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Hat Freud nur geträumt? - Institut für Psychologie und ...

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4. Neurowissenschaftliche Traumtheorie<br />

höhere Hirnstrukturen mit dem Rückenmark. Er setzt sich aus der Medulla oblongata<br />

(verlängertes Rückenmark), der Pons (Brücke), dem Hypothalamus <strong>und</strong> dem Mesen-<br />

cephalon (Mittelhirn) zusammen (Hobson, 1990). Im Gegensatz dazu scheinen höhe-<br />

re Gehirnregionen (z.B. der Kortex) bei der Traumentstehung keine wesentliche<br />

Rolle zu spielen <strong>und</strong> so gehen die damaligen Forscher davon aus, dass der REM-<br />

Schlaf, wie auch das Träumen, ausschließlich an die Aktivität des Hirnstamms ge-<br />

b<strong>und</strong>en sind. Eine Annahme, die - wie wir im Verlauf dieser Arbeit noch sehen wer-<br />

den - jedoch bald widerlegt wurde (siehe Kapitel 4.2.3).<br />

4.2.2. Das Modell der reziproken Interaktion<br />

Anfang der sechziger Jahre befassen sich Forscher mit der Frage nach den chemi-<br />

schen Eigenschaften der Hirnstamm-Neurone. Sie weisen nach, dass Nervenzellen,<br />

die in bestimmten Arealen der Pons lokalisiert sind, zwei chemische Stoffe produzie-<br />

ren <strong>und</strong> über das gesamte Gehirn verteilen. Während der Neurotransmitter Serotonin<br />

in den Nervenzellen der Raphé-Kerne gebildet wird, entsteht der Neurotransmitter<br />

Noradrenalin in den Neuronen des Nucleus locus coeruleus (siehe Abbildung 2).<br />

Beide Substanzen gehören zu der Gruppe der biogenen Amine (darum werden die<br />

Neurone, die sie produzieren ‚aminerg’ genannt) <strong>und</strong> regulieren die Reaktionsbereit-<br />

schaft des Gehirns. Im Gegensatz zu diesen beiden hemmenden Botenstoffen hat der<br />

Neurotransmitter Acetylcholin eine erregende Funktion. Die diese Substanz produ-<br />

zierenden Nervenzellen, die sich sowohl in der Pons als auch im basalen Vorderhirn<br />

<strong>und</strong> im medialen Septum befinden, werden als ‚cholinerg’ bezeichnet (Hobson,<br />

1990).<br />

Mitte der siebziger Jahre versuchen die Neurophysiologen Hobson <strong>und</strong> McCarley<br />

diejenigen Neurone zu identifizieren, die <strong>für</strong> die Auslösung der REM-Schlafphasen<br />

<strong>und</strong> somit auch <strong>für</strong> das Träumen zuständig sind. Dabei stellen sie fest, dass sich wäh-<br />

rend dieser Phasen bestimmte, tief in der Pons-Region gelegene Nervenzellgruppen<br />

buchstäblich anschalten (REM-on Zellen), während sich andere ausschalten (REM-<br />

off Zellen). Bei den REM-on Zellen handelt es sich dabei um die Nervenzellen, die<br />

Acetylcholin frei setzen <strong>und</strong> bei den REM-off Zellen um die oben beschriebenen<br />

Neurone in den Raphé-Kernen <strong>und</strong> im Nucleus locus coeruleus, die Serotonin <strong>und</strong><br />

Noradrenalin ausschütten. Auf dieser Beobachtung basiert das 1975 von Hobson <strong>und</strong><br />

McCarley aufgestellte ‚Modell der reziproken Interaktion’ (siehe Abbildung 3).<br />

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