Nr. 06/2013 - Stadt Putbus
Nr. 06/2013 - Stadt Putbus
Nr. 06/2013 - Stadt Putbus
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Ein Kunst*Kauf*Haus auf Rügen wurde eröffnet<br />
Liebe Freunde der Kunst, liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
sehr geehrte Gäste aus fern und nah<br />
Ein Kunstkaufhaus gilt es zu eröffnen! Ein so noch nicht dagewesenes<br />
Projekt auf Rügen, das um die Gunst derer buhlt, die<br />
das Besondere mögen, das Unikat, die originäre Handschrift<br />
jener, die sich unverwechselbar um Authentizität in ihrer Arbeit<br />
mühen, bemühen, deren Sorge es ist, in der unglaublichen<br />
Vielfalt der Stimmen gehört, angenommen zu werden.<br />
Ein Kaufhaus der Kunst gab es in der langen Geschichte der<br />
Kunst auf Rügen wirklich noch nicht. Es gab immer wieder mal,<br />
besuchsweise, Künstler auf Rügen, Hiddensee und Vilm, sehr<br />
berühmte darunter, angefangen von Jakob Philipp Hackert,<br />
der sich von 1762 bis 1764 auf Rügen aufhielt und das gerade<br />
aufgebaute Gutshaus Boldevitz zwischen Bergen und Gingst<br />
mit herrlichen Bildertapeten verschönte. Auch schaute besuchsweise<br />
Ende August 1763 der damals noch junge Schweizer<br />
Johann Heinrich Füssli herein, bevor er in England berühmt<br />
werden sollte. Das Alles geschah lange vor Friedrich, der wohl<br />
schon mit seinem Zeichenlehrer Quistorp Ende des 18. Jahrhunderts<br />
Jasmund auf Rügen zeichnerisch erkundete, um dann<br />
als Solitär zu Beginn des 19. Jahrhunderts Rügen mehrfach<br />
künstlerisch sehr ausführlich zu entdecken, immer mit dem<br />
Skizzenbuch in der Hand, um festzuhalten, was zum Gegenstand<br />
seiner heute weltberühmten Bilder werden sollte. Kunst<br />
dieser frühen Kollegen, ein heute weniger bekannter Zeitgenosse,<br />
der Bergener Universalgelehrte und zuweilen auch Kunst<br />
schaffende Johann Jakob Grümbke sei aus lokalpatriotischen<br />
Gründen hier nicht vergessen, wurden mitunter unter der Hand<br />
verkauft, landeten in Sammlungen von Pastoren oder Gutsverwaltern,<br />
auch hier auf Rügen, in Altenkirchen, in Trent, in<br />
Götemitz oder in Bergen. Manch ein Reiseschriftsteller ließ<br />
sich Stiche nach Zeichnungen anfertigen, um damit seine mehr<br />
oder weniger trockenen Texte zu illustrieren. Wer will kann<br />
vieles in Holger Teschkes „Gebrauchsanweisung für Rügen<br />
und Hiddensee“ nachlesen, soeben bei Piper in München und<br />
Zürich erschienen! Wirklich ansässig auf Rügen waren Künstler<br />
hier nie, bis auf die 60-er Jahre des 20. Jahrhunderts, da kamen<br />
erste Künstler von den Hochschulen und Akademien der<br />
DDR, um hier Wurzeln zu schlagen. Vor dem DDR-Zwischenspiel,<br />
gab es die andere Diktatur, die mit Kunst auf Rügen nicht<br />
so viel am Hut oder am Stahlhelm hatte. Dort galt Wehrertüchtigung.<br />
Kunst hatte im Dienst einer braunen Ideologie zu stehen<br />
und Künstler, die diesen Namen verdienen, gab es bis auf<br />
EINEN KÜNSTLER nicht, der war hauptberuflich als Kunsterzieher<br />
tätig und nur nebenberuflich als Künstler unterwegs. Ich<br />
spreche von Joachim Daerr, der in der Lauterbacher Straße 2 in<br />
<strong>Putbus</strong> wohnte, in <strong>Putbus</strong> und Bergen wirkte.<br />
Weit davor gab es immer wieder Besuche namhafter Künstler,<br />
angefangen von Carl Gustav Carus, und Karl Friedrich Schinkel,<br />
Carl Blechen, Adolph Menzel, Friedrich Preller d.Ä., Lyonel<br />
Feininger, Walter Leistikow, Max Kaus, Walter Gramatté, Karl<br />
Hagemeister, Ivo Hauptmann, Willy Jaeckel, Alexander Kanoldt,<br />
Georg Tappert, Wolfgang Frankenstein, Herbert Tucholski,<br />
Wieland Förster, Manfred Kastner, Max Uhlig. Die Aufzählung<br />
nimmt kein Ende, fand aber in Galerien auf Rügen nie einen<br />
Anfang. Das hat natürlich und besonders saisonale Gründe.<br />
Galerien zu DDR-Zeiten gab es nur in Kulturhäusern des<br />
Kreises und in NVA-Gebäuden, deren Verantwortliche mit<br />
Kunst und Kultur die militärischen Tristessen vergessen<br />
