Empfehlungen für traumasensible Begleitung durch ... - Herztoene.net
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In der Geburtshilfe hat die Interventionsrate in den normalen Verlauf<br />
erschreckende Ausmaße angenommen. Mütter und Kinder sehen sich<br />
mit einem System konfrontiert, das wirtschaftliche Ausrichtung und<br />
haftungsrechtliche Absicherung über Ihre Rechte nach Autonomie,<br />
Selbstbestimmung und körperlicher Unversehrtheit stellt. Auch das ist<br />
Gewalt, auch das führt zu unnötiger Traumatisierung. Es wird begünstigt<br />
<strong>durch</strong> Personaleinsparungen und finanzielles Aushungern empathischer<br />
Betreuung, die der Entstehung von (Re-)Traumatisierungen<br />
in Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit vorbeugt.<br />
Vor diesem Hintergrund können manche der <strong>Empfehlungen</strong>, die hier<br />
gegeben werden, wirken, als wären sie nicht umsetzbar. Doch wer das<br />
Unmögliche nicht versucht, wird auch das Mögliche nicht erreichen<br />
(frei nach H. Hesse).<br />
Die Frage ist also auch: Was ist möglich? Es erfordert Zeit, wenn die<br />
Frau tatsächlich selbst Entscheidungen treffen soll, die auf echter Information<br />
beruhen. Derzeit üben (Klinik-)Standards Druck aus, Dinge<br />
zu tun, von denen wir wissen, dass sie falsch sind aus der Perspektive<br />
der Prävention von Traumatisierungen.<br />
Somit wird auch die wesentliche Herausforderung <strong>für</strong> die Umsetzung<br />
dieser <strong>Empfehlungen</strong> darin liegen, diese Zeit verfügbar zu machen -<br />
Zeit <strong>für</strong> persönliche Weiterentwicklung, Zeit <strong>für</strong> Fortbildungen, Zeit<br />
<strong>für</strong> interdisziplinären Austausch und Zeit <strong>für</strong> Supervision. Zeit, die<br />
ausreichend honoriert werden muss. Die Visualisierung, Konkretisierung<br />
und Realisierung dieser Vorstellung ist unsere Aufgabe.<br />
Eine Antwort kann also lauten: Alles, was vorstellbar ist, ist möglich. In<br />
diesen <strong>Empfehlungen</strong> werden jedoch auch Anregungen gegeben, die<br />
im hier und jetzt im eigenen Wirkungsfeld umgesetzt werden können.<br />
Linden, im August 2012<br />
Martina Klenk<br />
Präsidentin Deutschen Hebammenverbandes