28.10.2013 Aufrufe

Hat Freud nur geträumt? - Institut für Psychologie und ...

Hat Freud nur geträumt? - Institut für Psychologie und ...

Hat Freud nur geträumt? - Institut für Psychologie und ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

3. Psychoanalytische Traumtheorie<br />

an Bedeutung eingebüsst, selbst wenn es im Verlauf des vergangenen Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

immer wieder zu heftigen Diskussionen <strong>und</strong> Auseinandersetzungen geführt hat.<br />

Bereits zehn Jahre vor Veröffentlichung der ‚Traumdeutung’ stößt <strong>Freud</strong> bei der Be-<br />

handlung von Frau Emmy von N. auf die Bedeutung des Traumes, als er beobachtet,<br />

dass diese Patientin von sich aus ihre Träume berichtet. Er beginnt, den Traum als<br />

Ausgangspunkt <strong>für</strong> die freie Assoziation zu benutzen (Altman, 1981). Dabei handelt<br />

es sich um eine von <strong>Freud</strong> entwickelte Technik, bei der der Patient seine Gedanken<br />

schweifen lässt <strong>und</strong> seine Einfälle dem Analytiker ohne Einschränkung <strong>und</strong> mit<br />

„Verzicht auf die Kritik der wahrgenommenen Gedankenbildungen“ (<strong>Freud</strong>, 1900,<br />

S.121) mitteilt. Schiller beschreibt diese Methode als „Zurückziehen der Wache von<br />

den Toren des Verstandes“ (zitiert nach <strong>Freud</strong>, 1900, S.123). Auf diese Weise erhofft<br />

sich <strong>Freud</strong> zu den unbewussten Gedanken hinter den Symptomen <strong>und</strong> Träumen vor-<br />

zudringen.<br />

Mit der Möglichkeit, den Traum einer Deutung zu unterziehen, <strong>und</strong> der Ansicht,<br />

„dass der Traum kein somatisches, sondern ein psychisches Phänomen ist“ (<strong>Freud</strong>,<br />

1916-17, S.116), widersetzt sich <strong>Freud</strong> der damals vorherrschenden Theorie zu<br />

Traumentstehung <strong>und</strong> -funktion, die von einem somatischen Ursprung des Traumer-<br />

lebens ausgeht (z.B. Maury, 1878; vgl. <strong>Freud</strong>, 1900). Doch obwohl die Vertreter die-<br />

ser Theorie davon überzeugt sind, dass körperliche Reize oder auch äußere Sinnes-<br />

reize als Auslöser des Träumens fungieren, existiert vor allem unter den Laien die<br />

Meinung, jeder Traum habe eine tiefere Bedeutung - eine Botschaft die es zu ent-<br />

schlüsseln gilt. Dieser Meinung schließt <strong>Freud</strong> sich an <strong>und</strong> entwickelt seine eigene<br />

Theorie zur Technik der Traumdeutung.<br />

3.1.1. Die Traumarbeit<br />

<strong>Freud</strong> unterscheidet in seiner Traumtheorie den manifesten vom latenten Traumin-<br />

halt. Als manifesten Traum bezeichnet er das, was der Patient von seinem Traum<br />

erinnert <strong>und</strong> erzählt. Hierbei handelt es sich seiner Ansicht nach um eine verborgene<br />

Botschaft, die im Rahmen der Analyse mit der Methode der Traumdeutung ent-<br />

schlüsselt werden muss. Hinter diesem manifesten Traum stehen vorbewusste <strong>und</strong><br />

unbewusste Gedanken <strong>und</strong> Emotionen, die den sogenannten latenten Trauminhalt<br />

bilden. Moser (2003) formuliert es so: „Der manifeste Traum gleicht einer sprachlich<br />

formulierten Karte über die Orte möglicher Bohrlöcher“ (S.649). Obwohl wir uns im<br />

9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!