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Wenn überraschende Post im Briefkasten liegt… - Bundesverband ...

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FRÜHJAHR 2012 DIE WELT SEITE IIISonderseiten Inkasso-UnternehmenAus der BalanceJeder zehnte Deutsche ist überschuldet, die Betroffenen werden <strong>im</strong>mer jüngerReelle finanzielle Forderungen sind stets seriösbelegt und nachvollziehbar festgehalten (Ausschnittaus dem Gemälde „Zwei städtische Steuereinnehmer“von Marinus Claes van Reymerswaele, 1490–1567,zu sehen <strong>im</strong> Museé du Louvre in Paris)AKG-IMAGES/ERICH LESSINGT Viele Menschen können sichaus eigener Kraft nicht aus dermisslichen Situation befreienT Überschuldete stehenmit durchschnittlich26.123 Euro <strong>im</strong> MinusMATTHIAS BILLANDEine gute Konjunkturlage undsinkende Erwerbslosenzahlenhaben dazu geführt, dass sichzum Stichtag 1. Oktober 2011weniger Bundesbürger in dermisslichen Situation befanden, ihre Schuldennicht mehr begleichen zu können.Was die Statistiker von Creditreform„nachhaltige Zahlungsstörung“ nennen,heißt <strong>im</strong> Volksmund Pleite. Eine Überschuldungliegt vor, wenn ein Schuldnerdie Summe seiner fälligen Zahlungsverpflichtungenauch in absehbarer Zeit nichtbegleichen kann und ihm weder Vermögennoch andere Kreditmöglichkeiten zur Verfügungstehen. Als Hauptursachen geltenArbeitslosigkeit, Trennung vom Partner,Krankheit, exzessives Konsumverhalten.Von Überschuldung waren 9,38 Prozentaller erwachsenen Bundesbürger betroffen,2010 waren es 9,5 Prozent. Mithin einMinus von 80.000 Personen auf nun 6,41Millionen. Grund zur Besorgnis bestehtdennoch. Denn erst be<strong>im</strong> genauerem Studiumder Expertise fällt auf: Immer mehrMenschen sitzen dauerhaft in der Schuldenfalle.„Der Trend einer zunehmendenstrukturellen Überschuldung hat sich 2011fortgesetzt“, heißt es <strong>im</strong> Schuldenatlas vonCreditreform. Entspannt hätte sich die Lagenur bei jenen Menschen, bei denen die„Überschuldungssituation noch nicht aussichtslosist“. Für eine deutliche Mehrheit(58 Prozent) der Überschuldeten gelte dasnicht. Hier habe sich eine „konjunkturunabhängigeSockelüberschuldung“ herausgebildet,was nichts anderes bedeutet, alsdass eine Chance auf Rückzahlung derSchulden nicht besteht, selbst wenn daswirtschaftliche Umfeld auch noch so positivgest<strong>im</strong>mt sei.Die Überschuldungsproblematik hatsich 2011 in der Gesamtbevölkerung zwarleicht entschärft, allerdings ist ein Rückgangder überschuldeten Personen alleinbei weiblichen Schuldnern festzustellen.Während die Zahl der Männer in Überschuldungsprozessenauf 4,1 Millionen zunahm,sank die Zahl der betroffenen Frauenauf 2,31 Millionen. Zwar gelten Männerbei der Übernahme finanzieller Verpflichtungenals risikobereiter, doch zeigt sich ineiner längerfristigen Perspektive Gleichesbei Frauen. Hier liegt die Zahl der Überschuldetenaktuell um 220.000 Personenhöher als 2004 (Männer: minus 350.000).Der Trend, wonach Überschuldung„jünger“ wird, setzt sich indes fort. Zwarweisen Personen der Altersgruppe 40 bis49 Jahre mit 12,66 Prozent weiter diehöchste Schuldnerquote auf, allerdingssind hier relativ gesehen weniger Personenbetroffen als 2010 (13,29 Prozent). Andersverlief die Entwicklung bei jungen Erwachsenen<strong>im</strong> Alter zwischen 20 und 29 Jahrenund in der Altersgruppe der unter 20-Jährigen.So ist mittlerweile mehr als ein Viertel(26,3 Prozent) der überschuldeten Personenjünger als 30 Jahre. In der Altersgruppeder 20- bis 29-Jährigen stieg dieQuote auf 11,35 (Vorjahr: 10,75) Prozent.Auch bei jungen Erwachsenen (18 und 19Jahre) ist gegenüber 2010 ein besorgniserregenderAnstieg zu verzeichnen. „Vieleder Betroffenen dürften ihr Leben lang unterder frühen Überschuldung leiden“, resümierendie Creditreform-Experten.Mehr überschuldete Personen wurden vonihnen auch in der Altersgruppe ab 70 JahreWER NACHDENKT, LÖST PROBLEME.WER ABER VORAUSDENKT,ENTDECKT NEUE MÖGLICHKEITEN.gezählt. Die Schuldnerquote bleibt hier allerdingsstark unterdurchschnittlich.Vor allem in den Großstädten übernehmensich viele finanziell: DeutschlandsSchuldenhauptstadt ist seit Jahren Bremenmit einer Schuldnerquote von 13,48Prozent, gefolgt von Berlin. Am besten stehendie Flächenländer Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen da. Der Vergleichweist außerdem ein deutlichesNord-Süd-Gefälle auf.Das Hamburger Institut für Finanzdienstleistungen(iff ) und die StiftungDeutschland <strong>im</strong> Plus untersuchten dieDauer des Überschuldungsprozesses mitseinen einzelnen Phasen. Von ÜberschuldungBetroffene durchlaufen demnachmehrere davon. Fast vier Jahre vergehennach dem Auslöser der Überschuldung biszum Besuch der Beratungsstelle, wo nacheiner rund dre<strong>im</strong>onatigen Wartezeit dieBetreuung ungefähr neun Monate beträgt.Das folgende Restschuldbefreiungsverfahrendauert sechs Jahre. Dieses Verfahrenbleibt als Negativmerkmal noch etwa zweiJahre bei den Auskunfteien gespeichert.Insgesamt werden acht von zehn Betroffenenin den untersuchten Beratungsstellenin das Verbraucherinsolvenzverfahrenüberführt. An der besonderen Überschuldungsgefährdungeinzelner Bevölkerungsgruppenhat sich seit Jahren nichts geändert.Alleinerziehende und Partnerhaushaltemit drei oder mehr minderjährigenKindern sind besonders stark von Überschuldungbetroffen. Acht von zehn überschuldetenHaushalten gelten als einkommensarm.Sie verfügen über weniger als60 Prozent des durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommens. Die durchschnittlicheSchuldenhöhe bei den Überschuldeten beträgt26.123 Euro und verteilt sich auf 17Forderungen. Jeder zehnte Ratsuchendeist selbstständig. Diese Überschuldetenstehen mit durchschnittlich <strong>im</strong>merhin89.998 Euro in der Kreide.ANZEIGEHaushalten will gelernt seinWarum ein Schulfach über Wirtschaft und Finanzen sinnvoll istDie Statistiken sprechen für sich.Die Zahl der jungen Deutschen,die ihren Zahlungsverpflichtungennicht oder nur mühevoll nachkommen,hat sich binnen eines Jahrzehntsverdreifacht. Für Zehntausende Jugendlicheund Jungerwachsene ist es finanzielleng oder sie sind gar überschuldet,während ihre Altersgenossen beruflichwie privat durchstarten können. EineUmfrage des Bundesverbraucherministeriumsmachte eklatante Wissenslückenunter jungen Leuten bei privaten Finanzdingenund den Kosten für die täglicheLebensführung aus. Laut einer Forsa-Erhebungvertreten 83 Prozent der 14-bis 50-Jährigen die Auffassung, dass derInformationsstand von Jugendlichen inFinanzfragen „weniger gut“ oder„schlecht“ ist. Gleichwohl treten Initiativenfür ein Schulfach Wirtschaft und Finanzenseit Jahren auf der Stelle. Dochwo sollen Heranwachsende – so sie nicht<strong>im</strong> privaten Umfeld positive Vorbilderhaben, an denen sie sich orientierenkönnen – den Umgang mit Geld erlernen,wenn nicht in der Schule?Hierzulande haben Kinder und Jugendlichestatistisch gesehen von Jahrzu Jahr mehr Geld zur Verfügung. Paralleldazu hält das Wissen darüber, wieman haushält, längst nicht Schritt. Derfinanzielle Überblick geht leicht verloren.So kann ein Schuldenberg wachsen,ohne dass die Jugendlichen es merken –vorerst. Spätestens, wenn der ersteGläubiger-Brief ins Haus flattert, werdensich die meisten Teenager der Problematikbewusst, manchmal zu spät.Bei jungen Leuten ab 18 Jahren ist dieGefahr der Ver- und Überschuldunghoch, da sie bei Volljährigkeit Kreditezeichnen und ohne Zust<strong>im</strong>mung ihrerEltern Waren auf Ratenzahlung erwerbenkönnen. Unter 18-Jährige könnentheoretisch keine Schulden machen –doch die Praxis sieht anders aus. Beratungsstellenbeobachten, dass dieSchuldner <strong>im</strong>mer jünger werden. Mehrals jeder zehnte 13- bis 24-Jährige hatSchulden in der einen oder anderenForm. Dass mehrere Millionen BürgerSCHUFADie Schutzgemeinschaft für allgemeineKreditsicherung (Schufa) ist einprivatwirtschaftlicher Anbieter, der fürKreditgeber Daten über die Kreditwürdigkeitvon mehr als 60 MillionenDeutschen bereitstellt. Neben Datenaus dem Schuldnerverzeichnis fließenin die Schufa-Datenbank zahlreicheweitere Daten ein, die beispielsweiseBanken mit Einwilligung ihrer Kundenweiterleiten.auf unabsehbare Zeit nicht in der Lagesind, aus ihrem Einkommen oder Vermögenihre laufenden Kosten zu bestreiten,färbt auch auf die junge Generationab. Ein Grund für die Verschuldung vonjungen Leuten ist das Verhalten der Eltern,die eine schlechte Zahlungsmoralvorleben oder nicht in der Lage sind, mitdem jeweiligen Budget auszukommen.Jugendliche erleben, dass Rechnungenund Zahlungsaufforderungen ignoriertwerden und Kredite aus dem Ruder laufen.Schnell schnappt die Schuldenfalledeshalb auch bei jungen Leuten zu. Gefragtnach ihrem Konsumverhalten, rangierenHandy oder Smartphone mit ganzoben auf der Liste. Die Mobilfunkrechnungkann daher der erste Schritt in dieSchuldenspirale sein, weil junge Leutejenseits des Prepaid-Bereichs rasch dieÜbersicht verlieren können. Um Minderjährigedavor zu bewahren, nachteiligeGeschäfte einzugehen, gibt es gesetzlicheVorschriften, die sie davor schützensollen. Kinder, die das 7. Lebensjahrnicht vollendet haben, sind geschäftsunfähig.Vom 7. bis zum vollendeten 18. Lebensjahrsind Jugendliche beschränktgeschäftsfähig. Die meisten Rechtsgeschäftesind unwirksam, wenn sie nichtmit Einwilligung der Eltern geschlossenwerden. Diese können auch nachträglichzust<strong>im</strong>men oder ablehnen. GeringfügigeGeschäfte können ohne Zust<strong>im</strong>mung abgeschlossenwerden, wenn sie mit demTaschengeld bezahlt werden. bilALTOR Forderungsmanagement. Wir erhalten Ihre Werte, Ihre Liquidität und sorgendafür, dass Sie auch künftig wachsen und Ihre Ideen umsetzen können. Wie wir das tun?Indem wir dafür sorgen, dass Sie Ihr Geld schnell erhalten. Denn Außenstände sind gebundenesKapital, das nicht für das Wachstum Ihres Unternehmens zur Verfügung steht.Die ALTOR Gruppe ist einer der größten konzernunabhängigen Dienstleister für Forderungsmanagement in Deutschland.Seit 1979 decken wir rund um das Thema Liquidität weite Phasen einer Kundenbeziehung ab – von der Kündigungspräventionüber die treuhänderische Bearbeitung notleidender Forderungen bis zu deren Ankauf. Exzellente Branchenexpertise,innovative Dienstleistungen und starke Partner unterstreichen unseren Service- und Beratungs anspruch.ALTOR Gruppe, Im Breitspiel 13, 69126 Heidelberg, T 06221-987 654, www.altor-group.comUnsere Leistungen» Treuhandinkasso» Forderungskauf» Mahntelefonie» Sicherstellung <strong>im</strong> In- und Ausland» Kündigungs- und Betrugsprävention» Bearbeitung <strong>im</strong>mobilienbesicherterForderungenIhre Vorteile» Höhere Liquidität» Reputationswahrung» Automatisierung/modernste IT» Kontrolle (durch zertifizierte InterneRevision und Compliance Officer)Unsere KundenNamhafte Unternehmen ausdem Bereich B2C wie z.B.Banken und Versicherungen,Energie versorger, Öffentliche Hand,Telekommunikation und Handel.Liquidität als Ziel.+


SEITE IV DIE WELT FRÜHJAHR 2012Inkasso-Unternehmen SONDERSEITENRegeln gegen schwarze SchafeBundesregierung plant Reform der Gesetze, um Verbraucher besser vor Fallen zu schützen, vor allem <strong>im</strong> NetzT Die entscheidenden Punktezeichnen sich ab, Verband hat zurGebührenfrage andere AnsichtenCHRISTOPH ENDELLVor dem Hamburger Landgerichtwird derzeit gegen achtMitglieder einer Gruppe verhandelt,die mit sogenanntenAbofallen über 70.000 Internetnutzergeschädigt haben soll. Ihr Gewinnwird auf Millionen geschätzt. In Antwortauf solche Fälle plant JustizministerinSabine Leutheusser-Schnarrenberger(FDP) ein Paket von Maßnahmen, um Verbrauchervor Abofallen und verwandtenGeschäftsmodellen <strong>im</strong> Internet effektiverzu schützen.Erster Schritt war das Gesetz gegenKostenfallen <strong>im</strong> Internet, das der BundestagAnfang März verabschiedet hat. Nunsoll auch die Regulierung der Inkasso-Branche verschärft werden. Denn einwichtiger Baustein von Abofallen und ähnlichenGeschäftsmodellen ist auch der Einsatzeines aggressiven Inkassos. Verbraucherschützer,Ministerien und auch der<strong>Bundesverband</strong> Deutscher Inkasso-Unternehmen(BDIU) sind sich daher einig, dassneue Regelungen die Verbraucher vor denschwarzen Schafen der Branche schützenmüssen. Diese operieren mit undurchsichtigen,oft unberechtigten Forderungen,drohen mit Hausbesuchen oder belästigendie Schuldner mit automatisierten Anrufen.All dies soll das neue Gesetz verhindern.„Die staatliche Aufsicht soll ausgebaut,Transparenz erhöht und unangemesseneKosten verhindert werden“, erläutertThorsten Bauer, Pressesprecher des Bundesjustizministeriums.Derzeit wird dasPaket innerhalb der Regierung abgest<strong>im</strong>mt.Ein erster Entwurf soll noch <strong>im</strong>März 2012 präsentiert werden. Dabei wirdsich das Justizministerium auch mit demVorschlag der bayerischen JustizministerinBeate Merk befassen müssen, den diese am7. Februar anlässlich des „Safer InternetDay“ vorgestellt hat.Der Bericht, der insbesondere auf eineStudie des <strong>Bundesverband</strong>es der Verbraucherschutzzentralen(VZBV) reagiert, zieltebenfalls darauf ab, schwarze Schafe effektiverzu sanktionieren. „Abzocke und Einschüchterungenmüssen endlich gestopptwerden“, fordert daher VZBV-VorstandGert Billen.Wichtigster Ansatzpunkt der neuen Regelungenist das Rechtsdienstleistungsgesetz,kurz RDG. Dieses bildet Regelungskompetenzund Instrumentarium der Aufsichtsbehörden.Die Aufsicht selbst wirdvon allen Parteien als wenig schlagkräftigeingeschätzt. Derzeit existieren 79 verschiedeneAufsichtsbehörden deutschlandweit.Diese Struktur soll gestrafft, Zuständigkeitenneu überdacht werden. Die Vorsitzendedes Rechtsausschusses des BDIU,Andrea Schweer, fordert zudem: „Die Aufsichtmuss verstärkt, die Verwaltungspraxisvereinheitlicht werden.