br />
Jahres, scheint dieses Ziel gar nicht mehr so<br />
weit entfernt. n<br />
31
nHomestory<br />
32<br />
Von Stefanie Sachsenröder<br />
Das Pendeln ist des Dozenten Frust?<br />
Prof. Kammer zwischen Heimweh und Fernsucht<br />
Es ist kurz nach 20 Uhr, als Prof. Dr. Manfred Kammer<br />
das MuK-Institut an einem regnerischen Abend<br />
verlässt. Bewaffnet mit seinem Notebook und<br />
einem Regenschirm tritt er seinen Nachhauseweg<br />
durch Halles Innenstadt an. Man könnte meinen, der Institutsdirektor<br />
würde an einem solchen Schlecht-Wetter-Tag in<br />
Melancholie verfallen, denn ‚zu Hause‘ wartet heute niemand<br />
auf ihn. Prof. Kammer, so muss man wissen, gehört zu jenen<br />
Dozenten des Instituts, die nur am Wochenende zu ihren<br />
Familien nach Hause reisen. Doch mit einem Lächeln auf den<br />
Lippen stapft er vorbei an den Pfützen und kleinen Regenbächen,<br />
welche die Straßen hinabfließen. Was er heute an so<br />
einem tristen Abend noch vorhat? Nichts Besonderes: „Ich werde<br />
einige Filme ansehen, die ich mir im Laufe der letzten Woche<br />
aufgenommen habe.“ Als Medienwissenschaftler sieht er es als<br />
seine Pflicht an, immer up-to-date zu sein.<br />
Wochenenden und Feiertage gehören der Familie<br />
– und nur ein bisschen der Uni.<br />
Einige Querstraßen und Regenpfützen weiter hat Prof. Kammer<br />
sein Ziel erreicht: Seine Zweitwohnung in Halle. „In meinem<br />
Ein-Zimmer-Apartment geht es mir gut, die 42 Quadratmeter<br />
reichen mir vollkommen aus. Da stört es mich auch nicht, dass<br />
sich die Küche im Wohnzimmer befindet.“ Der Professor zieht<br />
seine durchnässten Schuhe aus, schlüpft in warme Pantoffeln<br />
und geht direkt auf sein Telefon zu. Warum er sich nicht erst<br />
etwas zu Essen kocht? Mit einem Schmunzeln verrät er: „Meine<br />
Frau beschwert sich oftmals darüber, dass ich zu selten<br />
anrufe.“ Doch als er die Nummer gewählt hat, geht niemand<br />
ans Telefon. „Wahrscheinlich ist sie gerade damit<br />
beschäftigt, Klassenarbeiten zu bewerten“, mutmaßt<br />
Prof. Kammer und nimmt sich vor, es später<br />
noch einmal zu probieren.<br />
Seit nunmehr 20 Jahren gestaltet<br />
sich das Leben<br />
des 57-Jährigen in<br />
dieser Weise: In der<br />
Woche weilt er fernab<br />
von Frau und Tochter<br />
und kehrt nur für wenige<br />
gemeinsame Stunden<br />
an den Wochenenden in<br />
das traute Heim zurück.<br />
– Begonnen hat alles 1981<br />
in Siegen. Damals lockte ihn<br />
der interessante Sonderforschungsbereich<br />
an der dortigen<br />
Universität aus seiner<br />
Heimatstadt Aachen weg. Als wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter lernte er so schon früh, Berufliches von<br />
Privatem trennen zu müssen. Etwas anderes blieb ihm auch nicht<br />
übrig, denn „bei der Familie sein zu wollen, ohne einen Job<br />
zu haben, geht nicht“, stellt Prof. Kammer mit einem etwas<br />
traurigen Blick fest. Dennoch bereut er keinen seiner ‚Karrie-<br />
