29.10.2013 Aufrufe

DIETER KIESSLING - home

DIETER KIESSLING - home

DIETER KIESSLING - home

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

der extrem genau auf Details geachtet, um zum Beispiel das Bild<br />

immer genau in der Waagerechten zu halten, was bei dem selbst<br />

gebauten Drehmechanismus eine Herausforderung war. Oder er<br />

hat das Auswaschen der Weißwerte der Socken gesteuert, die<br />

ohne Nachbearbeitung wie weiße Flecke ausgesehen hätten. Die<br />

Tonebene ist ebenfalls bearbeitet, um die Atmosphäre des Ortes<br />

mit Vogelgezwitscher und dem Springen der Bälle zu verdichten.<br />

Alle diese zeit- und technikaufwändigen Arbeitsschritte dienen<br />

dem einen Ziel, die im Video vorgeführte Situation von Details zu<br />

befreien, die die Konzentration des Betrachters ablenken könnten<br />

vom Minienspiel des Jungen, dem Wechsel des Lichts – dem<br />

kontemplativen Erleben von Zeit.<br />

Die Serie der einstündigen Porträts setzt sich fort mit bis heute<br />

fünf weiteren Videos aus den Jahren 2007 bis 2010, die Studenten<br />

der Kunstakademie in Mainz zeigen. Sie drehen sich im<br />

klassischen ‚white cube‘ des Ausstellungsbetriebs, in den Videos<br />

stehen sie jeweils vor ihren eigenen Bildern, die zu einer Präsentation<br />

am Studienort aufgehängt wurden. Gerade im Vergleich<br />

der fünf Videos fällt auf, wie sehr die von den Studierenden<br />

selbst gewählte Kleidung eine farbliche oder stilistische Verbindung<br />

mit ihren gemalten Bildern eingeht. Der Atelier- oder Ausstellungsraum<br />

ist ja vergleichbar mit dem Büro oder der Werkstatt<br />

in anderen Berufen, und so wird die neue Serie unter der<br />

Hand auch zu einer Milieustudie. Bislang zeigen die Videos nur<br />

die Berufsgruppe ‚Künstler‘, und die dokumentarische Intention<br />

steht bei Dieter Kiessling nicht im Vordergrund, trotzdem ist dieser<br />

Aspekt unübersehbar. Mit gänzlich anderen Mitteln, als sie<br />

August Sander bei seiner Fotoserie „Menschen des 20. Jahrhunderts“<br />

nutzte, erreicht Kiessling hier neben den schon bei dem<br />

Jungen auf dem Tennisplatz beschriebenen Phänomenen noch<br />

eine weitere Ebene, die für die Zukunft viele Expansionsmöglichkeiten<br />

eröffnet.<br />

Struth, in which one always expects something to happen, the<br />

portrayed person to blink or to start to weep. Dieter Kiessling<br />

shows the complete figure, so that the body and the clothing<br />

become much more important than in a portrait concentrating<br />

strictly on the face. Nevertheless, one attempts automatically to<br />

read the thoughts in the face of the fair-haired boy and to interpret<br />

his look. In “60 Minutes, 360 Degrees, G.K.”, the figure of the<br />

boy, his clothing and the location all fit together, one believes<br />

readily that he plays tennis and that these are the clothes he normally<br />

wears on this court.<br />

All the details of the picture harmonize together, giving it documentary<br />

character, and, in order to support this impression as<br />

well as possible, they are kept as neutral as possible in the recording<br />

and its processing. Again, Kiessling has paid exact attention<br />

to details, for example, in always keeping the picture exactly<br />

horizontal, which was itself a challenge with the <strong>home</strong>-made<br />

turning mechanism. Or in his controlling of the washing-out of<br />

the white values of the socks, which, without further processing,<br />

would have appeared as white spots. The sound level has also<br />

been processed to intensify the atmosphere of the location with<br />

birdsong and the bouncing of balls. All these stages of work, taking<br />

up much time and technology, serve one purpose, to rid the<br />

situation shown in the video of distracting details which could<br />

divert the attention of the viewer from the boy’s facial expressions<br />

and from the changing of the light – from the contemplative<br />

experience of time.<br />

The series of one-hour portraits continues with, to date, five<br />

further videos from the years 2007 to 2010, showing students<br />

of the Kunsthochschule Mainz (‘Academy of Art in Mainz’). They<br />

turn in the classic ‘white cube’ of the exhibition service, in the<br />

videos, they stand each in front of his or her own pictures, which<br />

were hung up for presentation at the place of study. In the com-<br />

17

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!