“ Noch dringenderist allerdings eine Reform ihrer Regulierungsmöglichkeiten.Derzeit steht einzigdie Möglichkeit des Widerrufs der erforderlichenRegistrierung zur Verfügung. Einschwerer Eingriff, der sich gerade deshalbWie viel Regelung braucht die Branche? Unternehmen, gerade auch <strong>im</strong> Geldgeschäft, wehren sich gegen vermeintlichzu viele Vorschriften (Ausschnitt aus dem Gemälde „Der Geldwechsler und seine Frau“ von Marinus Claes van Reymerswaele,1490–1567, zu sehen <strong>im</strong> Amerbach-Kabinett <strong>im</strong> Kunstmuseum Basel)als stumpfes Schwert erwiesen hat. Dennum einen Widerruf zu rechtfertigen, müssenbesonders schwerwiegende Gründevorliegen. Der Widerruf der Registrierungensoll nun erleichtert werden. Nochwichtiger aber dürfte es sein, dass den Aufsichtsbehördenweitere abgestufte Sanktionsmöglichkeitenan die Hand gegebenwerden sollen, um auch kleinere Verstößeeffektiv ahnden zu können. „Wir stellenuns dabei etwa einen Geldbußenkatalogvor, der bis zu 25.000 Euro vorsehenkann“, erläutert VZBV-PressesprecherFriedrich Preußler.Bei diesen Forderungen hat der VZBVauch den BDIU auf seiner Seite: Die Aufsichtbenötige einen Sanktionskatalog, umgegen unseriöse Inkassodienstleistungenvorgehen zu können, fordert BDIU-PräsidentWolfgang Spitz. Deutlich grenzen„Die Aufsicht muss verstärkt, dieVerwaltungspraxis vereinheitlichtwerden“Andrea Schweer, Vorsitzende des Rechtsausschusses des BDIUBREMSEN GEGEN UNSERIÖSE PRAKTIKENDas geplante Gesetzespaket gegen unseriöseGeschäftspraktiken soll eine höhereRechtssicherheit <strong>im</strong> Internet und beiFernabsatzgeschäften schaffen. DerBereich Inkassoregulierung ist nur ein Teildavon. Drei wichtige Punkte:Datenschutzrechtliche Einwilligung:Kunden sollen künftig bewusst und freiüber die Nutzung ihrer Daten entscheidenkönnen. Der Sammlung ihrer persönlichenDaten müssen sie dann ausdrücklichzust<strong>im</strong>men.Unerlaubte Telefonwerbung: Geldbußenfür unerlaubte Telefonwerbungsollen künftig bis zu 300.000 Euro betragen.Gewinnspielverträge lassen sichdann nur noch in Textform abschließen.Missbräuchliche Abmahnungen: DasUrheber- und Wettbewerbsrecht sollAbmahnungen effektiver beschränken,sodass dem Verbraucher max<strong>im</strong>al Kostenbis zu 150 Euro entstehen. Wer Missbrauchmit Abmahnung treibt, muss dieVerteidigungskosten tragen.sich die Verbandsmitglieder von den problematischenKollegen ab, die meist keineVerbandsmitgliedschaft innehaben. EinGrund hierfür könnte sein, dass dem Verbandgegen Mitglieder durchaus schon abgestufteSanktionsmöglichkeiten offenstehen;so ist es ihm möglich, Verweise oderauch Geldbußen von bis zu 10.000 Euroauszusprechen.Gestritten hingegen wird um die Änderungdes Abrechnungssystems. Grundsätzlichmuss der säumige Schuldner die Kostender Inkasso-Leistung zahlen, denn erist dem Gläubiger zum Schadensersatzverpflichtet. Kritisiert wird allerdings, dassdie Kostenkalkulation nicht gesetzlich geregeltsei. Grundlage dieser Berechnungbildet das Rechtsanwaltsvergütungsgesetz.„Es gibt aber noch <strong>im</strong>mer ungeklärte Fragen,die die Gerichte beschäftigen“, kritisiertVerbraucherschützer Preußler. Es seidaher aus Verbrauchersicht vorzugswürdig,wenn klare Vergütungsregeln geschaffenwürden. Hinzu komme, dass manchesUnternehmen bei den Nebenforderungen,wie etwa bei Ratenzahlungsvereinbarungen,einiges draufschlage. Hier ist derBDIU anderer Auffassung. „Das Bundesverfassungsgerichthat bereits Obergrenzender erstattungsfähigen Inkassokostenfestgelegt. Eine neue Gebührenregelungträgt nichts dazu bei, unseriösen Geldeintreiberndas Handwerk zu legen“, sagt AndreaSchweer. „Wir fürchten, dass hier Politikzulasten seriöser, kleinerer Inkassounternehmengemacht wird.“Dem widerspricht die bayerische Justizministerin:„Gegen unseriöse Inkassounternehmenkommt man noch besser an,wenn den einschüchternden GebührenSchranken eingezogen werden“, sagt BeateMerk.Auch abseits einer klaren Gebührenordnungsoll die Transparenz erhöht werden.Dazu fordert das Papier des bayerischenJustizministeriums: Die wesentlichen Rahmenbedingungender geltend gemachtenForderung müssten <strong>im</strong> Inkassoschreibenstets enthalten sein. Hierzu zählen Identitätund Anschrift des Gläubigers, ausführlicheBegründung der Forderung sowieauch Informationen über gegebenenfallsbestehende Widerrufs- und Rücktrittsrechte.AKG-IMAGESVOLLSTRECKBARE TITELVollstreckbare Titel sind beispielsweiseVollstreckungsbescheide oderGerichtsurteile. Sie sind die Voraussetzungdafür, dass der Gläubiger eineZwangsvollstreckung anstreben kann.Diese Titel geben Auskunft darüber,wer die Gläubiger und Schuldner sind,worum es bei der Forderung geht undwie hoch diese ist.Datenschutz:Vertrauenund GesetzeHARTMUT SCHUMACHERInkassounternehmen benötigen zumEintreiben von Außenständen Informationenüber die Schuldner. Einen großenTeil dieser Informationen beziehensie natürlich von den Gläubigern, aberauch aus öffentlichen Quellen wie Telefonbüchern,dem Handelsregister unddem Schuldnerverzeichnis – sowie vonden örtlichen Meldebehörden. Einholenund speichern dürfen Inkassounternehmennur harte, aussagekräftige Daten, jedochkeine Einschätzungen. Und nurdiejenigen Daten, die sie tatsächlich benötigen– also etwa Informationen überdie Arztrechnung, nicht aber über diezugrunde liegende Behandlung. Zudemmuss das Inkassounternehmen Informationenlöschen, die es nicht mehr benötigt.Erfährt ein Inkassodienstleister, dassInformationen von der Meldebehördeinzwischen gesperrt wurden, etwa weilsich der Einwohner <strong>im</strong> Zeugenschutzprogrammbefindet, dann müssen dessenDaten als „besonders gehe<strong>im</strong>haltungsbedürftig“behandelt werden – z. B.also in einer getrennten Datenbank abgelegtwerden, die nur speziell berechtigtenMitarbeitern zugänglich ist.Unternehmen, die personenbezogeneDaten automatisiert verarbeiten, müssenlaut Gesetz einen Datenschutzbeauftragteneinsetzen, der sicherzustellen hat,dass die Vorschriften <strong>im</strong> Unternehmeneingehalten werden. Das ist auch <strong>im</strong> Interesseder Inkassodienstleister selbst.Prof. Ralf B. Abel, Verbandsbeauftragterfür den Datenschutz be<strong>im</strong> <strong>Bundesverband</strong>Deutscher Inkasso-Unternehmen,erläutert: „Inkasso setzt Vertrauen voraus.Datenschutz ist ein wichtiger Bestandteilvon Vertrauen. Deshalb liegt es<strong>im</strong> Interesse jedes seriösen Inkassounternehmens,für Gesetzmäßigkeit derDatenverarbeitung zu sorgen und alleszu tun, um Missbrauch zu verhindern.“Für Verwirrung und Aufregung hat der<strong>im</strong> April 2010 in Kraft getretene Paragraf28a des Bundesdatenschutzgesetzes gesorgt,der sich mit Einschränkungenbe<strong>im</strong> Übermitteln personenbezogenerDaten über eine Forderung an Auskunfteienbeschäftigt. Manche Unternehmenbefürchteten, durch die neuen Vorschriftendaran gehindert zu werden, Datenüber ihre Schuldner an einen Inkassodienstleisterweiterzugeben.Reine Inkassounternehmen jedochwerden davon nicht beeinträchtigt, sondernerhalten vielmehr Rechtssicherheit,was das Übermitteln von Daten betrifft.Und Inkassodienstleister, die über eineinterne Auskunftei verfügen? „Ein Unternehmen,das sowohl Inkassodienstleistungenanbietet als auch als Auskunfteiarbeitet, muss die Daten in diesenbeiden Bereichen strikt voneinander abschotten.Die Auskunfteiabteilung einesUnternehmens kann also nicht einfachauf Daten aus laufenden Inkassoverfahrenzugreifen“, sagt Alexander Dix, BerlinerBeauftragter für Datenschutz undInformationsfreiheit. Dies scheint auchzu funktionieren: Dix zumindest liegenkeine Hinweise darauf vor, dass Unternehmensich über diese Best<strong>im</strong>mungenhinwegsetzen.ANZEIGEBe...zzz...zzz...zzzahlen!Seit 30 Jahren sorgen wir dafür, dass Kunden bezahlenErfolgreiches Inkasso basiert auf dem opt<strong>im</strong>alen Zusammenspielder Bereiche Risiko- Debitoren- und InkassomanagementAbgabe notleidenderForderungen anUniversum Groupvorgerichtliche Einziehunggerichtliche Beitreibung1. Mahnung Aktivtelefon 2. MahnungAktivtelefon Mahnbescheid§Bei Universum Group erhalten Sie alles aus einerHand - ohne Fremdkostenrisiko. Mit konsequenterBeitreibung sichern wir die Liquidität unsererKunden, unsere individuellen Bonitätsstrategienreduzieren die Überschuldung von Verbrauchern.Interessiert? Wir beraten Sie gerne!Telefon +49 69 42091-06 | vertrieb@universum-group.dewww.universum-group.de+


+SONDERSEITEN THEMA


SEITE VI DIE WELT FRÜHJAHR 2012Inkasso-Unternehmen SONDERSEITENAuf dersicherenSeiteWas Factoring fürdie Liquidität einerFirma bedeuten kannANNA KATHARINA FRICKESchnelles Geld wird in Zeiten sinkenderZahlungsmoral <strong>im</strong>mer beliebter.Mit Factoring erreichen Unternehmengenau dies: die Bezahlung ihrer erbrachtenLeistung innerhalb von 48 Stunden.Denn <strong>im</strong> Gegensatz zu Inkassounternehmen,die <strong>im</strong> Auftrag des Kunden ausstehendeForderungen eintreiben, wirdbe<strong>im</strong> Factoring die gesamte Forderungverkauft, bevor sie überhaupt fällig wird.Voraussetzung: Die Leistung muss zu100 Prozent erbracht und frei von AnsprüchenDritter sein. Die Vorteile liegenauf der Hand: „Mit dem Verkauf erhältdas Unternehmen sofort Liquidität unmittelbaraus seinen Außenständen“,sagt der Geschäftsführer des DeutschenFactoring-Verbands e.V., Alexander Moseschus.„Der Factor prüft vor Vertragsabschlussund fortlaufend die Bonitätder Abnehmer und übern<strong>im</strong>mt <strong>im</strong> Rahmeneines vereinbarten L<strong>im</strong>its das volleAusfallrisiko – auch wenn ein Kundedann zahlungsunfähig werden sollte.“Dadurch verbessert sich die Eigenkapitalquoteenorm, was sich wiederum positivauf die Kreditvergabe auswirkt. Factoringkann Unternehmen also auch gegenüberder Bank mehr Verhandlungsspielraumund die Aussicht auf bessereKreditkonditionen verschaffen. Zusätzlichverbessert Factoring die internenZahlungsströme. „Firmen, die ihr Geldsofort bekommen, können ihre Lieferantenschneller bezahlen und damit etwaFrühzahlerrabatte nutzen.“Diese Annehmlichkeiten nutzen <strong>im</strong>mermehr Unternehmen – vor allem ausden Bereichen Handel, Ernährungsgewerbe,Dienstleistungssektor und demMaschinen- und Fahrzeugbau. Laut denErhebungen des Deutschen Factoring-Verbands boomte der deutsche Factoring-Markt2010 so stark wie noch niezuvor: Der Gesamtumsatz der Verbandsmitgliederstieg um 37 Prozent und erreichteeine neue Rekordzahl von rund132 Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr2011 nahm der Umsatz <strong>im</strong> Vergleich zumVorjahreszeitraum um 28 Prozent zu.Mittlerweile werden 5,3 Prozent des gesamtendeutschen Bruttoinlandsproduktsüber Factoring finanziert.Zu unterscheiden sind zwei grundsätzlicheArten des Factorings: Be<strong>im</strong> Inhouse-Factoringübern<strong>im</strong>mt der Factorzwar das Ausfallrisiko, seine Dienstleistungensind aber eingeschränkt. Die Debitorenbuchhaltungeinschließlich desMahnwesens verbleibt be<strong>im</strong> Kunden.Be<strong>im</strong> Full-Service-Factoring übern<strong>im</strong>mtder Factor auch zusätzliche Leistungenwie Rechnungsversand, Debitorenbuchhaltung,die Durchführung von Mahnläufen,Inkasso und gerichtlichen Einzugder Forderung. Ganz billig ist diese Lösungallerdings nicht. Bei wiederkehrendemVerkauf werden zwischen rund 0,5und 2,8 Prozent des Bruttoumsatzes vonden Factoring-Gesellschaften abgezogen.Die Factoring-Kosten errechnen sich <strong>im</strong>Allgemeinen vom Brutto-Jahresumsatz,der Anzahl der Debitoren und der Anzahlder Rechnungen. Was ebenfalls dieKosten mit beeinflusst, ist die Brancheund die Bonität des Factoring-Kundensowie die Bonität der Debitoren.Auf der Suche nach dem passendenForderungskäufer gilt die Mitgliedschaftin einem der beiden deutschen Branchenverbände,dem Deutschen Factoring-Verbandund dem <strong>Bundesverband</strong>Factoring für den Mittelstand, als Gütesiegel.Ob Factoring jedoch sinnvoll ist,lässt sich nur <strong>im</strong> Einzelfall klären. „Geradefür Unternehmen mit guter Auftragslage,aber knapper Liquidität ist Factoringinteressant“, meint Moseschus.Doch nicht jedes Unternehmen ist factoringfähig.Die Lösung eignet sich in derRegel nur für Unternehmen mit einemgrößeren gewerblichen Kundenkreis,weitgehend standardisierten Produktenoder Dienstleistungen und überschaubarenZahlungszielen. Für komplexe Projektgeschäfteetwa oder Bauleistungenmit langen Zahlungszielen und hohenReklamationsrisiken kann es schwierigwerden, Factoring-Anbieter zu finden.Auch für kleine Unternehmen mit einemForderungsvolumen von weniger als250.000 Euro gibt es noch wenig Angebote.Doch genau wie <strong>im</strong> Factoring vonKonsumentenforderungen, entwickelnsich auch hier Spezialangebote, die aufdie Bedürfnisse kleinerer Mittelständlerzugeschnitten sind.Bin ich mit meinen Forderungen auf dem aktuellenStand, wie steht es mit dem Zahlungseingang?Handwerk und Mittelstand gehen bei Aufträgenseit jeher in Vorleistung (Ausschnitt aus demGemälde „Der Geldwechsler und seine Frau“ vonMarinus Claes van Reymerswaele, 1490–1567,Amerbach-Kabinett des Kunstmuseums Basel)T Bei Unwägbarkeitensollte auf Vorkassebestanden werdenANNA KATHARINA FRICKEEs gibt Schuldner, die können nichtzahlen, und solche, die wollennicht zahlen. Doch egal ob insolventerUnternehmer oder notorischerSchuldner: Säumige Zahler sind eineLast für jeden Rechnungssteller. Zu Forderungsausfällenmuss es aber in vielenFällen gar nicht erst kommen. „Oftmalskönnte dies vermieden werden, wennsich die Gläubiger rechtzeitig über dieBonität und das Zahlungsverhalten ihrerVertragspartner informieren würden“,sagt Hans-Ulrich Fitz, Leiter Vertriebund Pressesprecher der Creditreform.Der einfachste und schnellste Wegdiese Informationen einzuholen, ist übereine Wirtschaftsauskunft, wie sie von Inkassounternehmenund Auskunfteienangeboten werden. So können sich Unternehmenvor dem Eingehen einer Geschäftsbeziehungein umfassendes Bildvon ihren Kunden machen. Bundesweittätige