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Hat Freud nur geträumt? - Institut für Psychologie und ...

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5. Psychoanalyse <strong>und</strong> Neurowissenschaften -Zusammenführung der beiden Ansätze<br />

halluzinatorischen Befriedigung der unbewussten Wünsche kommt. Das bedeutet,<br />

dass wir im Schlaf eine Art „harmlose Traumpsychose“ (<strong>Freud</strong>, 1933, S.459) durch-<br />

machen, die mit dem Aufwachen wieder verschwindet, während die Psychose die<br />

pathologische Form dieses Phänomens darstellt. Dies vermuten auch schon Scho-<br />

penhauer (1862; vgl. <strong>Freud</strong>, 1900), der den Traum einen kurzen Wahnsinn <strong>und</strong> den<br />

Wahnsinn einen langen Traum nennt <strong>und</strong> Radestock (1879; vgl. <strong>Freud</strong>, 1900), der<br />

den Wahnsinn als krankhafte <strong>und</strong> übersteigerte Version des normalen Traumzustan-<br />

des betrachtet.<br />

Dass zwischen dem Traum <strong>und</strong> den Psychosen gewisse Gemeinsamkeiten bestehen,<br />

wird nun auch von neurowissenschaftlicher Seite belegt. So spricht selbst Hobson<br />

vom Traum als „nächtliche[m] Verrücktsein“ (1990, S.174) <strong>und</strong> ist - wie <strong>Freud</strong> - der<br />

Ansicht, dass ein Verständnis des Traumprozesses zum besseren Verständnis der<br />

Psychosen beitragen kann. Aber worin genau äußern sich diese Gemeinsamkeiten<br />

von Traum <strong>und</strong> Psychose in neurowissenschaftlicher Hinsicht?<br />

Im Wachzustand wird der Kortex, der <strong>für</strong> die Regulierung unserer mentalen Aktivitä-<br />

ten zuständig ist, durch aufsteigende Impulse aus dem Hirnstamm aktiviert (Moruzzi<br />

& Magoun, 1949; vgl. Gottesmann, 2000). Parallel zu dieser Aktivierung üben die<br />

aminergen Neurone (Dopamin, Noradrenalin, Serotonin, Histamin) einen eher hem-<br />

menden Einfluss aus. Durch das Zusammenwirken dieser beiden Einflüsse (Erregung<br />

<strong>und</strong> Hemmung) wird unser logisches <strong>und</strong> rationales Denken im Wachzustand mög-<br />

lich: während die aktivierenden Impulse die Funktionsfähigkeit des Kortex garantie-<br />

ren, sorgen die hemmenden Impulse da<strong>für</strong>, diese Aktivierung zu kontrollieren <strong>und</strong> so<br />

eine ‚normale’ mentale Arbeitsweise zu ermöglichen. Im Tiefschlaf kommt es zu<br />

einem Abfall beider Einflüsse, was dazu führt, dass die mentale Aktivität eher ge-<br />

dankenartig wird. Während des REM-Schlafes jedoch, einer Phase in der weitaus<br />

häufiger Träume berichtet werden, ist der Kortex weiterhin aktiviert (ähnlich dem<br />

Wachzustand), gleichzeitig aber auch weitestgehend disinhibiert, da die hemmenden<br />

aminergen Neurone, mit Ausnahme der dopaminergen, ihr Feuern in diesem Stadium<br />

einstellen (siehe Kapitel 4.2.2). Die Gemeinsamkeit von REM-Schlaf <strong>und</strong> Wachzu-<br />

stand scheint demnach in der kortikalen Aktivierung zu bestehen. Der Unterschied<br />

zwischen diesen beiden Zuständen wiederum äußert sich darin, dass im Wachzustand<br />

eine gleichzeitige Hemmung durch die aminergen Neurone statt findet. Während des<br />

REM-Schlafes hingegen ist der Kortex auf Gr<strong>und</strong> einer Abnahme des inhibitorischen<br />

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