reschritte‘, die er von Siegen über die Keio-Universität in<br />
Tokio und schließlich in die Saalestadt gegangen ist. „Ich fühle<br />
mich hier am Institut sehr wohl, das Unileben gefällt mir.“<br />
Das Heimweh beherrscht also nicht alle seine Sinne? „Nein,<br />
meine Familie und ich haben uns an die Situation gewöhnt,<br />
da ich meinen beruflichen Werdegang noch nie vom Ort abhängig<br />
gemacht habe.“ Das bedeutet aber nicht, dass er die<br />
wenige gemeinsame Zeit freiwillig hergeben würde: „Ich bin<br />
bemüht, jedes Wochenende zu Hause in Aachen zu verbringen<br />
und möglichst wenig Arbeit dorthin mitzunehmen.“ Doch<br />
obwohl der Institutsdirektor lange Arbeitstage im MMZ verbringt,<br />
bleibt auch für die Wochenenden genug Arbeit liegen.<br />
Diese nimmt er sich für die sechsstündigen Zugfahrten vor:<br />
„In diesen Stunden kann ich mich zum Beispiel wunderbar der<br />
Korrektur von Hausarbeiten widmen.“ Oft nimmt sich Kammer<br />
vor, am Wochenende die Uni ganz und gar hinter sich zu<br />
lassen. Doch nur selten gelingt ihm dies: „Durch die modernen<br />
Kommunikationsmittel ist man heutzutage ja kaum noch<br />
privat. Das führt dazu, dass ich auch zu Hause oftmals online<br />
bin.“ Und das gefällt seiner Frau genauso wenig wie das seltene<br />
Telefonieren während der Woche.<br />
Bei diesem Gedanken scheint den Professor plötzlich<br />
das schlechte Gewissen einzuholen – er wollte<br />
doch eigentlich seine Frau anrufen! Jetzt ist<br />
die Zeit für einen zweiten Versuch.<br />
Kammer nimmt sein Telefon, wählt<br />
die Nummer und tatsächlich:<br />
Seine Frau<br />
geht ran. Sie<br />
fragt, warum<br />
er sich so<br />
lange nicht<br />
gemeldet<br />
habe und ob er<br />
an diesem Wochenende<br />
nach<br />
Hause komme.<br />
Ja, er komme<br />
nach Hause. Und<br />
zum Glück seien es<br />
ja nur noch zwei Tage bis dahin… n
Von Florian Betz<br />
Es ist schön, dass in dieser Rubrik immer mal über Dinge geschrieben<br />
wird, die Studierenden das Lernen und Forschen am<br />
eigenen Institut ein bisschen vergällen. Schön für die Betroffenen,<br />
deren Stimme nun endlich erklingt in den Ohren der<br />
potenziellen Verbesserer. Und schön für Letztere, denn die<br />
können den Artikel lesen – und ihn dann weglegen und die<br />
Probleme vergessen. Die Beteiligten bei Bedarf daran zu erinnern,<br />
dazu bedürfte es einer Institutsgruppe (IG), deren Mitglieder<br />
sich persönlich für weitere Verbesserungen im Studiengang<br />
einsetzen.<br />
Die älteren Semester werden sich vielleicht noch daran erinnern,<br />
dass es einmal eine IG gab, die sich dann aufgrund mangelnder<br />
Wahlbeteiligung wieder auflöste. Auch spätere Versuche beflissener<br />
MuKler, eine IG zu initiieren, scheiterten am Desinteresse<br />
der anderen. Zwar stehen wir im universitätsweiten Vergleich<br />
nicht alleine: Nach unserer Recherche haben wenigstens zwei<br />
von drei Instituten keine IG. Unter ihnen sind aber viele große,<br />
die ihre studentischen Belange unter dem Dach der Fachschaft<br />
