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Gabriela Ijac verlässt den Schleudersitz - Sinfonieorchester Wuppertal

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Westdeutsche Zeitung25. November 2010<strong>Gabriela</strong> <strong>Ijac</strong> verlässt <strong>den</strong> <strong>Schleudersitz</strong>Von Veronika PantelPorträt Die 1. Konzertmeisterin verabschiedet sich heute in Holland.35 Jahre lang war die Geigerin <strong>Gabriela</strong> <strong>Ijac</strong> die rechte Hand der Dirigenten im<strong>Sinfonieorchester</strong> <strong>Wuppertal</strong>, die sie kommen und gehen gesehen hat. Nun geht sie selbst in<strong>den</strong> wohlverdienten Ruhestand. „Dennoch ist es ein Abschied auf Raten“, verrät diegebürtige Rumänin. „Obwohl die Stelle seit langem ausgeschrieben ist, ist noch keinNachfolger gefun<strong>den</strong>.“Deshalb hat sie auch das Orchester auf seiner Japan−Tournee begleitet und die Konzertreisenach Italien mitgemacht. Ihre letzte Aufgabe ist es, mit dem Orchester auf Holland−Tourneezu gehen – gestern Abend spielten die Sinfoniker in Enschede, heute folgt ein Konzert inZwolle.„Das ehrt und freut mich natürlich zugleich“, sagt <strong>Ijac</strong>. Sie geht vorzeitig in <strong>den</strong> Ruhestand,wofür sie selbstkritisch Gründe anführt: „Meine künstlerischen Ansprüche waren immergewaltig. Irgendwann spürt man, dass die Stange zu hoch liegt.“ In Sachen Qualität hat sienie Zugeständnisse gemacht, seit ihrem siebten Lebensjahr konsequent täglich drei Stun<strong>den</strong>geübt. „Ich habe meine Geige sogar in <strong>den</strong> Urlaub mitgenommen, in einem Hotel war ich nurdie ‚Signorina Trallala’ “, sagt sie schmunzelnd.Die Verantwortung nahm sie ernst, die Vorbild−Funktion der ersten Konzertmeisterin war ihreine Herzensangelegenheit: „Das ist ein schwerer Job auf diesem ‚<strong>Schleudersitz</strong>’.Ein kleinster Fehler von mir multipliziert sich ja.“„Ich bin kein Diplomat.“ <strong>Gabriela</strong> <strong>Ijac</strong>, MusikerinNicht immer waren alle mit ihr einer Meinung. „Ich war keine leichte Kost, aber ich konntemich nicht verbiegen lassen.“ Jetzt will <strong>Ijac</strong> die junge Generation ranlassen: „Zu meiner Zeitwar es anders. Ob es besser war, wird die Geschichte zeigen.“Zunehmend verlange der Konzertmeister−Job neben eiserner Disziplin auch psychologischesGespür, dafür sei sie nicht geschaffen: „Ich bin kein Diplomat.“ Das hat auch mancher derDirigenten erfahren müssen. Einige vergessen ihrer Meinung nach, „dass Zusammenarbeitauf Geben und Nehmen beruht. Einige bleiben beim Geben.“ Dann fehlten dieSpannungsbögen, dann seien die Musiker unzufrie<strong>den</strong>. Von „bitteren Kämpfen“ und„schlaflosen Nächten“ spricht sie.Aber natürlich hat es auch viel Freude in ihrem Musikerinnenleben gegeben. Sogar an ihrenersten Dienst in <strong>Wuppertal</strong> erinnert sie sich: „Das war unter Hanns−Martin Schneidt eine


Probe zu ‚Figaros Hochzeit’.“ Und solch einen Jubel des Publikums für das Orchester wiederzeit unter Toshiyuki Kamioka habe sie in 35 Jahren nicht erlebt.In Zukunft will <strong>Ijac</strong> gelassen <strong>den</strong> Tag beginnen, in Ruhe Geige üben, viel reisen und vieleKonzerte und Opern besuchen. Darauf freut sie sich sehr: „Dann sitze ich auf der anderenSeite der Front.“<strong>Gabriela</strong> <strong>Ijac</strong> spielte gestern Abend mit dem <strong>Sinfonieorchester</strong> in Enschede. Heute Abend istsie noch einmal in Zwolle im Einsatz. Foto: Andreas Fischer

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