IMMOtipp Herbst 2013
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Schwankende Strompreise in Zukunft nutzen<br />
Intelligente Stromzähler und Elektrogeräte<br />
Erneuerbare Energien sollen bereits 2050 rund 80 Prozent unseres Strombedarfs decken, so die Pläne mehrerer europäischer Regierungen. Um<br />
den Strom aus Wind, Wasser und Sonne dort nutzbar zu machen, wo er gebraucht wird, sind aber noch grosse Investitionen ins Stromnetz<br />
erforderlich. Das Netz soll in Zukunft zudem «smart» werden und mit dem Stromkunden kommunizieren können.<br />
Stromzähler und Elektrogeräte mit der entsprechenden<br />
Technik können dann dem Verbraucher<br />
dabei helfen, preiswerte Stromtarife<br />
zu nutzen und den Verbrauch immer dann zu<br />
senken, wenn der Tarif steigt. Denn nach dem<br />
Willen der Netzbetreiber sollen die «Smart<br />
Grids», die künftigen intelligenten Stromnetze,<br />
den Verbrauch über kurzfristig schwankende<br />
Tarife steuern. Wenn die Sonne scheint<br />
oder der Wind weht und in der Folge mehr Strom<br />
im Netz verfügbar ist, als gebraucht wird, sinkt<br />
der Tarif. An Tagen ohne Wind oder bei Nacht<br />
steigt der Tarif, wenn zu wenig Strom bereitsteht.<br />
Intelligente Geräte und Zähler gehen<br />
dann auf Stand-by und schalten ab.<br />
Wärmepumpen als Speicher<br />
Durch die Glättung des Stromangebots, das in<br />
den Netzen zur Verfügung steht, soll eine höhere<br />
Versorgungssicherheit hergestellt werden.<br />
Ein weiterer wichtiger Faktor, um die<br />
Schwankungen des Angebots auszugleichen,<br />
ist auch die Speicherung der Energie aus dem<br />
Netz. Auf relativ einfache Art und sehr effizient<br />
ist das bereits heute mit Wärmepumpen<br />
und Speichern für warmes Wasser möglich. Experten<br />
sehen in dieser Technik grosse Möglichkeiten<br />
für die Zukunft. So sind viele Wärmepumpen<br />
bereits heute mit der entsprechenden<br />
Regelungstechnik ausgestattet und<br />
«Smart Grid-ready». Die Steuertechnik macht<br />
es möglich, dass die Wärmepumpe den Speicher<br />
für warmes Brauchwasser und Heizung<br />
immer dann befüllt, wenn der Strom preiswert<br />
ist und damit Umweltwärme besonders günstig<br />
angezapft werden kann. Die Effizienz der<br />
Nutzung von Elektrizität zu Erzeugung von<br />
warmem Wasser ist bereits heute mit einer modernen<br />
Wärmepumpe sehr hoch. Denn ca. drei<br />
Viertel der insgesamt erzeugten Wärmemenge<br />
entnimmt die Wärmepumpe gratis aus Umweltwärme,<br />
die aus dem Boden oder der Luft<br />
stammen kann. Lediglich das letzte Viertel wird<br />
durch Strom gedeckt, den die Wärmepumpe<br />
für ihren Antrieb benötigt. So kann man einen<br />
Wärmevorrat aus Umweltwärme mit billiger<br />
Elektrizität erzeugen und dann nutzen, wenn<br />
die Strompreise nach oben gehen.<br />
Bodenheizung lässt sich auch im Nachhinein einbauen<br />
Erhöhten Komfort erleben<br />
Schon in der Antike waren die Vorzüge einer<br />
Fussbodenheizung bekannt. Auch heute noch<br />
wird dieses Prinzip geschätzt, weil es Komfort<br />
und ein gesundes Raumklima mit einem niedrigen<br />
Energieverbrauch verbindet. Angenehm<br />
temperierte Böden betritt man gerne auf Socken<br />
oder auch barfuss - eine praktische Sache<br />
nicht nur im Badezimmer. Wer glaubt, dass<br />
