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PDF 6.768kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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2 Einleitung „Frieden braucht Fachleute“<br />

(Martin Quack)<br />

„Frieden braucht Fachleute“ – Diese politische Forderung wird vom Forum Ziviler<br />

Friedensdienst e.V. in seiner Ausstellung gestellt. Das Institut für Politikwissenschaft<br />

der <strong>Universität</strong> <strong>Tübingen</strong> kommt ihr mit seinem Lehrangebot im Bereich der Friedens-<br />

und Konfliktforschung nach. Beide Aspekte des Postulats „Frieden braucht Fachleute“<br />

wurden im November 2007 in <strong>Tübingen</strong> erfolgreich verbunden.<br />

Zivile Konfliktbearbeitung<br />

Fachleute für Frieden sind vor allem in internationalen bzw. transnationalen Friedenseinsätzen<br />

tätig. Zivile Friedenseinsätze sind Teil einer politischen Entwicklung,<br />

die (in Deutschland) als „Zivile Konfliktbearbeitung“ bezeichnet wird. Zivile Konfliktbearbeitung<br />

ist keineswegs auf so genannte „Konfliktgebiete“ beschränkt, sondern<br />

bezieht sich auf alle Gesellschaften:<br />

„Gewaltanwendung auszuschließen, obwohl sich soziale Konflikte nicht verhindern lassen und<br />

notwendig für gesellschaftlichen Wandel sind, ist das übergeordnete Ziel ziviler Konfliktbearbeitung.<br />

Dafür haben sich in modernen Gesellschaften die unterschiedlichsten Methoden, Instrumente<br />

und Verfahren herausgebildet. Hierzu gehören die gesellschaftliche Anerkennung von<br />

Regeln, Gesetzen und Gerichtsurteilen, die Etablierung eines staatlichen Gewaltmonopols sowie<br />

demokratische Verfahren, in denen frei gewählte Repräsentantinnen und Repräsentanten Mehrheitsentscheidungen<br />

herbeiführen.“ 1<br />

Durch eine kontinuierlich gewaltfreie Konfliktaustragung in einer Gesellschaft entsteht<br />

die Sicherheit, nicht ständig mit Gewalt konfrontiert zu sein. Gesellschaftliche Akteure<br />

können deshalb Konflikte eingehen, ohne mit Gewalt rechnen zu müssen. Zivile Konfliktbearbeitung<br />

bedeutet also die Existenz oder Entwicklung von Normen und Institutionen,<br />

die bei aktuellen und zukünftigen Konflikten Gewaltanwendung verhindern.<br />

Zivile Konfliktbearbeitung stellt die Bedeutung sowohl zivilgesellschaftlicher (nichtstaatlicher)<br />

Akteure als auch ziviler (nicht-militärischer) Mittel in den Vordergrund.<br />

Die Annahme ist, dass es in jeder Gesellschaft notwendigerweise Konflikte gibt, die es<br />

nicht etwa zu verhindern oder zu beenden und meistens auch nicht zu lösen, sondern<br />

gewaltfrei auszutragen gilt. Damit steht Zivile Konfliktbearbeitung in einer <strong>lib</strong>eralen<br />

Tradition.<br />

Verantwortlich für einen gewaltfreien Umgang mit Konflikten sind zunächst die jeweiligen<br />

Akteure, die Konfliktparteien. In vielen Fällen sind jedoch auch weitere Parteien<br />

beteiligt. In der Praxis wird Zivile Konfliktbearbeitung oft auf das Handeln externer<br />

(westlicher) Akteure verkürzt. Zivile Friedenseinsätze sind ein solcher „Spezialfall“<br />

Ziviler Konfliktbearbeitung.<br />

Obwohl es hier vor allem um diesen Spezialfall geht, wird deutlich, dass für Zivile<br />

Konfliktbearbeitung gesellschaftliches Engagement in doppelter Weise notwendig ist:<br />

Engagement in der eigenen Gesellschaft zum gewaltfreien Umgang mit Konflikten<br />

und gesellschaftliches Engagement für zivile Interventionen in anderen Gesellschaften.<br />

1 Weller, Christoph/Kirschner, Andrea 2005: Zivile Konfliktbearbeitung - Allheilmittel oder Leerformel?<br />

Möglichkeiten und Grenzen eines viel versprechenden Konzepts, in: Internationale Politik und Gesellschaft 11:4,<br />

S. 10-29.<br />

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