zusammenbringen. Die MuK-Wissenschaft hat keine eigene<br />
Fachschaft und ist auch mit keinem Studierenden in einer<br />
vertreten. Die Geschicke der Hochschulpolitik übernehmen<br />
die Kommilitonen der Sprach- und Literaturwissenschaften.<br />
Und innen klafft eine schmerzende Lücke? Eine Ermessens-<br />
Impressum<br />
MuKJournal Nr. 8, Sommersemester 2008<br />
Herausgeber<br />
Hallisches Institut für Medien/Halle Institute<br />
of Media (HIM) an der Martin-Luther-<br />
Universität Halle-Wittenberg e.V.<br />
Prof. Dr. Reinhold Viehoff (Vorsitzender)<br />
Produktion dieser Ausgabe<br />
Dr. Ingrid Brück (verantw. Redaktion)<br />
Jessica Quick (verantw. Layout)<br />
Theresa Augustin, Florian Betz, Patrick<br />
Boose, Kim Busch, Anke Dreißigacker,<br />
Sophie Ehrenberg, Nancy Jahn, Ricarda<br />
Lalla, Julia Leupold, Katja Müller, Andrea<br />
Pinkwart, Stefanie Sachsenröder, Anne<br />
Schauer, Franziska Steffen, Felix Till, Sabine<br />
Wöller<br />
Bildnachweise<br />
Stefanie Sachsenröder (Titel, S. 4, S. 5, S. 32),<br />
Uta Tintemann (S. 2), Maria Hofman (S. 3),<br />
Kopflos durchs Studium<br />
MuKler ohne Vertretung<br />
Boaz Rottem Boazimages (S. 3), Thomas<br />
Wagner (S. 3), Biolek, Das Erste 20<strong>07</strong> (S. 6),<br />
Kerner Frühling, ZDF 20<strong>07</strong> (S. 6), Poletto,<br />
NDR 20<strong>07</strong> (S. 6), Kim Busch (S. 9, S. 15,<br />
S. 29), Anne Schauer (S. 10, S. 11), Franziska<br />
Steffen (S. 12, S. 13), Thomas Kalkov (S. 14),<br />
Sophie Ehrenberg (S. 16, S. 17), Katja Müller<br />
(S. 19), Felix Till (S. 24, S. 25), Sabine Wöller<br />
(S. 26, S. 27), Utagawa Kunisada, Staatliche<br />
Ethnografische Sammlungen Sachsen<br />
(S. 30), Judith Park, Judith Park/Carlsen<br />
Verlag GmbH (S. 30), Andreas Riepl, Goethe-Institut<br />
20<strong>07</strong> (S. 31), Anja Grothe (S. 31),<br />
Florian Betz (S. 33), Patrick Boose (S. 34),<br />
www.aboutpixel.de: birgitugur (S. 35)<br />
Grafiken<br />
Sepp (S. 15), Sarah Schuster (S. 21)<br />
Anzeigenkontakt<br />
Dr. Ingrid Brück<br />
Tel.: (0345) 5523572<br />
frage. Viele sagen: Es hat bis jetzt auch gut ohne IG geklappt<br />
und wenn man ein Anliegen hat, kann man sich ja direkt an<br />
die entsprechende Bezugsperson wenden. Das lässt sich bei<br />
378 MuK-Studierenden (Stand Dez 20<strong>07</strong>) wohl noch bewerkstelligen,<br />
schließlich hat nicht jeder täglich ein Anliegen. Gerade<br />
aber diese überschaubare Zahl an Menschen und Forderungen<br />
versagt jeden Anspruch auf Anonymität. Die Hemmschwelle,<br />
Kritik offen vorzutragen, ist manchen einfach zu hoch.<br />
Weniger brisante Geschäftsbereiche einer IG sind teilweise<br />
abgedeckt. Homepage und Aushänge informieren über<br />
fachbezogene Veranstaltungen. Dank UNIMONO gibt es<br />
auch eine Weihnachtsfeier. Und Info-Mappen für Erstsemester?<br />
Die finden sich schon zurecht… Aller Anfang muss ja<br />
schwer sein. – Nicht der einer IG: Im orientalischen Institut<br />
