Programmheft - kammermusik festival hohenstaufen
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II<br />
Samstag<br />
11 Uhr<br />
Reklamemarke<br />
mit rätselhaftem<br />
Werbekonzept<br />
Herzlich willkommen<br />
im <strong>kammermusik</strong>alischen Raritätenkabinett,<br />
zu einer Matinee der kleinen Formen, der heiteren Töne, der artigsten<br />
musischen Liebenswürdigkeiten und vielfarbig funkelnden Kleinode!<br />
Die anmutigen Duette und Trios dieses Hohenstaufener Vormittags<br />
sind wohlgemerkt allesamt so kostbar, dass vor ihrem Zauber jedweder<br />
Anflug jenes Belächelns verpuffen wird, das sich andernorts in<br />
einem Raritätenkabinett üblicher Prägung in kollektiver Übereinkunft<br />
auf Kennermienen breitzumachen pflegt. Freilich: fröhlich gelächelt<br />
werden darf auch heut und hier – dafür bürgen und sorgen unsere<br />
Kammermusiker mit ihrem feinen Programm allemal.<br />
Als Paradebeispiel für ausge -<br />
sprochen rare Kostbarkeiten können<br />
Beethovens Sechs Menuette WoO 9<br />
gelten, deren eher zweitrangige Eigenschaft<br />
als Gegenstand der Beethoven-<br />
Forschung von absolutem<br />
Nicht vor handensein irgendwelcher<br />
nützlicher Informationen geprägt ist.<br />
Das ansonsten beispielhafte Online-<br />
Nachschlagewerk des Beethoven-<br />
Hauses Bonn vermerkt lakonisch:<br />
„Zu diesem Werk befinden sich keine<br />
Dokumente im Digitalen Archiv“ und<br />
erweist uns den zweifelhaften Dienst<br />
chronologischer Zuordnung mit der<br />
bereits von Kinsky geäußerten Ver -<br />
mutung „um 1795?“. Vielleicht entspannen<br />
sich die Spezialisten irgendwann<br />
zur Annahme, die hübschen Tänze in ihrer „althergebrachten“ Besetzung<br />
– keine „echten“ Trios, sondern Duette mit Bassbegleitung –<br />
seien irgendwann zu irgendeinem geselligen Anlass entstanden, um<br />
uns heute erbaulicherweise wissen und zu hören zu lassen, dass der<br />
„Gigant“ Beethoven auch mal schwuppdiwupp ein Sixpack fröhlicher<br />
Menuette aufs Tableau legen konnte? Nach einer bisher allerdings<br />
völlig unbestätigten These soll der Komponist die Stücke für eine<br />
morgendliche Aufführung durch junge Kammermusiker in landschaftlich<br />
besonders reizvoller Umgebung vorgesehen haben...<br />
Zum ersten Mal sei der „Zauber der Geigenromantik“ zu hören<br />
gewesen: Der 20-jährige Louis Spohr wurde nach einem Auftritt mit<br />
seinem zweiten Violinkonzert in Leipzig auf einen Schlag zum berühmten<br />
Mann und von Friedrich Rochlitz als „einer der vorzüg -<br />
lichsten derzeit lebenden Violinspieler und ein bedeutender<br />
Komponist“ geadelt. Im Jahr darauf spielte er nicht weniger erfolgreich<br />
beim Hofkonzert in Gotha und wurde vom Fleck weg zum her-<br />
12 <strong>kammermusik</strong><strong>festival</strong><strong>hohenstaufen</strong>