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DIETER KIESSLING - home

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der, deren Erscheinung er mit zunehmend im Verlauf der Anfertigung<br />

von unzähligen Bildern der Serie gewonnenen Erfahrungen<br />

immer weitgehender vorherbestimmen und festlegen kann. Als<br />

könne auf diese Weise mit dem Zufall gespielt werden, entstehen<br />

einander ähnliche, fein differenzierbare Bilder von horizontal<br />

verlaufenden, lang gestreckten Gebilden, deren Existenz ganz auf<br />

das Sichtbarwerden in Kiesslings Serie beschränkt ist. Sowohl die<br />

farbliche als auch die materielle Erscheinung dieser Schlangen<br />

ähnlichen Formverläufe des jeweils leicht durch den zufälligen<br />

Verlauf des jeweiligen Wurfes variierten Bewegungsbilds eines<br />

auf einer leicht glänzenden dunklen Oberfläche aufdotzenden<br />

Würfels sind ausschließlich in diesem von Kiessling eigens zu diesem<br />

Zweck experimentell konkretisierten Prozess der Bildherstellung<br />

generierbar. Die Wahrnehmung z.B. der Erscheinungsweisen<br />

des Glänzens der verschieden stark spiegelnden Oberflächen, des<br />

mal wie milchig, mal opak, mal kristallin oder semitransparent erscheinenden<br />

Phänomes des sich bewegenden Würfels gleicht einer<br />

auf die Spitze getriebenen Hinwendung zur Wahrnehmungsästhetik,<br />

wie sie sonst z.B. die Stilllebenmalerei des niederländischen<br />

Malers Willem Kalf (1619 – 1693) bietet (10). Diese kunstimmanente<br />

Hervorbringung der ‚Würfe‘ führt zur einzigartigen materiellen,<br />

Form- und farblichen Präsenz der wenigen selektierten<br />

Abbildungen unzähliger ausgeführter und fotografierter Würfe,<br />

die diesen Gebilden in der Wahrnehmung den Status unverkennbarer,<br />

im Kontext der Serie wieder erkennbarer Dinge mit eigenständiger<br />

Existenz verleiht. Die Überhöhung der systematischen<br />

Realisierung des Ideals einer Erscheinung ermöglicht die Genese<br />

eines malerischen Bilds mit fotografischen Mitteln. Diese Form<br />

singulärer, geradezu auratischer Präsenz einer Erscheinung, die<br />

auf der Grundlage prosaischer Handhabung tatsächlicher Dinge<br />

und ihrer fotografischen bzw. lichttechnischen Abbildungsmöglichkeiten<br />

erwächst und sich alleinig im Wahrnehmungsraum behauptet,<br />

mag auch für die Betrachtung der Arbeit ‚Projektorbirne‘<br />

von 1994 (Abb. S. 76 – 77) gelten.<br />

to the aesthetics of perception carried to the extreme, as the still<br />

life painting of the Dutch painter Willem Kalf (1619 – 1693) offers<br />

it (10). This art-immanent production of the ‘Throws’ leads<br />

to the unique material form and colour presence of the few selected<br />

depictions of innumerable performed and photographed<br />

throws, which lends the perception of these pictures the status<br />

of unmistakeable things with their own existence recognizable<br />

in the context of the series. The excessive increasing of the systematic<br />

realization of the ideal of a phenomenon makes possible<br />

the genesis of a painting-like picture with photographic means.<br />

This form of singular, even aura-like presence of a phenomenon<br />

growing from the basis of the prosaic handling of actual things<br />

and from the possibilities of depicting them photographically or<br />

with light technology, and which asserts itself solely in the space<br />

of perception, may also be valid for the observation of the work<br />

“Projector Bulb’ from 1994 (illustrations pp. 76 – 77).<br />

Notes:<br />

1 Jana Hallberg and Alexander Wewerka, Dogma 95. Zwischen Kontrolle und<br />

Chaos (“Between Supervision and Chaos”), Berlin: Alexander Verlag, 2001;<br />

Matthias N. Lorenz (ed.), DOGMA 95. Kulturwissenschaftliche Beiträge zur<br />

Authentisierungsbestrebung im dänischen Film der 90er Jahre (“Cultural Scientific<br />

Contributions to Attempts at Authentication in Danish Films of the<br />

Nineties“), Wiesbaden: Deutscher Universal-Verlag, 2001; Andreas Sudmann,<br />

Dogma 95. Die Abkehr vom Zwang des Möglichen (“The Renunciation of the<br />

Compulsion of the Possible“), Hanover: Offizin, 2001.<br />

2 Hans Blumenberg, Die Lesbarkeit der Welt (“The Legibility of the World“),<br />

Frankfurt am Main:Suhrkamp Verlag, 1981 – On the key role of gravitation in<br />

DieterKiessling’s work: Dieter Daniels, text in the catalogue of the exhibition<br />

Dieter Kiessling in the Municipal Hall of Art, Düsseldorf 1993–1994, ed. Karl<br />

Schmidt-Rottluff Promotion Foundation Berlin.<br />

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