hatte sie es sehr einfach. Hier wurde sie nicht gewählt, sondern<br />
sie hat sich kurzerhand selbst ernannt. Vielleicht scheint<br />
der Ansatz undemokratisch, doch jeder war und ist herzlich<br />
eingeladen teilzunehmen. Wer sich dies zum Vorbild nehmen<br />
möchte, sollte sein Begehren öffentlich kundtun, am Schwarzen<br />
Brett im Kommunikationsraum, unter der festen Rubrik<br />
„Interessengemeinschaften“. Der Name sagt es schon: Spontanes<br />
und zeitlich begrenztes Engagement für ein Interesse<br />
anstelle einer festen IG ist auch möglich. n<br />
E-Mail:<br />
ingrid.brueck@medienkomm.uni-halle.de<br />
Druck<br />
Druckerei Franke<br />
Rapsweg 29<br />
06116 Halle<br />
Auflage: 600<br />
Redaktionsanschrift<br />
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg<br />
Institut für Medien, Kommunikation<br />
& Sport, Dept. Medien- und Kommunikationswissenschaften<br />
MMZ, Mansfelder Str. 56, 06108 Halle<br />
(Saale) | Postanschrift: 06099 Halle (Saale)<br />
E-Mail:<br />
mukjournal@medienkomm.uni-halle.de<br />
Die nächste Ausgabe erscheint im Wintersemester<br />
2008/09.<br />
Durchblickn<br />
33
nPubliziert<br />
34<br />
Geschichte im Fernsehen<br />
Von Patrick Boose<br />
Wer sich für Geschichte interessiert und immer<br />
gern die Dokumentationen im Fernsehen<br />
schaut, der fragt sich vielleicht auch, ob das<br />
alles wirklich so geschehen ist, wie es im Fernsehen<br />
dargestellt wird. Genau dieser Frage sind<br />
die Professoren Reinhold Viehoff und Edgar<br />
Lersch auf den Grund gegangen. Sie haben<br />
in ihrer Studie, die im Oktober 20<strong>07</strong> erschienen<br />
ist, Geschichts-Dokumentationen privater<br />
und öffentlich-rechtlicher Sendeanstalten verglichen.<br />
Die Studie wurde von der Landesanstalt<br />
für Medien in Nordrhein-Westfalen (LfM)<br />
in Auftrag gegeben und innerhalb von 18 Monaten<br />
erstellt.<br />
Die Untersuchung umfasst im Wesentlichen<br />
den Zeitraum von 1995 bis 2003. Es ist interessant<br />
zu sehen, dass die Darstellungen der<br />
Geschichte im Fernsehen verschiedene Formen<br />
angenommen haben. Langweilige Inszenierungen<br />
und Geschichtsaufarbeitungen werden<br />
von den Zuschauern nicht angenommen, auch wenn<br />
sie auf den historischen Tatsachen beruhen. Die Rezipienten<br />
möchten lieber aufwendige, spielfilm ähnliche<br />
Inszenierungen sehen und bemerken dabei oft nicht,<br />
dass der historische Kontext verloren geht.<br />
Ziel der Untersuchung ist es herauszufinden, wie es zu<br />
der Verschiebung weg vom Dokumentarischen hin zum<br />
Semidokumentarischen bzw. zur spielfilmähnlichen Dokumentation<br />
gekommen ist. Das Buch soll aufzeigen,<br />
was in diesem Programmbereich<br />
verbessert werden kann.<br />
Die Ergebnisse der Studie<br />
verdeutlichen das Bild: Private<br />
Sender verzichten im<br />
Allgemeinen eher auf semidokumentarischeGeschichtssendungen,<br />
im Gegensatz zu<br />
den öffentlich-rechtlichen<br />
Sendeanstalten.<br />
