Die Inkassowirtschaft - Bundesverband Deutscher Inkasso ...

Inkasso || PRAXIS
ENGAGEMENT
Für eine bürgernahe Justiz
BDIU-MITGLIED FRANK H. SCHOLZ ENGAGIERTE SICH GEMEINSAM MIT EINER INTERESSENVEREINIGUNG
VON ANWÄLTEN GEGEN DIE SCHLIESSUNG DES AMTSGERICHTS USINGEN.
BDIU-Mitglied
Frank H. Scholz
Es ist ein traditionsreiches, denkmalgeschütztes Gebäude,
das Amtsgericht Usingen. Zwischen 1923 und 1925 wurde
der gelbe Backsteinbau errichtet, und seit noch einmal fast
hundert Jahren früher, nämlich 1832, wurde in der hessischen
Kleinstadt Recht gesprochen. Doch die hessische
Landesregierung will daran nun sparen. Am 15. Juli 2010
kündigte Hessens Justizminister Jörg-Uwe Hahn die
Schließung dieses traditionsreichen Gerichts an.
Diese Ankündigung blieb nicht unwidersprochen. Eine
Interessengemeinschaft aus Anwälten, Unternehmern und
engagierten Bürgern setzte sich zur Wehr. Mit dabei:
Inkassounternehmer Frank H. Scholz. Viele engagierte
Unternehmer und Bürger im Hochtaunus bezweifeln
nämlich, dass die geplanten Einsparziele mit der Schließung
des Amtsgerichts tatsächlich erreicht werden können.
Immerhin war das Gebäude erst 2003 für fast zwei
Millionen Euro aufwendig saniert und erweitert worden.
»Weitere Sanierungskosten wären für das Amtsgericht
Usingen in den nächsten Jahren so gut wie ausgeschlossen«,
argumentierte die Interessenvereinigung
von Anwälten im Usinger Land, der Scholz
sich angeschlossen hatte. Besonders kritisch
empfand Scholz den Widerspruch,
dass die Schließung nicht im Einklang mit dem Koalitionsvertrag
der in Hessen regierenden Parteien CDU und
FDP vom Januar 2009 stand. Damals hatte die Landes -
regierung noch angekündigt: »Wir werden die Organe der
Justiz weiter stärken und die Gerichtsversorgung in der
Fläche erhalten.«
Seit zwei Jahrzehnten Inkassounternehmer
Scholz setzt sich für eine bürgernahe Justiz ein. Denn Ortsnähe
sei eine wichtige Voraussetzung für einen reibungslosen
Ablauf der richterlichen Prozesse, nicht zuletzt für
Unternehmen vor Ort und sämtliche Vertreter, die in
ihrem Arbeitsalltag eng mit der Justiz zusammenarbeiten.
Er ist schon lange in der Branche tätig. 1993 gründete er
im Gerichtsbezirk von Usingen das heutige Rechtsdienstleitungsunternehmen
Taunus-Inkasso und Mandanten -
betreuung GmbH & Co KG mit Sitz in Schmitten-Oberreifenberg.
Seit 1994 ist der gelernte Bilanzbuchhalter
zudem mit seinem Unternehmen Mitglied im BDIU.
Um die Schließung von zehn hessischen Gerichten zu
verhindern, haben Initiativen in ganz Hessen viele kreative
Aktionen durchgeführt, angefangen mit Unterschriftensammlungen
über Podiumsdiskussionen mit den beteiligten
Landtagsabgeordneten, Plakataktionen und Demonstrationen
bis hin zum gemeinnützigen Verkauf von »Paragrafen-Plätzchen«
auf dem Usinger Weihnachtsmarkt.
Scholz hat die »Interessengemeinschaft für den Erhalt des
Usinger Amtsgerichts« tatkräftig unterstützt. Auch um
einen Beitrag für das Allgemeinwohl zu leisten: »Ein bürgernahes
Gericht dient in einer Demokratie der Sicherung
von bürgerlichen Rechten«, sagt er. Für Menschen mit
Behinderungen zum Beispiel sei es unverhältnismäßig
aufwendig, zu einem viele Kilometer entfernten Gericht
zu reisen. Auch für sie sei ein Gericht in unmittelbarer
Nähe zum Wohnort wichtig. Zuletzt nahm Scholz sogar
an einer Sitzung des Rechts- und Integrationsausschusses
des hessischen Landtags teil, in der Hoffnung, dass die politisch
Verantwortlichen doch noch umzustimmen seien.
Ein Zeichen setzen
Das Ergebnis bleibt allerdings bitter: Zum 31. Dezember
2011 wurde das Usinger Amtsgericht allen Protesten zum
Trotz aufgelöst. Sein Engagement bereut Scholz jedoch
nicht: »Unsere Interessenvereinigung hat der Politik in
Hessen nachhaltig verdeutlichen können, wie wichtig eine
bürger- und ortsnahe Justiz ist«, sagt er. Und er unterstreicht:
»Es ging darum, ein Zeichen gegen Gerichtsschließungen
zu setzen. Ich würde mich jederzeit wieder
für ein solches gemeinnütziges Ziel einsetzen.«
12 BDIU || Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V.