IMMOtipp Herbst 2013
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Interview mit Mia Baumann von der «Baumann AG Der Küchenmacher» in St.Gallen<br />
Technische Innovationen nehmen ständig zu<br />
Die Bedeutung der Küche ist seit einem Jahrzehnt stetig gestiegen, schliesslich sind essen und kochen Teil des Lifestyles geworden. Während<br />
früher nur die Funktionalität zählte, ist die Küche heute ein Raum des Wohlbefindens - entsprechend sind die Anforderungen und Wünsche<br />
gewachsen.<br />
Küche aus der eigenen Designlinie von der «Baumann AG Der Küchenmacher» mit runden Ecken und einem besonderen Beleuchtungskonzept.<br />
Mia Baumann, welches sind die aktuellen<br />
Trends im Küchenbau?<br />
Da wir alles individuell gestalten und somit jede<br />
Küche ein Einzelstück darstellt, ist es gar<br />
nicht so einfach die Trends zu bestimmen. Sehr<br />
gefragt ist eine Kombination aus warmen Materialien<br />
und Edelstahl. Die ganz schlichten Küchen<br />
werden weniger nachgefragt, man versucht<br />
mit Materialdetails Wärme zu schaffen.<br />
Gerade im Fronten- und im Abdeckungsbereich<br />
hat man heute viel mehr Auswahlmöglichkeiten,<br />
nicht nur bezüglich Farben, sondern<br />
auch in der Oberflächenbeschaffenheit.<br />
Die Produktionsverfahren haben sich enorm<br />
entwickelt, so dass es viel grössere Möglichkeiten<br />
für eine Individualisierung gibt. So hat<br />
man beispielsweise die Möglichkeit, dünne<br />
Steinplatten als Abdeckungsform zu verwenden<br />
oder gar ganze monolithe Blöcke, wodurch<br />
eigentliche Inseln entstehen. Oder man<br />
kann Beton aufspritzen, der allerdings nicht porös<br />
ist, wie man das sonst von diesem Material<br />
kennt, sondern für eine strapazierfähige<br />
Front sorgt.<br />
Was ist sonst noch besonders gefragt?<br />
Allgemein lässt sich feststellen, dass viel mehr<br />
eingebaut wird als früher. Vieles wird versteckt,<br />
beispielsweise mit Schiebe- und Drehtüren.<br />
So verwenden wir seit zwei Jahren einen<br />
integrierten Dampfabzug, bei dem der Abzug<br />
in die Arbeitsfläche eingebaut ist. Das System<br />
funktioniert bestens, die Kunden sind ausnahmslos<br />
zufrieden. Nun kommen die Wasserhähne,<br />
die direkt kochendes Wasser liefern,<br />
womit der Wasserkocher verschwindet.<br />
Bezüglich der Steuerung lässt sich ein Trend<br />
Richtung Touchscreen-Bedienung feststellen.<br />
Dadurch gibt es viel weniger Knöpfe. Ausserdem<br />
können die neuen Geräte dank Vorprogrammierung<br />
sehr viel übernehmen. So lässt<br />
sich beispielsweise beim Brotbacken der gewünschte<br />
Bräunungsgrad einstellen oder bei<br />
der Zubereitung eines Bratens eingeben, was<br />
für ein Stück Fleisch man verwendet. Dann<br />
sorgt der Backofen für den Rest.<br />
Wie läuft bei euch der Prozess des Küchenbaus<br />
ab?<br />
Wir sitzen sicher drei bis vier Mal mit den Kunden<br />
zusammen bevor mit dem Bau begonnen<br />
wird. Dabei werden die individuellen Wünsche<br />
berücksichtigt, die Familiensituation, wie<br />
gekocht wird usw. Wir messen beispielsweise<br />
unsere Kunden (vom Boden bis zum Ellbogen),<br />
damit die Arbeitsflächen die optimale Höhe<br />
haben. Es ist ein längerer Prozess bis die Küche<br />
steht, aber dafür hat man nachher ein langlebiges<br />
Produkt. Rechtzeitig zu unseren Jubiläen<br />
(60 Jahre Firmengeschichte, 10 Jahre am<br />
aktuellen Standort) haben wir nun eine eigene<br />
Designlinie entwickelt. Diese verfügt über abgerundete<br />
Ecken. Das schwungvolle, aber<br />
trotzdem schnörkellose Design dürfte bald wieder<br />
sehr gefragt sein, während das geradlinige,<br />
puristische etwas zurückgehen könnte.<br />
Wie verfolgt ihr die Trends, damit ihr auch<br />
immer auf der Höhe seit?<br />
Mein Mann hat Möbel-, ich Industriedesign<br />
studiert, von daher besteht natürlich bereits<br />
ein sehr hohes Interesse an solchen Themen.<br />
Dazu besuchen wir die grossen Messen in Europa,<br />
sei es in Mailand oder in Köln. Und natürlich<br />
verfolgt man die Fachliteratur, Architekturmagazine<br />
und Ähnliches. So bleiben wir<br />
immer am Ball, was die Entwicklung angeht.<br />
Auch aus sich häufenden Kundenwünschen<br />
lassen sich manchmal Entwicklungen ablesen.<br />
Die Kundschaft informiert sich heute im<br />
Vorfeldvielbesseralsfrüher,damussmanselbst<br />
immer dran bleiben.<br />
Steigt generell die Bedeutung der Küche?<br />
Ja, diese steigt seit zehn Jahren ständig. Essen<br />
und Kochen wurde zum Lifestyle, so dass<br />
die Küchenelemente gleich sorgfältig ausgesucht<br />
werden wie ein Sofa für die Wohnstube.<br />
Als Küchenbauer ist die Aufgabe eindeutig anspruchsvoller<br />
geworden. Man muss ein Gesamtkonzept<br />
präsentieren können und die<br />
richtigen Ideen haben. Ausserdem wird heute<br />
auch der Beleuchtung in der Küche eine immer<br />
grössere Bedeutung zugemessen und die<br />
technischen Innovationen nehmen ständig zu.<br />
Ihre Firma verfügt über eine eigene Schreinerei.<br />
Welche Vorteile bringt das mit sich?<br />
Gerade bei einem Umbau kann man nicht auf<br />
Standards zurückgreifen. Dann hat man oft den<br />
grösseren Aufwand als bei einem Neubau einer<br />
Küche. Denn die neue muss dann zur alten<br />
Infrastruktur passen. In solchen Situationen<br />
ist es ein grosser Vorteil, dass wir in der eigenen<br />
Schreinerei Anpassungen vornehmen<br />
können. Dazu können wir dank Eigenkreationen<br />
in der Schreinerei leichter für eine Einheitlichkeit<br />
in der Küche sorgen.