"Zur Hoffnung berufen" – Krankheit, Tod und Auferstehen in Christus

19. STUNDE DER WAHRHEIT
IV. DAS FEGEFEUER
Was geschieht, wenn die menschliche Seele vor das Gericht Gottes tritt?
Der Mensch, der aus dieser Welt hinausgeht, trifft auf Gott selber. ER
ist Wahrheit und Licht, und in diesem Licht Gottes sieht sich der
Mensch selber – so, wie er in Wirklichkeit ist.
Für viele wird diese Stunde der Wahrheit erschreckend sein. Das
Leben vorher war wie im Halbdunkel. Da erschien die Kleidung im
Dunkeln ganz in Ordnung und sauber zu sein, wenn man aber mit der
Jacke an die Sonne geht, sieht man, dass es höchste Zeit ist, eine
chemische Reinigung vorzunehmen. Ähnlich ist es mit einem Menschen,
der nach dem Tod in das volle Licht der Wahrheit und Liebe
Gottes tritt. Man sieht alles! Es kommen auch die zutiefst verborgenen,
ja unbewussten Sünden an den Tag. Das bedeutet eine fürchterliche
Beschämung! Und diese nennen wir traditionell „Fegefeuer“. Es ist wie
ein reinigendes Feuer eines Hochofens, das das wertvolle Metall von
der schmutzigen Schlacke trennt. Im Erz war noch alles beisammen. Da
aber in den Himmel nur das eingehen kann, was rein und edel ist,
muss das Gemisch des menschlichen Lebens aufgeteilt werden: Das
Gute geht in den Himmel, die „Schlacke“ wird ausgesondert.
Wenn wir uns schämen müssen, dann wird uns gewöhnlich ganz
heiß. Vielleicht gebraucht man auch deshalb das Bild vom Feuer für die
Reinigung. Der hl. Paulus schreibt im 1. Korintherbrief: „… das Werk
eines jeden wird offenbar werden; jener Tag wird es sichtbar machen,
weil es im Feuer offenbart wird. Das Feuer wird prüfen, was das Werk
eines jeden taugt. Hält das stand, was er aufgebaut hat, so empfängt er
Lohn“ (3,13f).
Fragen zur Vertiefung:
– Wie kannst du dafür sorgen, dass die Reinigung nach dem Tod nicht
zu schmerzhaft wird?
– Siehst du die Verdemütigungen in deinem Leben als eine Chance zu
Reinigung?
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