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Martins<br />
Tagebuch<br />
Die Diagnosestel-<br />
lung und die ersten<br />
Tage danach<br />
Die <strong>MS</strong> wurde bei mir im Jahr 1996<br />
diagnostiziert. Es begann damit,<br />
dass ich einen Monat nach einer<br />
Schilddrüsenoperation wegen eines<br />
gutartigen Tumors auf der Nebenschilddrüse<br />
an einem Morgen<br />
munter wurde und plötzlich auf<br />
meiner rechten Körperhälfte keine<br />
Berührungssensitivität mehr<br />
hatte. Ich ging dann nach zwei Tagen<br />
anhaltender Gefühlsstörung<br />
ins AKH, da ich dort zuvor operiert<br />
wurde. Es folgte dann eine Überweisung<br />
zur neurologischen Station,<br />
da kein Zusammenhang mit<br />
der Operation gegeben war.<br />
Auf der neurologischen Station<br />
wurde ich eingehend untersucht<br />
und erhielt eine Überweisung<br />
zur Magnetresonanzuntersuchung.<br />
Diese sollte drei Wochen später<br />
erfolgen. Doch nach ca. zwei Wochen<br />
waren die Gefühlsstörungen<br />
genauso plötzlich wieder verschwunden,<br />
wie sie gekommen<br />
waren. Daraufhin meldete ich dies<br />
im AKH und mein Arzt meinte,<br />
dass das gut sei und dass ich mich<br />
melden solle, falls ich doch wieder<br />
Probleme bekomme. Die Magnetresonanzuntersuchung<br />
ließen wir<br />
dann bleiben.<br />
Doch ein halbes Jahr nach diesen<br />
Problemen hatte ich wieder an einem<br />
Morgen Gefühlsausfälle von<br />
der Brust abwärts. Wie vereinbart,<br />
meldete ich mich wieder im AKH<br />
und dort wurde ich zu meiner großen<br />
Überraschung sofort stationär<br />
aufgenommen. Für den nächsten<br />
Tag wurden dann eine Lumbalpunktion<br />
und eine MRI Untersuchung<br />
festgesetzt. Nun war klar,<br />
dass bei mir Multiple Sklerose als<br />
Diagnose vermutet wurde.<br />
Die folgende Nacht verbrachte ich<br />
schlaflos, da ich wusste, dass die<br />
Schwester meiner Großmutter mit<br />
26 Jahren die Diagnose <strong>MS</strong> erhielt<br />
und dass sie dann mit 34 Jahren an<br />
den Folgen der <strong>MS</strong> verstarb. Dass<br />
dies heute nicht mehr der Fall ist,<br />
wusste ich zu diesem Zeitpunkt<br />
noch nicht. Und demnach ich nun<br />
bereits 31 Jahre alt war, dachte<br />
ich, dass ich nur noch wenige Jahre<br />
zum Leben habe.<br />
Die endgültige Diagnose erhielt ich<br />
dann zwei Tage danach. Ein Arzt<br />
teilte mir mit, dass ich <strong>MS</strong> habe.<br />
Er erklärte mir noch kurz, was<br />
das bedeutet und wohin ich mich<br />
wenden solle. Ich erhielt einen<br />
Zettel auf dem einige Ratschläge<br />
vermerkt waren (unter anderem<br />
„größtmögliche Schonung“).<br />
Er fragte mich dann, ob ich noch<br />
weitere Fragen hätte. No na – da<br />
waren sooooo viele Fragen, doch<br />
momentan wusste ich nicht, was<br />
ich sagen soll.<br />
Die ersten paar Tage nach der<br />
Diagnose waren auch noch sehr<br />
bedrückend. Ich teilte es meiner<br />
Familie und FreundInnen mit und<br />
die Reaktionen waren durchwegs<br />
von Mitgefühl und Betroffenheit<br />
geprägt. Das frustrierte natürlich<br />
auch mich und ich versuchte alles<br />
nur Mögliche über diese Krankheit<br />
Martin Gajicek<br />
zu erfahren.<br />
Gestärkt durch viel Information<br />
begann ich nun mein Leben auf<br />
diese Krankheit und mögliche<br />
Folgen einzurichten. Aber ich entschied<br />
mich vom Zeitpunkt der Akzeptanz<br />
an, diese Krankheit nicht<br />
als gegeben hin zu nehmen, sondern<br />
gegen alle möglichen Folgen<br />
anzukämpfen. Und das ist mir bis<br />
heute relativ gut gelungen.<br />
„Ich entschied<br />
mich diese Krankheit<br />
nicht als gegeben hin<br />
zu nehmen, sondern<br />
gegen alle möglichen<br />
Folgen anzukämpfen.“<br />
Geholfen hat mir dabei meine Familie<br />
und der Sport. Ich versuche<br />
so viel Bewegung wie nur möglich<br />
zu machen und dadurch habe<br />
ich mir einen sehr guten Level an<br />
körperlicher Fitness auf trainiert<br />
und dieser hilft mir extrem gut mit<br />
Rückschlägen wie Schüben oder<br />
Cortison Schubtherapien umzugehen.<br />
Zusätzlich habe ich ein Haus<br />
gebaut und dieses schon vorab<br />
behindertengerecht errichtet. Wie<br />
schon ein bekannter Österreicher<br />
sagte: „Rechtzeitig drauf schauen,<br />
dass man es hat, wenn man es<br />
braucht“! Und zusätzlich spritze<br />
ich seit 15 Jahren eine immunmodulierende<br />
Substanz.<br />
Mehr über „365 Tage mit <strong>MS</strong>“<br />
unter www.msbewegt.at<br />
<strong>MS</strong> erie<br />
Seite . 13