15 Ultraschall - 2. Physikalisches Institut, RWTH Aachen
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4.3 Dämpfung durch Elektronen 21<br />
4.3 Dämpfung durch Elektronen<br />
In elektrisch leitenden Kristallen befinden sich freie Elektronen, die nach Art eines Gases<br />
(„Elektronengas“) im Kristallgitter verteilt sind. Sie liefern zwar kaum einen Beitrag zur spezifischen<br />
Wärme des Kristalls, sind aber gleichwohl wesentlich an der Wärmeleitung beteiligt.<br />
Führt nun das Kristallgitter unter der Einwirkung einer Schallwelle Schwingungen aus, so versucht<br />
das Elektronengas diesem zu folgen, da die Gitterbausteine in einem leitenden Kristall ja<br />
positiv geladen sind. Dadurch wird die Gleichgewichtsverteilung der Elektronengeschwindigkeiten<br />
laufend gestört und zwar um so mehr, je höher die Schallfrequenz ist. Es handelt sich<br />
hier also um einen Relaxationsprozess, der eine Dämpfung der Schallwelle bewirkt.<br />
Dieser Effekt ist sehr eindrucksvoll an supraleitenden Kristallen demonstriert worden. Bei diesen<br />
verschwindet die elektronische Komponente der Dämpfung nämlich unterhalb der Sprungtemperatur,<br />
da die dann paarweise vorliegenden Elektronen (Cooper-Paare) nicht mit dem Gitter<br />
im Wechselwirkung treten können. Nun lässt sich der supraleitende Zustand durch ein hinreichend<br />
starkes Magnetfeld wieder beseitigen oder verhindern (Meißnereffekt). Dies hat zur<br />
Folge, dass auch die durch Wechselwirkung des Kristallgitters mit den Elektronen verursachte<br />
Schalldämpfung wieder auftritt.<br />
Die Dämpfung durch Elektronen ist wiederum in unserem Versuch in der Untergrunddämpfung<br />
vorhanden. Separation der einzelnen Beiträge in der Untergrunddämpfung ist nur möglich,<br />
wenn man den Phononenbeitrag bei tiefen Temperaturen so weit wie möglich einfriert [<strong>15</strong>].<br />
4.4 ΔE - Effekt<br />
Setzt man ein ferromagnetisches und magnetostriktives Material einer Spannung σ aus, so erhält<br />
man zusätzlich zur rein elastischen Dehnung εel eine magnetostriktive Dehnung ems, die<br />
durch Verschiebung der Domänengrenzen und durch Verdrehen der Magnetisierungsrichtung<br />
in den magnetischen Domänen erzeugt wird. Die daraus resultierende, magnetisierungsabhängige<br />
Verkleinerung des E-Moduls wird als ΔE-Effekt bezeichnet.<br />
In diesem Versuch soll der ΔE-Effekt gemessen werden. Die Schallgeschwindigkeit wird in<br />
Abhängigkeit von der Temperatur einmal ohne Magnetfeld (v0(T)) und einmal mit Sättigungsmagnetfeld<br />
vBs(T) aufgenommen. Aus der Differenz des Elastizitätsmoduls ohne Magnetfeld<br />
E0 und mit Magnetfeld EBs kann die relative E-Modul-Änderung ΔE(T)/EBs(T) berechnet werden:<br />
ΔE(T)<br />
EBs(T) = EBs(T) − E0(T)<br />
= 1 −(<br />
EBs(T) v0(T)<br />
vBs(T) )2 . (4.2)<br />
Dieser ΔE-Effekt zeigt im Temperaturbereich von T ≈ 100K einen Knick. Auf welchen Effekt<br />
dieser Knick hinweist soll von den Praktikanten bestimmt werden.