machen wollten. Ausstellungen von Kunst, auch gewagte,<br />
spektakuläre, gab es durchaus vielerorts, auch und besonders<br />
in Kirchen, wie in Altenkirchen und Middelhagen. Es gab<br />
Jugendklubhäuser, so in Sassnitz und Poseritz, die dann und<br />
wann Kunst ausstellten und es gab Hotels, Schulen, Kliniken,<br />
Betriebe, die sich mit Kunst schmückten, Kunst ankauften. In<br />
<strong>Putbus</strong> , gleich nebenan, gab es eine alte Orangerie, die sich<br />
seit Mitte der 70-er Jahre des 20. Jahrhunderts zum damaligen<br />
Ausstellungszentrum des Kreises Rügen profilierte. Hier stellten<br />
Stötzer, Metzkes, Butzmann, Pfüller und Uhlig aus, auch der<br />
Aktfotograf Rössler aus Leipzig. Nie wurde Kunst geklaut. Bei<br />
der Rössler-Akt-Ausstellung schon. Vier Frauenakte schmücken<br />
irgendwo bis heute das Heim eines Bedürftigen.<br />
Ich kann und will nicht alle Gegenwartskünstler nennen, die auf<br />
Rügen Kunst machten und noch machen. Einige haben offene<br />
Ateliers und Werkstätten, wie unser Kollege Bernard Misgajski<br />
aus Wreechen, der immer wieder seine Werkstatt für andere<br />
Kollegen öffnet. Er stellt auch hier im KUNSTKAUFHAUS aus.<br />
Nicht alle auf Rügen schaffende Künstler haben sich am Projekt<br />
beteiligt. Manch einer kann nicht in einer Gruppe ausstellen.<br />
Manch einer/eine versteht sich nur als Solitär oder ist mit<br />
der Petersburger Hängung nicht einverstanden. Ich vermisse<br />
den einen oder anderen wirklich guten Künstler schon. Das ist<br />
zwar schade, aber durchaus normal. Die zwei privaten Galerien<br />
in Sellin und Bergen vertreten spezielle Programme und Künstler.<br />
Der Kunstverein Rügens ist eingetragen und kann nicht<br />
mehr wichtige künstlerische Akzente setzen.<br />
Die KulturStiftung Rügen bemüht sich und zeigt jährlich Künstlerausstellungen,<br />
kann aber längst nicht alle Kunstbedürfnisse<br />
befriedigen. Auch Arkona und Prora haben immer wieder<br />
mal Ansätze guter, ja beispielhafter Kunstpräsentationen zu<br />
verzeichnen. Und trotzdem fehlen weitere, nicht nur kurzfristige<br />
Möglichkeiten der künstlerischen Präsentation, neben kurzzeitigen<br />
Kunstflaniermeilen, die sich manche Kommune leistet,<br />
sollten WIR ALLE offen sein und offen bleiben für Wagnisse.<br />
Ein solches Wagnis ist das heute zu eröffnende Kunstkaufhaus,<br />
dass ansprechendes Angebot unterbreitet.<br />
„Künstler kann man nicht kaufen, Kunst schon.“<br />
die hier ausstellenden Künstler unterbreiten ein Angebot auf<br />
Zeit und würden sich freuen, ließe es sich verlängern, erweitern,<br />
fände es Anklang und Unterstützung.<br />
Ich möchte mich bei den Machern ausdrücklich bedanken und<br />
meine damit Monika Ringat (Mo) und all die anderen Mitstreiter.<br />
Möge Ihre Arbeit, ihre große Pionierarbeit, Erfolg haben und<br />
Kunst in die Hände derer bringen, die mit Kunst eine keineswegs<br />
immer stimmige Sinn-Welt hinterfragt. Möge ihr Tun noch<br />
mehr Akzente erfahren, damit wir mit unseren Werken Herzen<br />
erreichen, für die Kunst lebensnotwendig bleibt.<br />
Walter G. Goes<br />
Die schöne weiße Flügeltür des Kunstkaufhauses<br />
im Kronprinzenpalais<br />
(Circus 1) in der weißen <strong>Stadt</strong> <strong>Putbus</strong><br />
öffnete sich am 24. Mai <strong>2013</strong>. Die Betreiber<br />
des Kunstkaufhauses begrüßten<br />
alle Interessierten in ihren Räumen mit<br />
den verschiedensten großen und kleinen<br />
künstlerischen Objekten und luden<br />
zum Kennenlernen ein. Zu sehen und zu kaufen gibt es Malerei,<br />
Plastik, Grafik, Fotografie, Keramik, Porzellan, Emaille, Möbel,<br />
Schmuck, Metallenes, Textiles, Illustrationen, Instrumente,<br />
Spielzeug, Bücher und ...<br />
Geöffnet hat das Kunstkaufhaus Dienstag – Sonntag<br />
von 12.00 bis 18.00 Uhr. Montags ist geschlossen.<br />
Telefonisch sind die Betreiber zu erreichen unter<br />
038301 677897. Monika Ringat<br />
PN # <strong>06</strong>.13 10