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fördernde zivile Instrumente passten seiner Meinung nach nicht in umkämpfte Gebiete,<br />

da die Konfliktlage oft zu komplex und gefährlich sei. Dr. Andreas Heinemann-<br />

Grüder gab außerdem zu Bedenken, dass eine Intervention in einer Krisenregion eine<br />

hohe Verantwortung mit sich bringe. Er sei sich nicht sicher, ob NGOs bereit seien,<br />

sich dieser Verantwortung zu stellen.<br />

Ein gravierendes Problem stelle die<br />

Finanzierung der zivilen Kräfte dar, fand<br />

Steffen Emrich. Wenn Entwicklungs- und<br />

Friedensorganisationen aufgrund ihrer<br />

Abhängigkeit von Spenden oder Fördergeldern<br />

ein Krisenland verließen/verlassen müssten,<br />

bliebe häufig nichts von ihrer Arbeit übrig. Der<br />

Zivile Friedensdienst, der über keine großen<br />

Ressourcen verfügt, verfolge deshalb eher die<br />

Strategie, Partner vor Ort zu unterstützen und<br />

Friedensprozesse in Gang zu bringen, statt sie<br />

selbst zu leiten.<br />

Der Zufluss von Spenden für<br />

Hilfsorganisationen, so Steffen Emrich, sei<br />

immer abhängig von der medialen Aufmerksamkeit für einen Konflikt. Außerdem<br />

müssten sich nichtstaatliche Entwicklungsorganisationen an den Förderrichtlinien der<br />

Europäischen Union (EU) oder des BMZ orientieren, die bestimmte Schwerpunktländer<br />

vorgeben. Botschafter Friedrich Däuble stimmte zu, dass nichtstaatliche Organisationen<br />

keine frei einsetzbaren Gelder zur Verfügung hätten, sondern Förderungsanträge<br />

an das Ministerium stellen müssten, die in den vorgegebenen politischen Rahmen<br />

passen.<br />

Dr. Andreas Heinemann-Grüder merkte kritisch an, dass NGOs allzu häufig „Kriegsgewinnler“<br />

darstellten, wenn sie Teil des „Interventionsmechanismus“ geworden seien.<br />

Da Spenden solange fließen, wie in einer Region Konflikte herrschen, bilde sich<br />

ein regelrechtes Entwicklungshilfe-Business aus, das mit Altruismus wenig zu tun habe.<br />

Chancen und Probleme von ziviler Krisenprävention<br />

Eine wichtige Rolle in der Debatte über ziviles Engagement spielte die präventive<br />

Wirkung der Einsätze. Rainer Arnold nannte Mazedonien als Beispiel für eine erfolgreiche<br />

Prävention. Dort sei der Gewaltausbruch verhindert worden.<br />

Steffen Emrich betonte ebenfalls die präventive Stärke des zivilen Engagements, die<br />

im Diskurs über die ZKB zu kurz komme. Trotz anfänglicher Fehler in der Entwicklungszusammenarbeit<br />

gebe es viele Erfahrungswerte von Fachleuten, die genutzt werden<br />

müssten. Er bemängelte jedoch, dass die öffentliche Wahrnehmung über Mittel<br />

entscheide, wodurch es an finanzieller Unterstützung für „vergessene Krisen“ und vor<br />

allem an deren Prävention fehle. Dr. Matthias Ries stimmte ihm zu, dass die zivile<br />

Krisenprävention intensiviert werden müsse, auch wenn ihre Finanzierung aufgrund<br />

von mangelnder Medienwirksamkeit Probleme bereite. Es gebe schon ausgearbeitete<br />

„lessons-learned Ansätze“ der ZKB, die unter Berücksichtigung kultureller Unterschiede<br />

auch auf andere Krisenregionen angewendet werden könnten. Vor allem der<br />

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