Wirtschaftsauskunfteien sind Creditreform,Bürgel oder die DWA-Wirtschaftsauskunft.Die Kosten für eineAußenstände müssenüberschaubar bleibenDie Mittel,die eigeneZahlungsfähigkeitzu sichern,liegen bei Handwerkund Mittelstandoft in denUnternehmenselbstT Nicht oder zu spät bezahlteRechnungen durchGeschäftspartner könneninsbesondere für kleineund mittlere Unternehmenexistenzgefährdend seinT Deren Kapitaldecke ist in vielenFällen zu dünn, um hoheAußenstände ohne Problemeüberbrücken zu könnenMICHAEL POSCHDie Branche hat eigentlichGrund zur Freude. Denndie Zahlungsmoral derdeutschen Unternehmenist nach Angaben vonWolfgang Spitz, Präsident des <strong>Bundesverband</strong>esDeutscher Inkasso-Unternehmen(BDIU), „so gut wie seit über einemJahrzehnt nicht mehr“. Doch das ist nurdie eine Seite der Medaille. Denn die aktuelleUmfrage der Interessenvertretungergab außerdem, dass sich die Situationin den kommenden Monaten deutlichverschlechtern könnte. Erwarten doch38 Prozent der befragten Forderungsmanagement-Dienstleisterfür das laufendeJahr eine nachlassende Zahlungsmoral.Und sollte die Krise der GemeinschaftswährungEuro noch länger anhalten, gehensogar 79 Prozent von einem negativenSzenario aus. Nur jedes fünfte Unternehmenerwartet dagegen keine Veränderungen.Dabei bergen nicht oder zu spät bezahlteRechnungen gerade für kleine undmittlere Unternehmen erhebliche Gefahren.Denn deren Kapitaldecke istmeist nicht groß genug, dass sie höhereAußenstände ohne Probleme überbrückenkönnen. Sie müssen Löhne, Steuernund Abgaben fristgemäß zahlen. Zudementsteht durch andere Aufträge undProjekte nebst Investitionen in neueZahlungswillig, zahlungsfähig?AKG IMAGESTechnik zusätzlicher Finanzbedarf. Damittlerweile auch Banken <strong>im</strong>mer stärkerversuchen, Risiken zu min<strong>im</strong>ieren, kannes extrem schwer werden, notwendigeÜberbrückungskredite zu bekommen.Deshalb sollten insbesondere kleine undmittlere Unternehmen nach Angabenvon Sebastian Alexander Schütz „unbedingtihr Forderungswesen überprüfen,ob es effizient ist“. In vielen Unternehmen,so der Experte des Deutschen Industrie-und Handelskammertags(DIHK), gebe es großen Nachholbedarf.Denn während seiner Arbeit musste derReferatsleiter Unternehmensfinanzierungund -sicherung feststellen, „dass einigeFirmen einen nicht ausreichendenÜberblick über die Höhe und Anzahl deroffenen Forderungen haben“.Auch die Studie „Working Capital <strong>im</strong>Mittelstand“ des Consulting-UnternehmensRoland Berger kommt zu demSchluss, dass die deutschen Mittelständlerviele finanzielle Möglichkeiten ungenutztlassen. Denn die Mittel, um die eigeneZahlungsfähigkeit zu sichern, liegenlaut Berger oft <strong>im</strong> Unternehmenselbst. Für Carsten Uthoff, Geschäftsführervon Creditreform, wird denn „dieeigene Zahlungsfähigkeit nicht zuletztvom Zahlungsverhalten der Kunden beeinflusst“.DIHK-Experte Schütz rät denUnternehmen, <strong>im</strong> Bereich Forderungsmanagementklare Strukturen zu erarbeiten.Bei Neukunden könnte vor Vertragsabschlussz. B. eine Bonitätsprüfungstattfinden. Auch Wirtschaftsauskunfteienliefern Informationen. Bei laufendenund abgeschlossenen Aufträgenmüsse man genau wissen, wann welcheRechnungen fällig werden. Bei nicht bezahltenForderungen sollte schnell gemahntwerden. Hilfreich sei zudem eineAnalyse, in welchen Bereichen oder beiwelchen Kunden es öfter Probleme gibt.Dann wisse man, wo man sich besser absichernund noch genauer kontrollierenmüsse, so Schütz.So ergab die aktuelle BDIU-Studie,dass vor allem Handwerksbetriebe mit58 und Dienstleister mit 50 Prozent übereine mangelnde Zahlungsmoral klagen.Warum es sinnvoll ist, Informationen über die Bonität eines Geschäftspartners <strong>im</strong> Voraus einzuholen„Je später eineForderung gestelltwird, destogeringer dieErfolgsaussichten“Hans-Ulrich Fitz,CreditreformVOLLSTRECKUNGHat der Gläubiger einen vollstreckbarenTitel erwirkt, kann er dieZwangsvollstreckung – beispielsweisedurch einen Gerichtsvollzieher – anstreben.Neben der klassischen Pfändungvon Sachwerten gibt es ebensodie Möglichkeiten der Lohn- oderKontenpfändung, um die Forderungendes Gläubigers zu begleichen.Wirtschaftsauskunft für ein deutschesUnternehmen betragen bei Creditreformzwischen 25 und 40 Euro. Für eine Privatauskunftfallen zwischen vier und elfEuro an. Die genauen Preise richten sichauch nach der Menge der <strong>im</strong> Jahr abgerufenenAuskünfte.Doch woher kommen diese Informationeneigentlich? Bei Creditreform istder Bonitätsindex zentraler Bestandteilaller Auskünfte zur Bewertung der Unternehmensbonität.Dieser Index setztsich aus einer Reihe von bonitätsrelevantenMerkmalen zusammen – zumBeispiel aus dem Geschäfts- und demZahlungsverhalten, der Rechtsform undder Ausfallwahrscheinlichkeit. Außerdemfließen Informationen aus öffentlichenRegistern und Verzeichnissen ein.Dazu gehören zum Beispiel Handelsregisterund Schuldnerverzeichnisse sowieBilanzen, Jahresabschlüsse und Geschäftsberichte,die be<strong>im</strong> Bundesanzeigerhinterlegt wurden oder Creditreformdirekt zur Verfügung gestellt wurden.Weiterhin fließen Einnahmen-Überschuss-Rechnungensowie betriebswirtschaftlicheAuswertungen, die von nichtbilanzierungspflichtigen Unternehmenabgegeben wurden, sowie Informationenaus dem Internet und der Tagespresseein. Darüber hinaus nutzt die Creditreformeigene Informationen, etwa dieCreditreform Inkasso-Daten zu mehrerenMillionen laufenden Inkasso-Verfahrenund die Zahlungserfahrungen ausdem Debitorenregister Deutschland.Zusammen mit einer genauen Angabezur Ausfallwahrscheinlichkeit ermöglichtder Bonitätsindex eine schnelle unddirekte Einschätzung der Bonität – unddamit der Kreditwürdigkeit eines Kunden.„Vor allem bei Neukunden könnensich Unternehmen so ein gutes Bild überderen Zahlungsfähigkeit machen“, erklärtFitz. Aber auch als Frühwarnindikatoreignet sich der Index, der einen Prognosehorizontvon etwa zwölf Monatenhat. „So können auch Bestandskundeneiner permanenten Überwachung aufbonitätsrelevante Veränderungen unterzogenwerden“, meint der Creditreform-Fachmann.Natürlich gibt es auch andere Wege,sich über die Bonität und Zahlungsmoraleines Geschäftspartners zu informieren– allen voran die internen Informationsquellen.Dazu gehört das eigene Rechnungswesen,das Auskunft gibt, ob einKunde sein Zahlungsziel häufig überschreitetund ob das Unternehmenschon häufiger mahnen musste. Auch dieErfahrungen von eigenen Mitarbeiternmit Kundenkontakt sind wertvoll. DieseMitarbeiter erkennen häufig sehr früh,wann und wo es brennt. Außerdem gilt:Die Branche kennt sich. Bei Neukundensollten sich Unternehmer umhören, welcheErfahrungen andere mit dem Auftraggebergemacht haben.Durch externe Informationsquellenkönnen Unternehmen auch selbst Informationeneinholen. Eine Bankauskunftkann Aufschluss über die wirtschaftlichenVerhältnisse eines Kunden geben.Allerdings gibt es bei der Hausbank nurInformationen über juristische Personenund <strong>im</strong> Handelsregister eingetrageneKaufleute. Eine weitere Möglichkeit istEs folgen das Baugewerbe mit 44 undder Online-Versandhandel mit 42 Prozent.Die Gründe für das Nichtbezahlenoffener Rechnungen sind bei Firmen mit75 Prozent auf Liquiditätsengpässe zurückzuführen,wobei bei 74 Prozent derSchuldner erst Zahlungsausfälle zu denfinanziellen Problemen geführt haben.Etwa jedes zweite Unternehmen, dasRechnungen nicht oder zu spät zahlt, besitztauch nur wenig Eigenkapital. Bei etwaeinem Drittel kommt noch dieschlechte Auftragslage hinzu. Immerhindürften laut der Studie 27 Prozent derSchuldner vorsätzlich nicht zahlen.Hilfreich für ein erfolgreiches Forderungsmanagementist laut Schütz auchder Einsatz spezieller Software. Als weitereMöglichkeit sieht der DIHK-Finanzexperte,Leistungen an Inkassounternehmenabzugeben oder diese bei Problemenmit Schuldnern einzuschalten.Nach einer Untersuchung des KreditversicherersAtradius belastet das Einschalteneines Inkassobüros die Beziehungzwischen Schuldner und Gläubigernicht, aber die Zahlungsquote ist deutlichhöher, als wenn Unternehmen selbstversuchen, das Geld anzumahnen.Die Entscheidung für ein Inkassoverfahrenhängt laut Schütz auch von derGröße des Unternehmens ab. Denn essei ein erheblicher Unterschied, ob täglicheinige Tausend Rechnungen beispielsweisebei einem Online-Händleranfallen oder eine eher überschaubareZahl. <strong>Wenn</strong> man auf einen Inkassodienstleisterzurückgreifen will, sollteman aber zudem auf die Höhe der vondem Unternehmen erhobenen Verzugsgebührenachten. Denn zu hohe Gebührenkönnen nach Angaben des <strong>Bundesverband</strong>esDeutscher Inkasso-Unternehmenzu Unmut bei dem betroffenenSchuldner und damit zu einer Belastungder Geschäftsbeziehung führen.Übrigens können Inkassounternehmendie Interessen des Gläubigers mittlerweileauch vor Gericht austragen.Mussten sie früher noch einen Anwalthinzuziehen, wenn beispielsweise eineZwangsvollstreckung eingeleitet werdensollte, erlaubt das Rechtsdienstleistungsgesetz(RGD) ihnen seit etwa drei Jahren,Mahnverfahren und Zwangsvollstreckungenauch selbst auszuführen und sodas gesamte Forderungsmanagement abdeckenzu können. Was Mittelständlerneine Reihe von Vorteilen verschafft.Denn so können Mahnverfahren meistschneller abgeschlossen werden. Vor allemlassen sich auch die Kosten bessereinschätzen, was vor allem für kleinereUnternehmen sehr wichtig ist. Dennwährend Inkassounternehmen für eingerichtliches Mahnverfahren lediglich einePauschale von etwa 25 Euro verlangen,steigt be<strong>im</strong> Hinzuziehen eines Anwaltsdie Gebühr entsprechend der Höheder jeweiligen Forderungssumme.die Schufa- oder die Creditreform ConsumerAuskunft. Hier erfahren Vertragspartner,ob Kunden zahlungsunfähigsind und ob schon Negativinformationenwie zum Beispiel eine eidesstattlicheVersicherung – früher Offenbarungseidgenannt – vorliegen.Kapitalgesellschaften müssen ihreJahresabschlüsse veröffentlichen. Dieseenthalten alle wichtigen Informationenzur Geschäftstätigkeit und Finanzausstattung.Dabei gilt natürlich, dass essich um eine Momentaufnahme eineszurückliegenden Stichtages handelt.Sind alle Informationen ausgewertet,sollte die Festsetzung von Zahlungsweiseund Zahlungsziel daran ausgerichtetwerden. Bei Unsicherheiten sollte manauf Vorkasse bestehen.Möglicherweise zahlt der Schuldnertrotz positiver Bonität nicht. In dem Fallsollte der Gläubiger so schnell wie möglichklären, warum nicht gezahlt wird.„Gibt der Vertragspartner auch aufNachfragen hin keine vernünftigenGründe für die Zahlungsverweigerungan, sollte unverzüglich ein Rechtsanwaltoder ein Inkassounternehmen eingeschaltetwerden“, meint Fitz. „Denn dieErfahrung zeigt: Je später eine Forderunggeltend gemacht wird, desto geringersind die Erfolgsaussichten.“+


FRÜHJAHR 2012 DIE WELT SEITE VIISonderseiten Inkasso-UnternehmenMit allen RechtsmittelnSchuldner sind den Gläubigern nichtschutzlos ausgeliefert. Wer in einerfinanziellen Notlage ist, sollte umgehenddarlegen, warum er nicht zahlen kannT Nach Eingang der Mahnung denKopf in den Sand steckenist die schlechteste LösungANNA KATHARINA FRICKESchuldet eine Person einer anderenetwas, besteht einSchuldverhältnis. Der Schuldnerist verpflichtet, die Rückständewie vereinbart zurückzuzahlen.Was aber passiert, wenn nichtgezahlt wird? Dann haben Gläubiger dasRecht, ihre Forderungen durchzusetzen.In Verzug gerät ein Schuldner mit Ablaufvon 30 Tagen nach Rechnungszustellungoder durch eine Mahnung beziehungsweiseLeistungsaufforderung. Umgute Kundenbeziehungen nicht zu gefährden,kann die erste Mahnung auch als Erinnerunggeschickt werden. Schließlichkann die Rechnung einfach an der falschenStelle gelandet oder unabsichtlichverlegt worden sein. Rechtlich gilt auchdie Erinnerung als Leistungsaufforderung,also als Mahnung.Ab Verzugsbeginn kann der GläubigerVerzugszinsen verlangen. Weitere Mahnungensind kein Muss, es kann auchgleich ein Antrag auf Erlass eines Mahnbescheidsgestellt werden.Die nächste Stufe ist die Klage auf einenVollstreckungstitel, also eine rechtlicheAnordnung zur Zahlung. Gewinnt derGläubiger die Klage, berechtigt der Titelihn über einen Zeitraum von 30 Jahrensein Geld einzuholen – auch über einenGerichtsvollzieher.Da der rechtliche Weg oft zeitraubendist und das Risiko hoher Kosten mit sichbringt, holen sich Gläubiger oft externeHilfe, damit der Schuldner auch tatsächlichzahlt. „Der Gläubiger hat die Wahl, einenRechtsanwalt oder ein Inkassounternehmenmit dem Einzug seiner Forderungzu beauftragen“, sagt Judith Bergvom <strong>Bundesverband</strong> Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU). „Der Vorteil derBeauftragung von Inkassounternehmenliegt darin, dass sie eine außergerichtlicheEinigung mit dem Schuldner anstreben,während Rechtsanwälte in der Regel zügigtitulieren lassen.“ Stellvertretend für ihrenGläubiger versuchen Inkassounternehmendann die Forderung einzutreiben.Mehr Macht haben sie allerdings nicht –auch Inkassobüros müssen den Rechtswegeinhalten. Im Falle einer Nichtzah-T Wichtig für die Entscheidungzwischen Kanzlei oderInkassobüro ist die Abwägungder Chancen auf ErfolgJOST BURGEREs ist ein breiter Korridor, in welchemsich Inkassoverfahren bewegen.Auf der einen Seite liegendie glasklaren Fälle. Da ist weder Summenoch Zahlungspflicht anfechtbar. Auf deranderen Seite lauern die verzwicktenAusgangslagen, die oft in jahrelangeRechtsstreite münden. Doch stets gehtes um Rechtsprozesse und deren effektiveAnwendung. Und um den richtigenPartner. Denn nicht nur Inkassobüros,sondern auch Rechtsanwälte wickeln Inkassoverfahrenab, vor allem wenn esum Einzelforderungen geht.Für Stefan Nau spricht naturgemäßvieles für den Gang zum Anwalt. Nau istPartner in der Kanzlei Segelken & Suchoparmit Standorten in Berlin undHamburg. Er berät auf den Gebieten Gesellschafts-und Vertragsrecht sowie Arbeitsrecht.Für Mandanten treibt dieKanzlei auch Forderungen ein. SeineSicht ist pragmatisch: „<strong>Wenn</strong> es zum gerichtlichenVerfahren kommt, geht dieSache sowieso an einen Rechtsanwalt.