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als PDF downloaden - Sinfonieorchester Wuppertal

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Westdeutsche Zeitung<br />

01.09.2012<br />

Das Ziel: Mehr Gastspiele für die Sinfoniker<br />

Interview Jörg Hillebrand ist seit wenigen Tagen im Amt: Der 43-jährige Opern-Fan ist<br />

neuer Direktor des Orchesters. Nicht zuletzt intern, mit der anstehenden<br />

Umstrukturierung, hat er eine große Aufgabe vor sich.<br />

Das Gespräch führte Martina Thöne<br />

Martina Thöne: Herr Hillebrand, Sie haben Posaune und Musikwissenschaft studiert, waren<br />

Redakteur bei einem Fachmagazin für klassische Musik und Jazz, später auch künstlerischer<br />

Manager der Bochumer Symphoniker. Nun sind Sie Orchestermanager des <strong>Wuppertal</strong>er<br />

<strong>Sinfonieorchester</strong>s. Wurden Sie gefragt oder haben Sie sich ganz „normal“ beworben?<br />

Jörg Hillebrand: Ich habe mich initiativ beworben. Ich hatte gehört, dass eine Stelle frei<br />

wird.<br />

Thöne: Welche Beziehung haben Sie zu <strong>Wuppertal</strong>?<br />

Hillebrand: Ich habe hier während des Studiums im Bergischen Blechbläserensemble<br />

gespielt. Später habe ich auch mal einen großen Artikel über die Stadthalle und ihre<br />

musikalischen Vorzüge geschrieben.<br />

Thöne: Abgesehen von der Stadthalle schwärmen viele auch für Toshiyuki Kamioka.<br />

Kulturdezernent Matthias Nocke sagt, er habe „Popstar-Qualitäten“. Der Chef-Dirigent der<br />

Sinfoniker ist unumstritten ein Publikumsliebling. Da ist nicht nur das Zuhören, sondern auch<br />

das Zusehen ein Genuss.<br />

Hillebrand: Das sehe ich genauso. Es gibt viele, die Theater machen – um des Theaters<br />

willen. Aber bei ihm ist die Körpersprache stimmig.<br />

Thöne: Sie stoßen in einer alles andere <strong>als</strong> ruhigen Zeit zu den Sinfonikern. Ein Sturm, die<br />

mögliche Fusion mit den Bergischen Symphonikern, wurde zwar abgewendet, aber die<br />

finanzielle Situation ist nach wie vor brisant. Außerdem steht die Gründung der <strong>Wuppertal</strong>er<br />

Orchester− und Bühnen GmbH (WOB), der Zusammenschluss der <strong>Wuppertal</strong>er Bühnen mit<br />

den Sinfonikern, an. Wie sehen Sie die aktuelle Lage?<br />

Hillebrand: Zunächst einmal ganz unbedarft und positiv. Ich habe von den Problemen <strong>als</strong><br />

Außenstehender nicht so viel mitbekommen. Ich möchte mich auch nicht verrückt machen<br />

lassen. „Ich hoffe, dass das Orchester noch intensiver in der Stadt verankert werden kann.“<br />

Thöne: Mit welchen Zielen treten Sie an?<br />

Hillebrand: Die Überführung, Umwandlung, Fusion, wie man es auch nennen will, so<br />

schmerzlos und erfolgreich für alle Seiten zu gestalten. Grundsätzlich ist das Ziel, so<br />

weiterzumachen wie bisher. Das heißt: so erfolgreich wie bisher. Gleichzeitig hoffe ich, das<br />

ein oder andere Gastspiel mehr <strong>als</strong> bisher arrangieren zu können – das ist vor allem auch der<br />

Wunsch von Toshiyuki Kamioka. Ich habe meine „alten“ Kontakte wieder aufgenommen und<br />

bereits Agenturen kontaktiert, mit denen ich schon zu meiner Bochumer Zeit<br />

zusammengearbeitet habe.


