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Hauszeitung der ASIG Wohngenossenschaft Nr. 108 Frühling 2012 ...

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Hanne Leu geht in den «Unruhe»-Stand<br />

Stefan Hartmann, Gespräch; Ralph Hut, Foto<br />

NACH ÜBER 12 JAHREN TÄTIGKEIT<br />

ALS SOZIALARBEITERIN BEI DER <strong>ASIG</strong><br />

GEHT HANNE LEU IN DEN WOHL-<br />

VERDIENTEN (UN-)RUHESTAND. WAS<br />

HAT SIE IN DIESER ZEIT ERLEBT, WO<br />

DRÜCKT DIE <strong>ASIG</strong>-MIETER DER SCHUH<br />

AM MEISTEN? EIN RÜCKBLICK.<br />

Auf dem Pult von Hanne Leu kleben etliche<br />

gelbe Post-it-Zettel – alles Telefonanrufe<br />

mit dringenden Anliegen: Da ist ein<br />

betagter <strong>ASIG</strong>-Mieter, <strong>der</strong> ins Altersheim<br />

umziehen muss und mit Putz- und Zügelproblemen<br />

überfor<strong>der</strong>t ist. O<strong>der</strong> Nachbarn<br />

beschweren sich über die lauten Teenager<br />

einer alleinerziehenden Mutter, die nicht<br />

«zum Rechten» schaue. Alltag im Büro von<br />

Hanne Leu. «Zeitweise weiss ich nicht, wo<br />

mir <strong>der</strong> Kopf steht», lacht sie. Vor allem<br />

nach Wochenenden o<strong>der</strong> Festtagen laufe<br />

das Telefon heiss. Die Zeit reiche kaum,<br />

um allen Fällen angemessen nachzugehen.<br />

Der 60-Prozent-Job für 2500 Wohnungen<br />

sei sehr knapp bemessen, da die Arbeit in<br />

<strong>der</strong> Tendenz ständig zunehme.<br />

Mit 24 Jahren ist die gebürtige Dänin<br />

erstmals in die Schweiz gekommen – als<br />

Aupair-Mädchen, später als Programmiererin.<br />

Mit 26 hat sie in Zürich geheiratet. Die<br />

gelernte Bauzeichnerin, die immer gerne<br />

Architektur studiert hätte, wie sie verrät, hat<br />

sich im Alter zwischen 31 und 35 Jahren<br />

in <strong>der</strong> Abendschule zur Sozialarbeiterin<br />

weitergebildet. Bei Pro Infirmis, im Limmattalspital<br />

o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> IV hat sie berufliche<br />

Erfahrungen gesammelt, bis sie 1999 die<br />

<strong>ASIG</strong> als Sozialarbeiterin gerufen hat.<br />

Demenz und Nachbarschaftskonflikte<br />

Der Umgang mit betagten Demenzkranken<br />

ist ein wichtiger Teil <strong>der</strong> Arbeit von<br />

Hanne Leu. Sie hat sich daher auf diesem<br />

Gebiet auch weitergebildet. «Vielfach haben<br />

Betagte wenig Geld und leben in kleinen<br />

Wohnungen», erzählt sie. Das berge<br />

die Gefahr <strong>der</strong> Vereinsamung. «Oft melden<br />

sich die Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong> Betagten o<strong>der</strong> manchmal<br />

auch die Nachbarn, da sie meine Berichte<br />

im Heft «nachbarn» gelesen haben.»<br />

Ein weiteres zentrales Thema sind die<br />

Nachbarschaftskonflikte. Stören<strong>der</strong> Lärm<br />

führt oft zu Streitigkeiten unter den Mietern<br />

– Schweizern ebenso wie Auslän<strong>der</strong>n. «Interessanterweise<br />

stehen hinter dem vor<strong>der</strong>gründigen<br />

Streit oft an<strong>der</strong>e Probleme in <strong>der</strong><br />

Familie o<strong>der</strong> am Arbeitsplatz.» In solchen<br />

Fällen zu vermitteln, sei nicht einfach; «das<br />

geht oft an die Nieren und kostet enorm viel<br />

Kraft und Zeit», sagt Hanne Leu. Oft bleibe<br />

kein an<strong>der</strong>er Weg, als ein Machtwort zu<br />

sprechen: «Entwe<strong>der</strong> einigt ihr euch und<br />

haltet die Hausordnung ein o<strong>der</strong> ihr geht<br />

beide!» Auf die Frage, was sich in den<br />

12 Jahren ihrer Tätigkeit am meisten verän<strong>der</strong>t<br />

habe, kommt die Antwort schnell:<br />

«Die Nachbarschaftskonflikte sind im Ton<br />

tendenziell schärfer geworden.» Manchmal<br />

muss die Polizei kommen und die Leute<br />

beruhigen. Aber das Problem bleibt.<br />

Unterschiede bei den Siedlungen<br />

Laut Hanne Leu gibt es <strong>ASIG</strong>-Siedlungen<br />

mit häufigen und solche mit weniger häufigen<br />

Problemen. Sie gibt Beispiele: «Mit<br />

Rümlang etwa habe ich wenig zu tun;<br />

Oberglatt mit den Reihenhäusern ist auch<br />

selten, aber wenn hier Probleme auftreten,<br />

dann sind sie enorm ‹giftig›, vor allem<br />

wegen Nachbarschaftskonflikten.» Schwamendinger<br />

o<strong>der</strong> Seebacher <strong>ASIG</strong>-Bewoh-<br />

Hanne Leu in <strong>der</strong> Beratung mit <strong>ASIG</strong>-Mieterinnen.<br />

ner sind häufige «Kunden» bei Frau Leu.<br />

Und obwohl Hegnau und Effretikon vergleichbare<br />

Siedlungen sind, kämen doch<br />

die Probleme meist aus Hegnau. Das sei<br />

«etwas rätselhaft», wun<strong>der</strong>t sie sich.<br />

Sie erinnert sich an viele schöne Begegnungen.<br />

So erzählt sie, wie sie von einer unbekannten<br />

<strong>ASIG</strong>-Bewohnerin auf <strong>der</strong> Strasse<br />

angesprochen wurde, die regelmäs sig<br />

Hanne Leus Beiträge in «Nachbarn» gelesen<br />

hat und sie daher auch vom Foto her<br />

kannte. Spontan bat sie Hanne Leu um Rat<br />

in einer schwierigen Sache, die man dann<br />

in Ruhe im nahen Büro besprechen konnte.<br />

Ein an<strong>der</strong>es Mal rief eine Frau, eine Auslän<strong>der</strong>in,<br />

mit Familienproblemen an. Sie<br />

berief sich ebenfalls auf das sympathische<br />

Foto im «nachbarn», weshalb sie sich vertrauensvoll<br />

an sie wende. «Das sind schöne<br />

Momente», sagt Hanne Leu.<br />

Ende März sei erst mal Schluss mit<br />

<strong>der</strong> Arbeit bei <strong>der</strong> <strong>ASIG</strong>, meint sie etwas<br />

wehmütig. Sie schaut aber <strong>der</strong> neugewonnenen<br />

Zeit freudig entgegen – Reisen nach<br />

Island zu Verwandten und nach Kopenhagen<br />

stehen auf dem Programm. Hanne Leu<br />

reist fürs Leben gern. Weiter kann sie jetzt<br />

dann auch wie<strong>der</strong> uneingeschränkt ihren<br />

Hobbies wie Tennis spielen, Wan<strong>der</strong>n und<br />

Musizieren frönen. Wir wünschen ihr ganz<br />

viel Vergnügen dabei.<br />

nachbarn 1/<strong>2012</strong> 13

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