<strong>Wenn</strong> ein Inkassofall von vornherein anden Anwalt geht, bleibt alles in einerHand.“ Tatsächlich müssen <strong>im</strong> gerichtlichenKlageverfahren Anwälte tätig werden,und oft werden auch schon gerichtlicheMahnverfahren an sie übergeben.AN EIDES STATTIn der „eidesstattlichen Versicherung“muss der Schuldner seine finanziellenVerhältnisse offenlegen. So bekommtder Gläubiger einen umfassendenÜberblick über die Vermögenssituationdes Schuldners. Eine eidesstattlicheVersicherung kann vom Gläubigerbeantragt werden, wenn eine Pfändungbe<strong>im</strong> Schuldner erfolglos oder nichtmöglich war, etwa weil der Schuldnerden Gerichtsvollzieher nicht in seineWohnung gelassen hat.lung müsste ein Mahnbescheid beantragtoder direkt geklagt werden. In der Regelhat der Schuldner bei berechtigten Forderungendie Kosten zu erstatten, die durchdie Beauftragung eines Inkassounternehmensentstanden sind. „Der Gläubigermuss jedoch die Schadenminderungspflichtbeachten“, erläutert Berg.Bestreitet der Schuldner die Rechtmäßigkeiteiner Forderung, liegt die Nachweispflichtbe<strong>im</strong> Gläubiger. „Dieser mussdann, beispielsweise anhand von Unterlagen,belegen, dass die Forderung zu Rechtgeltend gemacht wird“, erklärt Berg. Isteine Forderung ungerechtfertigt, weil zumBeispiel eine Gegenforderung aufgerechnetwurde oder eine Warenlieferung fehlerhaftwar, gibt es auch keine rechtlicheGrundlage für die Veranlagung von Gebührenfür ein versuchtes Inkasso.Wer in eine finanzielle Notlage gerät,sollte seinem Gläubiger umgehend darlegen,warum er nicht zahlen kann. „DenKopf in den Sand stecken ist sicherlich dieschlechteste Lösung in dieser Situation“,meint Berg. „Zusammen mit dem Gläubigerlässt sich oftmals eine Lösung wiezum Beispiel die Vereinbarung einer Ratenzahlungfinden.“Auch rechtswidrigen Praktiken dubioserInkassobüros sind Schuldner nichtschutzlos ausgeliefert. Inkassobüros dürfenSchuldner nicht in unlauterer Weiseunter Druck setzen, etwa mit Drohungenoder Telefonterror. Über solch rechtswidrigePraktiken können sich Schuldner beider zuständigen RegistrierungsbehördeEine Frage des BudgetsDa spricht vieles für Kontinuität von Beginnan. Kommt von Anfang an die <strong>Post</strong>vom Anwalt, könne das außerdem dieErfolgsaussichten insgesamt erhöhen.Naus Erfahrung nach führt ein beeindruckendesSchreiben vom Rechtsanwaltdurchaus zu mehr Kooperation.Hauptgrund sieht Nau aber <strong>im</strong> grundsätzlichenHerangehen einer Kanzlei:Bei offenen Rechnungen kommt es schnell zum Streit. Nicht jede Forderung ist berechtigt – doch Schuldnerkönnen sich wehren und verschiedene Rechtsmittel in Anspruch nehmen (Ausschnitt aus dem Gemälde„Der Geldwechsler und seine Frau“ von Marinus Claes van Reymerswaele, 1490–1567, Kunstmuseum Basel)Manche Verfahren münden in einem jahrelangen Rechtsstreit„Falls be<strong>im</strong>Schuldner nichtszu holen ist, sindwir einfachgünstiger“Anke Böckmann,Münsterland Inkasso GmbH„Ein Rechtsanwalt wird zunächst prüfen,ob die Ansprüche überhaupt berechtigtsind und welche rechtlichen Möglichkeitenes <strong>im</strong> jeweiligen Fall gibt. Er geht einInkassoverfahren von Anfang an aus juristischerSicht an.“ Und er kann seineFachkenntnisse anbringen. <strong>Wenn</strong> es etwaum Forderungen <strong>im</strong> Immobilienbereichgehe, müsse die Kanzlei Expertenauf diesem Gebiet haben. Das gelte gleichermaßenfür andere Bereiche. DerGang zum Anwalt ist also angebracht,wenn es um jene verzwickten Ausgangslagengeht. Das sieht Anke Böckmanngenauso. Böckmann ist Inhaberin undGeschäftsführerin der MIG MünsterlandInkasso GmbH in Cloppenburg. Das Unternehmensteht beispielhaft für diezahlreichen kleinen und mittleren Inkassobüros,die ihr Geld mit der Abwicklungaußergerichtlicher und gerichtlicherMahnverfahren verdienen. Geht esum die Entscheidung zwischen Rechtsanwaltoder Inkassobüro, sind für sie jedochandere Argumente wichtiger. „UnstrittigeForderungen sollte man generellzum Inkassobüro geben. Da ist dieRechtslage klar und die Aussichten aufZahlung sind hoch“, rät Böckmann. Außerdemlegt Böckmann Wert auf dieFeststellung, dass der Erfolgsdruck einesInkassobüros generell höher sei. Deshalbgebe es bei ihr auch freundliche, aber best<strong>im</strong>mteHausbesuche und andere Formender Kontaktaufnahme – natürlich<strong>im</strong>mer <strong>im</strong> legalen Rahmen. Denn Inkassobürosverdienen nur Geld, wenn derSchuldner zahlt. Auf die Kommunikationskompetenzder Branche lässt sieebenfalls nichts kommen: „Heute könnenSie davon ausgehen, dass ein Inkassobüroindividuell und effizient mitSchuldnern kommuniziert.“Vor allem aber geht es ums Geld, dasder Gläubiger für ihre Dienste bezahlt.„Falls be<strong>im</strong> Schuldner trotz zunächst positiverEinschätzung nichts zu holen ist,sind wir einfach günstiger, weil der Gläubigerdann nur eine Pauschale bezahlenmuss.“ Und die beträgt nicht nur beiBöckmanns Büro gerade einmal 25 Euro.Der Rechtsanwalt hingegen verlangtauch bei Erfolglosigkeit sein Honorar.+des Inkassounternehmens beschwerenoder in schwerwiegenden Fällen Strafanzeigebei Polizei oder Staatsanwaltschafterstatten. Die jeweiligen Registrierungsbehördensind <strong>im</strong> Internet unterwww.rechtsdienstleistungsregister.de zurecherchieren.Kommt es zu einem gerichtlichenMahnverfahren, kann der Schuldner Widersprucheinlegen, wenn er die Forderunggegen ihn für unberechtigt hält. DieWiderspruchsfrist beträgt zwei Wochennach Eingang des Mahnbescheids. Ergehtein Vollstreckungsbescheid, ist auch hierinnerhalb von 14 Tagen noch Einspruchmöglich.Zu den rechtlichen Möglichkeiten desSchuldners gehört auch die Negative Feststellungsklage:Sie gibt dem angeblichenSchuldner die Chance, selbst vor Gerichtaktiv zu werden und die behaupteten Ansprüchegegen ihn vor Gericht klären zulassen. Hat ein Schuldner schuldlosRechtsmittel beziehungsweise Fristenverpasst, kann er die sogenannte Wiedereinsetzungin vorherigen Stand beantragen.Auch wenn es zu einem Vollstreckungstitelkommt, ist der Schuldner seinemGläubiger nicht völlig schutzlos ausgeliefert.Mit einer Vollstreckungsgegenklagekann der Schuldner die Vollstreckungstoppen, wenn nachträglich dieRechtmäßigkeit entfallen ist – zum Beispieldurch Erfüllung.Im Bereich der Lohnpfändung undKontopfändung sind die allgemeinenPfändungsfreigrenzen von großer Bedeutung.Sie sind gesetzlich festgelegt undsollen sicherstellen, dass dem Schuldnerund seiner Familie das Existenzmin<strong>im</strong>umverbleibt. Eine Pfändungsmaßnahme, diedas Existenzmin<strong>im</strong>um antastet, ist unzulässigund auf Antrag vom Vollstreckungsgerichtaufzuheben oder wenigstens abzuändern.Es kommt nicht selten vor, dassunter solchen Umständen überhauptMit Inkrafttreten des Gesetzeszur Modernisierungdes Kostenrechts und zurReform der Sachaufklärungin der Zwangsvollstreckungergeben sich 2013 neueAnforderungen bei der Beitreibungvon offenen Forderungen.Welche Auswirkungen hat die Reform auf das Forderungsmanagementund letztlich auf den Gläubiger?Konkret wird die Reform des Kostenrechts und der SachaufklärungAuswirkungen auf die Kosten einer Zwangsvollstreckungund auf den Bezug von Daten zur Prozesssteuerung haben.Einerseits kann die Reform bei geringen Forderungshöhen eineprohibitive Wirkung auf den Gläubiger entfalten, da eine wirtschaftlicheZwangsvollstreckung in diesem Fall schwieriger wird.Beträchtliche Kostensteigerungen bei den Gerichtsvollziehern –<strong>im</strong> derzeitigen Gesetzesentwurf von durchschnittlich 20% – sindzu erwarten. Die Gebührenerhöhung setzt stärker auf das Verursacherprinzipund belastet damit den Schuldner in einer wirtschaftlichenZwangslage zusätzlich.Andererseits sollen die Möglichkeiten der Informationsbeschaffungfür den Gläubiger <strong>im</strong> Vollstreckungsverfahren so frühzeitigwie möglich ansetzen. So können beispielsweise Fremdauskünftezu potenziellen Arbeitsverhältnissen, Konten oder Kraftfahrzeugenbei Forderungen ab 500 Euro eingeholt werden. Das wird zueiner partiellen Verbesserung der Verfahrenseffizienz führen.Zudem ist eine Neugestaltung der Schuldnerverzeichnisse unterWahrung datenschutzrechtlicher Belange in Planung.Welche Anpassungen sind <strong>im</strong> Mahnprozess konkreterforderlich?Eventuell kann es auch für ein Inkassounternehmen wieder lohnenswertsein, einen eigenen Außendienst einzusetzen, soweitnicht schon vorhanden. Eine antizipative Erfolgsbetrachtung derInkassofälle ist auch künftig das A und O.Insofern kann eine intensivere Prüfung von Vollstreckungschancendurch Inkassounternehmen bzw. Gläubiger dazu führen, dassTitulierungen nicht mehr so häufig durchgeführt werden, dennein Großteil der titulierten Forderungen liegt unter 500 Euro.nichts mehr vom Einkommen des Schuldnersgepfändet werden darf. Besitzt er außerdemkeine Wertgegenstände, die sichnoch gewinnbringend veräußern lassen,hat der Gläubiger das Nachsehen. JudithBergs weist darauf hin: „Der Gläubiger erhältdaher unter Umständen trotz Titulierungseiner berechtigten Forderung keinGeld vom Schuldner.“Reform des Kostenrechts und der Sachaufklärungin der Zwangsvollstreckung und deren Auswirkungenauf das ForderungsmanagementFrank Kebsch, Geschäftsführer arvato infoscore,über zu erwartende Mehrkosten, neue Anforderungen, aber auch Chancen.Gibt es unterschiedlich Aspekte je nach Branche?Branchen, in welchen vorrangig geringere Forderungsbeträgebeizutreiben sind, werden durch die neue Gesetzgebung diegrößten Umstellungen vornehmen müssen. Hier gilt es – mehrdenn je – den Beitreibungsprozess zum Beispiel mittels scorebasierterSteuerung zu opt<strong>im</strong>ieren, um so die ausstehenden Forderungenso kosteneffizient beizutreiben, wie arvato infoscore diesseit langem tut.» Intelligente Prozesssteuerungals Erfolgsfaktor «ANZEIGEWelchen Schluss zieht arvato infoscore aus der aktuellenEntwicklung?Wir bauen auch künftig auf eine analytische Steuerung <strong>im</strong> Mahnprozess,intelligente Prozesse und innovative Lösungen bei derSchuldnerkommunikation. Mit der neuen Gesetzgebung werdendiese Aspekte wichtiger denn je werden und stellen langfristigden entscheidenden Erfolgsfaktor für Unternehmen der BrancheForderungsmanagement dar.Über arvato infoscore – Lösungen für alle Phasendes Kundenlebenszyklusarvato infoscore ist ein Tochterunternehmen der arvatoAG, des international vernetzten Outsourcing-Dienstleistersder Bertelsmann AG.Mit rund 1.900 Mitarbeitern und Hauptsitz in Baden-Baden ist arvato infoscore an elf Standorten in Deutschland,Österreich, der Schweiz und Ungarn tätig.Als integrierter Lösungsanbieter für das aktive und wertorientierteManagement aller Kundenbeziehungen undZahlungsflüsse ist das Unternehmen in fünf Geschäftsbereichenaufgestellt: Risk Management, Billing & Payment,Finance & Accounting, Collection und Utilities.arvato infoscore bietet damit alle Dienstleistungen „rundum den Zahlungsfluss“ – von der Risikoprüfung, über dieEntstehung einer Forderung, die Rechnungsstellung und-abwicklung inklusive der Forderungsabsicherung undVorfinanzierung bis hin zur Buchung der Zahlung oderder weiteren Beitreibung der Forderung.AKG IMAGESANZEIGEVerantwortlich für den Inhalt: arvato infoscore


SEITE VIII DIE WELT FRÜHJAHR 2012Inkasso-Unternehmen SONDERSEITENAndere Länder, andere SeitenInkasso-Forderungen ins europäische Ausland sind bislang noch eine Herausforderung für deutsche FirmenT 600 Millionen Euro werdenpro Jahr abgeschrieben, weil sichBetriebe nicht auf Streitigkeiten<strong>im</strong> Ausland einlassen wollenKLAUS LÜBEREin Mann wird von einemHerrn in Frack und Zylinderverfolgt. Eine Gestalt in Zorro-Kostümist einer Frau aufden Fersen. Diese schrägenSzenarien lesen sich wie das Skript fürHollywood-Klamauk, in Spanien sind siejedoch Realität. Die von Frackträgernund Clowns He<strong>im</strong>gesuchten haben auchnichts zu lachen. Denn das Ziel der Aktionist öffentliche Demütigung. SpanischeInkassounternehmen versuchen aufdiese Weise, säumige Schuldner zumZahlen ihrer Rechnungen zu bewegen.„Cobrador del frac“ (Kassierer <strong>im</strong> Frack)nennt sich eine der erfolgreichsten Firmen,die sich auf solch unkonventionelleFormen des Geldeintreibens spezialisierthat. Auch wenn man diesen Methodeneine hohe Erfolgsquote nachsagt, Inkasso-Expertenhalten sie für ein Randphänomen.