Thöne: Das heißt konkret?<br />

Hillebrand: Von Seiten Toshiyuki Kamiokas besteht natürlich der Wunsch, irgendwann<br />

einmal wieder nach Japan zu reisen. Das ist aber Zukunftsmusik und noch nicht spruchreif.<br />

So schön und wichtig Gastspiele für die Musiker sind: Ich hoffe, dass das Orchester noch<br />

intensiver in der Stadt verankert werden kann – im Bewusstsein und in den Herzen der<br />

<strong>Wuppertal</strong>er.<br />

Thöne: Was hören Sie, wenn Sie nicht gerade dienstlich in einem Konzertsaal sitzen?<br />

Hillebrand: Nur Klassisches. Das ist allerdings eine Frage der Zeit, nicht der Vorlieben. Wobei<br />

ich sagen muss: Ich höre privat keine Musik mehr – in diesem Beruf verschwimmen die<br />

Grenzen. Ich lese lieber, vor allem moderne Klassiker.<br />

Thöne: Sie bringen Managererfahrung mit und können in dieser Funktion einen Vergleich<br />

ziehen. Was unterscheidet oder verbindet die Bochumer Symphoniker mit den <strong>Wuppertal</strong>er<br />

Sinfonikern? Hillebrand: Die beiden Orchester sind von der Qualität her vergleichbar. Aber<br />

wenn ich jetzt Agenturen anspreche, merke ich: Der Name Kamioka ist deutlich bekannter –<br />

auch überregional. Davon muss man profitieren. Abgesehen davon: In Bochum gibt es keine<br />

Oper. Das Ensemble dort ist ein reines Konzertorchester. Dass die <strong>Wuppertal</strong>er Sinfoniker<br />

auch in der Oper spielen, empfinde ich <strong>als</strong> zusätzlichen Anreiz. Denn ich mag die Oper sehr.<br />

Und: Bochum hat keinen eigenen Konzertsaal. Die <strong>Wuppertal</strong>er Stadthalle ist ein großes<br />

Geschenk.<br />

Thöne: Bei welcher Oper können Sie nicht „nein“ sagen?<br />

Hillebrand: Ich mag Wagner sehr – und Richard Strauss. Wenn ich mich jetzt für eine Oper<br />

entscheiden müsste, dann wäre es wohl „Elektra“.<br />

Thöne: Sie haben früher Klavier gespielt, später sogar Posaune studiert. Wollten Sie nie<br />

Profi-Musiker werden?<br />

Hillebrand: Nein, eigentlich nie. Ich bin während des Studiums zweigleisig gefahren und<br />

habe relativ bald den Schwerpunkt auf die Musikwissenschaft gelegt. Interessant ist aber,<br />

dass ich jetzt gewissermaßen in einem Orchester mitspiele, nur nicht <strong>als</strong> Musiker. Ich habe<br />

mich auch in meiner Bochumer Zeit <strong>als</strong> Mitglied des Orchesters gefühlt. Das wird sicherlich<br />

auch in <strong>Wuppertal</strong> der Fall sein.<br />

Thöne: In Ihrer Dissertation haben Sie sich mit dem kompositorischen Werk von Igor<br />

Markevitch beschäftigt. Ist nun anzunehmen, dass die Sinfoniker demnächst verstärkt<br />

Markevitch-Stücke auf dem Spielplan haben werden?<br />

Hillebrand: Markevitch ist vor allem <strong>als</strong> Dirigent ein Begriff – weniger <strong>als</strong> Komponist. So<br />

gesehen war es eine Grundlagenarbeit. Aber bei aller Zuneigung, die man zu einem Künstler<br />

gewinnt, mit dem man sich intensiv beschäftigt, muss ich ehrlich sagen: Es gibt Wichtigeres.<br />

Obwohl – vielleicht spielen die Sinfoniker ja mal das ein oder andere Stück . . .


Zur Person<br />

Ausbildung:<br />

Jörg Hillebrand, am 23. März 1969 in Gütersloh geboren, aufgewachsen in Willich, studierte<br />

in Köln Musikwissenschaft, Germanistik und Romanistik. Parallel dazu absolvierte er an der<br />

Robert−Schumann−Hochschule in Düsseldorf eine künstlerische Ausbildung mit Hauptfach<br />

Posaune sowie ein Aufbaustudium Kulturelles Management in Köln.

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