Hat Freud nur geträumt? - Institut für Psychologie und ...
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5. Psychoanalyse <strong>und</strong> Neurowissenschaften -Zusammenführung der beiden Ansätze<br />
Prozesse, unbewusster Triebregungen <strong>und</strong> unterdrückter Wünsche setzt er sein rein<br />
neurowissenschaftliches Aktivierungs-/Synthese-Modell (siehe Kapitel 4.2.2) <strong>und</strong><br />
negiert damit jegliche tiefere Bedeutung unserer Träume. Zwar räumt er in einer<br />
neueren Version seines Modells die Möglichkeit ein, dass neben dem Hirnstamm<br />
auch andere Bereiche (wie z.B. limbische <strong>und</strong> paralimbische Areale, sowie basale<br />
Vorderhirnstrukturen) am Traumprozess beteiligt sein könnten, trotzdem geht er von<br />
einem biologischen Determinismus jeglicher psychischer Prozesse aus (Gilmore &<br />
Neressian, 2000). Seit jeher plädiert er <strong>für</strong> eine Modifizierung der psychoanalyti-<br />
schen Traumtheorie im Hinblick auf die aktuellen neurowissenschaftlichen Ergebnis-<br />
se (Hobson, 1992). 66 In Abbildung 5 stellt er dem psychoanalytischen Modell seine<br />
Aktivierungs-/Synthese-Hypothese gegenüber.<br />
Hobson wirft der Psychoanalyse vor, in ihrer Traumtheorie keinerlei Bezug zu hirn-<br />
Psychoanalytical Dream Theory<br />
Activation-Synthesis Hypothesis<br />
Abbildung 5: Die Traumentstehung aus Sicht der Psychoanalyse<br />
<strong>und</strong> aus Sicht des Aktivierungs-/Synthese-<br />
Modells nach Hobson (aus: Hobson, 1992, S.464)<br />
physiologischen Prozessen aufzu-<br />
weisen. Der Traumbericht wird als<br />
symbolisch enkodierte Transfor-<br />
mation des tatsächlichen Traum-<br />
reizes angesehen, der einer Deu-<br />
tung bedarf, um den dahinter ste-<br />
henden latenten Trauminhalt auf-<br />
zudecken. Im Aktivierungs-/Syn-<br />
these-Modell hingegen wird der<br />
Traum als transparentes <strong>und</strong><br />
durchschaubares Produkt einer un-<br />
gewöhnlichen Art <strong>und</strong> Weise der<br />
Informationsverarbeitung angese-<br />
hen; eine Unterscheidung von la-<br />
tentem <strong>und</strong> manifestem Traumin-<br />
halt gibt es nicht. Hobson kritisiert<br />
die seiner Meinung nach irrige<br />
Annahme der psychoanalytischen<br />
66 Dieser Vorschlag, die eigenen Theorien in Hinblick auf die aktuellen Ergebnisse des interdisziplinären<br />
Dialoges zu modifizieren, kann meiner Ansicht nach postwendend an Hobson selbst gerichtet<br />
werden.<br />
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