Dieses Buch ist nicht nur interessant<br />
für die klassische<br />
Zielgruppe der LfM wie etwa<br />
Rundfunkbeiräte, Politiker<br />
oder Journalisten, sondern<br />
auch für jeden, der medienwissenschaftlich interessiert<br />
ist und einen Blick auf die Entwicklung geschichtsbezogener<br />
Sendungen werfen möchte. n<br />
Lersch, Edgar; Viehoff, Reinhold 20<strong>07</strong>. Geschichte<br />
im Fernsehen. Eine Untersuchung zur Entwicklung<br />
des Genres und der Gattungsästhetik geschichtlicher<br />
Darstellungen im Fernsehen 1995 bis 2003.<br />
Berlin: Vistas<br />
Audiovisuelle Emotionen<br />
Von Patrick Boose<br />
Jeder kennt die Emotionen, die Menschen<br />
im Alltag durchleben. Doch was ist mit den<br />
Emotionen, die durch audiovisuelle Medien<br />
ausgelöst werden? Diese beschäftigen schon<br />
seit Jahren diverse Bereiche der Film- und<br />
Medienwissenschaften, der Medienpsychologie<br />
und der Rezeptionsforschung. Jedoch<br />
gab es bisher kaum Austausch zwischen diesen<br />
verschiedenen, einerseits geistes- und<br />
andererseits sozialwissenschaftlichen Forschungsrichtungen.<br />
Diese Lücke schließt<br />
jetzt der Sammelband „Audiovisuelle Emotionen:<br />
Emotionsdarstellung durch audiovisuelle<br />
Medienangebote“, herausgegeben von<br />
Dr. Kathrin Fahlenbrach, Dr. Anne Bartsch<br />
und Prof. Jens Eder.<br />
Für diesen Sammelband haben renommierte<br />
Forscher wie Murray Smith, Knut Hickethier,<br />
Reinhold Viehoff, Werner Früh und Mary<br />
Beth Oliver Aufsätze geschrieben. Diese Spezialisten<br />
aus den unterschiedlichen Disziplinen in<br />
einem Sammelband zu vereinen, ist bisher einzigartig!<br />
Bei dem komplexen Thema<br />
„Emotionen in den audiovisuellen<br />
Medien“ lag der<br />
Schwerpunkt des Dialogs<br />
in dem Versuch, die Doppelrolle<br />
der Medien zu<br />
verdeutlichen: Medien lösen<br />
bei Zuschauern nicht<br />
nur Emotionen durch ihre<br />
Darstellungen aus, sondern<br />
prägen auch deren<br />
Emotionskultur nachhaltig.<br />
Um dieser Tatsache<br />
auf die Spur zu kommen,<br />
haben die beteiligten WissenschaftlerInnen<br />
Beiträge zu Fragen der biologischen<br />
Grundlagen, der Kultur und Geschichte, der Rezeptionspsychologie<br />
sowie der Ästhetik und Narration audiovisueller<br />
Medien beigesteuert. n<br />
Bartsch, Anne; Eder, Jens; Fahlenbrach, Kathrin<br />
(Hrsg.) 20<strong>07</strong>. Audiovisuelle Emotionen. Emotionsdarstellung<br />
und Emotionsvermittlung durch<br />
audiovisuelle Medienangebote. Köln: Herbert von<br />
Holem Verlag
Festivals<br />
Messen / Tagungen<br />
Ausstellungen<br />
Workshops<br />
Termine für das Sommersemester 2008<br />
Kurzsuechtig Leipziger Kurzfilm Festival 2008<br />
09. – 11. April 2008<br />
Animations-, Dokumentar- und Fiktionsfilme<br />
www.kurzsuechtig.de<br />
20. Filmfest Dresden<br />
15. – 20. April 2008<br />
Internationales Kurzfilmfestival<br />
Animations-, Kurzspiel-, Dokumentar-, Experimentalfilme<br />
www.filmfest-dresden.de<br />