„Was das professionelle Forderungsmanagementangeht, spielen solcheAnsätze nur eine marginale Rolle“,sagt Michael Bretz, Leiter Wirtschaftsforscherbe<strong>im</strong> Verband der Vereine Creditreforme.V. Gleichwohl symbolisiertendiese Firmen auf eingängige Weise,wie groß die Unterschiede <strong>im</strong> Umgangmit finanziellen Forderungen in den einzelneneuropäischen Ländern nach wievor sind. „Es ist nicht zu leugnen: Wirhaben es einfach in europäischen Kernländernmit einer deutlich höheren Zahlungsmoralzu tun als in der Peripherie<strong>im</strong> Süden und <strong>im</strong> Osten“, sagt Bretz.Welche mitunter drastischen Konsequenzendas für Handelsbeziehungen <strong>im</strong>europäischen Binnenmarkt haben kann,zeigt eine aktuelle Studie der EuropäischenKommission. Demnach habenrund eine Million kleinere Unternehmenmassive Schwierigkeiten, <strong>im</strong> AuslandSchulden einzutreiben. Rund 600 MillionenEuro werden jährlich abgeschrieben,weil sich die Betriebe nicht auf kostspieligeund undurchsichtige Rechtsstreitigkeitenin anderen Ländern einlassenwollen. Bei jedem vierten Unternehmenführten verspätete oder gar nicht getätigteZahlungen gar zur Insolvenz.Dafür lediglich innereuropäische Unterschiedein Zahlungskultur und Mentalitätverantwortlich zu machen wäre aberzu kurz gedacht. Oftmals stockt der Zahlungsverkehrauch aus schlichten juristischenGründen. Obwohl die 27 EU-Mitgliedsländerüber ähnliche Rechtssystemeverfügen, herrscht, gerade was länderübergreifendeZahlungsforderungenangeht, bislang noch ein großes Wirrwarran Regeln. Dies sei eine Schwachstelledes Binnenmarktes der EuropäischenUnion, „bei der dringend Abhilfegeboten ist“, so Viviane Reding, Vizepräsidentinder Europäischen Kommissionund EU-Kommissarin für Justiz.Eine dieser Regelungen, das sogenannteExequaturverfahren, will dieKommission auf Drängen von Redingnun auch abschaffen, um den Zahlungs-Früher wurden Geldgeschäfte in persönlichem Rahmen getätigt, Auge in Auge, auf Papier beglaubigt undbesiegelt. Heute erledigt das die Datenverarbeitung auf internationaler Ebene (Ausschnitt aus dem Gemälde„Ein Steuereinnehmer“ von Marinus Claes van Reymerswaele, 1490–1567, Museo Nacional del Prado, Madrid)verkehr zwischen Gläubigern undSchuldnern über europäische Landesgrenzenhinweg zu vereinheitlichen.Wollte beispielsweise eine polnische Firmavor einem Warschauer Gericht gegenein französisches Unternehmen ausstehendeZahlungen erwirken, müsste das„Dies ist eineSchwachstelle desBinnenmarktesder EuropäischenUnion“Viviane Reding, EU-Kommissarinpolnische Unternehmen zunächst einzeitraubendes Verfahren vor einem französischenGericht anstrengen, das alsExequaturverfahren bezeichnet wird.Die dabei anfallenden Kosten könntensich auf bis zu 3000 Euro belaufen. Undgenau dies sei, so die Kommissionsvizepräsidentin,eine nicht mehr zeitgemäßedemokratische Hürde: „In einem echtenBinnenmarkt sollten gerichtliche Entscheidungenin Zivil- und Handelssachen,die in einem Mitgliedstaat ergangensind, in allen anderen Mitgliedstaatender Europäischen Union vollständiganerkannt werden.“Auch die deutsche Politik wird aktiv.So hat die Europaabgeordnete MonikaHohlmeier (CSU/EVP-Fraktion) ein Pilotprojekt„Rasche und effiziente Beitreibungausstehender Forderungen vonkleinen und mittleren Unternehmen mitgrenzüberschreitender Tätigkeit“ gestartet.Es soll Unternehmen über ihrerechtlichen Möglichkeiten be<strong>im</strong> Umgangmit Schuldnern in den Mitgliedstaateninformieren und ihnen Leitlinien für eineffektives Forderungsmanagement andie Hand geben. Zudem wird es Seminaregeben, die Unternehmer für die praktischenNotwendigkeiten des Forderungsmanagementssensibilisieren sollen.In diesem Zusammenhang wird auchder <strong>Bundesverband</strong> Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU) aktiv, für den dasThema Europa sowieso schon lange ganzoben auf der Agenda steht. „Brüssel undEuropa“, so BDIU-Präsident WolfgangSpitz, „best<strong>im</strong>men <strong>im</strong>mer mehr denTakt, auch für die Unternehmen inDeutschland.“ Wobei Europa, auch dasbetont Spitz, grundsätzlich exzellenteVoraussetzungen für reibungslose Handelsbeziehungenbiete. „Aus Sicht derGläubiger kann man dabei nur sagen:Gott sei Dank gibt es Europa, denn dieeuropäischen Institutionen schaffen einRegelwerk, das es Unternehmen leichtermacht, das ihnen zustehende Geld auchtatsächlich zu erhalten.“Das heißt natürlich nicht, dass mannicht an der einen oder anderen Schraube<strong>im</strong> Regelwerk noch ein wenig nachjustierenkönnte und müsste. Beispielsweisemit dem Vorschlag für einen europäischenBeschluss zur vorläufigen Kontopfändung,erarbeitet von einer Expertengruppeunter der Beteiligung desBDIU. Durch die Regelung soll ein Gläubigerdie Möglichkeit erhalten, einen Betragin Höhe seiner Forderungen bis zurEntscheidung eines Gerichts auf demKonto des Schuldners einfrieren zu lassen.Über eines sollte man sich bei allenMöglichkeiten der Regelung allerdings<strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Klaren sein: Bereiche wieMentalität und Zahlungsmoral werdendavon nur marginal tangiert. Und sokann es tatsächlich bisweilen sinnvollersein, auf Forderungen ins Ausland wenigstensteilweise zu verzichten. Creditreform-FachmannMichael Bretz weiß:„Ein gutes Inkassounternehmen agiert<strong>im</strong>mer als Vermittler, als eine Art Makler.Und manchmal bedeutet eine Einigungeben auch, auf beiden Seiten Kompromisseeinzugehen.“SCHULDNERVERZEICHNISWer eine eidesstattliche Versicherungabgeben musste, wird be<strong>im</strong> zuständigenAmtsgericht in einem Schuldnerverzeichnisgeführt. DiesesVerzeichnis ist öffentlich zugänglichund vor allem für potenzielle Gläubigerinteressant. Das trifft beispielsweisefür Banken oder andere Kreditunternehmenzu, die die Kreditwürdigkeiteines Kunden abschätzen müssen.AKG-IMAGESFallstrickeauf fremdemTerrainKLAUS LÜBERInkasso ist für die deutsche Wirtschaftauch über die Grenzen des europäischenBinnenmarktes hinaus ein wichtigesThema. Schließlich unterhalten sie zuvielen Regionen der Welt intensive Handelsbeziehungen.Stockt der Rückflussdes Kapitals für ausgeführte Waren, stehendeutsche Gläubiger schnell vor großenHerausforderungen. Rechtliche Hürdensind zu überwinden, kulturelle Unterschiedezu erkennen und bürokratischeFallstricke zu meiden.Und das gilt nicht nur für Regionenwie Mittel- und Südamerika. Schon in unmittelbarerEU-Nachbarschaft herrschenoftmals bereits vollkommen andere ökonomischeRahmenbedingungen. „Im Unterschiedzum europäischen Binnenmarkt,in dem Korruption zwar ein bekanntes,aber dennoch nicht massiv vorherrschendesPhänomen ist, wird diesesProblem außerhalb der EU schnell zu einembeherrschenden Faktor“, sagt WolfgangKeusgen, Leiter der Auslands-Inkasso-AbteilungVerband der Vereine Creditreforme. V. So herrschen, was den Stellenwertvon Korruption <strong>im</strong> eigenen Wirtschaftssystemangeht, laut einem Berichtder Nichtregierungsorganisation TransparencyInternational bereits in RusslandVerhältnisse, wie wir sie etwa aus Nigeriakennen. Werden die Handelsdistanzennoch größer, kommen oftmals auch kulturelleUnterschiede <strong>im</strong>mer stärker zumTragen. So verbirgt sich hinter der berüchtigtschlechten Zahlungsmoral südamerikanischerLänder oftmals eine klischeebehaftete,aber tief verwurzelte Varianteländerübergreifender Kommunikation.Keusgen: „In einigen Staaten scheintes zum Standard zu gehören, geradedeutsche Unternehmen besonders langeauf Zahlungen warten zu lassen. Zum einengelten deutsche Firmen als besondersliquide. Aber auch das forsche Auftretenvon Firmenvertretern dürfte hierbeieine Rolle spielen.“Auf Auslandsinkasso spezialisierte Firmenempfehlen deshalb dringend schon<strong>im</strong> Vorfeld einer Geschäftsbeziehung diegründliche Überprüfung des potenziellenGeschäftspartners. Des Weiteren sollteman sich schon sehr früh über eine passendeZahlungsmodalität Gedanken machen,die dem Risikoprofil, aber auch derLandesmentalität des Kunden entspricht.Während hierzulande überwiegend perLastschrift, Vorkasse oder auf Rechnungbezahlt wird, sind <strong>im</strong> Ausland möglicherweiseandere Zahlungsarten Standard.US-amerikanische Unternehmen nutzenhierfür beispielsweise überwiegend dieZahlungsmittel Kreditkarte oder Scheck.Darüber hinaus sollten sich Unternehmer<strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Klaren darüber sein, dass dieRechtssicherheit für internationale Inkasso-Vorgängekein Standard ist. „DeutscheFirmen unterschätzen oft, dass sie trotzgültiger Verträge ihre Rechte <strong>im</strong> Auslandaufgrund anderer Gesetzeslagen nicht<strong>im</strong>mer <strong>im</strong> gleichen Umfang oder womöglichgar nicht geltend machen können.Versucht beispielsweise ein deutschesUnternehmen in Brasilien, offene Forderungenbeizutreiben, so unterliegt es <strong>im</strong>Rechtsfall nicht zwangsläufig deutschemRecht“, sagt Felix Beutler, Leiter CrossborderCenter bei EOS.Gläubiger scheitern oft an der Frage der ZuständigkeitVerband fordert eine zentrale Anlaufstelle in den Staaten der Europäischen Union – Interview mit dem Experten Erwin FalknerWie gut länderübergreifendeInkassoverfahren vonstattengehen,hängt von Entscheidungenin Brüssel ab. Noch sorgt Bürokratiein vielen Ländern für Ineffizienz.Mit Erwin Falkner, Vorsitzender des ArbeitskreisesEuropa <strong>im</strong> <strong>Bundesverband</strong>DeutscherInkasso-Unternehmen(BDIU), sprach Klaus Lüber.DIE WELT: Das Modell Europa stecktin der Krise. Wie wichtig sind dieVorgänge in der EU für die deutscheInkasso-Wirtschaft?ERWIN FALKNER: Die deutsche Wirtschaftist sehr exportorientiert. Dementsprechendintensiv sind die Handelsbeziehungenins europäische Ausland unddementsprechend häufig sind auch dieInkassoverfahren <strong>im</strong> Bereich des EU-Binnenmarktes. Die Art und Weise, wiedie länderübergreifende Kommunikationfunktioniert, hängt maßgeblich von denEntscheidungen in Brüssel ab. Deshalbist es wichtig, dass jetzt, wo viele Neuregelungenbeschlossen werden, ein großerVerband wie der BDIU als Auffangbeckenfür europäische Belange fungiert.BDIUErwin Falkner istVorsitzender desArbeitskreisesEuropa <strong>im</strong><strong>Bundesverband</strong>DeutscherInkasso-UnternehmenWie ist die aktuelle Situation, wennFirmen grenzüberschreitend Forderungengeltend machen wollen?Inkassobüros, die Firmen mit Handelsbeziehungenins europäische Auslandbetreuen, sehen sich mit zwei grundsätzlichenFragen konfrontiert: Haben wirdas sprachliche Potenzial, um unsere Belangeschnell und effektiv zu kommunizieren,und besitzen wir das fachlicheKnow-how, adäquat auf die gesetzgeberischenBesonderheiten <strong>im</strong> Land des Handelspartnerszu reagieren? Schließlich istein EU-Zahlungsbefehl nur dann wirksam,wenn er nicht nur in nationalesRecht umgesetzt, sondern auch von denjeweiligen Gerichten angewandt wird.Anders gesagt: Das Wissen der Umsetzungmuss über die Behördenwegetransportiert werden. Und das passiert,vor allem in südeuropäischen Mitgliedsländern,noch nicht reibungslos. Hinzukommen Besonderheiten bei der Regelungder Prozesskosten: Außer inDeutschland und Österreich ist es in keinemanderen europäischen Land möglich,die Kosten eines Verfahrens auf denSchuldner umzulegen.Was müsste sich ändern?Vor allem die Bürokratie in einzelnenLändern müsste abgebaut werden. Wirin Deutschland haben ein zentralesMahngericht für Inkassobelange. So einezentrale Anlaufstelle sollte es auch in anderenEU-Staaten geben, denn oftmalsist die Frage nach der Zuständigkeit diegrößte Hürde für den Gläubiger, seineAnsprüche gegen einen ausländischenSchuldner geltend zu machen. Es sollteüberhaupt möglich sein, ein festes Regulariumaufzubauen, wie man sich als Firmabei einer Inkassoforderung ins Auslandverhalten soll. Zum Beispiel auch inForm einer Datenbank, die Zugriffe aufVergleichsurteile zulässt.Welche Bedeutung haben Faktorenwie Mentalität und Zahlungsmoralbei der Umsetzung dieser Ziele?Es gibt, was die Begleichung von Rechnungenangeht, große Unterschiede zwischendem europäischen Kernland undder Peripherie. Während wir hier bereitsnach 16 Tagen mit ausstehenden Forderungenrechnen können, dauert eineZahlung in Italien um die 40 Tage. Werviel in die nicht kerneuropäischen Länderliefert, muss mit Zahlungszielen vonüber 50 Tagen rechnen. Das mag zum einenkulturelle Gründe haben, zum anderenauch ökonomische Ursachen. Vielesüdeuropäische Firmen haben Liquiditätsprobleme,bedingt durch nur schleppendfunktionierende Steuerrückzahlungen.Wichtig für deutsche Firmen ist,sich auf die Eigenheiten der jeweiligenLänder einzustellen, um nicht selbst inSchwierigkeiten zu geraten.Ein weiteres zentrales Thema ist derDatenschutz …Die Rechte des Verbrauchers zu schützenist notwendig. In diesen Belangensind wir in Deutschland ja auch schoneuropäische Spitze. Die Gefahr bei derNeuregelung sehe ich darin, die Anpassungenals reines Internet-Schutz-Gesetzzu interpretieren, das Nutzer vorden Fängen skrupelloser Datensammlerbewahren soll. Das ist einerseits sicherlichsinnvoll, andererseits werden dadurchviele wichtige Teilbereiche deswirtschaftlichen Lebens in ihrer Funktionbedroht. <strong>Wenn</strong> es einem Inkassounternehmennicht mehr möglich ist, einefehlende Adresse über eine Anfrage be<strong>im</strong>Einwohnermeldeamt oder bei der Umzugsdatenbankzu ermitteln, ist auchkein schneller Forderungseinzug mehrmöglich. Ein anderer Aspekt ist das Bonitätsscoring.Hierauf ist die Wirtschaftangewiesen und auch dies droht durchdie Neuregelungen nur noch eingeschränktzu funktionieren.Wie koordinieren Sie sich in Europamit anderen Verbänden?Um sich bei der EU-Kommission Gehörzu verschaffen, ist es wichtig, als großerDachverband aufzutreten. Das leistet inunserem Fall die Federation of EuropeanNational Collection Association, kurzFENCA, die die Belange aller nationalenVerbände bündelt, um sie in Brüssel entsprechendkommunizieren zu können.Es ist auch wichtig, sich mit der Situationin Mitgliedsländern auseinanderzusetzen.Als in Griechenland vor drei Jahrendas Inkasso verboten wurde, war esdie FENCA, die erfolgreich opponierte.+


