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Nachdem Heinrich Mann, der ehemalige ... - Ricarda jubiliert

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auch zur akademischen Welt. Und er lässt ihr genug Zeit und Kraft zum Dichten. Ihren<br />

neuen, zweiten Beruf als Lehrerin muss sie kurze Zeit nach <strong>der</strong> Hochzeit mit dem italie-<br />

nischen Zahnarzt Ermanno Ceconi 1898 wie<strong>der</strong> aufgeben, um ihrem <strong>Mann</strong> nach Triest<br />

zu folgen. 1906 ließ sie sich, mittlerweile Mutter einer Tochter, wie<strong>der</strong> scheiden.<br />

Einige <strong>der</strong> schönsten Gedichte <strong>Ricarda</strong> Huchs verdanken sich gerade den erotischen<br />

Verwicklungen, an denen ihre erste Lebenshälfte nicht arm war, vor allem dem leiden-<br />

schaftlichen Liebesverhältnis zu ihrem verheirateten Cousin Richard Huch (mit dem sie<br />

dann später eine kurze und unglückliche Ehe führte). Hören Sie eins meiner Lieblings-<br />

gedichte:<br />

Nicht alle Schmerzen sind heilbar, denn manche schleichen<br />

Sich tiefer und tiefer ins Herz hinein,<br />

Und während Tage und Jahre verstreichen,<br />

Werden sie Stein.<br />

Du sprichst und lachst, wie wenn nichts wäre,<br />

Sie scheinen zerronnen wie Schaum.<br />

Doch du spürst ihre lastende Schwere<br />

Bis in den Traum.<br />

Der Frühling kommt wie<strong>der</strong> mit Wärme und Helle,<br />

Die Welt wird ein Blütenmeer.<br />

Aber in meinem Herzen ist eine Stelle,<br />

Da blüht nichts mehr.<br />

Auch im Umkreis ihrer historischen Arbeiten an dem Riesenwerk Aus dem 30jährigen<br />

Kriege werden fiktive Kriegserfahrungen in Gedichten artikuliert, Erfahrungen aus <strong>der</strong><br />

Perspektive <strong>der</strong> Verlierer, von ganz unten. Wo aber ist ganz unten? Bei den Kriegsop-<br />

fern, und zwar bei den ärmsten, unter diesen wie<strong>der</strong>um bei den Frauen, unter diesen bei<br />

denen, die sich um ihre Kin<strong>der</strong> sorgen, <strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong> gestorben sind, eingezogen als Sol-<br />

daten, als Schlachtvieh für die Schlachten, o<strong>der</strong> einfach verschollen, verschwunden in<br />

den Kriegsgreueln. In einem dieser Gedichte singt die Mutter ihrem kleinen Sohn ein –<br />

so die Überschrift – Wiegenlied. Dessen zweite Strophe könnte mit ihrem grausamen<br />

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