7. Symposium der Deutschen TV-Plattform<br />
10. April 2008 in Berlin (Messe Berlin)<br />
Es dreht sich alles um „High Definition“: Techniken und<br />
bessere Bild- und Tonqualität; die Szenarien der Broadcaster<br />
sowie Marktinformationen, -strategien und Prognosen<br />
www.tv-plattform.de<br />
Medientreffpunkt Mitteldeutschland<br />
05. – <strong>07</strong>. Mai 2008 in Leipzig<br />
Experten diskutieren über das Schwerpunktthema:<br />
„Wirklichkeiten und Wünsche – Wer will was wann“<br />
www.medientreffpunkt.de<br />
16. Deutscher Multimedia Kongress<br />
17. – 18. Juni 2008 in Berlin<br />
Schwerpunktthemen: mobiles Internet, Bewegtbild, Wahlkampf<br />
im Internet, etc.<br />
Online-Anmeldung ab März 2008<br />
www.dmmk.de<br />
REASIA<br />
14. März – 18. Mai 2008 in Berlin<br />
Die Ausstellung zeigt Performances, ein Filmprogramm mit<br />
mehr als 20 Filmen sowie eine Konferenz, die Einblick in<br />
en Paradigmenwechsel ermöglicht, der mit dem Aufkommen<br />
nicht-europäischer Denktraditionen und Denkströmungen<br />
entstanden ist.<br />
www.hkw.de<br />
Werkleitz Gesellschaft e.V.<br />
Zentrum für künstlerische Bildmedien Sachsen-Anhalt<br />
Schleifweg 6 in 06114 Halle<br />
www.werkleitz.de<br />
Medienkompetenzzentrum der Landesmedienanstalt<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Reichardtstraße 8 in 06114 Halle<br />
www.medienkompetenzzentrum.de<br />
Zusammengestellt von Anke Dreißigacker<br />
Nippon Connection Festival On Tour – 5. Japanische<br />
Filmtage in Leipzig<br />
26. April – 03. Mai 2008<br />
www.nippon06.cinematheque-leipzig.de/katalog.pdf<br />
4th Globians world and culture Documentary Film<br />
Festival<br />
08. – 17. August 2008 in Potsdam (Altes Rathaus)<br />
Re-run 01. – <strong>07</strong>. September in Berlin (Babylon)<br />
www.globians.de<br />
MDM Nachwuchstag KONTAKT 2008<br />
19. Juni 2008 in Erfurt (KinderMedienZentrum)<br />
Mit Panels und Pitching aktueller Filmstoffe aus Mitteldeutschland<br />
möchte die Mitteldeutsche Medienförderung<br />
den Filmnachwuchs fördern.<br />
www.mdm-online.de<br />
NMI 2008 Film, Fernsehen und Computer im Zeichen des<br />
„Content“, neue Medien der Informationsgesellschaft<br />
08. – 11. Juli 2008 in Berlin<br />
Jährliche Tagung in der Berlin Brandenburgischen Akademie<br />
der Wissenschaften Berlin-Mitte, Einstein-Saal<br />
www.verbundkolleg-berlin.de<br />
Gamesconvention<br />
20. – 24. August 2008 in Leipzig<br />
Teststrecke beim Publikum für Games, Hardware, Info- und<br />
Edutainment.<br />
www.gc-germany.com<br />
Filmmuseum Berlin<br />
Ständige Ausstellungen zum Bereich Film und Fernsehen<br />
www.filmmuseum-berlin.de<br />
Medienpädagogik e.V.<br />
Universität Leipzig – Lehrstuhl für Medienpädagogik<br />
Emil-Fuchs-Str. 1 in 04105 Leipzig<br />
www.mepaed.de<br />
Sächsischer Ausbildungs- und Erprobungskanal<br />
Kurse u.a. in Chemnitz, Leipzig und Dresden<br />
www.saek.de<br />
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