FRÜHJAHR 2012 DIE WELT SEITE IXSonderseiten Inkasso-UnternehmenMit wenigen Klicksin die AbofalleT Dubiose Seiten <strong>im</strong>World Wide Web sind sogestaltet, dass „gefährliche“Buttons übersehen werdenT Wer sich anmeldet, bekommttatsächlich aber nur eineswirklich kostenlos – ÄrgerLENA BULCZAKEin unachtsamer Klick undschon sind 100 Euro fällig:Die Online-Portale versprechendie besten Downloadsfür den Rechner, klasseHausaufgabenhilfe, kostenlose SMSoder Gutschein-Gewinne. Ihre Opferködern sie mit scheinbaren Gratisinhalten.Wer sich bei ihnen anmeldet, bekommttatsächlich aber nur eines wirklichkostenlos – nämlich Ärger. Dass dieSurfer mit ihrer Registrierung irgendwo<strong>im</strong> Kleingedruckten ein kostenpflichtigesAbonnement abgeschlossen haben,merken sie nämlich in sehr vielen Fällenerst, wenn die erste Rechnung inden <strong>Briefkasten</strong> flattert.Die Abzocker gestalten ihre Seitendabei so geschickt, dass bereits jederneunte Internetnutzer auf sie hereingefallenist. Zwar hat die Bundesregierungreagiert und ein Gesetz verabschiedet,das den Internet-Gaunereien einen Riegelvorschieben soll: Ein Internet-Kaufvertragkommt demnach nur noch zustande,wenn der Nutzer auf einen Buttonklickt, auf dem eindeutig zu lesenist, dass er eine Zahlungspflicht auslöst.Doch selbst wenn das Gesetzgebungsverfahrenzügig vonstattengeht,die neue Regelung wird voraussichtlichnicht vor dem 1. Juli greifen. Bis dahinheißt es weiter aufpassen. „Am bestenbeugt man vor, indem man ohne triftigenGrund keine Kontakt- oder Zahlungsdatenangibt, dubiose Angebotegrundsätzlich meidet und <strong>im</strong> Zweifeldas Kleingedruckte liest“, rät BernhardRohleder, Hauptgeschäftsführer des IT-Branchenverbands Bitkom. GesundesMisstrauen sei sinnvoll, wenn angeblichkostenlose Web-Inhalte oder ServicesNamen und Adresse des Nutzersverlangten. Gleiches gelte für Telefonnummern,E-Mail-Adressen und erstrecht für Bank- und Kreditkartendaten.Wer doch in eine Abofalle getappt ist,Hilfe beiHausaufgaben,kostenlose SMSoder Gutschein-Gewinne…Gerade <strong>im</strong> Internetlocken unseriöseAnbieter mitscheinbarenGratisinhaltensollte vor allem Ruhe bewahren undnicht zahlen. „Wer die Rechnung begleicht,schadet nicht nur sich selbst –er trägt auch dazu bei, dass die Gaunereinicht aufhört“, sagt Edda Castelló,Rechtsexpertin bei der VerbraucherzentraleHamburg.Der Spuk ist <strong>im</strong> Falle eines Fallesmeist leider nicht so schnell vorbei. Betroffenemüssen sich darauf einstellen,dass eine Reihe von Schreiben vonRechtsanwälten und dubiosen Inkassobürosmit teilweise absurden Drohungenauf sie zukommt. Gern verweisendie Geldeintreiber auch auf angeblicheTREUHANDINKASSOGrundsätzlich lassen sich be<strong>im</strong> Inkassozwei Formen unterscheiden: das Treuhandinkassound der Forderungskauf.Um ein Treuhandinkasso handelt essich, wenn das Inkassounternehmendie offene Forderung <strong>im</strong> Namen und<strong>im</strong> Auftrag eines Gläubigers geltendmacht. Die Forderung verbleibt dabeialso be<strong>im</strong> ursprünglichen Gläubiger.Be<strong>im</strong> Inkassokauf wiederum übern<strong>im</strong>mtdas Inkassounternehmen dieForderung des Gläubigers und trittdamit selbst als Gläubiger auf.Hier wird also die Forderung anden Schuldner weiterverkauft.Urteile zulasten einzelner Verbraucher.Diese sind jedoch Ausnahmefälle, dieeiner Überprüfung in höheren Instanzenin der Regel nicht standhielten. EinigeFirmen sind den Verbraucherzentralennegativ aufgefallen, weil sie <strong>im</strong>merwieder auf Zwangsvollstreckungenund Pfändungen hinweisen. Anderedrohen mit Hausbesuchen und einerSpezialdetektei mit martialischem Namen,die „längerfristig und intensiv“recherchieren werde. Immer wieder genutztwird der „Klassiker“ – die Androhungeines negativen Schufa-Eintrags.Gerd Billen, Chef des <strong>Bundesverband</strong>esder Verbraucherzentralen (VZBV),vermutet hier schon „mafiöse Strukturen“.Einige unseröse Firmen hättensich inzwischen auf das Eintreiben vonunberechtigten Forderungen spezialisiert.Als Beispiele nennt er vier Inkassounternehmenmit wohlklingendenNamen – eine davon residiert angeblichin Kroatien. Im Dezember 2011 hatteder VZBV eine Untersuchung von 4000Verbraucherbeschwerden über unseriöseInkassopraktiken präsentiert. DasErgebnis: 99 Prozent der Beschwerdenwaren nach Auffassung des VZBV berechtigt.Jede zweite ging auf eine Internet-Abofallezurück.Wer auf Nummer sicher gehen will,sollte sein Widerrufsrecht nutzen unddas Internet-Abo bestreiten. Musterbriefedafür stellen sowohl das Bundesverbraucherministerium,die Verbraucherzentralenals auch die Stiftung Warentest<strong>im</strong> World Wide Web bereit.Jede seriöse Inkassofirma wird ihreTätigkeit einstellen, wenn der unfreiwilligeKunde deutlich gemacht hat,dass er nicht zahlen wird. Denn Paragraf254 Bürgerliches Gesetzbuch verpflichtetsie beziehungsweise Gläubigerdazu, keine unnötigen Kosten zu verursachen.Danach muss der unfreiwilligeAbonnent <strong>im</strong> Prinzip gar nichts mehrtun – es sei denn, er erhält einen Mahnbescheidvom Gericht.So weit geht zwar kaum ein Betrüger,und es bedeutet auch nicht, dass dessenForderung anerkannt ist. Trotzdemmuss bei Gericht binnen 14 Tagen einWiderspruch eingehen.Und dann wäre auch schon wiederder Trickbetrüger in der Pflicht. Erkönnte nun nur noch eine Gerichtsverhandlungin Gang bringen. Doch daswerden die wenigsten Gauner tun – umsich nicht die Chancen zu vermasseln,dass ihre übrigen „Kunden“ bezahlen.Einst waren es Landesherren, die ihren Untertanen harte Zinsen auferlegten;heute gehören Pleiten zum „Normalgeschäft“, weil etwa Raten nicht mehrbedient werden können (Ausschnitt aus dem Gemälde „Der Zinsgroschen“von Tizian, 1488–1576, Staatliche Kunstsammlungen Dresden)AKG-IMAGES/ERICH LESSINGANZEIGEHeraus aus der OpferrolleUnseriöse Firmen sind hartnäckig – eine Rentnerin wehrt sichLENA BULCZAKWer bei S<strong>im</strong>one L. (Name geändert)anruft, wird schonmal mit derben Worten begrüßt.Jüngst besch<strong>im</strong>pfte die 66-Jährigeeinen Freund, als sie seine Nummermit einer der fast 20 Inkasso-Abzockerfirmenverwechselt hatte, die sie seitetwa vier Jahren nicht in Ruhe lassen.Gelegentlich bis zu 15 Anrufe pro Tag,einen Haufen Mahnungen <strong>im</strong> eigens angelegtenSammelordner – die Drohgebärdender Trickbetrüger sind zumGrundrauschen <strong>im</strong> Alltag der Rentneringeworden. S<strong>im</strong>one L. hat sich aber inzwischenan die alltäglichen Belästigungengewöhnt. Aber: „Es nervt.“Und manchmal bringt es sie danndoch wieder auf die Palme. Zum Beispiel,als sie das Schreiben der „X. Inkasso“(Name geändert) vom November2011 liest. Sie schulde einem Gewinnspiel-Unternehmen225 Euro. BeiNichtzahlung könnten gegebenenfalls„nach Erlass eines VollstreckungsbescheidesZwangsvollstreckungen IhrerBezüge, Rente, Arbeitslosengeld u. ä.durch den Gerichtsvollzieher folgen“.Sollte sie sich an ihre telefonische Anmeldungnicht mehr erinnern, stündediese als Tondatei <strong>im</strong> Internet zur Verfügung,wenn sie ihre Telefonnummereingebe.In der Nacht kann S<strong>im</strong>one L. vorWut nicht mehr schlafen. „Man fühltsich so wehrlos“, erinnert sich die Hallenserin.Die vielen Mahnungen habensich zudem als Stresstest für ihre Eheerwiesen. Als die ersten Schreiben eintrudelten,hat sie sich noch fast mit ihremMann gestritten. „Hast du nichtvielleicht doch aus Versehen ...?“, verdächtigtensie sich. Doch mittlerweileist sich die Rentnerin sicher: „Wir machenso etwas nicht, keine Spiele, keinAbo, nichts.“Und Frau L. wehrt sich. „Von mir gibtes keinen Cent“, das hat sie sich geschworen.Am nächsten Tag geht siezur Verbraucherzentrale. Die habe ihrHIER GIBT ES HILFEVerhaltenstipps: Bundesverbraucherministerium(www.bmelv.de), die regionalenVerbraucherzentralen und dieStiftung Warentest (www.test.de)haben dezidierte Tipps zusammengestellt,wie unfreiwillige Abonnentenvorgehen sollten.Rechtsberatung: Wer sich nach derLektüre unsicher ist, kann sich sowohlvor Ort bei einem Rechtsanwalt oder,meist günstiger, bei der Verbraucherzentralevor Ort beraten lassen.Beschwerdestellen: Die Rechtsanwaltskammerdes jeweiligen Bundeslandesn<strong>im</strong>mt Beschwerden über Anwälteentgegen, die mit Abzockerngemeinsame Sache machen. Gleichestut der <strong>Bundesverband</strong> DeutscherInkasso-Unternehmen (BDIU) beidubiosen Inkassodienstleistern. AuchBanken sind dankbar, wenn sie erfahren,dass sie unfreiwillig zu Komplizender Internet-Betrügereien gewordensind. Gleiches gilt für Google, wennWerbeanzeigen des Browsers zu denGaunern geführt haben.geraten, „X. Inkasso“ einen Widerspruchper Einschreiben mit Rückscheinzu schicken und sich darauf gefasstzu machen, dass die Gauner soschnell nicht lockerlassen werden.Doch dabei will es L. nicht belassen. Siehandelt und wendet sich auch an diePolizei und das Amtsgericht Frankfurt/Main – die Stadt, die „X. Inkasso“ alsAnschrift angegeben hat.Das Ergebnis: L.s Widerspruchkommt als unzustellbar zurück, bei derPolizei erfährt sie, dass diese selbstschon einen Ordner über die „X. Inkasso“angelegt hat. Weil die Firma ihrenSitz in der Türkei hat, kommt aber auchdie Polizei nicht weiter. Aus demselbenGrund stellt auch die StaatsanwaltschaftFrankfurt das Verfahren ein. Immerhin:L. hat jetzt Klarheit, dass essich um Abzocker handelt. Dass dieGauner ihre Rente pfänden könnten,muss sie nun nicht mehr befürchten.Nur, vorbei ist damit noch langenichts. „Dann kam das Outlet – wie hießendie noch?“, L. blättert. „I. GmbH.“Diesmal hieß es, sie habe vergessen, ihrenEinkauf zu begleichen. Über zweiJahre soll sie je 89 Euro zahlen. EineAnwaltskanzlei Sch. wiederum versuchtes nur telefonisch. Hier sind es Spielschuldenin Höhe von 890 Euro. Auf L.sBitte, ihr den Vorgang per <strong>Post</strong> zukommenzu lassen, damit sie weiß, gegenwen sie Anzeige erstatten kann, reagiertdie sogenannte Kanzlei nicht.„<strong>Wenn</strong> das so weitergeht, werde ich beider Polizei noch Stammkunde“, sagt L.Denn auch das wird kaum das Letztegewesen sein, was Frau L. von „demLumpenpack“ hört.IHR SPEZIALIST IM FORDERUNGSMANAGEMENT.GFKL Financial Services AGGFKL betreut ein Forderungsvolumen von derzeit rund 21,5 Milliarden Euro.Standard & Poor`s verlieh das höchste Ranking als Servicer „Strong, Outlook Stable“.Unser Dienstleistungsportfolio:OutsourcingPortfoliomanagementklassisches InkassoAuslandsinkassoDatenmanagementE-CommerceRisiken min<strong>im</strong>ieren – Kosten senken – Erträge steigern.Durch die Übertragung Ihres Forderungsmanagements an die Experten von GFKL.L<strong>im</strong>becker Platz 145127 Essenwww.gfkl.comJens Junak | Leiter VertriebTel. +49 201 102 1170Fax +49 201 102 1102 070vertrieb@gfkl.com+


SEITE X DIE WELT FRÜHJAHR 2012Inkasso-Unternehmen SONDERSEITENKommunalesInkassomanagementmit „Bordmitteln“fordert die Behördenmanchmal überGebühr, aber dieÜbertragung derAufgaben an privateDienstleister stößt aufrechtliche Schranken:Der Datenschutzmuss gewahrt bleibenT Zwei Großstädte dienenals Fallbeispiele dafür,wie solche Lösungenaussehen könntenT Doch bevor diese Kommunenals Vorbilder taugen,bedarf es verlässlichergesetzlicher RegelungenJOST BURGERSteffen Färber bringt es auf denPunkt: „Unsere internen Kapazitätenwaren einfach ausgeschöpft.“Der Leiter derServiceeinheit Finanzen be<strong>im</strong>Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf in Berlinmeint damit die Tatsache, dass dieKommune <strong>im</strong> Osten der Hauptstadt ihrkommunales Forderungsmanagementmit Bordmitteln nicht mehr opt<strong>im</strong>ierenkonnte. Doch in Zeiten klammer Kassenzählt jeder Euro. Immerhin: 2011 betrugder kommunale Haushalt des Bezirksrund 500 Millionen Euro. Und 13 MillionenEuro Außenstände sind auch in einemsolchen Haushalt kein Klacks. Weshalbsich der Bezirk <strong>im</strong> vergangenenSommer dazu entschloss, einen hierzulandeungewöhnlichen Weg zu beschreiten:Er verkaufte einen Teil seiner Forderungenan ein privates Inkassounternehmen.Marzahn-Hellersdorf gehört zuden ganz wenigen Kommunen inDeutschland, die sich privater Dienstleisterbedienen. Als Vorreiter gilt dieStadt Wiesbaden, die seit 2010 solcheDienste nutzt. Dass es so wenige sind,dürfte auch daran liegen, dass die meistenKommunen mit ihrem Forderungsmanagementganz zufrieden sind – zumindestoffiziell. Vor allem aber sind esrechtliche Gründe, die die Einschaltungprivater Unternehmen verhindern, insbesondere<strong>im</strong> Hinblick auf den Datenschutz.Nur in wenigen Bundesländern –neben Hessen zum Beispiel Baden-Württembergund Berlin – signalisieren dieDatenschutzbehörden grundsätzlicheZust<strong>im</strong>mung.Rechtliche HürdenIn Marzahn-Hellersdorf trieb der ehemaligeBezirksstadtrat und jetzige BezirksbürgermeisterStefan Komoß dieIdee voran, externe Partner mit demForderungsmanagement zu betrauen.Ziel war, Forderungen zu verkaufen. „Esstellte sich aber heraus, dass es dabei fürden Bezirk erhebliche Restriktionengab“, erzählt Finanzleiter Färber. ZumMittler zwischen Arzt und PatientEinige Inkasso-Büros haben sich auf den Gesundheitsbereich spezialisiert, wo sensibles Vorgehen angesagt istT Eine Forderung verjährt erstnach Ablauf des dritten Jahresnach der RechnungsstellungANDREA VON GERSDORFFUnbezahlte Rechnungen gibt esnicht nur <strong>im</strong> Handel, bei Handwerkernoder in der Industrie.Auch <strong>im</strong> großen Bereich des Gesundheitswesenskönnen Inkasso-Unternehmentätig werden, um für Ärzte, Apotheker,Physiotherapeuten oder Krankenhäuserausstehende Beträge einzufordern.Auf dieses Betätigungsfeld desMedizin-Inkasso haben sich aber nur einigeUnternehmen spezialisiert. DennÄrzte oder Therapeuten haben in derRegel nicht so viele ausstehende Rechnungenoder lassen nach einer Weilevon der Forderung ab, wenn trotz Mahnungnicht gezahlt wird.Gibt sie oder will sie haben? „Laïs Corinthiaca“ ist möglicherweise eineAllegorie der „käuflichen Liebe“. Hans Holbein der Jüngere (1497–1543) hatda zwei sehr alte Gewerbe edel anmutend verknüpft (Ausschnitt aus demGemälde, zu sehen <strong>im</strong> Amerbach-Kabinett des Kunstmuseums Basel)Schiene für dieöffentliche HandManche wollen es sich mit den Patientenauch nicht verscherzen. Zum einentragen die Privatpatienten häufigzum Auskommen einer Praxis oder Klinikbei, zum anderen sind mit denRechnungen Krankheitsgeschichtenverbunden. Daher wird be<strong>im</strong> Kontaktmit den Schuldnern hier sensibler vorgegangen,obwohl be<strong>im</strong> Inkasso <strong>im</strong> Medizinbereichdie rechtlichen Rahmenbedingungenund das Prozedere fast diegleichen wie bei jeder anderen fälligenRechnung sind.„<strong>Wenn</strong> Patienten Arztrechnungennicht bezahlen, liegen die Gründe fürdie finanziellen Probleme überdurchschnittlichoft an der gesundheitlichenSituation“, bestätigt Helmut Schlotmann,Geschäftsführer von Medizininkassoin Offenbach. Deshalb setzt dasUnternehmen gerade am Anfang auf offenenDialog und signalisiert Gesprächsbereitschaft.