Download - Strahlen des Lichts
Download - Strahlen des Lichts
Download - Strahlen des Lichts
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
so, als ob er schießen wolle.<br />
Alles in Allem, war der Knabe so<br />
mutwillig, dass auch die kleinen<br />
Vögel, die zahlreich im Saal herumflogen,<br />
nicht von ihm verschont wurden.<br />
Er verzauberte sie, so gut er<br />
konnte.<br />
Die Jungfrauen hatten ihre Freude<br />
an ihm und wenn sie ihn erwischten,<br />
schaffte er nicht, so schnell wieder<br />
von ihnen loszukommen. Allen<br />
brachte der Knabe Lust und Freude.<br />
Vor der Königin war ein kleiner und<br />
zierlicher Altar aufgebaut. Auf ihm<br />
lag ein kleines Buch mit einem Einband<br />
aus Samt und ein wenig mit<br />
Gold beschlagen. Daneben stand<br />
ein kleiner Leuchter aus Elfenbein,<br />
welcher ständig brannte. Wenn<br />
Cupido nicht aus purem Übermut<br />
ab und zu in die Flamme geblasen<br />
hätte, hätte man meinen können, es<br />
wäre kein Feuer.<br />
Daneben stand eine Himmelskugel,<br />
die sich eigenständig drehte und dahinter<br />
eine kleine Pendeluhr. Darauf<br />
stand ein kleiner kristallener Brunnen,<br />
aus dem ständig blutrotes Heilwasser<br />
floss.<br />
Als letzter Gegenstand war da noch<br />
ein Totenkopf. In ihm befand sich<br />
eine weiße Schlange, die so lang<br />
war, dass, obwohl sie sich um den<br />
ganzen Kopf geschlungen hatte,<br />
mit dem Schwanz noch in einem<br />
Auge befand und mit dem Kopf in<br />
das andere Auge hineinschlängelte.<br />
Sie befand sich also immer innerhalb<br />
<strong>des</strong> Totenkopfes. Auch war sie<br />
sehr schnell, denn obwohl Cupido<br />
sie ein wenig fetzte, verschwand sie<br />
so schnell hinein, dass wir uns alle<br />
wundern mussten.<br />
Neben dem kleinen Altar standen<br />
einige geheimnisvolle Bilder. Diese<br />
Bilder bewegten sich, als ob sie lebten.<br />
Auch waren die Darstellungen<br />
so phantasiereich, dass es mir unmöglich<br />
ist sie zu beschreiben.<br />
Während wir hinausgingen, ertönte<br />
ein wunderlicher Gesang. Ich konn-<br />
te nicht unterscheiden, ob er von<br />
den noch im Saal befindlichen Jungfrauen<br />
oder von den Bildern ausging.<br />
Wir waren bis jetzt zufrieden und zogen<br />
gemeinsam mit den Jungfrauen<br />
davon. Die Musikanten waren auch<br />
wieder zur Stelle und führten uns<br />
die Wendeltreppe wieder herunter.<br />
Hinter uns wurde anschließend die<br />
Tür geschlossen und verriegelt.<br />
Als wir nun wieder in unserem Saal<br />
versammelt waren, fing eine Jungfrau<br />
an zu sprechen. “Schwester,<br />
mich wundert, dass du dich unter all<br />
diese Personen gewagt hast”.<br />
“Meine Schwester”, antwortete die<br />
Präsidentin, “ich habe mich um<br />
keinen mehr gesorgt als um ihn”<br />
und zeigte dabei auf mich. Dieses<br />
Wort schnitt mir ins Herz, denn ich<br />
merkte wohl, dass auf mein hohes<br />
Alter angespielt wurde, denn ich war<br />
von allen der Älteste. Sie tröstete<br />
mich aber sofort und gab mir die<br />
Hoffnung, denn wenn ich mich an<br />
sie halten würde, wolle sie mir bei<br />
dieser Last behilflich sein.<br />
In der Zwischenzeit war das Essen<br />
wieder aufgetragen. Die Jungfrauen<br />
setzen sich zu jedem und wussten<br />
wohl die Zeit durch holdselige Gespräche<br />
zu verkürzen worüber ich<br />
nicht sprechen möchte.<br />
Hauptsächlich wurde über Kunst<br />
gesprochen. Es fiel mir auf, dass<br />
Jung und Alt sehr leicht mit diesem<br />
Thema umgehen konnte.<br />
Ich war etwas traurig, da ich immer<br />
daran denken musste, wieder jung<br />
sein zu können. Das bemerkte auch<br />
die Jungfrau und sagte: “Ich merke<br />
wohl, was diesem jungen Gesellen<br />
fehlt. Wenn ich die künftige Nacht<br />
bei ihm schlafe, wird er sicher morgen<br />
lustiger sein.”<br />
Hierrauf fingen alle an zu lachen und<br />
obwohl ich überall errötete, musste<br />
ich schließlich in dieser Situation<br />
auch lachen.<br />
Nun war da einer, der meine<br />
Schmach an den Jungfrauen rächen<br />
wollte und sprach: “Ich gehe davon<br />
aus, nicht nur wir, sondern auch alle<br />
Jungfrauen können bezeugen, dass<br />
unsere Präsidentin versprochen hat<br />
die künftige Nacht bei ihm zu schlafen.”<br />
“Damit wäre ich wohl einverstanden”,<br />
sagte die Präsidentin, “wenn<br />
ich nicht meine Schwestern fürchten<br />
müsste, ohne ihren Willen, den<br />
schönsten und besten zu erwählen.”<br />
“Meine Schwester”, sagte eine<br />
andere Jungfrau, “spüren wir<br />
doch, dass dich dein hohes Amt<br />
nicht stolz gemacht hat. Wenn wir<br />
nun mit deiner Erlaubnis das Los<br />
entschei-den lassen würden, die<br />
anwesen-den Herren zu Schlafbuhlen<br />
zu wählen, solltest du mit<br />
unserem guten Willen das Vorrecht<br />
bekommen.”<br />
Wir betrachteten das alles als<br />
Scherz und fingen nun wieder an<br />
uns miteinander zu unterhalten.<br />
Unsere Jungfrau wollte aber uns<br />
weiter necken und fing wieder an:<br />
“Ihr Herren, was halten sie davon,<br />
wenn wir das Glück entscheiden<br />
lassen, wer noch heute miteinander<br />
schlafen solle?”<br />
“Nun”, sagte ich, “wenn es so sein<br />
soll, dann können wir sicher das<br />
Angebot nicht abschlagen.”<br />
Da nun beschlossen wurde, die<br />
Angelegenheit nach dem Essen zu<br />
probieren, wollten wir nicht länger<br />
am Tisch sitzen. Wir standen <strong>des</strong>halb<br />
alle auf und spazierten jeder<br />
mit seiner Jungfrau auf und ab.<br />
“Nun”, sprach die Jungfrau, “es soll<br />
jetzt sein, lasst uns abwarten und<br />
das Glück entscheiden.” Hierauf<br />
wurden wir voneinander getrennt.<br />
Nun erhob sich Widerspruch über<br />
die Situation, denn es war zu erkennen,<br />
dass das Spiel geplant<br />
war.<br />
Die Jungfrau machte den Vorschlag,<br />
wir sollten uns mischen und<br />
dann in einem Kreis aufstellen. Es<br />
sollte dann abgezählt werden und<br />
jeder siebte sollte den nachfol-<br />
2012-2 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 11