sich die Heizung im Boden lediglich im Neubau<br />
realisieren lässt, liegt falsch. Spezielle Renovierungssysteme<br />
machen die Nachrüstung<br />
auch im Altbau möglich, ohne dass allzu viel<br />
Schmutz und Baulärm entstehen.<br />
Boden nicht aufreissen<br />
Für eine nachträgliche Installation muss nicht<br />
erst der alte Boden mühevoll entfernt oder aufgestemmt<br />
werden. Stattdessen lassen sich<br />
Modernisierungslösungen ohne grosse Abbrucharbeiten<br />
auf vorhandenen Estrich, Fliesen<br />
oder andere Oberböden verlegen. Aufgrund<br />
der geringen Aufbauhöhe von 15 Millimetern<br />
ist dies in nahezu jedem Raum möglich.<br />
Anschliessend folgt der neue Wunschbelag,<br />
zum Beispiel Fliesen oder Parkett, und<br />
Für Hochpreisphasen speichern<br />
Beim «Power to heat»-Konzept liefert die Wärmepumpe<br />
im Normalbetrieb bei mittleren<br />
Strompreisen stets die gewünschte Standardtemperatur<br />
fürs Heizwasser, die je nach Haus<br />
und Anforderungen zum Beispiel bei 35 oder<br />
50 Grad eingestellt sein kann. Wenn der Strompreis<br />
unter einen definierbaren Wert sinkt, kann<br />
die Wärmepumpe eine erhöhte Solltemperatur<br />
im Speicher erzeugen, die man beispielsweise<br />
mit 65 Grad definieren kann. Damit ist ein Wärmevorrat<br />
aus Umweltwärme vorhanden, der das<br />
Haus versorgt, wenn der Strompreis gerade sehr<br />
hoch ist. Die Anlage kann dann auf Stand-by gehen<br />
und den Wärmevorrat nutzen, bis die Preise<br />
wieder nach unten gehen.<br />
schon können die Bewohner die freundlichen<br />
Bodentemperaturen geniessen. Die Wärme einer<br />
Bodenheizung, die sich gleichmässig im<br />
gesamten Raum verteilt, wird im Vergleich zu<br />
klassischen Radiatoren als besonders angenehm<br />
empfunden.<br />
Heizkosten senken<br />
Zugleich ergeben sich durch eine Modernisierung<br />
auch Sparmöglichkeiten für den Hauseigentümer:<br />
Um bis zu zwölf Prozent lässt sich<br />
nach Herstellerangaben der Energieverbrauch<br />
im Vergleich zu konventionellen Heizungssystemen<br />
reduzieren. «Der Hausbesitzer kann<br />
flexibel vorgehen, ganz nach eigenen Wünschen<br />
oder dem vorhandenen Modernisierungsbudget.<br />
Er kann entweder Raum für Raum<br />
sanieren oder den kompletten Austausch im<br />
gesamten Haus vornehmen», erklärt Heizexperte<br />
Sven Petersen. Wenn nicht alle bestehenden<br />
Radiatoren in einem Schritt ersetzt<br />
werden sollen, wird einfach eine Regelstation<br />
zwischengeschaltet. Damit erhält der Kreislauf<br />
der Niedrigtemperatur-Fussbodenheizung<br />
nur so viel Heisswasser wie er benötigt.<br />
Selbst erzeugten Strom nutzen<br />
Bevor die Smart Grids Wirklichkeit werden,<br />
können Wärmepumpen mit «Smart Grid<br />
ready»-Steuerungen bereits den Strom einer<br />
Photovoltaikanlage auf dem Dach nutzen.<br />
Wenn die Solarstromanlage an sonnigen<br />
Tagen viel Strom liefert, kann die Wärmepumpe<br />
diese Gratis-Energie nutzen, um<br />
einen Wärmevorrat anzulegen. Die gespeicherte<br />
Wärme kann dann an trüben Tagen<br />
odernachtszurVersorgungderHeizungund<br />
fürs warme Wasser genutzt werden. Da die<br />
Wärmepumpe aus einem Teil Strom rund<br />
vier Teile Wärme erzeugt, rechnet sich die<br />
Eigennutzung des Solarstroms besonders<br />
gut.