„Denn wir wolleneinen dürfen etwa öffentlich-rechtlicheForderungen wie geschuldete Steuernaus datenschutzrechtlichen Gründen garnicht verkauft werden. Die Landeshaushaltsordnungvon Berlin schreibt zudemvor, dass Forderungen rechtzeitig undvollständig zu erheben sind. „Das Problem:Normale Forderungen kann ichdann nicht an einen Dritten für 90 statt100 Euro verkaufen“, so Färber.Im Pilotversuch <strong>im</strong> Sommer des vergangenenJahres fand man folgende Lösung:Verkauft wurden nur privatrechtlicheForderungen aus gewerblichen Vermietungen.Und man trennte sich nurvon niedergeschlagenen Forderungen,also solchen, die als nicht einbringbargelten. Denn, so Färber: „Für diese Forderungengilt das Gebot der Rechtzeitigkeitund Vollständigkeit nicht mehr.“Insgesamt kamen so Forderungen in Höhevon 262.000 Euro zustande. In Rahmeneines Interessebekundungsverfahrensentschied sich der Bezirk schließlichfür die Altor Gruppe. „Wir suchtennatürlich einen seriösen Partner. Letztendlichaber war der Preis ausschlaggebend.Altor bot uns für die Forderungenrund 30 Prozent.“Können Patientennicht zahlen,werden Ratenoder Stundungangebotengemeinsam mit dem Patienten schnellLösungen finden.“ Gleichzeitig machtdie Firma Medizininkasso klar, mit welchenKonsequenzen bei weiterem Zahlungsverzugzu rechnen ist, wenn nichtgezahlt wird.Auch Daniela Mateja, Inhaberin vonDAMA Inkasso in Puhlhe<strong>im</strong> bei Köln,Vorreiter WiesbadenWo Marzahn-Hellersdorf niedergeschlageneprivatrechtliche Forderungen verkauft,nutzt Wiesbaden andere Möglichkeitenprivater Inkassounternehmen.„Wiesbaden ist <strong>im</strong> Bundesgebiet die ersteund derzeit noch einzige Kommune,die ein externes Inkassounternehmenmit der Unterstützung als Verwaltungshelferin dieser Form beauftragt hat“,sagt Thomas Idstein von der Kämmereider Stadt. Die hessische Landeshauptstadtverkauft also keine Forderungen,sondern lässt sich von einem Inkassounternehmenbei der Beitreibung privatrechtlicherund auch öffentlich-rechtlicherForderungen unterstützen. „Hierzuwar die Einbindung des hessischen Datenschutzbeauftragtenerforderlich“, betontIdstein.In der Praxis wickelt das Inkassounternehmenzum Beispiel die Korrespondenzmit den Schuldnern ab oder vermitteltRatenzahlungsvereinbarungen.AKG-IMAGESINKASSOKOSTENDie Inkassokosten umfassen dieGebühren, Auslagen und sonstigenKosten, die für die Durchsetzung derForderungen des Gläubigers anfallen.Für die Inkassokosten gibt es keinenfesten Kostenrahmen, eine grobeOrientierung kann die Gebührenordnungder Rechtsanwälte sein.Die Inkassokosten können dem Schuldner<strong>im</strong> gerichtlichen Mahnverfahrenganz oder teilweise auferlegt werden.Außerdem werden schon seit LängeremBonitätsprüfungen und Adressanfragenextern beauftragt. Entscheidend ist, dassdas Inkassounternehmen <strong>im</strong> Prinzip nurNamen des Schuldners und die offeneSumme erfährt. „Das Nichtmitteilen derArt der Schulden geschieht, um den datenschutzrechtlichenAnforderungen gerechtzu werden“, sagt Thomas Idstein.Nutzen für die ÖffentlichkeitWas der Datenschutzbeauftragte in Hessengenehmigt, ist in anderen Bundesländernnoch undenkbar. Das bestätigtauch Hiltrud Grebe, geschäftsführendeGesellschafterin der in Marzahn-Hellersdorftätig gewordenen Altor Gruppe:„Weil es bislang noch keine klaren undallgemein verbindlichen Regeln hinsichtlichdes Datenschutzes und andererrechtlicher Regelungen gibt, ist die Unsicherheitgroß, denn bei diesem sehr sensiblenBereich möchte keiner Fehler machen.“Interessierte Kommunen führtenbislang jeweils eigene Gespräche mit denzuständigen Datenschutzbeauftragten.Grebe begrüßt naturgemäß die privatgewerblichunterstützte Abwicklung vonForderungen. „Die Ausgestaltung der Bearbeitungund der vertraglichen Bedingungenmuss aber auf die besonderenAnforderungen und Bedürfnisse derKommune abgest<strong>im</strong>mt sein“, betont HiltrudGrebe.Für Marco Weber schließlich, Sprecherdes <strong>Bundesverband</strong>es Deutscher Inkasso-Unternehmen(BDIU), ist die Sacheein gutes Beispiel für die sinnvolleZusammenarbeit von Behörden und Privaten.Neben den Chancen für die Privatwirtschaftsieht er vor allem den Nutzenfür die Öffentlichkeit: „Letztlichprofitieren durch die Mehreinnahmender Kommunen – durch Geld, das ihnenja ohnehin zusteht – alle Bürgerinnenund Bürger vor Ort.“hält es so, wobei sie von Anfang an <strong>im</strong>mernach Lösungen für die Schuldnersucht. „Wir sehen uns eher als Vermittlerzwischen Arzt und Patient“, sagt sie.„Deshalb rufen wir nach der schriftlichenZahlungsaufforderung, wenn nichtgezahlt wird, bei den Patienten an.“ Oftreiche das schon aus und gut 75 Prozentder Patienten zahlten. Denn durch denAnruf, so Mateja, wirke der Gläubigerernsthafter und menschlicher. „Schließlichsollen die Patienten ja auch wiederkommen“,sagt sie.<strong>Wenn</strong> Patienten nicht zahlen können,weil es ihre finanzielle Situation tatsächlichgerade nicht zulässt, werdenRatenzahlungen oder Stundung angeboten.Erst wenn gar nicht gezahlt wird,folgen gerichtliche Schritte. Insbesonderein jenen Fällen, wenn die Bonitätsprüfungergeben hat, dass Schuldnerbereits vor Inanspruchnahme der ärztlichenLeistungen die eidesstattliche Versicherung– auch bekannt als Offenbarungseid– abgegeben haben, oder überdas Vermögen ein Insolvenzverfahrenanhängig ist.<strong>Wenn</strong> sich aber abzeichnet, dass Patientenauch längerfristig nicht zahlenwerden, „raten wir unseren Kunden,dem schlechten Geld kein gutes hinterherzuwerfen“,sagt Helmut Schlotmann.Denn der finanzielle Aufwandrechnet sich angesichts der Höhe derRechnungen und der Erfolgsaussichtendann nicht mehr. Grundsätzlich empfiehltDaniela Mateja aufgrund ihrerlangen Erfahrung den Ärzten, nicht vordem Wort Inkasso zurückzuschrecken.„Eine außergerichtliche Zahlungsaufforderunglohnt sich auch bei geringenBeträgen. Schließlich sind es alle Leistungenwert, bezahlt zu werden, und eineForderung verjährt erst nach Ablaufdes dritten Jahres nach der Rechnungsstellung.“<strong>Wenn</strong>Freundenicht zahlenInkasso-Büroskönnen auch„privat“ eingreifenANDREA VON GERSDORFFWer von Freunden oder Verwandtennach einem privaten Darlehen gefragtwird, gerät meist in eine persönlicheZwickmühle. Soll er mit dem gewünschtenBetrag aushelfen und auf die versprocheneRückzahlung des Geldes vertrauen?Oder soll er lieber gleich Nein sagen,weil er ein ungutes Gefühl bei der ganzenSache hat? Gerade letzteren Schrittscheuen aber viele, um die Freundschaftnicht zu gefährden. Dabei gibt es noch eineinteressante dritte Möglichkeit. Siebietet eine Handhabe für den Fall, wenndas Geld tatsächlich nicht zurückgezahltwird: Es geht um den Abschluss eines privatenDarlehensvertrags. Der Vorteil ist,dass man dann letztendlich das Einforderndes Geldes einem Inkassounternehmenübergeben kann.„<strong>Wenn</strong> ein Vertrag abgeschlossen undvon beiden Parteien unterschriebenwurde, kann der Gläubiger wie bei jedemanderen Geschäft auch die Dienste vonInkassounternehmen in Anspruch nehmen“,sagt Marion Kremer, Vizepräsidentindes <strong>Bundesverband</strong>es der Inkasso-Unternehmen(BDIU). „Aber ohne einensolchen Vertrag hat man kaum eineChance, wieder an sein Geld zu kommen.“Wie <strong>im</strong> sonstigen Geschäftslebenauch zahle ein Großteil der Schuldnernach einer schriftlichen Mahnung danndoch, der Rest habe meist wirklich keinGeld mehr.Ausreichend ist den Inkassounternehmendabei schon eine handschriftlicheVereinbarung über die Höhe des Betragssamt Zinssatz, die Auszahlung des Geldesund den Rückzahlungstermin. Darinkann auch eine Ratenzahlung mit derHöhe der Raten festgelegt und fixiertwerden. Besonders wichtig ist der Nachweis,dass das Geld tatsächlich geflossenist. Fehlt er, ist das Vorgehen schwierig.Mag man sich die Übergabe nicht quittierenlassen, sollte man das Geld überweisenund als Verwendungszweck „Darlehen“vermerken.Bei höherenSummen solltesich der Gläubigeraußerdemzusätzlich eineSicherheit gebenlassenBevor der Gläubiger den Gang zumInkassounternehmen antritt, sollte erzunächst selbst an die Rückzahlung erinnern.„Das fällt vielen Leuten schwer, dadies der Freundschaft oder familiärenBeziehung einen faden Beigeschmackgibt“, sagt Marion Kremer. Sie empfiehltdennoch ein selbstbewusstes Herangehen,weil tatsächlich manche Schuldnerdie Rückzahlungen schlicht vergessenhaben. Kämen dann allerdings als Antwortunglaubwürdige Ausreden, sollteman den Fall einem Dritten übergeben.Das muss nicht einmal der Freundschaftschaden: Sie liegt ohnehin schon <strong>im</strong> Argen,wenn der Schuldner nicht zahlenwill. „Das Übergeben der Angelegenheitan ein Inkassounternehmen entlastet dieGläubiger vielmehr emotional, weil siesich nicht weiter darum kümmern müssen“,erzählt Kremer. Auch belastendeAnrufe der Schuldner blieben dann aus.Steht jedoch kein Fälligkeitsdatum <strong>im</strong>Vertrag, muss der Gläubiger den Vertragzuvor kündigen, wenn er sein Geld zurückhabenwill. Die Kündigungsfristhierfür beträgt drei Monate. Erst anschließendkann eine Inkassofirma tätigwerden. „Bei höheren Summen solltesich der Gläubiger außerdem zusätzlicheine Sicherheit geben lassen“, so Kremer.Das kann ein Kfz-Brief, das Motorradin der Garage oder ein teurer Flügelsein. Diese Dinge können dann <strong>im</strong> Falleeines Falles versteigert werden, wennkein Geld mehr da ist. Da die korrekteFormulierung solch einer Sicherungsübereignungallerdings wichtig ist, umAnsprüche durchzusetzen, sollte mansich vorher kundig machen.+


FRÜHJAHR 2012 DIE WELT SEITE XISonderseiten Inkasso-UnternehmenEffizienz be<strong>im</strong>Inkasso ist dieZielsetzung <strong>im</strong>Interesse derBeteiligtenT Be<strong>im</strong> gewerbsmäßigenEintreiben von offenenRechnungen geht es oft umviele relativ kleine SummenT Das lohnt sich erst dannrichtig, wenn dasForderungsmanagementweitgehend automatisiert läuftHARTMUT SCHUMACHERIn manchen Betrieben sieht Forderungsmanagementso aus: EinMitarbeiter aus einer anderen Abteilungblättert einmal <strong>im</strong> Monatwiderwillig durch den Stapel deroffenen Rechnungen, vergleicht sie mitden eingetroffenen Zahlungen undschreibt dann Mahnbriefe oder ruft diesäumigen Kunden an. Die meisten Firmenjedoch können sich eine solch charmantrustikaleVorgehensweise nicht erlauben.Und so haben natürlich schon seit langerZeit EDV-gestützte Methoden das Forderungsmanagementerobert.Für kleinere Betriebe bietet es sich an,einfach diejenigen Versionen von Buchhaltungsprogrammenzu verwenden, dieauch integrierte Mahnwesenfunktionenbieten – etwa „Lexware buchhalter“, „WI-SO Kaufmann“ und „Collmex buchhaltung“.Größere Firmen dagegen greifeneher zu komplexeren Forderungsmanagement-Programmen,zum Beispiel vonABIT, Ferber-Software, FICO oder SAP.Teilweise sind solche Programme als Zusatzmodulefür Enterprise-Resource-Planning-Softwareerhältlich. Und teilweisesind die Forderungsmanagement-Pro-Am laufenden Bandgramme eigenständig. Sie verfügen abersinnvollerweise über zahlreiche Schnittstellenzu anderer Software der Unternehmen– u. a. zur Kundenverwaltung, zumDokumenten-Management und zur Callcenter-Software.Die alte Devise „Zeit ist Geld“ gilt sehrdirekt für Firmen, die anderen UnternehmenFinanzdienstleistungen wie das Forderungsmanagementanbieten. Dahersind solche Firmen verstärkt darauf bedacht,die einzelnen Schritte des Mahnwesensmöglichst effizient ablaufen zulassen. Besonders stolz auf die opt<strong>im</strong>iertenAbläufe bei ihrem Forderungsmanagementist etwa die GFKL Financial ServicesAG, der zweitgrößte Inkassodienstleisterin Deutschland. Dazu GFKL-VorstandMarc Knothe: „Durch unsere opt<strong>im</strong>iertenArbeitsprozesse haben wir erheblicheVorteile gegenüber Mitbewerbern.Es gibt nicht viele, die sich mit unserenProzessen und der Automation messenkönnen.“Das Vorbild für die Arbeitsprozesse desUnternehmens sind die opt<strong>im</strong>ierten Abläufein Industriebetrieben – Inkassogeschäftsozusagen wie am Fließband. DieEckpfeiler der Opt<strong>im</strong>ierungen: effizienteAuslastung der Mitarbeiter, automatisierteAnrufe und technische Innovationenbe<strong>im</strong> Auffinden von Informationen.Jeder der Mitarbeiter <strong>im</strong> Forderungsmanagementbearbeitet – je nach Art, Alterund Höhe – pro Jahr bis zu 25.000Forderungen. 2006 hat die GFKL mit derUmstellung auf fließbandartige Abläufebegonnen. Der Erfolg: pro Jahr einedurchschnittliche Effizienzsteigerung vonetwa zehn Prozent. Eine Steigerungsrate,die das Unternehmen laut Marc Knothevoraussichtlich auch in den kommendenJahren erreichen wird.Für die effiziente Auslastung der Mitarbeitersorgen u. a. automatisierte Wiedervorlagen:Die verwendete Software weißaufgrund von statistischen Daten, welcheKunden an welchen Tagen und zu wel-SOTHEBY’S/AKG-IMAGES„Handarbeit“ beiFinanzdienstleisternwird <strong>im</strong>mer seltener, dennZeit ist Geld, heute mehrdenn je – deshalb laufenviele finanzielleTransaktionenautomatisiert überRechner (Ausschnitt ausdem Öl-Gemälde„Der Geldwechsler“ vonJacques de Rousseaux,1630–1638)chen Uhrzeiten am besten erreichbarsind. Und sie stellt für die Mitarbeiter derfirmeneigenen Callcenter automatisch dieTelefonverbindungen her. „Das richtigeKundenkonto zum richtigen Zeitpunktbe<strong>im</strong> richtigen Mitarbeiter“, so fasst MarcKnothe die Vorgehensweise zusammen.Bei den Sachbearbeitern außerhalb derCallcenter spielt die effiziente Auslastungebenfalls eine wichtige Rolle: Die Softwareerkennt, wie viele Vorgänge dieTeams <strong>im</strong> Moment bearbeiten, und verteiltweiteres Arbeitsaufkommen entsprechend.Übrigens, Aktenzeichen müssendie Sachbearbeiter nicht mehr oft eingeben:Jeder Schuldner erhält eine spezielleMAHNVERFAHRENBe<strong>im</strong> gerichtlichen Mahnverfahrenstellt der Gläubiger be<strong>im</strong> zuständigenGericht einen Antrag auf Zustellungeines Mahnbescheides. Erhebt derSchuldner nach Zustellung diesesBescheides keinen Widerspruch, kannder Gläubiger einen Vollstreckungsbescheidbeantragen. Erhebt derSchuldner Widerspruch kann derGläubiger einen Verhandlungsterminanberaumen lassen.Service-Telefonnummer, in der sein Aktenzeichenenthalten ist. Ruft er be<strong>im</strong>Callcenter an, dann identifiziert die Softwareihn anhand dieses Aktenzeichensund bringt für den Sachbearbeiter automatischdie richtige Akte auf den Bildschirm.Die Telefonanlage des Callcenters erkenntübrigens auch, wenn die Anzahl dereintreffenden Anrufe zurückgeht. Sie beginntdann automatisch, Kunden anzurufen– und leitet die Gespräche an die freienSachbearbeiter weiter. Auf diese Weisesind die Mitarbeiter des Callcenters permanentausgelastet.Ergänzend dazu gibt es weitere automatisierteMaßnahmen: Mahnschreibenbeispielsweise werden ohne manuelleEingriffe verschickt. Auch Bonitätsauskünfteholt das System in HunderteroderTausenderpaketen automatisch einund fügt sie den Kundenkonten hinzu.Und die GFKL-Mitarbeiter? Fühlen siesich wie Akkordarbeiter am Fließband?Anscheinend nicht: Die durchschnittlicheBetriebszugehörigkeit liegt bei etwasmehr als sechs Jahren. In regelmäßigenMeetings werden Verbesserungen besprochen.Und das WirtschaftsforschungsunternehmenCRF Institute hat die GFKLbereits in sieben aufeinanderfolgendenJahren als einen der „Top ArbeitgeberDeutschlands“ ausgezeichnet.ANZEIGERichtig entschieden?Die Antwort wissen Sie in vielen Lebensbereichen erst dann, wenn es unter Umständen schon zu spät ist. Damit Ihnendas in Ihrem Business nicht genauso ergeht, bekommen Sie von uns die aktuellen Fakten für Ihre Entscheidungsfindung.Und selbst wenn Sie sich einmal falsch entschieden haben sollten, sind Sie bei uns in den besten Händen.SAF Unternehmensverbund – Bonitätsprüfungen, Adressermittlungen, Inkasso.SAF Forderungsmanagement GmbH | Eppelhe<strong>im</strong>er Str. 13 | 69115 Heidelberg | www.saf-solutions.de | service@saf-solutions.de+


