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Selten aufgeführte Werke und ein makelloses Trompetenspiel

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Westdeutsche Zeitung<br />

11.04.2011<br />

<strong>Selten</strong> <strong>aufgeführte</strong> <strong>Werke</strong> <strong>und</strong> <strong>ein</strong> <strong>makelloses</strong> <strong>Trompetenspiel</strong><br />

8. Sinfoniekonzert Mit donnerndem Applaus <strong>und</strong> Bravo−Rufen belohnt das Publikum den Vortrag<br />

von Solo−Trompeter <strong>und</strong> Orchester.<br />

Von Veronika Pantel<br />

Dass das Wuppertaler Sinfonieorchester nicht nur mit bestechendem Zusammenspiel glänzt, sondern<br />

auch erstklassige Solisten in s<strong>ein</strong>en Reihen hat, beweist im achten Sinfoniekonzert der Spielzeit in der<br />

Stadthalle die Aufführung des selten zu hörenden Konzerts für Trompete <strong>und</strong> Orchester in As−Dur<br />

des armenischen Komponisten Alexander Arutjunjan von 1950.<br />

Cyrill Sandoz, seit 2007 erster Solo−Trompeter des Orchesters, spielt s<strong>ein</strong>en Part ausgezeichnet: Eine<br />

makellose, subtile Tonbildung, <strong>ein</strong> mühelos−f<strong>ein</strong>es Piano <strong>und</strong> strahlend klar ausformulierte Höhen<br />

sind Kennzeichen s<strong>ein</strong>er ästhetischen Klangkultur. Melodisch−ruhige, mit dem Dämpfer sanft<br />

geblasene Passagen gestaltet er ebenso <strong>ein</strong>dringlich wie rasche Staccato−Reihen <strong>und</strong> übermütige<br />

Hüpfer.<br />

Der Solo−Trompeter kann sich auf s<strong>ein</strong>e Kollegen verlassen<br />

Das mit armenischer Folklore angereicherte <strong>und</strong> mit großem Orchester besetzte Konzert endet mit<br />

<strong>ein</strong>er Akkordfolge, die mit komplexen Skalen, extremen Tonsprüngen <strong>und</strong> Lagenwechseln noch<br />

<strong>ein</strong>mal alle Technik−Finessen des Instruments auskostet. Sandoz kann sich jederzeit auf s<strong>ein</strong>e<br />

Kollegen verlassen, die ihm souverän zur Seite stehen.<br />

Mit Niels Wilhelm Gades heroischer <strong>und</strong> dämonischer „Hamlet“−Konzertouvertüre op. 37 eröffnete<br />

das Orchester s<strong>ein</strong> Programm ebenfalls mit selten gespielter Musik. Auch die zweite Sinfonie von<br />

Jean Sibelius von 1902 ist nicht oft in Konzertprogrammen zu hören. Toshiyuki Kamioka betont in<br />

s<strong>ein</strong>em Dirigat die weitgeschwungenen <strong>und</strong> melodisch geführten Linien – <strong>ein</strong>e ebenso warm<br />

atmende wie weich zitternde Musik im ersten Thema des Kopfsatzes. Immer wieder fügen sich<br />

hier Motive <strong>und</strong> Phrasen der Themen neu, so dass sie nie ausschwingen, sondern subtile Störungen<br />

erfahren.<br />

Tänzerisches Scherzo kontrastiert <strong>ein</strong> melancholisches Trio<br />

Der dunkle zweite Satz dagegen ist <strong>ein</strong>e Folge gespenstischer Tritte in den tiefen Streichern, über die<br />

die Fagotte <strong>ein</strong>e schwebende Klage−Melodie legen. Kamioka setzt auf deutliche Pausen, bevor<br />

unruhige Liegeklänge die Streichermelodien gr<strong>und</strong>ieren. Das aufhellende, tänzerische Scherzo<br />

kontrastiert wiederholt <strong>ein</strong> langsames <strong>und</strong> melancholisches Trio.<br />

Endgültig soghaft <strong>und</strong> suggestiv kreisend entwickelt sich der Finalsatz im spätromantisch−<br />

schwelgenden Ton. Stürmischer wird die Stimmung, imposant intonieren Violinen, Trompeten <strong>und</strong><br />

Hörner ihr Liedthema. Unglaublich perfekt servieren die Sinfoniker unter Kamiokas bestimmendem<br />

Dirigat diese ebenso bedrohlich−ekstatisch wie weich fließende Musik, die sich im Kopf <strong>ein</strong>nistet <strong>und</strong><br />

den Hörer zwingend gefangen nimmt.<br />

Donnernder Applaus <strong>und</strong> Bravo−Rufe lohnen den unermüdlichen <strong>und</strong> musikalisch überzeugenden<br />

Einsatz der Musiker.


Der Solist Cyrill Sandoz wurde gestern für s<strong>ein</strong>e Darbietung in Arutjunjans Konzert für Trompete <strong>und</strong><br />

Orchester in As−Dur stürmisch gefeiert. Foto: Archiv

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