SEITE XII DIE WELT FRÜHJAHR 2012Inkasso-Unternehmen SONDERSEITENEmpathie gefragtMitarbeiter in der Branche müssen zuhören und vermitteln könnenT TV-Dokus über Inkassozeichnen ein schräges Bild, derAlltag in seriösen Firmen siehtganz anders ausLENA BULCZAKWer Inkasso hört, hatschnell das „Inkasso-Team Moskau“ vorAugen, wie es sich inFernsehsendungeninszenierte. Schwarz gekleidet, gut trainiert– die Geldeintreiber, meist frühereTürsteher verschiedenster Nationen,machten säumigen Schuldnern mit rigorosenAuftritten vor laufenden Kamerasklar, dass sie ihre Rechnungen in Zukunftbesser pünktlich begleichen sollten. „Forderungsmanagement!Das heißt: Im tiefschwarzenMercedes SL 600 mit getöntenScheiben den säumigen Schuldner ausfindigzu machen und auf alles gefasst zusein“, bewarb zum Beispiel der MännersenderDMAX seine mehrteilige Doku.„Kugelsichere Westen und Schusswaffengehören in der Branche zum Alltag.“Wer sich in Erwartung eines derartigenHarte-Männer-Kr<strong>im</strong>is zu einer Repräsentanzder Creditreform aufmacht, wird unweigerlichenttäuscht. Schlägerqualitäten?Fehlanzeige. Die Mitarbeiter eines dergrößten Inkassounternehmen Deutschlandserinnern eher an Bankberater, währendsie <strong>im</strong> Großraumbüro in Reih undGlied vor ihren Rechnern sitzen und abund an zum Telefon greifen. KlapperndeTastaturen, konstantes St<strong>im</strong>mengemurmel,ansonsten verschluckt ein dunkelblauerTeppich jedes Geräusch. Ist draußenein Fahrzeug <strong>im</strong> Einsatz, dann ist esmeist ein Lkw, der kistenweise Akten herankarrt.Und 31 der 34 Angestellten derANZEIGE© Alterfalter - Fotolia.comNICHT PFÄNDBARIm Rahmen eines Inkassos sind nurbest<strong>im</strong>mte Gegenstände und Geldmittelpfändbar. Nicht gepfändet werdendürfen u. a. notwendige Kleidungoder Haushaltsgeräte. Auch Geldwertekönnen nur bis zu einer best<strong>im</strong>mtenGrenze gepfändet werden, sodass derLebensunterhalt des Schuldners gewährleistetbleibt.Glossar: Constantin Graf von PocciBerliner Inkassoabteilung von Creditreformsind Frauen wie Jeanine K. Die Bürokauffrauarbeitet hier seit 16 Jahren <strong>im</strong>Forderungsmanagement. Eine kugelsichereWeste oder eine Pistole hat sie nochnie in der Hand gehabt.Doch auch Jeanine K. besitzt eine inder Inkassobranche nicht zu verachtendeWaffe: ihr psychologisches Gespür. Tagfür Tag muss die Brandenburgerin herausfinden,wie ihr Kunde, der Gläubiger, amschnellsten an sein Geld kommt. Telefoniertdie 37-Jährige säumigen Schuldnernhinterher, stellt sich <strong>im</strong>mer wieder auchdie Frage, ob es sich um einen notorischenLügner oder einen Pechvogel handelt.So kann die Beerdigung der Oma eineAusrede sein, während ein Hund auchwirklich mal eine Rechnung aufgefressenhat. „Wir sind wie Friseure“, sagt Frau K.Wer sich um das Eintreiben offener Rechnungenkümmere, müsse stets auch einoffenes Ohr für die Nöte der Schuldnerhaben. Sympathien bleiben da <strong>im</strong> Einzelfallnicht aus. Doch Mittlerrolle hin oderReelles Verhalten ist Grundvoraussetzung be<strong>im</strong> Umgang mit finanziellenForderungen – wer Geld verlangt, dem wird verständlicherweise ganz genauauf die Finger geschaut (aus dem Gemälde „Be<strong>im</strong> Steuereinnehmer“ vonJan Massys, 1509–1575, Kunstsammlung Dresden, Alte Meister)her, die Prioritäten sind <strong>im</strong>mer klar. „Inerster Linie vertreten wir die Interessender Gläubiger“, sagt sie.Das Massengeschäft erledigt K.s Computerallerdings fast von allein. Oft erhältdie Creditreform Hunderte von Datensäumiger Schuldner aus Buchhaltung oderMahnwesen eines ihrer Kunden. Sind dieAdress- und Rechnungsdaten eines jedenSchuldners erst einmal in der elektronischenAkte zusammengetragen, genügtein Mausklick der Sachbearbeiterin, undder Rechner erstellt standardisierteMahnschreiben. Das reicht oft schon aus,um die ausstehenden Zahlungen hereinzuholen.Erst wenn ein Schuldner nachzwei Mahnschreiben und einer weiterenAufforderung nicht reagiert hat, greiftFrau K. zum Telefon. „Viele Menschenhorchen erst auf, wenn sie persönlich angesprochenwerden“, weiß K. „Sie wissendann, dass es jetzt brenzlig wird.“Immer wieder erlebt Frau K., wie Menschenhilflos vor ihren Schuldenbergenstehen. Ein typischer Fall ist der Mittelständler,der kurz vor der Insolvenz steht,weil sich in seinen Büchern <strong>im</strong>mer mehroffene Forderungen sammeln, oder derArbeitslose, der nach dem Jobverlust seinenlaufenden Verpflichtungen nichtmehr nachkommen kann. Bietet K. ihnenRaten oder ein neues Zahlungsziel an, seiensie oft fast froh, einen Ansprechpartnerzu haben, der sie ermuntert und ihneneinen Weg aus der Misere weist.Nicht <strong>im</strong>mer ist es leicht, sich von denpersönlichen Schicksalen zu distanzieren.Da ist die alleinerziehende Mutter, die eineBürgschaft für ihren Ex-Mann unterzeichnethat und jetzt auf seinen Schuldensitzen bleibt, während er sich ins Auslandabgesetzt hat. Oder die Firma, beider man selbst gern einkaufte, die in dieInsolvenz rutscht. „Ich versuche, die Arbeitauf der Arbeit zu lassen – aber das gelingtnicht <strong>im</strong>mer“, gesteht K. Doch nichtalle Schuldner sind einsichtig und nichtalle offenen Forderungen berechtigt. Malist es der Choleriker, der versucht, seineVerpflichtungen wegzuschreien – undfünf Minuten später von selbst zurückruft,um sich zu entschuldigen. Mal heißtes, der Handwerker habe ein falschesRohr eingebaut, weshalb die Forderungnichtig sei. So jagt Jeanine K. nicht nur offenenRechnungen hinterher, sondernmuss <strong>im</strong> Zweifel auch recherchieren, obdie Forderungen des Gläubigers überhauptberechtigt sind. „Kein Fall ist wieder andere“, sagt die Brandenburgerin.Und genau diese Vielfalt ist es, die sie anihrem Job liebt. Kommt es zu keiner Einigung,geht es vor Gericht – und K.s Job istbeendet und eine Kollegin übern<strong>im</strong>mt dieTitelüberwachung, also die Betreuung alljener Forderungen, die richterlich bestätigtwurden.Auch wenn K.s Alltag mit der Geschichtevon der „Moskau Inkasso“ nicht viel zutun hat – die Fragen nach den Waffen undder kugelsicheren Weste bekommt sie fastjedes Mal zu hören, wenn sie Bekanntenvon ihrem Job erzählt. Manchmal spieltsie kurz mit und berichtet von ihren gefährlichenEinsätzen. Meist ärgert es sieaber nur, dass die Öffentlichkeit ihren Berufso falsch wahrn<strong>im</strong>mt. Denn auchwenn das „Inkasso-Team Moskau“ denAnschein einer Inkassofirma erweckenwollte – registriert war das dubiose Unternehmennie. Im Gegenteil – das VerwaltungsgerichtLüneburg hat dem ehemaligenFirmenchef Werner H. 2010 dasGewerbe untersagt. Nach einer Verurteilungwegen Nötigung und Falschaussagefehle dem Geschäftsführer die nötige Zuverlässigkeit.Außerdem wird gegen H.wegen gewerbsmäßigen Betrugs ermittelt.Mit falschen Versprechungen habe er vonseinen Auftraggebern Geld eingestrichen– ohne je eine Gegenleistung zu erbringen.Es geht um einen Schaden von mindestens1,2 Millionen Euro.AKG-IMAGESDie meisten Versicherungsnehmerzahlen zuverlässig – wir kümmernuns um alle anderen.Versicherungsinkasso aus Erfahrungwww.legial.deSachkunde als Karriere-KickOhne Erfahrung und Zeugnis keine Registrierung als UnternehmerLENA BULCZAKEine kleine Urkunde macht manchmaleinen großen Unterschied: AnjaM. (Name geändert) arbeitetseit acht Jahren <strong>im</strong> Forderungsmanagementund hat in einer MünsteranerRechtsanwaltskanzlei die Inkasso-Abteilungaufgebaut. Im vergangenen Jahr beschlossdie 40-Jährige, ihr praktischesWissen mit einem Zertifikat zu untermauern.Vom Juli 2011 bis Februar 2012besuchte sie den Sachkunde-Lehrgangder Deutschen Inkasso Akademie (DIA).Vier Wochen nachdem Frau M. ihren Abschluss<strong>im</strong> Karriere-Netzwerk Xing veröffentlichthat, zählt sie bereits sieben Stellenangebotevon Personalern aus der Inkassobranche– in den Jahren zuvor kamkein einziges. „Ich war total baff, mit soviel Interesse hatte ich nicht gerechnet.“Das Sachkunde-Zertifikat ist für die Inkasso-Branchetatsächlich ein sehr entscheidendes.Wer offiziell als Inkassodienstleisteroder als Niederlassungsleitereiner Inkassogesellschaft tätig werdenwill, muss sich laut Rechtsdienstleistungsgesetzregistrieren lassen. Die Registrierungerhält jedoch nur, wer strafrechtlichunbescholten ist, in geordneten wirtschaftlichenVerhältnissen lebt – undüber die erforderliche theoretische undpraktische Sachkunde verfügt. ZumindestLetztere können zukünftige Inkassounternehmeran Weiterbildungsstätten wieder Deutschen Inkasso Akademie erwerben.Mindestens 120 Stunden, so fordertes das Gesetz, müssen angehende Schuldeneintreibersich unter anderem <strong>im</strong>Zwangsvollstreckungsrecht, Zivilverfahrensrecht,<strong>im</strong> Schuld-, Sachen-, FamilienundErbrecht sowie <strong>im</strong> Allgemeinen Teildes BGB schulen lassen. Und: „Nur wermindestens zwei Jahre in diesem Berufsfeldgearbeitet hat, kann sich als Inkassodienstleisterregistrieren lassen“, ergänztKay Uwe Berg, Geschäftsführer der DeutschenInkasso Akademie sowie des <strong>Bundesverband</strong>esDeutscher Inkasso-Unternehmen(BDIU).Anja M. können die vielen Angeboteder Personaler heute wenig locken. IhreZusatzqualifikation hat sie wegen der Flutder Anfragen – inzwischen kommen täglichbis zu vier Mails – bereits wieder gestrichen.Denn sie hat ihr eigenes Ziel:Mit ihrem frisch verbrieften Wissen willsie sich selbstständig machen. Im Kurshat sie auch schon zwei Kolleginnen gefunden,mit denen sie in Zukunft zusammenarbeitenmöchte. Dennoch sind Anja„Dienstleistungender Inkasso-Branche sindgefragt wienie zuvor“Wolfgang Spitz, Präsident BDIUM. und ihre künftigen Mitstreiter – zumindestin diesem Jahrgang – eine Ausnahme.Nur wenige Kollegen suchten wiesie den Gang in die Selbstständigkeit. DasGros wurde vom Arbeitgeber geschickt.Meist waren sie Teamleiter großer Inkassounternehmen,die zum Niederlassungsleiterbefördert und registriert werdensollten. Die DIA bietet ihre Weiterbildung<strong>im</strong>mer wieder an verschiedenen Ortenan. Dass sich die angehende InkassounternehmerinM. ihrer Sache sicherer istals je zuvor, hängt auch mit dem Engagementder Seminarleiter zusammen. „Ichwar absolut überrascht, wie viel Rückenwindich hier von den Dozenten bekommenhabe.“ Ob als Richter, Rechtsanwalt,Rechtspfleger oder Datenschutzexperte,die Dozenten der Akademie stehen allesamtin Vollzeitjobs. Trotzdem seien siefür die Kursteilnehmer stets ansprechbargewesen.Was die Deutsche Inkasso Akademieihren Teilnehmern vermitteln will, istlängst nicht nur das theoretische Rüstzeug.Denn <strong>im</strong> Alltag kommt es häufig aufein gewisses Fingerspitzengefühl an. Geradedies ist für Anja M. auch besonderswichtig: Sie vertritt oft kleine und mittelständischeUnternehmen, die von ihrenKunden und Geschäftspartnern zwar offeneForderungen einholen wollen. Dasbestehende Geschäftsverhältnis wollendie Mittelständler aber nicht gefährden.Sich selbst sieht sie daher als eine Mittlerin:„Die Forderungen sind zumeist demGrunde und der Höhe nach unstreitig“,sagt M. In ihrer praktischen Arbeit gehees daher vor allem darum, eine Einigungzu finden und den wirtschaftlichen Schadenauf beiden Seiten möglichst gering zuhalten.Für die berufliche Zukunft rechnet sichAnja M. gute Chancen aus. „Die Wirtschaftsteht nach wie vor auf wackeligenBeinen“, beobachtet sie. Die Auftragsbücherseien voll, oft fehle aber die Liquidität.Und vielen Mittelständlern fehle <strong>im</strong>Alltag schlicht die Zeit, offenen Forderungenhinterherzulaufen. Das kann auchWolfgang Spitz, Präsident des <strong>Bundesverband</strong>esDeutscher Inkasso-Unternehmen,bekräftigen: Dienstleistungen der Inkassobrancheseien gefragt wie nie zuvor.Doch bei aller Liebe zur Aufgabe – amEnde ist es doch wie in der Schule. Ein„Hassfach“ hat es auch für Anja M. gegeben:das Kostenrecht. Trotz der Versucheder Dozentin, die Möglichkeiten der Vergütungklar darzulegen. Frau M. bleibt dabei:„Auch wenn es unser Job ist, Geld fürMandanten reinzuholen – das heißt nochlange nicht, dass wir selbst gerne Rechnungenschreiben.“+

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